Originalarbeit Beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe B Einfluss von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf Adhärenzeigenschaften (Fibronectin-Bindung, Oberflächen-Hydrophobizität) Lutz T. Zabel und Pia Strobel, Tübingen Fünf Isolate Fibronectin-bindender Gruppe-B-Streptokokken (GBS) und 13 GBS-Isolate, bei denen Fibronectin-Bindung nicht nachgewiesen werden konnte, wurden unter dem Einfluss subinhibitorischer Antibiotika-Konzentrationen (1/2 und 1/4 MHK) kultiviert und auf die Änderung der Fibronectin-Adhärenz untersucht. Die Adhärenz Fibronectin-bindender Isolate blieb durch die subinhibitorischen Konzentrationen von Penicillin G (Benzylpenicillin) und Ciprofloxacin unbeeinflusst, während drei (nach Penicillin-Behandlung) bzw. vier (nach Ciprofloxacin-Behandlung) in Antibiotikum-freier Umgebung nichtbindende Isolate Fibronectin-Adhärenz neu zeigten. Die neu aufgetretene Fibronectin-Adhärenz ging mit einer gesteigerten Zelloberflächen-Hydrophobizität der Isolate einher. Die Kultivierung der fünf Fibronectin-bindenden Isolate unter subinhibitorischen Konzentrationen von Clindamycin ergab keine Änderung in der Fibronectin-Adhärenz, obwohl sich die Zelloberflächen-Hydrophobizität verringerte. GBS besitzen daher vermutlich unterschiedliche Fibronectin-Rezeptoren, von denen einer Zelloberflächen-Hydrophobizität unabhängig ist und ein anderer damit korreliert. Der Letztere scheint durch subinhibitorische Konzentrationen von Penicillin G und Ciprofloxacin induzierbar zu sein. Schlüsselwörter: Gruppe-B-Streptokokken, Fibronectin-Adhärenz, ZelloberflächenHydrophobizität, subinhibitorische Antibiotika-Konzentrationen Effects of subinhibitory concentrations of antibiotics on adherence properties (fibronectin-binding, cell surface hydrophobicity) of group B streptococci Cultivation of five fibronectin-binding group B streptococcal (GBS) strains and 13 non-binders in the presence of subinhibitory concentrations of antibiotics (1/2 MIC and 1/4 MIC, respectively) was performed to determine, whether GBS can regulate their fibronectin-binding properties as a function of an inhibitory environment. When grown in the presence of subinhibitory concentrations of penicillin G and ciprofloxacin fibronectin-binding properties appeared in 3 (after penicillin treatment) and 4 (after ciprofloxacin treatment) strains, respectively, of previously fibronectin non-binding GBS. The newly detected fibronectin-binding properties were correlated with enhanced cell surface hydrophobicity. Exposed to subinhibitory concentrations of clindamycin fibronectin-binding strains remained unaffected, although all strains showed a lesser degree of cell surface hydrophobicity. It may be surmised that GBS possess two fibronectin-binding receptors, one cell surface hydrophobicity independent and the other one correlated to cell surface hydrophobicity. The latter one appears to be modulated by subinhibitory concentrations of penicillin G and ciprofloxacin. Keywords: Group B streptococci, fibronectin-binding, cell surface hydrophobicity, subinhibitory