Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der Islam Fakten, Daten, Karten Stand 06.2015 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der Islam, was ist das? Was bedeutet „Islam“? Die Begriffe Islam und Muslim leiten sich von dem arabischen Verb aslama, „übergeben, sich ergeben, sich hingeben“ ab; Islâm ist der substantivierte Infinitiv dazu: das Sich-Ergeben. Der Begriff wird aber auch aus dem arabischen salam = Frieden abgeleitet. Muslim ist das Partizip von aslama: der Sich-Ergebende. Die Bezeichnungen Muslime (muslimûn) und Musliminnen (muslimât) für Islamgläubige haben sich eingebürgert. Auf die Fremdbezeichnung Mohammedaner reagieren Muslime mit Recht ablehnend: Muslime beten zu Gott (Allâh), nicht zu Mohammed! Quelle:: vgl.10/7 f., auch 12/13 (Quellenangaben: Siehe Nummerierung im Anhang/Seitenzahl) FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 2 Der Islam, was ist das? Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Was bedeutet „Islam“? Muslime glauben an den „einzigen Gott“ (Monotheismus). In der Koransure 22:34 steht: „Euer Gott ist der einzige Gott. Ihm müsst ihr euch ergeben.“ Mit dieser grundlegenden Glaubensgewissheit (arabisch tauhîd) beginnt auch das islamische Glaubensbekenntnis: „Ich bezeuge, dass es keine Gottheit (ilâh) außer Gott (Allâh) gibt.“ Historisch stand die Betonung des Ein-Gott-Glaubens gegen die altarabische Vielgötterei. Die altarabischen Götter und Göttinnen wurden in Form von Statuen, aber auch einfachen Steinsäulen oder Bäumen in heiligen Hainen verehrt. Die Verkündung des Islam richtet sich in erster Linie gegen die polytheistischen Landsleute Mohammeds in Mekka, gegen polytheistischen „Unglauben“ (kafîr) und „Unwissenheit“ (dschâhiliyya). Quelle:: vgl.10/8 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 3 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der Islam, was ist das? Der Islam in der Tradition der drei abrahamitischen Religionen (sog. „Buchreligionen“) Liberal/ progressiv konservativ orthodox orthodox katholisch protestantisch sunnitisch schiitisch ibaditisch alevitisch Sephardim Aschkenasim Islam Christentum (622) (vor 2.000 Jahren) Mohammed (Muḥammad) Abraham (Ibrāhīm) Jesus David (ʿĪsā ibn Maryam) Moses (Dāwūd) (Mūsā) Nach der vorherrschenden Glaubenslehre des Islam, gab es tausende (vor ca. 4.000 Jahren) Propheten und wenige hundert Gesandte Gottes (Verkünder des Wortes Gottes), dazu zählen auch viele biblische des Alten Testaments. Mohammed gilt als letzter Gesandte, nach ihm solle keiner mehr folgen. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 4 Jüdische Religion Der Islam, was ist das? Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der islamische Glaube: Die fünf Säulen (akân) des Islam • schâhada: Das Aussprechen des grundlegenden Glaubensbekenntnisses macht eine Person zum Muslim: „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt, und ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Gottes ist.“ • salât: ein formelles, ritualisiertes Gebet, das fünf Mal am Tag zu bestimmten Zeiten in Richtung Mekka verrichtet wird. • saum oder sîyam: Das Fasten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang im neunten Monat, dem Ramadan: In dieser Zeit dürfen Muslime nicht essen, trinken oder Geschlechtsverkehr haben. Diese Zeit soll den Muslim spirituell erneuern. • zakât: Die Islamgemeinde (umma) versteht sich als Solidargemeinde. Vermögende Mitglieder entrichten eine Pflichtabgabe, von der religiöse Institutionen und bedürftige Personen unterstützt werden. • haddsch: Wenigstens einmal im Leben soll ein Muslim, sofern er körperlich und finanziell dazu in der Lage ist, im zwölften muslimischen Monat die Wallfahrt nach Mekka machen. Quelle:: vgl.. 10/62 ff. und 3/1 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 5 Der Islam, was ist das? Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der islamische Glaube: Die fünf Säulen (akân) des Glaubens • Glaube an Gott (Allâh) als den einzigen Gott. (Der Koran mit den Prophezeihungen Mohammeds ist das heilige Buch der Muslime. Mit der Sure 112 richtet sich der Koran auch ausdrücklich gegen die Trinität des Christentums: Gott hat keinen Sohn, Jesus war nur ein Prophet und den Heiligen Geist gibt es nicht.) • Glaube an die Engel Gottes, darunter Gabriel. • Glaube an die Bücher von Gott und an die Gesandten und Propheten, denen sie geoffenbart wurden. Mohammed ist der letzte Prophet einer Reihe, die mit Adam begann und unter anderen Abraham, Noah, Moses und Jesus einschließt. • Glaube an den Tag des Gerichts und die Auferstehung der Toten, an das Paradies und die Hölle. • Glaube, dass alles gemäß dem Willen Gottes passiert. Der Einzelne bleibt jedoch für seine moralischen und unmoralischen Handlungen verantwortlich. Quelle:: vgl.. 10/62 und 3/1 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 6 Der Islam, was ist das? Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Zum Verhältnis von Religion, Politik und Recht im Islam • Der Islam ist nicht allein eine Religion, sondern zugleich ein rechtlich-politisches Wertesystem; eine Trennung von Religion und Staat ist deshalb nach fundamentalem Verständnis nicht vorgesehen. Der Islam gründet auf dem Koran, der für die Gläubigen das unverfälschte Wort Gottes ist und als Primärquelle der Religion gilt. • Die Scharīʿa (abgeleitet vom Verb šaraʿa: „den Weg weisen, vorschreiben“) bezeichnet das islamische Recht. Scharia ist göttliches Recht, offenbart in Koran und Sunna (Glaubens- und Pflichtenlehre) – in den Grundzügen und als Werteordnung gültig für alle Zeiten und Orte. Sie enthält die Gesamtheit der Gesetze, die in einer islamischen Gesellschaft zu beachten und zu erfüllen sind. Vgll:: wordpress.com sowie 3 und 11 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 7 Der Islam, was ist das? Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Zum Verhältnis von Islam und Gewalt • Der Islam ist von seinem Selbstverständnis her eine friedliche Religion. • Im Koran sind widersprüchliche Aussagen zur Gewalt zu finden und es hilft nicht, ihn als „Steinbruch“ für Zitate zu benutzen, da diese so aus dem Zusammenhang ihrer historischen Entstehung gerissen werden. Wichtiger ist es, den Koran zu interpretieren und auf die jeweilige politische und soziale Situation zu beziehen. • In der ersten Verkündigungsphase war die Anwendung von Gewalt zur Ausbreitung des Glaubens ausdrücklich verboten. In Medina wurde das Gewaltverbot aufgehoben. • Die Dialektik von Wehrhaftigkeit und Ausgleich zieht sich durch die gesamte Offenbarungsgeschichte. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass das Gewaltmonopol bei Gott liegt: Der Mensch darf nicht tun, was Gott vorbehalten ist. Quelle:: 12/101 ff. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 8 Zur Rolle von Mann und Frau im Islam Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der Koran zum Geschlechterverhältnis • Der Koran berichtet von der Erschaffung von Mann und Frau (7,189; 4,1), ebenso wie vom Paradies, in dem Adam und seine Frau wohnten (7,19 ff.) und macht hier zunächst keinen Unterschied zwischen Mann und Frau in Bezug auf Rechte, Pflichten oder etwa eine Höherordnung eines der Geschlechter. • Die Einzelanweisungen über die Rechtsstellung der Frau und ihre Positionierung innerhalb der Familie und Gesellschaft finden sich in zahlreichen Einzelversen mehrerer Suren. • Aus islamischer Sicht kann nicht von Benachteiligung von Frauen gegenüber Männern gesprochen werden, da der Koran jedem Geschlecht Aufgaben und Stellung zuordnet und da der Islam die „beste aller Ordnungen“ ist, sieht die Definition der „Benachteiligung“ anders als in einem säkularen, westlichen Kontext aus. • Ehebruch und Homosexualität sind streng verboten – für Ehebruch werden Frauen (!) in einigen muslimischen Ländern mit dem Tode bestraft. Vgl.: http://www.islaminstitut.de FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 9 Zur Rolle von Mann und Frau im Islam Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der Mann im Islam • Die Rolle des Mannes in der Gesellschaft ist zumindest im ländlichen Bereich sehr stark von den Erwartungen der Familie und den traditionellen Rollenvorgaben bestimmt (Versorger und Oberhaupt). Nur in der „verwestlichten“, gebildeten Oberschicht der Städte ändert sich das, die jedoch insgesamt nur eine kleine Minderheit darstellt. • Für die Stellung und das Ansehen des Mannes in der Familie und Gesellschaft sind Männlichkeit und Stärke von großer Bedeutung, die immer wieder deutlich werden und im Ernstfall auch unter Zuhilfenahme von Machtmitteln unter Beweis gestellt werden müssen. Auch der Mann verfügt also nur über eine bedingte Entscheidungs- und Handlungsfreiheit und muss bestimmten Regeln entsprechen, um als geachtetes Mitglied der Gesellschaft betrachtet zu werden. • Als Kind wird der Sohn in aller Regel verhätschelt und verwöhnt. Er muss nur wenige Einschränkungen hinnehmen und wird als derjenige erzogen, der später Anweisungen erteilen wird. Vgl.: http://www.islaminstitut.de FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 10 Zur Rolle von Mann und Frau im Islam Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Die Frau im Islam • Wie in allen archaischen Hirtenvölkern und ihren Religionen (auch dem Christentum), ist die Frau gegenüber dem Mann benachteiligt. • Im Islam hat eine ältere Frau in der Familie, aber auch in der Gesellschaft eine gewisse