islam und gewalt

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Der Islam und die Gewalt
Inhaltsverzeichnis
1 DAS PRINZIP DER TOLERANZ IM ISLAM 2 1.1 Sure (Kapitel) Al-­‐ Kaafiruun 109 (die Nichtmuslime) 2 1.2 Die Aaya (Vers) 13 aus der Sure (Kapitel) Al-­‐Hudschuraat 3 1.3 Dschizya 5 2 URSACHEN UND FOLGEN VON INTOLERANZ 6 3 DER ISLAM UND DIE GEWALT 8 3.1 Das Wesen des Islam als Lebensweise 3.2 Interpretationsbedürftige Stellen 3.2.1 Die islamische Kriegsmoral 4 DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN MUSLIMEN UND NICHTMUSLIMEN 8 9 11 12 4.1 Beispiele aus der Geschichte: 12 4.2 Daarus-­‐Silm und Daru-­‐Lharb 4.2.1 Daarus-­‐Silm 4.2.2 Daaru-­‐Lharb 13 13 13 5 DIE ISLAMISCHEN EROBERUNGEN UND DIE VERBREITUNG DES ISLAM 14 6 DAS PRINZIP DES DSCHIHADS 14 7 ZUR HEUTIGEN WELLE VON GEWALT 15 7.1 Allgemeine Lösungsvorschläge für das Phänomen von Gewalt 8 ANHANG 17 18 2
1 Das Prinzip der Toleranz im Islam Der Islam lehnt die Benützung des Wortes Toleranz ab, denn dieses Wort beinhaltet etwas
Arroganz und Überheblichkeit seitens desjenigen, der behauptet, tolerant zu sein. Der Islam
spricht von Akzeptanz des Anderen. In diesem Zusammenhang fällt auch das Wort Integration,
welcher der Islam wohl willkommen heißt, jedoch sie stark von Assimilation und Verschmelzung
unterscheidet. Der Islam spricht in diesem Zusammenhang grundsätzlich lieber von der
Partizipation (Anteilnahme) und von dem produktiven Agieren (Handeln) in der Gesellschaft, in
der die Muslime leben.
Diese Einstellung hat der Islam seit seiner Gründung und er hat sie im Laufe der ganzen
Geschichte beibehalten: Er erkennt Christentum und Judentum als Religionen göttlichen
Ursprungs und verpflichtet seine Anhänger seit Anbeginn zum Respekt ihrer Anhänger.
So formuliert der Islam das Prinzip der Akzeptanz, wie er sie versteht, folgendermaßen:
1.Teil
Ich bin mir sicher, dass meine Wahrheit die einzig echte Wahrheit ist und ich akzeptiere aber
gleichzeitig, dass andere Menschen andere Wahrheiten haben, die sie auch für die einzig echte
Wahrheit halten.
2.Teil
Doch ich erwarte auch, dass die anderen Menschen akzeptieren, dass ich eine eigene Wahrheit
habe, die ich für die einzig echte Wahrheit halte.
Diese Formulierung bedeutet, dass es weder Zwangsmissionierung noch Islamisierung von
Andersgläubigen zulässig ist. Doch wohl Diskussion und Erklärung der eigenen Religion im
Sinne des gesunden Dialogs.
Folgende zwei Belege aus der Primärquelle des Islam, dem Quran, geben diese Idee deutlich
wieder:
1.1 Sure (Kapitel) Al-­‐ Kaafiruun 109 (die Nichtmuslime) ‫ﺑﺴﻢ ﷲ ﺍاﻟﺮﺣﻤﺎﻥن ﺍاﻟﺮﺣﻴﯿﻢ‬
َ‫ﻗُﻞْ ﻳﯾَﺎ ﺃأَﻳﯾﱡﻬﮭَﺎ ﺍا ْﻟﻜَﺎﻓِﺮُﻭوﻥن‬
َ‫َﻻ ﺃأَ ْﻋﺒُ ُﺪ َﻣﺎ ﺗَ ْﻌﺒُ ُﺪﻭوﻥن‬
‫َﻭو َﻻ ﺃأَﻧﺘُ ْﻢ ﻋَﺎﺑِ ُﺪﻭوﻥنَ َﻣﺎ ﺃأَ ْﻋﺒُﺪ‬
‫َﻭو َﻻ ﺃأَﻧَﺎ ﻋَﺎﺑِ ٌﺪ ﱠﻣﺎ َﻋﺒَﺪﺗﱡ ْﻢ‬
‫َﻭو َﻻ ﺃأَﻧﺘُ ْﻢ ﻋَﺎﺑِ ُﺪﻭوﻥنَ َﻣﺎ ﺃأَ ْﻋﺒُ ُﺪ‬
‫ﻳﯾﻦ‬
ِ ‫ﻟَ ُﻜ ْﻢ ِﺩدﻳﯾﻨُ ُﻜ ْﻢ َﻭوﻟِ َﻲ ِﺩد‬
„Sprich! Oh ihr Nichtmuslime! Ich glaube nicht an das, woran ihr glaubt; Und ihr glaubt
nicht an das, woran ich glaube. Ich werde nicht an das glauben, woran ihr glaubt; Und
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ihr werdet nicht an das glauben, woran ich glaube. Ihr habt eure Religion/Lebensweise
und ich die Meine“
Analyse der Sure
Diese Sure, die ganz am Anfang der Verkündung des Islam in Mekka als fünfzehnte offenbart
wurde, spricht Nichtmuslime in einer allgemeinen Form an. Sie spricht selbstverständlich die
Polytheisten Mekkas der damaligen Zeit an. Durch ihren allgemeinen Formulierungscharakter
gilt sie jedoch für alle Zeiten und für jede Menschenkonstellation, da sie keine Spezifikationen
beinhaltet, obwohl sich ihr Hinabsendungsanlass (der Grund, warum sie offenbart wurde) auf das
Volk des Propheten Muhammed sas in Mekka bezieht. Somit wollte Gott von Anbeginn des
Islam an das Prinzip der Zwischenmenschlichen Beziehungen klar stellen und es nicht auf Grund
der religiösen Überzeugung festlegen. Gott akzeptiert die Vielfalt, auch die der religiösen
Überzeugung. Vgl. dazu den Vers (ً‫ﺍاﺣ َﺪﺓة‬
ِ ‫ – َﻭوﻟَﻮْ ﺷَﺎ َء ﺍاﻟﻠﱠـﻪﮫُ ﻟَ َﺠ َﻌﻠَ ُﻜ ْﻢ ﺃأُ ﱠﻣﺔً َﻭو‬Und hätte Allah gewollt, hatte er
aus allen Menschen eine einzige Gemeinschaft gemacht). Gott will jedoch die Vielfalt und behält
sich das Recht auf den Urteil über Richtigkeit oder Falschheit der Überzeugung der Menschen.
Keiner darf über die Überzeugung des anderen urteilen. Der Satz –Ich glaube nicht an das, woran
ihr glaubt- wird zweimal wiederholt: Im arabischen ist das eine Art Betonung der Wichtigkeit der
Aussage. Der Satz bezieht sich einmal auf die Gegenwart und einmal auf die Zukunft. Somit
unterstreicht Allah die Ewigkeit des islamischen Prinzips der Akzeptanz.
Der letzte Vers (Aaya) dieser Sure spricht etwas Großartiges an. Allah bezeichnet religiösen
Einstellungen als Lebensweise als Religion, die respektiert werden sollen. Respektiert wird dabei
das Recht des Menschen auf seine Meinung (Meinungsfreiheit). Er stellt den Islam als die
Religion des Propheten, mit dem Er spricht, neben der Religion der Polytheisten. Er stellt sie
beide nebeneinander, nicht einander gegenüber. Dieser Satz legitimiert aber nicht die Religion
des Anderen. Der Urteiol über die Richtigkeit und Legitimation steht Gott alleine zu.
1.2 Die Aaya (Vers) 13 aus der Sure (Kapitel) Al-­‐Hudschuraat ‫ ﺍاﻥن ﺍاﻛﺮﻣﻜﻢ ﻋﻨﺪ ﷲ ﺍاﺗﻘﺎﻛﻢ‬.‫ﻳﯾﺎ ﺍاﻳﯾﻬﮭﺎ ﺍاﻟﻨﺎﺱس ﺍاﻧﺎ ﺧﻠﻘﻨﺎﻛﻢ ﻣﻦ ﺫذﻛﺮ ﻭو ﺍاﻧﺜﻰ ﻭوﺟﻌﻠﻨﺎﻛﻢ ﺷﻌﻮﺑﺎ ﻭو ﻗﺒﺎﺋﻞ ﻟﺘﻌﺎﺭرﻓﻮﺍا‬
„Ihr Menschen! Wir haben euch aus Man und Frau erschaffen und Wir haben euch zu
Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennen lernt. Der würdigste unter
euch ist für mich der Frommste“
Analyse der Aaya (Vers)
Diese Aaya wurde gegen Ende der Verkündung des Qurans an 106. (von 114) Stelle in einer
Phase offenbart, in der die Muslime in Medina sehr viel mit Andersgläubigen, vor allem Juden
und Christen, zu tun hatten. Somit beginnt der Quran mit dem Prinzip der Akzeptanz des
Anderen und endet damit. Sie ist eigentlich eine Art Erinnerung und Bestätigung an die Sure
(Kapitel) Al-Kaafiruun.
