Aus der Medizinischen Universitätsklinik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Abteilung für Kardiologie und Angiologie Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Hanjörg Just E INFLUSS DER BEIDEN ENDOGENEN P EPTIDE ANGIOTENSIN II UND E NDOTHELIN -1 AUF DIE K ONTRAKTILITÄT ISOLIERTER K ARDIOMYOZYTEN VON MENSCHLICHEM V ORHOF - UND V ENTRIKELGEWEBE INAUGURAL - DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Vorgelegt 1998 von Caroline Rummer geboren in Bonn Dekan Prof. Dr.Dr.h.c. H. E. Blum 1. Gutachter Prof. Dr. Ch. Holubarsch 2. Gutachter Prof. Dr. D. Kececioglu Jahr der Promotion 2000 meinen Eltern Inhaltsverzeichnis 4 INHALTSVERZEICHNIS I EINLEITUNG 8 I.1 DEFINITION UND PATHOGENESE DER HERZINSUFFIZIENZ 9 I.2 REGULATIONSMECHANISMEN DER MYOKARDIALEN KONTRAKTILITÄT 10 I.2.1 REGULATIONSMECHANISMEN BEIM GESUNDEN HERZ 10 I.2.2 ALTERATION DER PHYSIOLOGISCHEN REGULATIONSMECHANISMEN BEI HERZINSUFFIZIENZ 11 I.3 THERAPIE DER HERZINSUFFIZIENZ 13 I.4 ROLLE DER VASOAKTIVEN PEPTIDE BEI HERZINSUFFIZIENZ 16 I.5 ANGIOTENSIN II : GRUNDLAGEN 17 I.5.1 SYNTHESE VON ANGIOTENSIN II 17 I.5.2 DAS KARDIALE RENIN-ANGIOTENSIN-SYSTEM 17 I.5.3 SIGNALÜBERTRAGUNG VON ANGIOTENSIN II ÜBER DEN AT1-REZEPTOR 20 I.5.4 W IRKUNGEN VON ANGIOTENSIN II 22 I.6 ENDOTHELIN : GRUNDLAGEN 25 I.6.1 SYNTHESE DER ENDOTHELINE 25 I.6.2 DAS KARDIALE ENDOTHELIN-SYSTEM 26 I.6.3 SIGNALÜBERTRAGUNG VON ENDOTHELIN-1 28 I.6.4 W IRKUNGEN VON ENDOTHELIN-1 29 I.7 OFFENE FRAGEN UND FRAGESTELLUNG DIESER ARBEIT 33 I.7.1 OFFENE FRAGEN 33 I.7.2 FRAGESTELLUNG DIESER ARBEIT 34 Inhaltsverzeichnis 5 II MATERIAL UND METHODEN 35 II.1 UNTERSUCHTES GEWEBE 35 II.1.1 GEWEBE AUS NICHT-INSUFFIZIENTEM ATRIUM DEXTRUM 35 II.1.2 GEWEBE VON PATIENTEN MIT TERMINALER HERZINSUFFIZIENZ 35 II.1.3 VENTRIKELPROBEN LINKSVENTRIKULÄR 36 II.1.4 MEDIKATION DER PATIENTEN 36 II.2 LÖSUNGEN UND VERWENDETE SUBSTANZEN 37 II.2.1 TYRODEN, LOW CALCIUM, ENZYMLÖSUNG 37 II.2.2 W IRKUNG VON 2,3-BUTANEDIONE-MONOXIME UND NITRILOTRIACETIC-SÄURE 37 II.2.3 SUBSTANZEN 38 II.3 TRANSPORT 39 II.3.1 VENTRIKEL- UND VORHOFMYOKARD AUS DER UNIVERSITÄTSKLINIK FREIBURG 39 II.3.2 BIOPSIE-MATERIAL AUS FREIBURG 39 II.3.3 MYOKARD AUS DEM HERZZENTRUM BAD OEYNHAUSEN 39 II.4 PRÄPARATION 40 II.4.1 LINKSVENTRIKULÄRES GEWEBE 40 II.4.2 VORHOFGEWEBE 40 II.5 ZELLISOLIERUNG 41 II.6 MESSUNG DER KONTRAKTILITÄT DER ISOLIERTEN MYOZYTEN 42 II.6.1 VERSUCHSAUFBAU 42 II.7 VERSUCHSABLAUF 48 II.7.1 DOSIS-W IRKUNGSKURVE MIT CALCIUMIONEN 49 II.7.2 ISOPROTERENOL-DOSIS-W IRKUNGSKURVEN 49 II.7.3 ANGIOTENSIN II DOSIS-W IRKUNGSKURVEN 50 II.7.4 ENDOTHELIN-DOSIS-W IRKUNGSKURVE 50 II.8 AUSWERTUNG 52 II.8.1 NORMIERUNG DER DATEN 52 Inhaltsverzeichnis 6 II.8.2 STATISTISCHE AUSWERTUNG 53 III ERGEBNISSE 54 III.1 EINFLUSS DER EXTRAZELLULÄREN CALCIUMKONZENTRATION AUF DIE KONTRAKTILITÄTSPARAMETER LINKSVENTRIKULÄRER MYOZYTEN 54 III.2 EINFLUSS VON ISOPROTERENOL AUF DIE KONTRAKTILITÄTSPARAMETER LINKSVENTRIKULÄRER MYOZYTEN 58 III.3 UNTERSUCHUNGEN ZUR ANGIOTENSIN II - WIRKUNG AUF DEN RECHTEN VORHOF 62 III.3.1 EINFLUSS VON ANGIOTENSIN II AUF DIE KONTRAKTILITÄTSPARAMETER ATRIALER MYOZYTEN63 III.3.2 EINFLUSS DES ANGIOTENSIN II - REZEPTORANTAGONISTEN LOSARTAN AUF DIE ANGIOTENSIN II -W IRKUNG 66 III.4 EINFLUSS VON ANGIOTENSIN II AUF DIE KONTRAKTILITÄTSPARAMETER LINKSVENTRIKULÄRER MYOZYTEN 68 III.5 UNTERSUCHUNGEN ZUR ENDOTHELIN-1-WIRKUNG AM RECHTEN VORHOF 71 III.5.1 EINFLUSS VON ENDOTHELIN-1 AUF DIE KONTRAKTILITÄTSPARAMETER ATRIALER MYOZYTEN 72 III.5.2 EINFLUSS DES ENDOTHELIN-1-REZEPTORANTAGONISTEN BQ 123 AUF DIE ENDOTHELINWIRKUNG 75 III.6 UNTERSUCHUNGEN ZUR ENDOTHELIN-1- WIRKUNG AM VENTRIKEL 77 IV DISKUSSION 80 IV.1 METHODE ZUR GEWINNUNG VON ISOLIERTEN KARDIOMYOZYTEN 80 IV.2 ÜBERPRÜFUNG DER ISOLIERTEN KARDIOMYOZYTEN AUF KONTRAKTILE RESERVEN UND INTAKTE REZEPTOREN 83 IV.2.1 CALCIUM-W IRKUNGSANALYSE 83 IV.2.2 ISOPROTERENOL-W IRKUNGSANALYSE 84 IV.3 EINFLUSS VON ANGIOTENSIN II AUF DIE KONTRAKTILITÄT HUMANER KARDIOMYOZYTEN 86 IV.3.1 ANGIOTENSINWIRKUNG AN HUMANEN ATRIALEN KARDIOMYOZYTEN 86 IV.3.2 ANGIOTENSINWIRKUNG AN HUMANEN VENTRIKELKARDIOMYOZYTEN 87 Inhaltsverzeichnis 7 IV.4 EINFLUSS VON ENDOTHELIN-1 AUF DIE KONTRAKTILITÄT HUMANER KARDIOMYOZYTEN 90 IV.4.1 ENDOTHELINWIRKUNG AN HUMANEN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN 90 IV.4.2 ENDOTHELIN-1-W IRKUNG AN HUMANEN LINKSVENTRIKULÄREN KARDIOMYOZYTEN 91 IV.5 PHYSIOLOGISCHE BEDEUTUNG VON ANGIOTENSIN II UND ENDOTHELIN-1 95 V ZUSAMMENFASSUNG 100 VI ABBILDUNGSVERZEICHNIS 101 VII TABELLENVERZEICHNIS 102 VIII LITERATUR 103 IX LEBENSLAUF 128 X DANKSAGUNGEN 129 Einleitung 8 I Einleitung Die Herzinsuffizienz ist eine sehr verbreitete Krankheit in den Industrienationen. Therapiestrategien, die hauptsächlich die Hämodynamik verbessern, müssen nicht zwangsweise die Progredienz der Erkrankung aufhalten. In den letzten Jahren kamen Ideen auf, daß die Herzinsuffizienz nicht nur die Folge hämodynamischer Dysregulationen sei, sondern daß die endogenen neurohumoralen Mechanismen eine zentrale Rolle in der Entstehung und der Progredienz dieser Erkrankung spielen. Seit der Entdeckung eines lokalen intrakardialen Angiotensin-Systems, das über Rezeptoren und Peptidsynthese verfügt, hat die Bedeutung der Therapieschemata zugenommen, die in dieses System hemmend eingreifen. Angiotensin II führt über Wasser- und Natriumretention zu ungünstigen hämodynamischen Bedingungen. Auch scheint Angiotensin II als Wachstumsfaktor die Herzhypertrophie zu stimulieren. Das trägt zur Progredienz der Erkrankung bei. Therapeutisch kommen derzeit Angiotensin-Konversionsenzym-Hemmstoffe (ACE-Inhibitoren) und die Angiotensin-Rezeptorenblocker (AT II-Rezeptorenblocker) zum Einsatz. Für die ACE-Inhibitoren hat sich herausgestellt, daß sie in der Lage sind, die Mortalität zu senken, zudem konnte die Symptomatik der Patienten gebessert werden. Da die ACE-Inhibitoren möglicherweise die Angiotensin II-Produktion im Herzen nicht vollständig hemmen können, weil Angiotensin I zusätzlich über Chymasen konvertiert werden kann, nimmt für die kardiale Funktion die Bedeutung von AT IIRezeptorenblockern zu. Dazu muß geklärt werden, welchen Einfluß Angiotensin II hinblicklich der Funktionalität auf die kardialen Strukturen hat, insbesondere auf die Kardiomyozyten, die für die Kontraktilität verantwortlich sind. Noch nicht geklärt ist die Bedeutung des Endothelin-Systems für das menschliche Herz. Endothelin wurde als derzeit potentester Vasokonstriktor von Yanagisawa entdeckt, mittlerweile hat man auch für dieses Peptid Rezeptoren an humanen Kardiomyozyten gefunden. Derzeit werden erste Studien mit Endothelin- Rezeptorenblockern am Menschen durchgeführt. Doch ist auch hier nicht klar, welche Endothelin-Funktionen man mit diesen Medikamenten an den Kardiomyozyten blockiert. Möglicherweise induziert man mit der Therapie negativinotrope Effekte, da an myokardialen Streifenpräparaten eine Kraftzunahme unter Endothelin-Inkubation zu sehen war. Einleitung 9 Bisher fanden Untersuchungen zur Wirkung dieser endogenen Peptide vor allem an Herzmuskel-Streifenpräparaten statt. In dieser Arbeit sollen die Wirkungen von Angiotensin II und Endothelin-1 auf isolierte menschliche Kardiomyozyten aus Vorhof- und Ventrikelmyokard untersucht werden. I.1 Definition und Pathogenese der Herzinsuffizienz Die Herzinsuffizienz ist ein klinisches Syndrom, das durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden kann. Als Herzinsuffizienz wird derjenige Zustand definiert, bei dem das Herz trotz ausreichendem venösen Rückfluß nicht mehr in der Lage ist, den gesamten Organismus seinen Bedürfnissen entsprechend mit Blut zu versorgen [97]. Die Störung der Pumpfunktion entsteht entweder durch eine direkte myokardiale Veränderung (z. B. Ischämie, Myokarditis, dilatative Kardiomyopathie) oder extramyokardial (z.B. Koronare Herzkrankheit, Herzklappenvitien, Hypertonus), was dann sekundär zu einer Herzinsuffizienz führt. Allen Ursachen gemeinsam sind die verminderte Auswurfleistung des Herzens. Dadurch staut sich das Blut in den Lungenkreislauf (Linksherzinsuffizienz) und/oder in den venösen Kreislauf (Rechts-, bzw. Globalherzinsuffizienz) zurück. Der arterielle Perfusionsdruck der peripheren Organe nimmt ab, reflektorisch wird dieser Druckabfall mit unterschiedlichen neurohormonalen Kompensationsmechanismen beantwortet [59]. Dadurch wird der periphere Widerstand erhöht, als Folge steigt die Nachlast; diese stellt für das Myokard eine deutliche Mehrbelastung dar. Bleibt dieser Zustand bestehen, kommt es über kurz oder lang zur Dekompensation. Die Herzinsuffizienz ist eine häufige Erkrankung vor allen in den Industrienationen; jährlich erkranken weltweit etwa 15 Millionen Menschen [14]. Die Prognose dieser Krankheit ist ungünstig. So starben, untersucht in einer groß angelegten Studie (Framingham-Studie), innerhalb der ersten zwei Jahre nach Diagnosestellung 38% der weiblichen und 37% der männlichen Erkrankten. Nach sechs Jahren waren vom beobachteten Kollektiv nur noch 33% der Frauen und 18% der Männer am Leben [129, 65]. Einleitung 10 I.2 Regulationsmechanismen der myokardialen Kontraktilität I.2.1 Regulationsmechanismen beim gesunden Herz Im Falle eines Mißverhältnisses zwischen angebotener und für den Metabolismus der Organe notwendigen Blutmenge, z.B. unter Mehrbelastung, versucht der Körper kurzfristig über eine Kontraktilitätssteigerung des Herzmuskels dieses auszugleichen. Hierfür kommen vier Regulationsmechanismen in Frage: • Frank-Starling Mechanismus: führt bei Vorlaststeigerung zu einer Dehnung der Sarkomere, dadurch wird die Kontraktionskraft des Herzmuskels erhöht [196]. • Aktivierung des Sympathikus und Freisetzung von Noradrenalin: führt im Kardiomyozyt zu einer Rezeptor- vermittelten, cAMP-abhängigen Steigerung der Kontraktilität des Herzmuskels [154]. • positive Kraft-Frequenz-Beziehung: eine Erhöhung der Herzfrequenz über das sympathische Nervensystem führt zu einer Calcium-abhängigen Kontraktilitätssteigerung. • Aktivierung vasoaktiver Peptide: es kommt zu erhöhten Plasmaspiegeln vasoaktiver Peptide, beispielsweise von Angiotensin II und Endothelin-1. Einleitung I.2.2 Alteration 11 der physiologischen Regulationsmechanismen bei Herzinsuffizienz Es ist bekannt, daß diese physiologischen Regulationsmechanismen bei der Herzinsuffizienz zum Teil verändert sind. Der Frank-Starling-Mechanismus kann nur bis zu einer bestimmten Grenze wirksam sein, ist aber auch am insuffizienten Herz nachgewiesen worden [85]. Bei anhaltender hämodynamischer Belastung kommt es zu einer Überdehnung der Sarkomere und somit zur Dilatation des Ventrikels. Die somit massiv erhöhte Wandspannung kann durch Hypertrophie des Muskels nicht mehr kompensiert werden, es besteht nun eine Gefügedilatation mit erhöhtem Bindegewebsanteil und veränderter Myokardfaseranordnung [83]. Auch die arterielle Versorgung des hypertrophierten Ventrikels wird schlechter, da zum einen das Blutgefäßwachstum nicht Schritt hält, zum anderen durch die erhöhte Wandspannung die Perfusion erschwert ist. Durch positiv inotrope und chronotrope Effekte, wie sie durch die neurohumoralen Regulationsmechanismen zustande kommen, wird der myokardiale Sauerstoffverbrauch zusätzlich gesteigert [178]. Es kommt auch zu Veränderungen des Myozyten-Phänotypes. So verändern sich die transmembranären Signalübertragungen, z.B. werden β1-Rezeptoren vermindert exprimiert [23, 24]. Es kommt zu einer Verschiebung der inhibitorischen G-Proteine [20, 58], was durch eine geringere Stimulation der Adenylatcyclase zu einem verminderten Gehalt an cAMP und folglich zu einer geringeren Ansprechbarkeit des Myokards auf Katecholamine führt. Auch die Regulation der Calciumhomöostase 2+ ändert sich; so nimmt die Expression der sakroplasmatischen Ca -ATPase ab und die Expression des membranären Na+/Ca2+-Austauschers zu [83]. Am insuffizienten Herzen ist auch die Kraft bei zunehmender Herzfrequenz vermindert (negative Kraft-Frequenz-Beziehung) [145, 157, 158]. Die dauerhafte Aktivierung neurohumoraler Mechanismen (Renin-AngiotensinAldosteron-System, Endothelin, Vasopressin, Sympathikus) führt einerseits durch Vasokonstriktion zu einem erhöhten peripheren Widerstand, andererseits zu einer vermehrten Salz- und Wasserretention. Das hat ein erhöhtes intravasales Volumen zur Folge und führt zu einer vermehrten Arbeitsbelastung und zur Hypertrophie des Myokards [154]. Erhöhte Konzentrationen von Angiotensin und Endothelin wirken Einleitung 12 auch als Wachstumsfaktoren für Kardiomyozyten und Fibroblasten, was zu einem Umbauprozeß im Herzmuskelgewebe und einer Funktionsminderung führt [10, 93, 119, 180, 198]. Durch Dehnung der Vorhöfe und Ventrikel, aber auch durch erhöhte Plasmaspiegel von Endothelin-1 und Angiotensin II [72] kommt es zur Freisetzung kardialer Gewebshormone. Dehnung der Vorhöfe hat die Freisetzung von ANF (Atrialer Natriuretischer Faktor), Dehnung der Ventrikel die Freisetzung von BNP (brain natriuretic peptide) zur Folge. Beide Hormone wirken vasodilatorisch und natriuretisch-diuretisch, indem sie das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System hemmen. Mit zunehmender Herzinsuffizienz steigt der Spiegel beider Hormone im Serum an. Durch Down-Regulation der renalen Rezeptorendichte und Überwiegen der vasokonstriktorisch wirkenden Hormone (Angiotensin II, Noradrenalin) wird die Wirkung beider Hormone überspielt. ANF und BNP scheinen auch ein sicherer Marker für kardiale Hypertrophie zu sein. Unter Einwirkung von Angiotensin und Endothelin in kombinierten Kulturen von Kardiomyozyten und Fibroblasten neonataler Ratten steigt die Produktion von ANF und BNP signifikant an [72, 73]. Die oben genannten Veränderungen lassen sich nicht alle eindeutig als günstig oder ungünstig für die Herzfunktion einstufen. Eine über längere Zeit anhaltende hämodynamische Überlastung und die neurohumorale Überstimulation führen zur weiteren Verschlechterung, es entsteht eine chronisch progressive Erkrankung. Einleitung 13 I.3 Therapie der Herzinsuffizienz Es gibt verschiedene pharmakologische Ansätze, die Herzinsuffizienz zu behandeln. Bei der akuten Herzinsuffizienz kommen Katecholamine und Hemmstoffe der Phosphodiesterase III [189] zum Einsatz. Hiermit wird ein positiv inotroper Effekt erzielt. Bei der chronischen Herzinsuffizienz wird mit herzwirksamen Glykosiden [109] versucht, die myokardiale Kontraktilität zu verbessern und der hämodynamischen Belastung anzupassen. Bisher konnte kein eindeutig positiver Effekt auf die Mortalität nachgewiesen werden. In einer randomisierten Doppelblindstudie wurde Digoxin gegen Placebo getestet. Die Mortalität änderte sich bei den mit Digoxin behandelten Patienten nicht, doch mußten sie weniger oft wegen einer Verschlechterung ihrer Herzinsuffizienz hospitalisiert werden [6, 81, 176]. Diuretika [12] und Vasodilatantien [37] (ohne Angiotensin-KonversionsenzymHemmstoffe) senken die Vor- und Nachlast des Herzens. Zumindest für die Vasodilatantien ist nachgewiesen worden, daß durch ihren Einsatz die Mortalität gesenkt werden kann [36]. Durch die Therapie mit niedrig dosierten β-Rezeptoren-Blockern versucht man bei herzinsuffizienten Patienten der adrenergen Überstimulation entgegenzuwirken [54]. Es kommt zwar durch die niedrig eingesetzten Konzentrationen zu einer weiteren Abnahme der myokardialen bradykardisierende Wirkung Kontraktilität, der doch Sauerstoffbedarf wird durch gesenkt. die günstige Zudem wird wahrscheinlich die Down-Regulation der β-Rezeptoren und der nachgeschalteten GProteine vermindert [79]. Beides könnte Ursache für die beobachtete Besserung der klinischen Symptomatik sein [50]. Mittlerweile laufen einige Mortalitätsstudien, die die Wirkung von β-Rezeptorenblockern untersuchen. In der MDC-Studie (The Metoprolol in Dilated Cardiomyopathy Trial Study) [5] wurde beobachtet, daß nach einem Jahr in der Metoprolol-Gruppe signifikant weniger Patienten herztransplantiert werden mußten und nach drei Jahren mehr Patienten noch lebten. Zudem stieg in der Metoprolol-Gruppe die Lebensqualität signifikant an, während sich die Patienten in der Placebo-Gruppe nicht besser fühlten [222]. In einer weiteren Mortalitätsstudie wurde die Wirkung von Bisoprolol auf die Hämodynamik untersucht (CIBIS: Cardiac Insufficiency Bisoprolol Study). Hier wurden 557 Patienten in einer Placebokontrollierten Studie beobachtet. In der Bisoprolol-Gruppe sank die Herzfrequenz Einleitung 14 signifikant, die linksventrikuläre Verkürzungsfraktion nahm signifikant zu. Beides korrelierte mit einer verminderten Mortalität [108]. Schadlich et al. [188] errechneten auch einen wirtschaftlichen Vorteil für die Bundesrepublik Deutschland, wenn Patienten mit Herzinsuffizienz auch mit Bisoprolol therapiert werden. Nun läuft eine Folgestudie (CIBIS II), in der der primäre Endpunkt das Versterben des Patienten ist, der aufgrund seiner ischämischen oder dilatativen Kardiomyopathie zusätzlich zu Diuretika und Angiotensin-Konversionsenzym-Hemmern mit Bisoprolol behandelt wird [4]. Aktuell wurde nun von Gottlieb et al. [68] eine Studie veröffentlicht, in der Patienten, die nach einem Herzinfarkt mit β-Rezeptorenblockern behandelt wurden, von dieser Therapie profitierten; die Mortalität sank um 40%. In der APSIS-Studie (The Angina Prognosis Study in Stockholm) verglichen Rehnqvist et al. die Wirkung von Calciumantagonisten mit der von β-Rezeptorenblockern an 809 Patienten unter 70 Jahren mit stabiler Angina pectoris [174]. Sie konnten in Hinblick auf die Mortalität, kardio- und cerebrovaskuläre Komplikationen und psychosomatische Symptome keinen signifikanten Unterschied entdecken. Eine breite Anwendung in der Therapie der Herzinsuffizienz finden die Hemmstoffe des Renin-Angiotensin-Systems. Sie reduzieren nicht nur die Mortalität und sind hier den reinen Vasodilatantien überlegen [37], sondern verbessern deutlich die Symptome [175] und vermindern die kardiale Hypertrophie [147]. Zum Einsatz kommen zum einen Angiotensin-Konversionsenzym-Hemmstoffe, zum anderen spezifische Angiotensin-1-Rezeptoren-Blocker. In einer groß angelegten Studie, die zur Zeit noch läuft, wurde bei Patienten über 65 Jahre, die bisher keine ACEHemmstoffe einnahmen, die Wirkung von Captopril (ACE-Inhibitor) gegenüber Losartan (AT-Rezeptorantagonist) geprüft [161]. Bisher konnte in der LosartanGruppe eine geringere Mortalität und bessere Verträglichkeit des Medikaments beobachtet werden. Brooksbay et al. [25] führen die verminderte Mortalität unter anderem darauf zurück, daß Losartan im Gegensatz zu Captopril nicht die QT-Zeit in der Herzaktion verlängert und somit das Risiko maligner Arrhythmien mit folgendem plötzlichen Herztod vermindert ist. In einer weiteren Pilot-Studie (RESOLVD pilot study) werden der Rezeptorenblocker Candesartan, der ACE-Hemmstoff Enalapril und die Kombination beider Medikamente überprüft. In der Kombinationsgruppe ließen sich günstige Effekte feststellen: der Aldosteronspiegel