Ancylostomiasis und Necatoriasis - biomed

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wissenschaft & praxis
ne ein dilatiertes Herz mit degenerativen Veränderungen und Zellinfiltrationen des Myocards. Im Jejunum und
unteren Duodenum finden sich unzählige, an der Schleimhaut festgeHakenwürmer sind die häufigsten Verursacher von Wurminhakte Würmer mit großer Mundkapfektionen in den Tropen und Subtropen, wurden aber 1880
sel und zahnartigen Strukturen.
erstmals als „Grubenwürmer“ in den Europäischen Alpen
Ergänzend seien noch Ancylostoma braziliense und Ancylostoma caerforscht.
ninum genannt, die als Hakenwurm
Hund und Katze parasitieren. Die LarHakenwürmer – Ancylostomatoidae – gehören ven können innerhalb von Sekunden in die menschliche Haut
dem artreichen Stamm der Nematoden (Fa- eindringen, können das Stratum germinativum aber nicht
denwürmer) an. Ancylostoma duodenale und durchbohren und persistieren einige Wochen bis zu ihrem
wissenschaft
Necator americanus sind humanpathogene Absterben. Durch die entstehenden, entzündlich veränder& praxis
Parasiten und die häufigsten Verursacher von ten, leicht erhabenen, gewundenen Bohrgänge und Papeln
Wurminfektionen in den Tropen und Subtropen. Etwa eine bildet sich eine Hakenwurm-Dermatitis mit starkem Juckreiz
Milliarde Menschen sind befallen. Infolge der Infektion ster- aus, die auch als „Creeping Eruption“ oder „Hautmaulwurf“
ben bis zu 60.000 Personen pro Jahr.
bekannt ist.
Ancylostomiasis und Necatoriasis
q
Infektion
Diagnose
Die Übertragung verläuft ohne Zwischenwirt. Das rundliche, etwa 1 bis 1,8 cm lange Weibchen legt täglich 15.000
bis 25.000 dünnschalige Eier, die mit dem Stuhl abgesetzt
werden. In feuchtwarmer Umgebung schlüpfen nach zwei
Tagen rhabditiforme Larven, die nach zweimaliger Häutung
zu den invasionstüchtigen filariformen Larven heranwachsen,
die aktiv in die oberste Bodenschicht einwandern und auf einen geeigneten Wirt warten. Dieser wird thermotaktisch geortet und durch perkutane Invasion infiziert.
Nach einer Häutung gelangen die Larven über kleine
Hautvenen in den Blutstrom, passieren die rechte Herzkammer zur Lunge, wo sie nach abermaliger Häutung in die Alveolen übertreten, ausgehustet und wieder verschluckt werden. Im Dünndarm angelangt, häuten sie sich ein letztes Mal
und wachsen innerhalb eines Monats zu geschlechtsreifen
Würmern heran, die sich mit ihren zahnähnlichen Mundwerkzeugen im Jejunum festhaken, wo sie bis zu 15 Jahren
überleben und täglich etwa 0,15 ml Blut saugen. Eine vernachlässigbare Tatsache bei niederer Wurmlast. Ein Befall
ab 100 Einzelindividuen führt aber summativ zur Eisenmangelanämie. Fünf bis sechs Wochen nach erfolgter Infektion sind die Eier im Stuhl nachweisbar.
Typische Anzeichen eines Hakenwurmbefalls sind okkultes Blut im Stuhl, Anämie und Eosinophilie. Durch den mikroskopischen Nachweis der 60μm großen, glatten, dünnschaligen Eier in einer Stuhlsuspension wird die Diagnose
gesichert. Die pro 1g Stuhl ermittelte Eizahl mal 1000 gibt
Auskunft über das Ausmaß des Wurmbefalls. Unter Umständen gelingt während der Bronchialwanderung der Nachweis von Larven im Sputum.
Differentialdiagnostisch müssen Bilharziose, Leberegel,
andere intestinale Nematoden und andere Ursachen einer Eisenmangelanämie in Betracht gezogen werden.