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Diese Aaya beginnt mit einem Aufruf, der an die GESAMTE MENSCHHEIT gerichtet ist. Allah
spricht hier die Menschen allgemein an, nicht eine bestimmte Rasse oder Ethnie oder
Glaubensrichtung. Er sagt nicht: „Ihr Muslime, ihr Mumin-Gläubige, oder ihr KafirNichtmuslime, oder Ihr Araber…“; Er sagt IHR MENCHEN. Der allgemeine Charakter macht
den Inhalt dieser Aussage alle Menschen betreffend. Gott unterstreicht dabei auch die
gleichberechtigten Bestandteile aller Gemeinschaften (MANN UND FRAU) und weist damit auf
die Wichtigkeit beider hin. Danach spricht Er von seiner Absicht aus Menschen ethnische
Gruppen zu machen. Eine Absicht, die der Schöpfung und dem Leben einen Sinn gibt. Mit
VÖLKERN UND STÄMMEN meint Er selbstverständlich wieder die von ihm beabsichtigte
Vielfalt und Verschiedenheit als Bereicherung. Er meint damit auch die Unterschiedlichkeit in
den Punkten: Ethnie, Religion, Hautfarbe, Mentalität, Kultur, Sprache etc.
Gott legt in dieser Aaya das Ziel dieses Schöpfungsaktes in das KENNENLERNEN fest. Die
Menschen hat Er erschaffen, damit sie sich bemühen, einander kennen zu lernen. Das Wort
Kennenlernen beinhaltet selbstverständlich den Frieden. Also Kennenlernen in friedlicher
Absicht. Wenn das Ziel das Kennenlernen ist, dann heißt es, dass es Gott zu einem wesentlichen
religiösen Gebot macht. Menschen sind verpflichtet, die Nähe und die Freundschaft anderer zu
suchen, ungeachtet ihrer religiösen Überzeugungen. Dass man nur die Nähe und die Freundschaft
derjenigen, die gleich denken und an das Gleiche glauben, suchen soll, ist eine falsche
Entwicklung, welche sich die Menschen ausgedacht haben und für sich irgendwie gerechtfertigt
haben. Diese Entwicklung entartete auch in das, was man heute unter „GettoisierungDiskriminierung-Rassismus etc.“. Diese Entwicklung entspricht keineswegs den Willen Gottes.
Der letzte Punkt in dieser Aaya macht das deutlich, wodurch Allah zwischen Menschen
unterscheidet und durch das Er sie beurteilt. Die FRÖMMIGKEIT.
Bedenken wir, dass die Frömmigkeit bzw. (Gläubigkeit) etwas Unsichtbares ist und nichts ist,
wegen dem die Menschen einander beneiden können, da es nicht oberflächlich sichtbar ist.
Frömmigkeit besteht aus zwei Ebenen:
a. Die Ebene Mensch-Gott:
Alle vorgeschriebenen persönlichen Gottesdienste, mit denen ein Mensch die
Zufriedenheit Gottes bezweckt und von denen Menschen und die Umwelt nicht
direkt profitieren und die in voller Demut, ehrlich und mit entsprechender guter
Absicht vollzogen werden, machen die Frömmigkeit des Einzelnen. Bsp.: Das
Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt, das Bittgebet, die Suche nach Gott, das
Vertrauen auf Gott, die gute Absicht etc.
Diese Beispiele betonnen in erster Linie die Beziehung zwischen dem Menschen
und Gott, beinhalten aber auch Aspekt des gemeinschaftlichen Nutzens. Sie sind
jedoch unsichtbar. Mit denen kann man nicht angeben. Die meisten macht man im
Verborgenen.
b. Die Ebene Mensch-Mensch
Die zwischenmenschlichen Handlungen, durch die man die Zufriedenheit Gottes
bezweckt, sollen auch nicht mit der Absicht vollzogen werden, man macht sich
einen Namen oder man wird berühmt, bzw. man wird gefördert etc. Sie sollen
ohne Werbung vollzogen werden. Somit heißt es, dass die beste Spende, die beste
Hilfe, jene ist, die nicht öffentlich vollzogen wird. Dazu gehören auch: Korrektheit
in der Arbeit, Teamgeist, Einsatz für andere, Selbstlosigkeit, Mensch mit einem
Lächel zu begegnen, sein Wissen zur Verfügung zu stellen etc.
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Gott macht das Unsichtbare zum Grund, durch den man von ihm beurteilt wird. Für Menschen
bleibt dieser Bereich unsichtbar und somit nicht als Grundlage für ihre Beziehungen im
alltäglichen Leben. Das ist der Maßstab Gottes. Die Menschen haben daraus Rituale und
Äußerlichkeiten gemacht, die dazu führen, dass die sichtbar (dem Schein nach) religiösen
Menschen mehr geachtet und somit von anderen Menschen besser beurteilt werden. Der Urteil,
den Allah für sich behalten wollte, haben die Menschen mit der Zeit in Anspruch genommen.
Anzeichen dieses Prinzips der islamischen Akzeptanz erlebte man bei der ersten Generation der
Muslime in Medina, teilweise im Osmanischen Reich, in Andalusien des Mittelalters, in Palästina
bis 1948. Ein ganz wesentlicher Aspekt dieses Prinzips ist der Bau von Kirchen in den
islamischen Ländern, welcher durch die gesamte islamische Kulturgeschichte vorhanden war.
Die Christen und die Juden haben, bis auf wenigen Ausnahmen, immer ihre Kirchen und
Synagogen in den islamischen Ländern bauen dürfen.
Diese Ausführung zum Prinzip der islamischen Akzeptanz wirft die Frage nach den bekannten
Steuern auf, welche die Nichtmuslime in den islamischen Ländern haben bezahlen müssen.
1.3 Dschizya Es herrscht ein Irrtum in der bekannten Definition der Dschizya. Sie ist keine materielle
Gegenleistung, die ein Nichtmuslim bezahlen muss, damit er den Islam nicht beitreten muss.
Diese Definition würde bedeutet, dass viele dadurch zwangsislamisiert werden, was ein
deutlicher Widerspruch zum Islamischen Prinzip ‫ ﻻ ﺍاﻛﺮﺍاﻩه ﻓﻲ ﺍاﻟﺪﻳﯾﻦ‬- kein Zwang im Glauben (AlBaqara 2:256) darstellt.
Die Dschizya ist eine regelmäßige Steuer, die fähige Nichtmuslime bezahlen müssen, damit sie in
den islamischen Ländern leben und arbeiten dürfen. In unserer modernen Welt werden wie sie
mit der Lohnsteuer vergleichen, so wie wir sie heute kennen. Diese Steuer garantiert dem
Nichtmuslim, welcher als Bürger des betroffenen islamischen Landes betrachtet wird, die Rechte,
die Muslime genießen. Ihm wird Schutz, Eigentumsrecht, Glaubensrecht, Familienrecht, Recht
auf gerichtliche Verhandlung nach seinem religiösen Recht etc. gewährleistet.
Im Gegensatz dazu haben die Spanier alle islamischen Denkmäler (bis auf sehr wenige) in
Spanien zerstört, die von der 11 Jahrhunderte starken und hochzivilisierten Präsenz der Muslime
in Spanien zeugten (Muslime waren über 11 Jahr-hunderte in Spanien, man findet aber heu zu
Tage fast keine Moscheen aus dieser Zeit). Außerdem mussten die muslimischen Bürger nach der
Inquisition entweder sich zum Christentum bekehren oder sie wurden getötet.
Als weiterer Gegensatz dazu darf hier die Kolonialzeit erwähnt werden, in der fast alle
islamischen Länder kolonisiert wurden und ihre Schätze und Rohstoffe sowie ihre Bürger bis
zum Äußersten ausgebeutet wurden. Heutzutage wird der islamischen Kulturgeschichte
frecherweise vorgeworfen, von den Nichtmuslimen die Dschizyasteuer verlangt zu haben.
Dieser Steuer für Nichtmuslime wird die Zakat für Muslime gegenübergestellt. Fähige Muslime
müssen die Zakatsteuer bezahlen. Sie ist auch eine verpflichtende Steuer, die dem Muslim die
gleichen Rechte gewährleistet. Auch sie kann man mit der heutigen uns bekannten Lohnsteuer
vergleichen. Sie beträgt 2,5% von den Ersparnissen bzw. von dem Kapital + erzielten Gewinne
eines ganzen Jahres.
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Da die Nichtmuslime auch Handel betrieben und keine Zakat bezahlten, weil sie ein islamischer
Gottesdienst darstellt, begleichen sie diesen Defizit durch die Dschizya aus.
Die Höhe der hängt von dem Einkommen ab und arme Nichtmuslime sind davon befreit,
genießen selbstverständlich alle sozialen Rechte und werden sogar empfangsberechtigt für die
Zakat der Muslime und der Dschizya der Nichtmuslime. Dieses Prinzip spielt eine großartige
soziale Rolle und ist keineswegs als Mechanismus der Ausbeutung von Nichtmuslimen zu
betrachten.
