Das Grab des Königs Siptah (KV 47)

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ÄGYPTEN-KOLLOQUIUM:
»...einen Blick auf die unterirdischen Räume»
DAS „TAL DER KÖNIGE” IN DER 19. und 20. DYNASTIE
Referat von Monika Jennrich
Veranstaltungsort:
Institut für Zytobiologie und Zytopathologie, Fachbereich 20
Robert-Koch-Str. 5,
Marburg/Lahn
Datum:
Freitag, den 23. Mai bis Sonntag den 25. Mai 2008
© Text: Monika Jennrich; Bilder: M. und K. Jennrich, falls im Bild oder in der Bildunterschrift nicht anderes erwähnt.
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Das Königsgrab der späten 19. Dynastie
des Königs Siptah (KV 47)
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Einleitung, Lagebeschreibung und Vorstellung des Referats.
Im westlichen Teil des sogenannten Osttales im Tal der Könige befindet sich das Grab des
jungen Königs Siptah KV47.
Es ist die letzte Ruhestätte des zweitletzten Königs der 19. Dynastie.
Wie auf der Skizze zu erkennen, liegt das Grab gegenüber den Gräbern der Königin Tausret
und dem König Sethnacht (KV14), dem König Sethos II. (KV15) und dem Kanzler Bai
(KV13).
Das Grab KV 47 des Königs Siptah ist bis jetzt noch nicht vollständig erforscht und publiziert.
Ich möchte in diesem Bericht in zusammengefaßter Form über die bisherigen Erkenntnisse
von der Grabentdeckung, der weiteren sowie aktuellen Erforschung, ebenso über die
Architektur, Grabdekoration, Grabausstattung sowie über die Person des jungen Königs in
genannter Reihenfolge berichten.
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Bildquelle: Bonechi; Ägypten 7000 Jahre Kunst und Geschichte. 2006 Firenze.
Skizze: Theban Mapping Project
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Grabentdeckung und weitere Erforschung des Grabes
Im November 1905 wurde das Grab von Ayrton entdeckt und 1908 publiziert. Er grub es bis
zur Vorkammer aus.
An der 2. Kammer stoppte er sein Vorhaben wegen des schlechten Zustandes in dem sich der
Fels befand. Er befürchtete, daß durch den mit Schlemmschichten verfüllten harten Schutt, die
Sarkophagkammer einstürzen könnte. Deshalb stufte er ein weiteres Vorgehen als zu gefährlich
ein.
Bilder: Henry Burton (und H.E. Winlock) 3
Harry Burton und M. Davis entschlossen sich im Februar 1912 nach einer gemeinsamen
Inspektion des Grabes die Freilegung zu vollenden, da es bis dahin zu keinen weiteren
Einbrüchen kam.
Harry Burton räumte das Grab bis zur Sarkophaghalle frei.
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BMMA (Bulletin of the Metropolitian Museum of Art), 11. Januar 1916, S. 13-18 (Beitrag von Henry Burton (und H.E. Winlock).
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Für Harry Burton sah es offensichtlich so aus, daß das Grab schon in der Antike geplündert
war. Auch meinte er, es sei anzunehmen, falls irgendwelche Objekte liegen geblieben seien,
diese durch die Masse und das Gewicht der Trümmer, völlig zerstört sein müßten.
Er fand Korridor, Durchgang und Eingang zur Sargkammer von herabfallendem Gestein und
von Wasser eingespültem Unrat gefüllt vor. Die Kammer sah aus, als ob sie jeden Moment
einzustürzen drohte. So sah er sich gezwungen die gefährlichste Stelle durch errichten einer
starken Steinsäule zu stützen.
Das Gewölbe war ansonsten, außer einem langen Riß, in einen recht guten Zustand, obwohl der
flache Teil inklusive der vier Pfeiler zusammengebrochen war.
Als er nach weiteren Aufräumarbeiten den Sarkophag entdeckte, riß er die improvisierte Säule
wieder ab und entfernte störende Teile der Decke, um den aus Rosengranit bestehenden
Sarkophag zu bergen.
Außer kleine Teile des Sarkophages, die abgebrochen waren, wohl durch rauhen Zugriff der
Plünderungen in der Antike, war der Sarg intakt. Er enthielt einige zertrümmerte Knochen, die
nachweislich nicht von Siptah stammten. Burton nimmt an, daß es sich hierbei um eine spätere
Bestattung aus der dritten Zwischenzeit handeln könnte. Bekannt war ja, daß die Mumie von
Siptah im Grab des Amenhotep II. von Loret gefunden und eindeutig identifiziert wurde.
