Beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe B

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Originalarbeit
Beta-hämolysierende Streptokokken der
Gruppe B
Einfluss von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf Adhärenzeigenschaften
(Fibronectin-Bindung, Oberflächen-Hydrophobizität)
Lutz T. Zabel und Pia Strobel, Tübingen
Fünf Isolate Fibronectin-bindender Gruppe-B-Streptokokken (GBS) und 13 GBS-Isolate, bei denen Fibronectin-Bindung nicht nachgewiesen werden konnte, wurden
unter dem Einfluss subinhibitorischer Antibiotika-Konzentrationen (1/2 und 1/4
MHK) kultiviert und auf die Änderung der Fibronectin-Adhärenz untersucht. Die
Adhärenz Fibronectin-bindender Isolate blieb durch die subinhibitorischen Konzentrationen von Penicillin G (Benzylpenicillin) und Ciprofloxacin unbeeinflusst,
während drei (nach Penicillin-Behandlung) bzw. vier (nach Ciprofloxacin-Behandlung) in Antibiotikum-freier Umgebung nichtbindende Isolate Fibronectin-Adhärenz neu zeigten. Die neu aufgetretene Fibronectin-Adhärenz ging mit einer gesteigerten Zelloberflächen-Hydrophobizität der Isolate einher. Die Kultivierung der
fünf Fibronectin-bindenden Isolate unter subinhibitorischen Konzentrationen von
Clindamycin ergab keine Änderung in der Fibronectin-Adhärenz, obwohl sich die
Zelloberflächen-Hydrophobizität verringerte. GBS besitzen daher vermutlich unterschiedliche Fibronectin-Rezeptoren, von denen einer Zelloberflächen-Hydrophobizität unabhängig ist und ein anderer damit korreliert. Der Letztere scheint
durch subinhibitorische Konzentrationen von Penicillin G und Ciprofloxacin induzierbar zu sein.
Schlüsselwörter: Gruppe-B-Streptokokken, Fibronectin-Adhärenz, ZelloberflächenHydrophobizität, subinhibitorische Antibiotika-Konzentrationen
Effects of subinhibitory concentrations of antibiotics on adherence properties
(fibronectin-binding, cell surface hydrophobicity) of group B streptococci
Cultivation of five fibronectin-binding group B streptococcal (GBS) strains and 13
non-binders in the presence of subinhibitory concentrations of antibiotics (1/2 MIC
and 1/4 MIC, respectively) was performed to determine, whether GBS can regulate
their fibronectin-binding properties as a function of an inhibitory environment.
When grown in the presence of subinhibitory concentrations of penicillin G and
ciprofloxacin fibronectin-binding properties appeared in 3 (after penicillin treatment) and 4 (after ciprofloxacin treatment) strains, respectively, of previously
fibronectin non-binding GBS. The newly detected fibronectin-binding properties
were correlated with enhanced cell surface hydrophobicity. Exposed to subinhibitory concentrations of clindamycin fibronectin-binding strains remained unaffected, although all strains showed a lesser degree of cell surface hydrophobicity. It may be surmised that GBS possess two fibronectin-binding receptors, one cell
surface hydrophobicity independent and the other one correlated to cell surface
hydrophobicity. The latter one appears to be modulated by subinhibitory concentrations of penicillin G and ciprofloxacin.
Keywords: Group B streptococci, fibronectin-binding, cell surface hydrophobicity,
subinhibitory concentrations of antibiotics
Beta-hŠmolysierende Streptokokken der
Gruppe B (GBS) werden regelmŠ§ig bei
Infektionen wie neonataler Sepsis,
Meningitis, postpartaler Endometritis,
Pyelonephritis und Prostatitis isoliert. Die
FŠhigkeit von GBS, an Epithelzellen zu
adhŠrieren, ist mit einer hydrophoben
ZelloberflŠche verbunden [9, 10, 18].