Wenn das Prinzip der islamischen Akzeptanz das gemeinschaftliche Leben aller Menschen in
Vordergrund stellt und die Zwangsislamisierung sowie die Beurteilung anderer Menschen
aufgrund ihrer religiösen Überzeugung verbietet, dann erhebt sich die Frage nach der Ursache der
Gewalt, die mit dem Islam in Verbindung gebracht wird. Mit anderen Worten: Fördert der Islam
die Gewalt?
2 Ursachen und Folgen von Intoleranz Der englische Philosoph John Locke konzipierte 1667 in englischer Sprache einen Aufsatz, der
1689 anonym in Latein unter dem Titel Epistola de tolerantia („Brief über die Toleranz“)
erschien. Diesem folgten zwei weitere in englischer Sprache A Second Letter Concerning
Toleration (1690) und A Third Letter Concerning Toleration (1692). Locke plädierte für eine
gewisse Duldung unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse, jedoch nicht des Atheismus und nur
eingeschränkt des Katholizismus. In England wurde im ähnlichen Sinne 1689 vom Parlament
der Toleration Actverabschiedet.
Im Zeitalter der Aufklärung wird die Toleranzidee zur Forderung einer Duldung aller
Konfessionen, der Bedeutungsbereich des Toleranzbegriffs wird auch über das Religiöse hinaus
erweitert, auf eine allgemeine Duldung anders Denkender und Handelnder. So gilt
in Lessings 1779 veröffentlichten Drama Nathan der Weise die Ringparabel als eine
zeitgenössische Formulierung des Toleranzgedankens, bezogen auf die drei
großen monotheistischen Religionen. In Frankreich machte sich Voltaire bereits 1763 in seiner
Schrift Traité sur la tolérance („Abhandlung über den Toleranzgedanken“) zum Fürsprecher
einer uneingeschränkten Glaubens- und Gewissensfreiheit.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts definierte Brockhaus im Conversations-Lexikon: „Die Toleranz –
Duldung – heißt die Zulassung einzelner Personen, oder auch ganzer Gesellschaften, welche in
Rücksicht der Religion anders denken, als die zur herrschenden Religion sich bekennenden
Bewohner eines Orts oder Landes.“ Und Goethe forderte in seiner
Aphorismensammlung Maximen und Reflexionen: „Toleranz sollte eigentlich nur eine
vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“
Der englische Philosoph und Ökonom John Stuart Mill verwendete in der Mitte des 19.
Jahrhunderts den Begriff der Toleranz nicht als Terminus, sondern sprach von religiöser Toleranz
im traditionellen Sinne. Seine Betonung individueller Freiheiten gilt jedoch als wegweisend für
die Toleranzidee und die Ausdehnung des Bedeutungsrahmens: Insbesondere seit Mill wird von
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Toleranz nicht nur in Bezug auf das Verhältnis zwischen Gruppen, sondern auch in Bezug auf
Gruppen zu Individuen und Individuen zu Individuen gesprochen.
An 28. Oktober 1965 kündigte der Vatikan sein Verhältnis zu anderen Religionen und
Konfessionen und verfasste die sogenannte Nostra Aetate, die Erklärung des Zweiten
Vatikanischen Konzils.
Vgl. im Anhang den Originaltext der NOSTRA AETATE !!!!!!
Die Folgen waren die Anerkennung des Islam zu Beispiel in Österreich als weitere Staatsreligion,
die Gründung von Religionsgemeinschaften wie die Islamische Glaubensgemeinschaft in
Österreich (IGGOE), die Organisation von Muslimen in Vereinen und Konföderationen sowie die
Errichtung von Gebetsräumen, wo sich Muslime zum Gebet oder in der Freizeit versammelten.
Dies bedeutete jedoch nicht, dass die Menschen toleranter zu einander geworden, denn eine
Erklärung oder ein Vertrag können nicht viel an der Einstellung von Menschen ändern, würde
nicht konkret am Abbau von Vorurteilen beiderseits und am Bewusstmachung über den anderen
gearbeitet.
Mehrere Gründe führen zu Intoleranz:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Angst vor dem Ungewohnten
Mangel an Information über den anderen und seine Herkunft
Verzehrtes Wissen über den anderen
Historische Antipathien
Konkretes Benehmen des anderen
Klischeebilder
Politische Motivation
Kürze der Auseinandersetzung: In Österreich ist dieses Phänomen noch nicht sehr alt.
Der Wissenschaftlichkeit und Korrektheit halber muss man zugeben, dass für eine schiefe Lage
im Verhältnis zwischen zwei Individuen und Gruppen immer beide Teile schuld. Das bedeutet,
dass der Einheimische sich von Klischees und Vorurteilen leiten lässt, jedoch und sogar oft das
Verhalten des fremden, welches für ihn fremd ist, ihn zu seiner fremdenfeindlichen Haltung führt.
Selbstverständlich kann man auch nicht jedes Verhalten mit der Ausrede Fremdheit begründen.
Grundsätze des akzeptablen Benehmens sind international und von allen Menschen anerkannt.
Also man kann nicht alles dulden, weil der andere aus einer anderen Kultur kommt. Das gilt für
beide Seiten gleich.
Die Lösung dieses Phänomens der Intoleranz kann nur durch die Lösung seiner einzelnen
Ursachen erreicht werden.
1. Es ist notwendig, dass Sensibilisierungsprogramme für beide Seiten gestartet werden.
Diese Programme sollen das Ziel haben, das Leben des anderen und seine Heimat näher
zu bringen. Diese Programme tragen auch dazu bei die Mentalität des anderen zu
verstehen und gewissen Handlungen zu begründen, welche der andere nicht
nachvollziehen kann. Diese Programme haben auch das Ziel, die Angst vor dem Anderen
langfristig abzubauen. Das gilt selbstverständlich für beide Seiten.
2. Es sollen auch Bücher und Prospekte verfasst werden, die dazu führen, fundierte und
wissenschaftlich erhobene Informationen über den anderen und seine Heimat geben.
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3. Es ist notwendig zu einer religiösen toleranten Haltung zu erziehen, welche die
Überzeugung des anderen nicht angreift bzw. verletzt. Der Dialog soll selbstverständlich
weiter betrieben, gesucht und gefördert.
4. Es müssen Interventionen seitens der Politik stattfinden, die Beleidigungen jeglicher Art
gegenüber Überzeugungen anderer geahndet und bestraft werden.
5. Es muss zwischen Pressefreiheit und Demütigung des anderen unterschieden werden.
6. Religionsgemeinschaften und Vereine müssen stark am Benehmen ihrer Mitglieder
arbeiten. Sie sollen Seminare, Vorträge zur Bewusstmachung von gesellschaftlichen
Gepflogenheiten, die Aufgaben des Einzelnen im fremden Land etc.
7. Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden, das das Ausland mit der Heimat
gleichberechtigt. D.h. dass die sogenannten fremden dem Land, in den sie leben und
arbeiten, ehrlich, produktiv und ehrgeizig begegnen.
8. Es sollen mehr Veranstaltungen organisiert werden, die Fremde mit Einheimischen
zusammenbringen: Feste, Sportveranstaltungen, gemeinsame Gebetsstunden, Vorträge etc.
3 Der Islam und die Gewalt Die Antwort auf die Frage warum der Islam mit Gewalt und Gewaltförderung in Verbindung
gebracht wird, ist durch die Auseinandersetzung mit drei Begriffen zu beantworten.
3.1 Das Wesen des Islam als Lebensweise Der Islam an sich ist eine Religion, die dem Menschen all ihre Lebensbereiche organisieren will.
Somit findet man in der Islamischen Lehre Hinweise, Regeln und Anleitung zu allen
Lebensbereichen. Es gibt kein Aspekt des Lebens, zu dem sich der Islam nicht geäußert hat und
den er nicht geordnet hat. Selbst Situation und neu erschienenen Lebensaspekt regelt er durch en
Analogieschluss sowie durch den Konsens der Gelehrten. Beide zählen zu den wichtigsten
Quellen des Islam und denen, die eben den Islam ständig aktualisieren und realitätsnah machen.
Somit behandelt der Islam auch den komplexen und sehr heilen Bereich der Kriminalität, der
Ermordung etc.
Grundsätzlich unterscheidet der Islam zwischen Mord und Tötung in Verteidigungsfällen bzw.
aus Versehen. Man spricht in diesem Fall von vorsätzlichem bzw. nicht vorsätzlichem Töten. Das
eine ist eine Verbrechen, das der Islam stark verurteilt und hart bestraft, das andere ist ein
Fehlverhalten, der nach den Umständen seiner Entstehung behandelt wird.
a. Der Vorsätzliche Mord wird im Diesseits durch das Gericht verurteilt und
endet meistens mit der Todesstrafe. Ausnahme dabei liegt vor, wenn die
Hinterbliebenen verzeihen und vom Angeklagten eine Geldbuße verlangen. In
diesem Fall wird der Angeklagte freigesprochen und das Gericht entscheidet
über die Höhe der Entschädigung.