Der Deckel, durch den Fall etwas beschädigt, lag mit dem Oberteil nach unten neben dem
Sarkophag. Er wurde später vom Service des Antiquités durch Mr. Barsanti wieder auf den Sarg
plaziert.
Shawabti of Siptah, New Kingdom, Dynasty 19,
reign of Siptah, ca. 1194–1188 B.C.
Egyptian Alabaster;
H. 8 1/4 in. (20.9 cm)
Gift of Theodore M. Davis, 1914 (14.6.179)
Bild: http://www.metmuseum.org/toah/images/hb/hb_14.6.179.jpg
In den tieferen Schuttschichten fand Burton diverse vollständige sowie zerbrochene AlabasterUschebtis des Königs Siptah.
Auf dem Foto ist eins von 10 Uschebtis zu sehen, welche dem Metropolitian Museum New
York übergeben wurden.
Drei Uschebtis behielt er selbst, fünf erhielt das Museum von Kairo.
Weitere Funde waren Kalksteingefäßdeckel mit stilisiertem Lotusmuster sowie diverse andere
Alabasterfragmente. Bemühungen, diese zusammenzusetzen blieben erfolglos.
Howard Carter grub 1922 den Umgebungsbereich von KV 47 aus und fand dabei mehrere
Ostraka und kleine Gegenstände, die zu diesem Grab gehörten.
In der Zeit vom 01.06.1998 - 30.09.2007 fanden inzwischen neun Grabungskampagnen durch
das Ägyptologische Seminar der Universität Basel statt. Das Projekt läuft unter dem Namen:
"MISR: Mission Siptah – Ramses X.". Zu den Mitarbeitern gehören Dr. Hanna Jenni, Elina
Paulin-Grothe, Andreas Dorn, Dr. Babara Lüscher und Prof. Dr. Thomas Schneider.
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Das Ziel dieser Mission ist es, die genannten Gräber vollständig auszugraben und zu
publizieren. Die Publikationen sind noch nicht abgeschlossen. Ein Vorbericht ist auf der
Onlineseite der Universität Basel veröffentlicht 4 .
Frau Dr. Hanna Jenni berichtet auf ihrer Onlineseite über neue Funde 5 im Bereich des Grabes
Siptah sowie über Funde im Areal der näheren Umgebung des Grabes.
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Während der erneuten Erforschung des Grabes wurde der moderne Fußboden im Frühjahr 2004
vorübergehend entfernt, um den restlichen Schutt abzutragen. Dabei fand man weitere Reste der
Grabausstattung, unter anderem diese Fragmente des Granitsarkophages.
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Außerhalb des Grabes von Siptah fand man in der Umgebung an die 300 Ostraka, die mit
figürlichen oder hieratischen Inschriften versehen waren. Die erste Untersuchung ergab, daß
diese aus der 19. Dynastie stammen und wahrscheinlich den Gräbern Sethos II., Tausret, Bai
und Siptah zugeordnet werden können. Der abschließende Befund wird noch durch D. Cilli
veröffentlicht werden 7 .
Das Areal östlich des Eingangs wurde ca. 3 m tief bis zum anstehenden Fels ausgegraben.
Neben zahlreichen Keramikfunden, deren Herkunft noch nicht bestimmt werden kann, wurden
im und vor dem Grab weit verstreute Fragmente gefunden, die wieder zusammengefügt werden
konnten, wie dieses Uschebti aus Kalzit-Alabaster des Königs Siptah.
4
http://pages.unibas.ch/talderkoenige
Die Befunde werden im Band über das Grab Siptahs und Tiaas veröffentlicht werden. Siehe
http://pages.unibas.ch/talderkoenige/publikationen.htm (Publikationen März 2008).
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Bild 5 – 6 – 7 – 8 - http://pages.unibas.ch/talderkoenige/ (März 2008)
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Der Befund wird von D. Cilli veröffentlicht werden. Siehe Fußnote 5 Publikationen.
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Architektur – Grabausschmückung
Das Grab ist in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Es verläuft in einer geraden Achse, hat etwa
eine Länge von 120 Meter und eine Tiefe von etwa 13,12 Meter.
