Grundlagen und Therapieoptionen bei Non-Hodgkin Lymphomen Univ. Prof. Dr. Johannes Drach AKH Wien Univ. Klinik für Innere Medizin I Klinische Abteilung für Onkologie NHL: Grundlagen der Behandlungsmöglichkeiten l Die Behandlungsziele von NHL sind bei jedem Patienten verschieden und hängen von vielen Faktoren ab, z. B. – ob es sich um eine Neudiagnose oder einen Rückfall handelt – ob die Krankheit indolent oder aggressiv ist (spezieller Typ des Lymphoms) – dem Stadium der Krankheit – dem allgemeinen Gesundheitszustand und Alter des Patienten – Bedürfnissen und Wünschen des Patienten NHL: Klassifikation l NHL kann als indolent (low grade oder langsam wachsend) oder aggressiv (high grade oder schnell wachsend) eingeteilt werden. l Es ist wichtig, zwischen indolentem und aggressivem NHL zu unterscheiden, da sowohl Therapie als auch Prognose stark voneinander abweichen. Indolentes NHL Aggressives NHL Wachstum Langsam Schnell Oft keine Symptome zum Zeitpunkt der Diagnose Oft Symptome bei der Diagnose Therapie Manchmal nicht sofort erforderlich Gewöhnlich sofort erforderlich Ergebnis Spricht gut auf Therapie an, Wiederauftreten ist jedoch wahrscheinlich Spricht sehr gut auf Therapie an, Heilung eher möglich Beschreibung NHL: Behandlungsmöglichkeiten l Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei NHL, dazu gehören: – Chemotherapie – Therapie mit monoklonalen Antikörpern – Strahlentherapie – Stammzellentransplantation (SZT) – „Neue“Substanzen l Bei manchen Patienten (indolente Lymphome) ohne Symptome kann man zunächst abwarten („wait and see“). – Anzuraten ist dies nur bei Patienten mit fortgeschrittenem Krankheitsstadium ,bei neu diagnostiziertem NHL oder bei wiederauftretendem NHL ohne Symptome. – Die meisten dieser Patienten benötigen nach gewisser Zeit eine aktive Behandlung des NHL. Rituximab (MabtheraR) beim B-Zell Lymphom. o Target: CD20 (B-Zellen) o Therapie bei CD20+ NHL in Verbindung mit Chemotherapie CD20 CD20 CD20 CD20 CD20 Strahlentherapie: Verabreichung l Bei der Strahlentherapie werden Strahlen wie l l l l z. B. Röntgenstrahlen verwendet, um NHL-Zellen abzutöten oder deren Wachstum zu verlangsamen. Um die Nebenwirkungen möglichst gering zu halten werden die Strahlen gezielt auf das Lymphom gerichtet. Die bestrahlte Region wird sorgfältig begrenzt, so dass nur die Lymphomzellen der vollen Strahlendosis ausgesetzt sind. Die einzelnen Behandlungen dauern gewöhnlich nur einige Minuten, verursachen keine Beschwerden und werden ambulant durchgeführt, wobei der Patient bis zu fünf Mal pro Woche ins Krankenhaus muss. Ein Strahlentherapieverlauf dauert normalerweise zwischen 2 und 6 Wochen. Radio--Immuntherapie Radio Monoklonaler Antikörper Chelator Beta--Strahlung Beta 90Y-Radionuklid Mantelzell-Lymphom (MCL) • Häufiger im höheren Lebensalter (mittleres Alter bei Diagnosestellung 65 Jahre) • Ursache der Erkrankung ist unbekannt • Neben den Lymphknoten häufiger Befall anderer Organe •Magen-Darmtrakt •Knochenmark •Daher meist im fortgeschrittenen Stadium Therapieoptionen beim MCL Für Hochdosistherapie geeignet? Ja Nein