concentrations of antibiotics Beta-hŠmolysierende Streptokokken der Gruppe B (GBS) werden regelmŠ§ig bei Infektionen wie neonataler Sepsis, Meningitis, postpartaler Endometritis, Pyelonephritis und Prostatitis isoliert. Die FŠhigkeit von GBS, an Epithelzellen zu adhŠrieren, ist mit einer hydrophoben ZelloberflŠche verbunden [9, 10, 18]. Chemotherapie Journal Dagegen fŸhren bekapselte StŠmme mit hydrophiler OberflŠche zur Infektion [17]. Eine AdhŠrenz an das Matrixprotein Fibronectin in seiner lšslichen und in seiner immobilen Form, welche fŸr viele Bakterien ein Schritt in der Infektionsgenese darstellt, hielt man bei GBS fŸr unwahrscheinlich [4, 5]. Trotzdem berich- teten einige Autoren Ÿber FibronectinBindung bei GBS-Isolaten. Tamura et al. [15] berichteten 1995 Ÿber GBS-AdhŠrenz an immobilisiertem Fibronectin. WŠhrend die untersuchten StŠmme aus klinisch signifikanten Proben wie Blut und Liquor stammten, berichteten Zabel et al. 1996 von Isolaten aus Vaginalabstrichen von MŸttern mit Verdacht auf Amnioninfektionssyndrom [21], bei denen ebenfalls Fibronectin-AdhŠrenz nachgewiesen wurde. Die Expression der Fibronectin-Bindung schien von Šu§eren EinflŸssen wie zum Beispiel dem NŠhrmedium abhŠngig zu sein [21]. 1997 berichteten Bisognano et al. [1] Ÿber eine gesteigerte Expression von Fibronectin-Bindeproteinen bei Staphylococcus-aureus-StŠmmen, welche unter dem Einfluss von einem Viertel der MHK von Ciprofloxacin kultiviert wurden. Dieser Bericht ermutigt uns, unsere eigenen Untersuchungen zu den Effekten von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf die AdhŠrenzeigenschaften von GBS darzustellen. In der vorliegenden Untersuchung wurden fŸnf Fibronectin-bindende GBS-Isolate, deren AdhŠrenz an Fibronectin durch einen Agglutinationstest nachgewiesen wurde, sowie 13 nichtbindende StŠmme auf ihre Fibronectin-Bindung und OberflŠchenHydrophobizitŠt geprŸft, nachdem sie auf Tryptose-Soja-Agar mit subinhibitorischen Konzentrationen von 1/4 und 1/2 der MHK von Penicillin G, Ciprofloxacin und Clindamycin kultiviert wurden. Material und Methoden Isolate 18 GBS-Isolate aus Proben von Patienten des UniversitŠtsklinikums TŸbingen wurden untersucht. Isoliert wurden die StŠmAnschrift des Verfassers: Dr. med. Lutz T. Zabel, Abteilung Medizinische Mikrobiologie, Universität Tübingen, Silcherstr. 7, 72076 Tübingen 8. Jahrgang | Heft 3/1999 | 115 Zabel · Strobel | Wirkung von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf B-Streptokokken Tab. 1. MHK-Werte [µg/ml] der Teststämme Stamm Nr. 239 263 270 273 282 287 288 299 303 306 307 316 318 335 344 358 359 360 0,06 0,03 0,03 0,03 0,125 0,03 0,03 0,03 0,015 0,03 1 0,03 0,03 0,03 0,03 0,125 0,125 0,125 0,125 0,125 0,125 0,125 0,125 0,125 0,25 0,25 0,125 0,125 0,03 0,06 0,125 0,125 0,06 Benzylpenicillin 0,015 0,03 0,03 Clindamycin Ciprofloxacin 0,5 1 1 1 me aus Analabstrichen (3), Blutkultur (1), Ohrabstrich (1), Genitaltrakt (5), Respirationstrakt (4), Ulcus (1), Nabelabstrich (1) und Wundabstrich (1). Alle Isolate wurden biochemisch mit Api 20 Strep (BioMŽrieux, NŸrtingen) und