Der äußere Bereich der Grabanlage ist am Beginn baugleich mit dem Grab von Sethos II.
(KV15).
Wie auf der Skizze zu sehen, folgen nach dem eigentlichen Eingang 3 Korridore, wobei C und
D eine Neigung aufweisen.
Vom äußeren Eingang führen aus behauenen Steinblöcken in den Felsboden eingelassene
Stufen zum abschüssigen ersten Korridor B.
Diese Stufen führen zum eigentlichen Eingang des Grabes, auf dessen Türsturz eine gelbe
Sonnenscheibe mit einem Skarabäus als Morgenform und eine widderköpfige Gottheit als
Abendform des Sonnengottes abgebildet ist.
Rechts und links der Sonnenscheibe sind Isis und Nephtys anbetend davor dargestellt.
Unter dem Türsturz des Durchganges befand sich ein Holzbalken der zum abschüssigen ersten
Korridor B führt.
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Gleich im Eingangsbereich wird Siptah als König beider
Länder von Re-Harachte begrüßt, dargestellt auf einem
kräftigen gelben Hintergrund.
Im Anschluß daran folgt die Öffnungsvingette der Litanei des Re, die sich auf der linken Wand
fortsetzt. Sie ist bis auf die Kartuschen in bemalten, versenkten Relief ausgeführt.
Die inneren Laibungen vom Eingang des Grabes sind mit
geflügelten Figuren der Maat dekoriert, welche in einem
Korb auf Wappenpflanzen von Ober- und Unterägypten
getragen und mit verschiedenen Verheißungen beschenkt
wird, die die Fortdauer der Weltordnung garantieren sollen.
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Ein 15m langer Korridor folgt, auf dem die Wände sorgfältig
mit gemalten Inschriften von den ersten Zeilen der Litanei
des Re sowie weiteren Texten und Szenen aus diesen
Passagen geschmückt sind.
Die Decke ist in ihrer Farbenpracht, dem Sternenhimmel und in der Mitte einem Längsfries mit
Inschriften und Götterszenen, noch gut erhalten.
Auf seinem Weg ins Jenseits begleiten Siptah in das Grabesinnere geflügelte Wesen mit den
Köpfen der Kronengöttinnen Nechbet (Geier) und Wadjit (Schlange).
Darstellungen von einer Reihe fliegender Geier sind im ersten Korridor ebenfalls an der Decke
zu sehen.
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Die Litanei in den Korridoren B und C ist eine lange Hymne an den Sonnengott Re.
In den als Sonnenlitanei des Re bekannten Texten im Neuen Reich wird der Sonnengott in "all
seinen Entfaltungen" als 74 verschiedene Gottheiten identifiziert. Nicht nur in der Gestalt der
Sonne, sondern auch als weibliche Gottheiten, wie Nut und Isis.
Die Anbringung dieser Litanei gehört zum Standartprogramm der ramessidischen Königsgräber
in der 19. und 20. Dynastie und erscheinen seit Sethos I. (KV 17) an der Decke von Korridor C.
Im Grab Siptah könnte man die Litanei, von der stets bestimmte Passagen im Korridor C an der
Decke angebracht ist, als liturgischen Text verstehen, der im Grab von den Priestern rezitiert
wurde. Es handelt sich dabei um die Anrufung an den vereinigten Re und Osiris, den
"vereinigten Sonnenleib".
Frau Hanna Jenni 8 deutet die Textabschnitte, welche an den Wänden zu sehen sind, als Refrain
zu der langen Litanei von Anrufungen an den Sonnengott.
Etwa in der Mitte des Korridors C befinden sich auf beiden Seiten gegenüberliegend, etwas
über dem Bodenniveau, zwei Balkenlöcher. Sie dienten dem kontrollierten Abseilen des
Sarkophages.
Am Ende jeder Wand befinden sich identische Szenen aus dem Kapitel 151 des Totenbuches.
Hier endet der erste Teil der Reise mit der
erfolgreichen Balsamierung des Königs und der
Ausstattung mit den notwendigen Riten und
Utensilien durch Anubis.
Auf dem Foto ist in der Mitte Anubis neben der
Mumie stehend zu sehen, welche auf einem Bett mit
Löwenfüßen und Löwenköpfen liegt, von Isis und
Nephthys flankiert.
Darüber und darunter in besonders schöner
Ausführung der Anubis-Schakal.
Ebenso werden Osiris Gebete und Litaneien zu seinem
Lob unter vielen Namen zuteil.