ُ‫ﺼﺎﺹصُ ﻓِﻲ ﭐٱ ْﻟﻘَ ْﺘﻠَﻰ ﭐٱ ْﻟﺤُﺮﱡ ﺑِﺎ ْﻟﺤُﺮﱢ َﻭوﭐٱ ْﻟ َﻌ ْﺒ ُﺪ ﺑِﭑ ْﻟ َﻌ ْﺒ ِﺪ َﻭوﭐٱﻷُﻧﺜَ ٰﻰ ﺑِﭑﻷُ ْﻧﺜَ ٰﻰ ﻓَ َﻤ ْﻦ ُﻋﻔِ َﻲ ﻟَﻪﮫ‬
َ ِ‫ﺐ َﻋﻠَ ْﻴﯿ ُﻜ ُﻢ ﭐٱ ْﻟﻘ‬
َ ِ‫ٰﻳﯾﺄَﻳﯾﱡﻬﮭَﺎ ﭐٱﻟﱠ ِﺬﻳﯾﻦَ ﺁآ َﻣﻨُﻮ ْﺍا ُﻛﺘ‬
ٰ
ٰ
َ
ْ
ٌ
ْ
ٌ ِ‫ﻚ ﺗَﺨﻔ‬
ٌ ‫َﻲ ٌء ﻓَﭑﺗﱢﺒَﺎ‬
‫ﻚ‬
َ ِ‫ﻴﯿﻒ ﱢﻣﻦ ﱠﺭرﺑﱢ ُﻜ ْﻢ َﻭو َﺭرﺣْ َﻤﺔ ﻓَ َﻤ ِﻦ ﭐٱ ْﻋﺘَﺪ َٰﻯى ﺑَ ْﻌ َﺪ ﺫذﻟ‬
َ ِ‫ﺎﻥن ﺫذﻟ‬
ْ ‫ِﻣ ْﻦ ﺃأَ ِﺧﻴﯿ ِﻪﮫ ﺷ‬
ِ ‫ﻉع ﺑِﭑﻟ َﻤ ْﻌﺮ‬
ٍ ‫ُﻭوﻑف َﻭوﺃأﺩدَﺁآ ٌء ﺇإِﻟَ ْﻴﯿ ِﻪﮫ ﺑِﺈِﺣْ َﺴ‬
‫ﻓَﻠَﻪﮫُ َﻋ َﺬﺍاﺏبٌ ﺃأَﻟِﻴﯿ ٌﻢ‬
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„O ihr, die den Iman an Allah verinnerlicht habt! Es ist euch vorgeschrieben, das Gesetz der
Gleichheit und Gerechtigkeit bei Mord zu respektieren… Doch wenn der Hinterbliebene vergeben
will, so soll er Entschädigung verlangen. Dies sei eine Erleichterung von eurem Herrn und eine
Barmherzigkeit. Wer nun nach diesem Beschluss die Gesetze übertritt, dem wird eine schmerzliche
Strafe zuteil.“ (Al-Baqara 2:178)
b. Für Ermordungen, welche nicht nachgewiesen wurden und der Täter nicht im
Diesseits bestraft wurde, gibt es harte Strafen im Jenseits. Auch sollte er seine
Tat bereuen. Gott vergibt ihm nicht, weil es eben auch dem Recht des
Menschen, welches hier stark verletzt wurde. Gott vergibt, wenn es um sein
Recht geht. Ginge es um das Recht des Menschen, dann kann nur der Mensch
vergeben oder die Strafe einfordern. Dies geschieht auch im Jenseits. Die Täter
vergüten aus dem Kapital ihrer guten Taten.
Die Überlieferung des Propheten Muhammed sas diesbezüglich ist klar:
Eines Tages fragte Muhammed sas seine Sahaba (Gefährten): „Wisst ihr, wer wirklich mittellos
ist?“ Sie antworteten: „Völlig mittellos ist derjenige unter uns, der weder Geld noch nützliches
irdisches Gut hat.“ Daraufhin sagte er: „Der Mittellose meiner Gemeinde ist derjenige, der am
Tage des Jüngsten Gerichts mit verrichtetem Gebet, Fasten und entrichteter Zakat erscheinen wird,
jedoch hat er jemanden beleidigt, jemanden beschuldigt, Unzucht begangen, jemandem zu Unrecht
Geld bzw. Besitz genommen, das Blut von jemandem vergossen, jemanden geschlagen. Dann wird
jedem, der von ihm ungerecht behandelt wurde, ein Teil seiner guten Taten gegeben, soweit noch
von ihm gute Taten übrig sind. Falls seine guten Taten ausgebraucht sind, bevor die
Ungerechtigkeiten, die er verübt hat, ausgeglichen wurden, wird von den schlechten Taten der vom
ihm ungerecht behandelten genommen und ihm aufgebürdet, und er wird ins Feuer geworfen.“
3.2 Interpretationsbedürftige Stellen Es gibt im Quran zahlreiche Stellen die, dem Schein nach einen ungeheureren Potenzial an
Energie und Gewalt beinhalten. Diese Stellen verlieren gleich diesen Charakter, wenn man sie in
ihrem richtigen Kontext versteht. Viele von ihnen sind eingeschränkt und beziehen sich auf
einem bestimmten historischen Moment, in dem die kriegerische Auseinandersetzung nicht
vermeidbar war. Andere sind durch Bedingungen eingeengt. Das Problem liegt jedoch im
wortwörtlichen Verständnis dieser Stellen sowie oft in der Ignoranz der Empfänger.
Selbstverständlich sind diese Stellen Thema von Manipulation und können zu gravierenden
Schäden führen. Tatsache ist jedoch, dass diese Stellen einen Teil des Qurans darstellen und nicht
radiert werden können. Das ist auch nicht der richtige Weg, den der bedeutet die Entmündigung
des Menschen. Besser wäre die Bewusstmachung der Menschen durch eine fundierte islamische
Erziehung. Die Menschen sollen diese Stellen in ihrem Zusammenhang und im Rahmen des
friedlichen und menschenfreundlichen Islamkonzepts verstehen. Man braucht eine religiöse
Erziehung die den Islam als einen Segen, nicht als Fluch, für die Menschheit betrachtet. Wir
brauchen eine religiöse Erziehung die nach dem folgenden im Quran vertretenen Prinzip handelt:
ْ ‫ُﻮﺍا َﻭوﺗَ ْﻐﻔِﺮ‬
ْ ‫ﻮﺍا َﻭوﺗَﺼْ ﻔَﺤ‬
ْ ُ‫ﺍاﺟ ُﻜ ْﻢ َﻭوﺃأَﻭوْ ﻻَ ِﺩد ُﻛ ْﻢ َﻋ ُﺪ ّﻭوﺍاً ﻟﱠ ُﻜ ْﻢ ﻓَﭑﺣْ َﺬﺭرُﻭوﻫﮬﮪھُ ْﻢ َﻭوﺇإِﻥن ﺗَ ْﻌﻔ‬
‫ُﻭوﺍا ﻓَﺈِﻥنﱠ ﱠ‬
‫ﱠﺣﻴﯿ ٌﻢ‬
ِ ‫َ َﻏﻔُﻮ ٌﺭر ﺭر‬+‫ﭐٱ‬
ِ ‫ٰﻳﯾﺄَﻳﯾﱡﻬﮭَﺎ ﭐٱﻟﱠﺬِﻳﯾﻦَ ﺁآ َﻣﻨُ ۤﻮ ْﺍا ﺇإِﻥنﱠ ِﻣ ْﻦ ﺃأَ ْﺯز َﻭو‬
„und euch empfohlen ist zu erlassen, nachzusehen und zu vergeben. Wisser dass Allah
Allvergebend, Allerbarmer“. (At-Taraabun 64:14)
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Folgende Stellen sind Beispiele vor interpretationsbedürftigen Belegen:
I.
‫ﭐٱ;ِ ﭐٱﻟﱠ ِﺬﻳﯾﻦَ ﻳﯾُﻘَﺎﺗِﻠُﻮﻧَ ُﻜ ْﻢ َﻭوﻻَ ﺗَ ْﻌﺘَﺪ ُۤﻭو ْﺍا ﺇإِ ﱠﻥن ﱠ‬
‫ﻴﯿﻞ ﱠ‬
ْ ُ‫َﻭوﻗَﺎﺗِﻠ‬
َ‫َ ﻻَ ﻳﯾ ُِﺤﺐﱡ ْﭐٱﻟ ُﻤ ْﻌﺘَ ِﺪﻳﯾﻦ‬2‫ﭐٱ‬
ِ ِ‫ﻮﺍا ﻓِﻲ َﺳﺒ‬
„Und kämpft auf dem Pfad Allahs gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen. Doch übertretet
nicht das Maß, wahrlich, Allah mag diejenigen nicht, die das Maß übertreten. Al-Baqara 2:190)
Denjenigen, die entweder dem Arabischen bzw. dem Lesen und Schreiben nicht mächtig sind,
rezitiert man nur den ersten Teil der Aaya, der einen Befehl und eine Verpflichtung zum Kampf
beinhaltet. Liest man den Vers zu Ende versteht man die Einschränkung und die Bedingung des
Kampfes durch das Vorhandensein einer Kriegssituation. Man wird bekämpft und muss sich
verteidigen, da das eigene Leben, das der Familie, Kinder und anderen Menschen davon abhängt.
