Der Islam - IG Metall Hanau

Werbung
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Der Islam
Fakten, Daten, Karten
Stand 06.2015
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Der Islam, was ist das?
 Was bedeutet „Islam“?
Die Begriffe Islam und Muslim leiten sich von dem arabischen Verb aslama,
„übergeben, sich ergeben, sich hingeben“ ab; Islâm ist der substantivierte Infinitiv
dazu: das Sich-Ergeben.
Der Begriff wird aber auch aus dem arabischen salam = Frieden abgeleitet.
Muslim ist das Partizip von aslama: der Sich-Ergebende.
Die Bezeichnungen Muslime (muslimûn) und Musliminnen (muslimât) für
Islamgläubige haben sich eingebürgert.
Auf die Fremdbezeichnung Mohammedaner reagieren Muslime mit Recht
ablehnend: Muslime beten zu Gott (Allâh), nicht zu Mohammed!
Quelle:: vgl.10/7 f., auch 12/13 (Quellenangaben: Siehe Nummerierung im Anhang/Seitenzahl)
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
2
Der Islam, was ist das?
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Was bedeutet „Islam“?
Muslime glauben an den „einzigen Gott“ (Monotheismus). In der Koransure 22:34 steht:
„Euer Gott ist der einzige Gott. Ihm müsst ihr euch ergeben.“
Mit dieser grundlegenden Glaubensgewissheit (arabisch tauhîd) beginnt auch das islamische
Glaubensbekenntnis:
„Ich bezeuge, dass es keine Gottheit (ilâh) außer Gott (Allâh) gibt.“
Historisch stand die Betonung des Ein-Gott-Glaubens gegen die altarabische
Vielgötterei. Die altarabischen Götter und Göttinnen wurden in Form von Statuen, aber auch
einfachen Steinsäulen oder Bäumen in heiligen Hainen verehrt. Die Verkündung des Islam
richtet sich in erster Linie gegen die polytheistischen Landsleute Mohammeds in Mekka,
gegen polytheistischen „Unglauben“ (kafîr) und „Unwissenheit“ (dschâhiliyya).
Quelle:: vgl.10/8
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
3
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Der Islam, was ist das?
 Der Islam in der Tradition der drei abrahamitischen Religionen (sog. „Buchreligionen“)
Liberal/
progressiv
konservativ
orthodox
orthodox
katholisch protestantisch
sunnitisch schiitisch ibaditisch
alevitisch
Sephardim
Aschkenasim
Islam
Christentum
(622)
(vor 2.000 Jahren)
Mohammed
(Muḥammad)
Abraham
(Ibrāhīm)
Jesus
David
(ʿĪsā ibn Maryam)
Moses (Dāwūd)
(Mūsā)
Nach der vorherrschenden Glaubenslehre des Islam, gab es tausende
(vor ca. 4.000 Jahren)
Propheten und wenige hundert Gesandte Gottes (Verkünder des Wortes
Gottes), dazu zählen auch viele biblische des Alten Testaments.
Mohammed gilt als letzter Gesandte, nach ihm solle keiner mehr folgen.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
4
Jüdische Religion
Der Islam, was ist das?
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Der islamische Glaube: Die fünf Säulen (akân) des Islam
• schâhada: Das Aussprechen des grundlegenden Glaubensbekenntnisses macht eine
Person zum Muslim: „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt, und ich bezeuge,
dass Mohammed der Gesandte Gottes ist.“
• salât: ein formelles, ritualisiertes Gebet, das fünf Mal am Tag zu bestimmten Zeiten in
Richtung Mekka verrichtet wird.
• saum oder sîyam: Das Fasten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang im
neunten Monat, dem Ramadan: In dieser Zeit dürfen Muslime nicht essen, trinken oder
Geschlechtsverkehr haben. Diese Zeit soll den Muslim spirituell erneuern.
• zakât: Die Islamgemeinde (umma) versteht sich als Solidargemeinde. Vermögende
Mitglieder entrichten eine Pflichtabgabe, von der religiöse Institutionen und bedürftige
Personen unterstützt werden.
• haddsch: Wenigstens einmal im Leben soll ein Muslim, sofern er körperlich und finanziell
dazu in der Lage ist, im zwölften muslimischen Monat die Wallfahrt nach Mekka machen.
Quelle:: vgl.. 10/62 ff. und 3/1
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
5
Der Islam, was ist das?
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Der islamische Glaube: Die fünf Säulen (akân) des Glaubens
• Glaube an Gott (Allâh) als den einzigen Gott. (Der Koran mit den Prophezeihungen
Mohammeds ist das heilige Buch der Muslime. Mit der Sure 112 richtet sich der Koran
auch ausdrücklich gegen die Trinität des Christentums: Gott hat keinen Sohn, Jesus
war nur ein Prophet und den Heiligen Geist gibt es nicht.)
• Glaube an die Engel Gottes, darunter Gabriel.
• Glaube an die Bücher von Gott und an die Gesandten und Propheten, denen sie
geoffenbart wurden. Mohammed ist der letzte Prophet einer Reihe, die mit Adam
begann und unter anderen Abraham, Noah, Moses und Jesus einschließt.
• Glaube an den Tag des Gerichts und die Auferstehung der Toten, an das
Paradies und die Hölle.