Die Texte und Darstellungen an den Wänden und der
Decke setzen den König mit Re gleich und binden ihn
in den täglichen Sonnenlauf mit ein.
Zu sehen sind Ausschnitte aus der Sonnenlitanei und
dem Amduat.
8
Die Resultate mit den neuen Erkenntnissen werden von H. Jenni im Band über das Grab Siptahs und Tiaas noch publiziert werden – siehe
http://pages.unibas.ch/talderkoenige/ Publikationen (März 2008)
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Von nun an setzt Siptah seine unterweltliche Reise nicht
mehr als König fort, sondern als Gott auf dem Weg zu
Osiris werdend.
An den Korridor C schließt sich der undekorierte Schachtraum 9 ohne Schacht an.
Hiermit ist somit eine Trennung des Grabgrundrisses in eine obere und untere Hälfte erfolgt.
An diesen Schachtraum schließt sich die Pfeilerkammer F an.
Jeweils zwei Pfeiler befinden sich mittig entlang der Hauptachse.
Sie ist auf den ersten Blick undekoriert. Spuren roter Farbe in der Mitte der rechten Wand
(Westwand) sind zu erkennen. Kent Weeks 10 vermutet, daß sie vielleicht eine geplante Tür
markieren, die zu einer niemals angelegten Seitenkammer führen sollte.
9
Die Bedeutung des in vielen Gräbern vorhandenen Schachtraumes ist noch unsicher. Es gibt diverse Diskussionen darüber die
von der Funktion als simples Regenauffangbecken über den Schutz vor Grabräubern bis zum „Ritualbrunnen“ gehen.
10
Weeks, Kent; Luxor. Illustrierter Reiseführer durch Grabstätten, Tempel u. Gräber, Seite 297. Vercelli 2005. Seite 297.
10
11
Blick in den unteren Teil der Grabanlage
Korridore im unteren Teil der Grabanlage
In den darauf folgenden Korridoren / Räumen fehlt heute die Ausmalung vollständig bis auf
einige Ausnahmen, wo noch Spuren roter Farbe erkennbar ist. Hanna Jenni geht davon aus, daß
auch diese Korridore vollständig dekoriert waren.
Im unteren Teil der Grabanlage sind die Decken gewölbeförmig ausgebrochen.
Auf dem Foto zeigt der Pfeil in etwa die ursprüngliche Höhe der Decke.
Durch das Vorhandensein eines zusätzlichen Raumes und zwei Korridoren hat das Grab eine
ungewöhnliche Länge. Statt wie in der ramessidischen Zeit allgemein üblich, daß nach dem
Korridor H und einem Vorraum, direkt die Sargkammer betreten wird, folgt hier noch ein
länglicher Raum J1, der etwas breiter als die Korridore ist. Auffallend ist dort an der linken
Wand ein etwa 2 Meter hohes Loch.
An dieser Stelle war eigentlich die Sarkophagkammer geplant. Durch einen Planungsfehler
wurde zu spät bemerkt, daß man dabei mit dem Grab KV 32 kollidieren würde.
Der Raum J entstand so durch diesen Planungsfehler.
Nach neuen Erkenntnissen vermutet Hanna Jenni, daß dieses undekorierte Grab KV 32 einem
der Königskinder der Gemahlin Tiaa des Amenophis II. aus der 18. Dynastie zugeordnet
werden könnte.
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Nachdem die Wände vom Raum J1 während der
letzten Kampagne von anklebenden Schuttresten
befreit wurden, kamen noch Reste von der
ursprünglichen Dekoration zum Vorschein.
Hier ein paar Fotos nach der Reinigung. Es
handelt sich dabei um Darstellungen aus dem
Unterweltbuch, sechster und siebter Abschnitt
des Amduat 11 .
Am Ende der Grabachse befindet sich die unfertig gebliebene Grabkammer. Es fehlt die hintere
Abschlußwand. Beim Blick vom letzten Korridor in die Sargkammer fällt sofort der
dominierende Sarkophag auf, welcher heute in Situ an seinem Platz steht. Von der
Wanddekoration sind nur noch minimale Dekorationsreste zu sehen.
11
http://pages.unibas.ch/talderkoenige/ (März 2008)
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13
Die hintere Pfeilerhalle fehlt, von der vorderen Reihe der vier Pfeiler sind allerdings nur noch
Reste vorhanden. Die Wandbänke auf drei Seiten und Deckengewölbe in der Querachse wurden
vollendet.