Denjenigen, die ein wenig Arabisch verstehen, erklärt man manipulativ die Bedeutung des Satzes
(gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen) mit jedem der in irgendeiner Weise in irgendeiner
Ungerechtigkeit involviert ist, selbst wenn er sie nicht verändern kann. Somit haben wir hier ein
Fall von Manipulation und von Fehlender Interpretation.
II.
ُ ‫ْﺚ ﺛَﻘِ ْﻔﺘُ ُﻤﻮﻫﮬﮪھُﻢ َﻭوﺃأَ ْﺧ ِﺮﺟُﻮﻫﮬﮪھُ ْﻢ ﱢﻣ ْﻦ َﺣﻴﯿ‬
ُ ‫َﻭوﭐٱ ْﻗﺘُﻠُﻮﻫﮬﮪھُ ْﻢ َﺣﻴﯿ‬
‫ْﺠ ِﺪ ﭐٱ ْﻟ َﺤ َﺮ ِﺍاﻡم َﺣﺘﱠ ٰﻰ ﻳﯾُﻘَﺎﺗِﻠُﻮ ُﻛ ْﻢ ﻓِﻴﯿ ِﻪﮫ‬
ِ ‫ْﺚ ﺃأَ ْﺧ َﺮﺟُﻮ ُﻛ ْﻢ َﻭوﭐٱ ْﻟﻔِ ْﺘﻨَﺔُ ﺃأَ َﺷ ﱡﺪ ِﻣﻦَ ﭐٱ ْﻟﻘَ ْﺘ ِﻞ َﻭوﻻَ ﺗُﻘَﺎﺗِﻠُﻮﻫﮬﮪھُ ْﻢ ِﻋ ْﻨ َﺪ ﭐٱ ْﻟ َﻤﺴ‬
ْ
ُ
ْ
َ‫ﻚ َﺟﺰَﺁآ ُء ﭐٱﻟﻜَﺎﻓِ ِﺮﻳﯾﻦ‬
َ ِ‫ﻓَﺈِﻥن ﻗَﺎﺗَﻠُﻮ ُﻛ ْﻢ ﻓَﭑﻗﺘُﻠﻮﻫﮬﮪھُ ْﻢ َﻛ َﺬﻟ‬
Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben,
denn Verfolgung ist ärger als Totschlag. Doch kämpft nicht gegen sie bei der Heiligen Moschee,
bis sie selbst dort gegen euch kämpfen“ (Al-Baqara 2:191)
Beachten wir dabei dass diese Aaya die Fortsetzung der vorigen, die bereits erklärt wurde.
Auch hier liest man, wenn man aufmerksam liest, eine eindeutige Einschränkung. Es geht um
eine klare historische Situation: Die Mekkaner haben die Muslime aus ihrer Heimat vertrieben
und verfolgt, getötet und die Hinterbliebenen gefoltert. Der Quran erlaubte ihnen ab dem
Zeitpunkt, in den sie etwas stärker und organisierter wurden, diejenigen zu bekämpfen und zu
töten, die sie bekämpft, verfolgt und getötet haben. Selbstverständlich geht es hier wieder um
eine kriegerische Begegnung.
Ds würde man heutzutage leicht in jeder Rede von Staatsmänner und Oberbefehlshaben hören,
wenn es um die Verteidigung des eigenen Landes oder um die Befreiung und Entkolonialisierung
von Heimatsländer.
ْ ‫ﻖ َﻭو َﻣﻦ ﻗُﺘِ َﻞ َﻣ‬
‫ﺲ ﭐٱﻟﱠﺘِﻲ َﺣ ﱠﺮ َﻡم ﱠ‬
ً‫ْﺮﻑف ﻓﱢﻲ ﭐٱ ْﻟﻘَ ْﺘ ِﻞ ﺇإِﻧﱠﻪﮫُ َﻛﺎﻥنَ َﻣ ْﻨﺼُﻮﺭرﺍا‬
‫ُ ﺇإِﻻﱠ ﺑِﭑﻟ َﺤ ﱢ‬B‫ﭐٱ‬
َ ‫َﻭوﻻَ ﺗَ ْﻘﺘُﻠُﻮ ْﺍا ﭐٱﻟﻨﱠ ْﻔ‬
ِ ‫ﻈﻠُﻮﻣﺎ ً ﻓَﻘَ ْﺪ َﺟ َﻌ ْﻠﻨَﺎ ﻟِ َﻮﻟِﻴﯿﱢ ِﻪﮫ ُﺳ ْﻠﻄَﺎﻧﺎ ً ﻓَﻼَ ﻳﯾُﺴ‬
„Und tötet keine Seele, die (zu töten) Allah verboten hat, es sei denn mit Berechtigung…“ (AlIsraa 17:33)
Das Interpretationsbedürfnis bezieht sich hier auf die Berechtigung zum Töten. Wann und wer ist
zu töten berechtigt. Diese Aaya gibt wieder Anlass zur Manipulation.
11
Jedoch müssen diese hier angeführte Aayaat und andere im Kontexte der islamischen
Kriegsmoral, welche die folgender Hadith und folgende Aaya für alle Zeiten festgelegt haben:
Muhammed sas hat die Soldaten vor jedem Kampf ermahnt und folgender Anweisung
mitgegeben:
„Startet mit dem Namen Gottes; tötet weder alte Menschen, noch Kinder, noch Frauen.
Übertreibt nicht; handelt mit Güte“ Sunan Abu Daaud 2614)
Der erste Kalif des Islam Abu Bakr pflegte seinen Soldaten Ähnliches zu sagen:
„Ihr Menschen! Hört, ich will euch ein Rat geben!
Begeht keinen Verrat und übertreibt nicht; Begeht keine Verrat und verstümmelt nicht;
Tötet weder Kinder noch Alte, noch Frauen; verbrennt keine Ernte; Fällt keine Bäume;
Schlachtet kein Vieh, außer dem, das ihr zum Essen braucht; Ihr werdet bei Menschen
vorbei ziehen, die sich dem Gebet in Klöstern und Burgen hingegeben haben, überlasst
sie dem, dem sie sich hingegeben haben.
Nachfolgender Vers hebt die Wichtigkeit einer jeden Seele ins Unermessliche und lässt
keinen Zweifel daran, dass das Leben das Ziel ist nicht der Tod:
‫ﺎﺱس َﺟ ِﻤﻴﯿﻌﺎ ً َﻭوﻟَﻘَ ْﺪ َﺟﺂ َء ْﺗﻬﮭُ ْﻢ ُﺭر ُﺳﻠُﻨَﺎ‬
َ ‫ﺎﺱس َﺟ ِﻤﻴﯿﻌﺎ ً َﻭو َﻣ ْﻦ ﺃأَﺣْ ﻴﯿَﺎﻫﮬﮪھَﺎ ﻓَ َﻜﺄَﻧﱠ َﻤﺎ ﺃأَﺣْ ﻴﯿَﺎ ﺍاﻟﻨﱠ‬
َ ‫ﺽض ﻓَ َﻜﺄَﻧﱠ َﻤﺎ ﻗَﺘَ َﻞ ﭐٱﻟﻨﱠ‬
ٍ ‫َﻣﻦ ﻗَﺘَ َﻞ ﻧَ ْﻔﺴﺎ ً ﺑِ َﻐﻴﯿ ِْﺮ ﻧَ ْﻔ‬
ِ ْ‫ﺲ ﺃأَﻭوْ ﻓَ َﺴﺎ ٍﺩد ﻓِﻲ ﭐٱﻷَﺭر‬
ٰ
َ
ُ
ْ
َ‫ْﺮﻓﻮﻥن‬
َ ِ‫ﺖ ﺛُ ﱠﻢ ﺇإِ ﱠﻥن َﻛﺜِﻴﯿﺮﺍاً ﱢﻣﻨﻬﮭُ ْﻢ ﺑَ ْﻌ َﺪ ﺫذﻟ‬
ِ َ‫ﺑِﭑﻟّﺒَﻴﯿﱢ ٰﻨ‬
ِ ‫ﺽض ﻟَ ُﻤﺴ‬
ِ ْ‫ﻚ ﻓِﻲ ﭐٱﻷﺭر‬
„Wer einen Menschen tötet – Es sei denn als Sühne für einen Mord oder um Unheilstiften
auf Erden zu verhindern -, dann ist es als ob er die Gesamte Menschheit getötet hätte.
Und wer einem Menschen das Leben rettet, dann ist es als ob er der ganzen Menschen
das Leben gerettet hätte“ (Al-Maaida 5:32)
Hier wieder sieht man, dass diese Aaya Anlass zur Anstiftung für Verbrechen, sollte sie nicht in
ihrem Kontext und vor allem im Zusammenhang mit den Prinzipien der Kriegsmoral und des
Friedlebenden Islams verstanden werden. Die Kriegsbezweckenden Interpretationen beschränken
den Inhalt dieser Aaya auf das Volk von Banuu Israail zu einer bestimmten Zeit. Somit
deklarieren sie ihre Ungültigkeit für Muslime.
Die Kriegsmoral fasst sich in den letzten zwei Belegen zusammen.
3.2.1 Die islamische Kriegsmoral Definition
Mit Kriegsmoral bezeichnen wir jegliche Regeln, die der Islam den Muslimen in
Kriegssituationen auferlegt, damit ein Maximum an Schaden vermieden wird, in einer Situation,
in der Schaden vorprogrammiert ist.