Chemotherapie Journal
Dagegen fŸhren bekapselte StŠmme mit
hydrophiler OberflŠche zur Infektion
[17]. Eine AdhŠrenz an das Matrixprotein
Fibronectin in seiner lšslichen und in seiner immobilen Form, welche fŸr viele
Bakterien ein Schritt in der Infektionsgenese darstellt, hielt man bei GBS fŸr unwahrscheinlich [4, 5]. Trotzdem berich-
teten einige Autoren Ÿber FibronectinBindung bei GBS-Isolaten. Tamura et al.
[15] berichteten 1995 Ÿber GBS-AdhŠrenz an immobilisiertem Fibronectin.
WŠhrend die untersuchten StŠmme aus
klinisch signifikanten Proben wie Blut
und Liquor stammten, berichteten Zabel
et al. 1996 von Isolaten aus Vaginalabstrichen von MŸttern mit Verdacht auf
Amnioninfektionssyndrom [21], bei
denen ebenfalls Fibronectin-AdhŠrenz
nachgewiesen wurde. Die Expression der
Fibronectin-Bindung schien von Šu§eren
EinflŸssen wie zum Beispiel dem NŠhrmedium abhŠngig zu sein [21].
1997 berichteten Bisognano et al. [1]
Ÿber eine gesteigerte Expression von Fibronectin-Bindeproteinen bei Staphylococcus-aureus-StŠmmen, welche unter
dem Einfluss von einem Viertel der
MHK von Ciprofloxacin kultiviert wurden. Dieser Bericht ermutigt uns, unsere
eigenen Untersuchungen zu den Effekten
von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf die AdhŠrenzeigenschaften von GBS darzustellen. In der
vorliegenden Untersuchung wurden fŸnf
Fibronectin-bindende GBS-Isolate, deren
AdhŠrenz an Fibronectin durch einen Agglutinationstest nachgewiesen wurde,
sowie 13 nichtbindende StŠmme auf ihre
Fibronectin-Bindung und OberflŠchenHydrophobizitŠt geprŸft, nachdem sie auf
Tryptose-Soja-Agar mit subinhibitorischen Konzentrationen von 1/4 und 1/2
der MHK von Penicillin G, Ciprofloxacin und Clindamycin kultiviert wurden.
Material und Methoden
Isolate
18 GBS-Isolate aus Proben von Patienten
des UniversitŠtsklinikums TŸbingen wurden untersucht. Isoliert wurden die StŠmAnschrift des Verfassers:
Dr. med. Lutz T. Zabel, Abteilung Medizinische
Mikrobiologie, Universität Tübingen, Silcherstr. 7,
72076 Tübingen
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Wirkung von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf B-Streptokokken
Tab. 1. MHK-Werte [µg/ml] der Teststämme
Stamm Nr.
239 263 270
273
282
287
288
299
303
306
307
316
318
335
344
358
359
360
0,06 0,03
0,03
0,03 0,125
0,03
0,03
0,03 0,015
0,03
1
0,03
0,03
0,03
0,03
0,125 0,125 0,125 0,125 0,125 0,125 0,125 0,125 0,125
0,25
0,25 0,125 0,125
0,03
0,06 0,125 0,125
0,06
Benzylpenicillin 0,015 0,03 0,03
Clindamycin
Ciprofloxacin
0,5
1
1
1
me aus Analabstrichen (3), Blutkultur
(1), Ohrabstrich (1), Genitaltrakt (5), Respirationstrakt (4), Ulcus (1), Nabelabstrich (1) und Wundabstrich (1).
Alle Isolate wurden biochemisch mit
Api 20 Strep (BioMŽrieux, NŸrtingen)
und durch die Bestimmung der Lancefield-Gruppe (Streptex, Murex Diagnostics Ltd., Dartford, England) identifiziert. Die Isolate wurden bis zur weiteren
Untersuchung bei Ð70 ¡C tiefgefroren.
Zur Rekultivierung wurden die StŠmme
in 10 ml Brain-Heart-Bouillon suspendiert und nach 18 Stunden Inkubation bei
36 ¡C zweimal auf Tryptose-Soja-Agar
subkultiviert. Die Identifizierung der
Kapselpolysaccharidtypen I bis III wurde
mit einem kommerziellen Latextest
gemŠ§ den Herstelleranweisungen (Diagnostics Pasteur, Paris) durchgefŸhrt.