Hier ruhte nun der König in seinem
Sarkophag, als Sonnengott
geworden, während in der
Darstellung auf dem Deckel seine
Osiriswerdung nochmals verdeutlicht
wird.
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Der äußere Sarkophag aus rotem Granit hat die Form einer
Kartusche. Auf dem Deckel befindet sich ein halbplastisches
Bildnis des Königs. Flankiert wird der König von den
Göttinnen Isis und Nephtys, umgeben von einem Krokodil,
einer Schlange, zwei Kobras mit menschlichen Köpfen.
12
Foto: Weeks, Kent; Luxor. Illustrierter Reiseführer durch Grabstätten, Tempel u. Gräber. Vercelli 2005.
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14
An beiden Seiten wird der König von den Göttinnen Isis und Nephtys beschützt.
Die Außenseiten sind mit Texten, Ornamenten und Szenen versehen, die in dieser Art hier zum
ersten Mal auftreten und in den späteren Gräbern bis zur Herrschaft von Ramses II.
übernommen wurden 13 . Es sind Szenen, die mit dem sogenannten Buch der Erde verwandt
sind, welches in 4 Teilen die nächtliche Fahrt der Sonnenbarke durch die Unterwelt beschreibt.
Während auf der Onlineseite von kv 5 14 zu lesen ist, daß an dem Sarkophag von Siptah
keine sichtbaren Beweise für die Auslöschung der Namen des Königs zu sehen sind, berichtet
Altenmüller 15 von Spuren einer zweiten Verwendung. An der Sargwanne und Deckel sei zu
erkennen, daß die dort angebrachten Thron- und Geburtsnamen des Siptah über ausgekratzte
Namen eines Vorbesitzers erneut angebracht wurden.
An einer Stelle der Sargwanne befinden sich leer gelassene Kartuschen, die bei der
Wiederverwendung nicht neu beschriftet wurden. Der Name des Vorbesitzers ist nicht mehr zu
erkennen.
An Hand von Indizien wird vermutet, daß der königliche Sarkophag zwischenzeitlich von
Tausret usurpiert und die Mumie Siptah`s in ihren "nichtköniglichen" Sarkophag umgebettet
wurde.
Ein Indiz für die Usurpation und Rückführung des Sarkophages von Siptah sind die
Schleifspuren an den Wänden im Grab von Tausret, die Altenmüller meint gesehen zu haben
und dokumentiert hat. Mir sind diese bei der Grabbesichtigung nicht aufgefallen, möglich, daß
sie durch Restaurationen des Grabes nicht mehr zu sehen sind. Altenmüller vermutet, daß diese
vom Deckel und der Sargwanne beim Abtransport des Sarges durch die engen Gänge
entstanden sein könnten.
Es wird davon ausgegangen, daß vermutlich nach dem Machtwechsel von Tausret unter
Sethnacht die Rückführung des Sarkophages und der Mumie Siptah`s erfolgte.
Während der Zeit der Sargbewegung und der Auslagerung der Mumie wurde das Grab von
Siptah wahrscheinlich renoviert und nach Beendigung der Arbeiten neu geweiht.
Siptah wurde so nach der Machtergreifung Sethnacht`s ein zweites Mal bestattet.
Möglich ist, daß bei der Renovierung des Grabes nur die Wiederherstellung der Kartuschen
Siptah`s erfolgte.
Zu erwähnen wäre hierbei, daß nicht nur am Sarkophag Kartuschennamen von Siptah getilgt
wurden, sondern teilweise auch an den Wänden im Grab ebenso im Grabinneren. Auffallend ist
dabei, daß die Restauration der Kartuschen in unterschiedlicher Qualität erfolgte.
Am Grabeingang sorgfältiger als im Grabinneren. Sie unterscheiden sich nicht von den
ursprünglichen Kartuschen, allenfalls ist gelegentlich eine "modernere" Schreibweise zu
erkennen.
13
http://pages.unibas.ch/talderkoenige/ (März 2008)
http://www.kv5.de/html_german/index_exploration_german.html (März 2008)
15
Altenmüller, H., Bemerkungen zu den Königsgräbern des Neuen Reiches, SAK 10, 1983.