12
Die islamischen Kriegsregeln
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
kämpft gegen die, die euch bekämpfen
Tötet und verletzt keine Zivilisten, keine Frauen, keine Kinder, keine Alten, keine, die
keine Waffe tragen
Tötet keine Tiere, außer die, die ihr als Nahrung braucht und seid nicht
verschwenderisch
Vernichtet keine Ernte, verbrennt keine Bäume
Zerstört keine Häuser
Wenn ihr bei Klöstern vorbei zieht, in denen sich Leute dem Gebet und der
Enthaltsamkeit gewidmet haben, lasst sie in Ruhe
keine Soldaten verstümmeln
kein Folter
Im Kampf:
a.
Entwaffnen
b.
Verletzen
c.
Den schnellsten Tod wählen
Tötet man einen Soldaten, nachdem er sich ergeben hat, begeht man eine Sünde
Gefangene müssen gut behandelt werden
4 Die Beziehung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen 4.1 Beispiele aus der Geschichte: a- In Mekka: Nach der Rückeroberung bestand ein friedliches Zusammenleben zwischen den
Musimen und den polytheistischen Mekkanern. Diese Situation dauerte nicht lange, da
bald alle Mekkaner den Islam annahmen.
b- In Medina: Seit der Ankunft des Propheten Muhammed sas nach Medina im 1. Jahr der
Fluchtreise (622 n.C.) verfasste er als neue Führer der Stadt Medina in Rücksprache mit
Muslimen und Nichtmuslimen die sogenannte Charta von Medina (die erste Verfassung in
der islamischen Geschichte). Diese Verfassung garantierte jeder einzelnen
Religionsgemeinschaft ihre vollen Rechte und unterrichtete sie über ihre genauen
Pflichten. Kein Bestandteil der medinensischen Gesellschaft wurde vernachlässigt. Sie
garantierte auch das friedliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Ethnien und
Religionsgemeinschaften und somit auch die Religionsfreiheit als Grundprinzip der
Koexistenz. Diese Verfassung regelt auch die Verhältnisse in Krisen- und
Kriegssituationen.
c- Die Ausdehnung des islamischen Reiches hat weder Juden noch Christen vertrieben,
sondern sie hat sie in das Reich integriert und von ihren Fähigkeiten profitiert.
Man hat ihnen den Namen Dimmiy gegeben, was nicht anderes bedeutet als Nichtmuslim
in einem islamischen Land. Man kann dieses Wort leicht mit dem uns heute bekannte
Begriff vergleichen: Menschen mit Migrationshintergrund.
13
d- Reconquista: Als die Juden während der Reconquista von Spanien vertrieben wurden,
fanden sie in den islamischen Ländern (Marokko etc.) Unterkunft und Schutz.
4.2 Daarus-­‐Silm und Daru-­‐Lharb Generell unterscheidet der Islam bezüglich der Beziehung zwischen Muslimen und
Nichtmuslimen zwei Kategorien:
4.2.1 Daarus-­‐Silm Sprachich bedeutet dieser Begriff Haus des Friedens. Es handelt sich um einen Fachausdruck, der
eine spezifische Bedeutung hat, die aus der Sprache alleine schwer abgeleitet werden kann.
Der Begriff Daarus-Silm bezieht sich auf die Länder und die Staaten mit den der islamische Staat
Friedensabkommen bzw. gar Freundschaften und Allianzen hat. Diese Länder können sowohl –
und dies hat oftmals in der islamischen Geschichte stattgefunden – islamische als auch
nichtislamische Länder und Staaten sein. Zwischen diesen Ländern bestehen wirtschaftliche und
diplomatische Abkommen, die die Rechte beider Völker respektieren. Solche Beziehung gehören
gepflegt und fortgesetzt werden.
4.2.2 Daaru-­‐Lharb Sprachich bedeutet dieser Begriff Haus des Krieges. Es handelt sich um einen Fachausdruck, der
eine spezifische Bedeutung hat, die aus der Sprache alleine schwer abgeleitet werden kann. Der
Begriff Daaru-Lharb bezieht sich auf die Länder und die Staaten mit den der islamische Staat
entweder im Krieg befindet oder keine diplomatischen Beziehungen, aus welchen Gründen auch
immer, pflegt. Es heißt aber auf keinen Fall Länder, in denen die Muslime Krieg führen dürfen,
weil sie direkt oder indirekt bekriegt, verfolgt und gedemütigt werden. Leider herrscht unter
manchen Muslimen gerade dieser Irrtum. Der Islam verpflichtet seine Anhänger zum Respekt
und zum Leben nach der Verfassung des jeweiligen Landes, in dem sie leben. Sollte die von
ihnen verlangte Lebensweise den Islam widersprechen, sollen sie das Land verlassen und sich wo
anderes niederlassen. In den modernen Gesellschaften ist durch die Wahrung des Prinzips der
Religionsfreiheit, jedem Muslim möglich friedlich in nicht islamischen Ländern zu leben. In
Österreich ist das noch mehr durch die Anerkennung des Islams und durch das Islamgesetz zu
betonen.
Mit daaru-Lharb besteht ein absolutes Verbot in den folgenden Punkten:
1.
2.
3.
Diplomatische Beziehungen
Trügerischen Absichten
Anzetteln von Krieg
Es besteht ein Ausnahmezustand. Vorsicht ist geboten. Es empfiehlt sich die Ausrüstung für
einen eventuellen Angriff und die Bemühung um bessere Beziehungen.
14
5 Die islamischen Eroberungen und die Verbreitung des Islam Es gibt mehrere Arten von diesen so genannten Eroberungen:
1. Eroberungen von Ländern, die den Islam annahmen und den Propheten sas bzw. die
Muslime darum gebeten hatten, zu ihnen zu kommen. Es waren vor allem Länder und
Städte, die unter einer anderen Herrschaft gelitten haben. Bsp. Länder und Städte unter
der persischen, byzantinischen und römischen Herrschaft.
2. Eroberungen im Zuge von Kriegen, um Minderheiten zu befreien, die unter der Tyrannei
eines Herrschers litten.
3. Erschließung von Gebieten, die zu einem neuen islamischen Reich geschichtlich gehörten.
4. Eroberung von Ländern, die die friedliche Überbringung des Islam nicht erlaubten.
5. Eroberung von Ländern unmittelbar nach dem Tode des vierten Kalifen. Diese dienten
neben der Verbreitung des Islam der Vergrößerung des Reiches und somit der Macht.
6. Eroberungen, bei denen es mehr um Politik und um Interessen von Herrschern und
Sultanen ging. Es ging auch um Intrigen innerhalb des Reiches sowie um
Autonomiebemühungen, die zum Teil von Außen gefördert und motiviert waren.
7. Die politische Tradition der damaligen Zeit erforderte, das eigene Territorium abzusichern,
in dem man die benachbarten Länder einkassiert ( war Gang und Gäbe überall)
6 Das Prinzip des Dschihads Zuerst muss klar gestellt werden, dass die europäische Übersetzung des Wortes Dschihad mit
dem „Heiligem Krieg“ irreführend und jenseits jeglicher, logischer Behauptung. Die
Kombination beider Wörter „Krieg“ und „heilig“ kennt weder der Islam noch die arabische
Sprache. Dieser Begriff ist eine christliche Zusammensetzung und gleichzeitig Erfindung und
bezieht sich direkt auf die Kreuzzüge. Diese wurden von Papst Urban II (Papstzeit 1088 bis 1099)
aufgerufen und als heilig deklariert.
Der Krieg, ganz gleich was für einen, ist eine schmutzige, würdenlose Angelegenheit. Die
Bezeichnung Heiliger Krieg ist ein Widerspruch in sich, denn wie kann etwas, was Allah am
meisten verabscheut, heilig sein. Das Wort heilig bezieht sich immer auf etwas Edles, Positives,
Menschliches.
Im Islam versteht man das Wort Dschihad als die demütige Anstrengung für die Zufriedenheit
Gottes. Dies bedeutet, dass sich der Muslim um einen qualitativen Glauben bemüht. Er soll sich
die größte Mühe geben, um die Gottesdienste auf bester Art und Weise zu verrichten und ihr Sinn
und Zweck nachvollziehen und Verwirklichen. Dass dieses Unternehmen nicht so einfach ist und
sehr viele Praxis und Mühe verlangt, spricht man von seelischer Anstrengung (also Dschihaad
15
der Seele-Bekämpfung der niederen Triebe und Förderung der Tugenden). Dies sei die höchste
Stufe des Dschihad. Man nennt es auch der große Dschihad.
Er soll sich gewaltig anstrengen, seine Kinder und seine Familie ein islamisches,
menschenwürdiges Lebens zu ermöglichen. Er muss hart arbeiten und sein Job gut machen.
Er soll der Gesellschaft, dem Fortschritt und der Bildung dienen, damit er seinen Kindern und
den Kindern seiner Kinder eine bessere Zukunft sichert. Ein bekanntes islamischen Spruch sagt:
„Strenge dich für dieses Leben, als würdest du niemals sterben, und arbeite für das Jenseits, als
würdest du morgen sterben“.