durch die Bestimmung der Lancefield-Gruppe (Streptex, Murex Diagnostics Ltd., Dartford, England) identifiziert. Die Isolate wurden bis zur weiteren Untersuchung bei Ð70 ¡C tiefgefroren. Zur Rekultivierung wurden die StŠmme in 10 ml Brain-Heart-Bouillon suspendiert und nach 18 Stunden Inkubation bei 36 ¡C zweimal auf Tryptose-Soja-Agar subkultiviert. Die Identifizierung der Kapselpolysaccharidtypen I bis III wurde mit einem kommerziellen Latextest gemŠ§ den Herstelleranweisungen (Diagnostics Pasteur, Paris) durchgefŸhrt. Agglutinationsassay Der Nachweis der Fibronectin-Bindung wurde durch Agglutinationstestung erbracht. Dazu wurden Latexpartikel mit Fibronectin nach der modifizierten Methode [11, 21] von Naidu et al. 1988 [12] beschichtet. 10 ml der Suspension und 10 ml der beschichteten Latexpartikel wurden auf einem ObjektrŠger gemischt und geschwenkt. Die Agglutinationsreaktion wurde nach zwei Minuten abgelesen. Der Test wurde mit jedem Stamm in doppelter AusfŸhrung mit separat gefertigten Bakteriensuspensionen durchgefŸhrt. Staphylococcus aureus ATCC 12600 wurde als positive Kontrolle mitgefŸhrt, Micrococcus luteus ATCC 9341 war negative Kontrolle. Jedes Isolat wurde auf Autoagglutination getestet, indem gleiche Mengen der Bakteriensuspension mit Glycin-NaOH-Puffer gemixt wurden. Auf unspezifische Agglutination mit unbeschichteten Latexpartikeln wurde ebenfalls geprŸft. Das beschickte Latexreagenz wurde auf Autoagglutination geprŸft, indem es in PBS-Puffer suspendiert wurde. 116 8. Jahrgang | Heft 3/1999 | 1 1 1 1 0,5 1 1 Die unterschiedlichen IntensitŠten der Agglutinationsreaktion wurden visuell klassifiziert: keine sichtbare Agglutination [-], schwache Agglutination [(+)], moderate Agglutination [+] und starke Agglutination [++]. Hydrophobizitäts-Messung Die HydrophobizitŠts-Messung wurde nach einem modifizierten Ansatz von Rosenberg et al. [14] durchgefŸhrt: Die Bakterien wurden wie oben beschrieben kultiviert, in PBS (pH 6,8) gewaschen und das Sediment zu einer optischen Dichte von 1,0 bei 520 nm (OD520) resuspendiert. Zu 2 ml der Bakteriensuspension wurden 0,5 ml n-Hexadecan (Sigma, Deisenhofen) zugefŸgt. Die Suspension wurde fŸr eine Minute auf einem Vortexer gemischt und fŸr 30 Minuten zur Phasentrennung stehen gelassen. Die PBS-Unterphase wurde vorsichtig entnommen und die OD520 darin gemessen. Als HydrophobizitŠt wurde die Differenz zwischen der OD520 vor und nach der Phasenseparation in Prozent bestimmt. Die statistische Auswertung der erhaltenen Daten wurde mit dem Mann-Whitney-Test durchgefŸhrt [6]. Bestimmung der MHK und subinhibitorische Kulturbedingungen Die MHK-Bestimmung wurde mit dem Agardilutionstest entsprechend DIN 58940 [7] vorgenommen. Die getesteten Antibiotika waren Penicillin G (Sigma, Deisenhofen), Ciprofloxacin (Bayer, Leverkusen) und Clindamycin (Upjohn GmbH, Heppenheim). Das Testmedium war Tryptose-Soja-Agar. Die Platten enthielten eine kontinuierliche VerdŸnnung von 256 bis 0,015 mg/ml fŸr Ciprofloxacin und Clindamycin und von 256 bis 0.007 mg/ml fŸr Penicillin. Alle Testplatten wurden