Zu Gast bei Freunden - Bundesministerium für Bildung

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ZU GAST BEI FREUNDEN
1. – 7. TEIL
MEDIENBEGLEITHEFT zur Videokassette
105 Minuten, Produktionsjahr 1992
87857/1-7
ZU GAST BEI FREUNDEN 1. – 7. Teil
Dieses Video ist ein Zusammenschnitt von 7 Sendungen
der Serie “Zu Gast bei Freunden“
1.Teil DIE EVANGELISCHEN NACHBARN 2.Teil DIE KATHOLISCHEN NACHBARN 3.Teil DIE ORTHODOXEN NACHBARN 4.Teil DIE BUDDHISTISCHEN NACHBARN 5.Teil DIE JÜDISCHEN NACHBARN 6.Teil DIE MUSLIMISCHEN NACHBARN 7.Teil DIE ALTKATHOLISCHEN NACHBARN 1. Teil
DIE EVANGELISCHEN NACHBARN
Fünf Prozent der österreichischen Bevölkerung bekennen sich zur Evangelischen Kirche
Augsburgischen oder zur Evangelischen Kirche Helvetischen Bekenntnisses, die zu­
sammen die Evangelische Kirche A. u. H. B. in Österreich bilden. Der Film möchte in
das Leben der evangelischen Kirche einführen, in den Alltag ihrer Mitglieder, in die Be­
sonderheiten ihrer Glaubenstraditionen, aber auch in ihre Einbettung in das ökumeni­
sche Miteinander mit der römisch-katholischen Kirche.
Am Beispiel einer der wenigen mehrheitlich evangelischen Gemeinden in Österreich
(Weißbriach in Kärnten) gibt der Film Einblick in die Tätigkeit eines evangelischen
Pfarrers und in das Leben seiner Gemeinde.
Das in der Bibel bezeugte Wort Gottes ist Grundlage der Predigt im Sonntagsgottes­
dienst. Auch im Religionsunterricht hat die Bibel ihren zentralen Platz, und auch hier
geht es um die Auswirkungen des Glaubens auf das tägliche Leben, d.h. um die Ver­
antwortung der Christen vor Mensch und Schöpfung. Taufe und Abendmahl sind die
beiden Sakramente, die von der evangelischen Kirche als von Christus selbst eingesetzt
anerkannt werden. Eltern und Paten übernehmen Verantwortung für das Kind und seine
christliche Erziehung. Die Taufe hat ökumenische Bedeutung: Sie wird von allen christ­
lichen Kirchen gegenseitig anerkannt.
Nach evangelischem Verständnis ist die Ehe kein Sakrament wie in der römisch-katho­
lischen Kirche. Die kirchliche Trauung ist ein Fürbitte- und Segnungsgottesdienst, in der
die Partner zu ihrer gemeinsamen Verantwortung ja sagen.
Der demokratische Aufbau der evangelischen Kirche zeigt sich in der Pfarrgemeinde im
zwölfköpfigen Presbyterium, auf gesamtösterreichischer Ebene in der Synode, wo
Pfarrer und Laien als gleichberechtigte Partner über die Kirchengesetze entscheiden.
In der Reihe der Unterschiede zwischen der evangelischen und der römisch-katho­
lischen Kirche ist das Papsttum eines der schwersten Probleme. Evangelische können
in der Bibel dafür keine Begründung finden. Dass die christlichen Kirchen trotz ihrer
unterschiedlichen Tradition und Glaubensüberzeugungen versuchen, in „versöhnter
Verschiedenheit“ den gemeinsamen Weg weiterzugehen, zeigt der ökumenische Wiener
Stadtkreuzweg, auf dem Probleme unserer Zeit von Jugendlichen in gemeinsamen
Aktionen dargestellt werden.
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2. Teil
DIE KATHOLISCHEN NACHBARN
In diesem Film soll ein Bild der katholischen Kirche gezeigt werden, in dem deutlich
wird, wie sehr sich die Katholiken in ihrem Lebensvollzug um die Konkretisierung des
biblischen Auftrages, „den anderen ein Freund“ zu werden, bemühen. „Leitfigur“ dabei
ist ein Priester aus einer Wiener Großstadtpfarre. Im Zentrum jeder katholischen Ge­
meinde steht der sonntägliche Gottesdienst. Er ist der Brennpunkt christlichen Glau­
bens.