Autoritätsstellung. Sie wird unter Umständen zu Beratungen der Männer hinzugezogen und nimmt entscheidenden Einfluss auf die Vorgänge innerhalb des Hauses. Den älteren Frauen obliegt es, als Hüterinnen der Tradition Jungen und Mädchen die Regeln des gesellschaftlich angemessenen Verhaltens weiterzugeben und sie zur Beachtung der Regeln anzuhalten. Ihre Rolle ist nicht zuletzt deshalb so wichtig für den Fortbestand der Sitten, weil die älteren Frauen die Autorität der Männer an die junge Generation vermitteln. • Im ländlichen Bereich wird eine junge Ehefrau schnell in ihre Aufgaben im Haus und bei der Feldarbeit eingewiesen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass die junge Ehefrau der Schwiegermutter wie eine Bedienstete bei allen häuslichen Pflichten zur Hand gehen muss. Erst als Mutter eines männlichen Nachkommen erwirbt sie mit der Zeit Ansehen und Respekt. Vgl.: http://www.islaminstitut.de FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 11 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Zur Rolle von Mann und Frau im Islam Die Frau im Islam – „Das Kopftuch“ • Gläubige Musliminnen verhüllen sich auf unterschiedliche Art und Weise Hidschab • Traditionelles Kopftuch • Lässt das Gesicht frei, bedeckt das Haar, die Ohren, den Hals und meistens auch die Schultern • Tragen muslimische Frauen weltweit. Tschador Nikab Burka • Traditionelles Frauenkleidung im Iran. • Schleier, mit dem das Gesicht fast vollständig bedeckt wird, meist kombiniert mit Tschador oder anderem Gewand. • Sackähnliches Gewand verhüllt Körper und Gesicht vollständig. • Dunkles Tuch, das die Haare und den Körper bis zu den Fußspitzen bedeckt. Das Gesicht bleibt frei. • Viele junge Iranerinnen kleiden sich im Rahmen des staatlichen Verhüllungsgebots in modischen Varianten. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit • Ein kleiner Sehschlitz für die Augen bleibt frei. • Hauptsächlich in den Ländern der arabischen Halbinsel verbreitet. • Vor den Augen ist ein schmales Netz. • Die meisten Burkas werden traditionell in Afghanistan getragen – unter den Taliban verpflichtend. Siehe und vgl.: www. abendblatt.de 12 Zur Rolle von Mann und Frau im Islam Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Die Frau im Islam • Es gibt unter islamischen Feministinnen neue und andere Lesarten des Koran: „Die Epistemologie des Koran ist im Wesentlichen antipatriarchal. Abgesehen davon, dass er sich eine grundsätzlich egalitäre Sicht zu eigen macht, liefert der Koran deutliche Argumente gegen das Patriarchat und gegen Diskriminierungen. Deshalb glaube ich, dass die Bewegungen, die in muslimischen Gesellschaften für Frauenrechte kämpfen, ihre besten Verteidigungswaffen im Koran selber finden.“ (Asma Barlas in 16/78) • Zur Sure 4:34, die als Rechtfertigung für häusliche Gewalt gilt: „In der klassischen Periode lebten die Frauen in den muslimischen Gemeinschaften in fast völliger Abhängigkeit (...) Heute aber existieren menschliche Gemeinschaften, auch muslimische Familien, nicht mehr in ausschließlich patriarchalischen Verhältnissen. (...) In unseren heutigen gesellschaftlichen und kulturellen Realitäten (aber) ist dieses Modell praktisch nicht mehr brauchbar und ethisch nicht mehr haltbar. (...) Indem wir die Kontexte der alten männlich-hegemonialen Struktur verstehen, können wir uns mit dem Koran und nicht etwa gegen den Islam weiterentwickeln.“ (Amina Wadud in 16/80 f.) FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 13 Die Entstehung des Islam Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Die Islamisierung des arabischen Halbinsel • In der Zeit vor Mohammed lebten auf der arabischen Halbinsel eine Vielzahl von sesshaften oder nomadisierenden Stämmen und Clans, in deren jeweilige Strukturen die Individuen eingebunden waren. • Nach dem Sieg über den Stamm der Quraisch in Mekka schafften es Mohammed und seine Anhänger, einen Großteil der Halbinsel durch Gewaltanwendung und Überzeugung in der umma zu vereinigen („Gemeinschaft der Muslime“ – im modernen Arabisch = „Nation“). Die umma war eine neuartige Form der Gemeinschaft, die nicht durch Clanoder Stammesstrukturen gekennzeichnet ist, sondern durch das Glaubensbekenntnis zum Islam und der Verpflichtung des Muslim gegenüber dem Muslim. • Nicht die Religion, sondern das Entstehen eines arabischen Staats war das eigentlich Bedeutsame seit dem frühen 7. Jh. im arabischen Raum. Dieser Staat expandierte in Form von Kalifaten über die arabischen Sprachgrenzen hinweg und konkurrierte mit dem oströmischen Kaiserreich und dem Reich der Perser. • Ein wesentlicher Zug des neuen Gemeinwesens war sein städtischer Charakter. Quelle:: vgl.. 10/20 ff. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 14 Die Spaltung des Islam Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand 656: Der Kampf um die Nachfolge Mohammeds Nach dem Tod von Mohammed im Jahr 632 stellte sich die Frage nach der Nachfolge als Führer der Muslime. Eine Gruppe will Alî, Cousin und Schwiegersohn Mohammeds und damit Teil der Familie Mohammeds zum Nachfolger machen. Andere wollen zur Stammestradition zurückkehren. Diese Traditionalisten – die sich später als Sunniten verstehen – haben die Mehrheit und wählen Abou Bakr zum Nachfolger. Nach ihm folgen noch zwei weitere Kalifen. 656, Alî wird Kalif. Muawiya (der Statthalter von Damaskus) ist Anhänger der Stammestradition verweigert Alî die Anerkennung. Quelle: Wikepida, 6/61, 14/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 15 15 Die Spaltung des Islam Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand 661 – 680: Der Bürgerkrieg um die Nachfolge Mohammeds Die Schlacht von Siffin 661 n. Chr., Schlacht von Siffin – Alî-Anhänger gegen Truppen von Muawija. Alî kann nicht siegen, schließt einen Kompromiss und wird deshalb ermordet. Muawija wird Kalif und gründet die Dynastie der Ummajjaden, Damaskus wird Hauptstadt. 680 n. Chr., Schlacht bei Kufa. Yazif, Sohn und Nachfolger Muawijas, gegen Hussain, Sohn und Nachfolger Alîs. Hussain unterliegt und wird samt Familie und Anhänger ermordet. Die Schlacht bei Kufa gilt als Geburtsstunde des Schiismus. Quelle: Wikepidia, 6/61, 10/59, 17/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 16 16 Die Entstehung des islamischen Weltreichs Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand 680 bis 750: Das Reich der Umayyaden breitet sich weiter aus Das Reich der Umayyaden breitet sich weiter über ein riesiges Gebiet aus. Die Gründe: • Eroberungen durch Gewalt und Krieg (u. a. durch wendigere Pferde und guten Waffenstahl) • Erhalt des Einflussgebietes durch Gewährung von Schutz und Religionsfreiheit gegen Abgaben • Eroberung durch Überzeugung (hier waren die Sufis besonders erfolgreich) Quelle: 6/61, 10/25, 11/56 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 17 17 Schiiten erobern sich einen eigenen Staat Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der Kampf um die Nachfolge von Mohammeds: drei Machtblöcke 1511 • Osmanen eroberten seit Anfang des 13. Jh. das Gebiet des ehemaligen Byzantinischen Reichs und dringen nach Europa vor. • Die Schiiten hatten nach der Schlacht bei Kufa 800 Jahre keinen wesentlichen politischen Einfluss. Erst im frühen 16. Jh. Erobern schiitische Safawiden das ehemalige Persische Kaiserreich. • Mamlucken erobern Anfang des 16. Jh. Ägypten sowie Küstengebiete des Nahen Ostens und der arabischen Halbinsel. • In Indien entsteht das noch instabile Dehli-Sultanat. Es gilt als Wurzel des heutigen Pakistan. • Muslimische Kaufleute tragen den Islam in weite Teile Afrikas und Asiens. Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 18 18 Der Islam in der frühen Neuzeit Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Drei islamische Machtblöcke 1683 • Osmanen erobern das Reich der Mamlucken, Nordafrika und dringen nach Europa vor (endet jedoch mit der erfolglosen Belagerung Wiens). • Die Safawiden dringen bis zum Kaukasus vor. • Das Mogulreich – Nachfolge vom Dehli-Reich – erobert große Teile Indiens. • Europäer befahren den Seeweg um Afrika herum und gründen allerorts Handelsstützpunkte. Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 19 19 Europa kolonisiert die Welt Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Im 18. Jh.: Amerika, Afrika und Asien machen Europa reich Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 20 20 Europa kolonisiert die Welt Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und Amerika Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 21 21 Europa kolonisiert die Welt Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Europa übernimmt den Welthandel Alte Handelswege • Noch im 15. Jh. dominierten muslimische Kaufleute den Seehandel nach China. • Alte und bedeutende Handelsmetropolen wie z. B. Aleppo verlieren an Bedeutung. Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 22 22 Europa kolonisiert die Welt Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Die islamische Welt wird von Europa erobert • Die Industrialisierung in Europa im 19. Jh. führte zu einem erhöhten Bedarf an Rohstoffen, Absatzmärkten und billigen Arbeitskräften. Man hatte Interesse an Handel und wirtschaftlichem Profit und ging zu militärischen Aggression und Eroberung über, wenn diese Interessen bedroht waren (Leitmotiv: „Die Flagge folgt dem Handel“). • Jahrhundertelang haben arabische Errungenschaften die Welt zivilisatorisch geprägt (Architektur, Medizin, Musik, Schrift, Wissenschaft usw.). Seit dem 17. Jh. können arabische und andere muslimisch geprägten Länder der europäischen Expansion weder wirtschaftlich noch militärisch etwas entgegensetzen. • Die Kolonisierung Nordafrikas beginnt 1798 mit dem Versuch einer Invasion Ägyptens durch französische Truppen unter Napoleon und setzt sich im 19. Jh. erfolgreicher fort. • Die Entmachtung, Ausbeutung und Bevormundung durch Europa war eine große Demütigung, die bis in die heutige Zeit nachwirkt. Vgl.. 6/160 und siehe 12/97 f. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 23 Europa kolonisiert die Welt Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand 1914: Die islamische Welt ist zu einem großen Teil von Kolonialmächten besetzt Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 24 24 Europa kolonisiert die Welt Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Nach 1945 • Die muslimisch geprägten Kolonien mussten in den beiden Weltkriegen im Namen der jeweiligen Kolonialmacht kämpfen und beklagten hundertausende Tote. • Die meisten Kolonien wurden erst in den 1960er Jahren wieder ihre unabhängig. • Die USA und die alten Kolonialmächte finanzierten aber weiterhin eine schmale Schicht von Eliten im Land, die ihnen nützlich erschienen und erscheinen. So entstanden Königreiche, Tyranneien und Diktaturen. • Viele Grenzen wurden von den Kolonialmächten willkürlich gezogen – quer durch Regionen mit unterschiedlichen und untereinander verfeindeten Stämmen und Clans. Diese Grenzen wurden bestimmend für die neuen, unabhängigen Nationalstaaten. Das sorgt bis in die heutige Zeit für Spannungen. • Wenn der Westen meint, dem Islam Unterdrückung, Kopftuch und Mord vorwerfen zu können, so haben auch Muslime (v. a. in Palästina, Afghanistan und Irak) gute Gründe, ihm Ausbeutung, Heuchelei und Kriegstreiberei entgegenzuhalten. Quelle:: vgl.. 6/160 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 25 Der Islam in der heutigen Weit Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Glaubensrichtungen Sunniten Etwa 87 bis 90 Prozent aller Muslime sind Sunniten. Schiiten Die schiitischen Muslime machen etwa 10 bis 13 Prozent aller Muslime aus. Aleviten beachten die fünf Grundpflichten des Islam nicht und lehnen die Scharia ab, folgen aber bestimmten islamischen Regeln und Gebräuchen. Sie anerkennen die Trennung von Staat und Religion Ibaditen Die Ibaditen sind eine religiöse Sondergemeinschaft des Islams in Oman. Sie gehören weder dem Sunnitentum noch der Schia an und folgen einer eigenen Rechtsschule. Quelle: Wikepidia, 6/61, 17/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 26 26 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der Islam in der heutigen Weit Bis zum 13. Jh. erstarrt die Auslegung des Korans in der Orthodoxie Entwicklungen der Koranauslegung 1. Hälfte des 8 Jh. Sunnismus Hanafismus Schafiismus Malikismus Hanbalismus Wörtliche Auslegung 10Jh. 19. – 20 Jh. Wahhabismus Ende d. freien Interpretation (11 – 13. Jh.) Idschihād – Rechtsvorschriften werden aus dem Koran abgeleitet (Scharia) 9Jh. Ende v. Innovation (11 – 13. Jh.) Juristische Lesart 2. Hälfte des 8 Jh. Erneuerung in Reaktion auf Aufschwung und Dominanz des Westens Pol. Modernismus Hanafismus MuslimBruderschaft Ascha’arīya tafsîr – Orthodoxe Interpretation des Korans Vers für Vers Rationale Interpretation Mu’taliza ta ’wīl ’aqlī – Beschäftigung mit dem Geist des Korans am Leitfaden der individuellen Vernunft Mystische Lesart ta ’wīl kashfi – Den verborgenen Sinn des Korans freilegen Falsafa Feminismus Intell. Reformismus Historische Kritik Rhetorische Analyse Schia Sufismus Quelle: 16/6 f. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 27 27 Der Islam in der heutigen Weit Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Strömungen des Islam (Rechtsschulen) Quelle: Wikepidia, 6/61, 17/66 und 1/56 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 28 28 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Der Islam in der heutigen Weit Musliminnen in der heutigen (Anteil der Bevölkerung) Die 20 Länderund mitMuslime der größten Anzahl von Welt Muslim(inn)en Grönland Alaska Norwegen Finnland Schweden Großbritannien Weißrussland Irland Deutsch-Polen Ukraine land Franklreich Rumänien Italien 73,6 Portugal Spanien Griechenland Türkei Island Kanada USA Marokko 32,0 Belize Guatemala El Salvador Kuba Honduras Nikaragua Mauretanien Jamaika Senegal Venezuela Guyana Costa Rica Panama Kolumbien Surinam Fr. Guyana Ecuador Guinea Sierra Leone Liberia Elfenbeinküste Mali Burkina Brasilien Niger Tschad 78,1 Nigeria Kamerun Togo Ghana Gabun Angola Namibia Iran 23,4 30,1 Mongolei Kirgisistan Tadschikistan 28,1 Afghanistan Oman Nepal Indien China Bhutan 160,9Bangladesh Taiwan Laos Vietnam Kambodscha Philippinen Thailand 28,1 Äthiopien 16,6 Malaisen Somalia Uganda Nord Korea Japan Süd Korea 21,7 145,3 Myanmar Jemen 24,9 Sudan Z. R. Bangui Kenia Kongo Papua Neu Guinea 202,9 Indonesien Tansania Sunniten (Anteil an Bevölkerung) Mosambik Sambia unter 1% Simbabwe Botsuana Südafrika Chile Uruguay Der muslimische Bevölkerungsanteil Argentinien in jeweiligen Ländern ist im Nahen Osten und Nordafrika am höchsten. Turkmenistan Eritrea Bolivien Die meisten Muslime leben heute in Paraguay Süd- und Südostasien. 