Mit freundlicher Genehmigung von Frau Prof. M. Ritsch-Marte Version 11.1.2006 ELEKTROSTATIK, GLEICHSTROM und MAGNETOSTATIK Grundlage für Elektrotechnik, Elektrochemie, Elektronik Elektrostatik statisch = zeitlich unveränderlich Elektrische Ladungen die elektrische Ladung Q (engl. electric charge) hat folgende Eigenschaften: • stets an Materie gebunden (kein Elementarteilchen mit Ladung ohne Masse) • kommt nur in Vielfachen der Elementarladung e = 1,602 × 10−19 C vor • ist eine Erhaltungsgröße in einem abgeschlossenen System • zwei Arten: positiv und negativ einige geladene Elementarteilchen (in Einheiten von e ): Elektron Positron Proton Myon etc. −1 +1 +1 ±1 ... durch Ionisation von neutralen Atomen → Ionen Kationen Anionen +1, +2, +3... −1, −2, −3... SI-Einheit der Ladung [ Q ] = 1 C = 1 Coulomb (= 1 A s [Ampere Sekunde]) 1C = 6,24 × 1018 e ↔ 1018-fach mehr als die Elementarladung ↔ größenordnungsmäßig an unsere Erfahrungswelt angepaßt: geladene Objekte enthalten sehr viele Elementarladungen typische Ladungsmengen: Autoakku 400 kC ≈ 100 Ah, Fotoakku 7000 C ≈ 2000 mAh, biologische Zelle 3 µC ≈ 8,3 × 10−10 Ah Ladungsverteilung: in großem Abstand Monopol: isoliertes geladenes Objekt Dipol: zwei gleich große Ladungen mit entgegengesetztem Vorzeichen in einem festen Abstand; r r Dipolmoment d = Q a (Vektor von – zu +) Quadrupol: zwei entgegengesetzte Dipole Multipole... + (oder a ) + + + + + + aus großem Abstand betrachtet kompensieren sich die Ladungen näherungsweise ⇒ Ladungsverteilung wirkt auf große Entfernung neutral elektrische (Raum-) Ladungsdichte (vgl. Massendichte) Q ∆Q r (inhomogen: ρ ( x ) = lim ) homogene Verteilung ρ = ∆V →0 ∆V V SI-Einheit der Raumladungsdichte: [ ρ ] = 1 C/m3 ähnlich: Flächenladungsdichte [C/m2] und Linienladungsdichte [C/m] Coulomb'sches Gesetz Ladungen üben Kräfte aufeinander aus, die sogenannten Coulomb-Kräfte (Charles Augustin Coulomb (1736-1806)): die Kraft, die von Ladung Q1 auf Ladung Q2 im Vakuum ausgeübt wird, ist gegeben durch r 1 Q1Q2 r e12 F12 = 4πε 0 r 2 hier bedeuten: EM 2 Q1 ,Q2 K Ladung 1, Ladung 2 (jeweils positiv oder negativ) r F12 K r F21 K r e12 K rK in C Kraft, die von Ladung 1 auf Ladung 2 ausgeübt wird Betrag in N Kraft, die von Ladung 2 auf Ladung 1 ausgeübt wird Betrag in N Einheitsvektor von Ladung 1 in Richtung Ladung 2 Abstand zwischen den zwei Ladungen Betrag = 1 in m ε 0 = 8, 854 10−12 C/V m K elektrische Feldkonstante 1 4πε 0 ≈ 1010 J m/C2 Coulomb-Kräfte + + Q1 Q1 gleichartige Ladungen: Abstoßung r d.h. für F12 Betrag proportional zu: • beiden(!) Ladungen • 1/(Abstand)2 Q2 Q2 + verschiedenartige Ladungen: Anziehung Richtung(Vorzeichen): parallel zur Verbindungslinie: • gleichartige Ladungen, d.h. r Q1 Q2 > 0 ⇒ + e12 (Abstoßung) • verschiedenartige Ladungen, d.h. r Q1 Q2 < 0 ⇒ − e12 (Anziehung) Kräfte zwischen zwei geladenen Objekten r r entgegengesetzt gleich: F21 = − F12 (Actio = Reactio) +++ + + + + ++ r mm r vgl. Massenanziehung und Gravitationsgesetz: FG = G 1 2 2 e12 r EM3 Zahlenvergleich: 2 Elektronen im Abstand von 1 nm = 10-9 m: FCoulomb = 8,9 × 10 9 Jm/C 2 × (1,6 × 10 −19 C) 2 = 2,3 × 10 −10 N 2 −9 (10 m) FGravitation = 6,67 × 10 −11 Nm 2 /kg 2 × (9 × 10 −31 kg) 2 = 5,5 × 10 −53 N 2 −9 (10 m) FCoulomb : FGravitation = 1042 : 1 !! Elektrische Feldstärke, elektrostatische Energie Kraftwirkungen um Ladungsverteilungen durch elektrische Feldlinien veranschaulichen: austesten durch Coulomb-Kraft auf (positiv geladene) Probeladung Qtest Positive Ladung Parallele Platten + + Benachbarte Ladungen entgegengesetzten Vorzeichens (Dipol) Elektrischer Fisch _ + + die Größe der gemessenen Kraft hängt auch von der Testladung ab ⇒ durch Testladung dividieren Kraftfeld → elektrisches Feld EM 4 Definition der elektrischen Feldstärke: r r F Kraft auf eine Ladung im Kraftfeld E= = Größe der Ladung Q r SI-Einheit der elektrischen Feldstärke [ | E | ] = 1 N C−1 = 1 V m−1 (Volt) Zahlenbeispiele: Zelle mit Ladung von 3 µC → elektrisches Feld um diese Zelle: im Abstand von 1 mm ? E = 8,988 × 109 