Facebook Atlas: Neue Optionen für Advertiser Facebook hat sein Werbenetzwerk Atlas rundumerneuert. Jetzt überschlagen sich die Headlines: Von einem „Frontalangriff auf Google“ bis hin zur „Verfolgung der User durch Facebook“ wird geschrieben. Doch was ist wirklich dran am neuen Werbesystem? Und ist es tatsächlich eine Revolution am Werbemarkt? Was ist das Besondere an Atlas, dass der Start solch heftige Reaktionen provoziert? Blicken wir zurück, so ist Atlas zunächst ein AdServer-System, welches Facebook im Februar 2013 von Microsoft gekauft hat. Wie jeder AdServer ermöglicht es das Schalten von Werbung an angeschlossenen Marktplätzen (AdExchanges). Genau genommen ist Atlas also zunächst einmal ein Wettbewerber zu DoubleClick, das wiederum im März 2008 von Google gekauft worden war. Da AdServer grundsätzlich dazu dienen, Werbemittel für unterschiedliche Publisher bereitzustellen und deren Auslieferung und Messung sicherzustellen, eröffnete der Kauf von Atlas Facebook die Chance, Werbung auch außerhalb des eigenen Social Networks auszuliefern. Hier zeigt sich bereits einer der großen Vorteile, die Facebook bietet: Das globale Social Net verfügt über immense Targetingmöglichkeiten, die Werbetreibende bisher bereits bei der Aussteuerung von Werbung innerhalb Facebooks nutzen konnten. Diese Targetingoptionen stehen durch die Verwendung der AtlasAdServer-Technologie nun auch auf externen Websites zur Verfügung. Die zweite Besonderheit ist die Ansprache der User, unabhängig vom benutzten Gerät. Denn Facebook targetet den Menschen, nicht mehr den Cookie. Dies gelingt, weil die meisten Nutzer sich in Facebook nicht abmelden – weder am PC noch auf der mobilen Website oder der Facebook-App. Warum auch, ist es doch praktisch, stets den Newsfeed im Auge zu behalten oder schnell und unkompliziert ein Foto mit den Freunden teilen zu können. Damit wird die Facebook-ID zur zentralen User-Erkennung benutzt und nicht – wie bei vielen anderen Plattformen immer noch üblich – der Cookie. Denn Cookies können nicht plattformübergreifend gesetzt werden und so gelten sie nur pro verwendetem Gerät. Seite 1 Facebook Atlas: Neue Optionen für Advertiser Eine ähnliche geräteübergreifende User-Aussteuerung kann auch Google realisieren, da viele Nutzer am PC mit ihrem Google-Konto angemeldet (egal, ob für Google Suche, Gmail oder Google Maps) und oft auch am Smartphone eingeloggt sind – sei es, weil es ein Android-Gerät ist, das schon bei der Einrichtung ein Google-Konto erfordert, oder um auf dem iPhone auf personalisierte Google-Maps Karten oder Suchverläufe zurückgreifen zu können. Soweit verwenden also beide Unternehmen eine ähnliche Technologie. Atlas: Anzeigen - Auslieferungs und - Trackingplattform, basierend auf den Daten von echten Menschen und Aktionen Die Beachtung, die dem Atlas-Relaunch zuteil wird, liegt letztlich an der für Werbetreibende reizvollen Kombination, die Facebook hier geschaffen hat: Präzises Targeting auf Basis der Unmengen an Daten seiner User, welches nun auch außerhalb von Facebook eingesetzt werden kann, plus die Möglichkeit, Menschen geräteübergreifend anzusprechen. Werbetreibende können so ein besseres Verständnis darüber gewinnen, welche Produkte beispielsweise am PC gekauft wurden, nachdem der User zuvor auf eine Anzeige auf seinem Smartphone geklickt hatte (device-übergreifendes Conversion-Tracking). Google nutzt dies beispielsweise auch schon für das Google-AdWords-System innerhalb der Google-Suche. Mit Atlas kann dies nun aber auch Websiteübergreifend analysiert werden. Aus Sicht der Facebook-User bleibt abzuwarten, ob diese sich von allzu zielgenauer Werbung nicht doch allzu sehr bedrängt fühlen. Dennoch ist wohl nicht mit einer verstärkten Flucht aus Facebook oder einem permanenten Aus- und Wiedereinloggen zu rechnen. Seite 2 Facebook Atlas: Neue Optionen für Advertiser Fazit Über den Erfolg, den Facebook mit Atlas haben wird, streiten sich die Experten trotz der evidenten Vorteile. Insbesondere darüber, ob es Facebook selbst noch lange genug geben wird, um all diese Möglichkeiten vollständig ausschöpfen zu können. Einige sehen das Ende von Facebook bereits für die nächsten Jahre voraus, da das Soziale Netzwerk in den jüngeren Zielgruppen an Zuspruch verliert. Diese jüngeren Zielgruppen nutzen jedoch verstärkt Instagram und WhatsApp, die wiederum beide Facebook gehören. Und so können (zumindest über Instagram) weiterhin fleißig Daten gesammelt werden. Und diese Daten, bzw. das präzise Targeting auf deren Basis, sind schließlich die Stärke von Facebook Atlas. Facebook selbst sieht sich dabei schon lange nicht mehr „nur“ als Social Media Plattform, sondern vielmehr als reichweitenstärkstes Medium. Um Atlas am Markt durchzusetzen, muss es Facebook nun gelingen, möglichst schnell möglichst viele Publisher zu gewinnen, die das System in ihre Webseiten einbauen, damit überhaupt Werbung ausgeliefert werden kann. Sonst ... behält Google mit seinem DoubleClick auch weiterhin die absolute Hoheit. Quellenangaben (auch zu den verwendeten Bildern): http://www.nzz.ch/mehr/digital/facebook-atlas-google-werbung-1.18393084 http://www.sueddeutsche.de/digital/neues-werbenetzwerk-facebook-greift-google-an-1.2151643 http://www.spiegel.de/netzwelt/web/werbedienst-atlas-facebook-will-google-marktfuehrerschaft-streitig-machen-a-994363.html http://www.ichimnetz.de/2014/10/news/neuer-werbedienst-bei-facebook-verfolgt-euch-23943/ http://www.wsj.de/nachrichten/SB10362228127429084907704580190122548303314 http://socialdraft.com/facebook-atlas-marketing-ad-platform/ http://www.wuv.de/agenturen/saatchi_chef_kevin_roberts_facebook_in_drei_jahren_tot http://www.wuv.de/digital/warum_facebook_noch_lange_nicht_am_ende_ist Seite 3 follow us on Mindshare GmbH Darmstädter Landstraße 112 D-60598 Frankfurt/Main Tel +49 (0)69 60905 0 www.mindshare.de