Die Eucharistie ist eine der sieben Sakramente, wie Taufe, Buße, Firmung, Ehe, Kran­
kensalbung und Priesterweihe. Ganz wesentlich für eine katholische Gemeinde im Ein­
zelnen und für die katholische Kirche allgemein ist ihr dienender Charakter. Am Beispiel
der „Schwestern der Nächstenliebe“, die Ordensgründerin ist Mutter Teresa aus
Kalkutta, zeigt der Film die tägliche Essensausgabe an rund 250 obdachlose Personen.
Orden und Ordensgemeinschaften sind ein besonderes Spezifikum der katholischen
Kirche, sie haben jeweils unterschiedliche Schwerpunkte; so z.B. die Barmherzigen
Brüder, die sich kranker Menschen in eigenen Spitälern schon seit Jahrhunderten
annehmen. Berühmt ist dabei auch ihre Zahnambulanz in Wien. Natürlich ist der „Dienst
am Nächsten“ nicht auf die Katholiken beschränkt. Vieles machen sie mit den evange­
lischen Glaubensbrüdern gemeinsam. Österreichweit bekannt ist die ökumenische Ein­
richtung der „Telefonseelsorge“, wo man unter der Nummer 1770 Tag und Nacht an­
rufen kann. Man findet bei allen Problemen einen Gesprächspartner.
Kirche als Volk Gottes bietet aber auch ganz allgemein allen Menschen Hilfe an, so bei
der Erziehung durch das Privatschulwesen oder durch den Religionsunterricht, der in
allen Schulen als Pflichtgegenstand durchgeführt wird. Dadurch sollen die Schülerinnen
und Schüler an das kulturelle Erbe herangeführt werden, sie sollen den Sinn des
menschlichen Lebens erfahren.
Die katholische Kirche versteht sich als der Heilsweg zu Gott, und sie weiß um die trau­
rige Situation der Gespaltenheit der christlichen Kirchen untereinander. Von jedem ein­
zelnen Christen in jeder einzelnen Kirche wird es abhängen, glaubwürdiger zu werden
durch eine Einheit in der Vielfalt.
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3. Teil
DIE ORTHODOXEN NACHBARN
Im Jahre 1804 gründeten die Griechen Wiens eine eigene Nationalschule, die auch
heute noch existiert und von rund 80 Kindern besucht wird, denen dort ihr Religionsund Sprachunterricht erteilt wird.
Diese Schule in Wien ist damit die älteste Schule des Griechentums außerhalb Grie­
chenlands. Seit 1963 ist Wien Bischofssitz der Griechisch-Orientalen von Österreich,
Italien und Ungarn. Der erste Metropolit ist Erzbischof Chrysostomos Tsiter.
Gerade in der Liturgie entfalten die Ostkirchen ihre große Begabung in den Symbolen
für eine Gottesverehrung. Die besondere Einstellung der orthodoxen Kirchen zum Bild
ließ die Ikone zu einem Bestandteil der Liturgie werden. Die Ikonen, zusammengestellt
zu einer ganzen Ikonenwand, wurden schließlich zu den „hl. Sachen“ gezählt.
Zur Ökumene:
Alle orthodoxen Kirchen sind Mitglieder des Weltkirchenrates und unterhalten gute Be­
ziehungen zu den evangelischen und katholischen Christen. Die Sehnsucht nach Einheit in der je eigenen Verschiedenheit hat in den orthodoxen
Kirchen eine lange Tradition.
Zum Film:
Der Film zeigt Ausschnitte aus dem religiösen und liturgischen Leben der serbisch­
orthodoxen und griechisch-orientalischen Christen in Österreich. Interviews mit Gläu­
bigen und mit Priestern und Bischöfen der Orthodoxie runden das Bild ab.