J m/C2 × 3 × 10−6 C / (10−3 m)2 = 2,70 × 1010 N/C = 2,70 × 1010 V/m, im Abstand von 10 cm ? E = 2,70 × 106 V/m für elektrische Feldlinien (theoretisches Hilfsmittel zur Veranschaulichung, vgl. Stromlinien, magnetische Feldlinien): • Richtung der elektrischen Feldlinien = Richtung in die sich eine positive (Konvention!) Testladung bewegen würde • je höher die Feldliniendichte, desto höher die Feldstärke • elektrische Feldlinien entspringen und enden ausschließlich an Ladungen oder im ∞ (in der Elektrostatik keine andere Möglichkeit; später auch in sich geschlossene Feldlinien! ) verschiebt man eine Ladung Q gegen die wirkende Coulomb-Kraft ⇒ so muß man elektrische Arbeit verrichten; analog zur Mechanik (siehe potentielle Energie E pot ) ist die geleistete Arbeit W in elektrostatischer Energie gespeichert Potential und Spannung die so gewonnene potentielle Energie pro Ladung nennt man elektrisches Potential W V= Q EM5 Eine Ladung läßt sich auf einer Linie konstanten Potentials verschieben, ohne daß Arbeit geleistet werden muß: Äquipotentiallinien (in 3D: – flächen), schneiden die Feldlinien im rechten Winkel r r r r dW = F ⋅ dx = Q E ⋅ dx z.B. Erdoberfläche = Äquipotentialfläche → ‚Erdung‘ Achtung: Potentiale sind (gleich wie Energien) nur bis auf eine additive Konstante bestimmt, die man beliebig wählen kann; Potentialdifferenzen (= Spannungen) sind unabhängig von der gewählten Konstante (die sich bei der Differenzbildung weghebt) elektrische Potentialdifferenzen sind der Antrieb für den elektrischen Strom: Ladungstransport setzt ein, der die Potentialdifferenzen auszugleichen versucht man nennt diese elektrische Potentialdifferenz elektrische Spannung (engl. electric voltage): U = ∆V SI-Einheit der elektrischen Spannung [ U ] = 1 V = 1 Volt = 1 J C−1 Alessandro Volta (1745-1827) Größenordnungstabelle elektrische Spannung [in V]: Blitz Röntgenröhre Zitteraal Netzspannung Autobatterie 106 − 108 104 − 105 600 230 12 Batterie-Monozelle 1,5 Muskelzelle EKG EEG 0,09 10−3 10−6 EM 6 alle elektronischen Geräte nutzen ein solches elektrisches Spannungsgefälle! ? Wie erzeugt man Potentialdifferenzen ? Prinzip der Spannungsquellen: Ladungstrennung durch • Kontakt von verschiedenen Materialien an Grenzfläche: z.B. Galvanisches Element (‚Batterie‘) 2 Elektroden aus verschiedenem Metall + Elektrolyt (‚stromleitende Flüssigkeiten‘; Verbindungen (Säuren, Basen, Salze), die in wäßriger Lösung in Ionen zerfallen) L. Galvani (1737-1798) Hierarchie = Volta’sche Spannungsreihe: ein bestimmtes Metall wird negativ geladen, wenn man es mit einem weiter links stehenden (= unedleren) in Berührung bringt K, Na, Al, Zn, Sn, Pb, Fe, Cu, Ag, Pt, Au → → edleres Metall bildet ‚edler‘ unedleres Metall Anode = positive Spannungsdifferenz bildet Kathode = Elektrode; es scheidet negative Elektrode; umso größer, je weiter sich auf der Anode ab, die Elektrodengibt Elektronen ab materialien in der solange es (noch) in bzw. geht in Spannungsreihe Lösung vorliegt Lösung (Korrosion) voneinander entfernt (Galvanisieren) sind Beispiel Zn-Cu-Batterie I Kathode- + Anode Elektrolyt + + + + + + Anion abgeschiedener Stoff • + + + + + Kation Taschenlampenbatterie: Trockenbatterie (Zink, Kohlenstoff + mit Ammoniumchlorid-getränkter Füllmasse) EM7 Achtung: es gibt auch eine thermoelektrische Spannungsreihe! ( → Thermoeffekt) • Erklärung der Kontaktspannung an Grenzflächen: verschiedene Austrittsarbeit für Elektronen aus dem Metall (vgl. Oberflächenspannung) für freie Elektronen; verschiedene Grenzflächen (fest-fest, fest-flüssig, flüssig-flüssig), Reibung → erhöhter Kontakt! • selektive Durchlässigkeit für verschiedene Ladungsträger (biologische, künstliche Membranen) Demonstration: Aufladung durch Reibung z.B. Paraffinkugel in Wasser Kontaktspannung temperaturabhängig! ⇒ thermoelektrische Effekte: • Kontaktstellen von Metallen auf unterschiedliche Temperatur bringen → Thermostrom fließt (Thermoeffekt); Thermoelemente: thermoelektrische Energieumwandler • Umkehrung Peltier-Effekt : Gleichstrom