Klinik
Lokal kommt es an der Stelle der perkutanen Larveninvasion zu Juckreiz, Hautrötung, Erythemen oder makulopapulösen Veränderungen. Schmerzen in der Brust, Halsschmerzen und Hustenreiz sind Ausdruck der Durchwanderung des Lungengefäßsystems. Nach dem Ausreifen der Würmer stehen Magen-Darmbeschwerden im Vordergrund, begleitet von Inappetenz, Nausea und bohrenden Schmerzen
im Oberbauch. In der Folge kommt es zu okkulten Blutungen
und durch den Blutverlust bei hoher Wurmlast zu Abgeschlagenheit, Herzklopfen, Atemnot, Eisenmangel und Eosinophilie. Infolge einer Hypalbuminämie und/oder Kreislaufinsuffizienz treten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium
Ödeme an Lidern, Knöcheln oder generalisiert auf.
Kinder mit schweren und langdauernden Infektionen zeigen häufig Wachstums- und Entwicklungsstörungen.
Bei der Sektion von Personen, die an Ancylostomiasis verstorben sind, imponiert neben der Blässe der meisten Orga-
Therapie
Mittel der Wahl zur Behandlung von Hakenwurminfektionen sind:
■ Mebendazol (Pantelmin) 2x100 mg über 3 Tage
■ Pyrantelpamoat (Combantrin) 1x10 mg/kg KG über
3 Tage
■ Albendazol (Eskazole) 1x400 mg einmalig
Therapie des „Hautmaulwurfs“: 3x200 mg Mebendazol
über 5 Tage. Alternativ oder in Kombination können die Larven lokal mit flüssigem Stickstoff eliminiert werden.
Prävention
Tragen von festem Schuhwerk und Anlegen von Latrinen in den kritischen Regionen. Ein heißer Sandstrand stellt
kein Infektionsrisiko dar. Cave: Das Herumlatschen in „Jesuspatschen“ oder Barfußgehen durch tropisches Paradies
wirkt zwar lässig, diese Unvorsichtigkeit wird aber des Öfteren
mit einer zehrenden Blässe bezahlt.
Historisches
Die genaue Erforschung der tropischen Hakenwurmerkrankung erfolgte paradoxerweise in den europäischen Alpen.
Am 13. September 1872 begannen die Bauarbeiten zum Gotthardtunnel. Nach sieben Jahren Bauzeit kam es unter den
italienischen Arbeitern auf der Südseite des Tunnels zu einer
rätselhaften Epidemie mit Anzeichen einer schweren Anämie. Als „traurig anzusehende, gelbliche Gestalten“ wurden
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Eier, Larven und Köpfe des Ancylostoma duodenale
sie vom zuständigen Arzt beschrieben. Auch zurückgeschickt
in die Heimat erholten sich die meisten Arbeiter nicht, sondern
verstarben. Zunächst wurde die „Sankt Gotthard-Krankheit“ als Bergarbeiterkrankheit oder Bergkachexie eingestuft,
eine vom Bergbau her in vielen europäischen Ländern bekannte Erkrankung, die mit Kräfteverfall und Blutarmut einherging. Im Februar 1880 führte der Turiner Professor Perroncito an einem der verstorbenen Arbeiter eine Autopsie
durch, in deren Verlauf er im Duodenum und Jejunum 1.500
Ancylostomen fand. Die Antwort auf die Frage, wie der Ancylostoma duodenale überhaupt in den Gotthardtunnel gekommen war, war auch bald gefunden. Diese vorwiegend in
den Tropen und Subtropen lebende Hakenwurmart kommt
auch in der Poebene vor. Ein Teil der italienischen Tunnelarbeiter kam exakt aus diesem Verbreitungsgebiet und hatte
den Parasiten eingeschleppt.
Es war nahe liegend, die von der „Bergkachexie“ betroffenen Arbeiter auch in anderen Ländern zu untersuchen und
tatsächlich gelang der Nachweis der Hakenwürmer – dem
so genannten „Grubenwurm“. Die Aufklärung dieser Epidemie machte unmissverständlich klar, dass hinter der weltweit auftretenden Bergwerksanämie Hakenwurminfektionen stecken, die in der feuchten Wärme des Bergbaus optimale
Bedingungen vorfinden. Durch die Einführung und Einhaltung rigoroser hygienischer Maßnahmen konnten in der weiteren Zukunft die Infektionen unterbunden werden.
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Dr. Peter Traxler
Prof. Helene Breitschopf
Arzt für Allgemeinmedizin
Betriebsarzt im Hanuschkrankenhaus
[email protected]
www.tropenmedizin.at
Medizinische Universität Wien
Zentrum für Hirnforschung
[email protected]
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