Agglutinationsassay
Der Nachweis der Fibronectin-Bindung
wurde durch Agglutinationstestung erbracht. Dazu wurden Latexpartikel mit
Fibronectin nach der modifizierten Methode [11, 21] von Naidu et al. 1988 [12]
beschichtet. 10 ml der Suspension und 10
ml der beschichteten Latexpartikel wurden auf einem ObjektrŠger gemischt und
geschwenkt. Die Agglutinationsreaktion
wurde nach zwei Minuten abgelesen. Der
Test wurde mit jedem Stamm in doppelter AusfŸhrung mit separat gefertigten
Bakteriensuspensionen durchgefŸhrt.
Staphylococcus aureus ATCC 12600
wurde als positive Kontrolle mitgefŸhrt,
Micrococcus luteus ATCC 9341 war negative Kontrolle. Jedes Isolat wurde auf
Autoagglutination getestet, indem gleiche Mengen der Bakteriensuspension mit
Glycin-NaOH-Puffer gemixt wurden.
Auf unspezifische Agglutination mit unbeschichteten Latexpartikeln wurde
ebenfalls geprŸft. Das beschickte Latexreagenz wurde auf Autoagglutination
geprŸft, indem es in PBS-Puffer suspendiert wurde.
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1
1
1
1
0,5
1
1
Die unterschiedlichen IntensitŠten der
Agglutinationsreaktion wurden visuell
klassifiziert: keine sichtbare Agglutination [-], schwache Agglutination [(+)],
moderate Agglutination [+] und starke
Agglutination [++].
Hydrophobizitäts-Messung
Die HydrophobizitŠts-Messung wurde
nach einem modifizierten Ansatz von
Rosenberg et al. [14] durchgefŸhrt: Die
Bakterien wurden wie oben beschrieben
kultiviert, in PBS (pH 6,8) gewaschen
und das Sediment zu einer optischen
Dichte von 1,0 bei 520 nm (OD520) resuspendiert. Zu 2 ml der Bakteriensuspension wurden 0,5 ml n-Hexadecan
(Sigma, Deisenhofen) zugefŸgt. Die Suspension wurde fŸr eine Minute auf einem
Vortexer gemischt und fŸr 30 Minuten
zur Phasentrennung stehen gelassen. Die
PBS-Unterphase wurde vorsichtig entnommen und die OD520 darin gemessen.
Als HydrophobizitŠt wurde die Differenz
zwischen der OD520 vor und nach der
Phasenseparation in Prozent bestimmt.
Die statistische Auswertung der erhaltenen Daten wurde mit dem Mann-Whitney-Test durchgefŸhrt [6].
Bestimmung der MHK und
subinhibitorische Kulturbedingungen
Die MHK-Bestimmung wurde mit dem
Agardilutionstest entsprechend DIN
58940 [7] vorgenommen. Die getesteten
Antibiotika waren Penicillin G (Sigma,
Deisenhofen), Ciprofloxacin (Bayer, Leverkusen) und Clindamycin (Upjohn
GmbH, Heppenheim). Das Testmedium
war Tryptose-Soja-Agar. Die Platten enthielten eine kontinuierliche VerdŸnnung
von 256 bis 0,015 mg/ml fŸr Ciprofloxacin und Clindamycin und von 256 bis
0.007 mg/ml fŸr Penicillin. Alle Testplatten wurden am Tag der Herstellung verwendet. Das Inokulum wurde von BrainHeart-Bouillon, die 18 Stunden bei 37 ¡C
inkubiert wurde, hergestellt. Die Test-
0,5
1
16
1
1
2
1
platten wurden mit Hilfe eines Multipoint-Inokulators beimpft, um eine Dichte von etwa 105 KBE/Impfstempel zu erreichen. Nach anschlie§ender Inkubation
fŸr 18 Stunden bei 37 ¡C wurde die
MHK bestimmt als niedrigste Konzentration, bei der kein Wachstum, ein
schwach sichtbarer Rasen oder eine einzelne Kolonie nachweisbar waren.