durch Verbindungsstellen unterschiedlicher Metalle (ursprünglich gleicher Temperatur) → Erwärmen / Abkühlen der verschiedenen Lötstellen EM 8 Gleichstrom ? Was ist elektrischer Strom? elektrischer Strom = gerichtete Bewegung von Ladungsträgern ‚gerichtet‘ = Ladungsträger bewegen sich nicht zufällig in alle Richtungen, sondern benachbarte Ladungsträger bewegen sich etwa gleich Gleichstrom / Wechselstrom (Richtungsumkehrung) (engl. DC = direct current und AC = alternating current) z.B. freie Elektronen in einem Metall I ⇐ I technische ⇐ Stromrichtung Minuspol Pluspol Elektrische Stromstärke und Stromdichte Q t ∆Q ) (nicht stationär: Momentanstrom I (t ) = lim ∆t →0 ∆t Definition der elektrischen Stromstärke: I = Stromstärke = Maß für die durch eine gegebene Querschnittsfläche transportierte Ladungsmenge; SI-Basis-Einheit [ I ] = 1 A = 1 Ampère = 1 C s−1 EM9 6 10 104 103 102 101 1 10−1 10−2 10−4 10−5 10−11 Größenordnungstabelle elektrische Stromstärke [in A]: Plasmagenerator Blitz 10 kA (bis maximal 500 kA) E-Lok 5000 A Durchschnittlicher Verbrauch eines Einfamilienhauses Haushaltsstrom 10 - 30 A, Defibrillatorstrom = 40 A Mikrowellenherd 4 A, Heizstrom in der Röntgenröhre Taschenlampe 0,2 A 100 W-Glühbirne 0,45 A Schwelle für Auslösen von Krämpfen Anodenstrom in der Röntgenröhre, Transistorradio Empfindungsschwelle (Berührung) Tintenfisch Axon (überträgt Info zw. Nervenzellen) Synapsenstrom < 10−11 A Definition der Basis-Einheit-Ampère über Kräftewirkung nach dem Ampère‘schen Gesetz: zwei stromdurchflossene Leiter üben aufeinander (entgegengesetzt gleiche) Kräfte aus: r µ II r F12 = 0 1 2 l e N 2π r r r F21 = − F12 selbe Stromrichtung → Anziehung entgegengesetzte Stromrichtung → Abstoßung A.M. Ampère (1775-1836) z.B. Versuchsaufbau für Definition der SI-Einheit Ampère der Stromstärke: -F l = 1m r=1m hier bedeuten: I = 1A I = 1A EM 10 I 1 , I 2 K Stromstärke in Leiter 1 bzw. in Leiter 2 r F12 K r F21 K Kraft, die von Leiter 1 auf Leiter 2 ausgeübt wird Kraft, die von Leiter 2 auf Leiter 1 ausgeübt wird Einheitsvektor normal auf Leiter (in Ebene der 2 Leiter) Leiterlänge Normalabstand zwischen den zwei Leitern r eN K lK rK in A (in eine Richtung positiv gerechnet, in die entgegengesetzte negativ) Betrag in N Betrag in N Betrag = 1 in m in m µ 0 = 4π 10−7 V s/A m K magnetische Feldkonstante ? Wieso wechselt die Kraft durch Umpolen der Stromrichtung in einem der Leiter zwischen Abstoßung und Anziehung? → Magnetostatik ? Wie hängen elektrischer Strom und Strömung der Ladungsträger zusammen? r r r r r Stromdichte: j ( x ) = ρ ( x ) v ( x ) r an jedem Punkt x im Leiter: r j K elektrische Stromdichte [A/m2] ρ K (Raum-)Ladungsdichte [C/m3] v v K Geschwindigkeit [m/s] v ∆Q=ρ∆V ∆L (vgl. Stromlinien in Flüssigkeitsströmungen) EM11 A Achtung: negative Ladungsträger ⇒ technische Stromrichtung genau entgegengesetzt zur Bewegung der Ladungsträger für eine homogene Verteilung der Stromstärke I durch den Leiterquerschnitt A⊥ I → Zusammenhang mit der Stromstärke: j = A⊥ SI-Einheit der Stromdichte [ j ] = 1 A m−2 ∆I r (inhomogene Querschnittsverteilung: j ( x ) = lim , wobei das ∆A →0 ∆A ⊥ ⊥ Flächenelement normal zur Geschwindigkeit der Teilchen zu nehmen ist) EM 12 Leitungsmechanismen ? Wie funktioniert Stromleitung? Was macht ein Material zu einem elektrischen Leiter ? Elektrische Stromleitung: LEITUNGSMECHANISMUS Ausbreitung von Ladungsträgern im Vakuum BEISPIELE • Austritt von Elektronen aus Metallen Freisetzungsprozesse (Tabelle s.u.) • Plasmaströmungen • kosmische Strahlung • Radioaktivität Bewegung gelöster Ionen in Flüssigkeiten und Schmelzen (Ionenbeweglichkeit (Stöße!), Driftgeschwindigkeit) • elektrolytische Dissoziation • hydratisierte Ionen frei bewegliche Elektronen • Metalle bei Zimmertemperatur Supraleitung (QuantenVielteilchen-Effekt, verlustfreie Leitung) • Festkörper mit bestimmter Gitterstruktur unterhalb einer bestimmten Temperatur Ionisation in Gasen • Gasentladung (z.B. durch Anlegung einer hohen Spannung, Leuchtstoffröhre) Störstellen-‚Transport‘ • n-dotierte Halbleiter • p-dotierte Halbleiter elektrochemische Elektrizitätsleitung (von Pulsen) • Nerven, Synapsen EM13 Freisetzungsprozesse für Elektronen aus Metallen Glühemission Energiequelle für Austrittsarbeit: Wärme Photoeffekt Licht Feldemission potentielle Energie im elektrostatischen Feld Sekundäremission kinetische Energie Demonstration Kathodenstrahlrohr Isolator, Halbleiter oder Leiter? Materialien: • Gase: eigentlich Isolatoren; Ladungsträger durch Ionisation erzeugbar, aber rasche Rekombination durch große Beweglichkeit; Gasentladung: Stromfluß durch ein Gas (durch hohe angelegte Potentialdifferenz oder starke Ionisation durch eine äußere Energiequelle) Flüssigkeiten: eigentlich Isolatoren, falls Ionen in Lösung: ‚Elektrolyt‘, gute Leiter, da relativ große Beweglichkeit der Ladungsträger ( = Ionen) • Festkörper: Verfügbarkeit von freien Elektronen wichtig: E Elektronenenergie E E E Leitungsband (freie Elektronen) Verbotene Zone >5 eV Valenzband (gebundene Elektronen) % 1 eV Leiter Halbleiter Isolator Achtung: ‚Bänder‘: mögliche ( = erlaubte) Energiebereiche, keine räumlichen Gebiete irgendeiner Art Leitungsband: frei bewegliche Elektronen, die für die Stromleitung zur Verfügung stehen EM 14 Beispiele: Leiter: Metalle; Isolatoren: Porzellan, Glas, Stein, Kunststoffe, Gummi; Halbleiter: Si, Ge, und Verbindungen (GaAs, InP, etc.); Halbleiter-Technologie: zahlreiche technische Anwendungen aufgrund der charakteristischen Eigenschaft, daß die elektrische Leitfähigkeit von Halbleitern durch Einbau von Fremdatomen in das Kristallgitter (Dotierung) bzw. durch äußere Einflüsse (Temperatur, Druck, Licht, elektrische und magnetische Felder) über viele Größenordnungen hinweg kontrolliert variiert werden kann. Gewebe als elektrischer Leiter: keine homogene Substanz, komplizierte Leitungseigenschaften !! Ohm’sches Gesetz: Spannung, Strom und Widerstand ? Wie gut leiten bestimmte Gegenstände Strom bei gleicher angelegter Gleichspannung ? Zusammenhang von angelegter Spannung (Potentialdifferenz) und elektrischem Strom: 1 Ohm‘sches Gesetz: I = U R Spannung (in V) elektrischer Strom (in A) elektrischer (Ohm‘scher) Widerstand (engl. resistance) SI-Einheit [ R ] = 1 Ω = 1 V A−1 = 1 Ohm UK IK RK G= 1 K elektrischer Leitwert, SI-Einheit [ G ] = 1 S = 1 Ω−1 = 1 Siemens R vgl. Ohm’sches Gesetz für Strömungen linearer (und nichtlinearer) Zusammenhang zwischen Strom und Spannung: Strom-Spannungs-Kennlinie EM15 linearer Zusammenhang I nichtlinearer Zusammenhang I Ohm’sches Gesetz z.B. Röntgenröhre Strom bleibt für große Spannungen auf ‘Sättigungsstrom’ begrenzt Widerstand R = 1/Steigung = konstant U U z.B. Halbleiterdiode I U Leitfähigkeit stromleitender Materialien: der elektrische Widerstand hängt von den geometrischen Abmessung eines Leiters ab: A U A 2I I l 2A U l U • R ↑ mit Länge l ↑ • R ↓ mit Länge Querschnitt A ↑ um verschiedene Materialien nach Stromleitungseigenschaften charakterisieren zu können: → Material’konstante‘ (eigentlich abhängig von Temperatur; bei hohen Spannungen streng genommen sogar von der angelegten Spannung) EM 16 spezifischer Widerstand (= Resistivität) ρ : definiert aus R = ρ elektrische Leitfähigkeit σ = 1 l A ρ SI-Einheit des spezifischen Widerstandes [ ρ ] = 1 Ω m, SI-Einheit der elektrischen Leitfähigkeit [ σ ] = 1 S m−1, andere Form des Ohm’schen Gesetzes: j = σ E Tabellen für R und ρ RESISTIVITÄT [ρ] = 1 Ω m MATERIAL Metalle bei 20°C, Gewebe bei 37°C Frequenzen zwischen 20 Hz und 100 kHz Silber 0,016 ⋅ 10−6 Kupfer 0,018 ⋅ 10−6 Wolfram 0,055 ⋅ 10−6 Eisen 0,100 ⋅ 10−6 Quecksilber 0,958 ⋅ 10−6 Glas 1011 Bernstein >1016 Trolitul (Isolierstoff) >1016 1,50 Blut Zellmembran 106 bis 109 2,5 (longitudinal) Herzmuskel 5,6 (transversal) 25 Fettgewebe 166 Knochen ? Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit ? Leitfähigkeit in: Gasen Flüssigkeiten T ↑ erst ↓, dann↑ ↑ Metallen ↓ Halbleitern ↑ Nerven ↑ Begründung: vgl. Leitungsmechanismen bessere Ionenzuerst Anwachsen der beweglichkeit Rekombinationsrate ⇒ weniger Ladungsträger EM17 Behinderung der freien Elektronen durch Schwingungen des Gitters mehr Elektronen gelangen vom Valenz- ins Leiterband Transportvorgänge im Axon und in den Membranen erhöht ρ ρ Metall (PTC) 0 T Supraleiter 0 Halbleiter (NTC) T T 0 positiver / negativer Temperaturkoeffizient für Metalle / Halbleiter Kirchhoff'sche Gesetze: Ohm’sche Widerstände in Serien- und Parallelschaltung Stromleistung und Joule’sche Wärme ? Wieviel Energie steckt im elektrischen (Gleich-)Strom ? Anlegen einer Spannung an ein elektrisch leitendes System = elektrische Potentialdifferenz ∝ gespeicherte potentielle Energie im elektrostatischen Feld: ∆E pot = Q ∆V = Q U kann umgewandelt werden: • wird zum Beschleunigen der Ladungsträger verwendet (in kinetische Energie umgewandelt) in Teilchenbeschleunigern im Vakuum • in einem Ohm’schen Leiter: Leitungsmechanismus sind freie Elektronen, können durch Stöße mit Metallatomen im Leiter (→ Reibung) nicht unbehindert beschleunigt werden → Erzeugung von ungeordneter Bewegung ‚Joule’scher Wärme im Stromkreis ? Läßt sich diese Wärme berechnen? Stromkreis: beförderte Ladungsmenge: Q = I ∆t (vgl. Definition der Stromstärke) ⇒ potentielle Energie ∆E pot = I ∆t U , die Arbeit ∆W = I U ∆t wird verrichtet; und daher: ∆W 1 = I U ; im Ohm‘schen Leiter: P = R I 2 = U 2 Wärmeleistung P = ∆t R PK ∆W K (elektrische) Leistung, [ P ] = 1 W = 1 A V verrichtete Arbeit ( im metallischen Leiter praktisch zur Gänze EM 18 ∆t K IK UK ? ‚Joule’sche Wärme), [ W ] = 1 J Zeitintervall, [ t ] = 1 s elektrische Stromstärke, [ I ] = 1 A elektrische Spannung, [ U ] = 1 V Wie groß wird die TEMPERATUR im Leiter? (Antwort: siehe Kapitel 'Thermodynamik') Beispiel zur Stromwärme in heterogenem Gewebe: Strom durch Kette (Serienschaltung) Querschnitt durch Oberarm: Knochen, Muskel, Blutgefäße als aus verschiedenartigen MetallOhm‘sche Widerstände in stücken (Fe, Cu): RCu < RFe Parallelschaltung: RKnochen > RWeichgewebe überall gleicher Strom I : → Tabelle Resistivität PCu = RCu I 2 < PFe = RFe I 2 gleiche angelegte Spannung U : PKn = U 2 / RKn < PW = U 2 / RW ⇒ Eisendraht glüht durch stärkere Erwärmung Muskeln und Blut erwärmen sich stärker (da sie geringeren Widerstand Demonstrationsversuch besitzen und daher mehr Strom durch sie fließt) siehe kapitelübergreifendes Thema Serien- und Parallelschaltung Zahlenbeispiele: Grund für Hochspannungsleitung ? zu übertragende Leistung P = 200 kW; verwendete Spannung U = 40 kV Strom I = 2 × 105 W / 4 × 104 V = 0,5 × 10 W/V =5A Joule’scher Wärmeverlust PJoule = 25 A2 × 0,5 Ω PJoule = I 2 R = 12,5 W U = 220 V I = 2 × 105 W / 2,2 × 102 V = 0,9 × 103 A = 900 A PJoule = 81 × 104 A2 × 0,5 Ω = 40 × 104 W = 400 kW wäre größer als zu übertragende Leistung !? Bemerkung: in Wirklichkeit wird kein Gleichstrom , sondern Wechselstrom verwendet (siehe Wechselstromleistung Kapazität und elektrische Polarisierbarkeit ? EM19 Wie kann man Ladungen speichern? zwei (durch Anlegen einer Spannung) mit Ladungsträgern aufgeladene Körper, dazwischen Isolator (Vakuum oder Dielektrikum) → Grundprinzip des Kondensators: z.B. Plattenkondensator elektrische Kapazität (engl. capacitance) = Maß für die Fähigkeit, elektrische Ladung zu speichern: Q C= U elektrische Spannung anlegen ⇒ Platten laden sich auf: Q C= U Kapazität = gespeicherte Ladung pro angelegte Spannung E + + + + + + + + _ _ _ _ _ _ _ _ _ isolierte aufgeladene Platten ⇒ elektrostatisches Feld baut sich auf: Q U= C elektrische Spannung ∝ Ladung auf den Platten E _ _ _ _ _ _ _ _ _ + + + + + + + + elektrostatisches Potential V(x) x SI-Einheit der elektrischen Kapazität [ C ] = 1 F = 1 Farad = 1 C V−1 sehr große Einheit! (handelsüblich: mF – pF) M. Faraday (1791-1867) für Plattenkondensator (Fläche A , Abstand d ): C = ε0 εr A d E-Feld des Plattenkondensators (Platten im Abstand d ): E = U = konstant d (= ‚homogen‘) ∆V = konstante Steigung, d.h. Potentialverlauf im ∆x Plattenkondensator eine Gerade umschreiben: E = EM 20 Versuch mit Kondensatorplatten Beispiel: Zellmembran als