Allgemein bezeichnet man Österreich als ein katholisches Land. Für rund 85 % der Be­
völkerung stimmt das auch. Aber nur allzu leicht übersieht man dabei, dass neben
evangelischen Christen auch zahlreiche Angehörige der orthodoxen Konfession in
Österreich leben. Ihre Kirchen prägen oft das Stadtbild oder ganze Straßenzüge. Man
findet sie in allen großen Städten des Landes.
Zur Geschichte:
Eine große Einwanderungswelle serbisch-orthodoxer Christen erfolgte ab den 60er
Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie kamen überwiegend als Gastarbeiter und ließen sich
vor allem in den Städten nieder. Heute leben sie schon in zweiter und dritter Generation
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mitten unter uns. Etwa 20.000 Serbisch-Orthodoxe gibt es in Wien, davon besuchen
allein rund 3500 eine Wiener Volks- oder Hauptschule.
In vielem haben sie sich integriert, integrieren müssen. Gerade im Religiösen aber
haben sie ihre Eigenständigkeit bewahrt.
Zu den ältesten orthodoxen Christen Österreichs gehören sicher die griechisch-orienta­
lischen Christen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts errichteten sie eine Kirche am
Wiener Fleischmarkt.
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4. Teil
DIE BUDDHISTISCHEN NACHBARN
Zur Situation:
Innerhalb der letzten Jahre haben sich in Österreich Mönchsgemeinschaften aller gro­
ßen buddhistischen Traditionen gebildet. Neben den Orden gibt es noch eine buddhisti­
sche Kultusgemeinde mit ihrem Sitz in Wien, zu der sich einige hundert Gläubige be­
kennen. 1983 erhielt der Buddhismus vom Staate Österreich die offizielle Anerkennung
als Religion. Die Anfänge des Buddhismus aber reichen in diesem Land bis zur Jahr­
hundertwende zurück. Karl Eugen Neumann (1865 – 1918) gründete den ersten budd­
histischen Zirkel in Österreich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden wieder kleine private Kreise, die vorerst einen
philosophisch-intellektuellen Zugang zum Buddhismus suchten. Mit der Zeit trat dieser
Aspekt in den Hintergrund zugunsten eines verstärkten Verständnisses vom Buddhis­
mus als einer Religion.
1975 entstand in Scheibbs/NÖ eines der ersten buddhistischen Zentren in Europa.
Lehre des Buddha:
Der Buddhismus geht auf den Fürstensohn Siddharta Gautama zurück (etwa 560 – 480
v. Chr. Geburt).
Ziel des Buddhismus ist das Erlangen der Buddhaschaft. Dieser Weg besteht grund­
sätzlich darin, durch Meditation, Achtsamkeit und richtiges Verhalten den eigenen Geist
in den Griff zu bekommen. Mit Hilfe von Meditationen und bewusstem Verhalten vertie­
fen Buddhisten das Gefühl für alle Lebewesen und die Einsicht in die Natur der Dinge.
Dies führt bei ihnen allmählich zum Abschwächen der Ich-Zentriertheit, zum Erkennen
der Wirklichkeit und letztendlich zur Buddhaschaft.
Zum Film:
Der Film zeigt das Leben von buddhistischen Mönchen in Österreich. Angelpunkte sind
der Theravada-Orden in Wien und das buddhistische Zentrum in Feldkirch/Vorarlberg. Der Buddhismus begleitet die Mönche durch ihren Alltag, beim Gebet, bei den Medita­
tionsübungen und bei den religiösen Feiern mit Gläubigen. Besonderes Augenmerk gilt der Spiritualität dieser Religion. Interviews mit Mönchen aus Sri Lanka und Österreich runden das Bild ab. 5
5. Teil
DIE JÜDISCHEN NACHBARN
Zur Situation:
Eine Beschreibung der Lebensverhältnisse der Juden in Österreich ist nicht möglich
ohne Erinnerung an die Jahre 1938 bis 1945. Vor 1938 lebten über 290.000 Juden in
Österreich, davon allein 180.000 in Wien. Heute sind es rund 8.000, dazu kommen jetzt
noch rund 7.000 jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie wanderten
ursprünglich nach Israel aus, konnten dort aber nicht Fuß fassen und bauen sich jetzt in
Wien ihre Existenz auf. War es im 2. Weltkrieg überwiegend ein politisch-nationaler
Antisemitismus, der Millionen von Juden vertrieb, gefangen nahm und ermordete, so
war es durch Jahrhunderte vorher ein religiös motivierter Antijudaismus und Antisemi­
tismus. Dies ist umso erschreckender und verurteilungswürdiger, als Judentum und
Christentum einen gemeinsamen Ursprung haben, nämlich in einem Bundesschluss mit
Gott für die „Kinder Israels“ am Berge Sinai durch Mose und für die Christen die
Menschwerdung Gottes in Jesus Christus.