14
14
15
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Zur Person und Regierungszeit Siptah
Thronnamen: SIPTAH
Jahr 1 - 2
sxaj.n - Ra mrj - Jmn
"Der von Re inthronisierte, Geliebter des Amun" (nach Schneider)
K.A. Kitchen; The Ramesside Inscriptions 8 Bände, 1973-90, Band IV, Seiten 362 - 363
sxaj.n - Ra mrj - Jmn stp.n - Ra
"Der von Re inthronisierte, Geliebter des Amun, Erwählter des
Re" (nach Schneider)
Catalouge Général des Antiquités Egytiennes du Musée du Caire. Invent.-Nr. 25515
Jahr 2 – 6
ax - n - Ra stp.n - Ra
"Emanation des Re, Erwählter des Re"(nach Schneider)
"Schön für Re, Auserwählter des Re" (nach Clayton)
D. Randall-Maciver & L. Woodley Buhen I Expedition to Nubia VII, 1911;
Band I, Seite 36
Th.M. Davis; The Tomb of Siphthah, the Monkey Tomb
and the Gold Tomb. 1908
ax - n - Ra stp.n - Ra mrj - Jmn
"Emanation des Re, Erwählter des Re, Geliebter des Re"
(Schneider)
Catalouge Général des Antiquités Egytiennes du Musée du Caire. Invent.-Nr. 61038
Quelle: Christian Wrana; http://www.eglyphica.de
Siptah war der 7. König und somit, wie Eingangs erwähnt, der zweitletzte König der 19.
Dynastie (1198-93 v. Chr.).
Das Ende der 19. Dynastie, in der Zeit zwischen Sethos II, und Ramses III. ist hinsichtlich der
legitimen Thronreihenfolge, ebenso die Umstände der Thronbesteigung und Herrschaft des
Königs Siptah in grundsätzlichen Punkten noch nicht sicher geklärt.
Während Davis 16 davon ausgeht daß Sethos II. von einer Nebenfrau eine Tochter, Tausret und
2 Söhne, Siptah und Sethnacht hatte, so werden die neueren Interpretationen der historischen
Indizien inzwischen weitgehend anders gedeutet.
Nach Aussage von Thomas Schneider 17 war Siptah Sohn des Sethos II., der wahrscheinlich
auch sein Vorgänger war und einer syrischen Nebenfrau Sutiraja (nach einem Relief des
Louvre).
Nach Auffassung von Kent Weeks war Siptah Sohn des Sethos II. und dessen Konkubine Tia.
Es wird wahrscheinlich noch verschiedene andere Interpretationen und Deutungen der
vorhandenen Belege und Fundstücke geben.
Ich werde mich überwiegend an die letzte Veröffentlichung von Hanna Jenni 18 halten, die sich
auf die Publikation von Thomas Schneider 19 bezieht.
16
17
18
Davis, Theodore M.; The Tomb of Siptah with The Tomb of Queen Tîyi; Seite XVI. London2001
Schneider, Thomas; Lexikon der Pharaonen. München 1996.
http://pages.unibas.ch/talderkoenige/ (März 2008)
15
16
So wäre die neuere Interpretation folgende:
Sethos II. bestimmte, da er keinen eigenen Sohn hatte, einen hohen Hofbeamten namens Bai
bzw. Beja zu seinem Thronfolger. Bai hatte zu dieser Zeit das hohe Amt des Schatzmeisters
des ganzen Landes inne und war neben der Stiefmutter Tausret eine beherrschende politische
Gestalt. Belegt wird es durch eine Anzahl von Denkmälern, die Bai neben Siptah zeigen.
KV 13- Grab des Bai
Ebenso zeugt dafür, daß Bai das besondere Privileg verbuchen konnte, im Tal der Könige ein
eigenes Grab anlegen zu dürfen (KV13). Er besaß ein Weingut im Delta, nahm am königlichen
Totenkult teil und übernahm sogar königliche Beinamen und Attribute.
Aus einer Dekoration des Barkensanktuars Sethos II. in Karnak schließt man, daß Sethos II.
kurz vor seinem Tod noch einen Sohn, Seti-Merenptah, damit auch rechtmäßigen Thronfolger,
gezeugt hatte, wahrscheinlich von seiner Gemahlin Tausret.
Von besonderer Bedeutung an der Dekoration im Barkensanktuar Sethos` II. in Karnak ist, daß
die Darstellungen und Beischriften nicht primär sind, sondern sekundär über jene des Kanzlers
Bai gesetzt wurden.