am Tag der Herstellung verwendet. Das Inokulum wurde von BrainHeart-Bouillon, die 18 Stunden bei 37 ¡C inkubiert wurde, hergestellt. Die Test- 0,5 1 16 1 1 2 1 platten wurden mit Hilfe eines Multipoint-Inokulators beimpft, um eine Dichte von etwa 105 KBE/Impfstempel zu erreichen. Nach anschlie§ender Inkubation fŸr 18 Stunden bei 37 ¡C wurde die MHK bestimmt als niedrigste Konzentration, bei der kein Wachstum, ein schwach sichtbarer Rasen oder eine einzelne Kolonie nachweisbar waren. Um die AdhŠsinmodulation subinhibitorischer Antibiotika-Konzentrationen zu bestimmen, wurden die Isolate pro Antibiotikum dreimal auf Tryptose-SojaAgarplatten mit Konzentrationen von einem Viertel und der HŠlfte der MHK jeweils von Penicillin G, Ciprofloxacin und Clindamycin kultiviert. Parallel dazu wurden alle Isolate auf Tryptose-SojaAgarplatten ohne Antibiotikum-Zusatz mitgefŸhrt. Von den GBS der dritten Subkultur wurden die Agglutinationstests in doppelter AusfŸhrung wie oben beschrieben durchgefŸhrt. Ergebnisse Von den 18 getesteten Isolaten gehšrten neun StŠmme zu dem Kapselpolysaccharid-Typ III (4 Fibronectin-bindende StŠmme, 5 StŠmme ohne FibronectinBindung), 1 Fibronectin-bindendes Isolat zu dem Kapselpolysaccharid-Typ II, 6 StŠmme ohne Fibronectin-Bindung zu dem Kapselpolysaccharid-Typ I. Zwei StŠmme ohne Fibronectin-Bindung waren nicht typisierbar. Die MHK-Werte der einzelnen Isolate sind in Tabelle 1 dargestellt. Nach der Kultivierung mit einer Antibiotika-Konzentration von einem Viertel der MHK von Penicillin G zeigten drei Isolate, die in vorherigen Agglutinationstests keine Fibronectin-AdhŠrenz zeigten, jetzt neue Fibronectin-Bindung (1 Kapselpolysaccharid-Typ III, 2 KapselpolysaccharidTyp I), wŠhrend bei den vorher schon positiven fŸnf Isolaten keine €nderung des Bindungsverhaltens auftrat. Zabel · Strobel | Wirkung von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf B-Streptokokken Tab. 2. Kapseltypen, Oberflächen-Hydrophobizität und Fibronectin-Adhärenz der Teststämme nach Kultivierung auf TryptoseSoja-Agar mit einem Viertel und der Hälfte der MHK von Penicillin G, Ciprofloxacin und Clindamycin sowie ohne Antibiotikumzusatz (Kontrollen). Stämme Nr. 239, 344, 358, 359 und 360 zeigten in vorhergehenden Testen Fibronectin-Adhärenz, Stämme Nr. 263, 270, 287, 335, 303 und 306 wiesen in vorhergehenden Testen keine Fibronectin-Adhärenz auf. Die Agglutinationsergebnisse unter den jeweiligen Mediumverhältnissen sind in der zweiten Zeile aufgeführt. Stamm Nr. Kontrolle Kapseltyp Benzylpenicillin Benzylpenicillin Ciprofloxacin Ciprofloxacin Clindamycin Clindamycin 1/4 MHK 1/2 MHK 1/4 MHK 1/2 MHK 1/4 MHK 1/2 MHK 239 98,5 ++ II 98,47 ++ 98,60 ++ 99,52 ++ 96,49 ++ 94,01 ++ 78,6 ++ 344 62,39 ++ III 49,38 ++ 42,32 ++ 30,81 ++ 33,37 + 45,97 ++ 12,01 ++ 358 94,92 ++ III 92,70 ++ 77,60 ++ 41,08 ++ 96,78 + 99,23 ++ 48,35 ++ 359 94,08 ++ III 97,09 ++ 90,59 ++ 78,38 ++ 92,19 + 86,26 ++ 83,11 ++ 360 68,6 ++ III 67,17 ++ 1,00 ++ 39,66 ++ 30,80 + 24,97 ++ 6,7 ++ 263 84,22 – III 93,75 ++ 78,49 – 91,47 + 95,48 + 81,45 – 78,45 – 270 60,31 – I 95,75 + 95,90 ++ 84,88 + 80,81 + 75,51 – 72,31 – 287 64,55 – I 88,68 + 94,54 ++ 94,62 – 86,73 – 74,57 – 59,64 – 335 1,76 – I 1,16 – 10,44 – 2,33 – 1,46 + 2,69 – 3,85 – 303 92,18 – III 98,70 – 95,65 – 78,40 + 96,48 – 97,97 – 98,55 – 306 63,95 – I 90,70 – 63,48 – 92,96 + 51,23 – 83,88 – 89,77 – 273 60,76 – III 97,69 – 88,75 – 89,93 – 91,55 – 83,96 – 82,52 – 282 80,73 – Nicht typisierbar 98,95 – 86,33 – 95,40 – 94,61 – 93,70 – 82,85 – 288 65,64 – III 89,92 – 86,58 – 83,02 – 77,43 – 98,22 – 73,44 – 299 62,41 – III 98,52 – 99,12 – 71,32 – 64,17 – 62,62 – 9,02 – 307 58,61 – Nicht typisierbar 76,80 – 67,61 – 67,21 – 44,29 – 74,62 – 99,48 – 316 80,02 – I 67,34 – 71,12 – 69,47 – 55,81 – 76,49 – 92,29 – 318 77,68 – I 78,07 – 73,41 – 81,65 – 61,46 – 72,71 – 86,30 – Bei GBS, die mit einem Viertel der MHK von Ciprofloxacin inkubiert wurden, zeigten die AdhŠrenzversuche vier neue Fibronectin-bindende Isolate. Die fŸnf vorher positiven StŠmme blieben im Chemotherapie Journal Bindungsverhalten ebenfalls unbeeinflusst. Eine Konzentration von einem Viertel der MHK von Clindamycin hatte keinen modulierenden Effekt auf die Bindungs- eigenschaften der TeststŠmme. Nach dem Wachstum in Gegenwart einer Konzentration von der HŠlfte der MHK von Penicillin G zeigten nur zwei der neu identifizierten Fibronectin-bindenden Isolate 8. Jahrgang | Heft 3/1999 | 117 Zabel · Strobel | Wirkung von subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen auf B-Streptokokken des Kapselpolysaccharid-Typ I ihre Bindungseigenschaft. Die BindungsintensitŠt der fŸnf Fibronectin-bindenden Isolate blieb unverŠndert. Bei der HŠlfte der MHK von Ciprofloxacin zeigten nur ein Isolat des Kapselpolysaccharid-Typ III und zwei Isolate des Kapselpolysaccharid-Typ I neu aufgetretene Fibronectin-AdhŠrenz. Die BindungsintensitŠt von vier der fŸnf Fibronectin-bindenden Isolate reduzierte sich von stark zu moderat. Die HŠlfte der MHK von Clindamycin hatte keinen Effekt auf die Bindungseigenschaft der TeststŠmme. Nur zwei Isolate (Nr. 263, Nr. 270) wiesen nach der Kultivierung in Gegenwart von subinhibitorischen Konzentrationen sowohl von Penicillin G als auch von Ciprofloxacin neue Fibronectin-Bindung auf. Die anderen StŠmme zeigten neue Fibronectin-AdhŠrenz nur nach Exposition gegen Penicillin G (Nr. 287) oder Ciprofloxacin (Nr. 303, Nr. 306). Nach Kultivierung der TeststŠmme in Gegenwart von einem Viertel und der HŠlfte der MHK von Clindamycin wiesen vier bzw. fŸnf Fibronectin-bindende Isolate eine signifikant niedrigere HydrophobizitŠt auf als die Kontrollen, die ohne Antibiotikumzusatz gewachsen waren (p < 0,05). Bis auf einen der neu Fibronectin-bindenden Isolate zeigten diese eine hšhere ZelloberflŠchen-HydrophobizitŠt nach der Kultivierung mit einem Viertel und der HŠlfte der MHK von Penicillin G (p < 0,05) und Ciprofloxacin (nicht signifikant). Die vorher schon positiven TeststŠmme wiesen keine eindeutige Tendenz auf (Tab. 2). Diskussion Fibronectin-AdhŠrenz wurde fŸr viele Bakterien als Virulenzfaktor in der Infektionsgenese beschrieben. WŠhrend einige Autoren keine Fibronectin-AdhŠrenz bei GBS nachweisen konnten [4, 5], berichteten andere Ÿber geringe Fibronectin-AdhŠrenz [10] und starke Bindungseigenschaften bei StŠmmen bovinen Ursprungs [13] sowie aus menschlichen Untersuchungsproben [15, 21]. Die Bindung an Fibronectin vermittelt die Kolonisation, indem die AdhŠrenz am Gewebe erleichtert wird, wŠhrend die Reduktion der hydrophoben ZelloberflŠche durch Kapselbildung wahrscheinlich die Infektion begŸnstigt [8]. 