• Glaube, dass alles gemäß dem Willen Gottes passiert. Der Einzelne bleibt jedoch
für seine moralischen und unmoralischen Handlungen verantwortlich.
Quelle:: vgl.. 10/62 und 3/1
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
6
Der Islam, was ist das?
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Zum Verhältnis von Religion, Politik und Recht im Islam
• Der Islam ist nicht allein eine Religion, sondern zugleich ein rechtlich-politisches
Wertesystem; eine Trennung von Religion und Staat ist deshalb nach
fundamentalem Verständnis nicht vorgesehen. Der Islam gründet auf dem Koran,
der für die Gläubigen das unverfälschte Wort Gottes ist und als Primärquelle der
Religion gilt.
• Die Scharīʿa (abgeleitet vom Verb šaraʿa: „den Weg weisen, vorschreiben“)
bezeichnet das islamische Recht. Scharia ist göttliches Recht, offenbart in Koran
und Sunna (Glaubens- und Pflichtenlehre) – in den Grundzügen und als
Werteordnung gültig für alle Zeiten und Orte. Sie enthält die Gesamtheit der Gesetze,
die in einer islamischen Gesellschaft zu beachten und zu erfüllen sind.
Vgll:: wordpress.com sowie 3 und 11
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
7
Der Islam, was ist das?
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Zum Verhältnis von Islam und Gewalt
• Der Islam ist von seinem Selbstverständnis her eine friedliche Religion.
• Im Koran sind widersprüchliche Aussagen zur Gewalt zu finden und es hilft nicht, ihn
als „Steinbruch“ für Zitate zu benutzen, da diese so aus dem Zusammenhang ihrer
historischen Entstehung gerissen werden. Wichtiger ist es, den Koran zu
interpretieren und auf die jeweilige politische und soziale Situation zu beziehen.
• In der ersten Verkündigungsphase war die Anwendung von Gewalt zur Ausbreitung
des Glaubens ausdrücklich verboten. In Medina wurde das Gewaltverbot
aufgehoben.
• Die Dialektik von Wehrhaftigkeit und Ausgleich zieht sich durch die gesamte
Offenbarungsgeschichte. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass das
Gewaltmonopol bei Gott liegt: Der Mensch darf nicht tun, was Gott vorbehalten ist.
Quelle:: 12/101 ff.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
8
Zur Rolle von Mann und Frau im Islam
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Der Koran zum Geschlechterverhältnis
• Der Koran berichtet von der Erschaffung von Mann und Frau (7,189; 4,1), ebenso wie
vom Paradies, in dem Adam und seine Frau wohnten (7,19 ff.) und macht hier zunächst
keinen Unterschied zwischen Mann und Frau in Bezug auf Rechte, Pflichten oder
etwa eine Höherordnung eines der Geschlechter.
• Die Einzelanweisungen über die Rechtsstellung der Frau und ihre Positionierung
innerhalb der Familie und Gesellschaft finden sich in zahlreichen Einzelversen
mehrerer Suren.
• Aus islamischer Sicht kann nicht von Benachteiligung von Frauen gegenüber Männern
gesprochen werden, da der Koran jedem Geschlecht Aufgaben und Stellung zuordnet
und da der Islam die „beste aller Ordnungen“ ist, sieht die Definition der
„Benachteiligung“ anders als in einem säkularen, westlichen Kontext aus.
• Ehebruch und Homosexualität sind streng verboten – für Ehebruch werden Frauen (!)
in einigen muslimischen Ländern mit dem Tode bestraft.
Vgl.: http://www.islaminstitut.de
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
9
Zur Rolle von Mann und Frau im Islam
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Der Mann im Islam
• Die Rolle des Mannes in der Gesellschaft ist zumindest im ländlichen Bereich sehr
stark von den Erwartungen der Familie und den traditionellen Rollenvorgaben
bestimmt (Versorger und Oberhaupt). Nur in der „verwestlichten“, gebildeten
Oberschicht der Städte ändert sich das, die jedoch insgesamt nur eine kleine
Minderheit darstellt.
• Für die Stellung und das Ansehen des Mannes in der Familie und Gesellschaft sind
Männlichkeit und Stärke von großer Bedeutung, die immer wieder deutlich werden
und im Ernstfall auch unter Zuhilfenahme von Machtmitteln unter Beweis gestellt
werden müssen. Auch der Mann verfügt also nur über eine bedingte
Entscheidungs- und Handlungsfreiheit und muss bestimmten Regeln entsprechen,
um als geachtetes Mitglied der Gesellschaft betrachtet zu werden.
• Als Kind wird der Sohn in aller Regel verhätschelt und verwöhnt. Er muss nur
wenige Einschränkungen hinnehmen und wird als derjenige erzogen, der später
Anweisungen erteilen wird.
Vgl.: http://www.islaminstitut.de
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
10
Zur Rolle von Mann und Frau im Islam
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Die Frau im Islam
• Wie in allen archaischen Hirtenvölkern und ihren Religionen (auch dem Christentum),
ist die Frau gegenüber dem Mann benachteiligt.