Für das Selbstverständnis des Christentums ist die Kenntnis des Judentums unverzicht­
bare Voraussetzung und gleichzeitig eine Forderung an jeden mündigen Christen.
Unübersehbar groß ist das gemeinsame Erbe:
- der Glaube an den einen Gott
- die Bibel (fünf Bücher Mose) der Bundesschluss am Sinai
- das Liebesgebot (Dtn 6, 5; Lev 19, 34 und Mk 12, 29-31)
- die Erwartung des Gottesreiches (in Vollendung)
- die Gottesdienste und Gebete (Psalmen, liturgische Feiern)
Für die katholische Kirche hat das II. Vatikanische Konzil mit der Erklärung „Nostra
aetate“ einen Meilenstein für die Umdenkungsgeschichte den Juden gegenüber gesetzt.
In dieser Zeit ging wirklich die Entzweiungsgeschichte zu Ende, und es begannen die
zahlreichen geglückten Versuche des gegenseitigen Kennenlernens, der Information,
der Verständigung, der Begegnung bis hin zum Beginn einer neuen Freundschaft.
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Zum Film:
Heute gibt es in Österreich fünf jüdische Gemeinden, in Innsbruck, Salzburg, Linz, Graz
und Wien. Stellvertretend dafür sind die Gemeinde Salzburg (mit ihrer Synagoge, ihrem
Friedhof und ihrem ehemaligen jüdischen Viertel) und die in Wien (als die größte Öster­
reichs) dargestellt.
Die Juden in Österreich können heute frei und offen alle ihre religiösen Pflichten und
Verpflichtungen ausüben und ihre Feste feiern.
Der Film zeigt als Beispiel einer liturgischen Feier ein Morgengebet in der Wiener
Synagoge und als Höhepunkt des Festkalenders ein Sedermahl beim Pessachfest.
In Wien gibt es einige jüdische Privatschulen. Ihre Schüler besuchen immer wieder das
Land Israel, das Land ihres Glaubens. In Interviews erzählen sie über die Bedeutung
dieser Reise für ihr religiöses Leben.
Aber auch für Christen hat eine Reise ins Gelobte Land besondere Bedeutung: Israel ist
nicht nur das Land, in dem Gott in seinem Sohn Jesus Christus Mensch geworden ist,
sondern es ist auch das Land, in das Gott die „Kinder Israels“ hineinführte. Aufnahmen
von Gedenkfeiern zur Erinnerung an den Holocaust machen auf die schicksalsträchtige
Situation aufmerksam, in der sich Juden, und das nicht nur in nationalsozialistischer
Zeit, befanden. Juden sahen sich durch fast alle Jahrhunderte einem religiös und poli­
tisch motivierten Antisemitismus und Antijudaismus gegenüber.
Christen aller Konfessionen unternehmen in den letzten Jahrzehnten verstärkt Be­
mühungen, diese Entzweiungsgeschichte des Judentums mit dem Christentum zu
beenden. Stellvertretend dafür bringt der Film ein Interview mit dem lnnsbrucker Diöze­
sanbischof Dr. Reinhold Stecher. Worte des Oberrabbiners Paul Chaim Eisenberg
weisen den Weg in die Zukunft und runden das Bild über jüdisches Leben in Österreich
ab.