Um die AdhŠsinmodulation subinhibitorischer Antibiotika-Konzentrationen zu
bestimmen, wurden die Isolate pro Antibiotikum dreimal auf Tryptose-SojaAgarplatten mit Konzentrationen von
einem Viertel und der HŠlfte der MHK
jeweils von Penicillin G, Ciprofloxacin
und Clindamycin kultiviert. Parallel dazu
wurden alle Isolate auf Tryptose-SojaAgarplatten ohne Antibiotikum-Zusatz
mitgefŸhrt. Von den GBS der dritten
Subkultur wurden die Agglutinationstests
in doppelter AusfŸhrung wie oben beschrieben durchgefŸhrt.
Ergebnisse
Von den 18 getesteten Isolaten gehšrten
neun StŠmme zu dem Kapselpolysaccharid-Typ III (4 Fibronectin-bindende
StŠmme, 5 StŠmme ohne FibronectinBindung), 1 Fibronectin-bindendes Isolat
zu dem Kapselpolysaccharid-Typ II, 6
StŠmme ohne Fibronectin-Bindung zu
dem Kapselpolysaccharid-Typ I. Zwei
StŠmme ohne Fibronectin-Bindung
waren nicht typisierbar.
Die MHK-Werte der einzelnen Isolate
sind in Tabelle 1 dargestellt. Nach der
Kultivierung mit einer Antibiotika-Konzentration von einem Viertel der MHK
von Penicillin G zeigten drei Isolate, die
in vorherigen Agglutinationstests keine
Fibronectin-AdhŠrenz zeigten, jetzt neue
Fibronectin-Bindung (1 Kapselpolysaccharid-Typ III, 2 KapselpolysaccharidTyp I), wŠhrend bei den vorher schon
positiven fŸnf Isolaten keine €nderung
des Bindungsverhaltens auftrat.
Zabel · Strobel
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Wirkung von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf B-Streptokokken
Tab. 2. Kapseltypen, Oberflächen-Hydrophobizität und Fibronectin-Adhärenz der Teststämme nach Kultivierung auf TryptoseSoja-Agar mit einem Viertel und der Hälfte der MHK von Penicillin G, Ciprofloxacin und Clindamycin sowie ohne Antibiotikumzusatz (Kontrollen). Stämme Nr. 239, 344, 358, 359 und 360 zeigten in vorhergehenden Testen Fibronectin-Adhärenz, Stämme Nr. 263, 270, 287, 335, 303 und 306 wiesen in vorhergehenden Testen keine Fibronectin-Adhärenz auf. Die Agglutinationsergebnisse unter den jeweiligen Mediumverhältnissen sind in der zweiten Zeile aufgeführt.
Stamm Nr.