118 8. Jahrgang | Heft 3/1999 | Wadstršm et al. [16] zeigten 1984 fŸr Gruppe-A-Streptokokken, dass die ZelloberflŠchen-HydrophobizitŠt grš§tenteils durch hydrophobe OberflŠchenproteine verursacht wird. Wibawan et al. [19] analysierten 1992 die ZelloberflŠchen-HydrophobizitŠt von GBS mit hydrophober Interaktionschromatographie. Die Autoren demonstrierten, dass humane und bovine GBS-Isolate mit ProteinoberflŠchen-Antigenen entweder alleine oder in Kombination mit Polysaccharid-Antigenen Ÿberwiegend hydrophob waren, wŠhrend solche mit Polysacchariden alleine Ÿberwiegend hydrophile Eigenschaften besa§en. Die Entfernung der kapsulŠren NeuraminsŠuren steigerte und Pronase-Behandlung reduzierte die OberflŠchen-HydrophobizitŠt. Hydrophobe GBS adhŠrierten an bukkalen Epithelzellen in signifikant hšheren Zahlen als hydrophile GBS [19]. Die AdhŠrenz von GBS an Epithelzellen wurde in Gegenwart von hydrophoben Proteinen gehemmt. Folglich wurde geschlossen, dass die AdhŠrenz an Epithelzellen Ÿberwiegend Ÿber hydrophobe OberflŠchenproteine vermittelt wurde. In unseren Untersuchungen blieben die Fibronectin-bindenden Isolate in ihrer AdhŠrenzeigenschaft nach Kultivierung in Gegenwart von einem Viertel und der HŠlfte der MHK von Clindamycin unbeeinflusst, obwohl sie bis auf einen Stamm eine signifikant geringere OberflŠchenHydrophobizitŠt aufwiesen, die mšglicherweise durch eine geringere Produktion von hydrophoben OberflŠchenproteinen verursacht wurde. Dieses Verhalten unter dem Einfluss subinhibitorischer Konzentrationen von Clindamycin kšnnte durch eine Bindungsstruktur erklŠrt werden, welche unabhŠngig von hydrophoben OberflŠchenproteinen ist. Da subinhibitorische Konzentrationen von Clindamycin auch die Kapselproduktion reduzieren [2, 3], ist anzunehmen, dass die Fibronectin-Bindestruktur auch unabhŠngig von der Kapselbildung ist. Die Inkubation von StŠmmen ohne Fibronectin-AdhŠrenz mit inhibitorischen Konzentrationen von einem Viertel und der HŠlfte der MHK von Penicillin G und Ciprofloxacin fŸhrte zu einer Steigerung der OberflŠchen-HydrophobizitŠt bei den Isolaten, die neue Fibronectin-AdhŠrenz aufwiesen, wŠhrend die StŠmme, die ohne Induktion schon an Fibronectin adhŠrierten, keine Tendenz zu einer gesteigerten OberflŠchen-HydrophobizitŠt erkennen lie§en. Dies wirft die Frage auf, ob die Fibronectin-Bindung bei GBS durch zwei (oder mehr) verschiedene Rezeptoren vermittelt wird, von denen der eine HydrophobizitŠt-unabhŠngig ist und der andere mit der Ausbildung von ZelloberflŠchen-HydrophobizitŠt, z.B. durch hydrophobe OberflŠchenproteine, korreliert. Die Expression der letztgenannten Rezeptoren