und der Blutdruck sanken, die BNP-Expression wurde supprimiert und das ventrikuläre Remodeling vermindert. Einleitung 15 Neuerdings wird auch in klinischen Studien untersucht, wie der Einsatz von Endothelin-1-Rezeptoren-Blockern die Symptomatik und Progredienz der Herzinsuffizienz beeinflußt. Erste Ergebnisse besagen, daß der Einsatz von unspezifischen Rezeptoren-Blockern zwar zur Vasodilatation, zur Verminderung der ventrikulären Füllungsdrücke und des Pulmonalarteriendruckes [102] führt, es aber zu erhöhten Endothelin-1-Plasmaspiegeln kommt, wahrscheinlich weil der ETBRezeptor eine Clearance-Funktion für Endothelin-1 hat [39]. Ein Vergleich zwischen selektiven ETA- oder ETB-Blockern zeigte an Ratten, daß nur die Behandlung mit ETA-Rezeptorenblockern zu günstigeren hämodynamischen und inotropen Verhältnissen führt [16]. Insgesamt konnte beobachtet werden, daß die Therapie mit Medikamenten, die die Hämodynamik günstig beeinflussen, zwar zu einer Besserung der Symptomatik führt, jedoch nicht die Progredienz der Herzinsuffizienz aufhalten konnte. Insofern kommt die Vermutung auf, daß die Ursache der Progredienz nicht die hämodynamischen Entgleisungen sind, sondern die Ursache vielmehr in den aktivierten neurohumoralen Mechanismen zu suchen ist [155]. Therapeutische Interventionen, die die Aktivität dieser neurohumoralen Systeme blockieren, bringen Vorteile für den Patienten, die nicht durch eine Verbesserung der myokardialen Kontraktilität oder eine verbesserte Ejektionsfraktion zu erklären sind, sondern auch in der Verminderung des ventrikulären Remodelings, das zur Myokardfibrose und zum Funktionsverlust führt. Einleitung 16 I.4 Rolle der vasoaktiven Peptide bei Herzinsuffizienz In den letzten Jahren wurde zunehmend die Bedeutung neurohumoraler Regulationsmechanismen bei kardiovaskulären Erkrankungen erkannt. Die Rolle des Renin-Angiotensin-Systems wurde bezüglich seiner Rolle bei Herzinsuffizienz am besten untersucht. Es zeigte sich, daß die Plasmaspiegel von Angiotensin II bei Herzinsuffizienz erhöht sind [154]. Yangagisawa [226] beschrieb 1988 erstmals das Peptid Endothelin und dessen Isolation. Es ist der potenteste bisher bekannte Vasokonstriktor. In den letzten Jahren zeigte sich, daß es bei einer Vielzahl von Erkrankungen zu einer Aktivierung des Endothelin-Systems kommt, unter anderem bei vielen kardiovaskulären Erkrankungen. Beispielsweise sind die Plasmaendothelinspiegel bei Atherosklerose, Angina Pectoris, Myokardischämie, Herzinfarkt, bei Herzinsuffizienz und dilatativen Kardiomyopathien und nach Herztranplantationen erhöht. Über die direkte Wirkung von Endothelin am menschlichen Myokard liegen allerdings nur unzureichende Untersuchungen vor. Abbildung 1: Circulus vitiosus: Synopsis der Pathogenese und Therapie der chronischen Herzinsuffizienz. Einleitung 17 I.5 Angiotensin II : Grundlagen I.5.1 Synthese von Angiotensin II Das Renin-Angiotensin-System wird über verschiedene Wege stimuliert. So kommt es bei einer verminderten Nierenperfusion (z.B. Nierenarterienstenose, Hypotonie, Hypovolämie, Orthostase) zu einer gesteigerten Reninausschüttung aus den Epitheloidzellen des juxtaglomerulären Apparates der Niere. Ein weiterer Reiz ist ein verändertes Ionenmilieu im distalen Tubulus an der Makula densa oder eine βadrenerge Stimulation, während vagale Reize die Reninsezernierung vermindern. Es besteht ebenfalls ein humoraler Regulationsmechanismus über Vasopressin und den Atrialen Natriuretischen Faktor, sowie eine Rückkopplung durch Angiotensin II. Renin spaltet aus dem aus der Leber synthetisierten Angiotensinogen das Dekapeptid Angiotensin I ab, das biologisch inaktiv ist. Das AngiotensinKonversionsenzym (ACE) wandelt Angiotensin I zum biologisch aktiven Angiotensin II, einem Oktapeptid, um. ACE ist hauptsächlich im Gefäßendothel der Lunge lokalisiert und ist mit der Bradykinin abbauenden Kinase II identisch [31]. Angiotensin II wird durch ubiquitär vorkommende proteolytische Enzyme rasch in Angiotensin III und weiter in inaktive Peptidfragmente umgewandelt. I.5.2 Das kardiale Renin-Angiotensin-System In verschiedenen Studien an Ratten- und Mäuseherzen wurden Angiotensinogen [Lindpainter1990,St79] und die Expression seiner mRNA nachgewiesen. Im Vergleich zur Leber waren die Protein- und mRNA-Mengen wesentlich geringer (15%), die Gen-Expression war an den Vorhöfen ausgeprägter als in den Ventrikeln [48]. In experimentell infarzierten Rattenherzen stieg die mRNA Menge in den nichtinfarzierten hypertrophierten Regionen an, nicht jedoch in anderen Organen. Das weist auf eine unabhängige und organspezifische Regulation der Genexpression hin. Die Genexpression für Renin scheint bei der Ratte und der Maus im Ventrikel größer zu sein als im Vorhof [197]. Auch das Protein Renin selbst konnte im Herzen lokalisiert werden [172]. Das Angiotensin-Konversionsenzym wurde in zahlreichen Studien im Herzen verschiedener Spezies nachgewiesen [1, 40, 41, 56, 116, 179, 183, 229]. Die Gen- Einleitung 18 Expression des ACE wurde im Ratten- [30] und im menschlichen [190] Herz gezeigt. Die exakte Lokalisation ist allerdings nicht genau bekannt; es wurde im Endokard [182], Myokard [225], in den Herzklappen und den Vorhöfen gefunden. In einer funktionellen Studie wurde die Enzymaktivität auch außerhalb des Endokards gezeigt, nicht jedoch zwischen Bindegewebe und Myokard differenziert [131]. Die Aktivität des ACE [122] und die Genexpression [190] ist bei druckbelasteten, hypertrophierten Herzen gesteigert. Es ist nicht sicher, ob das ACE im menschlichen Herzen eine große Bedeutung hat. Durch Hemmung des Enzyms konnte die Angiotensin II-Synthese nur minimal blockiert werden, mit Hemmstoffen der SerinProteasen gelang dies jedoch zu 75% [213]. Kürzlich gelang die Isolation und Klonierung einer Herz-spezifischen Chymase, die mit größter Spezifität und Effizienz Angiotensin I zu Angiotensin II konvertiert. Vor allem in Hypoxie oder in Streßzuständen scheint diese Chymase stark zu wirken und beispielsweise Gefäßalterationen nach Verletzungen durch Ballondilatation und pathologische Umbauprozesse im Herzmuskel zu unterstützen [148, 214]. Sollte dieser Mechanismus für die kardiale Angiotensin II-Synthese von Bedeutung sein, so wird mit ACE-Inhibitoren der Einfluß von Angiotensin II auf das Myokard nicht verhindert, sondern möglicherweise verstärkt [26]. Allerdings gelang es an Präparaten von menschlichem Vorhof, die Wirkung von Angiotensin I durch Blockade des ACE zu verhindern [84]. Angiotensin I und II wurden im Myokard von Rhesusaffen nachgewiesen, wobei die Konzentrationen im rechten Vorhof am höchsten waren, gefolgt vom rechten Ventrikel, linken Vorhof, Septum und linken Ventrikel [117]. Beim Kaninchen [210] und Ratten [223] gelang der Nachweis eines selbständigen kardialen ReninAngiotensin-Systems. Kardiale Angiotensin Rezeptoren fanden sich am Herzen der Ratte, des Kaninchens, des Meerschweinchens, der Kuh, des Huhns und des Menschen an verschiedenen Stellen, und zwar an den Myozyten, Koronargefäßen, Reizleitungssystem, sympathischen Nerven und Vagusganglien. Untersuchungen zeigten, daß es sich um Hormonrezeptoren handelt. Derzeit können in verschiedenen Geweben vier Rezeptorsubtypen nachgewiesen werden (AT1, AT2, AT3, AT4) [32, 200], wobei für die zwei ersten Typen wiederum Subtypen abgegrenzt werden können [95, 207]. Die cDNA für den menschlichen AT1-Rezeptor wurde 1992 geklont [202, 13]. Für den AT2-Rezeptor gelang dies 1994 durch Tsuzuki et al. [209]. Die Subtypen haben Einleitung 19 unterschiedliche Funktionen, im Verlaufe einer Herzinsuffizienz kommt es zu einer Verschiebung im Verhältnis dieser Subtypen. So konnte an der Ratte gezeigt werden, daß nach myokardialer Infarzierung selektiv die AT1-Rezeptorendichte in den ersten sieben Tagen zunahm [130, 87, 112]. Auch am Menschen konnte ein verändertes Verhältnis der Angiotensin II-Rezeptoren festgestellt werden. Im normalen menschlichen Myokard ist die Rezeptorendichte im rechten Vorhof höher als im linken Vorhof und den Ventrikeln. Im Neugeborenen- und Jugendalter ist die Dichte wesentlich höher als beim Erwachsenen [212]. Asano et al. [9] beobachteten an humanem Myokard dagegen eine Abnahme der AT1-Rezeptoren im linksventrikulären Myokard. Die Abnahme war in ischämischen Herzen nicht ganz so ausgeprägt wie in Herzen mit dilatativer Kardiomyopathie. Sie wiesen auch die mRNA für diesen Rezeptor sowohl in den Kardiomyozyten, als auch in den NichtKardiomyozyten durch PCR nach. Regitz-Zagrosek et al. beobachteten an terminal inszuffizienten humanen Herzen eine Abnahme der Rezeptorendichte am Vorhofund Ventrikelmyokard, auch der mRNA-Gehalt war vermindert [173]. Dabei sind aber mehr AT2- als AT1-Rezeptoren vorhanden [151]. Da die genaue Funktion der AT2Rezeptoren noch nicht ausreichend geklärt ist, weiß man noch nicht viel über die funktionelle Relevanz dieses Verhältnisses. All diese Befunde machen das Vorhandensein eines kardialen Angiotensinsystems sehr wahrscheinlich. Da auch Rezeptoren gefunden wurden, können Interaktionen zwischen dem Renin-Angiotensin-System und dem Herz stattfinden. Einleitung 20 I.5.3 Signalübertragung von Angiotensin II über den AT1-Rezeptor Angiotensin II bindet an seinen Rezeptor, der an ein G-Protein gekoppelt ist. Dieses G-Protein aktiviert die Phospholipase C (PLC), die eine Hydrolyse von Phosphatidylinositol-4,5-biphosphat (PIP2) zu Inositol-1,4,5-triphosphat (IP3) und Diacylglycerol (DAG) katalysiert. Über dieses System können viele Wirkungen vermittelt werden. IP3 scheint die Calciumfreisetzung aus dem Sarkoplasmatischen Retikulum zu erhöhen [150, 155]. Dieser Effekt wird allerdings nicht in allen Studien bestätigt. Es ist möglich, daß am Sarkoplasmatischen Retikulum des menschlichen Ventrikelmyokards keine Bindungsstelle für Inositoltriphosphat vorhanden ist. Zudem ist die Konzentration des second messenger nur vorübergehend erhöht [142], so daß dieser Weg nicht den Hauptwirkmechanismus für die Angiotensinwirkung darstellt. Diacylglycerol aktiviert die Proteinkinase C (PKC), die wiederum viele andere, für die Zellfunktion wichtige Proteine phosphorylieren kann [149]. Urabe zeigte 1990 an isolierten Kardiomyozyten den engen Zusammenhang der kardialen Angiotensinwirkung und der Proteinkinase C [211]. DAG führt auch über eine Aktivierung des spannungsabhängigen langsamen Calciumkanals zu einer erhöhten intrazellulären Calciumkonzentration. Da dies mit einer Verlängerung des kardialen Aktionspotentials einhergeht, kommt es zu einem erhöhten Calciumeinstrom von extrazellulär. Möglicherweise ist auch die Offenwahrscheinlichkeit + für die 2+ Natriumkanäle erhöht, wodurch es zu einer Aktivierung des Na /Ca -Austauschers und wieder zu einer erhöhten intrazellulären Calciumkonzentration kommt. Auch der Na+/H+-Austauscher wird phosphoryliert, hierbei kommt es zu einem intrazellulärem pH Anstieg und möglicherweise zu einer Affinitätserhöhung des Troponin C für Calciumionen. Dieser Effekt wurde für Angiotensin II am Kaninchen und für Endothelin am Frettchen gezeigt [101]. DAG in Gesellschaft mit einer erhöhten intrazellulären Calciumkonzentration stimuliert aber auch die Transkription des Protoonkogens c-fos, das eine Schlüsselrolle in der Kontrolle der Genexpression und der Zellproliferation hat [96]. Ebenfalls werden die Gene für c-jun, c-myc und egr-1 [181] und ras und raf [206] aktiviert und tragen zur Hypertrophie bei. Außer der PLC wird auch die Phospholipase A2 (PLA2) [120] und die Phosolipase D (PLD) [60] aktiviert. Von einer Aktivierung der Src-Familie und der Janus-Kinasen Einleitung 21 berichten Marrero [125], was einen Einfluß auf die Transkriptionsaktivität hat und somit eine Rolle in der Entstehung der Herzmuskelhypertrophie spielt. Über die AT2-Rezeptoren ist bisher recht wenig bekannt. Ihnen schreibt man eine antihypertrophe Wirkung zu. In dem folgendem Schaubild sind die verschiedenen Transduktionswege des Angiotensin II dargestellt. Abbildung 2: Intrazelluläre Transduktion von Angiotensin II: potentielle Wirkmechanismen am Kardiomyozyt. A II = Angiotensin II; R = Rezeptor; G = G-Protein; PLC = Phospholipase C; PKC = Proteinkinase C; PIP2 = Phosphoinositolbiphosphat; IP3 = Inositoltriphosphat; DAG = Diacylglycerol Einleitung 22 I.5.4 Wirkungen von Angiotensin II I.5.4.1 Systemische Angiotensin II- Wirkungen Die Hauptwirkungen von Angiotensin II sind Vasokonstriktion und Freisetzung von Aldosteron aus der Nebennierenrinde, was zu einer Wasser- und Natrium-Retention führt. An der Hypophyse Corticotropinfreisetzung. stimuliert Letztlich Angiotensin resultiert ein II die Vasopressin- vermehrtes und zirkulierendes Blutvolumen, eine Erhöhung des Blutdruckes und eine Steigerung der Vor- und Nachlast des Herzens. Diese Wirkungen kommen durch ein systemisch aktiviertes Angiotensin II zustande. Ebenso gibt es aber auch Wirkungen, die durch ein organspezifisches (z.B. Niere, Nebenniere, Gehirn, Gefäßwand, Herz und andere mehr) lokales Renin-AngiotensinSystem vermittelt werden. Im folgenden soll nur auf die kardialen Wirkungen eingegangen werden. I.5.4.2 Wirkungen von Angiotensin II auf kardiale Strukturen Am Sinus- und AV-Knoten [182] und den Purkinje-Fasern [99] befinden sich viele Angiotensin II-Rezeptoren. Diese weisen die für Angiotensin II typischen Effekte auf die intrazellulären Calciumkonzentrationen nach und machen einen positiv chronotropen Effekt am Reizleitungssystem wahrscheinlich. An den Koronargefäßen führt Angiotensin II ebenso wie in der Peripherie zu einer Vasokonstriktion [49]. Weiterhin stimuliert Angiotensin II die interstitielle Fibrose durch Fibroblastenwachstum und gesteigerte Kollagensynthese [220]. Auch an neonatalen Rattenkardiomyozyten wirkt Angiotensin II über den AT1-Rezeptor proliferativ und steigert die Proteinsynthese [215, 163, 201]. Harada et al. [73] zeigten kürzlich, daß Angiotensin II in Co-Kulturen von neonatalen Rattenkardiomyozyten und Fibroblasten zu einem Zellwachstum führt. Auch die Expression von ANF und BNP wurde gesteigert. In reinen Kardiomyozyten-Kulturen waren diese Effekte nicht zu sehen, ebenfalls nicht, wenn die Co-Kulturen vor der Angiotensin-Behandlung mit den Endothelin-Rezeptorenblockern Bosentan oder BQ-123 inkubiert wurden. 1990 untersuchten Moravec et al. [138] die Wirkung von Angiotensin II auf Muskelstreifenpräparate von normalen und insuffizienten menschlichen Vorhöfen und von humanen insuffizienten Ventrikeln. Sie fanden einen positiv inotropen Effekt, Einleitung 23 der am normalen menschlichen Vorhof am größten war; schwächer war der Effekt am insuffizienten atrialen Myokard, noch weniger ausgeprägt am ventrikulären Myokard. Zusätzliche Untersuchungen an Hamstermyokard zeigten, daß die positivinotrope Wirkung von Angiotensin II am normalen Myokard größer ist als am insuffizienten. Man muß allerdings erwähnen, daß die Versuche unter unphysiologischen experimentellen Bedingungen stattfanden. Darüber hinaus konnte nur in etwa einem Drittel aller Experimente dieser Effekt nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu konnten Holubarsch et al. 1993 unter physiologischen Versuchsbedingungen einen positiv inotropen Effekt von Angiotensin II auf menschliches Vorhofmyokard reproduzierbar nachweisen. Weder am linken, noch am rechten ventrikulären Myokard zeigte sich ein Einfluß von Angiotensin II auf die Inotropie [84]. Die Versuche fanden an intakten Muskelstreifenpräparaten statt. Lefroy et al. [111] unternahmen erstmals Untersuchungen zur Angiotensin II-Wirkung an humanen isolierten Kardiomyozyten. Sie kamen zu dem Ergebnis, daß Angiotensin weder auf atriale, noch auf ventrikuläre Myozyten einen Effekt hat, während sie durch Inkubation mit Isoproterenol oder erhöhten extrazellulären Calciumkonzentrationen einen starken positiv-inotropen Effekt erzielten. Einleitung 24 I.5.4.3 Interaktionen des Angiotensinsystems mit anderen neurohumoralen Systemen Es wurden zahlreiche Mechanismen beobachtet, über welche Angiotensin II den Sympathikus stimuliert: verstärkte Freisetzung von Katecholaminen aus den Nervenendigungen [194], verminderte Wiederaufnahme von Noradrenalin in die Vesikel [195, 98], Stimulation von Sympathikusganglien [2], gesteigerte Biosynthese von Katecholaminen [19], Freisetzung von Katecholaminen aus dem Nebennierenmark [180] und Sensibilisierung der postsynaptischen Strukturen für Katecholamine [118]. Angiotensin II interagiert über die Aktivierung der Phospholipase C und der folgenden Phospholipidfreisetzung auch mit der Prostglandinsynthese [115]. Die Wirkung von Prostaglandinen am Herzen sind noch wenig untersucht. Über eine Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems wird Bradykinin durch das Angiotensin-Konversionsenzym schneller abgebaut. Bradykinin hat positiv inotrope und chronotrope Effekte am Vorhofmyokard des Meerschweinchens [146]; die Wirkungen am menschlichen Myokard sind noch weitgehend ungeklärt. Bedeutend werden die Effekte von Bradykinin, wenn es in höheren Konzentrationen auftritt, wie es unter der Therapie mit Angiotensin-Konversionshemmern der Fall ist. Neuerdings wird auch ein positiver Effekt von Angiotensin II auf ein Regulatorelement des Promotors für den Endothelinrezeptor ETA diskutiert, während allerdings die mRNA für diesen Rezeptor unter Angiotensin II-Wirkung nicht anstieg [221]. Es läßt sich ableiten, daß das aktivierte Renin-Angiotensin-System viele direkte und indirekte Effekte auf das Herz haben kann, die für die Entstehung und Progredienz der Herzinsuffizienz eine Bedeutung haben können. Trotzdem ist nicht ausreichend geklärt, welchen Kardiomyozyten hat. Effekt Angiotensin II direkt auf menschliche isolierte Einleitung 25 I.6 Endothelin : Grundlagen 1988 wurde durch Yanagisawa et al. [226] das 21 Aminosäuren große, vasokonstriktorische Peptid Endothelin beschrieben. Ihnen gelang es auch, aus dem Überstand von Schweineendothelzellen Endothelin zu isolieren, zu sequenzieren und seine Vorstufe Präpro-Endothelin zu klonieren. Die Sequenzierung von Endothelin zeigte eine bis dahin unbekannte Struktur, die in Homologie-Studien eine starke Ähnlichkeit zu den Safarotoxinen, dem Gift der mittelasiatischen Schlange Atractaspis engadensis, aufwies. Die vasokonstriktorische Wirkung von Endothelin an arteriellen Gefäßen erwies sich in vivo als 100-fach stärker als Angiotensin II, Vasopressin oder Neuropeptid Y und ist somit der zur Zeit potenteste bekannte Vasokonstriktor überhaupt. Ein Jahr später wurden weitere Isopeptide entdeckt [89], Endothelin-2 und Endothelin-3, die sich im Vergleich mit Endothelin-1 in zwei, bzw. vier Aminosäuren unterschieden. I.6.1 Synthese der Endotheline Die Endotheline sind bei den Menschen auf verschiedenen Genloci codiert [8, 18, 82, 171]. Das Translationsprodukt ist ein 212 Aminosäuren langes Peptid, das Präpro-Endothelin. Nach zweimaliger Spaltung durch eine spezifische Endopeptidase und eine Carboxypeptidase entsteht das Pro- oder „Big“-Endothelin. Diese direkte Vorstufe wird durch das sogenannte Endothelin-konvertierende Enzym (ECE), einer neutralen Metalloprotease, zum maturen Endothelin und einem CFragment gespalten [226]. Das menschliche ECE-1-Gen exprimiert zwei Isoformen des Enzyms: ECE-1α/a und ECE-1β/b [192, 224]. Ein weiteres Enzym wurde von Emoto et al. beschrieben und ECE-2 genannt [51]. Kürzlich beschrieben Hasegawa et al. ein Konversionsenzym, das spezifisch für Big-Endothelin-3 zu sein scheint, sie nannten es ECE-3 [77]. Einleitung 26 I.6.2 Das kardiale Endothelin-System Ebenso wie für das Angiotensin-System beschrieben, existieren in verschiedenen Organen lokale Endothelin-Systeme. Die lokale Produktionsstelle des Endothelins ist zumeist das Endothel des organversorgenden Gefäßsystems, von wo aus Endothelin dann überwiegend abluminal sezerniert wird und parakrin und autokrin wirkt [227, 218]. Für das Herz konnten Grocott-Mason et al. [71] ein organspezifisches System nachweisen. Doch bestehen auch eigene Systeme für große Gefäße [226], die Lunge und Milz [18], die Niere [121], die Leber [177], den Uterus [29], das Auge [123], den Magen [153], die Blase [205] und für die Nervenzellen [110, 64, 186, 187]. Tønnessen et al. [203] untersuchten herzinsuffiziente Ratten auf ihren mRNA-Gehalt und Lokalisation für Präpro-Endothelin und Endothelin. Sie fanden heraus, daß der Präproendothelin-mRNA-Gehalt in insuffizienten Herzen 3,5-fach, in Infarktregionen sogar 6,4-fach erhöht war. Die mRNA für den Endothelinvorläufer war hauptsächlich im Granulationsgewebe lokalisiert. Auch das Peptid Endothelin war vornehmlich in Infarktregionen nachzuweisen, zum einen in Entzündungszellen, zum anderen in intakt gebliebenen Kardiomyozyten. Bertolozzi [15] konnte die Expression von mRNA für Präpro-Endothelin in druckbelasteten Schweineherzen nachweisen. Präpro-Endothelin wird durch eine Furin-ähnliche Endopeptidase zu Big-Endothelin gespalten [126]. Plumpton et al. [162] veröffentlichten 1996 eine Studie, in der sie die Expression der Endothelin-Isoformen und deren Vorläufer immunhistochemisch im humanen Myokard nachwiesen. Sie fanden alle drei Isoformen des Endothelins, BigEndothelin-1 und das C-Fragment von Big-Endothelin-1. In Extrakten aus humanen Endokard-Endothel-Zellen fanden die Autoren höhere Konzentrationen von Endothelin-1 und seinen Vorläufern. Die PCR zeigte mRNA für Endothelin-1 und -2 im linken Ventrikel, Endothelin-3- mRNA konnte nicht nachgewiesen werden. Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Studie, daß Endothelin-1 die vorherrschende Isoform im menschlichen Herz ist und besonders von den Endothelzellen im Herz gebildet wird. Auch die mRNA für das Endothelin-Konversionsenzym-1 konnte mittels PCR im humanen Herz nachgewiesen werden. Fukuchi et al. [62] konnten durch Immunreaktions-Untersuchungen das ECE-1 in Kardiomyozyten und im Endothel Einleitung 27 intramyokardialer Gefäße nachweisen. Barnes et al. [11] fanden das ECE sowohl auf der Zelloberfläche der Kardiomyozyten als auch intrazellulär. Bohnemeier et al. [21] zeigten kürzlich, daß ECE-1 im rechten Vorhof von Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten, mehr exprimiert wurde, als bei Patienten, die keinen Infarkt hatten. Zudem wurde ECE-1 bei Patienten, die mit Betablockern therapiert wurden, geringer exprimiert als bei Patienten ohne diese Medikation. Morawietz et al. [139] fanden einen erhöhten mRNA-Gehalt für ECE-1 in Vorhofgewebe von terminal-insuffizienten menschlichen Herzen. Es wurden bisher zwei verschiedene Endothelin-Rezeptoren, ETA und ETB, bei Menschen und Säugetieren nachgewiesen [7, 184]. Auch die mRNA für diese Rezeptoren wurde 1993 von Molenaar et al. [136] im menschlichen Myokard analog zur lokalen Endothelin-Synthese gefunden. Die Rezeptoren haben Ähnlichkeit mit dem Photorezeptor Rhodopsin und anderen G-Protein-gekoppelten Rezeptoren [191, 88]. Der sogenannte ETA-Rezeptor bindet ET-1 und ET-2 mit größerer Affinität als ET-3 [89, 7]. Im menschlichen Myokard ist überwiegend dieser Rezeptor exprimiert [136]. Der ETB -Rezeptor bindet alle Endothelin-Isoformen mit etwa gleicher Affinität [185]. Im Reizleitungssystem ist vornehmlich dieser Rezeptortyp zu finden. In den Koronargefäßen kommen beide Subtypen gleichermaßen vor [167, 66]. Die Rezeptorenverteilung in den Organen variiert stark. Am menschlichen Ventrikelmyokard werden 59% ETA - und 41% ETB -Rezeptoren exprimiert [160], zwischen linkem und rechtem Ventrikel besteht kein Unterschied. Bei dilatativer Kardiomyopathie kommt es zu einer Zunahme der Gesamtrezeptorendichte mit selektiver Zunahme des ETA-Rezeptorsubtyps. Die Zunahme betraf vor allem den linken Ventrikel. Bei ischämischer Kardiomyopathie kam es zu einer geringen, nicht signifikanten Abnahme der Gesamtrezeptorendichte, wobei die Rezeptorenverteilung unbeeinflußt blieb. Ponicke et al. [164] untersuchten Herzen mit chronischer Herzinsuffizienz u.a. im Hinblick auf die Rezeptorendichte und fanden keinen signifikanten Unterschied zwischen normalen und insuffizienten Herzen, wobei nicht zwischen ischämischer und dilatativer Kardiomyopathie unterschieden wurde. Die weitere Charakterisierung der Rezeptorsubtypen gelang durch die Entwicklung spezifischer Rezeptorantagonisten. BQ-123 beispielsweise bindet selektiv an ETARezeptoren [91, 92], PD-143893 [35] oder Ro46-2005 [33] binden selektiv an ETB Rezeptoren. Bosentan bindet unselektiv an beiden Rezeptoren. Zur Zeit werden erste klinische Studien mit dem Rezeptorenblocker Bosentan durchgeführt [102]. Einleitung 28 I.6.3 Signalübertragung von Endothelin-1 Die Mechanismen der Endothelin-Signaltransduktion scheinen sich der Vermittlung anderer G-Protein-gekoppelter Rezeptoren, wie beispielsweise auch dem Angiotensin II-Rezeptor, zu ähneln. Die Bindung von Endothelin-1 an EndothelinRezeptoren induziert via Gq-Proteine die Aktivierung von PLC, die PIP2 in IP3 und DAG spaltet [217, 52]. DAG wiederum aktiviert die PKC [70], die durch Phosphorylierung vielfältige Funktionsproteine reguliert [57] (s.oben). So können die Effekte durch eine vermehrte Calciumfreisetzung aus dem Sarkoplasmatischen + + Retikulum durch IP3 zustande kommen. Der Na /H -Austauscher wird durch die PKC aktiviert und führt zur Alkalinisierung des Zellinneren. So wird die Sensitivität der Myofilamente gegenüber Calcium gesteigert. Der vasokonstriktorische Effekt scheint dagegen über die Aktivierung spannungsabhäniger Calciumkanäle zustande zu kommen. In der folgenden Abbildung sind mögliche Transduktionswege graphisch dargestellt. Abbildung 3: Intrazelluläre Transduktion von Endothelin-1: potentielle Wirkmechanismen am Kardiomyozyt. ET-1 = Endothelin-1; R = Rezeptor; Gq = Gq-Protein; PLC = Phospholipase C; PKC = Proteinkinase C; PIP2 = Phosphoinositolbiphosphat; IP3 = Inositoltriphosphat; DAG = Diacylglycerol Einleitung 29 I.6.4 Wirkungen von Endothelin-1 Es werden vielfältige Effekte von Endothelin auf die unterschiedlichsten Organsysteme beschrieben. Hier sollen nur die Wirkungen von Endothelin auf das kardiovaskuläre System beschrieben werden. I.6.4.1 Systemische Endothelin-1-Wirkungen Endothelin erweist sich als sehr potenter Vasokonstriktor in unterschiedlichen Gefäßsystemen [226]. Wird Endothelin in den Blutkreislauf injiziert, kommt es zunächst zu einem Abfall, gefolgt von einem lang anhaltenden Anstieg des Blutdruckes [226, 44, 86]. Der initiale Blutdruckabfall kommt vermutlich über eine ETB-Rezeptor vermittelte Freisetzung von NO, ANF und Prostacyclin (PGI2) zustande [63, 134, 22, 44]. Danach erfolgt in den glatten Gefäßmuskelzellen eine lang anhaltende ETA-Rezeptor vermittelte Kontraktion mit erhöhtem peripheren Gefäßwiderstand. Cowburn et al. zeigten kürzlich, daß exogenes Endothelin den arteriellen Blutdruck und den systemischen Gefäßwiderstand steigerte und den Herzindex senkte [39]. Auf den Pulmonalarteriendruck und den Lungengefäßwiderstand übte Endothelin keinen Pulmonalarterie, bis Einfluß aus. Sie infundierten Plasmakonzentrationen Endothelin-1 erreicht waren, wie über die sie bei herzinsuffizienten Patienten vorliegen. Margulies et al. zeigten 1990 erstmals, daß die Endothelinkonzentration im Plasma von Hunden stieg, wenn die Tiere Tachykardie-induziert herzinsuffizient wurden [124, 113]. Mittlerweile ist bekannt, daß es beim Menschen mit terminaler Herzinsuffizienz zu einer Aktivierung des Endothelin-Systems mit erhöhten Endothelin-1-Plasmaspiegeln kommt [128, 114]. Daß die Plasma-Endothelinspiegel mit dem Ausmaß der pulmonalen Hypertension korrelieren, zeigten Cody et al. 1992 [34]. Lerman et al. [114] wiesen nach, daß die Endothelin-Plasmakonzentration bei Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz erhöht war, aber nach einer Herztransplantation zunächst noch weiter anstieg und sich erst nach drei bis zwölf Monaten auf einem erhöhten Niveau einpendelte. Sie diskutieren die vermehrte Endothelin-Synthese als möglichen Adaptionsmechanismus des Herzkreislaufsystems und der Nieren nach der Herztransplantation. Kiowsky [102] untersuchte Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz hinsichtlich ihrer Plasmaspiegel von Big-Endothelin-1 und Endothelin-1 und erkannte eine direkte Einleitung 30 Korrelation dieser erhöhten Plasmaspiegel und dem Grad der pulmonalen Hypertension, des pulmonalen Gefäßwiderstandes und den enddiastolischen Füllungsdrücken beider Ventrikel. Mit zunehmendem Plasmaspiegel dieser Peptide nahm das Herzzeitvolumen ab. Von Omland et al. [152] wird die Plasmakonzentration von Endothelin-1 für den besten prognostischen Faktor für die Mortalität innerhalb eines Jahres nach Myokardinfarkt gehalten. Zur Zeit werden erste klinische Studien [102] mit dem oralen nicht-selektiven Endothelin-Rezeptorantagonisten Bosentan [33] durchgeführt. Die Studie zeigte bisher, daß durch Bosentan, verglichen mit Placebo, eine signifikante Reduktion des systemischen und pulmonalen Gefäßwiderstandes erreicht werden konnte, ohne daß eine Änderung der Herzfrequenz eintrat. I.6.4.2 Wirkung von Endothelin-1 auf das Myokard verschiedener Spezies Kelly (Kelly 1990) beobachtete an Rattenmyozyten einen positiv-inotropen Effekt von Endothelin-1, der hauptsächlich auf eine Calciumsensibilisierung der Myofilamente zurückzuführen war und durch die Aktivierung des sarkolemmalen Na+/H+Antiporters und die darauffolgende Alkalinisierung im Zytosol zu erklären ist [104, 219]. Im Gegensatz dazu untersuchten Touys et al. [204] den Einfluß von Endothelin auf den intrazellulären Calciumgehalt an isolierten Kardiomyozyten von neonatalen und adulten Ratten mit dem Calciumindikator Fura. Die Calciumtransienten nahmen sowohl in neonatalen Vorhof- und Ventrikelmyozyten, als auch in adulten Ventrikelmyozyten in Abhängigkeit von der Endothelin-Dosis zu. Sowohl der diastolische, als auch der systolische Calciumgehalt der Zellen nahm bei einer Endothelindosis von 10-10M signifikant zu. Die beobachteten Effekte ließen sich durch Präinkubation mit BQ-123 selektiv blockieren. Fujita et al. [61] wiesen 1996 an isolierten ventrikulären Kaninchenmyozyten einen positiv-inotropen Effekt von Endothelin-1 nach, der sich ebenfalls auf einen erhöhten Calciumtransienten zurückführen ließ und mit Indo-1 nachgewiesen wurde. Sie zeigten auch eine erhöhte Sensitivität der Myofilamente gegenüber Calcium. Zhu et al. demonstrierten 1997 [228] am isolierten Trabekel aus einem Hundeventrikel einen negativ-inotropen Effekt von Endothelin-1, der sich durch Einleitung 31 Präinkubation mit BQ-123 völlig und durch den ETB-Rezeptorantagonisten RES-7011 partiell vermeiden ließ. Qui et al. [170] zeigten einen calciumsensibilisierenden Effekt von Endothelin-1 an Indo-1 beladenen Myozyten von terminal insuffizienten menschlichen Herzen. Moravec et al. [137] konnten einen leichten isometrischen Kraftzuwachs an isolierten humanen Muskelstreifenpräparaten herzinsuffizienter Patienten zeigen. Meyer et al. [132] beobachteten einen positiv-inotropen Effekt von Endothelin-1 an isolierten Streifenpräparaten humaner rechter Vorhöfe, Proteinkinase-C und nachfolgender der auf Aktivierung des die Aktivierung der Na+/H+-Antiporters zurückzuführen war. Aber auch das intrazelluläre Calcium, durch Äquorin nachgewiesen, stieg signifikant an. Am Ventrikelmyokard [160] dagegen war ein positiv-inotroper Effekt zu sehen, der nicht mit einer intrazellulären Calciumerhöhung einherging. Diese positiv-inotrope Wirkung ließ sich durch extrazelluläres Absenken des pHs verstärken. Auf das Reizleitungssystem hat Endothelin einen proarrhythmischen Einfluß, auf die Koronargefäße wirkt es wie an vielen anderen Gefäßen konstriktiv. Wie Endothelin am Kardiomyozyten des Menschen genau wirkt und welche Effekte es an Vorhof- und Ventrikelmyokard hat, ist bisher weitgehend ungeklärt. I.6.4.3 Interaktionen des Endothelin-1 mit anderen neurohumoralen Systemen Bei Hunden steigerte die Infusion von Endothelin-1 nicht nur den Blutdruck, ebenfalls stiegen die Plasmakonzentrationen von Vasopressin, Renin, Aldosteron, Epinephrin, Norepinephrin und die des Atrialen Natriuretischen Faktors an [67, 133]. Die Endothelin-Produktion läßt sich in vitro und in vivo durch verschiedenste Stoffe stimulieren, z.B. durch Angiotensin II [140, 46], durch Thrombin, TGF-β, Interleukin1, Katecholamine, Kortisol und Vasopressin [140, 178]. Zusätzlich wirkt Endothelin auch als Wachstumsfaktor, der Hypertrophie induziert, indem die Transkription von muskelspezifischen Genen und dem Proto-Onkogen cfos gesteigert wird. Auch die DNA- und Proteinsynthese werden in Rattenmyozyten gesteigert [193, 198, 94]. Ein mitogener Effekt konnte von mehreren Autoren für Endothelin-1 nachgewiesen werden [80, 69]. Einleitung 32 Einen Einfluß von Endothelin auf die Embryogenese wiesen Kurihara et al. und Puffenberger et al. nach. Bei sogenannten Knock-out-Mäusen, denen das für Endothelin-1 codierende Gen fehlte, kam es während der Entwicklung zu kraniofacialen Mißbildungen [105]. Eine Mutation des Endothelin-B-Rezeptors dagegen führte zu einem Megakolon, wie es beim Menschen für den Morbus Hirschsprung typisch ist [169]. Kuwahara et al. [106] konnten an Kardiomyozyten-Kulturen von neonatalen Ratten nachweisen, daß die Genexpression für ANF und BNP durch Cardiotrophin-1 und Endothelin stimuliert werden kann. Cardiotrophin-1 ist ein neu entdecktes Cytokin, das mit Endothelin zu interagieren scheint. Harada et al. [73] wiesen nach, daß dazu eine Interaktion von Kardiomyozyten und Fibroblasten notwendig ist. Einleitung 33 I.7 Offene Fragen und Fragestellung dieser Arbeit I.7.1 Offene Fragen Mittlerweile ist es Standard, die Herzinsuffizienz mit Hemmstoffen des AngiotensinKonversionsenzyms zu behandeln. Angiotensin-Rezeptoren-Blocker werden zunehmend eingesetzt, um die Angiotensin-Wirkung direkt zu verhindern. So kommt es nicht mehr zur Kumulation von Bradykinin, das u.a. für den Husten während der ACE-Inhibitoren-Therapie verantwortlich gemacht wird. Zudem wird mit den Rezeptorenblockern auch die Wirkung von demjenigen Anteil des Angiotensin II verhindert, welcher nicht durch das Angiotensin-Konversions-Enzym produziert wird, sondern über lokale Chymasen [214] entsteht. An Muskelstreifenpräparaten fand man unter Angiotensin II-Einwirkung am humanen Vorhofmyokard einen positivinotropen Effekt, am Ventrikelmyokard allerdings nicht [84]. Moravec et al. zeigten unter unphysiologischen Bedingungen uneinheitliche Ergebnisse [138]. An menschlichen isolierten Kardiomyozyten untersuchten bisher nur Lefroy et al. [111] die Angiotensin-Wirkung und konnten weder an Vorhof- noch an Ventrikelmyozyten einen Effekt entdecken. Das widerspricht den Ergebnissen, die am Streifenpräparat von Holubarsch et al. festgestellt wurden. Sind an der positiv-inotropen Wirkung am Vorhof doch andere Zellen als die Kardiomyozyten beteiligt? In den letzten Jahren gewann in der Herzinsuffizienzforschung auch das EndothelinSystem an Bedeutung. Nachdem man einige für den Organismus nachteilige Effekte gefunden hat, kommen nun in ersten klinischen Studien Endothelin- Rezeptorenblocker zum Einsatz. Allerdings weiß man zur Zeit nicht, welche Wirkungen Endothelin direkt auf das menschliche Herz hat. Bisher gibt es auch hier einige Studien an Muskelstreifenpräparaten. Moravec et al. [137] fanden sowohl an insuffizientem menschlichen Vorhof- als auch Ventrikelmyokard signifikant positivinotrope Effekte. Auch Meyer et al. [132] konnten einen allerdings nicht so ausgeprägten positiv-inotropen Effekt auf humanes Vorhofmyokard nachweisen. Kürzlich zeigten Pieske et al. [160] in gesundem und insuffizientem menschlichen Myokard eine positive Inotropie; bei insuffizienten Herzen war diese niedriger als in gesunden Herzen. An isolierten Kardiomyozyten gibt es lediglich Studien an Tieren; für den Menschen liegen keine Ergebnisse vor. Es ist sowohl für Angiotensin II als auch für Endotehlin-1 nicht klar, welche Wirkung sie auf humane Kardiomyozyten haben. Dieses ist aber wichtig, will man den Effekt Einleitung 34 durch Inhibitoren der Konversionsenzyme oder Rezeptorenblockern verhindern. Nimmt man den Patienten durch die Therapie möglicherweise kontraktile Reserven? Inwiefern werden diese durch hämodynamisch bedingte Verbesserung der Ventrikelfunktion überlagert? Die vorliegende Arbeit soll sich mit der Wirkung von Angiotensin II und Endothelin-1 auf die Funktion von humanen Vorhof- und Ventrikelmyozyten beschäftigen. I.7.2 Fragestellung dieser Arbeit Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die physiologische Bedeutung der kardialen Angiotensin II- und Endothelin-1-Wirkung hinsichtlich der kontraktilen Funktion humaner Kardiomyozyten aufzuzeigen. Um höhere Konzentrationen an den jeweiligen kardialen Rezeptoren zu erreichen und um den Einfluß von anderen Zellen als Kardiomyozyten auszuschließen, wird die Wirkung von Angiotensin II und Endothelin-1 an enzymatisch isolierten Kardiomyozyten aus menschlichem Vorhof- und Ventrikelgewebe untersucht. • Sind die Kardiomyozyten nach dem enzymatischen Isolationsvorgang intakt, besitzen sie kontraktile Reserven und funktionsfähige Rezeptoren? • Hat Angiotensin II eine Wirkung auf die Kontraktilität humaner Ventrikelmyozyten? • Wirkt Angiotensin II positiv-inotrop auf humane Vorhofmyozyten? • Besitzt Endothelin-1 einen Einfluß auf die Kontraktilität humaner Ventrikelmyozyten? • Beeinflußt Endothelin-1 das Kontraktionsverhalten humaner Vorhofmyozyten? 