Kontrolle
Kapseltyp
Benzylpenicillin Benzylpenicillin Ciprofloxacin Ciprofloxacin Clindamycin Clindamycin
1/4 MHK
1/2 MHK
1/4 MHK
1/2 MHK
1/4 MHK
1/2 MHK
239
98,5
++
II
98,47
++
98,60
++
99,52
++
96,49
++
94,01
++
78,6
++
344
62,39
++
III
49,38
++
42,32
++
30,81
++
33,37
+
45,97
++
12,01
++
358
94,92
++
III
92,70
++
77,60
++
41,08
++
96,78
+
99,23
++
48,35
++
359
94,08
++
III
97,09
++
90,59
++
78,38
++
92,19
+
86,26
++
83,11
++
360
68,6
++
III
67,17
++
1,00
++
39,66
++
30,80
+
24,97
++
6,7
++
263
84,22
–
III
93,75
++
78,49
–
91,47
+
95,48
+
81,45
–
78,45
–
270
60,31
–
I
95,75
+
95,90
++
84,88
+
80,81
+
75,51
–
72,31
–
287
64,55
–
I
88,68
+
94,54
++
94,62
–
86,73
–
74,57
–
59,64
–
335
1,76
–
I
1,16
–
10,44
–
2,33
–
1,46
+
2,69
–
3,85
–
303
92,18
–
III
98,70
–
95,65
–
78,40
+
96,48
–
97,97
–
98,55
–
306
63,95
–
I
90,70
–
63,48
–
92,96
+
51,23
–
83,88
–
89,77
–
273
60,76
–
III
97,69
–
88,75
–
89,93
–
91,55
–
83,96
–
82,52
–
282
80,73
–
Nicht
typisierbar
98,95
–
86,33
–
95,40
–
94,61
–
93,70
–
82,85
–
288
65,64
–
III
89,92
–
86,58
–
83,02
–
77,43
–
98,22
–
73,44
–
299
62,41
–
III
98,52
–
99,12
–
71,32
–
64,17
–
62,62
–
9,02
–
307
58,61
–
Nicht
typisierbar
76,80
–
67,61
–
67,21
–
44,29
–
74,62
–
99,48
–
316
80,02
–
I
67,34
–
71,12
–
69,47
–
55,81
–
76,49
–
92,29
–
318
77,68
–
I
78,07
–
73,41
–
81,65
–
61,46
–
72,71
–
86,30
–
Bei GBS, die mit einem Viertel der
MHK von Ciprofloxacin inkubiert wurden, zeigten die AdhŠrenzversuche vier
neue Fibronectin-bindende Isolate. Die
fŸnf vorher positiven StŠmme blieben im
Chemotherapie Journal
Bindungsverhalten ebenfalls unbeeinflusst.
Eine Konzentration von einem Viertel
der MHK von Clindamycin hatte keinen
modulierenden Effekt auf die Bindungs-
eigenschaften der TeststŠmme. Nach dem
Wachstum in Gegenwart einer Konzentration von der HŠlfte der MHK von Penicillin G zeigten nur zwei der neu identifizierten Fibronectin-bindenden Isolate
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Wirkung von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf B-Streptokokken
des Kapselpolysaccharid-Typ I ihre Bindungseigenschaft. Die BindungsintensitŠt
der fŸnf Fibronectin-bindenden Isolate
blieb unverŠndert.
Bei der HŠlfte der MHK von Ciprofloxacin zeigten nur ein Isolat des Kapselpolysaccharid-Typ III und zwei Isolate des Kapselpolysaccharid-Typ I neu
aufgetretene Fibronectin-AdhŠrenz. Die
BindungsintensitŠt von vier der fŸnf Fibronectin-bindenden Isolate reduzierte
sich von stark zu moderat. Die HŠlfte der
MHK von Clindamycin hatte keinen Effekt auf die Bindungseigenschaft der
TeststŠmme. Nur zwei Isolate (Nr. 263,
Nr. 270) wiesen nach der Kultivierung in
Gegenwart von subinhibitorischen Konzentrationen sowohl von Penicillin G als
auch von Ciprofloxacin neue Fibronectin-Bindung auf. Die anderen StŠmme
zeigten neue Fibronectin-AdhŠrenz nur
nach Exposition gegen Penicillin G (Nr.
287) oder Ciprofloxacin (Nr. 303, Nr.
306).
Nach Kultivierung der TeststŠmme in
Gegenwart von einem Viertel und der
HŠlfte der MHK von Clindamycin wiesen vier bzw. fŸnf Fibronectin-bindende
Isolate eine signifikant niedrigere HydrophobizitŠt auf als die Kontrollen, die
ohne Antibiotikumzusatz gewachsen
waren (p < 0,05).
Bis auf einen der neu Fibronectin-bindenden Isolate zeigten diese eine hšhere
ZelloberflŠchen-HydrophobizitŠt nach
der Kultivierung mit einem Viertel und
der HŠlfte der MHK von Penicillin G (p
< 0,05) und Ciprofloxacin (nicht signifikant). Die vorher schon positiven TeststŠmme wiesen keine eindeutige Tendenz
auf (Tab. 2).