26,5 Usbekistan Katar Pakistan Saudi V.A.E 174,1 Arabien 24,9 Ägypten D. R. Kongo Peru Israel 78,5 Libyen Westsahara Dom. Rep. Kasachstan Syrien Tunesien Libanon 20,2 Irak 30,3 Algerien Bahamas Mexiko 34,2 Russland Madagaskar 1 bis 5% 5 bis 30% Australien 30 bis 50% Schiiten Swasiland Lesotho 50 bis 80% Ibaditen über 80% xx,x Neu Seeland Anzahl von Muslim(inn)en in Millionen Quelle: 12/28 Quellen: Wikipedia:„Islam“, 15/88, 4/119 und 5 (aktuelle Daten) FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 29 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Religionen heute – weltweit Religionszugehörigkeit (in Mio.) 0 Christen Muslime Säkuläre, Nichtreligiöse Hinduismus Trad. Cinesische Religionen Buddhismus Nichtafrik. indigene Religionen Stammesreligionen Neue religiöse Bewegungen Traditionelle afrik. Religionen Sikhs Spiritismus Juden Bahaitum Konfuzianismus Jainismus Zoroastrismus Tenrikyö Neopaganismus Universalistischer Unitarismus Rastafari Scientology Andere Religionen 500 1000 1500 2000 2500 2.200 1.400 1.100 900 394 382 300 265 106 100 23 15 14 7 6 4,2 2,6 2 1 0,8 0,6 0,5 1,2 Quellen: Zahlen 2009 nach Wikipedia: Stichwort „Religion“ und „Islam“, abgerufen 06.2015 (gemittelt) FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 30 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Religionen in Deutschland Religionszugehörigkeit (größte Gruppen in Mio.) 0 10 20 30 40 Christen 4 ca. 5% der Bevölkerung, davon 45% deutsche Staatsangehörige 0,27 Juden 0,2 Hindus 0,1 Säkuläre, Nichtreligiöse 60 51,5 Muslime Buddhisten 50 27 Quelle: 13/29 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 31 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Religionen in Deutschland Entwicklung der Religionen in Deutschland (1950 bis 2011, Angaben in %) 60 50,6 51,1 45,8 45,5 49 50 40 44,6 41,6 42,9 36,9 35,4 30 31,8 31,3 31,3 32,3 31 32,5 30,8 31,1 31 35,5 36,3 29,9 29,3 28,9 30 29,2 29 34,1 22,4 20 evangelisch katholisch 11,4 ohne Konfession 10 3,6 3,5 0 0 1950 1961 3,9 1,3 1,2 2,7 1,2 3,7 1,6 3,9 1,7 3,9 1,7 3,9 1,8 3,9 1,8 4 2 4 2 1970 1987 1990 2003 2004 2005 2008 2010 2011 muslimisch andere 0 Quelle: 9, EKD, nach Wikipedia „Religionen in Deutschland“ FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 32 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Musliminnen und Muslime in Deutschland Religiöse Wurzeln der Musliminnen und Muslime in Deutschland 0,4% 13,6% Zentralasien/ GUS 63,2% Türkei Südosteuropa 8,1% 6,9% Naher Osten Nordafrika 1,7% Iran 4,6% 1,5% Süd-/ Südostasien Sonstiges Afrika Quelle: 13/29 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 33 33 Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Musliminnen und Muslime in Deutschland Anzahl nach Glaubensrichtung (in 1.000 – Erhebungsjahr in Klammern) 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 Muslime insgesamt 4.500 2.640 Aleviten (2009) 500 Iranische Imamiten und türkische Schiiten (2006) 225,5 Alawiten/Nusairier (2010) 70 Ahmadiyya (2005) 50 10 Salafisten (2013) 6 Ismailiten (2005) 1,9 Osmanische Ibaditen (2013) 4.000 4.000 Sunniten (2006) Sufi-Gemeinschaften (2005) 3.500 Von den ca. 4 Mio. Menschen aus muslimisch geprägten Ländern, die in Deutschland leben, stufen sich nur etwa die Hälfte als gläubig ein. Quelle: 7 0,27 Datenquelle: 13/29 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 34 Muslimische Organisationen in Deutschland Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Moscheen – bedeutendste Institution muslimischen Glaubens • Muslime sind nicht wie die christlichen Kirchen organisiert. Institutionen des Glaubens ist in erster Linie die Familie und die Moschee, als religiöse und soziale Institution. Hier beten Muslime nicht nur gemeinsam, sondern bilden sich in religösen Fragen und lassen sich in gemeinschaftlichen Angelegenheiten beraten. • In Deutschland gibt es gegenwärtig rund 2.500 Moscheen, die seit Anfang der 70er Jahre entstanden sind. Meist nicht als solche zu erkennen, weil sie meist in unscheinbaren und kostengünstigen Örtlichkeiten untergebracht sind (sogenannte „Hinterhofmoscheen“) • Diese Moscheen sind mehr als Gebetsräume. In ihnen sind auch Unterrichts-, Versammlungs- und Verwaltungsräume untergebracht. Hier oder in der unmittelbaren Nachbarschaft gibt es auch Teeküchen und Lebensmittelgeschäfte. • Erst seit den 90erJahren gibt es vermehrt Moschee-Großbauten in Deutschland. Quelle: vgl. 14/98 f. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 35 Muslimische Organisationen in Deutschland Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Moscheen in Deutschland Städtebaulich markante Moscheen Stand 2011 Moscheen sind „Orte, an denen man zum Gebet niederfällt“ Gott wird nicht bildhaft dargestellt (Bilderverbot), stattdessen ist der Raum mit Ornamentik und Kalligraphie geschmückt. Quelle: www.zeit.de/2011/24/Deutschlandkarte-Moscheen FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 36 36 Muslimische Organisationen in Deutschland Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Muslimische Vereine und Verbände • Für Muslime ist die Ausübung von Religion nicht körperschaftsrechtlich gebunden, wie für die Kirchen in Deutschland. • Träger der Moscheen sind heute meist eingetragene Vereine, in denen sich Muslime zusammengeschlossen haben, um der deutschen Rechtsnorm zu entsprechen. • Diese Vereine haben in der Regel eine Doppelspitze: Ein Vorstandsvorsitzender vertritt den Moscheeverein nach außen, ein religiöser Imam oder Vorbeter ist für alle religiösen Fragen zuständig und bisher oftmals immer noch im Ausland theologisch ausgebildet. • In einem weiteren Schritt haben sich einzelne Moscheen in bundes- oder europaweiten Verbänden zusammengeschlossen – in ihrer jeweiligen sprachlichen, ethnischen oder nationalen Tradition und mit Beziehungen zu Mutterorganisationen in den Heimatländern, aus denen ihre Mitglieder ehemals zugewandert sind. Quelle: vgl. 14/99 ff. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 37 Muslimische Organisationen in Deutschland Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Bedeutendste sunnitische Verbände in Deutschland (Zahlen sind Eigenangaben) • Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB), Köln, 900 Mitgliedsvereine • Islamische Gemeinschaft Milli Görüş e.V. (IGMG), Kerpen, 323 Moscheegemeinden • Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ), Köln, 300 Gemeinden • Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V. (ATIB), Köln, ca. 100 Mitgliedsvereine • Islamische Gemeinschaft in Deutschland e.V. (IGD), Köln, 12 Islamische Zentren und Kooperation mit 50 Moscheen (Organisation der Muslimbruderschaft) • Islamisches Zentrum Aachen e.V. (IZA) • Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland e.V. (IGBD), Kamp-Lintfort, 51 Moscheen • Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland e.V. (UIAZD), Hamburg, 33 Moscheen Quelle: 14/101 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 38 Muslimische Organisationen in Deutschland Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Bedeutendste schiitische Verbände in Deutschland (Zahlen sind Eigenangaben) • Islamische Zentrum Hamburg e.V. (IZH). Die meisten schiitischen Gemeinden unterhalten Beziehungen zur dortigen Moschee. • Islamischen Gemeinschaft schiitischer Gemeinden Deutschlands e.V. (IGS), Sitz in Hamburg mit 110 angehörigen Moscheen. Bedeutendster alevitischer Verband in Deutschland (Zahlen sind Eigenangaben) • Alevitische Gemeinde Deutschlands e.V. (AABF) mit Sitz in Köln, vertritt die Interessen von 130 alevitischen Vereinen im Bundesgebiet. Bedeutendster Verband der Amadiyya in Deutschland (Zahlen sind Eigenangaben) • Ahmadiyya Muslim Jamaat in der Bundesrepublik Deutschland e. V. umfasst 41 Moscheen und Versammlungsstätten. Quelle: 14/102 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 39 Muslimische Organisationen in Deutschland Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand Muslimische Bundes- und Landesverbände in Deutschland • 1986 gründete sich der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, dessen bedeutendste Mitgliedsorganisation die IGMG ist. • 1994 entstand der Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD). Er umfasst ein breites Spektrum unterschiedlicher Vereine und Verbände. • Die Tatsache der Gründung eines zweiten Spitzenverbandes weist daraufhin, dass das Ziel einer einheitlichen Repräsentanz des Islam in Deutschland noch nicht zu realisieren war. Auch DITIB und VIKZ vertreten jeweils eigene Interessen. • Ab Mitte der 1990er Jahre haben sich auch diverse muslimische Landesverbände gegründet, um auf landespolitischer Ebene tätig zu sein (z. B. in Bildungsfragen). • 2007 gründet sich der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM). Die Mitglieder des KRM sind Islamrat, Zentralrat, DITIB und VIKZ. Der Rat erfasst nach eigenen Angaben 80% der Moscheen in Deutschland und versteht