• Im Islam hat eine ältere Frau in der Familie, aber auch in der Gesellschaft eine
gewisse Autoritätsstellung. Sie wird unter Umständen zu Beratungen der Männer
hinzugezogen und nimmt entscheidenden Einfluss auf die Vorgänge innerhalb des
Hauses. Den älteren Frauen obliegt es, als Hüterinnen der Tradition Jungen und
Mädchen die Regeln des gesellschaftlich angemessenen Verhaltens
weiterzugeben und sie zur Beachtung der Regeln anzuhalten. Ihre Rolle ist nicht
zuletzt deshalb so wichtig für den Fortbestand der Sitten, weil die älteren Frauen die
Autorität der Männer an die junge Generation vermitteln.
• Im ländlichen Bereich wird eine junge Ehefrau schnell in ihre Aufgaben im Haus
und bei der Feldarbeit eingewiesen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass die junge
Ehefrau der Schwiegermutter wie eine Bedienstete bei allen häuslichen Pflichten
zur Hand gehen muss. Erst als Mutter eines männlichen Nachkommen erwirbt sie
mit der Zeit Ansehen und Respekt.
Vgl.: http://www.islaminstitut.de
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
11
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Zur Rolle von Mann und Frau im Islam
 Die Frau im Islam – „Das Kopftuch“
• Gläubige Musliminnen verhüllen sich auf unterschiedliche Art und Weise
Hidschab
• Traditionelles Kopftuch
• Lässt das Gesicht frei,
bedeckt das Haar, die
Ohren, den Hals und
meistens auch die
Schultern
• Tragen muslimische
Frauen weltweit.
Tschador
Nikab
Burka
• Traditionelles Frauenkleidung
im Iran.
• Schleier, mit dem das Gesicht
fast vollständig bedeckt wird,
meist kombiniert mit Tschador
oder anderem Gewand.
• Sackähnliches Gewand
verhüllt Körper und Gesicht
vollständig.
• Dunkles Tuch, das die Haare
und den Körper bis zu den
Fußspitzen bedeckt. Das
Gesicht bleibt frei.
• Viele junge Iranerinnen
kleiden sich im Rahmen des
staatlichen Verhüllungsgebots
in modischen Varianten.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
• Ein kleiner Sehschlitz für die
Augen bleibt frei.
• Hauptsächlich in den Ländern
der arabischen Halbinsel
verbreitet.
• Vor den Augen ist ein
schmales Netz.
• Die meisten Burkas werden
traditionell in Afghanistan
getragen – unter den
Taliban verpflichtend.
Siehe und vgl.: www. abendblatt.de
12
Zur Rolle von Mann und Frau im Islam
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Die Frau im Islam
• Es gibt unter islamischen Feministinnen neue und andere Lesarten des Koran:
„Die Epistemologie des Koran ist im Wesentlichen antipatriarchal. Abgesehen davon,
dass er sich eine grundsätzlich egalitäre Sicht zu eigen macht, liefert der Koran
deutliche Argumente gegen das Patriarchat und gegen Diskriminierungen. Deshalb
glaube ich, dass die Bewegungen, die in muslimischen Gesellschaften für Frauenrechte
kämpfen, ihre besten Verteidigungswaffen im Koran selber finden.“ (Asma Barlas in 16/78)
• Zur Sure 4:34, die als Rechtfertigung für häusliche Gewalt gilt:
„In der klassischen Periode lebten die Frauen in den muslimischen Gemeinschaften in
fast völliger Abhängigkeit (...) Heute aber existieren menschliche Gemeinschaften, auch
muslimische Familien, nicht mehr in ausschließlich patriarchalischen Verhältnissen. (...)
In unseren heutigen gesellschaftlichen und kulturellen Realitäten (aber) ist dieses
Modell praktisch nicht mehr brauchbar und ethisch nicht mehr haltbar. (...) Indem wir
die Kontexte der alten männlich-hegemonialen Struktur verstehen, können wir uns mit
dem Koran und nicht etwa gegen den Islam weiterentwickeln.“ (Amina Wadud in 16/80 f.)
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
13
Die Entstehung des Islam
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Die Islamisierung des arabischen Halbinsel
• In der Zeit vor Mohammed lebten auf der arabischen Halbinsel eine Vielzahl von
sesshaften oder nomadisierenden Stämmen und Clans, in deren jeweilige Strukturen
die Individuen eingebunden waren.
• Nach dem Sieg über den Stamm der Quraisch in Mekka schafften es Mohammed und
seine Anhänger, einen Großteil der Halbinsel durch Gewaltanwendung und Überzeugung
in der umma zu vereinigen („Gemeinschaft der Muslime“ – im modernen Arabisch =
„Nation“). Die umma war eine neuartige Form der Gemeinschaft, die nicht durch Clanoder Stammesstrukturen gekennzeichnet ist, sondern durch das Glaubensbekenntnis
zum Islam und der Verpflichtung des Muslim gegenüber dem Muslim.
• Nicht die Religion, sondern das Entstehen eines arabischen Staats war das eigentlich
Bedeutsame seit dem frühen 7. Jh. im arabischen Raum. Dieser Staat expandierte in
Form von Kalifaten über die arabischen Sprachgrenzen hinweg und konkurrierte mit dem
oströmischen Kaiserreich und dem Reich der Perser.
• Ein wesentlicher Zug des neuen Gemeinwesens war sein städtischer Charakter.
Quelle:: vgl.. 10/20 ff.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
14
Die Spaltung des Islam
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 656: Der Kampf um die Nachfolge Mohammeds
Nach dem Tod von Mohammed im Jahr 632 stellte
sich die Frage nach der Nachfolge als Führer der
Muslime. Eine Gruppe will Alî, Cousin und
Schwiegersohn Mohammeds und damit Teil der
Familie Mohammeds zum Nachfolger machen.