35 II Material und Methoden II.1 Untersuchtes Gew ebe Die Untersuchungen der vorliegenden Arbeit wurden an isolierten Kardiomyozyten von insgesamt 20 insuffizienten Herzen und 30 rechten Vorhöfen vorgenommen. Dabei stammten 41 Myozyten aus terminal insuffizienten Herzen und 44 Myozyten aus suffizienten rechten Vorhöfen. Die für die Versuche relevanten hämodynamischen Daten, sowie das Alter der Patienten und ihre Diagnose werden bei den jeweiligen Versuchen in tabellarischer Form gezeigt. II.1.1 Gewebe aus nicht-insuffizientem Atrium dextrum Von 30 Patienten, die sich einer koronaren Bypassoperation unterziehen mußten, erhielten wir einen Teil des rechten Vorhofes, das Auriculum cordis dextrum, das bei dem Anschluß an die extrakorporale Zirkulation exzidiert wurde. Die Operationen erfolgten in der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg. Alle Patienten hatten keine klinischen Zeichen einer Herzinsuffizienz und echokardiographisch eine normale linksventrikuläre Ejektionsfraktion. II.1.2 Gewebe von Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz In diese Gruppe wurden Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz Grad IV gemäß dem Vorschlag der New-York-Heart-Association (NYHA) eingestuft, die sich bei ischämischer Kardiomyopathie (ICM) oder dilatativer Kardiomyopathie (DCM) einer orthotopen Herz- oder Herz-Lungentransplantation unterziehen mußten. Es handelte sich um sieben Patienten mit einer ICM (5 Männer, 2 Frauen) und 13 Patienten mit einer DCM (12 Männer, 1 Frau). Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion lag zum Zeitpunkt der Transplantation im Mittel bei 21,0%. Aus 20 Herzen mit terminaler Herzinsuffizienz konnten insgesamt 29 Kardiomyozyten untersucht werden. Sie wurden ausschließlich aus dem linken Ventrikel isoliert. Die explantierten Herzen erhielten wir aus der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg (8) und vom Herzzentrum Nordrhein- Material und Methoden 36 Westfalen, Bad Oeynhausen (12). Die hämodynamischen Meßdaten der Patienten mit ICM und DCM unterschieden sich nicht signifikant. II.1.3 Ventrikelproben linksventrikulär Von drei Patienten, die sich einem Verschluß eines offenen Foramen ovale (1 Frau) oder einer Kardioplastie (2 Männer) unterzogen, erhielten wir Myokardproben, die aus operationstechnischen Gründen exzidiert werden mußten. Es gelang die Isolation und Untersuchung von 10 Myozyten. Zusätzlich gelang die Isolation zweier Myozyten aus einer linksventrikulären Biopsie. Die Patientin litt an einer dilatativen Kardiomyopathie, hatte zum Zeitpunkt der Katheteruntersuchung, die zur Transplantationsvorbereitung durchgeführt wurde, eine EF von 30% (Votum der Ethikkommission Freiburg, Projektleiter Prof. Dr. Ch. Holubarsch). II.1.4 Medikation der Patienten Von den Patienten, die sich einer koronaren Bypassoperation unterzogen, erhielten 20 Patienten herzwirksame Medikamente. Die Patienten erhielten im allgemeinen eine Kombination aus Diuretika, Digitalis und ACE-Hemmern, gegebenenfalls Nitrate, und Calciumantagonisten. Nach Medikamenten aufgeschlüsselt erhielten 6 Patienten Diuretika, 5 Digitalis, 12 ACE-Hemmer, 16 Nitrate, 14 β-Rezeptorenblocker und 12 Calciumantagonisten. Die Patienten, die zur Transplantation anstanden, erhielten folgende Medikation: 15 Diuretika, 11 Digitalis, 13 ACE-Hemmer, 5 Nitrate, und 3 Calciumantagonisten. 3 Patienten wurden während der Wartezeit auf ein Spenderherz katecholaminpflichtig, 8 Patienten mußten zusätzlich antiarrhythmisch behandelt werden, davon 7 Patienten mit einem β-Rezeptorenblocker. Material und Methoden 37 II.2 Lösungen und verw endete Substanzen II.2.1 Tyroden, Low Calcium, Enzymlösung Die Nährlösung, in der das Myokard transportiert wurde und mit der die isolierten Zellen während der Experimente superfundiert wurden, ist eine modifizierte mit Carbogen (95% O2, 5% CO2) durchperlte Krebs-Henseleit-Lösung (Tyrode). In der Lösung sind folgende Substanzen enthalten: Na+ 144,0 mM, K+ 5,8 mM, Cl- 126 mM, - - 2- HCO3 25 mM, Mg2+ 0,96 mM, H2PO4 1,29 mM, SO4 0,96 mM, Ca2+ 1,25 mM, Glucose 11,2 mM und 10 IE/l Altinsulin (H-Insulin, Hoechst-AG). Während des Transportes und der Präparation enthielt die Tyrode zusätzlich 30 mM 2,3Butanedione-Monoxime. Für die Calcium-Dosis-Wirkungskurven wurde eine phosphatfreie, 1,25 mM calciumhaltige Tyrode verwendet, KH2PO4 wurde nicht zugegeben. Die Tyroden wurden wöchentlich frisch aus zwei höher konzentrierten Stammlösungen hergestellt, Glucose und Insulin vor Versuchsbeginn zugegeben. Zum Auswaschen des Calcium vor der Zellisolation wurde das präparierte Myokard mit einer Low-Calcium-Lösung gespült, die folgende Substanzen enthielt: Na+ 120 2- mM; K+ 5,4 mM; Cl- 125,4 mM; Mg2+ 5 mM; SO4 5 mM; Ca2+ 0,0035 mM; Pyruvat 5mM; Taurin 20 mM; HEPES 10 mM; BDM 0,02 mM; Glucose 0,02 mM. Der pH der Lösung wurde auf 7,4 eingestellt. Isoliert wurden die Kardiomyozyten in einer Enzymlösung, die folgende 2- Zusammensetzung hatte: Na+ 120 mM; K+ 5,4 mM; Cl- 125,4 mM; Mg2+ 5 mM; SO4 5 mM; Pyruvat 5 mM; Taurin 20 mM; HEPES 10 mM; Glucose 0,02 mM; Nitrilotriacetic-Säure 0,012 mM. Der pH-Wert der Enzymlösung wurde auf 7,3 eingestellt. Die Enzym- und Low Calcium Lösung wurden wöchentlich frisch aus einer höher konzentrierten Stammlösung, die NaCl, KCl und MgSO4 enthält, angesetzt. II.2.2 Wirkung von 2,3-Butanedione-Monoxime (BDM) und Nitrilotriacetic-Säure (NTA) BDM als Zusatz zur Tyrode, in der das Myokard transportiert und präpariert wurde, wirkt als kardioplege Lösung mit speziellen vorteilhaften Eigenschaften. Durch die Präparation des Myokard in maximal 1mm³ kleine Würfel kommt es zu einer Material und Methoden 38 Verletzung der Zellmembranen und so zu einer massiven Calciumfreisetzung, die zu einer Kontraktur der Muskelzellen führt. BDM verhindert dies vermutlich durch eine Blockierung der Calciumbindungsstellen am Troponin C und der Calciumkanäle. Die Effekte treten sehr schnell ein und sind innerhalb kurzer Zeit durch Auswaschen vollständig reversibel [78, 144]. NTA bildet mit Calcium- und Phosphationen einen Komplex, so daß freies Calcium in der Lösung gebunden wird und später ausgewaschen werden kann. II.2.3 Substanzen II.2.3.1 Protease, Hyaluronidase, Collagenase Die Enzyme wurden im größten analytischen Reinheitsgrad kommerziell bei der Firma Sigma erworben. Die Aktivität der Collagenase wurde mit 0,21 U/mg angegeben, die der Protease mit 9,9 U/mg und die Aktivität der Hyaluronidase mit 320 U/mg. Wegen stark variierender Aktivität der Collagenase zwischen verschiedenen Chargen, wurden sämtliche Versuche mit einer Collagenase aus einer Charge unternommen. II.2.3.2 Isoproterenol, AT II, Endothelin Isoproterenol, Angiotensin und Endothelin wurden kommerziell bei der Firma Sigma erworben. Auf ihre Wirkungen wird später genau eingegangen. II.2.3.3 Substanzen für die Lösungen NaCl, KCl, MgSO4, KHCO3 , KH2PO4, CaCl2 und Glucose wurden von der Firma Merck bezogen. Pyruvat, Taurin, NTA und BDM wurden von der Firma Sigma erworben, HEPES wurde von der Firma Roth, NaHCO3 bei Riedel-de Haën, Insulin bei der Hoechst-AG erworben. Die Substanzen waren von größtem analytischen Reinheitsgrad. Material und Methoden 39 II.3 Transport II.3.1 Ventrikel- und Vorhofmyokard aus der Universitätsklinik Freiburg Das Ventrikel- und Vorhofgewebe von Patienten der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg wurde unmittelbar nach der Entnahme durch den Chirurgen in Carbogendurchperlte, BDM-haltige Tyrode gelegt. Innerhalb 10 Minuten wurden die Proben ins Labor gebracht. II.3.2 Biopsie-Material aus Freiburg Zwei Biopsien wurden direkt nach der Entnahme durch den Herzkatheterspezialisten in eiskalte Low-Calcium-Lösung gegeben, die vorher mit Carbogengas gesättigt wurde. Dann erfolgte der sofortige Transport ins Labor, der etwa 10 Minuten benötigte. II.3.3 Myokard aus dem Herzzentrum Bad Oeynhausen Für das Gewebe aus dem Herzzentrum Nordrhein-Westfalen war eine Transportzeit von etwa sechs Stunden erforderlich. In einem speziellen Transportkoffer wurde das Myokard in mit Carbogen-gesättigter Tyrode, die ebenfalls BDM enthielt, gekühlt transportiert. Die Sauerstoffsättigung war die gesamte Reisezeit über ausreichend. Material und Methoden 40 II.4 Präparation II.4.1 Linksventrikuläres Gewebe Aus dem linken Ventrikel wurden in einer speziellen Präparierkammer, die mit Carbogen-durchperlter BDM-Lösung gefüllt war, mit Hilfe augenchirurgischer Instrumente Trabekel und intramurale Gewebestücke präpariert, die dann zügig unter Berücksichtigung der Faserrichtung in maximal 1mm³ kleine Würfel zerkleinert wurden (Argentax-Klingen der Firma Martor). Diese Würfel wurden dann in ein Cellstar-Gefäß (Fa. Greiner) gegeben, in dem nun anschließend die Zellisolierung erfolgte. II.4.2 Vorhofgewebe Unter einem Stereomikroskop mit zehnfacher Vergrößerung (Firma Olympus, SZ 40) wurde in der Präparierkammer aus dem Vorhof mit Hilfe von augenchirurgischen Instrumenten möglichst atraumatisch alle Trabekel aus dem Auriculum cordis dexter herauspräpariert und dann mit einer Klinge in kleine Würfel (ca.1mm³) geschnitten. Das Gewebe wurde nun mit Hilfe einer 20ml Spritze zur weiteren Isolierung in ein Cellstar-Gefäß überführt. Material und Methoden 41 II.5 Zellisolierung Zunächst wurden die Gewebestücke bei 36°C in einem Wärmebad insgesamt 12 Minuten in 25ml Low-Calcium-Lösung inkubiert, um möglichst viel Calcium auszuwaschen, was beim Präpariervorgang durch Zellverletzung massiv freigesetzt würde und dem übrigen Gewebe schaden könnte, indem es zu Kontrakturen führt. Um zusätzlich Calcium zu binden, enthielt die Low-Calcium Lösung NTA. Die Lösung wurde alle drei Minuten gewechselt. Dann wurde die Low-Calcium-Lösung abpipettiert. Das Gewebe wurde 45 Minuten lang mit einer Proteaselösung inkubiert (Ventrikel 4,3 U/ml; Vorhof 3,07 U/ml). Danach wurde die Proteaselösung abpipettiert und durch eine Collagenaselösung ersetzt (Ventrikel 0,21 U/ml; Vorhof 0,27 U/ml). In dieser Lösung wurde das Gewebe für zweimal 45 Minuten inkubiert. Bei Vorhofgewebe wurde der ersten Collagenaselösung zusätzlich Hyaluronidase (160 U/ml) zugegeben. Während der gesamten Inkubation wurde die Lösung mit Carbogengas durchperlt und dadurch sanft durchmischt. In den abpipettierten Collagenaselösungen befanden sich die isolierten Zellen. Die Enzymlösungen wurden auf Eis gelegt, um die Enzymaktivität zu stoppen. Nun wurde etwa 1ml der Lösung in das Organbad pipettiert. Die isolierten Zellen setzten sich auf dem Deckglas nieder, wurden mit 1,25 mM calciumhaltiger Tyrode superfundiert und konnten nun unter dem Mikroskop betrachtet werden. Der Anteil morphologisch intakter Zellen nach dem Isolationsvorgang war stark schwankend. Manchmal erreichte er 50-70%, in der Regel lag er bei 10%. Material und Methoden 42 II.6 Messung der Kontraktilität der isolierten Myozyten II.6.1 Versuchsaufbau Die folgende Anlage wurde speziell für Einzelzellmessungen von Professor Güth (Scientific Instruments, Heidelberg) entwickelt und zusammengestellt. Folgende Komponenten kamen zum Einsatz: • Mikroskop mit Küvetteneinsatz (Diaphot 300, Fa. Nikon) • Temperaturkontrolleinheit (Scientific Instruments, Heidelberg) • Rollpumpe (Scientific Instruments, Heidelberg) • Stimulationsanlage (Scientific Instruments, Heidelberg) • Kameraeinheit (Scientific Instruments, Heidelberg) • Kathodenstrahloszilloskop (HAMEG, HM 304) • Monitor (Phillips, 12 Bit s/w slave Monitor) • Softwarepaket zur Signalanalyse (MUCELL, Scientific Instruments, Heidelberg) • Personalcomputer (Pentium, Fa. Pyramid) Material und Methoden 43 In der folgenden Abbildung sind die wichtigsten Bestandteile der Meßapparatur dargestellt. Abbildung 4: Meßanlage: Küvettentisch, Oszilloskop, Kameraeinheit und Stimulationsanlage. Material und Methoden 44 II.6.1.1 Küvettensystem Abbildung 5 zeigt das Küvettensystem im Detail, welches in das Mikroskop integriert ist. In das Gehäuse ist eine runde Vertiefung eingelassen, in die ein Deckglas gelegt wird, das den Boden des Organbades bildet. Die konisch zulaufende Küvette mit einem runden Durchlaß wird in das Gehäuse eingeschraubt. Durch einen Dichtungsring wird das Organbad gegen das Deckglas abgedichtet. Hier hinein wird nun etwa ein Milliliter der Enzymlösung am Ende der Inkubationszeit gegeben, die auch die isolierten Zellen enthält. Als Deckel des Organbades dient ein quarzgläserner Deckel, in den sowohl zwei Platinelektroden, die mit der Stimulationsanlage verbunden sind, als auch die Zu- und Abflußröhrchen eingelassen sind. Der Zu- und Abfluß der Tyrode wird durch eine Rollpumpe gewährleistet, deren Flußgeschwindigkeit manuell bestimmt werden kann. Das Küvettensystem ist mit einer Temperaturkontrolleinheit verbunden. Hiermit kann die Temperatur, die in dem Organbad herrschen soll, genau eingestellt werden. Bei unseren Experimenten betrug die Temperatur 32°C. Auch das Phasenkontrastobjektiv, das sich sehr nah unter dem Deckglas befindet, auf dem die Myozyten liegen, ist von einem Thermoblock umgeben, um die Temperatur möglichst konstant zu halten. Die zufließende Tyrode hatte eine Temperatur von 34°C, um die Bildung von Gasblasen im Küvettensystem zu vermeiden. Abbildung 5: Küvettensystem: Organbad, Platinelektroden, Tyrodenzu- und -ablauf Material und Methoden 45 II.6.1.2 Mikroskop Der Strahlengang führt im Mikroskop von der Lichtquelle von oben durch das Küvettensystem, durch die Objektive über verschiedene Spiegel zu einem Okularrevolver, in den jeweils ein Okular mit 10- und 40-facher Vergrößerung und ein Phasenkontrastobjektiv mit 100facher Vergrößerung eingebaut sind. Weiter fällt das Licht über verschiedene Spiegel gelenkt einerseits zum Binokular, andererseits in eine Kamera, in die eine Diodenkette eingebaut ist. II.6.1.3 Zellendendetektion Die Diodenkette nimmt Helligkeitsunterschiede war. Durch das Phasenkontrastobjektiv heben sich die Zellenden besonders gut vom Hintergrund ab. Um das zu erreichen, ist es wichtig, daß die Zelle parallel zur Diodenkette liegt, was man durch Drehen der Kamera oder des Mikroskoptisches erreichen kann. Um das Einstellen zu erleichtern, ist an die Kamera ein Bildschirm angeschlossen, über den man die Zellposition gut beurteilen kann. Abbildung 6: Zelleinstellung: Mikroskoptisch, Kamera und Monitor Material und Methoden 46 Das Helligkeitsprofil der Zelle wird von der Diodenkette in der Kamera aufgenommen, umgewandelt und auf dem Oszilloskop wiedergegeben (Kanal 1). Zwei Marker sind auf dem Bildschirm des Oszilloskop integriert, die sich über die Anlage horizontal und vertikal bewegen lassen. Diese Marker sind so eingerichtet, daß sie Helligkeitsunterschiede erkennen, die für Zellenden typisch sind. Die Marker werden jeweils links vor die Zellenden positioniert und detektieren die Zellenden rechts daneben. Über einen zweiten Kanal wird diese Information angezeigt: hat das Instrument das linke Zellende entdeckt, steigt die Spannung an; an der Stelle, an der der zweite Marker das rechte Zellende entdeckt, fällt die Spannung wieder ab. Die Zelle ist somit so lang wie der Abschnitt des zweiten Pulses, der eine erhöhte Spannung anzeigt. Änderungen der Zellänge, wie sie bei jeder Kontraktion auftreten, werden somit zuverlässig aufgenommen. Die Gesamtauflösung der Aufnahme beträgt 50 Hz. Abbildung 7: Oszillograph: Zellendendetektion Material und Methoden 47 II.6.1.4 Elektrische Feldstimulation Die Myozyten, die sich auf dem Deckglas absetzen, werden elektrisch durch die beiden Platinelektroden im Feld stimuliert. Es handelt sich hierbei um einen bipolaren Stimulus von 5ms Dauer. Die Spannung beträgt zwischen 23 V und 31 V und wurde 10% höher als die jeweilige Schwellenspannung gewählt, bei der die Myozyten zu kontrahieren begannen. II.6.1.5 Registrierung der Zellkontraktion und Datenverarbeitung Die Informationen der Photodiodenkette werden mittels einer 12 Bit Analog/DigitalWandlerkarte direkt in einen Personalcomputer gespeist und im Softwareprogramm „Mucell“ verarbeitet. Jede Kontraktion wird in Form einer Verkürzungskurve angezeigt. Einzelne Kontraktionen können aufgezeichnet werden; von ihnen werden dann folgende Parameter berechnet: • diastolische Zellänge • maximale Verkürzung • Verkürzungs-Zeit-Integral • Dauer bis zur maximalen Kontraktion • Dauer von 10%iger Verkürzung bis zum Kontraktionsmaximum • maximale Kontraktionsgeschwindigkeit • maximale Relaxationsgeschwindigkeit • Dauer vom Kontraktionsmaximum bis zur 50%igen Relaxation Es besteht die Möglichkeit, mehrere Kontraktionen hintereinander aufzuzeichnen und sämtlich Werte zu mitteln. So verfälschen kleinere Störungen der Aufnahme, die beispielsweise durch geringe Bewegungen der Zelle durch die Pumpenströmung zustande kommen, nicht zu sehr die Ergebnisse. Material und Methoden 48 II.7 Versuchsablauf Nach der Isolation der Myozyten in den Enzymlösungen wurde etwa ein Milliliter der Lösung mit einer Einwegpipette entnommen und in das Küvettensystem gefüllt. Die intakten Myozyten setzten sich auf dem Deckglas ab. Nun wurde der Tyrodefluß angestellt, die Myozyten mit 1,25 mM calciumhaltiger Tyrode, die ständig mit Carbogen durchperlt wurde, superfundiert. Es kann davon ausgegangen werden, daß die Zellen ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurden. Zelltrümmer wurden durch den Tyrodefluß weggespült. Die Zellen blieben nun 30 bis 45 Minuten in Ruhe, bevor dann die Feldstimulation eingestellt wurde. Es wurde mit einer Spannung von 20 V begonnen, diese dann solange hochreguliert, bis die Kardiocyten zu kontrahieren begannen. So ist die Schwellenspannung definiert. Die Spannung wurde nun um 10% gesteigert, unter welcher letzlich der Versuch stattfand. Nach folgenden Kriterien wurde nun ein Myozyt, mit dem der Versuch stattfinden soll, ausgesucht: • Zellmorphologie: eindeutige Querstreifung keine Vakuolen keine Zellabschnitte in Hyperkontraktur • keine Spontanaktivität unter 1,25 mM Calcium • konstante Kontraktionsamplitude unter der Stimulation von 0,2 Hz über 15 Minuten • konstante diastolische Länge Erfüllte eine Zelle alle Kriterien, wurde an ihr ein Experiment gestartet. Material und Methoden 49 Die untersuchten Substanzen, Calcium, Isoproterenol, Angiotensin II und Endothelin1, wurden in den entsprechenden Konzentrationen in das Tyrodenreservoir gegeben. Die Dosis-Wirkungskurven wurden durch kumulative Zugabe der Substanzen erstellt. Hierzu muß ein geschlossenes System vorliegen. Der Abflußschlauch wurde zu diesen Versuchen in das Tyrodereservoir zurückgeleitet, so daß eine konstante Menge Tyrode zirkulierte. Bei positiv-inotropen Effekten wurden die einzelnen Kontraktionen zu dem Zeitpunkt registriert, an dem die Zelle mindestens 3 Minuten konstant, ohne weiteren Verkürzungszuwachs kontrahierte. War nach Zugabe der Substanzen keine inotrope Wirkung zu beobachten, wurden 10 Minuten abgewartet und dann die Registrierung vorgenommen. II.7.1 Dosis-Wirkungskurve mit Calciumionen Der Effekt von unterschiedlichen extrazellulären Calciumkonzentrationen auf das Kontraktionsverhalten der Myozyten wurde an 14 Zellen von elf terminal insuffizienten explantierten Herzen untersucht. Um das Ausfällen von Calciumphosphat bei höheren Calciumkonzentrationen in der Tyrode zu verhindern, wurde eine phosphatfreie Tyrode mit einer Calciumkonzentration von 1,25 mM verwendet. In diese wurde kumulativ jeweils die Menge einer einmolaren CalciumStammlösung hinzu pipettiert, so daß