Magenschleimhaut in Gefahr: Helicobacter

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Magenschleimhaut in Gefahr:
Helicobacter-Beseitigung beugt Magenkrebs vor
Berlin, März 2016 – Etwa die Hälfte der erwachsenen Menschen in Deutschland ist mit dem
Magenbakterium Helicobacter pylori infiziert. Bei jedem Fünften kommt es im Verlauf des Lebens
zu Magenbeschwerden oder zur Ausbildung von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren. Doch
auch wenn der Keim keine Beschwerden verursacht, erhöht er langfristig das Risiko, an
Magenkrebs zu erkranken. Die neu überarbeitete Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für
Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) empfiehlt eine
„Eradikationstherapie“ daher auch für bestimmte Risikogruppen.
Das erste Zeichen einer Helicobacter-Infektion ist häufig eine Entzündung der Magenschleimhaut: die
akute Gastritis. Geht diese – meist in der Kindheit unbemerkt – in eine chronische Entzündung über,
kann es zu einer Reihe von Komplikationen kommen. Auf dem Boden der chronischen Gastritis
entstehen bei jedem fünften Patienten Magenbeschwerden bis hin zu Geschwüren im Magen- und
Zwölffingerdarm. Langfristig erhöht der Keim das Magenkrebsrisiko, und er ist auch für das MALTLymphom, einen seltenen Lymphdrüsenkrebs, verantwortlich.
„Eine Eradikationstherapie, also die Beseitigung von Helicobacter pylori, lindert nicht nur die akuten
Beschwerden bei einer Magenschleimhautentzündung, einem Magen- oder einem
Zwöffingerdarmgeschwür“, sagt Professor Dr. med. Peter Malfertheiner, Direktor der
Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie in Magdeburg und einer der
beiden Leitlinienkoordinatoren. „Sie hat auch das Potential, das Widerauftreten von Geschwüren und
die Entstehung eines Magenkarzinoms zu verhindern.“ Bei nahen Verwandten von
Magenkrebspatienten oder bei Menschen, die bereits eine Krebserkrankung in der Frühphase
durchgemacht haben, rät die DGVS daher zu einer Behandlung – auch dann, wenn die Patienten
keine Beschwerden haben.
Auch Menschen, die länger als ein Jahr sogenannte Protonenpumpeninhibitoren einnehmen, sollten
den Magenkeim entfernen lassen. „Denn die Behandlung mit diesen Säureregulatoren führt auf
Dauer zu einer Atrophie oder zu einer Intestinalen Metaplasie der Magenschleimhaut. Diese nicht
mehr rückbildungsfähigen Veränderungen erhöhen wiederum das Magenkrebsrisiko“, erläutert
Malfertheiner. Protonenpumpeninhibitoren, kurz „PPI“, hemmen die Bildung von Magensäure. Ärzte
verschreiben sie häufig zur Behandlung der Refluxkrankheit, also bei Sodbrennen.
Auch bei Patienten, die ein erhöhtes Risiko für Magenblutungen mitbringen, sollten Ärzte eine
Helicobacter-Behandlung erwägen. „Die dauerhafte Einnahme von ASS oder bestimmten
Rheumamedikamenten, den nicht-steroidalen Antirheumatika, sollte Anlass sein, über eine
vorsorgliche Beseitigung des Keims nachzudenken“, erklärt Leitlinienkoordinator Professor Dr. med.
Wolfgang Fischbach, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau. Denn
die Beseitigung des Keims kann das Risiko für Magenblutungen senken.
Voraussetzung für eine Behandlung sei der Nachweis des Keims, betont der Experte. Da kein
Testverfahren hundertprozentig sicher ist, sollten zwei Tests positiv ausfallen. Die neue Version der
Leitlinie lässt jedoch auch eine Ausnahme zu: Wird der Keim bei einer Magenschleimhautentzündung
in einer Gewebeprobe nachgewiesen, sind weitere Tests nicht mehr nötig.
Die Eradikationstherapie ist heute in der Regel erfolgreich. Sie erfordert jedoch die Mitarbeit und die
Geduld des Patienten, der mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen muss. Standard ist eine
Tripeltherapie aus zwei Antibiotika und einem Protonenpumpeninhibitor. Ist der Keim gegen eines
der Antibiotika resistent, sollten Ärzte zu einer Therapie mit vier Wirkstoffen wie der Bismutbasierten Quadrupeltherapie greifen. „Dies betrifft häufig Menschen mit Migrationshintergrund oder
Patienten, die zuvor schon mit Clarithromycin oder einem verwandten Antibiotikum behandelt
wurden“, erklärt Fischbach: „In diesen Fällen ist das Risiko hoch, dass die klassische Tripeltherapie
nicht anschlägt.“
„Mit der neuen Leitlinie liegt uns ein gut funktionierendes Konzept zum Umgang mit Helicobacter
vor, das sich an den aktuellen Erkenntnissen orientiert“, so die beiden Experten.
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet.
Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem
Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet
Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein
besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die
Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.
Literatur:
S2k-Leitlinie Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit
W. Fischbach, P. Malfertheiner, P. Lynen Jansen, W. Bolten, J. Bornschein, S. Buderus, E. Glocker, J. C.
Hoffmann, S. Koletzko, J. Labenz, J. Mayerle, S. Miehlke, J. Mössner, U. Peitz, C. Prinz, M. Selgrad, S.
Suerbaum, M. Venerito, M. Vieth für das DGVS-Leitlinien-Komitee.
Die Leitlinie auf der Homepage der DGVS:
http://www.dgvs.de/fileadmin/user_upload/Leitlinien/Helicobacter_pylori/S2kLeitlinie_Helicobacter_pylori_und_gastroduodenale_Ulkuskrankheit.pdf
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