Andere wollen zur Stammestradition
zurückkehren. Diese Traditionalisten – die sich
später als Sunniten verstehen – haben die
Mehrheit und wählen Abou Bakr zum Nachfolger.
Nach ihm folgen noch zwei weitere Kalifen.
656, Alî wird Kalif. Muawiya (der Statthalter von
Damaskus) ist Anhänger der Stammestradition
verweigert Alî die Anerkennung.
Quelle: Wikepida, 6/61, 14/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
15
15
Die Spaltung des Islam
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 661 – 680: Der Bürgerkrieg um die Nachfolge Mohammeds
Die Schlacht von Siffin
661 n. Chr., Schlacht von Siffin – Alî-Anhänger gegen
Truppen von Muawija. Alî kann nicht siegen, schließt
einen Kompromiss und wird deshalb ermordet. Muawija
wird Kalif und gründet die Dynastie der Ummajjaden,
Damaskus wird Hauptstadt.
680 n. Chr., Schlacht bei Kufa. Yazif, Sohn und
Nachfolger Muawijas, gegen Hussain, Sohn und
Nachfolger Alîs. Hussain unterliegt und wird samt Familie
und Anhänger ermordet. Die Schlacht bei Kufa gilt als
Geburtsstunde des Schiismus.
Quelle: Wikepidia, 6/61, 10/59, 17/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
16
16
Die Entstehung des islamischen Weltreichs
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 680 bis 750: Das Reich der Umayyaden breitet sich weiter aus
Das Reich der Umayyaden breitet sich weiter
über ein riesiges Gebiet aus. Die Gründe:
• Eroberungen durch Gewalt und Krieg (u. a.
durch wendigere Pferde und guten Waffenstahl)
• Erhalt des Einflussgebietes durch Gewährung
von Schutz und Religionsfreiheit gegen
Abgaben
• Eroberung durch Überzeugung (hier waren die
Sufis besonders erfolgreich)
Quelle: 6/61, 10/25, 11/56 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
17
17
Schiiten erobern sich einen eigenen Staat
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Der Kampf um die Nachfolge von Mohammeds: drei Machtblöcke 1511
• Osmanen eroberten seit Anfang des
13. Jh. das Gebiet des ehemaligen
Byzantinischen Reichs und
dringen nach Europa vor.
• Die Schiiten hatten nach der
Schlacht bei Kufa 800 Jahre keinen
wesentlichen politischen Einfluss. Erst
im frühen 16. Jh. Erobern schiitische
Safawiden das ehemalige Persische
Kaiserreich.
• Mamlucken erobern Anfang des 16.
Jh. Ägypten sowie Küstengebiete
des Nahen Ostens und der
arabischen Halbinsel.
• In Indien entsteht das noch instabile
Dehli-Sultanat. Es gilt als Wurzel des
heutigen Pakistan.
• Muslimische Kaufleute tragen den
Islam in weite Teile Afrikas und
Asiens.
Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
18
18
Der Islam in der frühen Neuzeit
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Drei islamische Machtblöcke 1683
• Osmanen erobern das Reich der
Mamlucken, Nordafrika und
dringen nach Europa vor (endet
jedoch mit der erfolglosen Belagerung
Wiens).
• Die Safawiden dringen bis zum
Kaukasus vor.
• Das Mogulreich – Nachfolge vom
Dehli-Reich – erobert große Teile
Indiens.
• Europäer befahren den Seeweg um
Afrika herum und gründen allerorts
Handelsstützpunkte.
Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
19
19
Europa kolonisiert die Welt
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Im 18. Jh.: Amerika, Afrika und Asien machen Europa reich
Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
20
20
Europa kolonisiert die Welt
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und Amerika
Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
21
21
Europa kolonisiert die Welt
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Europa übernimmt den Welthandel
Alte Handelswege
• Noch im 15. Jh. dominierten muslimische
Kaufleute den Seehandel nach China.
• Alte und bedeutende Handelsmetropolen
wie z. B. Aleppo verlieren an Bedeutung.
Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
22
22
Europa kolonisiert die Welt
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Die islamische Welt wird von Europa erobert
• Die Industrialisierung in Europa im 19. Jh. führte zu einem erhöhten Bedarf an
Rohstoffen, Absatzmärkten und billigen Arbeitskräften. Man hatte Interesse an Handel
und wirtschaftlichem Profit und ging zu militärischen Aggression und Eroberung über,
wenn diese Interessen bedroht waren (Leitmotiv: „Die Flagge folgt dem Handel“).
• Jahrhundertelang haben arabische Errungenschaften die Welt zivilisatorisch geprägt
(Architektur, Medizin, Musik, Schrift, Wissenschaft usw.). Seit dem 17. Jh. können
arabische und andere muslimisch geprägten Länder der europäischen Expansion
weder wirtschaftlich noch militärisch etwas entgegensetzen.
• Die Kolonisierung Nordafrikas beginnt 1798 mit dem Versuch einer Invasion Ägyptens
durch französische Truppen unter Napoleon und setzt sich im 19. Jh. erfolgreicher fort.
• Die Entmachtung, Ausbeutung und Bevormundung durch Europa war eine große
Demütigung, die bis in die heutige Zeit nachwirkt.
