Wir regeln das. Info-Brief Nr. 22 Definitionen „Leistungsfaktor“ und „Strom-Verzerrungsblindleistung“ Leistungsfaktor und cos: Der Leistungsfaktor kann zwischen 0 und 1 liegen. In Stromversorgungseinrichtungen wird zur Vermeidung von Übertragungsverlusten ein möglichst hoher Leistungsfaktor angestrebt. Im Idealfall beträgt er 1,0. Energieversorgungsunternehmen schreiben für ihre Kunden häufig einen Leistungsfaktor von mindestens 0,9 vor. Wird dieser Wert unterschritten, wird die bezogene Blindarbeit gesondert in Rechnung gestellt. Unter den oben beschriebenen Bedingungen gilt auch: In Verbindung mit dem Thema Netzrückwirkungen in elektronischen Schaltungen spielt der Leistungsfaktor (power factor) eine besondere Rolle. Als Leistungsfaktor, Wirkleistungsfaktor oder auch Wirkfaktor bezeichnet man das Verhältnis von Wirkleistung P zur Scheinleistung S. Wirkleistung: P U I cos cos Strom-Verzerrungsblindleistung: Die Verzerrungsblindleistung oder auch Oberschwingungsblindleistung genannt, beschreibt eine spezielle Form der Blindleistung. In Wechsel- bzw. Drehstromnetzen wird durch nichtlineare Verbraucher wie Gleichrichter, Wechselrichter oder auch magnetische Bauteile mit Sättigungserscheinungen Verzerrungsblindleistung erzeugt. Der nichtsinusförmige Strom ist als Summe von Oberschwingungsströmen darstellbar. Diese Oberschwingungen des Stromes in Kombination mit Grundschwingungen der Netzspannung ergeben Blindleistungsanteile, die als Stromverzerrungsblindleistung bezeichnet werden. Das Produkt der Spannung mit allen Oberschwingungsströmen bildet somit die Stromverzerrungsblindleistung D: Scheinleistung: D U S U I I 2 2 Die Scheinleistung (S) entspricht dem Produkt von Spannungseffektivwert (U) mit Stromeffektivwert (I). Leistungsfaktor: P S ( Power Faktor PF ) Hinweis: Die Definition beruht auf der Annahme, dass keine Spannungsharmonischen existieren, die mit Stromharmonische (gleiche Frequenz) eine Wirkleistung erzeugen können. Strom-Verzerrungsblindleistung (D) ist: | | Die anstelle des Leistungsfaktors ( ) traditionell verwendete Messgröße „cos“ resultiert im Wesentlichen aus der bisher verwendeten Messtechnik. In herkömmlichen Messumformern verwendet man die bedeutend einfacher zu realisierende Messung der Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Die entsprechenden Umformer geben in aller Regel ein dem Winkel lineares Ausgangssignal ab (z.B. -20 mA … 0 … 20 mA). Die gewünschte Cosinus-Funktion wird auf den Skalen der Nachschaltgeräte durch eine entsprechende unlineare Skaleneinteilung realisiert (Skalenverlauf proportional der Cosinus-Kurve z.B. 0,5 kapazitiv … 0 … 0,5 induktiv) Nur bei exakt sinusförmigen Strömen und Spannungen ist der Leistungsfaktor gleich dem Cosinus des Phasenwinkels . 2 D S 2 P 2 Q50 Bild 1 Die Wirkleistung P ist jene Leistung, die von einem Verbraucher als Leistung verbraucht wird. Die Grundschwingungs-Blindleistung Q50 ist eine Leistungskomponente, die A. Eberle GmbH & Co. KG • Frankenstraße 160 • D-90461 Nürnberg [email protected] • www.a-eberle.de Seite 1 von 2 Wir regeln das. infolge der Energiespeicherung in den induktiven oder kapazitiven Anteilen der Verbraucher periodisch zwischen Erzeuger und Verbraucher hin- und herpendelt. Durch den großen Anteil von Strom-Oberschwingungen (THD I = 375%) beträgt bei diesem Verbraucher der Leistungsfaktor = 0,20, während der cos bei 0,93 liegt. Bei Strom-Oberschwingungen im Netz, kommt eine dritte Komponente, die Strom-Verzerrungsblindleistung D hinzu, die die Blindleistung der Strom-Oberschwingungen darstellt. Das Produkt aus zwei reinen Sinusschwingungen unterschiedlicher Ordnungszahl ist über eine Periode Null, trotz zeitlicher Änderung! Bild 2 rot grün blau = = = Spannung 50 Hz; Strom 150 Hz; Leistung aus Produkt U 50Hz und I 150 Hz Viele elektronische Verbraucher wie Brückengleichrichterschaltungen oder Schaltnetzteile haben einen hohen cos der nahe 1 liegt, aber einen schlechten Leistungsfaktor. Hier würde der Einsatz einer Kompensationsanlage keine Reduktion der Blindleistung oder eine Verbesserung des Leistungsfaktors erbringen. Spannungs- und Strom-Oberschwingungen verschiedener Frequenz ergeben während einer Periode keine mittlere Leistung, somit auch keine Wirkleistung. Die Wirkleistung wird nur aus den Strom- und Spannungsanteilen gleicher Frequenz gebildet, in diesem Fall nur mit der Stromgrundschwingung: Wirkleistung: P U I1 cos1 Damit ergibt sich für den Leistungsfaktor: U I1 cos1 S Beispiel Energiesparlampe: Strom L1 Spannung L1-N Wirkleistung P Scheinleistung S Blindleistung Q Strom-Verzerrungsblindleistung D = = = = = = 580 mA 232 V 28 W 134,6 VA 131,6 VAr 112 VAr Die Reihe wird fortgesetzt. Fehlende Info-Briefe liefern wir Ihnen jederzeit gerne nach. Ausgabe: 03-2013 / I022-1-D-1-001-04.docx A. Eberle GmbH & Co. KG • Frankenstraße 160 • D-90461 Nürnberg [email protected] • www.a-eberle.de Info-Brief Nr. 22 Seite 2 von 2