Kondensator Serien- und Parallelschaltung von Kondensatoren ? Was passiert, wenn man einen Isolator in ein starkes elektrisches Feld bringt ? Isolator: im Gegensatz zum elektrischen Leiter keine frei beweglichen, aber doch begrenzt bewegliche Ladungsträger verfügbar; Verschiebung der gebundenen Ladungen in einem E-Feld = elektrische Polarisation einen polarisierbaren Isolator nennt man Dielektrikum Beispiel: Dielektrikum in einem Plattenkondensator: Dielektrikum + + + + + + - Epol E ∆p +∆ Qpol + - - - - - - Dielektrikum wird polarisiert durch: • Verschiebung der elektrischen Ladungen in neutralen Atomen, Molekülen etc.: Verschiebungspolarisation (‚induzierte Dipole‘) • Ausrichtung im Material bereits vorhandener permanenter Dipole: Orientierungspolarisation durch Polarisierung des eingebrachten Materials baut sich ein r r dem ursprünglichen elektrischen Feld E entgegengesetztes Feld E pol der Polarisationsladungen auf: Maß für die elektrische Polarisation? r charakterisiert durch den elektrischen Polarisationsvektor P : EM21 r • (Volums-)Dichte der induzierten Dipolmomente [ P ] = 1 C m m-3 = 1 C m-2 r r • Richtung von P = Richtung von E (Dipolmoment Vektor von der negativen zur positiven Ladung) • im linearen Bereich: Proportionalitätskonstante elektrische Suszeptibilität χ e (Zahl, relativ zum Vakuum bzw. Luft): Materialeigenschaft, Maß für die Polarisierbarkeit und damit Maß für die Abnahme der elektrischen Feldstärke im Dielektrikum r r Bem.: falls Betrag von P nicht linear mit E wächst: P ∝ E ⇒ ‚nichtlineare Optik‘ 2 neue Feldgröße: elektrische Verschiebungsdichte = Summe aus ursprünglichem (äußerem) elektrischem Feld + dadurch erzeugtes (induziertes) elektrisches Feld im Material r r r allgemein: D = ε 0 E + P (gilt immer!) im linearen Bereich (engl. linear response) (gilt begrenzt!) r r r r P = ε 0 χ e E ⇒ D = ε 0 (1 + χ e ) E das D-Feld hat innen und außen die selbe Feldliniendichte, das E-Feld nicht (im Dielektrikum abgeschwächt) E D r PrK D rK EK in C/m2 elektrische Polarisation in C/m2 Verschiebungsdichte elektrische Feldstärke in V/m in C/Vm ε = ε 0 ε r = ε 0 (1 + χ e )K Permittivität (= Dielektrizitätskonstante) Zahl χe K elektrische Suszeptibilität Zahl εr K relative Permittivität −12 ε 0 = 8,854 10 As/Vm K elektrische Feldkonstante EM 22 Vakuum: εr = 1 Zahlenbeispiele: relative Permittivität Luft: Werte bis zu Glas: Wasser*): 10.000 ε r = 81 εr ≈ 1 εr ≈ 4 *) für Gewebe wichtig: hoch !, d.h. wenn man Wasser in ein homogenes elektrisches Feld bringt, so reduziert sich die elektrische Feldstärke auf 1/81 ihres Wertes in Vakuum (≈ Luft) ! Energiedichte eines elektrischen Feldes (allgemein, gilt auch IM Dielektrikum!, siehe auch Energiedichte der elektromagnetischen Welle): [ we ] = 1 J/m3 1 r r we = E ⋅ D 2 Beispiel: im (leeren) Plattenkondensator gespeicherte elektrostatische Energie ausrechnen: Energie = Energiedichte × Volumen: We = we A d , ε A U d.h. We = 12 ε 0 E A d = 12 ε 0 A d = 12 0 U 2 = 12 C U 2 d d (→ Kapazität eines Plattenkondensators) mit [ We ] = 1 J 2 2 Bem.: Leiter in elektrostatischem Feld: Ladungstrennung (Influenz) +∆Q −∆Q −∆Q ∆Α ? Wie kann man sensible Elektrogeräte gegen elektrische Felder abschirmen? Feld im Inneren eines leitenden Materials: EM23 +∆Q Computer-Demo Feldlinien Faraday-Käfig: geerdeter Käfig aus Metallnetz Demonstrationsversuch mit Handy Magnetostatik Magnetostatik: zeitlich konstante Magnetfelder • durch Permanentmagneten • durch stationäre Ströme ? Was ist ein Magnetfeld? Magnetische Dipole und Magnetfelder Kraftfeld → magnetische Kraftwirkungen; der Mensch besitzt kein Organ, das die Gegenwart eines Magnetfelds direkt anzeigt (magnetische Biosensoren, s.u.) analog zu elektrischen Ladungen: magnetische ‚Ladungen‘ ? Unterschied: nur magnetische Dipole: Nord- und Südpol genannt (aus historischen Gründen), keine magnetischen Monopole (bisher gefunden...) Elementarteilchen mit magnetischem (Dipol-)Moment: (siehe auch ‚Spin‘) z.B. Elektronen, Positronen, Protonen, Neutronen, Photonen = Lichtquanten