Vgl.. 6/160 und siehe 12/97 f.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
23
Europa kolonisiert die Welt
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 1914: Die islamische Welt ist zu einem großen Teil von Kolonialmächten besetzt
Quelle: Wikepidia, 10/26, 6/61, 17/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
24
24
Europa kolonisiert die Welt
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Nach 1945
• Die muslimisch geprägten Kolonien mussten in den beiden Weltkriegen im Namen
der jeweiligen Kolonialmacht kämpfen und beklagten hundertausende Tote.
• Die meisten Kolonien wurden erst in den 1960er Jahren wieder ihre unabhängig.
• Die USA und die alten Kolonialmächte finanzierten aber weiterhin eine schmale
Schicht von Eliten im Land, die ihnen nützlich erschienen und erscheinen. So
entstanden Königreiche, Tyranneien und Diktaturen.
• Viele Grenzen wurden von den Kolonialmächten willkürlich gezogen – quer durch
Regionen mit unterschiedlichen und untereinander verfeindeten Stämmen und Clans.
Diese Grenzen wurden bestimmend für die neuen, unabhängigen Nationalstaaten. Das
sorgt bis in die heutige Zeit für Spannungen.
• Wenn der Westen meint, dem Islam Unterdrückung, Kopftuch und Mord vorwerfen
zu können, so haben auch Muslime (v. a. in Palästina, Afghanistan und Irak) gute
Gründe, ihm Ausbeutung, Heuchelei und Kriegstreiberei entgegenzuhalten.
Quelle:: vgl.. 6/160
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
25
Der Islam in der heutigen Weit
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Glaubensrichtungen
Sunniten
Etwa 87 bis 90 Prozent aller Muslime
sind Sunniten.
Schiiten
Die schiitischen Muslime machen etwa
10 bis 13 Prozent aller Muslime aus.
Aleviten
beachten die fünf Grundpflichten des
Islam nicht und lehnen die Scharia ab,
folgen aber bestimmten islamischen
Regeln und Gebräuchen. Sie
anerkennen die Trennung von Staat
und Religion
Ibaditen
Die Ibaditen sind eine religiöse
Sondergemeinschaft des Islams in
Oman. Sie gehören weder dem
Sunnitentum noch der Schia an und
folgen einer eigenen Rechtsschule.
Quelle: Wikepidia, 6/61, 17/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
26
26
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Der Islam in der heutigen Weit
Bis zum 13. Jh. erstarrt die
Auslegung des Korans in
der Orthodoxie
 Entwicklungen der Koranauslegung
1. Hälfte des 8 Jh.
Sunnismus
Hanafismus
Schafiismus
Malikismus
Hanbalismus
Wörtliche Auslegung
10Jh.
19. – 20 Jh.
Wahhabismus
Ende d. freien Interpretation
(11 – 13. Jh.)
Idschihād –
Rechtsvorschriften werden
aus dem Koran abgeleitet
(Scharia)
9Jh.
Ende v. Innovation
(11 – 13. Jh.)
Juristische Lesart
2. Hälfte des 8 Jh.
Erneuerung in Reaktion
auf Aufschwung und
Dominanz des Westens
Pol. Modernismus
Hanafismus
MuslimBruderschaft
Ascha’arīya
tafsîr – Orthodoxe
Interpretation des Korans
Vers für Vers
Rationale Interpretation
Mu’taliza
ta ’wīl ’aqlī – Beschäftigung mit
dem Geist des Korans am
Leitfaden der individuellen
Vernunft
Mystische Lesart
ta ’wīl kashfi – Den verborgenen
Sinn des Korans freilegen
Falsafa
Feminismus
Intell. Reformismus
Historische Kritik
Rhetorische Analyse
Schia
Sufismus
Quelle: 16/6 f.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
27
27
Der Islam in der heutigen Weit
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Strömungen des Islam (Rechtsschulen)
Quelle: Wikepidia, 6/61, 17/66 und 1/56
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
28
28
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Der Islam in der heutigen Weit
Musliminnen
in der
heutigen
(Anteil der Bevölkerung)
 Die
20 Länderund
mitMuslime
der größten
Anzahl
von Welt
Muslim(inn)en
Grönland
Alaska
Norwegen
Finnland
Schweden
Großbritannien
Weißrussland
Irland
Deutsch-Polen
Ukraine
land
Franklreich
Rumänien
Italien
73,6
Portugal Spanien
Griechenland Türkei
Island
Kanada
USA
Marokko
32,0
Belize
Guatemala
El Salvador
Kuba
Honduras
Nikaragua
Mauretanien
Jamaika
Senegal
Venezuela
Guyana
Costa Rica
Panama Kolumbien
Surinam
Fr. Guyana
Ecuador
Guinea
Sierra Leone
Liberia
Elfenbeinküste
Mali
Burkina
Brasilien
Niger
Tschad
78,1
Nigeria
Kamerun
Togo
Ghana
Gabun
Angola
Namibia
Iran
23,4
30,1
Mongolei
Kirgisistan
Tadschikistan
28,1
Afghanistan
Oman
Nepal
Indien
China
Bhutan
160,9Bangladesh
Taiwan
Laos
Vietnam
Kambodscha
Philippinen
Thailand
28,1
Äthiopien
16,6
Malaisen
Somalia
Uganda
Nord Korea
Japan
Süd Korea
21,7
145,3 Myanmar
Jemen
24,9
Sudan
Z. R.
Bangui
Kenia
Kongo
Papua Neu Guinea
202,9
Indonesien
Tansania
Sunniten (Anteil an Bevölkerung)
Mosambik
Sambia
unter 1%
Simbabwe
Botsuana
Südafrika
Chile
Uruguay
Der muslimische Bevölkerungsanteil
Argentinien
in jeweiligen Ländern ist im Nahen
Osten und Nordafrika am höchsten.