folgende Konzentrationen im Tyrode-Reservoir vorlagen: 1,25 mM, 2,5 mM, 4,0 mM, 7,2 mM, 12 mM und 15 mM. II.7.2 Isoproterenol-Dosis-Wirkungskurven An fünf Myozyten von vier explantierten Herzen wurde die positiv-inotrope Wirkung von Isoproterenol untersucht. Hierzu mußte die Tyrodelösung mit Ascorbinsäure versetzt werden, um ein schnelles Oxidieren und Inaktivieren des Isoproterenols zu verhindern. Isoproterenol wurde dann in den Konzentrationen 10-9M, 3x10-9M, 10-8M, 3x10-8M und 10-7M zugegeben. Material und Methoden 50 II.7.3 Angiotensin II Dosis-Wirkungskurven II.7.3.1 Vorhofmyokard Die inotrope Wirkung von Angiotensin II wurde an elf Myozyten von neun nichtinsuffizienten rechten Vorhöfen gemessen. Es wurden folgende zu untersuchende Konzentrationen gewählt: 10-10M, 10-9M, 10-8M, 10-7M, 10-6M und 10-5M. Vor Zugabe der nächsten Konzentration wurden so lange zugewartet, bis die Zelle wieder konstant kontrahierte, mit einem Minimalintervall von zehn Minuten. An zehn Myozyten von sieben rechten Vorhöfen wurde zusätzlich die Wirkung von Angiotensin II nach vorheriger fünfzehnminütiger Inkubation mit dem Angiotensin IIRezeptorantagonisten Losartan -9 -7 (10 M) untersucht. Es folgte eine Dosis- -5 Wirkungskurve von 10 M bis 10 M Angiotensin II. II.7.3.2 Linksventrikuläres Myokard Die Wirkung von Angiotensin II in der Konzentration von 10-6M wurde an neun Myozyten von fünf terminal insuffizienten, explantierten Herzen untersucht. II.7.4 Endothelin-Dosis-Wirkungskurve II.7.4.1 Vorhofmyokard Am humanen rechten Vorhof wurde die Wirkung von Endothelin-1 an insgesamt 12 Myozyten von zehn Auricula cordis untersucht. Endothelin wurde kumulativ dem Tyrode-Reservoir in folgenden Konzentrationen zugegeben: 10-12M, 10-11M, 10-10M, 10-9M und 10-8M. An acht Myozyten von sechs Vorhöfen wurde der Endothelin-1Rezeptor mit dem spezifischen Rezeptorenblocker BQ 123 geblockt, indem die Myozyten nach der Isolation 20 Minuten lang mit BQ 123 in einer Konzentration von 10-7M inkubiert wurden. Dann folgte die Zugabe von 10-10M bis 10-8M Endothelin. II.7.4.2 Linksventrikuläres Myokard An 16 linksventrikulären Myozyten von sieben explantierten Herzen (10 Myozyten), von zwei Ventrikelproben (vier Myozyten), die bei der Reduktionsplastik eines linken Ventrikels anfielen, und von einer Biopsie (zwei Myozyten) wurde die Wirkung von Endothelin-1 bei verschiedenen extrazellulären Calciumkonzentrationen untersucht. Material und Methoden 51 Dabei wurden zehn Myozyten bei 1,25 mM extrazellulärem Calciumgehalt gemessen und sieben Myozyten bei 2,5 mM Calciumgehalt. Endothelin-1 wurde bei 1,25 mM extrazellulärem Calcium in den Konzentrationen 10-12M, 10-11M, 10-10M, 10-9M und 10-8M zugegeben, bei 2,5 mM Calcium in den Konzentrationen 10-10M, 10-9M und 10-8M. Material und Methoden 52 II.8 Ausw ertung II.8.1 Normierung der Daten Folgende Parameter wurden gemessen und berechnet: • diastolische Zellänge [µm] • maximale Verkürzung [µm] • relative Verkürzung [%] • Verkürzungs-Zeit-Integral [µm/s] • Dauer bis zur maximalen Kontraktion [ms] TTP • Dauer 10%ige Verkürzung bis Kontraktionsmaximum [ms] T 10% to peak • maximale Kontraktionsgeschwindigkeit [-µm/s] slope max down • maximale Relaxationsgeschwindigkeit [µm/s] slope max up • Dauer Kontraktionsmaximum bis 50%ige Relaxation [ms] RT 50% Um die Parameter der unterschiedlichen Präparategruppen trotz unterschiedlicher Ausgangslagen miteinander vergleichen zu können und auch geringe Unterschiede zu entdecken, wurden sie jeweils in Prozent zum Ausgangswert berechnet. Bei den Versuchen an Vorhofmyozyten mit Rezeptorenblockern wurden die Werte nach Zugabe des Blockers als Ausgangswert genommen, und die Werte nach Zugabe der Substanzen Angiotensin II und Endothelin-1 auf den Kontrollwert bezogen. Material und Methoden 53 II.8.2 Statistische Auswertung Alle genannten Ergebnisse im Text dieser Arbeit sind als Mittelwerte + Standardabweichung angegeben. Um die Grafiken übersichtlich zu gestalten, wurde zur Veranschaulichung der Streuung der Daten der Standardfehler des Mittelwertes benutzt. Die statistische Auswertung wurde mittels des Statistikprogrammes SPSS 7.52 für Windows vorgenommen: Innerhalb der Dosis-Wirkungskurven wurden die Veränderungen der Parameter gegenüber dem jeweiligen Ausgangswert mittels des Student-t-Test für gepaarte Stichproben auf Signifikanz geprüft. Die dabei errechneten p-Werte wurden einer Bonferroni-Holmes Transformation unterzogen. Vergleiche zwischen verschieden Gruppen erfolgte mit Hilfe des Student t-Test für unabhängige Stichproben. Eine Irrtumswahrscheinlichkeit von p<0,05 wurde als statistisch signifikant akzeptiert. 54 III Ergebnisse III.1 Einfluß der extrazellulären Calciumkonzentration auf die Kontraktilitätsparameter linksventrikulärer Myozyten Die Wirkung von unterschiedlichen extrazellulären Calcium-Konzentrationen wurde an 14 isolierten linksventrikulären Myozyten in Form einer Dosis-Wirkungsanalyse untersucht. Die Myozyten stammten von elf Patienten, die aufgrund einer dilatativen (n= 7) oder ischämischen (n= 4) Kardiomyopathie terminal herzinsuffizient waren. Sie waren im Mittel zum Zeitpunkt der Operation 52,3 Jahre alt und hatten eine durchschnittliche linksventrikuläre Ejektionsfraktion von 23,1 %. Die klinischen Daten der Patienten sind in folgender Tabelle zusammengefaßt. Initialen Geschlecht Alter [a] Diagnose EF [%] CI [l/min/m²] F.R. C.E. m m 58 26 DCM DCM 33 10-15 n.b. 2,1 M.H. m 60 DCM 10 1,9 J.M. m 40 DCM 14 1,94 W.R. m 58 DCM n.b. 2 F.E. m 67 DCM n.b. n.b. R.G. m 38 DCM 15-20 n.b. U.S. m 62 ICM 35 1,7 W.G. m 44 ICM 15-20 n.b. E.O. w 54 ICM 36 3,66 U.M-P w 68 ICM 32 2,53 23,1±10 2,26±0,6 x +s 52,3±13 Tabelle 1: Klinische Daten der Patienten. ICM = ischämische Kardiomyopathie; DCM = dilatative Kardiomyopathie; EF = linksventrikuläre Ejektionsfraktion; CI = Herzindex = Herzminutenvolumen/Körperoberfläche; n.b. = nicht bekannt Ergebnisse 55 Zu Beginn der Versuche verkürzten sich die Myozyten bei einer extrazellulären Calciumkonzentration von 1,25mM im Durchschnitt um 3,69 ± 0,38%. Bei steigender Calciumkonzentration nahm die Verkürzungsfraktion proportional zu bis auf 13,46 ± 1,31% bei 15 mM Calcium. Ab einer Konzentration von 4mM war die Kontraktionszunahme signifikant erhöht. In der folgenden Abbildung ist die Orginalregistrierung zweier Kontraktionen zu sehen. Die erste Kontraktion wurde zu Beginn des Versuchs aufgezeichnet, die zweite unter Einwirkung von 15mM extrazellulärem Calcium. Abbildung 8: Originalregistrierung zweier Kontraktionen einer linksventrikulären Myozyte unter 1,25mM und 15mM extrazellulärem Calcium. Ergebnisse 56 Das Kontraktionsverhalten in Abhängigkeit von den extrazellulären Calcium-Konzentrationen ist in Abbildung 9 dargestellt. Abbildung 9: Mittelwerte ± Standardabweichung der relativen Verkürzung der linksventrikulären Myozyten bei einer Calcium - Dosis - Wirkungsanalyse. *=p<0,05 vs. 1,25mM Ca Ergebnisse 57 Auch weitere Kontraktilitätsparameter änderten sich unter erhöhter extrazellulärer Calciumkonzentration. So nahm die diastolische Länge ab, das Verkürzungs-ZeitIntegral, die TTP, T 10% to peak, die maximalen Kontraktions- und Relaxationsge- schwindigkeiten zu. Die RT 50% änderte sich dagegen nicht. In der Tabelle sind sämtliche Änderungen der Kontraktilitätsparameter in Absolutwerten zusammengefaßt. Parameter Ca 1,25mM Ca 2,5mM Ca 4mM Ca 7,2mM Ca 12mM Ca 15mM 3,69 ± 0,38 4,98 ± 0,76 7,08* ± 1,09 9,46* ± 0,82 11,0* ± 1,03 13,46* ± 1,31 Ldia 130 ± 85 120 ± 85 120 ± 84 120* ± 73 110* ± 51 100* ± 78 INT 2841 ± 422 4164 ± 882 5811* ± 1120 7688* ± 795 8527* ± 859 9674* ± 1291 TTP 536 ± 59 579* ± 56 568 ± 46 615 ± 45 611* ± 48 580* ± 63 T10%toP 473 ± 53 503 ± 49 488 ± 39 538 ± 37 519 ± 44 474* ± 62 smd -18 ± 2 -20 ± 3 -27* ± 5 -36* ± 4 -43* ± 5,14 -48* ± 4 smu 16 ± 3 19 ± 3 30* ± 5 46* ± 7 44* ± 6 50* ± 6 891 ± 118 923 ± 107 866 ± 77 930± 64 859 ± 62 716 ± 69 rel.Verk. RT 50% Tabelle 2: Mittelwerte ± Standardabweichung der Kontraktilitätsparameter aller 14 mit Calcium untersuchten Myozyten. Ca = Calcium; rel. Verk. = relative Verkürzung [%]; Ldia = diastolische Länge [µm]; INT = Verkürzungs-Zeit-Integral [µm/s]; TTP = time to peak [ms]; T10% to P = time 10% to peak [ms]; smd = slope max down [Ldia/s]; smu = slope max up [Ldia/s]; RT 50% = time peak to 50% [ms]; * = signifikant verschieden von Ca 1,25mM Ergebnisse III.2 Einfluß 58 von Isoproterenol auf die Kontraktilitätsparameter linksventrikulärer Myozyten Die Wirkung des selektiven β-Agonisten Isoproterenol wurde an fünf linksventrikulären Myozyten aus vier terminal insuffizienten explantierten Herzen in Form einer Dosis-Wirkungskurve untersucht. Zum Zeitpunkt der Operation waren die Patienten im Mittel 55 Jahre alt und hatten eine linksventrikuläre Ejektionsfraktion von 10%, 14% und 35%, der Wert eines Patienten ist leider nicht bekannt. Die klinischen Daten sind in folgender Tabelle zusammengefaßt. Initialen Geschlecht Alter [a] Diagnose EF [%] CI [l/min/m²] M.H. m 60 DCM 10% 1,9 J.M. m 40 DCM 14% 1,94 W.R. m 58 DCM n.b. 2 U.S. m 62 ICM 35% 1,7 x +s 55±9 20±11 1,89±0,11 Tabelle 3: Klinische Daten der Patienten. ICM = ischämische Kardiomyopathie; DCM = dilatative Kardiomyopathie; EF = linksventrikuläre Ejektionsfraktion; CI = Herzindex = Herzminutenvolumen/Körperoberfläche; n.b. = nicht bekannt Ergebnisse 59 Vor Zugabe von Isoproterenol zu Beginn der Versuche verkürzten sich die Kardiomyozyten durchschnittlich um 3,24±0,29%. Nach Zugabe von Isoproterenol nahm die Verkürzungsfraktion in Abhängigkeit von der Konzentration stetig zu bis auf 7,9±1,4% bei 10-7 M. Ab einer Konzentration von 10-8M war die Zunahme signifikant erhöht zum Basalwert. In der folgenden Abbildung sind Originalregistrierungen -7 dargestellt, die flache Kurve zu Beginn des Versuches, die zweite unter 10 M Isoproterenol. Abbildung 10: Originalregistrierung zweier Kontraktionen einer linksventrikulären Myozyte vor und -7 nach Zugabe von 10 M Isoproterenol. Ergebnisse 60 Der Verlauf der Verkürzungszunahme ist in folgender Abbildung zu sehen. Abbildung 11: Mittelwerte ± Standardabweichung der relativen Verkürzung der ventrikulären Myozyten bei einer Isoproterenol- Dosis - Wirkungsanalyse. *=p<0,05 vs. Basal Ergebnisse 61 Außer der Verkürzungsfraktion änderten sich mehrere Parameter. Das VerkürzungsZeit-Integral nahm zu, allerdings nicht signifikant, die TTP nahm bei 10-7M Isoproterenol signifikant ab, ebenso die T10%to P. Die maximale Kontraktionsgeschwindigkeit nahm schon bei 10-9M Isoproterenol signifikant zu; auch die Relaxationsgeschwindigkeit verdreifachte sich, doch war die Veränderung statistisch nicht signifikant. Die RT 50% nahm um 25% ab, auch das war statistisch gesehen nicht signifikant. Die diastolische Länge blieb den Versuch über konstant. In der folgenden Tabelle sind die Meßergebnisse zusammengefaßt. Parameter -9 -9 -8 Iso 3x10 M 3,23 ± 0,28 4,00± 0,34 3,96 ± 0,25 141 ± 14 135 ± 4 137 ± 18 140 ± 13 137 ± 12 136 ± 12 3,05± 0,47 3,65 ± 1,02 4,26 ± 0,75 4,85 ± 0,77 5,98 ± 1,03 6,50 ± 1,28 TTP 593 ± 71 627 ± 84 604 ± 78 509 ± 47 466 ± 51 428* ± 49 t10%toP 513 ± 65 551 ± 74 519 ± 76 431 ± 31 397 ± 37 357* ± 31 smd 13,0 ± 3,0 16,5 ± 2,3 15,8 ± 2,3 22,6* ± 2,6 34,2* ± 7,8 43,3* ± 11,0 smu 13,6 ± 4,2 13,2 ± 2,4 15,1 ± 7,0 19,0 ± 3,6 32,9 ± 8,1 35,4 ± 11,5 RT 50% 914 ± 128 963 ± 159 970 ± 163 788 ± 71 715 ± 70 665 ± 62 Ldia INT [x10-3] Iso 3x10 M -7 Iso 10 M rel. Verk. Iso 10 M -8 Basal Iso 10 M 5,11*± 0,50 7,13* ± 1,17 7,90* ± 1,39 Tabelle 4: Mittelwerte ± Standardabweichungen der Kontraktilitätsparameter der mit Isoproterenol untersuchten ventrikulären Myozyten. Iso = Isoproterenol, rel. Verk. = relative Verkürzung [%]; Ldia = diastolische Länge [µm]; INT = Verkürzungs-Zeit-Integral [µm/s]; TTP = time to peak [ms]; T10% to P = time 10% to peak [ms]; smd = slope max down [-Ldia/s]; smu = slope max up [Ldia/s]; RT 50% = time peak to 50% [ms]; * = signifikant verschieden vom Basalwert Ergebnisse 62 III.3 Untersuchungen zur Angiotensin II - Wirkung auf den rechten Vorhof Die Wirkung von Angiotensin II auf Myokard des rechten Vorhofes wurde an elf Myozyten von neun Auricula cordis dextra untersucht. Die Patienten waren zum Operationszeitpunkt im Mittel 67,3 Jahre alt, die durchschnittliche linksventrikuläre Ejektionsfraktion lag bei 49,4%. In Tabelle 5 sind die klinischen Daten der Patienten zusammengefaßt. Initialen Geschlecht Alter [a] Diagnose NYHA EF [%] M.Z. w 68 KHK II 55 W.S. m 59 KHK III 50 P.B. m 56 KHK III 30 W.M. m 77 KHK III 30 J.E. m 71 KHK n.b. 55 G.H. m 71 KHK n.b. 66 G.H-B. w n.b. KHK III n.b. A.H. m 69 KHK n.b. 60 E.H. m 65 KHK n.b. 55 x +s 67,3±7 49,4±13 Tabelle 5: Klinische Daten der Patienten zum Operationszeitpunkt. KHK = koronare Herzkrankheit; EF = linksventrikuläre Ejektionsfraktion; n.b. = nicht bekannt Ergebnisse 63 III.3.1 Einfluß von Angiotensin II auf die Kontraktilitätsparameter atrialer Myozyten Die mittlere absolute Verkürzung der zehn Myozyten lag zu Versuchsbeginn bei 4,57 ± 0,55%. Bei steigender Angiotensin II - Konzentration nahm die Verkürzungsfraktion deutlich zu, bei 10-5M lag sie bei 7,26 ± 0,69%. Das entspricht einer Zunahme auf 188,28%. Die Verkürzungsfraktion war ab einer Konzentration von 10-7M signifikant erhöht. Die folgende Abbildung zeigt eine Originalregistrierung zweier Kontraktionen, eine zu -7 Versuchsbeginn und eine unter der Einwirkung von 10 M Angiotensin II. Abbildung 12: Orginalregistrierung aus einem Angiotensin-Dosis-Wirkungsanalysen-Versuch an rechts atrialen Kardiomyozyten. Ergebnisse 64 Abbildung 13 zeigt den Effekt von Angiotensin II auf die atrialen Myozyten in Abhängigkeit von der Konzentration. Abbildung 13: Mittelwerte ± Standardabweichung der relativen Verkürzung der atrialen Myozyten bei einer Angiotensin II- Dosis - Wirkungsanalyse. *=p<0,05 vs. Basal Ergebnisse 65 Außer der Verkürzungszunahme waren auch eine signifikante Zunahme des Integrals ab 10-8M, eine Verlängerung der TTP ab 10-7M, eine Zunahme der maximalen Relaxationsgeschwindigkeit bei 10-5M und eine verlängerte RT 50% ab 10-7M zu beobachten. In Tabelle 6 sind die Ergebnisse in absoluten Werten dargestellt. -10 -9 -8 -7 -6 -5 Parameter Basal A II 10 M A II 10 M A II 10 M A II 10 M A II 10 M A II 10 M rel. Verk. 4,56 ±0,55 4,67 ±0,57 5,219 ±0,69 6,54 ± 0,98 7,32* ±1,16 7,29* ±1,31 7,26* ±0,69 INT 1204 ± 87 1310 ±161 1386 ± 112 1641* ±175 2072* ±199 1987+ ±271 1836* ±237 TTP 157 ± 18 160 ± 17 152 ± 14 161 ± 16 185 ± 23 183 ± 22 171 ± 17 T 10% to P 137 ± 15 142 ± 14 132 ± 13 143 ± 16 160 ± 19 161 ± 18 156 ± 17 smd -81 ± 17 -83 ± 17 -83 ± 16 -92 ± 16 -94 ± 19 -100 ± 22 -103 ± 17 smu 41 ± 7 41 ± 6 46 ± 7 53 ± 11 55 ± 14 58 ± 13 57* ± 10 267 ± 29 273 ± 30 257 ± 26 276 ± 25 308 ± 29 316* ± 31 311 ± 28 RT 50% Tabelle 6: Mittelwerte ± Standardabweichung der Kontraktilitätsparameter aller zehn mit Angiotensin II untersuchten Myozyten. Basal = Ausgangslage vor Angiotensin II; A II = Angiotensin II; rel. Verk. = relative Verkürzung [%]; Ldia = diastolische Länge [µm]; INT = Verkürzungs-Zeit-Integral [µm/s]; TTP = time to peak [ms]; T10% to P = time 10% to peak [ms]; smd = slope max down [Ldia/s]; smu = slope max up [Ldia/s]; RT 50% = time peak to 50% [ms]; * = signifikant verschieden vom Basalwert Ergebnisse 66 III.3.2 Einfluß des Angiotensin II - Rezeptorantagonisten Losartan auf die Angiotensin II -Wirkung Zehn Myozyten aus sieben Auricula dextra wurden mit Losartan, einem spezifischen Angiotensin II - Subtyp 1-Rezeptorenblocker in einer Konzentration von 10-6M inkubiert, bevor eine Dosis-Wirkungskurve mit Angiotensin II durchgeführt wurde. Die Patientendaten sind in Tabelle 7 wiedergegeben. Das durchschnittliche Alter lag bei 66,3 Jahren, die mittlere linksventrikuläre Ejektionsfraktion bei 56,4%. Initialen Geschlecht Alter [a] Diagnose NYHA EF [%] O.M. m 68 KHK n.b. 60 L.M. w 65 KHK III 30 G.M. m 56 KHK II 45 H.Z. m 51 KHK II 70 C.P. w 67 KHK III 75 O.P. m 73 KHK III 60 A.C. m 84 KHK III 55 x +s 66,3±10 56,4±14 Tabelle 7: Klinische Daten der Patienten zum Operationszeitpunkt. KHK = koronare Herzkrankheit; EF = linksventrikuläre Ejektionsfraktion Ergebnisse 67 Losartan blockierte die Angiotensin II - Effekte am Vorhofmyokard vollständig. Abbildung 14: Mittelwerte ± Standardabweichung der relativen Verkürzung (auf Ausgangswert bezogen) der rechtsatrialen Myozyten bei Angiotensin II - Dosis - Wirkungsanalysen ohne und mit -6 Inkubation mit 10 M Losartan. Basal = Ausgangslage vor Dosis-Wirkungskurve; A II = Angiotensin II; *=p<0,05 A II vs. A II + Losartan Ergebnisse 68 III.4 Einfluß von Angiotensin II auf die Kontraktilitätsparameter linksventrikulärer Myozyten Die Wirkung von Angiotensin II am humanen Ventrikelmyokard wurde an neun Myocyten aus fünf terminal insuffizienten Herzen untersucht. Dabei waren vier Herzen wegen einer dilatativen Kardiomyopathie insuffizient, eines aufgrund einer ischämischen Kardiomyopathie. Die Patienten waren zum Zeitpunkt der Operation im Mittel 55,6 Jahre alt, die mittlere Ejektionsfraktion lag bei 23,7%. Initialen Geschlecht Alter [a] Diagnose EF [%] CI [l/min/m²] G.R. m 67 ICM n.b. n.b. U.J. m 43 DCM 29 1,71 H.S. m 63 DCM 24 1,76 F.E. m 67 DCM n.b. n.b. R.G. m 38 DCM 18 n.b. 23,7±5 1,74±0,03 x +s 55,6±13 Tabelle 8: Klinische Daten der Patienten. ICM = ischämische Kardiomyopathie; DCM = dilatative Kardiomyopathie; EF = linksventrikuläre Ejektionsfraktion; CI = Herzindex, Herzminutenvolumen/ Körperoberfläche Ergebnisse 69 Die mittlere absolute Verkürzung lag zu Versuchsbeginn bei 3,22±0,62%. Bei einer -6 Angiotensin II - Konzentration von 10 M nahm die Verkürzung um 12,14% auf 2,79±0,59% ab. Die Abnahme der relativen Verkürzung war nicht signifikant (p=0,073). Die Abbildung zeigt den Effekt von Angiotensin II auf die linksventrikulären Myozyten. Abbildung15: Mittelwerte ± Standardfehler der relativen Verkürzung der linksventrikulären Myozyten bei einer Angiotensin II - Einzeldosis - Wirkungsanalyse. Ergebnisse 70 Sämtliche anderen Kontraktilitätsparameter veränderten sich unter der Einwirkung von Angiotensin II nicht signifikant. Die Ergebnisse sind in Tabelle 9 dargestellt. Parameter rel. Verk. ITN absolute Werte Basal A II 10-6 M 3,22 ± 0,62 2,79 ± 0,59 3378,07 ± 455,11 3178,6 ± 961,33 TTP 501,54 ± 49,83 518,05 ± 44,91 T 10% to P 455,55± 44,53 471,86 ± 39,26 smd -15,64 ± 2,09 -12,94 ± 2,03 smu 9,73 ± 1,25 9,15 ± 1,64 837,9 ± 68,47 855,92 ± 71,69 RT 50% Tabelle 9: Mittelwerte ± Standardabweichung der Kontraktionsparameter aller neun mit Angiotensin II untersuchten Myozyten. Basal = Ausgangslage vor Angiotensin II; A II = Angiotensin II; rel. Verk. = relative Verkürzung [%]; INT = Verkürzungs-Zeit-Integral [µm/s]; TTP = time to peak [ms]; T10% to P = time 10% to peak [ms]; smd = slope max down [Ldia/s]; smu = slope max up [Ldia/s]; RT 50% = time peak to 50% [ms] Ergebnisse 71 III.5 Untersuchungen zur Endothelin-1-Wirkung am rechten Vorhof Die Wirkung von Endothelin-1 auf das Myokard des rechten Vorhofes wurde an zwölf Myozyten aus zehn Auricula cordis dextra untersucht. Das durchschnittliche Alter der Patienten zum Operationszeitpunkt lag bei 60,1 Jahren, die mittlere linksventrikuläre Ejektionsfraktion betrug 55,4%. In der folgenden Tabelle sind die klinischen Daten der Patienten zusammengestellt. Initialen Geschlecht Alter [a] Diagnose NYHA EF [%] W.H. m 33 KHK II 70 H.S. m 30 AKE III 68 H.S. m 65 KHK n.b. 60 K.S. m 62 KHK II 55 C.G. m 40 DCM n.b. n.b. A.L. m 84 KHK I 50 L.B. m 74 KHK III 35 M.G. w 65 KHK II 45 E.E. m 74 KHK III 40-50 S.G. m 74 KHK I 60 x +s 60,1±18 54,2±11 Tabelle 10: Klinische Daten der Patienten zum Operationszeitpunkt. KHK = koronare Herzkrankheit; AKE = Aortenklappenersatz; DCM = dilatative Kardiomyopathie; EF = linksventrikuläre Ejektionsfraktion Ergebnisse 72 III.5.1 Einfluß von Endothelin-1 auf die Kontraktilitätsparameter atrialer Myozyten Die mittlere relative Verkürzung der Myozyten lag zu Versuchsbeginn bei 3,66±0,68%. Unter Endothelineinwirkung nahm die Verkürzungsfraktion stetig zu bis auf 7,27±1,20% bei 10-8M. Zwei typische Kontraktionen sind als Originalregistrierung in der folgenden Abbildung zu sehen. 