EM 24 magnetisches Kraft(feld) durch magnetische Feldlinien veranschaulichen (vgl. Stromlinien, elektrische Feldlinien): für magnetische Feldlinien (theoretisches Hilfsmittel zur Veranschaulichung): • Richtung der magnetischen Feldlinien = Richtung in die der Nordpol eines Testmagneten zeigen würde (Konvention: außerhalb des Magneten Richtung der Feldlinien N → S) • je höher die rFeldliniendichte, desto höher dire Feldstärke (magnetische Feldstärke H oder magnetische Flußdichte B ) • nur geschlossene Feldlinien (es existieren keine magnetischen ‚Ladungen‘, an denen die Feldlinien entspringen oder enden könnten) in Vakuum (näherungsweise auch in Luft und Gewebe, siehe Materie in r Magnetfeldern) unterscheiden r sich die magnetische Feldstärke r r H und die magnetische Flußdichte B nur durch eine Konstante: B = µ 0 H r SI-Einheit der magnetischen Feldstärke [| Hr |] = 1 A m−1 SI-Einheit der magnetischen Flußdichte [| B |] = 1 V s m−2 = 1 T = 1 Tesla N. Tesla (1856-1943) Größenordnungstabelle magnetische Flußdichte Permanentmagnete: Al-Ni-Co-Legierungen, Sr- und Ba-Ferrite (Sinterkörper), Co-Pt- und Fe-PtLegierungen Erklärung: magnetische Dipole auf der atomaren Ebene magnetische Biosensoren: Ferromagnetpartikel, durch Gruppierung → Magnetosome (Einkristalle aus Eisenoxid, 10−7 mm, größere von Membran umgeben), nachgewiesen in Bakterien, Algen, Termiten, Bienen, Schmetterlingen, Säugetieren sie werden in der Zelle synthetisiert: Biomineralisation, auch im menschlichen Körper Beispiel: Magnetobakterien Magnetfeldorientierung der Zugvögel EM25 Lorentz-Kraft ? Worauf üben Magnetfelder Kräfte aus? • Kräfte auf Magnete: homogenes Feld: Dipol mit magnetischem (Dipol-) r r Moment m = Φ d , Φ r K magnet. Fluß, [ Φ ] = 1 Wb = 1 Vs, d K Vektor vom S– zum N–Pol in m keine Monopole ⇒ in einem homogenen(!) Feld keine Kraftwirkung auf den Testmagneten, nur ein Drehmoment Kraftwirkung im homogenen/inhomogenen Feld: S N Kräftepaar (Drehmoment) inhomogenes Feld: S N resultierende Kraft und Drehmoment Nettokraft auf Permanentmagneten nur im inhomogenen Feld ! EM 26 • Kräfte auf Ladungen: (= elektrische Monopole) Kraftwirkung nur auf bewegte(!) Ladungen: Lorentz-Kraft r r r F = Q (v × B ) r F K Lorentz-Kraft in N Q K Ladung in C r vrK Geschwindigkeit in m/s r B K magnetische Flußdichte in T (nicht magnetische Feldstärke H !!) rechte-Hand-Regel: Daumen × Zeigefinger = Mittelfinger Daumen = momentane Bewegungsrichtung für positive Ladungen (bzw. entgegengesetzte Richtung für negative Ladungen) Zeigefinger = B-Feld ⇒ Mittelfinger = Richtung der Lorentz-Kraft Kraft wirkt senkrecht • zur Bewegungsrichtung r • zum Magnetfeld B ⇒ Lorentzkraft ändert nur die Richtung, nicht den Betrag der Geschwindigkeit des Teilchens, d.h. leistet keine Arbeit (keine Energie wird übertragen, nur Impuls) Kraftwirkung nur auf bewegte Ladungen! Nicht vergessen: homogene Magnetfelder üben keine Kraft auf ruhende Ladungen aus, und auf magetische Dipole nur ein Drehmoment, aber keine Kraft! medizinische Anwendung der Kraftwirkung von statischen Magnetfeldern: Entfernen von Eisenspan-Fremdkörper aus Auge mit Magnetextraktor Computer-Demo: Albert (EB_traj.exe) Beispiele: Nordlicht, Betatron, Zyklotron, Synchrotron, Magnetspinresonanz Details zur Ablenkung von Ladungsträgern durch E- und B-Felder später (→ Strahlung und Materie) EM27 Ströme und Magnetfelder: Biot-Savart Gesetz Magnetfelder wirken auf bewegte Ladungen; umgekehrt: strömende Ladungen erzeugen ein Magnetfeld: Magnetfeld um stromdurchflossenen Leiter nach dem Gesetz von BiotSavart: r kleines Leiterstück ∆s vom Strom I durchflossen → Beitrag zur magnetischen r Flußdichte an einem (vom Leiterelement um r verschobenen) Ort ( r K Abstand r Beobachtungsort → Leiterstück, er K Einheitsvektor in diese Richtung): r r µ I r r ∆B (= µ 0 ∆H ) = 0 2 ∆s × er 4π r • Betrag wächst linear mit Strom, fällt quadratisch mit Abstand ab • Richtung senkrecht auf Leiterelement und Abstandsvektor alle Beiträge aufsummieren! I ∆s I α r ∆s ∆H stationärer