19
Schneider, Thomas; Siptah-Beja; ZAES.130 (203)
16
17
Bai, der aus diesem Grund selbst nicht mehr seine Thronbesteigung rechtfertigen konnte,
reagierte sofort und setze den noch unmündigen Prinzen Siptah als Thronfolger von Sethos II.
ein, welcher vermutlich ein Sohn des Königs Merenptah von einer syrischen Nebenfrau war.
So wäre Siptah ein Halbruder von Sethos` II. und Rames`II. gewesen.
In einem Rechenschaftsbericht, dem großen Papyrus Harris, wird Siptah retrospektiv als
"der, der sechs Jahre regierte, ein Syrer" genannt.
Nach dem Fund seiner Mumie wurde das Alter Siptah's auf 20 Jahre bei seinem Tod festgesetzt.
Demnach war er zum Zeitpunkt der Thronbesteigung erst etwa 14 Jahre und somit noch zu
jung, um eigenständig zu regieren.
An seiner Mumie war auch deutlich eine pathologische Verformung des linken Fußes zu
erkennen, die vermutlich auf eine Erkrankung an Poliomyelitis (Kinderlähmung) herrührt.
Die häufige Vermutung, Seti-Merenptah, Sohn von Sethos II., sei evtl. schon im Säuglingsalter
zu Lebzeiten von Sethos II. verstorben, stellt die Frage, warum Bai dann nicht selbst den Thron
bestiegen hat.
Es ist eher anzunehmen, daß Seti-Merenptah über den Tod von Sethos II. noch lebte und daß
Bai aus diesem Grund Siptah auf den Thron erhob. Dieses wird als Versuch bewertet, wenn Bai
schon nicht selbst den Thron besteigen konnte, so konnte er sich auf diesem Weg die
Regentschaft sichern und nach der Thronbesteigung von Siptah gemeinsam mit Tausret die
Amtsgeschäfte übernehmen.
Siptah regierte etwa 6,5 Jahre, in der ersten Regierungszeit (etwa 1-2 Jahre) trug er den
Eigennamen "Ramses-Siptah" (Sohn des Ptah) und den Thronnamen
"Der von Re Inthronisierte, Geliebter des Amun".
Wahrscheinlich vor dem 3. Regierungsjahr änderte er den Eigennamen in
"Merenptah- Siptah" und den Thronnamen "Nützlich für Re, den Re erwählt hat".
Es wird vermutet, daß die Namensänderung als Reaktion auf die Existenz des legitimeren
Thronfolgers Seti-Merenptah erfolgte.
Ebenso unterstrich er damit seine Abstammung als direkter Nachkomme von Merenptah.
Für die Existenz des Prinzen Seti-Merenptah nach der Thronbesteigung Siptah`s spricht auch,
daß erst 109 Tage nach Regierungsbeginn von Siptah der Bauauftrag für sein Königsgrab
erfolgte.
Ein sogenanntes Begräbnisostrakon aus dem 4. Regierungsjahr des Siptah, mit der Nummer CG
25792, war bezüglich der Zuweisung um wessen Begräbnis es sich handelt Gegenstand
verschiedener Diskussionen. Von der Annahme, daß es sich es hierbei um das Begräbnis des
Kanzlers Bai handeln könnte, hat man Abstand genommen.
Vielmehr ordnet man es dem Begräbnis des höchstens 4 jährigen Prinzen Seti-Merenptah zu,
welcher vielleicht im "Goldgrab" KV 56 im Tal der Könige beigesetzt wurde.
Dafür spricht auch, daß Tausret ab dem 4. Regierungsjahr als Mitregentin auf der Seite Siptah
in Erscheinung tritt.
Ebenso erklärt es auch, warum Tausret im Grab Siptah, das in den Regierungsjahren 1-4
dekoriert wurde, nicht dargestellt ist.
Der unerwartete frühe Tod des leiblichen Sohnes Seti-Merenptah von Sethos II. scheint einen
Konflikt zwischen Siptah und Bai über die damit erneut aufbrechende Frage der legitimen
Thronfolge ausgelöst zu haben. Bai konnte nun seinen Anspruch auf den Thron gegenüber
Siptah erneut herausstellen.
Dieser Konflikt scheint erst im 5. Regierungsjahr Siptah´s eskaliert zu sein.
