Klinische Indikationen für die Bestimmung der Parameter zur Diagnose und Therapiekontrolle: • Ausschluss einer akuten Borrelien-Infektion 4 Wochen nach Zeckenbiss • Erythema migrans, Lymphozytom • Abklärung von Arthritis, Karditis • Neuroborreliose, Radikulitis, Meningitis, Myelitis, Facialisparese, Polyneuropathie • Hautmanifestationen, Akrodermatitis chronica atrophicans, rezidivierendes oder multiples Erythem Untersuchungsmaterial und Haltbarkeit: • ca. 0,5 ml Serum Stabilität 7 Tage, Postversand möglich. • Ansatztage: IgG/IgM ELISA Blot Mo, Mi, Fr Di, Do MVZ Dr. Müller und Kollegen Laboratoriumsmedizin, Bluttransfusionswesen, Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Krankenhaushygiene Laborfachinformation Referenzbereiche/Entscheidungsbereiche: Parameter Abrechnung: EBM 2011 Parameter in EURO (Ziffer) 7,10 Borrelien-IgG-EIA (32586) 7,10 Borrelien-IgM-EIA (32586) GOÄ 1,0 in EURO (Ziffer) Borrelien-IgG negativ: < 3,0 U/ml grenzwertig: 3,0-5,0 U/ml positiv: >5,0 U/ml 20,40 (4286) Borrelien-IgM negativ: < 3,0 U/ml grenzwertig: 3,0-5,0 U/ml positiv: >5,0 U/ml 25,65 (4286, A3884) IgG-Westernblot 20,30 20,30 IgM-Westernblot (32662) 46,63 (A4408) 46,63 (A4408) negativ CDC/James Gathany IgM-Westernblot IgG-Westernblot (32662) Referenzbereich negativ Weiterführende Literatur stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Für Rückfragen erreichen Sie uns unter den bekannten Telefonnummern. Diese und weitere Fachinformationen finden Sie als PDF-Datei auf unserer Homepage http://www.medlab-oldenburg.de Stand der Fachinformation: 24.01.2012 Empfehlungen für eine rationelle und sinnvolle serologische Labordiagnostik Koppelstraße 7 . 26135 Oldenburg Tel.: 04 41 / 24 88 311 Fax.: 04 41 / 24 88 315 e-mail: [email protected] Homepage: www.medlab-oldenburg.de Die Lyme-Borreliose ist eine systemische Erkrankung, die durch eine Infektion mit der Spirochäte Borrelia burgdorferi hervorgerufen wird. Mit in Deutschland geschätzten 60.000 bis 100.000 Neuerkrankungen pro Jahr gehört sie zu den häufigsten durch Zecken übertragenen Erkrankungen. Stadium 1: früh lokal (Tage bis Wochen nach Zeckenbiss): Die Übertragung der Borrelien erfolgt durch den Biss infizierter Zecken, in Europa ist der Hauptvektor der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Das Hauptreservoir sind kleine Nager, vor allem Mäuse und Vögel. Der Lebenszyklus der Zecken (Larve → Nymphe → Adulte) beträgt ca. 3 Jahre. Die Blutmahlzeit findet einmal pro Zyklus statt. Die Zecke infiziert sich in einem Zyklus und überträgt im nächsten, also als Nymphe oder Adulte. Für eine Übertragung der Borrelien ist i.d.R. eine Saugzeit von 6 bis 24 Stunden erforderlich. Zecken finden sich v.a. ab Frühsommer bis zum Herbst auf Gräsern, Büschen und Sträuchern bis zu einer Höhe von ca. 1 Meter. Dabei meiden sie sonnige, warme Stellen und kurzes Gras, sie mögen es luftfeucht. Stadium 2: früh disseminiert (Wochen bis Monate nach Zeckenbiss): • Eythema migrans • unspezifische, grippeähnliche Symptome • Antikörper-Nachweis in 20-50 %, Prädominanz von IgM • Arthritis (vorw. Knie-/Ellenbogengelenk) • Myokarditis (evtl. AV-Block) Neuroborreliose (Bannwarth-Syndrom, Meningitis, Myelitis, Facialisparese) • Borrelien-Lymphozytom • Antikörper-Nachweis in 70-90 %, je nach Krankheitsdauer IgM und/oder IgG Stadium 3: spät chronisch (Monate bis Jahre nach Zeckenbiss): • Acrodermatitis chronicans athropicans (ACA) • Polyneuropathie Die Durchseuchung der Zecken mit Borrelien ist in Deutschland ubiquitär vorhanden. Es gibt jedoch ein Süd-Nordgefälle. In Norddeutschland sind 6 bis 10 % der Zecken durchseucht, in Südund Mitteldeutschland etwa 20 bis 30 %. • Enzephalomyelitis • Antikörper-Nachweis in 90-100 %, in der Regel IgG, nur bis 15 % IgM Der Beginn der Infektion erfolgt mit dem Zeckenbiss, der in etwa der Hälfte der Fälle unbemerkt bleibt. Es kann sich eine Multiorganerkrankung mit einer außerordentlich großen Vielfalt möglicher Krankheitsmanifestationen entwickeln. Die Klinik wird in eine Frühmanifestation (Stadium 1 und 2) und eine Spätmanifestation (Stadium 3) eingeteilt. Die Erkrankung muss jedoch nicht alle Stadien durchlaufen, sondern kann in jedem Stadium erstmals auftreten. Die Diagnose der Lyme-Borreliose kann in erster Linie anamnestisch/klinisch gestellt werden. Der serologische Nachweis von Antikörpern gegen Borrelien-Antigene liefert ggf. wertvolle zusätzliche Informationen. Bei Anforderung der Borrelien-Serologie führen wir eine Stufendiagnostik nach den Richtlinien der “Mikrobiologischen-Infektiologischen Qualitätsstandards“ (MIQ) der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) durch. Dazu gehört die quantitative Bestimmung von borrelienspezifischen IgM– und IgG-Antikörpern im Enzymimmunoassay (ELISA), sowie der Nachweis von spezifischen IgM– bzw. IgG-Antikörpern gegen verschiedene Borrelienantigene im Immunoblot. Der Blot erlaubt eine gewisse Aussage über eine mögliche frühe oder ältere Infektion. Zudem ermöglicht er die Erkennung von Kreuzreaktionen zu EBV– oder Treponema pallidum-Infektionen. Bei zuvor negativem Befund weist das Auftreten von Antikörpern auf eine mögliche frische Infektion hin. Unter diesem Aspekt erscheint die Bestimmung eines Ausgangswertes bei ausgewählten, beruflich besonders exponierten Personen oder unmittelbar nach Zeckenbiss als sinnvoll. Zu Beginn werden meist IgM-Antikörper gefunden. Diese können jedoch über einen längeren Zeitraum isoliert persistieren. IgG-Antikörper werden eher im disseminierten oder späteren Stadium nachweisbar. Ein fehlender Antikörpernachweis schließt allerdings eine Infektion nicht aus. Eine frühe antibiotische Behandlung kann die Bildung von Antikörpern stark beeinflussen, eine Serokonversion sogar ganz verhindern. Eine serologische Verlaufskontrolle ist aufgrund der trägen Antikörperkinetik zur Erfolgskontrolle einer Antibiose nicht geeignet. Bei vermuteter neurologischer Beteiligung ist die parallele Untersuchung gleichzeitig entnommener Blut– und Liquorproben zielführend. Der Nachweis der Zellzahlerhöhung im Liquor, einer Blut-/LiquorSchrankenstörung sowie die intrathekale Immunglobulinbildung, inkl. der Nachweis borrelienspezifischer Antikörper gelten als richtungsweisend.