Strom (konstanter Gleichstrom) ⇒ statisches Magnetfeld Beispiel: sehr langer, gerader stromdurchflossener Leiter mit kreisförmigem Querschnitt: µ I B (r ) = 0 2π r Magnetfeld ∝ 1/r, d.h. Feldenergie ∝ B2 ∝ 1/r2 vgl. → Intensität EM 28 Materie in Magnetfeldern: Ferro-, Dia- und Paramagnetismus analog zu polarisierbaren Materialien in elektrischen Feldern: magnetisierbare Materialien in Magnetfeldern: analog zur Unterscheidung von D-Feld und E-Feld neue Feldgröße: r magnetische Feldstärke H r r B r −M H= µ0 r r r im linearen Bereich (engl. linear response): M = χ m H ⇒ H = r M rK HK r BK µ = µ 0 µ r = µ 0 (1 + χ m )K χ m = µ r − 1K µr = Magnetisierung magnetische Feldstärke (engl. magnetic field) magnetische Flussdichte (engl. magnetic induction) Permeabilität in A/m in A/m magnetische Suszeptibilität Zahl r B µ 0 (1 + χ m ) in Vs/m2 in Vs/Am µ K Zahl relative Permeabilität µ0 µ 0 = 4π 10-7 Vs/Am K magnetische Feldkonstante Magnetisierung durch: • induzierte magnetische Dipole: schwächen B-Feld im Material (→ Lenz’sche Regel) Beispiele: • Diamagnetismus • Paramagnetismus • Ausrichtung im Material bereits vorhandener (permanenter) magnetischer Dipole: die thermische Bewegungwirkt der Ausrichtung entgegen ⇒ starke Temperaturabhängigkeit EM29 • Ferromagnetismus in Kristallgittern: • Antiferromagnetismus • Ferrimagnetismus für magnetische Aufzeichnungen Demonstrationsversuch: Ausrichtung permanenter magnetischer Dipole einheitliche Erklärung aller magnetischen Eigenschaften in der Atomphysik (bzw. Festkörperphysik) & statistischen Mechanik Diamagnetismus r r M ↑↓ H , verschwindet mit magnetisierendem äußeren Feld µr < 1, χ m < 0 [– 10−4 < χ m < – 10−9] r (Feldliniendichte | B | im Material geringer als außen) Diamagnetikum alle Materialien, speziell Wasser, organische Verbindungen, oft durch andere Beiträge überdeckt; besonders ausgeprägt in Bi, Cu, Au, Ag, Hg, H2O, gasförmigem H2 zum Vergleich: Vakuum Paramagnetismus r r M ↑↑ H , verschwindet mit magnetisierendem äußeren Feld µr > 1, χ m > 0 [10-6 < χ m < 10-4] Ionen, Salze und Chelate von Metallen, r fester Sauerstoff, Eisenchlorid, Al, Pt, (| B | im Material größer als Luft (schwach), außen) Gd, Dy (→ NMR-Tracer) Paramagnetikum Ferromagnetismus r r M ↑↑ H , für T < TCurie Curie-Temperatur (Materialkonstante) verschwindet die r Magnetisierung mit dem magnetisierendem äußeren Feld H NICHT → Permanentmagnet EM 30 µ r >> 1, χ m > 0 [ χ m ≥ 1] r ( | B | im Material größer als außen) Co, Fe, Ni, Legierungen Fe3So4-Partikel (→ Magnetosome) Ferromagnetikum magnetische Suszeptibilität von biologischen Materialien: Größenordnung χ m ≈ 10–6 Demonstrationsversuch zum Diamagnetismus Anwendung: magnetische Abschirmung (durch ferromagnetische Hohlkörper) ? Wie entsteht ein Permanentmagnet ? bei ferromagnetischen Substanzen: statt einzelnen Dipolen richten sich ganze räumliche Bereiche aus EM31 Paramagnetismus: Ferromagnetismus: Antiferromagnetismus Ferrimagnetismus Weiß’sche Bezirke, Bloch-Wände verschwindet das magnetisierende äußere Feld, so kann sich die Magnetisierung auf Grund der größeren Unbeweglichkeit der großen Bezirke für Temperaturen T < TCurie nicht mehr völlig rückbilden (Energie der thermischen Bewegung zu gering, um die ganzen Bezirke umzuorientieren): es bleibt die sogenannte Remanenz zurück ⇒ Permanentmagnet das Material hat Energie aus der Vorbehandlung in Form von Orientierungsenergie der Weiß’schen Bezirke gespeichert → Hysterese-Effekte (Magnetisierungsenergie = Fläche der geschlossenen Hysteresekurve) Magnetisierungskurven M Sättigung Restmagnetismus Diamagnetica Neukurve Ferromagnetika netica Paramag H magnetisch weiches Material: magnetisch hartes Material: schmale HystereseKurve breite HystereseKurve (für Transformatorkerne geeignet) (für Permanentmagnete geeignet) oberhalb einer typischen Temperatur des Materials, der Curie-Temperatur TCurie , geht dieser Effekt verloren, das Material wird paramagnetisch Energiedichte eines magnetischen Feldes: [ wm ] = 1 J/m3 wm = 1 r r B⋅H 2 EM 32