Turkmenistan
Eritrea
Bolivien
Die meisten Muslime leben
heute in
Paraguay
Süd- und Südostasien.
26,5
Usbekistan
Katar
Pakistan
Saudi
V.A.E 174,1
Arabien
24,9
Ägypten
D. R.
Kongo
Peru
Israel
78,5
Libyen
Westsahara
Dom. Rep.
Kasachstan
Syrien
Tunesien Libanon 20,2
Irak
30,3
Algerien
Bahamas
Mexiko
34,2
Russland
Madagaskar
1 bis 5%
5 bis 30%
Australien
30 bis 50% Schiiten
Swasiland
Lesotho
50 bis 80%
Ibaditen
über 80%
xx,x
Neu Seeland
Anzahl von Muslim(inn)en in Millionen
Quelle: 12/28
Quellen: Wikipedia:„Islam“, 15/88, 4/119 und 5 (aktuelle Daten)
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
29
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Religionen heute – weltweit
 Religionszugehörigkeit (in Mio.)
0
Christen
Muslime
Säkuläre, Nichtreligiöse
Hinduismus
Trad. Cinesische Religionen
Buddhismus
Nichtafrik. indigene Religionen
Stammesreligionen
Neue religiöse Bewegungen
Traditionelle afrik. Religionen
Sikhs
Spiritismus
Juden
Bahaitum
Konfuzianismus
Jainismus
Zoroastrismus
Tenrikyö
Neopaganismus
Universalistischer Unitarismus
Rastafari
Scientology
Andere Religionen
500
1000
1500
2000
2500
2.200
1.400
1.100
900
394
382
300
265
106
100
23
15
14
7
6
4,2
2,6
2
1
0,8
0,6
0,5
1,2
Quellen: Zahlen 2009 nach Wikipedia: Stichwort „Religion“ und „Islam“, abgerufen 06.2015 (gemittelt)
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
30
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Religionen in Deutschland
 Religionszugehörigkeit (größte Gruppen in Mio.)
0
10
20
30
40
Christen
4
ca. 5% der Bevölkerung, davon 45% deutsche Staatsangehörige
0,27
Juden
0,2
Hindus
0,1
Säkuläre, Nichtreligiöse
60
51,5
Muslime
Buddhisten
50
27
Quelle: 13/29
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
31
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Religionen in Deutschland
 Entwicklung der Religionen in Deutschland (1950 bis 2011, Angaben in %)
60
50,6
51,1
45,8
45,5
49
50
40
44,6
41,6
42,9
36,9
35,4
30
31,8
31,3
31,3
32,3
31
32,5
30,8
31,1
31
35,5
36,3
29,9
29,3
28,9
30
29,2
29
34,1
22,4
20
evangelisch
katholisch
11,4
ohne Konfession
10
3,6
3,5
0
0
1950
1961
3,9
1,3
1,2
2,7
1,2
3,7
1,6
3,9
1,7
3,9
1,7
3,9
1,8
3,9
1,8
4
2
4
2
1970
1987
1990
2003
2004
2005
2008
2010
2011
muslimisch
andere
0
Quelle: 9, EKD, nach Wikipedia „Religionen in Deutschland“
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
32
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Musliminnen und Muslime in Deutschland
 Religiöse Wurzeln der Musliminnen und Muslime in Deutschland
0,4%
13,6%
Zentralasien/
GUS
63,2%
Türkei
Südosteuropa
8,1%
6,9%
Naher Osten
Nordafrika
1,7%
Iran
4,6%
1,5%
Süd-/
Südostasien
Sonstiges Afrika
Quelle: 13/29
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
33
33
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
Musliminnen und Muslime in Deutschland
 Anzahl nach Glaubensrichtung (in 1.000 – Erhebungsjahr in Klammern)
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
Muslime insgesamt
4.500
2.640
Aleviten (2009)
500
Iranische Imamiten und türkische Schiiten (2006)
225,5
Alawiten/Nusairier (2010)
70
Ahmadiyya (2005)
50
10
Salafisten (2013)
6
Ismailiten (2005)
1,9
Osmanische Ibaditen (2013)
4.000
4.000
Sunniten (2006)
Sufi-Gemeinschaften (2005)
3.500
Von den ca. 4 Mio. Menschen aus
muslimisch geprägten Ländern, die in
Deutschland leben, stufen sich nur
etwa die Hälfte als gläubig ein.
Quelle: 7
0,27
Datenquelle: 13/29
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
34
Muslimische Organisationen in Deutschland
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Moscheen – bedeutendste Institution muslimischen Glaubens
• Muslime sind nicht wie die christlichen Kirchen organisiert. Institutionen des Glaubens
ist in erster Linie die Familie und die Moschee, als religiöse und soziale Institution.