Der Film will mithelfen, Vorurteile abzubauen, Missverständnisse auszuräumen und
neue Freundschaften zwischen Juden und Christen beginnen zu lassen.
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6. Teil
DIE MUSLIMISCHEN NACHBARN
Zur Situation:
Rund 160.000 Menschen in Österreich bekennen sich zum Islam. Sie sind überwiegend
ausländische Arbeitnehmer und kommen aus über 70 Ländern dieser Erde, vor allem
aber aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien. Einige tausend von ihnen haben
ihre ursprüngliche Heimat in einem arabischen Land. Rund 15.000 islamische Kinder
besuchen in Österreich eine öffentliche Schule. Die merkbare Hinwendung der Muslime
zu ihrer Religion hat es wichtig gemacht, Informationen über diesen Glauben zu er­
halten. Zu rasch kommt es sonst zu Vorurteilen, zu falschen Einschätzungen und nicht
situationsgerechten Handlungsweisen.
Zur Lehre:
Islam bedeutet Hingabe an Gott, Einfügung in Gottes Willen und er war von seinem
Stifter Mohammed ursprünglich gedacht als die Religion der arabischen Staaten unter
Einbeziehung der Juden und Christen.
Die „fünf Säulen“ des Islam:
- Glaube:
Allah ist der einzige Gott und Mohammed ist sein Prophet.
- Gebet: Jeder gläubige Muslim betet 5x am Tag.
- Fasten: Der Fastenmonat heißt Ramadan. Gefastet wird von Sonnenaufgang bis
Sonnenuntergang.
- Almosen: Der Koran schreibt Almosen und Mildtätigkeit für die Bedürftigen vor.
- Pilgerfahrt: Einmal im Leben soll eine Wallfahrt nach Mekka, der heiligen Stadt im
Islam, unternommen werden.
Die Einbeziehung des jüdischen und christlichen Glaubens zeigt sich in vielen Er­
zählungen des Korans aus der jüdischen und christlichen Heilsgeschichte. So sind
Abraham und Mose große Propheten im Islam und vor allem Christus. Der letzte und
wichtigste Prophet aber, durch den der Koran zu den Menschen kam, ist Mohammed.
Alles Leben, das private und das berufliche, wird durch Gesetze, Gebote und Vorschrif­
ten im Islam und seiner Lehre geregelt.
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Der Name Islam bedeutet Unterwerfung unter den Willen des einen Gottes, Allah.
Mohammedanismus oder Mohammedaner wird als Bezeichnung abgelehnt, denn ein
Muslim unterwirft sich Allah und nicht seinem Propheten.
„Muhammad“ wurde um 570 in Mekka geboren. 610 wird er durch den Engel Gabriel
zum Propheten berufen. Er sah sich zunächst als Erneuerer der Religion Abrahams. Als
er aber von Juden und Christen abgelehnt wird, erklärt er ihnen den Krieg. Jerusalem
als Gebetsrichtung wird durch Mekka abgelöst. 630 hat der Prophet Mekka erobert,
nachdem er 622 von dort in das 400 Kilometer nördlich gelegene Jathrib (Medina)
flüchten musste (Hedschra). Das Jahr 622 wird zum Beginn der muslimischen Zeit­
rechnung. Als Muhammed 632 starb, stand die arabische Halbinsel unter seiner
Theokratie. Die Nachfolge des Propheten traten Kalifen an. „Kalif“ bedeutet Nachfolge
im Sinne von Stellvertreter – nicht jedoch im Prophetenamt. Von den Universitäten (972
Gründung der al-Azhar in Kairo) geht entscheidender Einfluss auf die Gründung west­
europäischer Universitäten aus.
In der Mitte des Islams steht das Buch Allahs, der Koran (Qur’an = Rezitation, Vor­
lesung). Der Text wurde dem Propheten Wort für Wort eingegeben, darum ist nur der
Koran „die reine Offenbarung“, das Wort Allahs. Im Koran ist alles enthalten, was für die
zwischenmenschlichen Beziehungen, die gesamte Gesellschaftsordnung und die
Staatsordnung von Belang ist. In 114 Suren enthält er 6206 Verse. Textkritik, Quellen­
forschung, Form- und Redaktionsgeschichte wie in der christlichen Exegese gibt es
nicht. Neben dem Koran gibt es die Aussprüche des Propheten. Es entstanden zahllose
Kommentare.