Der Moslem soll sich in der islamischen Erziehung seiner Kinder und seines Umfeldes
anstrengen. Dies sei eine weitere Stufe des Dschihads. Der Moslem soll sich natürlich auch
anstrengen, den anderen Menschen und sein Umfeld den Islam zu erkläre. Es ist ein islamisches
Gebot, ohne jegliche Gewalt, jedoch durch gute, menschliche und edle Vorbildlichkeit.
Der kleine Dschihad bezieht sich auf die Verteidigung von Hab und Gut, von Familie, Freiheit
und Rechte der eigenen Person sowie anderer, sollten diese nicht im Stand sein.
Im Grunde genommen ist der Dschihad eine gute Sache. Doch wie alle anderen Sachen wird
dieses edle Prinzip auch falsch interpretiert und zur Manipulation von schwächeren Menschen
missbraucht.
7 Zur heutigen Welle von Gewalt Wie kann die heutige Zeit, in der oft Menschen Selbstmordattentate ausüben, ihr Leben und das
Leben anderer, meist unschuldige, auslöschen, verstanden werden? Wie kann jemand soweit
gehen, dass er sich selbst in die Luft sprengt? Was soll im Inneren dieses Menschen vorgehen?
Dieses Problem ist sehr komplex und kann nicht allein aus einer Perspektive betrachtet werden.
Ein wichtiger Faktor, der zu Verzweiflung führen kann, liegt in der Armut, unter der ein Großteil
der Weltbevölkerung leidet. Die meisten islamischen. Der Anteil der armen Bevölkerung in den
islamischen Ändern ist hoch und überschreitet oft die Hälfte der Population. Mit Armut wächst
die Wut und die Hemmschwelle schwindet. Es kommt meistens zuerst zur Gewalt in der Familie,
dann zur lokalen Gewalt in Form von Kriminalität und dann entwickelt sich das Ganze zu
provozierten Bürgerkriegen bevor. Wenn das Ausland dafür schuldig gemacht wird, dann kann es
sein, dass man den Radius seines Hasses auf das Ausland dehnt. Schuld für die Armut dieser
Länder ist Folgendes:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Die Kolonisation.
Die Mentalität der Einheimischen selbst.
Die lokale Politik, die oft vom Westen gefördert wird.
Die Globalisierung
Die Weltwirtschaft
Die Marktpolitik
16
Oft hört man, dass der Wohlstand des Westens von der Misere der Dritten Welt abhängt. Die
Länder der Dritten Wert müssen arm bleiben, damit der Westen sein Wohlstand beibehalten kann.
Um dieses Phänomen zu verstehen muss man einen Einblick in der Geschichte jeder
terroristischen Organisation wagen: Ihre Entstehung, ihre Motivatoren, ihre Sponsoren, und ihre
historischen Aufgaben. Man muss sich auch fragen, ob diese Fundamentalisten tatsächlich so
sind, wie man sie der Öffentlichkeit präsentiert und wenn sie wirklich Extremisten sind, warum
sie Extremisten sind.
Es gibt zwei Sachen, die uns erklären können, wie ein Mensch derartige Verbrechen vollziehen
kann.
1. Die Rache: Ein Mensch, deren Vater und Mutter und Kinder vor seinen Augen oder
während er in der Arbeit war, ermordet wurden. Ein Mann, der von der Arbeit nach Hause
kommt und vor sich die Leiche seiner drei-vier Kinder und die seiner vergewaltigten Frau
vorfindet.
Ein Mann, der nach der Arbeit nach Hause zurück kommt und sein Haus in Trümmern vorfindet,
sieht nur noch schwarz vor sich. Er kann mit bestimmter Sicherheit nicht mehr denken.
Alles wofür er gelebt hat, wurde vernichtet. Er kennt die Täter und wenn diese ein é Armee,
gegen sie er nicht viel ausrichten kann, blieben ihm entweder der Selbstmord oder die Ermordung
von jenem, gegen die er was ausrichten kann. Da es aber im Hirn jedes Moslems gespeichert ist,
dass Selbstmord automatisch mit der Hölle im Jenseits bestraft wird und da sein Glaube nicht so
stark ist, dass er sein Schicksal akzeptiert und sich in die Obhut Allahs hingibt, und da es kein
Gericht gibt, das die Täter bestraft, und da er den gesellschaftlichen Druck nicht aushalten kann,
entscheidet er sich dafür, Zivilisten anzugreifen. Die religiöse Motivation dazu kann von einem
kleinen Prediger oder einem Internetportal, in denen das Paradies und sonstiges versprochen wird.
Wir müssen aber vehement gegen diesen Weg und gegen diese Lösung kämpfen, weil sie falsch
ist und die Sachen nur noch verschlimmert. Dieser Weg ist falsch weil:
a- die Opfer der Selbstmordattentate unschuldige Menschen sind.
b- dies für Allah Mord vorsätzlicher ist, auf keinen Fall berechtigtes Töten. Vgl. dazu die
in den anderen Kapiteln erwähnte Aayaat und Hadithe.
c- die Andere Partei keine Ruhe geben wird, denn die Familien der Opfer werden auch
nach Rache schreien. Es gibt meistens Vergeltung.
d- es das Bild des friedvollen Islam schadet.
e- es niemandem zusteht, über Leben und Tot zu entscheiden, außer demjenigen, der das
Leben erschaffen hat.
2. die zweite Sache, die man in diesem Zusammenhang erwähnen muss, die gleichzeitig
noch gefährlicher ist, betrifft die religiöse Manipulation von Menschen.
Ein wütender Mensch, dem das Gesetz sein Recht nicht gibt, ist leicht zu manipulieren. Im Islam
braucht man für jede umstrittene Handlung eine Fatwa (einen mit den Inhalten des Islam
17
konformen Beschluss). Für den Erlass von neuen Fatwas sind vor allem, wie schon vorher
erwähnt, kompetente Gelehrte, welche auch die Dimensionen von Rechtsbeschlüsse ausrechnen
können.
Mäßige Islamkenner, welche eine gewisse fragliche Popularität genießen interpretieren meistens
einseitig und wortwörtlich die Aayaat des Qurans zu Gunsten von Handlungen, die Gewalt
verbreiten. Die Urteile solcher Pseudogelehrte sind unrechtmäßig und die Taten, die daraus
resultieren sind kriminell. Diese Prediger finden leicht starke Sympathien unter Opfer und unter
Ungerechtbehandelte, die zu ihrem Recht nicht kommen können, aber auch unter ignoranten und
leichtgläubige.
7.1 Allgemeine Lösungsvorschläge für das Phänomen von Gewalt • Das bekannte Allheilmittel, den wir aus der zeitgenössischen Situation kennen, ist die
Gegenreaktion, also die militärische Komponente. Mit anderen Worten bekämpft man
Kriminalität mit Kriminalität. Aus der Erfahrung lernen wir, dass dieser Weg nicht weit
bringt. Es wird gegen Terrorismus seit Jahren gekämpft, doch Ergebnislos.
• Die Liste der Verdächtigen ist länger geworden, die Freiheit der Bürger ist nicht mehr
gewährleistet, die Angst steigt in der Gesellschaft, Kopfweh und Depressionen sind die
Folgen, man schreitet langsam zum Polizeistaat, globale Überwachung und Kontrolle
rund um die Uhr. Ergebnis ist aber Null, denn jeder Mensch ist ein potenzieller Terrorist,
wenn er seiner Freiheit und seiner Würde beraubt wird.
Viel mehr wäre der Versuch Wert, folgende Punkte zu beachten:
• Die tatsächliche Ursache des Problems wahrnehmen.
• Die Armut in der dritten Welt bekämpfen. Doch nicht Durch Lebensmittel spenden und
Almosen, sondern durch langfristige und vernünftige Projekte, welche das Land vorwärts
bringen, ohne dass es von den Projektleitern des fremden Landes abhängig bleibt. Man
muss den Menschen lieber zeigen, wie man Brot backt als ihnen das fertig gebackene Brot
zu schenken. Selbstverständlich ist die sofortige Hilfe für die akuten Situationen nötig und
vernünftig, jedoch muss mittel- und langfristig an Strategien zur Entwicklung dieser
Länder gearbeitet werden.
• Man muss dazu beitragen, dass die Korruption in der dritten Welt abgeschafft wird.
• Man muss demokratische Wahlen in diesen Ländern starten und vor allem bewachen,
damit endlich diese Vetternpolitik ein Ende hat, und damit vielleicht Leute an die Macht
kommen, die eine gewisse Kompetenz besitzen und sich echte Sorgen um ihre Heimat
machen.
• Man muss die Bildung auf die Liste der Prioritäten setzen und dafür sorgen, dass
Bildungsprogramme verfasst und in Gang gesetzt werden.
18
• Man muss den Menschen die Möglichkeit geben, eine fundierte und richtige, religiöse
Ausbildung zu machen. Hier ist der Religionsunterricht besonders gefordert.
• Man muss dem Afrikaner oder Araber auch ein Standardleben ermöglichen.
• Man muss den Ländern der Dritten Welt dazu helfen, eigene Formen der Demokratie und
der Freiheit zu entwickeln, die ihre Kulturen berücksichtigt, nicht bloß die europäischamerikanische Demokratie diktieren.