100 relative Verkürzung [%] Basal 98 96 -8 ET-1 10 M 92 0 100 200 300 400 500 600 t [ms] Abbildung 16: Orginalregistrierung aus einem Endothelin-1-Dosis-Wirkungsanalysen-Versuch an atrialen Kardiomyozyten. Ergebnisse 73 Ab 10-10M Endothelin-1 war die Kontraktionszunahme signifikant zum Basalwert erhöht. In der folgenden Abbildung sind die Kontraktilitätsänderungen konzentrationsabhängig wiedergegeben. * relative Verkürzung [%] 8 * * 7 6 5 4 3 Basal -12 -11 -10 -9 -8 log M Endothelin-1 Abbildung 17: Mittelwerte ± Standardabweichung der relativen Verkürzung der atrialen Myozyten bei einer Endothelin-1-DosisWirkungsanalyse. *=p<0,05 vs. Basal Ergebnisse 74 Die diastolische Länge nahm ab 10-9M Endothelin-1 signifikant ab, das VerkürzungsZeit-Integral bei 10-8M signifikant zu. Während sich an den Kontraktionszeiten TTP, T10% to peak und RT 50% nichts änderte, nahmen die Kontraktions- und Relaxationsgeschwindigkeiten ab einer Endothelinkonzentration von 10-10M signifikant zu. Die veränderten Kontraktilitätsparameter unter Endothelineinwirkung sind in der Tabelle wiedergegeben. Parameter rel. Verk. Basal ET 10-12M ET 10-11M ET 10-10M ET 10-9M ET 10-8M 3,66 ± 0,68 3,58 ± 0,72 4,49 ± 0,87 5,54* ±1,06 7,14* ±1,31 7,27* ±1,20 109 ± 6 109± 7 108 ± 7 107 ± 6 106* ± 7 106* ± 6 1,54 ± 0,28 1,38 ± 0,3 1,50 ± 0,3 1,81 ± 0,4 2,37 ± 0,5 2,41* ± 0,5 TTP 168 ± 12 173 ± 13 161 ± 14 161 ± 14 163 ± 12 192 ± 26 T10% to P 152 ± 11 157 ± 13 145 ± 13 141 ± 14 147 ± 10 176 ± 26 smd 55,0 ± 7,4 52,0 ± 7,7 61,5 - 8,3 74,0* ±11,3 97,2* ±15,8 91,4* ±12,4 smu 30,0 ± 5,0 28,0 ± 5,1 36,5 ± 5,6 44,9* ±804 56,1* ±10-7 46,0* ±6,4 RT 50% 311 ± 20 316 ± 22 298 ± 20 Ldia INT [x10-3] 283 ± 21 285 ± 18 332 ± 30 Tabelle 11: Mittelwerte ± Standardabweichungen der Kontraktilitätsparameter der mit Endothelin untersuchten atrialen Myozyten. Rel. Verk. = relative Verkürzung [%]; Ldia = diastolische Länge [µm]; INT = Verkürzungs-Zeit-Integral [µm/s]; TTP = time to peak [ms]; T10% to P = time 10% to peak [ms]; smd = slope max down [-Ldia/s]; smu = slope max up [Ldia/s]; RT 50% = time peak to 50% [ms]; * = signifikant verschieden vom Basalwert Ergebnisse III.5.2 Einfluß 75 des Endothelin-1-Rezeptorantagonisten BQ 123 auf die Endothelinwirkung Acht Myozyten aus sechs rechten Vorhöfen wurden vor Beginn einer EndothelinDosis-Wirkungskurve mit dem spezifischen ETA-Rezeptorenblocker BQ 123 inkubiert. Im Mittel waren die Patienten 62,6 Jahre alt und hatten eine linksventrikuläre Ejektionsfraktion von 61,2%. Die Daten der Patienten sind in folgender Tabelle zusammengestellt. Initialen Geschlecht Alter [a] Diagnose NYHA EF [%] R.F. m 83 KHK III 60 M.K. m 38 KHK I 70 J.M. m 44 KHK n.b. 45 J.R. m 69 KHK III 45 H.G. m 74 KHK n.b. 87 O.M. m 68 KHK n.b. 60 x +s 60,6±16 56,7±17 Tabelle 12: Klinische Daten der Patienten zum Operationszeitpunkt. KHK = koronare Herzkrankheit; EF = linksventrikuläre Ejektionsfraktion; n.b. = nicht bekannt Ergebnisse 76 Durch BQ 123 ließen sich sämtliche Effekte des Endothelin-1 am atrialen Myozyten blockieren. Kein Parameter änderte sich zum Ausgangswert signifikant. Trägt man die Veränderungen der relativen Verkürzung auf 100% bezogen beider Vorhofversuche in einen Graphen auf, erhält man folgendes Bild: * 250 * relative Verkürzung [%] ET-1 200 * 150 ET-1 + BQ 123 100 50 0 Basal -10 -9 -8 log M Endothelin-1 Abbildung 18: Mittelwerte ± Standardabweichung der relativen Verkürzung der atrialen Myozyten bei Endothelin-1-Dosis-Wirkungsanalysen, mit und ohne BQ 123. ET-1 = Endothelin-1; *=signifikant verschieden vs. ET-1 + BQ 123 Ergebnisse 77 III.6 Untersuchungen zur Endothelin-1- Wirkung am Ventrikel Die Wirkung von Endothelin-1 am Ventrikel wurde bei zwei verschiedenen extrazellulären Calciumkonzentrationen durchgeführt. Bei 1,25 mM extrazellulärem Calcium wurden neun Myozyten aus fünf terminal insuffizienten Herzen untersucht, bei 2,5 mM Calciumkonzentration waren es sieben Myozyten aus vier insuffizienten Herzen. Im Mittel waren die Patienten 54,6 Jahre alt, die durchschnittliche linksventrikuläre Ejektionsfraktion lag bei 22,7%. Die klinischen Daten der Patienten sind in Tabelle 13 wiedergegeben. Ca-Konz. [mM] Initialen Geschlecht Alter [a] Diagnose EF [%] CI [l/min/m²] 1,25 2,5 x +s U.J. m 43 DCM 29 1,71 H.S. m 63 DCM 24 1,76 F.E. m 67 DCM n.b. n.b. M.B. w 61 DCM 15 n.b. D.B. m 57 DCM 29 1,17 W.G. m 44 ICM 15-20 n.b. M.N. w 60 ICM 21 2,56 C.K. m 49 ICM 15 2,1 C.C-M. w 48 DCM 31 n.b. 54,6±8 22,7±6 1,86±0,5 Tabelle 13: Klinische Daten der Patienten. Ca-Konz. = extrazelluläre Calciumkonzentration; DCM = dilatative Kardiomyopathie; ICM = ischämische Kardiomyopathie; EF = linksventrikuläre Ejektionsfraktion; CI = Herzindex Ergebnisse 78 Zu Versuchsbeginn lag bei 1,25 mM extrazellulärem Calcium die mittlere Verkürzungsfraktion bei 4,27 ± 0,86%, bei 2,5 mM Calcium war die anfängliche Verkürzungsfraktion etwas niedriger mit 3,03 ± 0,42%. Unter 1,25 mM extrazellulärem Calcium betrug die relative Verkürzung bei einer Endothelinkonzentration von 10-8M 3,81 ± 0,92%, was einer Abnahme von 4,92% im -6 Vergleich zum Basalwert entspricht. Nach Zugabe von Isoproterenol (10 M, Einzeldosis) steigerte sich die Verkürzung auf 7,59 ± 2,05% (n=3). Bei 2,5 mM extrazellulärem Calcium betrug die Verkürzungsfraktion unter 10-8M Endothelin-1 2,38 ± 0,32%, was eine Abnahme vom Ausgangswert um 17,3% bedeutet. Nach Isoproterenol-Zugabe steigerte sich die Verkürzungsfraktion signifikant auf 10,10% (n=2). In der folgenden Abbildung sind die Ergebnisse graphisch dargestellt. 450 400 relative Verkürzung [%] 350 300 250 200 150 100 50 Basal -10 -9 -8 Iso sd log M Endothelin-1 Abbildung 19: Mittelwerte ± Standardfehler der relativen Verkürzung der linksventrikulären Myozyten bei einer Endothelin-1 Dosis-Wirkungsanalyse bei unterschiedlichen extrazellulären Calciumkonzentrationen. Schraffiert = 1,25 mM Ca, kariert = 2,5 mM Ca . Ca = Calcium, Iso sd = Isoproterenol-Einzeldosis; * = p<0,05 zum Basalwert Ergebnisse 79 Während bei den Myozyten, die unter 1,25 mM extrazellulärem Calcium auf ihren Endothelineffekt hin untersucht wurden, lediglich die diastolische Länge ab einer Endothelin-Konzentration von 10-11M signifikant abnahm, änderten sich bei 2,5 mM extrazellulärem Calcium mehrere Parameter. Das Verkürzungs-Zeit-Integral, die TTP, T10% to P und RT 50% nahmen ab 10-9M Endothelin-1 signifikant ab. Vergleicht man allerdings die beiden Gruppen untereinander, ergibt sich für keinen Parameter ein signifikanter Unterschied. In der folgenden Tabelle sind die Meßdaten nochmals zusammengefaßt. Parameter rel. Verk. Basal 4,27 ± 0,9 ET 10-12M ET 10-11M ET 10-10M ET 10-9M ET 10-8M 4,45 ± 0,9 4,57 ± 0,9 3,03 ± 0,4 150 ± 10 Ldia 151 ± 10 144* ± 11 129 ± 15 -3 INT [x10 ] 5,47 ± 1,3 6,61 ± 1,7 6,38 ± 1,1 5,65 - 1,3 TTP 648 ± 61 703 ± 80 697 ± 79 720 ± 163 T10% to P 578 ± 56 632 ± 71 632 ± 73 653 ± 146 smd 13,4 ± 1,8 15,9 ± 3,6 17,0 ± 3,4 15,1 ± 3,6 smu 10,7 ± 2,5 12,1 ± 4,4 11,7 ± 3,7 9,7 ± 2,8 RT 50% 1038 ± 110 1337 - 319 1192 ± 156 1212* ±158 Iso sd 4,25 ± 0,9 3,44 ± 0,8 3,81 ± 0,9 7,59 ± 2,1 3,06 ± 0,4 2,53 ± 0,3 2,38 ± 0,3 10,1 ± 1,6 144* ± 12 144* ± 11 142* ± 11 139 ± 21 127 ± 15 128 ± 15 127 ± 15 146 ± 17 6,19 ± 1,2 4,22 ± 0,9 4,45 ± 1,1 14,5 ± 7,7 4,12 ± 0,9 2,71*±0,6 2,41*±0,4 6,51 ± 2,0 654 ± 65 582 ± 51 622 ± 115 697 ± 200 582 ± 97 513* ± 94 495* ± 99 298* ± 75 568 ± 49 519 ± 45 518 ± 78 648 ± 205 526 ± 82 463* ± 85 450* ± 69 267* ± 60 15,3 ± 3,0 14,4 ± 2,4 15,3 ± 2,5 36,8 ± 9,2 14,3 ± 3,5 13,8 ± 2,8 13,0 ± 3,6 87,8 ± 33 10,7 ± 3,9 13,2 ± 3,9 14,8 ± 3,8 18,7 7,6 ± 2,9 7,9 ± 2,0 7,4 ± 2,6 77,6 ± 22 1236 ± 144 1017 ± 140 1038 ± 152 1586 ± 476 1077 ± 239 890* ± 187 946 ± 223 451* ± 108 Tabelle 14: Mittelwerte ± Standardabweichungen der Kontraktilitätsparameter unter Endothelin-1 und 1,25mM, bzw. 2,5mM (grau unterlegt) extrazellulärer Calciumkonzentration. Rel. Verk. = relative Verkürzung [%]; Ldia = diastolische Länge [µm]; INT = Verkürzungs-Zeit-Integral [µm/s]; TTP = time to peak [ms]; T10% to P = time 10% to peak [ms]; smd = slope max down [-Ldia/s]; smu = slope max up [Ldia/s]; RT 50% = time peak to 50% [ms]; * = signifikant verschieden vom Basalwert 80 IV Diskussion IV.1 Methode zur Gew innung von isolierten Kardiomyozyten Versuche zur Untersuchung verschiedenster Substanzen auf die myokardiale Kontraktilität finden schon sehr lange statt. Doch stellt sich immer wieder die Frage, welche Methode dazu am sinnvollsten ist, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Methoden haben und inwieweit die Versuchsergebnisse tatsächlich auf den Gesamtorganismus eines Menschen zu übertragen sind. So ist es möglich, inotrope Effekte am Menschen in vivo zu untersuchen. Unter klinischen Bedingungen Ejektionsfraktion und können die zwar maximale Herzminutenvolumen, linksventrikuläre Druckanstiegsgeschwindigkeit gemessen werden, die als Parameter für den kontraktilen Zustand angesehen werden können, doch sind sämtliche Parameter von der Vor- und Nachlast des Herzens abhängig, die wiederum sekundär durch die Inotropie und direkt durch eine Änderung des Gefäßtonus beeinflußt werden [179]. Der inotrope Effekt einer Substanz läßt sich somit einfacher direkt an einem Muskelpräparat messen. Hierzu stehen wiederum verschiedene Methoden zur Verfügung, doch auch diese unterliegen mehreren Beschränkungen: Myokard von nicht insuffizienten Herzen steht nur dann zur Verfügung, wenn ein potentielles Spenderherz aus technischen Gründen zur Transplantation abgelehnt wird. Das ist äußerst selten der Fall, da ein enormer Bedarf an Spenderorganen besteht, der nicht abgedeckt werden kann. Wird ein Spenderherz abgelehnt, dann meistens deshalb, weil eine kardiale Erkrankung nicht völlig auszuschließen ist, womit die Einstufung als „gesund“ fragwürdig erscheint. Für diese Arbeit stand kein sogenanntes Normalherz zur Verfügung, womit die Kontrolle gegenüber terminalinsuffizienten Herzen fehlt. Terminal insuffizientes Myokard wird hauptsächlich aus explantierten Herzen gewonnen. Auch dieses steht nur in wenigen Zentren Deutschlands ausreichend zur Verfügung, so daß neben den explantierten Herzen aus der Universitätsklinik Freiburg Diskussion 81 auch Herzen aus dem Herzzentrum in Bad Oeynhausen untersucht wurden. Der Transportweg dieser Herzen benötigte ca. sechs Stunden. Durch die Verwendung der speziellen kardioplegischen Substanz 2,3-Butanedione Monoxime [144] konnten diese logistischen Probleme erheblich vermindert werden. Es besteht die Möglichkeit, an intakten Muskelstreifenpräparaten, die isometrisch schlagen, die Veränderung der Spitzenkraft zu messen. Das sollte dann unter möglichst physiologischen Bedingungen geschehen, bei einer Temperatur von 37°C und einer Stimulationsfrequenz von 1 Hertz. Doch muß hier sichergestellt sein, daß der Sauerstoffbedarf auch im Inneren des Streifenpräparates ausreichend ist. Dazu darf das Präparat nur eine kleine Querschnittsfläche haben (unter 0,6 mm²). Bei atrialem Myokard ist das ein kleineres Problem, weil im Auriculum cordis dexter genügend dünne Trabekel vorhanden sind, die in toto exzidiert und zum Versuch verwendet werden können. Im linksventrikulären Myokard allerdings müssen die Präparate in passender Größe herausgeschnitten werden, was mit einer Verletzung des Myokards einhergeht. Die größte Gefahr stellt die massive Calciumfreisetzung dar, die zu Kontrakturen und Superkontrakturen des umliegenden Gewebes führt. Mit Hilfe von BDM versucht man dieses Problem in den Griff zu bekommen. Nicht berücksichtigt wurde bisher, daß in Muskelstreifenpräparaten nicht nur Kardiomyozyten enthalten sind, sondern auch Endothelzellen und Fibroblasten. Wie kann unter solchen Versuchsbedingungen also eindeutig ausgesagt werden, daß die beobachteten Effekte ausschließlich auf die Kardiomyozyten zurückzuführen sind? 1981 gelang es Powell et al. [166] zum ersten Mal, humane Kardiomyozyten aus rechten Ventrikeln von Kindern und Erwachsenen enzymatisch zu isolieren. Ein Jahr später waren auch Bustamente et al. [28] in der Lage, isolierte Herzmuskelzellen aus menschlichem Ventrikel und Vorhof zu gewinnen, die sich unter physiologischen extrazellulärem Calcium elektrisch stimulieren ließen. In den nächsten Jahren wurde viel experimentiert, um die Isolationsmethode zu verbessern: Verschiedenste Enzyme kamen beim Isolationsvorgang zum Einsatz, beispielsweise Collagenasen [3, 27, 47, 165, 135], Hyaluronidasen [90], und unspezifische Proteasen [28]. Unsere Arbeitsgruppe etablierte nun die Einzelzellisolierung in Anlehnung an das Protokoll von Harding et al. [74] (s.Kapitel II). Die Ausbeute morphologisch gut erhaltener Zellen war recht verschieden, lag meistens bei 10%, erreichte selten aber auch 5070%. Die Zellen ließen sich mit einer Frequenz von 0,2 Hz bei 23-31 V stimulieren. Unter physiologischen Bedingungen von 37°C und einer andauernden Diskussion 82 Stimulationsfrequenz von 1 Hz wurden die Myozyten zum Großteil sehr schnell instabil und gingen in Kontraktur, Versuche ließen sich unter diesen Bedingungen nicht durchführen. Die Temperatur im Organbad betrug deshalb 32°C, die extrazelluläre Calciumkonzentration je nach Versuchsprotokoll 1,25 oder 2,5mM. Die ventrikulären Myozyten verkürzten sich im Mittel um 3,46%, die Kardiomyozyten aus Vorhofgewebe um 4,62%. Das entspricht den Werten, die Davies et al. an Ventrikelmyozyten beobachteten [43]. Sie notierten auch die TTP als Maß für das Kontraktionsverhalten der Kardiomyozyten (0,2 Hz, 32°C, Ca2+ 2mM, NYHA III-IV). Hier kann man verschiedene Ergebnisse notieren. Während die Myozyten unserer Arbeitsgruppe eine TTP von 599 ± 79 ms benötigten, kontrahierten Davies Zellen in 300 ms. Die Diskrepanz dieser Ergebnisse läßt sich schwer erklären; das untersuchte Myokard beider Arbeitsgruppen war ähnlich insuffizient. Diskussion 83 IV.2 Überprüfung der isolierten Kardiomyozyten auf kontraktile Reserven und intakte Rezeptoren Konzentrations-Wirkungsanalysen mit Calciumionen und Isoproterenol zeigten, daß die Myozyten nach dem Isolationsvorgang intakte Membranen und Rezeptoren haben. IV.2.1 Calcium-Wirkungsanalyse Bei ansteigenden extrazellulären Calciumkonzentrationen nahm die Verkürzungsfraktion auf 369% zu. Das entspricht einer größeren Zunahme, als es bei NYHA IV-Ventrikelproben bei Harding et al. [75] der Fall war, wobei diese Arbeitsgruppe keine genauen Angaben zur Calciumkonzentration macht, sondern lediglich von einem maximalen Effekt unter Calcium spricht. Die anderen Kontraktilitätsparameter bleiben bei Harding et al. unerwähnt, während unsere Arbeitsgruppe signifikante Veränderungen nahezu aller Parameter beobachten konnte. Erwartungsgemäß Verkürzungsfraktion zu, nimmt das Verkürzungs-Zeit-Integral ebenfalls die analog Kontraktions- zur und Relaxationsgeschwindigkeiten. Die maximale Kontraktionsamplitude wird signifikant später erreicht. Calciumpumpen und Calcium-ATPasen benötigen diese Zeit, um das erhöhte Calciumangebot zu verarbeiten. Die gesamte Kontraktionszyklusdauer nimmt zu. Diese Ergebnisse zeigen, daß die Myozyten nach dem Isolationsvorgang gute kontraktile Reserven besitzen, intakte Membranen haben und auch die intrazellulären Calciumspeicher und Funktionsproteine unbeschädigt blieben. Vergleicht man Ergebnisse von Muskelstreifenpräparaten mit denen an isolierten Myozyten, nimmt die isometrische Kraft am Streifenpräparat bei einer Änderung der extrazellulären Calciumkonzentration von 1,25 mM auf 4,0 mM Ca2+ um 117% zu, die Verkürzungsfraktion der Kardiomyozyten um 100%. Auch die weiteren Kontraktilitätsparameter verändern sich ähnlich. Es ist fraglich, inwieweit man diese verschiedenen Methoden - isometrische Kraftentwicklung eines Muskelstreifenpräparates und widerstandsfreie Kontraktionen isolierter Kardiomyozyten - miteinander vergleichen darf, doch an isolierten humanen Kardiomyozyten wurden die Wirkungen von Isoproterenol und Calciumionen bisher nicht systematisch in Form von DosisWirkungsanalysen untersucht. Diskussion 84 IV.2.2 Isoproterenol-Wirkungsanalyse Isoproterenol wurde als spezifischer β-Rezeptor-Agonist an isolierten Kardiomyozyten untersucht, um festzustellen, ob nach dem enzymatischen Isolationsvorgang die Rezeptoren und nachgeschalteten second messengerSysteme intakt sind. Bei Isopro-terenol handelt es sich um einen reinen βAdrenozeptor-Agonisten mit gleich starker β1- und β2-Wirkung, der chemisch dem Adrenalin verwandt ist. Die Bindung von Isoproterenol am Rezeptor an der Außenseite der Zellmembran führt über die Spaltung von GTP zu einer Konformationsänderung des stimulierenden Guanylnukleotid bindenden Proteins (Gs-Protein). Die α-Einheit des Gs-Proteins steigert die Leitfähigkeit der 2+ sarkolemmalen Ca -Kanäle. Zugleich wird über eine Aktivitätssteigerung der Adenylatcyclase, durch das G-Protein vermittelt, ATP-abhängig cyclisches 3´,5´Adenosinmonophosphat (cAMP) gebildet, das über Aktivierung von Proteinkinasen zur Phosphorylierung intrazellulärer Proteine führt (u.a. Calciumkanäle, Ca-ATPase, Troponin I). Die Phosphorylierung von Membranproteinen des Calciumkanals hat zur Folge, daß die Kanal-Öffnungswahrscheinlichkeit steigt und entsprechend mehr Calcium ins Zellinnere gelangt. Dieses ist der Grund für die positiv-inotrope, chronotrope und dromotrope Wirkung von β-Adrenozeptor-Agonisten. Auch das Troponin I wird phosphoryliert, dadurch die Affinität von Troponin C für Calcium gesenkt. Kombiniert Sarkoplasmatische mit der Retikulum gesteigerten wird so die Ca2+-Wiederaufnahme in das Relaxationsgeschwindigkeit des Kardiomyozyten gesteigert (positiv lusitroper Effekt) [24]. Die Ergebnisse unserer Dosiswirkungsanalyse für die Isoproterenol-Wirkung an isolierten Herzmuskelzellen bestätigen diese Theorie. Die Verkürzungsfraktion nahm auf 239% zu, die