sich als Interessenvertretung seiner unabhängigen Mitgliedsorganisationen. Quelle: vgl. 14/103 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 40 Quellen Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand „Grundsätzlich ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass es den Islam genauso wenig wie das Christentum gibt. Die muslimische Gemeinschaft zeichnet sich durch eine ausgesprochene Pluralität aus. Dem ist in kommunalpolitischen Zusammenhängen Rechnung zu tragen. Die Suche nach einem Ansprecher ist häufig zum Scheitern verurteilt. Zu Fragen muslimischen Lebens sind somit verschiedene Ansprechpartner an einen Tisch zu bringen. Vertreterinnen und Vertreter muslimischer Gemeinden müssen ihrerseits Kommunikation und Kooperation miteinander pflegen, um zu tragfähigen Lösungen gelangen zu können.“ Quelle: Thomas Lemmen, zitiert n. 14/104 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 41 Fazit aus westlicher Sicht Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand • Es gibt nicht den Islam, sondern darin sehr unterschiedliche Richtungen und Strömungen. Der Islam gehört inzwischen zur gesellschaftlichen Realität und Kultur in Deutschland und anderen westlichen Ländern. • In politischen Fragen gilt es, alle betroffenen Gruppen einzubeziehen. • Westliche Vertreter(innen) sollten es vermeiden, Muslim(inn)en mit Belehrungen, Vorhaltungen und Ausgrenzung zu begegnen. • Wenn Menschenrechte und -würde verletzt werden, ist immer Kritik angebracht. • Wir befinden uns nicht in einem Kulturkampf zwischen Islam und Christentum, sondern in der Klärung und Gestaltung von politischen und sozialen Fragen. • Wenn der Westen und gerade auch Deutschland auf etwas stolz sein kann, so ist es gelebte Weltoffenheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Dialogbereitschaft und die gesellschaftliche Integration kultureller Vielfalt. • In globalen Fragen, sollten die USA und ihre Verbündete es unterlassen, die islamischen Länder durch militärische und politische Interventionen weiter zu destabilisieren. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 42 Fazit aus muslimischer Sicht Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand • Es kann aus christlicher oder atheistischer Sicht nicht darum gehen, ein Fazit für Muslime und Musliminnen zu ziehen, das würde dem „Fazit aus westlicher Sicht“ widersprechen. Der Islam kann nur von innen heraus reformiert werden. • Wünschenswert ist es, wenn Muslime und Musliminnen unversöhnliche Gegensätze in Glaubens- und Lebensfragen (insb. zwischen Sunniten und Schiiten) in einen Diskurs und kooperative Handlungen überführen, den Antisemitismus überwinden, Frauenrechte stärken und die Rolle der Frau im Islam reformieren, den islamischen Glauben und seine Praktiken nicht rückwärts in die „goldene“, mittelalterliche Vergangenheit, sondern auf ein zukünftiges und transkulturelles Zusammenleben ausrichten und die Meinungsfreiheit wertschätzen. die Säkularität als Chance für einen konsensorientierten, demokratischen und emanzipativen Islam sehen, denn der Islam steht in der Tradition und dem Erbe von Politik, Wissenschaft, Kunst und Philosophie, die der Mitmenschlichkeit und dem Frieden gewidmet waren und sind. FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 43 Quellen Gewerkschaftliche Bildungsarbeit Absender Vorstand 1. Black, Jeremy (Hg.): Atlas der Weltgeschichte, Starnberg, 2006 2. Bobzin, Hartmut: Der Koran, C.H.Beck Wissen, München, 2014 3. Clark, Malcom: Islam für Dummies, Weinheim, 2015 4. Clarke, Peter B. (Hg.): Atlas der Weltreligionen, München, 1998 5. Der neue Fischer Weltalmanach 2015, Frankfurt am Main, 2014 6. Der große Ploetz, Atlas zur Weltgeschichte, Freiburg im Breisgau, 2008 7. Der Spiegel: Geschichte „Der Islam“, Nr. 5/2010 8. Elger, Ralf (Hg.): Kleines Islam-Lexikon, C.H.Beck Wissen, München, 2008 9. Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland: Religionszugehörigkeit in Deutschland, 2008 und 2014 10. GeoEpoche: Der Islam, Nr. 73/2015 11. Hahn, Heinz: Der Islam, C.H.Beck Wissen, München, 2014 12. Kermani, Navid: Wer ist wir?, München 2009 13. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Politik und Unterricht, Heft 3/4-2014 14. Lemmon, Thomas: Muslimische Verbände in Deutschland. In: Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS-DOK der Stadt Köln (ibo): Das Geschäft mir der Angst, Rechtspopulismus, Muslimfeindlichkeit und die extreme Rechte in Europa, Köln, 2011 15. Le Monde diplomatique: Atlas der Globalisierung, Berlin, 2003 16. Philosophie-MAGAZIN (Sonderausgabe): Der Koran, Hamburg, 2015 17. Putzger – Atlas und Chronik zur Weltgeschichte, Berlin, 2002 FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit 44