Diskussion
Fibronectin-AdhŠrenz wurde fŸr viele
Bakterien als Virulenzfaktor in der Infektionsgenese beschrieben. WŠhrend einige Autoren keine Fibronectin-AdhŠrenz
bei GBS nachweisen konnten [4, 5], berichteten andere Ÿber geringe Fibronectin-AdhŠrenz [10] und starke Bindungseigenschaften bei StŠmmen bovinen Ursprungs [13] sowie aus menschlichen
Untersuchungsproben [15, 21]. Die Bindung an Fibronectin vermittelt die Kolonisation, indem die AdhŠrenz am Gewebe erleichtert wird, wŠhrend die Reduktion der hydrophoben ZelloberflŠche
durch Kapselbildung wahrscheinlich die
Infektion begŸnstigt [8].
118
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Wadstršm et al. [16] zeigten 1984 fŸr
Gruppe-A-Streptokokken, dass die ZelloberflŠchen-HydrophobizitŠt grš§tenteils
durch hydrophobe OberflŠchenproteine
verursacht wird. Wibawan et al. [19] analysierten 1992 die ZelloberflŠchen-HydrophobizitŠt von GBS mit hydrophober
Interaktionschromatographie. Die Autoren demonstrierten, dass humane und
bovine GBS-Isolate mit ProteinoberflŠchen-Antigenen entweder alleine oder
in Kombination mit Polysaccharid-Antigenen Ÿberwiegend hydrophob waren,
wŠhrend solche mit Polysacchariden alleine Ÿberwiegend hydrophile Eigenschaften besa§en. Die Entfernung der
kapsulŠren NeuraminsŠuren steigerte und
Pronase-Behandlung reduzierte die OberflŠchen-HydrophobizitŠt. Hydrophobe
GBS adhŠrierten an bukkalen Epithelzellen in signifikant hšheren Zahlen als hydrophile GBS [19]. Die AdhŠrenz von
GBS an Epithelzellen wurde in Gegenwart von hydrophoben Proteinen gehemmt. Folglich wurde geschlossen, dass
die AdhŠrenz an Epithelzellen Ÿberwiegend Ÿber hydrophobe OberflŠchenproteine vermittelt wurde.
In unseren Untersuchungen blieben
die Fibronectin-bindenden Isolate in ihrer
AdhŠrenzeigenschaft nach Kultivierung
in Gegenwart von einem Viertel und der
HŠlfte der MHK von Clindamycin unbeeinflusst, obwohl sie bis auf einen Stamm
eine signifikant geringere OberflŠchenHydrophobizitŠt aufwiesen, die mšglicherweise durch eine geringere Produktion von hydrophoben OberflŠchenproteinen verursacht wurde. Dieses Verhalten unter dem Einfluss subinhibitorischer
Konzentrationen von Clindamycin kšnnte durch eine Bindungsstruktur erklŠrt
werden, welche unabhŠngig von hydrophoben OberflŠchenproteinen ist. Da
subinhibitorische Konzentrationen von
Clindamycin auch die Kapselproduktion
reduzieren [2, 3], ist anzunehmen, dass
die Fibronectin-Bindestruktur auch unabhŠngig von der Kapselbildung ist.
Die Inkubation von StŠmmen ohne Fibronectin-AdhŠrenz mit inhibitorischen
Konzentrationen von einem Viertel und
der HŠlfte der MHK von Penicillin G und
Ciprofloxacin fŸhrte zu einer Steigerung
der OberflŠchen-HydrophobizitŠt bei den
Isolaten, die neue Fibronectin-AdhŠrenz
aufwiesen, wŠhrend die StŠmme, die
ohne Induktion schon an Fibronectin
adhŠrierten, keine Tendenz zu einer
gesteigerten OberflŠchen-HydrophobizitŠt erkennen lie§en.