Zellen verkürzten sich unter 10-7 M Isoproterenol um 7,9%. Auch Harding et al. untersuchten die Isoproterenolwirkung an isolierten menschlichen Kardiomyozyten, allerdings unsystematisch; sie erstellten keine Dosis- Wirkungskurve. Unter „maximalem Isoproterenol“ verkürzten ihre Myozyten um 10,4% [76]. Auch andere Kontraktilitätsparameter änderten sich, teils statistisch signifikant, teils nicht, was auf eine mangelnde Anzahl von Versuchen zurückzuführen ist. Sieht man sich allerdings die Werte an, erkennt man die Isoproterenol-typischen Veränderungen. So nimmt das Verkürzungs-Zeit-Integral analog zur Verkürzungsfraktion zu, ebenfalls nehmen die Kontraktions- und Relaxationsgeschwindigkeiten zu. Entsprechend ist eine Abnahme der T10% to P, Diskussion 85 TTP und RT50% zu verzeichnen. In dieselbe Richtung weisen, mit den oben genannten Einschränkungen, Hardings Ergebnisse. Die Wirkung, die Isoproterenol auf die isolierten Kardiomyozyten hat, zeigt, daß die Rezeptoren und die nachgeschalteten second messenger-Systeme nach dem Isolationsvorgang intakt sind. Um den Unterschied zwischen einer Calcium- und einer cAMP-abhängigen Veränderung der Kontraktilität zu verdeutlichen, sind im folgenden Schaubild zwei Originalregistrierungen gezeigt. Eine zeigt die Wirkung von 15 mM Calciumionen auf die Funktion eines Kardiomyozyten, die andere die von 10-7 M Isoproterenol. Abbildung 20: Originalregistrierung aus Dosis-Wirkungsanalysen für Calciumionen und Isoproterenol an linksventrikulären Kardiomyozyten. Diskussion 86 IV.3 Einfluß von Angiotensin II auf die Kontraktilität humaner Kardiomyozyten In einigen Studien wurde der Einfluß von Angiotensin II auf humane Herzmuskelstreifenpräparate untersucht, u.a. von Moravec et al. [138] und Holubarsch et al. [84]. Holubarsch et al. konnten einen positiv-inotropen Effekt von Angiotensin I und II auf Vorhoftrabekel nachweisen, allerdings keinen Einfluß auf Ventrikelmyokard. Moravec et al. fanden dagegen unter unphysiologischen Versuchsbedingungen in einigen Ventrikelpräparaten einen positiv-inotropen Effekt. Um höhere Peptidkonzentrationen an den Angiotensinrezeptoren zu erreichen und um den Einfluß von Endothel und Bindegewebe auszuschließen, untersuchten wir die Angiotensinwirkung an isolierten humanen Kardiomyozyten. Eine Studie zur Angiotensinwirkung gibt es für isolierte atriale und ventrikuläre humane Kardiomyozyten. Lefroy et al. [111] konnten weder an ventrikulären, noch an atrialen Myozyten einen Einfluß von Angiotensin II auf die Kontraktilität feststellen, während Calciumionen und Isoproterenol einen deutlichen positiv-inotropen Effekt hatten. In Hinblick auf die Angiotensinwirkung widersprechen sich die Ergebnisse. IV.3.1 Angiotensinwirkung an humanen atrialen Kardiomyozyten Wir konnten einen signifikanten positiv-inotropen Effekt von Angiotensin an humanen -5 isolierten atrialen Kardiomyozyten nachweisen. Unter 10 M Angiotensin II nahm die relative Verkürzung auf 188% zu, signifikant ab 10 -7 M. Entsprechend nahm auch signifikant das Verkürzungs-Zeit-Integral, die TTP und die RT50% zu. T10% to P , Kontraktions- und Relaxationsgeschwindigkeiten nahmen leicht zu. Vergleicht man diese Ergebnisse mit denen, die Holubarsch et al. [84] an Streifenpräparaten erhielten, stellt man Übereinstimmungen fest. Die Kraftentwicklung der Trabekel nahm, so wie bei uns die Verkürzungsfraktion und das Verkürzungs-Zeit-Integral, signifikant um 40% zu, die Kontraktions- und Relaxationsgeschwindigkeiten und die RT50% nahmen zu, aber nicht signifikant. Holubarsch et al. wiesen mit der Äquorinmethode nach, daß die positiv-inotrope Wirkung von Angiotensin II auf die Zunahme des Calciumstransienten zurückzuführen ist. Daß die positive Inotropie an isolierten Kardiomyozyten wesentlich stärker ausgeprägt ist als an einem Muskelstreifenpräparat, zeigt, daß die Einzelzellmethode Diskussion 87 quantitativ sensitiver ist und auch kleine Veränderungen in der Kontraktilität gut feststellen kann. Die beobachteten Effekte an den isolierten Kardiomyozyten ließen sich komplett durch Präinkubation mit dem spezifischen AT1-Rezeptorenblocker Losartan hemmen. Das bedeutet, daß die Angiotensinwirkung auf die Kontraktilität der Myozyten an den AT1-Rezeptor gekoppelt ist. IV.3.2 Angiotensinwirkung an humanen Ventrikelkardiomyozyten An isolierten Kardiomyozyten aus herzinsuffizienten linken Ventrikeln ließ sich kein -6 positiv-inotroper Effekt von Angiotensin II in einer Dosis von 10 M feststellen. Das entspricht den Ergebnissen von Holubarsch et al. [84] und Lefroy et al. [111]. Warum wirkt Angiotensin II nicht positiv-inotrop wie am Vorhofmyokard? Die Ergebnisse am Vorhof zeigen, daß die Einzelzell-Methode sehr sensitiv ist und auch geringe positive Wirkungen dedektieren kann. Eine weitere Möglichkeit für das Fehlen der positiv-inotropen Wirkung für Angiotensin II sind die unphysiologischen Bedingungen, denen die Zellen ausgesetzt sind (32°C, Stimulation bei 0,2 Hz). Doch die atrialen Myozyten zeigten unter denselben Bedingungen sehr wohl einen eindeutigen Effekt auf Angiotensin II. Nach dem Isolationsvorgang besitzen die Ventrikelmyozyten sowohl kontraktile Reserven, als auch intakte Rezeptoren. Das zeigen die Ergebnisse aus der Calciumionen- und Isoproterenol-Dosis-Wirkungsanalyse. Auch die AngiotensinRezeptoren und nachgeschalteten second messenger-Systeme bleiben intakt, am Vorhof wirkt dieses Peptid positiv-inotrop. Diskussion 88 Im folgendem Schaubild sind die Wirkungen von Angiotensin II und Isoproterenol auf isolierte ventrikuläre Kardiomyozyten dargestellt. Abbildung 21: Mittelwerte ± Standardabweichung der relativen Verkürzung linksventrikulärer Kardiomyozyten zu Beginn eines Versuches, unter Angiotensin- und Isoproterenoleinwirkung. * = signifikant verschieden vom Basalwert. Daß Angiotensin II-Rezeptoren am insuffizinten humanen Ventrikelmyokard vorhanden sind, wurde vielfach publiziert [130, 87, 111]. Asano et al. und RegitzZagrosek et al. [9, 173] berichteten über eine insgesamte Abnahme der ATRezeptoren und eine Überzahl von AT2-Rezeptoren in dilatierten und ischämischen Ventrikeln; die mRNA wiesen sie in verringerter Konzentration in den Kardiomyozyten nach. Insofern hat Angiotensin II an isolierten ventrikulären Kardiomyozyten die Möglichkeit, an Rezeptoren zu binden. Diskussion 89 Möglicherweise ist die Wirkung von Angiotensin II an das Vorhandensein von Endothel gebunden. Dagegen spricht, daß an intakten Muskelstreifenpräparaten mit Endothel auch keine Wirkung auf die Inotropie stattfindet. Es könnte sein, daß nicht alle Myozyten gleich auf Angiotensin II reagieren, daß es sogenannte Responder und Non-Responder gibt. Darüber berichteten Moravec et al. bei den Untersuchungen an Streifenpräparaten [138]. Diese Theorie ist insofern unwahrscheinlich, als daß Holubarsch et al. an 42 Ventrikelstreifenpräparaten und wir an neun linksventrikulären Myozyten nicht einen einzigen „Responder“ fanden. Am ehesten ist die fehlende inotrope Wirkung von Angiotensin II auf eine Entkopplung der Rezeptoren von nachgeschalteten second messenger-Systemen, die eine positiv-inotrope Wirkung vermitteln können, zurückzuführen. Es ist denkbar, daß Angiotensin II an den Rezeptor bindet, daß auch die PLC aktiviert wird und IP3 entsteht, dieses aber keine Bindungsstelle am Sarkoplasmatischen Retikulum hat und somit nicht zu einer intrazellulären Calciumfreisetzung führt. Weitere Untersuchungen zur Klärung der Signaltransduktion sind notwendig, um diesen Sachverhalt zu verstehen, daß Angiotensin II zwar am Vorhofmyozyt einen positiv-inotropen Effekt ausübt, nicht aber am linksventrikulären Kardiomyozyt, obwohl Rezeptoren vorhanden sind. Diskussion IV.4 Einfluß 90 von Endothelin-1 auf die Kontraktilität humaner Kardiomyozyten Studien zur Endothelin-1-Wirkung an humanen isolierten Kardiomyozyten gibt es zur Zeit nicht. Vorhanden sind die Ergebnisse einiger Studien an menschlichen Herzmuskelstreifenpräparaten. Meyer et al. [132] konnten einen Kraftzuwachs von 32% an rechtsatrialen Streifenpräparaten nachweisen, Pieske et al. wiesen an terminal insuffizienten linksventrikulären Myokardstreifen eine Kraftzunahme von 36% nach [159]. Meyer und Pieske führten ihre Versuche unter physiologischen Bedingungen durch, wahrscheinlich deshalb die geringeren Effekte im Vergleich zu Moravec [137]. IV.4.1 Endothelinwirkung an humanen rechtsatrialen Kardiomyozyten Wir konnten einen signifikant positiv-inotropen Effekt von Endothelin-1 an atrialen isolierten humanen Kardiomyozyten nachweisen. Unter 10-8M Endothelin-1 nahm die relative Verkürzung auf 244% zu; das ist ein wesentlich stärkerer Effekt als der von Angiotensin II (188%). Das Verkürzungs-Zeit-Integral und die Kontraktions- und Relaxationsgeschwindigkeiten nahmen signifikant zu, unverändert dagegen blieben die TTP, T10% to P und RT50%. Das bedeutet, daß die Kontraktionsdauer unverändert blieb. Vergleicht man diese Ergebnisse mit denen, die von Meyer et al. [132] an Streifenpräparaten gefunden wurden, zeigen sich Unterschiede. Am Streifen nahm die Kraft, verglichen mit unserer Verkürzungsfraktion, nur um 32% zu. Zudem änderten sich die Kontraktions- und Relaxationsgeschwindigkeiten nicht, die RT50% nahm signifikant zu. Sie konnten nachweisen, daß der positiv-inotrope Effekt mit einem erhöhten Calciumgehalt im Streifenpräparat korrelierte und daß sowohl die PKC und der Na+/H+-Austauscher am Endothelin-Effekt beteiligt sind. Moravec et al. [137 ] zeigten 1989 einen positiv-inotropen Effekt von Endothelin-1 an Vorhofpräparaten, die Kraft nahm um 75% zu. Während sich sämtliche Effekte an den isolierten Vorhofmyozyten vollständig durch Präinkubation mit dem spezifischen ETA-Rezeptorenblocker BQ 123 verhindern ließen, blieben bei Meyer et al. trotz ETA-Rezeptorenblockade die RT50% verlängert, ebenso unter Blockade der PKC oder des Na+/H+-Austauschers. Sie vermuten für diese Veränderungen einen anderen intrazellulären Mechanismus. Die Ergebnisse an isolierten humanen atrialen Kardiomyozyten lassen vermuten, daß der positiv-inotrope Effekt nicht ausschließlich auf eine erhöhte intrazelluläre Diskussion 91 Calciumfreisetzung zurückzuführen ist, da die Kontraktionsdauer unverändert bleibt. Anzunehmen ist ein Zusammenspiel mehrerer Mechanismen, die netto zu einer unveränderten Kontraktionsdauer führen. So ist es möglich, daß der Calcium-sensitivierende Effekt durch die intrazelluläre Alkalinisierung über die Aktivierung des Na+/H+-Austauschers eine Verlängerung der Kontraktionsdauer bewirkt, aber durch die Phosphorylierung weiterer Funktionsproteine second messenger aktiviert werden, die eine Verkürzung der Kontraktionsdauer zur Folge haben. Um diesen Sachverhalt zu klären, sind weitere Untersuchungen zur intrazellulären Signaltransduktion nötig. So könnte mittels eines Calciumindikators geprüft werden, ob an dem isolierten Kardiomyozyt ähnliche Verhältnisse des intrazellulären Calciumstoffwechsels vorliegen wie am Syncytium. IV.4.2 Endothelin-1-Wirkung an humanen linksventrikulären Kardiomyozyten An isolierten linksventrikulären Kardiomyocten ließ sich kein positiv-inotroper Effekt von Endothelin-1 feststellen. Da Herzmuskelstreifenpräparate unter 2,5 mM und Einzelzellpräparate in der Regel unter 1,25 mM extrazellulärem Calcium untersucht wurden, wurde die Endothelin-Wirkung unter zwei verschiedenen Calciumkonzentrationen gemessen, um einen Einfluß der extrazellulären Calciumkonzentration auszuschließen. Bei 2,5 mM extrazellulärem Calcium nahmen das Verkürzungs-Zeit-Integral ab, die TTP und T10% to P im Zeitverlauf zu, was dem „run down“, der Verschlechterung der isolierten Myozyten im Laufe der Zeit, entspricht. Dieser Effekt tritt merklich bei der höheren Calciumkonzentration ein, weil die Kardiomyozyten, durch das Calcium positiv-inotrop beeinflußt, eine bessere Ausgangslage hatten. Eine Einzeldosis Isoproterenol 10-7M führte zu einer deutlichen Zunahme der Kontraktilität auf 234%. Zur Endothelin-1-Wirkung an menschlichen ventrikulären Kardiomyozyten liegen derzeit keine weiteren Studien vor. Somit werden die Ergebnisse mit solchen verglichen, die aus Untersuchungen an Muskelstreifenpräparaten vorliegen. Unsere Ergebnisse gleichen nicht denen von Moravec et al. [137] und Pieske et al. [159, 160]. Sie konnten an Streifenpräparaten aus ventrikulärem Myokard positiv-inotrope Effekte von Endothelin-1 beobachteten (+9% bei Moravec und +36% bei Pieske). Pieske et al. wiesen mit der Äquorinmethode nach, daß der Effekt Calcium- Diskussion 92 unabhängig ist; sie gehen davon aus, daß der Effekt am ehesten über eine erhöhte Calciumsensitivität durch intrazelluläre Alkalinisierung zustande kommt. Es liegt eine Studie zur Endothelinwirkung an isolierten ventrikulären Myozyten aus Rattenherzen vor [199]. Während Myozyten aus gesunden Herzen auf Endothelin-1 mit einer Calcium-unabhängigen Zunahme der Verkürzungsfraktion und der Kontraktions- und Relaxationsgeschwindigkeit reagierten, war das bei Myozyten aus insuffizienten Rattenherzen nicht der Fall. Die Herzinsuffizienz wurde experimentell durch Isoproterenolinjektionen induziert. Die Myozyten aus diesen Herzen reagierten negativ-inotrop auf Endothelin-1, die Verkürzungsfraktion nahm ab, die Kontraktionsund Relaxationsgeschwindigkeiten zu. Zudem ließ sich ein geringerer Calciumtransient in den insuffizienten Myozyten im Vergleich zu den gesunden feststellen. Da sich diese negativen Auswirkungen durch BQ 123 und Staurosporin (PKC-Inhibitor) verhindern ließen, gehen die Autoren davon aus, daß die Wirkungen über den ETA-Rezeptor und über eine PKC-abhängige Transduktion vermittelt werden. Nun stellt sich die Frage, warum an isolierten humanen ventrikulären Kadiomyozyten kein Effekt vorhanden ist, wenn er am Streifen zu beobachten ist. Liegt ein methodischer Fehler vor? Wie die vorherigen Ergebnisse zeigen, scheint die Einzelzellmethode sensitiver zu sein, als es beispielsweise bei Untersuchungen an intakten Muskelstreifenpräparaten der Fall ist. Änderungen der Kontraktilitätsparameter sind quantitativ wesentlich größer. Es ist möglich, daß die Muskelstreifenpräparate trotz hoher Sauerstoffsättigung der umgebenden Tyrode im Inneren hypoxisch und azidotisch sind, weil eine optimale Sauerstoffversorgung im Faserinneren nicht möglich ist. Da Endothelin unter anderem über eine Alkanisierung des Zellinnern zu einer Sensitivitätssteigerung der Myofilamente gegenüber Calcium führt, wird ein positiv-inotroper Effekt unter azidotischen Bedingungen potenziert [219]. Bei der Einzelzellmethode kann im Gegensatz zur Muskelstreifenmethode eine Sauerstoffminderversorgung ausgeschlossen werden. Endothelin-1 ist die vorherrschende Isoform der Endotheline im menschlichen Herzen [162]. Die Plasmaspiegel von Endothelin-1 bei herzinsuffizienten Patienten sind erhöht [128, 114]. Das Endothelin-1, das bei dieser Studie zum Einsatz kam, ist ein aktives Peptid, wie es die Ergebnisse bei den Vorhofuntersuchungen zeigten. Diskussion 93 Kontraktile Reserven besitzen die Kardiomyozyten nach dem Isolationsvorgang. Das zeigen die Ergebnisse aus der Calcium-Dosis-Wirkungsanalyse. Auch daß die Rezeptoren durch die enzymatische Isolierung nicht beschädigt werden, wurde gezeigt. Isoproterenol hat einen positiv-inotropen Effekt auf ventrikuläre Kardiomyozyten, Endothelin-1 wirkt positiv-inotrop auf Myozyten vom rechten Vorhofmyokard. Auch sind Rezeptoren im menschlichen Ventrikelmyokard vorhanden [136]. Pieske et al. [160] zeigten kürzlich, daß in aufgrund einer dilatativen Kardiomyopathie insuffizienten Herzen die ETA-Rezeptoren-Dichte höher ist als in gesunden Herzen. Generell kann gesagt werden, daß das Vorhandensein von intakten Rezeptoren nicht an eine inotrope Wirkung gekoppelt sein muß. Das zeigen die Ergebnisse aus den Untersuchungen zur Angiotensinwirkung am Ventrikelmyokard. Zudem wurde gezeigt, daß Endothelin bei verschiedenen Spezies unterschiedliche Wirkungen hat, beispielsweise positiv-inotrop an Rattenherzen [204] und Kaninchenherzen [61], negativ an Hundeherzen [228]. Und selbst innerhalb eines Organs sind unterschiedliche Wirkungen möglich, wie es die Untersuchungen von Angiotensin am menschlichen Herzen zeigten. Da in dieser Studie isolierte ventrikuläre Kardiomyozyten untersucht wurden, ist der Einfluß anderer Zellen ausgeschlossen. Parakrine Wirkungen, wie sie für Endothelin typisch sind, sind somit nicht mehr möglich. Eventuell sind Endothel, Bindegewebe und Fibroblasten nötig, damit Endothelin Einfluß auf die Kontraktilität nehmen kann. Harada et al. [73] zeigten an kultivierten Rattenkardiomyozyten, daß nur in CoKulturen von Kardiomyozyten und kardialen Fibroblasten eine BNP- und ANFPoduktion stattfand und die Kardiomyozyten hypertrophierten. Die fehlende Wirkung läßt sich durch eine Entkopplung des Rezeptors von einer positiv-inotropen Wirkung erklären. So könnte beispielsweise die Kopplung der PKC an den Na+/H+-Austauscher in insuffizienten Kardiomyozyten gestört sein [94]. PKC-abhängig findet auch die Phosphorylierung der inhibitorischen Untereinheit Troponin I (TnI) und der Tropomyosin-bindenden Untereinheit Troponin T(TnT) statt [216, 45]. Die Phosphorylierung von TnI vermindert die Calciumsensitivität der Myofilamente und spielt eine wichtige Rolle in der pH-Regulation. So besteht die Möglichkeit, daß bei der Herzinsuffizienz die Phosphorylierung des TnI den alkalinisierenden Effekt durch Endothelin-1 ausgleicht. Insgesamt resultiert dann Diskussion 94 eine verminderte Calciumsensitivität der Myofilamente in insuffizienten Myozyten und somit wirkt Endothelin-1 nicht positiv-inotrop [199]. Möglicherweise liegt auch eine verminderte PKC-Aktivität im herzinsuffizienten Myokard vor. So wurden verminderte Kinase-Aktivitäten in ischämischen und druckbelasteten Herzen nachgewiesen [168, 107]. Das hätte Auswirkungen auf den Calciumhaushalt in den Kardiomyozyten. Eine Endothelin-induzierte Aktivierung der PKC könnte somit zur verminderten Phosphorylierung von Calciumkanälen und folglich zur verminderten Calciummobilisation und -wiederaufnahme führen. Daraus resultiert eine geringere Inotropie. Insgesamt liegen derzeit zu wenige Studien vor, die den Wirkmechanismus von Endothelin-1 am menschlichen Myokard untersucht haben. Diese sind aber nötig, um zu verstehen, wie Endothelin-1 am Herzen wirkt und welche Konsequenzen pharmakologische Eingriffe in dieses System haben. Diskussion 95 IV.5 Physiologische Bedeutung von Angiotensin II und Endothelin-1 Folgende Abbildung zeigt nochmals die Verhältnisse bezüglich der Inotropie von Calciumionen, Isoproterenol, Angiotensin II und Endothelin-1 auf isolierte Kardiomyozyten aus humanem Ventrikel- und Vorhofmyokard. Abbildung 22: Mittelwerte ± Standardabweichung der relativen Verkürzung isolierter Kardiomyozyten aus humanem Vorhof- und Ventrikelgewebe unter dem Einfluß verschiedener Sub2+ stanzen. Ca = Calciumionen, Iso = Isoproterenol; AT II = Angiotensin II; ET-1 = Endothelin-1; * = signifikant verschieden vom Basalwert Diskussion 96 Wir konnten zeigen, daß Angiotensin II und Endothelin-1 am humanen Vorhofmyokard eine positiv-inotrope Wirkung haben, am Ventrikelmyokard keinen Einfluß auf die Kontraktilität besitzen, obwohl Rezeptoren vorhanden sind. Somit haben Angiotensin II und Endothelin-1 keinen direkten Einfluß auf die ventrikuläre Funktion. Substanzen, die den Aktivierungsgrad des Renin-Angiotensin-Systems oder des Endothelin-Systems beeinflussen, können keine direkte Wirkung auf die Ventrikelfunktion haben. Beim Einsatz von Angiotensin-KonversionsenzymHemmstoffen (ACE-Hemmstoffe), Angiotensin-Rezeptoren-Blockern (AT IIRezeptorenblocker) und Endothelin-Rezeptorenblockern (ET-Rezeptorenblocker) kann es zu keinem negativ-inotropen Effekt kommen, wie es beispielsweise für den Einsatz von β-Rezeptorenblockern bekannt ist. Für die Therapie mit ACE-Hemmstoffen liegen Studien vor, die einen lebensverlängernden Effekt zeigen [103, 37]. Diese geringere Mortalität ist aber von den eingesetzten Konzentrationen abhängig. In der ATLAS-Studie (Assessment of Treatment with Linsinopril and Survival) wurde gezeigt, daß hohe Dosen von ACEHemmstoffen, die keinen weiteren toxischen Effekt haben, günstigere Effekte auf die Mortalität haben [156]. In den MEGA-Trails zeigten sich neben den positiven Effekten wie Vasodilatation, neurohumorale Inhibition, verminderte Hypertrophie, gesteigerte linksventriuläre Ejektionsfraktion und verminderte ventrikuläre Fibroisierung auch proarrhythmische Effekte [38]. Da ACE-Hemmer am Herzen die Angiotensinwirkung möglicherweise nicht komplett blockieren können, weil Angiotensin I über Chymasen, die sich nicht durch ACEBlocker hemmen lassen, zu Angiotensin II konvertiert werden kann [213, 214], wurden AT II-Rezeptorenblocker entwickelt. In der LIFE-Studie (The Losartan Intervention For Endpoint Reduction) werden erstmals die Wirkungen des AT IIRezeptorenblockers Losartan mit denen von β-Rezeptorenblockern in Hinblick auf den Krankheitsverlauf und die Mortalität an über 8000 Patienten verglichen [42]. Ergebnisse liegen noch nicht vor. In weiteren Studien wurden AT II-Rezeptorenblocker mit ACE-Hemmstoffen verglichen (ELITE-Studie, RESOLVD-Studie). In der RESOLVD-Sudie [208] konnte gezeigt werden, daß die Kombination von einem ACE-Hemmstoff mit einem AT IIRezeptorenblocker den günstigsten Effekt hat. Aldosteron wird vermindert ausgeschüttet, die BNP-Produktion und das ventrikuläre Remodeling werden Diskussion 97 reduziert. Ein Vergleich zwischen ACE-Hemmstoffen und AT II-Rezeptorenblockern zeigte keinen Unterschied hinsichtlich der Blutdrucksenkung, der Mortalität und Morbidität, auch die Aldosteronausschüttung war ähnlich [127]. In der ELITE-Studie zeigte sich bisher, daß ältere Patienten mit Herzinsuffizienz, die mit Losartan, einem AT II-Rezeptorenblocker, behandelt wurden, eine geringere Mortalität aufwiesen als die Patienten, die einen ACE-Hemmstoff erhielten [161]. Brooksby [25] führt dieses überraschende Ergebnis auf ein vermindertes Risiko für maligne Arrythmien zurück. Zusammenfassend kann für die Therapie, die in das Renin-Angiotensin-System eingreift, gesagt werden, daß es keinen Hinweis darauf gibt, daß die Therapie mit ACE-Hemmstoffen oder AT II-Rezeptorenblockern negativ-inotrop auf die Ventrikelfunktion wirkt. Die Patienten profitieren von der Therapie. Ob nun dem Einsatz von AT II-Rezeptorenblockern oder ACE-Hemmstoffen oder einer Kombination beider Medikamente der Vorzug zu geben ist, muß in größer angelegten Studien gezeigt werden. Medikamente, die das Endothelin-System hemmen, werden derzeit erst entwickelt. Der erste orale Endothelin-Rezeptorenblocker (ET-Rezeptorenblocker) wurde von Clozel et al. [33] entwickelt und heißt Ro 46-2005. Eine Studie an einem kleinen Patientenkollektiv führten Kiowski et al. [102] mit dem nicht-spezifischen ETRezeptorenblocker Bosentan durch. Sie beobachteten unter der Therapie höhere Endothelin- und unveränderte Big-Endothelin-Plasmaspiegel, korreliert damit eine Abnahme der pulmonalen Hypertension und der ventrikulären Füllungsdrücke. Der Herzzeit-Index nahm um 14% zu, die Herzfrequenz blieb unverändert. Aus dieser Studie geht hervor, daß eine längerfristige Behandlung mit ET-Rezeptorenblockern sinnvoll sein könnte. Es müssen jedoch Studien durchgeführt werden, die zeigen, ob es sinnvoll ist, einen unspezifischen ET-Rezeptorenblocker einzusetzen. Es gibt Hinweise, daß der ETB-Rezeptor eine Clearance-Funktion für Endothelin besitzt [39]. Eine Studie an Ratten zeigte, daß die selektive Blockade von ETA-Rezeptoren nicht nur den Blutdruck und die Herzfrequenz senkte, sondern auch die Gewebeumbauprozesse im Herzmuskel beeinflußte. So wurde zwar nicht die Hypertrophie verhindert, doch nahm der Anteil an Collagen ab [143]. Am Menschen hat sich gezeigt, daß eine Endothelin-Rezeptorblockade nur bei den Patienten einen moderaten Einfluß auf den Bluthochdruck hat, bei denen keine vaskuläre Überexpression von Endothelin vorhanden war. So wird es in den nächsten Jahren von Interesse sein, dieses Patientenkollektiv zu identifizieren [141]. Diskussion 98 Insgesamt sind die Erfahrungen mit ET-Rezeptorenblockern noch sehr gering. Es müssen weitere Studien durchgeführt werden, um herauszufinden, ob es den Patienten Vorteile bringt, mit Hemmstoffen des Endothelin-Systems behandelt zu werden. Zur Zeit kann noch nicht gesagt werden, ob eine Behandlung mit ETRezeptorenblockern einen negativen Einfluß auf die Ventrikelfunktion ausübt oder nicht. Sowohl AT- und ET-1-Rezeptorenblocker, als auch in einem geringen Maße die ACE-Hemmstoffe wirken negativ inotrop auf das Vorhofmyokard. Beim herzinsuffizienten Patienten ist das sogar von Vorteil. Die ventrikuläre Füllung geschieht im Rahmen der vaskulär erhöhten Vorlast im wesentlichen passiv. Zusätzlich zur vaskulär bedingten hämodynamischen Belastung könnte eine durch Vorhofaktionen bedingte vermehrte Ventrikelfüllung zur Erhöhung des linksventrikulären enddiastolischen Volumen führen. Das hätte eine weitere Verschlechterung der Ventrikelgeometrie zur Folge und könnte zur Progredienz der Erkrankung beitragen. Eine so erhöhte Vorlast führt dann zu einem gesteigerten enddiastolischen linksventrikulären Druck; das vermindert die Ventrikelfunktion weiter. Insofern ist es kein Nachteil, wenn die positiv-inotrope Wirkung von Angiotensin II und Endothelin-1 auf das Vorhofmyokard medikamentös unterdrückt wird. Abbildung 23: Einfluß von Angiotensin II und Endothelin-1 auf das LVEDV und den LVEDP. Während Katecholamine über ihre positiv-inotrope und -chronotrope Wirkung der akuten Anpassung der Kreislauffunktion an veränderte Bedingungen dienen, sind das Renin-Angiotensin- und das Endothelin-System für die mittel- bis langfristige Diskussion 99 Adaptation zuständig. Diese beiden Systeme führen zur Vasokonstriktion und kardialen Hypertrophie. In diesem Zusammenhang ist eine positive Inotropie teleoskopisch nicht sinnvoll. Eine isolierte positiv-inotrope Wirkung am Vorhofmyokard akzentuiert die Vorlaststeigerung mittels Vasokonstriktion durch die endogenen Peptide Angiotensin II und Endothelin-1. Eine therapeutische Blockade von Angiotensin- und Endothelin-Rezeptoren ist somit auch bei Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz sicher. Die durch Vasodilatation und direkte Rezeptorenblockade reduzierte Myokardhypertrophie und Phänotypänderung wird möglicherweise durch einen isolierten negativ-inotropen Effekt am Vorhofmyokard von den Peptiden noch unterstützt. Die Progredienz der Herzinsuffizienz könnte durch eine Therapie mit Hemmstoffen des ReninAngiotensin-Systems und des Endothelin-Systems aufgehalten werden. 100 V Zusammenfassung Die günstigen Ergebnisse in der Langzeitbehandlung der Herzinsuffizienz mit Hemmstoffen des Angiotensin-Konversionsenzyms und die positiven Erfahrungen, die bisher mit spezifischen Angiotensin II-Rezeptorenblockern gemacht wurden, lassen sich wahrscheinlich durch ein organspezifisches Renin-Angiotensin-System erklären. Neue Therapieversuche mit Endothelin-Rezeptorenblockern sollen nachteilige Effekte dieses Peptids auf das insuffiziente Herz verringern. Die Wirkung von Angiotensin II und Endothelin auf das menschliche Herz ist noch weitgehend ungeklärt. Die vorliegende Arbeit untersucht daher den Einfluß der endogenen Peptide Angiotensin II und Endothelin-1 auf die Kontraktilität isolierter humaner Kardiomyozyten aus Vorhof- und Ventrikelgewebe. Aus humanem Vorhof- und insuffizientem Ventrikelmyokard wurden Kardiomyozyten enzymatisch isoliert. Bei einer Temperatur von 32°C und unter einer elektrischen, biphasischen Feldstimulation kontrahierten die isolierten Myozyten konstant. An zehn Vorhofkardiomyozyten zeigte sich konzentrationsabhängig eine Kontraktionszunahme unter Angiotensin II, der sich durch den AT1Rezeptorenblocker Losartan vollständig blockieren ließ. Auch Endothelin-1 bewirkte an zwölf Myozyten aus dem Auriculum cordis dexter konzentrationsabhängig eine positive Inotropie, die sich durch den spezifischen ETA-Rezeptorenblocker BQ 123 verhindern ließ. Der positiv-inotrope Effekt am Vorhof hat eine vermehrte linksventrikuläre enddiastolische Füllung zur Folge, die beim herzinsuffizienten Patienten die ventrikuläre Funktion verschlechtert. Dagegen konnte an keiner der 19 Myozyten aus insuffizientem Ventrikelmyokard mit Angiotensin II oder Endothelin-1 ein positiv-inotroper Effekt ausgelöst werden. Eine Verletzung der Zellmembranen oder der Rezeptoren durch den Isolationsvorgang scheiden als Begründung für den fehlenden Effekt aus, da eine Zunahme der Kontraktilität unter erhöhten extrazellulären Calciumkonzentrationen und Isoproterenol beobachtet wurde. Hemmstoffe des Renin-Angiotensin- und des Endothelin-Systems sind als sicher in ihrer klinischen Anwendung anzusehen, da sie die Kontraktilität des menschlichen Herzens nicht negativ beeinflussen. Die durch Vasodilatation und direkte Rezeptorenblockade reduzierte Myokardhypertrophie und Phänotypänderung wird möglicherweise durch einen isolierten negativ-inotropen Effekt am Vorhofmyokard noch unterstützt. Die Hemmung beider neurohumoraler Systeme könnte ein Therapieansatz sein, der die Progredienz der Herzinsuffizienz aufhält und von dem die Patienten profitieren. 101 VI Abbildungsverzeichnis ABBILDUNG 1: CIRCULUS VITIOSUS: SYNOPSIS DER PATHOGENESE UND THERAPIE DER CHRONISCHEN HERZINSUFFIZIENZ. ........................................................................................................................ 16 ABBILDUNG 2: INTRAZELLULÄRE TRANSDUKTION VON ANGIOTENSIN II ...................................................... 21 ABBILDUNG 3: INTRAZELLULÄRE TRANSDUKTION VON ENDOTHELIN-1 ....................................................... 28 ABBILDUNG 4: MESSANLAGE ................................................................................................................... 43 ABBILDUNG 5: KÜVETTENSYSTEM ............................................................................................................ 44 ABBILDUNG 6: ZELLEINSTELLUNG ............................................................................................................ 45 ABBILDUNG 7: ZELLENDENDETEKTION ..................................................................................................... 46 ABBILDUNG 8: ORIGINALREGISTRIERUNG AUS EINER CALCIUMIONEN-DOSIS-W IRKUNGSANALYSE. ............ 55 ABBILDUNG 9: CALCIUM - DOSIS - W IRKUNGSANALYSE ............................................................................ 56 ABBILDUNG 10: ORIGINALREGISTRIERUNG AUS EINER ISOPROTERENOL-DOSIS-W IRKUNGSANALYSE. ........ 59 ABBILDUNG 11: ISOPROTERENOL- DOSIS - W IRKUNGSANALYSE ............................................................... 60 ABBILDUNG 12: ORGINALREGISTRIERUNG AUS EINER ANGIOTENSIN-DOSIS-W IRKUNGSANALYSE AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN............................................................................................... 63 ABBILDUNG 13: ANGIOTENSIN II- DOSIS - W IRKUNGSANALYSE AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN.... 64 ABBILDUNG 14: ANGIOTENSIN II - DOSIS - W IRKUNGSANALYSEN UNTER REZEPTORBLOCKADE ................. 67 ABBILDUNG15: ANGIOTENSIN II - W IRKUNGSANALYSE AN LINKSVENTRIKULÄREN KARDIOMYOZYTEN ......... 69 ABBILDUNG 16: ORGINALREGISTRIERUNG AUS EINER ENDOTHELIN-1-DOSIS-W IRKUNGSANALYSEN AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN............................................................................................... 72 ABBILDUNG 17: ENDOTHELIN-1-DOSISW IRKUNGSANALYSE AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN......... 73 ABBILDUNG 18: ENDOTHELIN-1-DOSISW IRKUNGSANALYSE UNTER REZEPTORBLOCKADE ......................... 76 ABBILDUNG 19: ENDOTHELIN-1 DOSIS-W IRKUNGSANALYSE AN LINKSVENTRIKULÄREN KARDIOMYOZYTEN . 78 ABBILDUNG 20: ORIGINALREGISTRIERUNG AUS DOSIS-W IRKUNGSANALYSEN FÜR CALCIUMIONEN UND ISOPROTERENOL AN LINKSVENTRIKULÄREN KARDIOMYOZYTEN......................................................... 85 ABBILDUNG 21: RELATIVE VERKÜRZUNG LINKSVENTRIKULÄRER KARDIOMYOZYTEN UNTER ANGIOTENSINUND ISOPROTERENOLEINWIRKUNG. ................................................................................................. 88 ABBILDUNG 22: SYNOPSIS DER RELATIVEN VERKÜRZUNG ISOLIERTER KARDIOMYOZYTEN AUS HUMANEM VORHOF- UND VENTRIKELGEWEBE UNTER DEM EINFLUSS VERSCHIEDENER SUBSTANZEN ................ 95 ABBILDUNG 23: EINFLUSS VON ANGIOTENSIN II UND ENDOTHELIN-1 AUF DAS LVEDV UND DEN LVEDP. . 98 102 VII Tabellenverzeichnis TABELLE 1: KLINISCHE DATEN DER PATIENTEN - CALCIUMIONEN-DOSIS-WIRKUNGSANALYSE.........................54 TABELLE 2: KONTRAKTILITÄTSPARAMETER BEI EINER CALCIUMIONEN-DOSIS-WIRKUNGSANALYSE .................57 TABELLE 3: KLINISCHE DATEN DER PATIENTEN - ISOPROTERENOL-DOSIS-WIRKUNGSANALYSE........................58 TABELLE 4: KONTRAKTILITÄTSPARAMETER BEI EINER ISOPROTERENOL-DOSIS-WIRKUNGSANALYSE ................61 TABELLE 5: KLINISCHE DATEN DER PATIENTEN - ANGIOTENSIN- DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN.........................................................................................................62 TABELLE 6: KONTRAKTILITÄTSPARAMETER BEI EINER ANGIOTENSIN- DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN.........................................................................................................65 TABELLE 7: KLINISCHE DATEN DER PATIENTEN - ANGIOTENSIN- DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN UNTER REZEPTORBLOCKADE ..........................................................66 TABELLE 8: KLINISCHE DATEN DER PATIENTEN - ANGIOTENSIN- DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN LINKSVENTRIKULÄREN KARDIOMYOZYTEN ................................................................................................68 TABELLE 9: KONTRAKTILITÄTSPARAMETER BEI EINER ANGIOTENSIN- DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN LINKSVENTRIKULÄREN KARDIOMYOZYTEN ................................................................................................70 TABELLE 10: KLINISCHE DATEN DER PATIENTEN - ENDOTHELIN-1 -DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN.........................................................................................................71 TABELLE 11: KONTRAKTILITÄTSPARAMETER BEI EINER ENDOTHELIN-1 -DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN.........................................................................................................74 TABELLE 12: KLINISCHE DATEN DER PATIENTEN - ENDOTHELIN-1 -DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN RECHTSATRIALEN KARDIOMYOZYTEN UNTER REZEPTORBLOCKADE ..........................................................75 TABELLE 13: KLINISCHE DATEN DER PATIENTEN - ENDOTHELIN-1 -DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN LINKSVENTRIKULÄREN KARDIOMYOZYTEN ................................................................................................77 TABELLE 14: KONTRAKTILITÄTSPARAMETER BEI EINER ENDOTHELIN-1 -DOSIS-WIRKUNGSANALYSE AN LINKSVENTRIKULÄREN KARDIOMYOZYTEN ................................................................................................79 103 VIII Literatur 1. 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Gilbert, Hausfrau Geschwister: Andreas Rummer Hans Guido Rummer Anne Friderike Rummer Schulbildung: 1980-1984 Friedrich-Ebert Schule in Bad Homburg 1984-1993 Humanistisches Gymnasium Schule in Bad Homburg, 1993 Abitur Kaiserin-Friedrich- seit WS 1993 Studium der Humanmedizin an der AlbertLudwigs-Universität in Freiburg/Breisgau Famulaturen: Innere Medizin, Diakonie-Krankenhaus in Freiburg Pädiatrie, Universitäs-Kinderklinik in Freiburg Anästhesie, chirurgische Ambulanzpraxis in Freiburg Thorax- und Kardiovaskularchirurgie, Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen Gynäkologie und Geburtshilfe, Kantonsspital Nidwalden in Stans/CH Kinderkardiologie, Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen Pädiatrie, St. Hedwigshaus in Freiburg Doktorarbeit: seit Oktober 1996 Mitarbeit in der kardiologischen Forschungsgruppe von Prof. Dr. Ch. Holubarsch an der Medizinischen Klinik III der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg/Breisgau Abteilung Kardiologie und Angiologie (Direktor Prof. Dr. H. Just) August 1998 Vorstellung eines Teil der Ergebnisse auf dem th XX Congress of the European Society of Cardiology in Wien 129 X Danksagungen Herrn Dr. med. Stephan Schmidt-Schweda danke ich für die Überlassung des Dissertationsthemas und die wissenschaftliche Betreuung dieser Arbeit. Besonders half mir seine stete Diskussionsbereitschaft beim Verfassn dieser Arbeit. “You do one experiment in medicine to convince yourself, then 99 more to convince others.” — Alphonse Raymond Dochez Mit diesem Zitat möchte ich Herrn Prof. Dr. med. Christian Holubarsch für die Aufnahme in seine Arbeitsgruppe danken. Seine erfrischende Motivationsfähigkeit, Begeisterung und Überzeugung von unseren Ergebnissen ließen die langen Stunden des nächtlichen Experimentierens schnell vergehen. Herrn Prof. Dr. D. Kececioglu danke ich für die Übernahme des Zweitgutachtens. Frau Susanne Kamenzin und Herrn Stefan Wollner danke ich für die gute und effektive Zusammenarbeit. Den Mitarbeitern der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg und des Herzzentrums NRW in Bad Oeynhausen danke ich für die Bereitstellung des Myokards. Ohne ihre Mithilfe wäre die vorliegenden Arbeit nicht möglich gewesen. Meinem Freund Erik Parkner danke ich für die Geduld, die moralische Unterstützung und sein Dasein. Besonders freut es mich, an dieser Stelle meinen lieben Eltern für das danken zu können, was ich durch ihre immerwährende Unterstützung erreichen konnte. Ich bin glücklich, einen solchen Rückhalt zu haben.