Hier beten Muslime nicht nur gemeinsam, sondern bilden sich in religösen Fragen und
lassen sich in gemeinschaftlichen Angelegenheiten beraten.
• In Deutschland gibt es gegenwärtig rund 2.500 Moscheen, die seit Anfang der 70er
Jahre entstanden sind. Meist nicht als solche zu erkennen, weil sie meist in
unscheinbaren und kostengünstigen Örtlichkeiten untergebracht sind (sogenannte
„Hinterhofmoscheen“)
• Diese Moscheen sind mehr als Gebetsräume. In ihnen sind auch Unterrichts-,
Versammlungs- und Verwaltungsräume untergebracht. Hier oder in der
unmittelbaren Nachbarschaft gibt es auch Teeküchen und Lebensmittelgeschäfte.
• Erst seit den 90erJahren gibt es vermehrt Moschee-Großbauten in Deutschland.
Quelle: vgl. 14/98 f.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
35
Muslimische Organisationen in Deutschland
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Moscheen in Deutschland
Städtebaulich markante Moscheen
Stand 2011
Moscheen sind „Orte, an
denen man zum Gebet
niederfällt“
Gott wird nicht bildhaft
dargestellt (Bilderverbot),
stattdessen ist der Raum mit
Ornamentik und Kalligraphie
geschmückt.
Quelle: www.zeit.de/2011/24/Deutschlandkarte-Moscheen
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
36
36
Muslimische Organisationen in Deutschland
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Muslimische Vereine und Verbände
• Für Muslime ist die Ausübung von Religion nicht körperschaftsrechtlich gebunden,
wie für die Kirchen in Deutschland.
• Träger der Moscheen sind heute meist eingetragene Vereine, in denen sich Muslime
zusammengeschlossen haben, um der deutschen Rechtsnorm zu entsprechen.
• Diese Vereine haben in der Regel eine Doppelspitze: Ein Vorstandsvorsitzender
vertritt den Moscheeverein nach außen, ein religiöser Imam oder Vorbeter ist für alle
religiösen Fragen zuständig und bisher oftmals immer noch im Ausland theologisch
ausgebildet.
• In einem weiteren Schritt haben sich einzelne Moscheen in bundes- oder europaweiten
Verbänden zusammengeschlossen – in ihrer jeweiligen sprachlichen, ethnischen
oder nationalen Tradition und mit Beziehungen zu Mutterorganisationen in den
Heimatländern, aus denen ihre Mitglieder ehemals zugewandert sind.
Quelle: vgl. 14/99 ff.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
37
Muslimische Organisationen in Deutschland
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Bedeutendste sunnitische Verbände in Deutschland (Zahlen sind Eigenangaben)
• Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB), Köln, 900 Mitgliedsvereine
• Islamische Gemeinschaft Milli Görüş e.V. (IGMG), Kerpen, 323 Moscheegemeinden
• Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ), Köln, 300 Gemeinden
• Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V. (ATIB), Köln, ca. 100
Mitgliedsvereine
• Islamische Gemeinschaft in Deutschland e.V. (IGD), Köln, 12 Islamische Zentren und
Kooperation mit 50 Moscheen (Organisation der Muslimbruderschaft)
• Islamisches Zentrum Aachen e.V. (IZA)
• Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland e.V. (IGBD), Kamp-Lintfort, 51
Moscheen
• Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland e.V. (UIAZD), Hamburg, 33
Moscheen
Quelle: 14/101
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
38
Muslimische Organisationen in Deutschland
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Bedeutendste schiitische Verbände in Deutschland (Zahlen sind Eigenangaben)
• Islamische Zentrum Hamburg e.V. (IZH). Die meisten schiitischen Gemeinden unterhalten
Beziehungen zur dortigen Moschee.
• Islamischen Gemeinschaft schiitischer Gemeinden Deutschlands e.V. (IGS), Sitz in
Hamburg mit 110 angehörigen Moscheen.
 Bedeutendster alevitischer Verband in Deutschland (Zahlen sind Eigenangaben)
• Alevitische Gemeinde Deutschlands e.V. (AABF) mit Sitz in Köln, vertritt die Interessen
von 130 alevitischen Vereinen im Bundesgebiet.
 Bedeutendster Verband der Amadiyya in Deutschland (Zahlen sind Eigenangaben)
• Ahmadiyya Muslim Jamaat in der Bundesrepublik Deutschland e. V. umfasst 41 Moscheen
und Versammlungsstätten.
Quelle: 14/102
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
39
Muslimische Organisationen in Deutschland
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
 Muslimische Bundes- und Landesverbände in Deutschland
• 1986 gründete sich der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, dessen
bedeutendste Mitgliedsorganisation die IGMG ist.
• 1994 entstand der Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD). Er umfasst ein
breites Spektrum unterschiedlicher Vereine und Verbände.
• Die Tatsache der Gründung eines zweiten Spitzenverbandes weist daraufhin, dass das
Ziel einer einheitlichen Repräsentanz des Islam in Deutschland noch nicht zu realisieren
war. Auch DITIB und VIKZ vertreten jeweils eigene Interessen.
• Ab Mitte der 1990er Jahre haben sich auch diverse muslimische Landesverbände
gegründet, um auf landespolitischer Ebene tätig zu sein (z. B. in Bildungsfragen).