kšnnte durch Šu§ere EinflŸsse, wie subinhibitorische AntibiotikaKonzentrationen von z. B. Penicillin G und Ciprofloxacin, induziert werden. Eine spezifische Induktion von Fibronectin-Bindung wurde von Yan et al. 1996 [20] bei Candida albicans beschrieben. Die Autoren zeigten, dass HŠmoglobin ein spezifischer Induktor der Expression von Fibronectin-Rezeptoren ist. In der vorliegenden Arbeit wurden aber NŠhrmedien ohne Blutzusatz verwendet, um den Einfluss der Blutbestandteile auf die Expression von Fibronectin-Rezeptoren auszuschalten. Bisognano et al. zeigten 1997 [1], dass Staphylococcus aureus wesentlich mehr Fibronectin-Bindeproteine exprimierte, nachdem die untersuchten StŠmme mit einem Viertel der MHK von Ciprofloxacin kultiviert wurden. Die Autoren erklŠrten dies mit einer Aktivierung der proteinkodierenden Region durch Ciprofloxacin. Ob eine Šhnliche Induktion bei der Expression von Fibronectin-Rezeptoren bei GBS eine Rolle spielt, sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen sein. Ein Antibiotika-abhŠngiges Erscheinen von Fibronectin-AdhŠrenz kann auch durch die Expression von OberflŠchenproteinen, die andere Funktionen als Fibronectin-Bindung besitzen, verursacht sein, wenn sie eine Fibronectin-BindungsdomŠne in ihrer MolekŸlstruktur enthalten. Eine solche Fibronectin-AdhŠrenz unterstŸtzt die Selektion und Persistenz von GBS in Stadien einer Chemotherapie, wenn nur subinhibitorische Antibiotika-Konzentrationen erreicht werden. Literatur 1. Bisognano C, Vaudaux PE, Lew DP, Ng EYW, Hooper DC. Increased expression of fibronectin-binding proteins by fluoroquinolone-resistant Staphylococcus aureus exposed to subinhibitory levels of ciprofloxacin. Antimicrob Agents Chemother 1997;41:906-13. 2. Brook I, Gober AE, Leyva F. In vitro and in vivo effects of penicillin and clindamycin on expression of group A beta-hemolytic strepto- Zabel · Strobel coccal capsule. Antimicrob Agents Chemother 1995;39:1565-8. 3. Brook I, Gober AE. 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Finanziert werden Hin- und Rückflug in der Business-Klasse, die Kongressgebühr und die Unterbringung. Wissenschaftler, die einen akzeptierten Abstract der ICAAC vorweisen können, bewerben sich direkt nach der Annahme des Abstracts beim Vorsitzenden der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, Prof. Dr. Kurt Naber, Elisabeth-Krankenhaus Straubing, Technische Universität München, Schulgasse 20, 94351 Straubing. Hierbei werden alle Themen berücksichtigt, die sich mit der antimikrobiellen Chemotherapie befassen. Die Entscheidung über die Gewährung der Förderung liegt in den Händen des 1. Vorsitzenden, der bei mehr als zwei Bewerbungen zusammen mit zwei Gutachtern die Entscheidung fällt. Die beiden Wissenschaftler erhalten zudem die Möglichkeit, auf der Jahreshauptversammlung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft anlässlich des 5. Deutschen Kongresses für Infektions- und Tropenmedizin vom 24. bis 27. November in München ihre Ergebnisse als Kurzvorträge vorzustellen. Chemotherapie Journal 8. Jahrgang | Heft 3/1999 | 119