Dies wirft die Frage auf, ob die Fibronectin-Bindung bei GBS durch zwei
(oder mehr) verschiedene Rezeptoren
vermittelt wird, von denen der eine HydrophobizitŠt-unabhŠngig ist und der andere mit der Ausbildung von ZelloberflŠchen-HydrophobizitŠt, z.B. durch hydrophobe OberflŠchenproteine, korreliert. Die Expression der letztgenannten
Rezeptoren kšnnte durch Šu§ere EinflŸsse, wie subinhibitorische AntibiotikaKonzentrationen von z. B. Penicillin G
und Ciprofloxacin, induziert werden.
Eine spezifische Induktion von Fibronectin-Bindung wurde von Yan et al.
1996 [20] bei Candida albicans beschrieben. Die Autoren zeigten, dass HŠmoglobin ein spezifischer Induktor der Expression von Fibronectin-Rezeptoren ist. In
der vorliegenden Arbeit wurden aber
NŠhrmedien ohne Blutzusatz verwendet,
um den Einfluss der Blutbestandteile auf
die Expression von Fibronectin-Rezeptoren auszuschalten.
Bisognano et al. zeigten 1997 [1], dass
Staphylococcus aureus wesentlich mehr
Fibronectin-Bindeproteine exprimierte,
nachdem die untersuchten StŠmme mit
einem Viertel der MHK von Ciprofloxacin kultiviert wurden. Die Autoren erklŠrten dies mit einer Aktivierung der
proteinkodierenden Region durch Ciprofloxacin. Ob eine Šhnliche Induktion bei
der Expression von Fibronectin-Rezeptoren bei GBS eine Rolle spielt, sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.
Ein Antibiotika-abhŠngiges Erscheinen von Fibronectin-AdhŠrenz kann auch
durch die Expression von OberflŠchenproteinen, die andere Funktionen als Fibronectin-Bindung besitzen, verursacht
sein, wenn sie eine Fibronectin-BindungsdomŠne in ihrer MolekŸlstruktur
enthalten. Eine solche Fibronectin-AdhŠrenz unterstŸtzt die Selektion und Persistenz von GBS in Stadien einer Chemotherapie, wenn nur subinhibitorische
Antibiotika-Konzentrationen erreicht
werden.
Literatur
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vivo effects of penicillin and clindamycin on expression of group A beta-hemolytic strepto-
Zabel · Strobel
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Teilnahme an der ICAAC 1999
Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. und Rhône-Poulenc Rorer GmbH ermöglichen
zwei jungen Wissenschaftlern eine Teilnahme an der
ICAAC in San Francisco vom 26. bis 29. September 1999
Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft wurde durch die Firma Rhône-Poulenc Rorer GmbH als Sponsor in die
Lage versetzt, zwei jungen Wissenschaftlern (Postdocs oder ähnlich Qualifizierten) einen Besuch der
Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC) zu ermöglichen. Dies
ist der renommierteste jährlich stattfindende Kongress auf dem Arbeitsgebiet der Gesellschaft.
Finanziert werden Hin- und Rückflug in der Business-Klasse, die Kongressgebühr und die Unterbringung.
Wissenschaftler, die einen akzeptierten Abstract der ICAAC vorweisen können, bewerben sich direkt
nach der Annahme des Abstracts beim Vorsitzenden der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, Prof. Dr. Kurt
Naber, Elisabeth-Krankenhaus Straubing, Technische Universität München, Schulgasse 20, 94351
Straubing. Hierbei werden alle Themen berücksichtigt, die sich mit der antimikrobiellen Chemotherapie befassen. Die Entscheidung über die Gewährung der Förderung liegt in den Händen des
1. Vorsitzenden, der bei mehr als zwei Bewerbungen zusammen mit zwei Gutachtern die Entscheidung fällt.
Die beiden Wissenschaftler erhalten zudem die Möglichkeit, auf der Jahreshauptversammlung der
Paul-Ehrlich-Gesellschaft anlässlich des 5. Deutschen Kongresses für Infektions- und Tropenmedizin
vom 24. bis 27. November in München ihre Ergebnisse als Kurzvorträge vorzustellen.
Chemotherapie Journal
8. Jahrgang
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Heft 3/1999
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