R plus Chemotherapie R-CHOP/AraC autologe Transplantation Observanz Rezidiv Progression Remission Observanz R + Zweitlinien-Chemoth. Bendamustin Bortezomib (bzw. Kombi) (R + ) IMiD Radioimmuntherapie Temsirolimus Klinische Studie Progression Follikuläres B-Zell Lymphom • Zweithäufigster NHL Subtyp • Gehört zu den B-Zell Lymphomen • Zunehmende Häufigkeit mit höherem Alter • Indolentes NHL, aber Transformationen häufig! • Bei Diagnose häufig asymptomatisch • 80% der Patienten im Stadium III-IV bei Diagnosestellung • Medianes Überleben: > 10 Jahre • Kurative Bestrahlung bei Diagnose im Stadium I & II Follikuläres B-Zell Lymphom: Typische Therapieindikationen • Zytopenie aufgrund einer Knochenmarksinfiltration • Symptome, welche eindeutig Lymphom-bedingt sind (Fieberschüber, Nachtschweiss, Gewichtsverlust; Fatigue) • Grosses Lymphompaket • Ständige Progression der Lymphome während einer Phase der Beobachtung (z.B. innerhalb von 6 Monaten) • Histologische Transformation • Splenomegalie (Milzvergrösserung) Follikuläre Lymphome Überlebenszeit (vor Rituximab) 100 1987-1996 (n=668) 80 1976-1987 (n=513) 1960-1976 (n=195) 60 % 40 20 0 0 5 Horning. Semin Oncol. 1993;20(No. 5, suppl 5):75-88 10 15 Years 20 25 30 CHOP vs. R-CHOP –Zeit bis zum Therapieversagen (Erstlinientherapie bei Follikulärem Lymphom) 1,0 ,9 R-CHOP (231/285) ,8 ,7 ,6 ,5 p<0.0001 ,4 CHOP (164/272) ,3 ,2 ,1 0,0 0 1 2 3 Jahre nach Behandlungsbeginn 4 5 Rituximab Erhaltungstherapie Subgruppen Analyse nach Induktionstherapie Progression free survival Progression free survival after R-CHOP after CHOP 100 100 90 90 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 Overall Logrank test: p<0.0001 10 0 (years) 0 1 2 3 4 O N 55 69 Number of patients at risk : 31 11 4 1 Treatment Observation 32 76 61 4 Mabthera 38 Overall Logrank test: p=0.004 10 20 5 0 (years) 0 1 2 3 4 O N 55 98 Number of patients at risk : 59 31 13 4 Treatment Observation 34 91 65 8 Mabthera 48 27 5 Therapieoptionen im Rezidiv • • • • Häufig eine Kombination inklusive Rituximab Optimales Chemo-Regime unbekannt Transplantation als Option bei jüngeren Patienten Neue Substanzen (Bendamustin, Bortezomib, Lenalidomid, neue Antikörper, Radioimmuntherapie,...) • Klinische Studien Morbus Waldenström - Diagnose Blutbildkontolle zeigt Anämie, Leukopenie und Thrombopenie Stark erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit Eiweißelektrophorese zum Nachweis von erhöhtem Gammaglobulin Immunelektrophorese zum Nachweis von erhöhtem IgM-Protein Morbus Waldenström - Therapie Bei symptomlosen Patienten regelmäßige Blutbildkontrollen Therapiebeginn bei B-Symptomatik, starkem Abfall des Hämoglobinwertes, hohem IgM-Protein, schwerer Neuropathie sowie bei großen Tumoren Chemotherapie mit Alkylantien (Chlorambucil, Cyclophosphamid) und Purinanaloga (Fludarabin) Morbus Waldenström - Therapie Antikörper : Rituximab (Mabthera) Kombination von Chemotherapie und Antikörpern Neuere Substanzen wie Bortezomib (Velcade) und Lenalidomid (Revlimid) Plasmapherese bei hohem IgM-Protein Stammzelltransplantation bei jüngeren Patienten