Als Beleg, daß dieses erst zu dieser Zeit statt fand, nennt Schneider 20 Weinkrüge aus dem Gut
des Kanzlers Bai im Gründungsdepot des Totentempels des Siptah, die belegen, daß Bai noch
im 4. Regierungsjahr mit dem König assoziiert gewesen war.
20
Schneider, Thomas; Siptah-Beja; ZAES.130 (203) , Seite 143
17
18
21
Hanna Jenni berichtet auf der Onlineseite der Uni Basel , durch ein neugefundenes
Ostrakon ist inzwischen belegbar, daß Siptah den illoyal gewordenen Bai als Staatsfeind
hinrichten ließ.
Mit dieser Aussage bezieht sich Hanna Jenni wahrscheinlich auf eine in jüngster Zeit von P.
Grandet vorgenommene Restitution des Ostrakons IFAO 1864, wovon Thomas Schneider22 in
seiner Arbeit 2003 "Neubeurteilung einer historischen Konstellation" berichtet.
Dieses Ostraka berichtet von der Tötung des "großen Verbrechers Beja" durch den amtierenden
König (Siptah) in dessen 5. Regierungsjahr.
Siptah selbst überlebte Bai etwa ein Jahr.
Nach Siptah's Tod erhob seine Stiefmutter Tausret Anspruch auf die Königswürde und nahm
den vollen Pharaonentitel an. Nach ca. 1,5 – 2 Jahren endete allerdings Ihre Königsherrschaft.
Das höchste ihr zugebilligte Regierungsjahr ist das Jahr 8.
Bei dieser Jahreszählung geht man davon aus, daß sie die Regierungsjahre Siptah`s ihren
eigenen hinzugezählt hat. Wahrscheinlich um dadurch ihre selbständige Herrschaft auch schon
zu Zeiten Siptah`s zu rechtfertigen und so ihre Verbindung zu ihrem verstorbenen Gatten
Sethos II., als seine Nachfolgerin herzustellen.
Mit Tausret endet die 19. Dynastie, ihr Nachfolger Sethnacht begründet die 20. Dynastie. Auch
seine Abstammung liegt im Unklaren, könnte aber in der Umgebung Ramses II. gelegen haben.
21
22
http://pages.unibas.ch/talderkoenige/ (März 2008)
Schneider, Thomas; Siptah-Beja; ZAES.130 (203).
18
19
• Schlußbemerkung
Weitere bekannte Bautätigkeiten sind von Siptah nicht bekannt, außer einem nicht vollendeten
Totentempel mit Gründungsdepot.
Dieses Gründungsdepot enthielt Plaketten aus Fayence, Gold und Silberblech, Skarabäen,
Ringe und andere kleine Fundstücke. Darunter wurden auch Objekte des Kanzlers Bai, wie
Weinkrugaufschriften, gefunden.
Heute ist von diesem unvollendetem Tempel, der in Theben West nördlich vom Ramesseum,
gleich neben den Resten der Tempelreste von Thutmosis III. liegt, nur noch ein aufgeschütteter
Erdhügel zu erkennen.
Neben seinem Grab und Totentempel ist noch eine gefundene Statue erwähnenswert, die sich
im ägyptischen Museum in München befindet. Sie zeigt Siptah auf dem Schoß einer
abgearbeiteten Figur, die vermutlich Bai darstellt und wahrscheinlich einer Verfemung
angefallen ist.
Durch Inschriften und Darstellungen in Wadi Haifa, Abu Simbel (Einsetzung des Vizekönigs
von Kusch, Sethi, in seinem ersten Jahr), in Sehel, Amada, Assuan und Gebel es-Silsileh ist
Siptah ebenso belegt. 23
Wie bereits erwähnt, ist die Zeit Ende der 19. Dynastie in grundsätzlichen Punkten immer noch
ungeklärt.
Abzuwarten wäre die neuere Publikation und Auswertung der Fundstücke durch Hanna Jenni
von der neueren Grabungskampagne des MISR Projekt. Möglich ist, daß diese neuere
Erkenntnisse beinhalten wird.
23
http://pages.unibas.ch/talderkoenige/ (März 2008)
19
20
Literaturnachweis:
•
Ayton Edward R.; Die Entdeckung des Grabes Siptah im Tal der Könige, Theben.
London 1906.
•
Altenmüller, H. Das präsumtive Begräbnis des Siptah. SAK 23, 1996.
•
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Teilweise private Übersetzung der englischen Literatur von Susanne Ferber.
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