8 Anhang ERKLÄRUNG
NOSTRA AETATE
ÜBER DAS VERHÄLTNIS DER KIRCHE
ZU DEN NICHTCHRISTLICHEN RELIGIONEN
Einführung
1. In unserer Zeit, da sich das Menschengeschlecht von Tag zu Tag enger zusammenschließt
und die Beziehungen unter den verschiedenen Völkern sich mehren, erwägt die Kirche mit um
so größerer Aufmerksamkeit, in welchem Verhältnis sie zu den nichtchristlichen Religionen
steht. Gemäß ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den
Völkern zu fördern, faßt sie vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie
zur Gemeinschaft untereinander führt.
Alle Völker sind ja eine einzige Gemeinschaft, sie haben denselben Ursprung, da Gott das
ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Erdkreis wohnen ließ (1); auch haben sie Gott
als ein und dasselbe letzte Ziel. Seine Vorsehung, die Bezeugung seiner Güte und seine
Heilsratschlüsse erstrecken sich auf alle Menschen (2), bis die Erwählten vereint sein werden
in der Heiligen Stadt, deren Licht die Herrlichkeit Gottes sein wird; werden doch alle Völker
in seinem Lichte wandeln (3).
Die Menschen erwarten von den verschiedenen Religionen Antwort auf die ungelösten Rätsel
des menschlichen Daseins, die heute wie von je die Herzen der Menschen im tiefsten
bewegen: Was ist der Mensch? Was ist Sinn und Ziel unseres Lebens? Was ist das Gute, was
die Sünde? Woher kommt das Leid, und welchen Sinn hat es? Was ist der Weg zum wahren
Glück? Was ist der Tod, das Gericht und die Vergeltung nach dem Tode? Und schließlich:
Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz, aus dem wir kommen und
wohin wir gehen?
19
Die verschiedenen Religionen
2. Von den ältesten Zeiten bis zu unseren Tagen findet sich bei den verschiedenen Völkern
eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht, die dem Lauf der Welt und den
Ereignissen des menschlichen Lebens gegenwärtig ist, und nicht selten findet sich auch die
Anerkenntnis einer höchsten Gottheit oder sogar eines Vaters. Diese Wahrnehmung und
Anerkenntnis durchtränkt ihr Leben mit einem tiefen religiösen Sinn.
Im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Kultur suchen die Religionen mit genaueren
Begriffen und in einer mehr durchgebildeten Sprache Antwort auf die gleichen Fragen. So
erforschen im Hinduismus die Menschen das göttliche Geheimnis und bringen es in einem
unerschöpflichen Reichtum von Mythen und in tiefdringenden philosophischen Versuchen
zum Ausdruck und suchen durch aszetische Lebensformen oder tiefe Meditation oder liebendvertrauende Zuflucht zu Gott Befreiung von der Enge und Beschränktheit unserer Lage. In
den verschiedenen Formen des Buddhismus wird das radikale Ungenügen der veränderlichen
Welt anerkannt und ein Weg gelehrt, auf dem die Menschen mit frommem und vertrauendem
Sinn entweder den Zustand vollkommener Befreiung zu erreichen oder - sei es durch eigene
Bemühung, sei es vermittels höherer Hilfe - zur höchsten Erleuchtung zu gelangen vermögen.
So sind auch die übrigen in der ganzen Welt verbreiteten Religionen bemüht, der Unruhe des
menschlichen Herzens auf verschiedene Weise zu begegnen, indem sie Wege weisen: Lehren
und Lebensregeln sowie auch heilige Riten.
Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig
ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene
Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr
hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle
Menschen erleuchtet.
Unablässig aber verkündet sie und muß sie verkündigen Christus, der ist "der Weg, die
Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens
finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat (4).
Deshalb mahnt sie ihre Söhne, daß sie mit KIugheit und Liebe, durch Gespräch und
Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des
christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozialkulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.
Die muslimische Religion
3. Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten,
den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels
und der Erde (5), der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen
verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott
unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings
nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche
Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag
des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie
20
Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und
Fasten.
Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften
zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene
beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam
einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und
nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.
Die jüdische Religion
4. Bei ihrer Besinnung auf das Geheimnis der Kirche gedenkt die Heilige Synode des Bandes,
wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden ist.
So anerkennt die Kirche Christi, daß nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfänge ihres
Glaubens und ihrer Erwählung sich schon bei den Patriarchen, bei Moses und den Propheten
finden.
Sie bekennt, daß alle Christgläubigen als Söhne Abrahams dem Glauben nach (6) in der
Berufung dieses Patriarchen eingeschlossen sind und daß in dem Auszug des erwählten
Volkes aus dem Lande der Knechtschaft das Heil der Kirche geheimnisvoll vorgebildet ist.
Deshalb kann die Kirche auch nicht vergessen, daß sie durch jenes Volk, mit dem Gott aus
unsagbarem Erbarmen den Alten Bund geschlossen hat, die Offenbarung des Alten
Testamentes empfing und genährt wird von der Wurzel des guten Ölbaums, in den die Heiden
als wilde Schößlinge eingepfropft sind (7). Denn die Kirche glaubt, daß Christus, unser
Friede, Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und beide in sich vereinigt hat (8). Die
Kirche hat auch stets die Worte des Apostels Paulus vor Augen, der von seinen
Stammverwandten sagt, daß "ihnen die Annahme an Sohnes Statt und die Herrlichkeit, der
Bund und das Gesetz, der Gottesdienst und die Verheißungen gehören wie auch die Väter und
daß aus ihnen Christus dem Fleische nach stammt" (Röm 9,4-5), der Sohn der Jungfrau Maria.
Auch hält sie sich gegenwärtig, daß aus dem jüdischen Volk die Apostel stammen, die
Grundfesten und Säulen der Kirche, sowie die meisten jener ersten Jünger, die das
Evangelium Christi der Welt verkündet haben.
Wie die Schrift bezeugt, hat Jerusalem die Zeit seiner Heimsuchung nicht erkannt (9), und ein
großer Teil der Juden hat das Evangelium nicht angenommen, ja nicht wenige haben sich
seiner Ausbreitung widersetzt (10). Nichtsdestoweniger sind die Juden nach dem Zeugnis der
Apostel immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und
seine Berufung unwiderruflich (11). Mit den Propheten und mit demselben Apostel erwartet
die Kirche den Tag, der nur Gott bekannt ist, an dem alle Völker mit einer Stimme den Herrn
anrufen und ihm "Schulter an Schulter dienen" (Soph 3,9) (12).
Da also das Christen und Juden gemeinsame geistliche Erbe so reich ist, will die Heilige
Synode die gegenseitige Kenntnis und Achtung fördern, die vor allem die Frucht biblischer
und theologischer Studien sowie des brüderlichen Gespräches ist.
21
Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen
haben (13), kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden
Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen.
Gewiß ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott
verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern. Darum
sollen alle dafür Sorge tragen, daß niemand in der Katechese oder bei der Predigt des
Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht
im Einklang steht.
Im Bewußtsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle
VerfoIgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern
auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Haßausbrüche, Verfolgungen und
Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem
gegen die Juden gerichtet haben. Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und
lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus
unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der
Predigt der Kirche, das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle
aller Gnaden zu verkünden.
Universale Brüderlichkeit
5. Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen,
die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. Das
Verhalten des Menschen zu Gott dem Vater und sein Verhalten zu den Menschenbrüdern
stehen in so engem Zusammenhang, daß die Schrift sagt: "Wer nicht liebt, kennt Gott nicht"
(1 Joh 4,8).
So wird also jeder Theorie oder Praxis das Fundament entzogen, die zwischen Mensch und
Mensch, zwischen Volk und Volk bezüglich der Menschenwürde und der daraus fließenden
Rechte einen Unterschied macht.
Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt
gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies
dem Geist Christi widerspricht. Und dementsprechend ruft die Heilige Synode, den Spuren
der heiligen Apostel Petrus und Paulus folgend, die Gläubigen mit leidenschaftlichem Ernst
dazu auf, daß sie "einen guten Wandel unter den Völkern führen" (1 Petr 2,12) und
womöglich, soviel an ihnen liegt, mit allen Menschen Frieden halten (14), so daß sie in
Wahrheit Söhne des Vaters sind, der im Himmel ist (15).
28. Oktober 1965
Anmerkungen:
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1) Vgl. Apg 17,26.
2) Vgl. Weish 8,1; Apg 14,17; Röm 2,6-7; 1 Tim 2,4.
3) Vgl. Apg 21,23f.
4) Vgl. 2 Kor 5,18-19.
5) Vgl. Gregor VII., Ep. III.,21 ad Anazir (Al-Nasir), regem Mauritaniæ, ed. E. Caspar in
MGH, Ep. sel. II, 1920, I, 288, 11-15; PL 148, 451 A.
6) Vgl. Gal 3,7.
7) Vgl. Röm 11,17-24.
8) Vgl. Eph 2,14-16.
9) Vgl. Lk 19,44.
10) Vgl. Röm 11,28
11) Vgl. Röm 11,28-29; vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen
Gentium: AAS57 (1965) 20.
12) Vgl. Jes 66,23; Ps 65,4; Röm 11,11-32.
13) Vgl. Joh 19,6.
14) Vgl. Röm 12,18.
15) Vgl. Mt 5,45.
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