Laktase-Gentest bei Verdacht auf primäre Laktose-Intoleranz In Deutschland leiden circa 20 % der Bevölkerung, etwa 16 Millionen Menschen, an einer LaktoseIntoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit). Die Laktoseintoleranz manifestiert sich klinisch durch Unverträglichkeit von Milch und laktosehaltigen Lebensmitteln mit Bauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit, Blähungen und Durchfall. Betroffene berichten darüber hinaus von einer Vielzahl weiterer unspezifischer Symptome wie Kopfschmerzen, Erschöpfungszustände und Kreislaufbeschwerden. Die biochemische Ursache einer Laktoseintoleranz ist der Mangel bzw. das Fehlen des Verdauungsenzyms Laktase-Phlorizin Hydrolase, welches im Darm Laktose in Glukose und Galaktose aufspaltet. Da nur die Spaltprodukte über die Darmwand resorbiert werden können, verbleibt die Laktose unverdaut im Darm und wird dort durch Darmbakterien abgebaut, was die oben beschriebenen Symptome hervorruft. Der Laktasemangel kann primär (genetisch) oder sekundär (z.B. Morbus Crohn, Zöliakie, Infektionen oder Chemotherapie) bedingt sein. Diagnostik: Die bisherigen eingesetzten indirekten Testverfahren (H2-Atemtest, Laktose-Belastungstest, Biopsat) sind oft mit hohem Aufwand und einer gesundheitlichen Belastung des Patienten verbunden, insbesondere zur Ausschlußdiagnose bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Zudem sind sie für Säuglinge und Kinder erst ab einem bestimmten Alter einzusetzen oder generell als ungeeignet anzusehen. Der Laktase-Gentest zum Nachweis der Polymorphismen C/T-13910 bzw. analogem G/A-22018 liefert hier eine präzise und schnelle Diagnostik mit geringem Aufwand, da lediglich eine einmalige Blutabnahme erforderlich ist. Dieser PCR-basierte Test beruht auf dem Nachweis zweier Mutationen, die nachweislich zu einer stark reduzierten bzw. fehlenden Laktase-Enzymaktivität führen. Beide Polymorphismen, C/T-13910 und G/A-22018, liegen in nichtcodierenden Regionen des MCM6 Gens (1): in Intron 9 liegt die Variante G/A-22018, in Intron 13 findet sich die DNA-Variante C/T-13910. Das homozygote Vorliegen von Cytosin an Position 13910 (relativ zum ATG-Start des LCT-Gens) sowie der homozygote Status G/G an Position 22018 ist zu 100% mit dem klinischen Krankheitsbild einer Laktoseintoleranz in den untersuchten Familien assoziiert. C/T-13910 G/A-22O18 Genotyp CC CT TT GG GA AA Laktose-intolerant 144 0 0 137 7 0 Laktose-tolerant 0 100 87 0 100 87 Verteilung der Genotypen bei Personen mit biochemisch bestätigter Laktoseintoleranz im Vergleich zu gesunden Kontrollen Die Korrelation zwischen der Laktaseaktivität und Auftreten der allelischen Varianten C und G konnte hergestellt werden. So zeigt u.a. die Arbeit von Rasinpera, dass das homozygote Auftreten des C-Allels der C/T-13910-Variante mit einer sehr niedrigen Laktaseaktivität von unter 100/g Protein einhergeht (2). Die Genotypisierung der C/T-13910-Variante stellt eine sichere und aussagekräftige Diagnostik bei Verdacht auf eine Laktoseintoleranz dar. Betroffene können auf diese Weise schnell von Ihren Beschwerden befreit werden, indem sie laktosehaltige Lebensmittel meiden und eine laktosearme bzw. laktosefreie Diät einhalten. Laktoseintoleranz und Osteoporose Neueste Studien zeigen, dass bei laktoseintoleranten Frauen die Knochendichte im Vergleich zu altersgleichen Personen signifikant reduziert ist. Die genetische Disposition einer Laktoseintoleranz scheint somit zu einer tendenziell erniedrigten Knochendichte und erhöhten Frakturanfälligkeit beizutragen. Dies ist schon alleine durch die verringerte Kalizumzufuhr bei laktoseintoleranten Patientinnen eine nahe liegende Folge. Literatur: 1. 2. 3. Enattah N.S. et BI. (2002), Identification of a variant associated with adult-type hypolactasia, Nat Genet 30: 233-237 Obermayer-Pietsch, Knochendichte und Laktoseintoleranz-Übersicht über aktuelle Entwicklungen, J. Miner. Stoffwechs. 3/2004 Rasinpera H. et al (2004), A genetic test which can be used to diagnose adult-type hypolactasia in children, Gut 53(11): 15711576 Material für den Laktase-Gentest: EDTA-Blut Abrechnung: EBM 4x11321; GOÄ 4x3924 10.01.2008