• 2007 gründet sich der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM). Die
Mitglieder des KRM sind Islamrat, Zentralrat, DITIB und VIKZ. Der Rat erfasst nach
eigenen Angaben 80% der Moscheen in Deutschland und versteht sich als
Interessenvertretung seiner unabhängigen Mitgliedsorganisationen.
Quelle: vgl. 14/103
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
40
Quellen
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
„Grundsätzlich ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass es den Islam
genauso wenig wie das Christentum gibt. Die muslimische Gemeinschaft
zeichnet sich durch eine ausgesprochene Pluralität aus. Dem ist in
kommunalpolitischen Zusammenhängen Rechnung zu tragen. Die Suche
nach einem Ansprecher ist häufig zum Scheitern verurteilt. Zu Fragen
muslimischen Lebens sind somit verschiedene Ansprechpartner an einen
Tisch zu bringen. Vertreterinnen und Vertreter muslimischer Gemeinden
müssen ihrerseits Kommunikation und Kooperation miteinander pflegen, um
zu tragfähigen Lösungen gelangen zu können.“
Quelle: Thomas Lemmen, zitiert n. 14/104
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
41
Fazit aus westlicher Sicht
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
• Es gibt nicht den Islam, sondern darin sehr unterschiedliche Richtungen und
Strömungen. Der Islam gehört inzwischen zur gesellschaftlichen Realität und Kultur in
Deutschland und anderen westlichen Ländern.
• In politischen Fragen gilt es, alle betroffenen Gruppen einzubeziehen.
• Westliche Vertreter(innen) sollten es vermeiden, Muslim(inn)en mit Belehrungen,
Vorhaltungen und Ausgrenzung zu begegnen.
• Wenn Menschenrechte und -würde verletzt werden, ist immer Kritik angebracht.
• Wir befinden uns nicht in einem Kulturkampf zwischen Islam und Christentum,
sondern in der Klärung und Gestaltung von politischen und sozialen Fragen.
• Wenn der Westen und gerade auch Deutschland auf etwas stolz sein kann, so ist es gelebte
Weltoffenheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Dialogbereitschaft und die
gesellschaftliche Integration kultureller Vielfalt.
• In globalen Fragen, sollten die USA und ihre Verbündete es unterlassen, die
islamischen Länder durch militärische und politische Interventionen weiter zu
destabilisieren.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
42
Fazit aus muslimischer Sicht
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
• Es kann aus christlicher oder atheistischer Sicht nicht darum gehen, ein Fazit für
Muslime und Musliminnen zu ziehen, das würde dem „Fazit aus westlicher Sicht“
widersprechen. Der Islam kann nur von innen heraus reformiert werden.
• Wünschenswert ist es, wenn Muslime und Musliminnen
 unversöhnliche Gegensätze in Glaubens- und Lebensfragen (insb. zwischen
Sunniten und Schiiten) in einen Diskurs und kooperative Handlungen überführen,
 den Antisemitismus überwinden,
 Frauenrechte stärken und die Rolle der Frau im Islam reformieren,
 den islamischen Glauben und seine Praktiken nicht rückwärts in die „goldene“,
mittelalterliche Vergangenheit, sondern auf ein zukünftiges und transkulturelles
Zusammenleben ausrichten und die Meinungsfreiheit wertschätzen.
 die Säkularität als Chance für einen konsensorientierten, demokratischen und
emanzipativen Islam sehen, denn der Islam steht in der Tradition und dem Erbe von
Politik, Wissenschaft, Kunst und Philosophie, die der Mitmenschlichkeit und dem
Frieden gewidmet waren und sind.
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
43
Quellen
Gewerkschaftliche
Bildungsarbeit Absender
Vorstand
1.
Black, Jeremy (Hg.): Atlas der Weltgeschichte, Starnberg, 2006
2.
Bobzin, Hartmut: Der Koran, C.H.Beck Wissen, München, 2014
3.
Clark, Malcom: Islam für Dummies, Weinheim, 2015
4.
Clarke, Peter B. (Hg.): Atlas der Weltreligionen, München, 1998
5.
Der neue Fischer Weltalmanach 2015, Frankfurt am Main, 2014
6.
Der große Ploetz, Atlas zur Weltgeschichte, Freiburg im Breisgau, 2008
7.
Der Spiegel: Geschichte „Der Islam“, Nr. 5/2010
8.
Elger, Ralf (Hg.): Kleines Islam-Lexikon, C.H.Beck Wissen, München, 2008
9.
Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland: Religionszugehörigkeit in Deutschland, 2008 und 2014
10. GeoEpoche: Der Islam, Nr. 73/2015
11. Hahn, Heinz: Der Islam, C.H.Beck Wissen, München, 2014
12. Kermani, Navid: Wer ist wir?, München 2009
13. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Politik und Unterricht, Heft 3/4-2014
14. Lemmon, Thomas: Muslimische Verbände in Deutschland. In: Info- und Bildungsstelle gegen
Rechtsextremismus im NS-DOK der Stadt Köln (ibo): Das Geschäft mir der Angst, Rechtspopulismus,
Muslimfeindlichkeit und die extreme Rechte in Europa, Köln, 2011
15. Le Monde diplomatique: Atlas der Globalisierung, Berlin, 2003
16. Philosophie-MAGAZIN (Sonderausgabe): Der Koran, Hamburg, 2015
17. Putzger – Atlas und Chronik zur Weltgeschichte, Berlin, 2002
FB Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
44
Herunterladen