Das islamische Credo umfasst sechs Artikel. Diese werden von jedem muslimischen
Kind in folgender Reihenfolge gelernt.
1. Ich glaube an Gott.
2. Ich glaube an Seine Engel.
3. Ich glaube an Seine Offenbarungsschriften.
4. Ich glaube an Seine Gesandten (Propheten).
5. Ich glaube an das Jüngste Gericht und an die Wiedererstehung nach dem Tode.
6. Ich glaube an seinen bestimmenden Einfluss auf den Lauf der Welt: dass nämlich
alles, ob gut oder böse, in Seinem Ratschluss begründet ist.
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Das Leben des Gläubigen wird von fünf Säulen getragen:
1. Das Bekennen des islamischen Glaubens.
2. Das Gebet: fünfmal täglich in Richtung Mekka und am Freitag zu Mittag womöglich
in einer Moschee.
3. Das Almosengeben.
4. Das Fasten im Monat Ramadan zwischen Morgendämmerung und Sonnenunter­
gang.
5. Die Pilgerfahrt nach Mekka, wenn man es sich leisten kann.
Zum Film:
Der Film zeigt Muslime in der Stadt Hallein. Hier ist der Islam die zweitgrößte Religions­
gemeinschaft. Die Muslims leben überwiegend in der Altstadt, sie haben drei Moscheen
und einige Clublokale. Für die muslimischen Schüler gibt es eine Privatinitiative zum
besseren Erlernen der deutschen Sprache.
Das Familienleben bei den Muslimen ist sehr ausgeprägt. Dieses Zusammensein gibt
ihnen Kraft und Halt in einer nicht immer leichten Lebenssituation.
Höhepunkt ihres religiösen Lebens innerhalb einer Woche ist für die männlichen Gläubi­
gen das Freitagsgebet in der Moschee.
Eines der größten Feste innerhalb des Mondjahres ist das „Fastenbrechen“ am Ende
des Fastenmonats Ramadan.
Das größte Fest ist das Opferfest, zwei Monate und zehn Tage nach dem Ramadan, in
Erinnerung an Abraham, der seinen Sohn opfern sollte. Gläubige Muslims schlachten
dabei ein Schaf.
Im Ramadan selbst halten sie sich an das Eß- und Trinkverbot während des Tages, von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Manche von ihnen waren auch schon auf Wall­
fahrt in Mekka, eine Forderung im Islam an alle Gläubigen. Ein Teilnehmer erzählt im
Film von diesem Erlebnis. Interviews mit einem Türkisch-Lehrer und mit muslimischen
Religionslehrern runden den Film ab.
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7.Teil
DIE ALTKATHOLISCHEN NACHBARN
Die Altkatholische Kirche Österreichs versteht sich als vollgültige Verwirklichung der
einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche.
Die
Altkatholische
Kirche
entstand
aus
dem
Widerstand
gegen
die
beim
1. Vatikanischen Konzil 1870 verkündeten Dogmen vom bischöflichen Primat und der
lehramtlichen Unfehlbarkeit des Papstes. Ein Teil der Katholiken wollte jedoch an diesen
Glaubenssätzen der alten ungeteilten katholischen und apostolischen Kirche des 1. Jahrtausends festhalten. 1871 versammelten sich diese Katholiken beim 1. Altkatholikenkongress in München. Im selben Jahr wurde in Österreich den „antivatikanisch gesinnten Katholiken“ die Rat­
hauskapelle St. Salvator in Wien zur Benützung übergeben, wo auch der
1. altkatholische Gottesdienst gefeiert wurde.
Die staatliche Anerkennung erhielt die Altkatholische Kirche in Österreich erst 1877.
Die Synodalversammlung beschloss eine Reihe von Reformen wie die Mitsprache der
Laien, Einführung der Muttersprache im Gottesdienst, Aufhebung des Zölibatzwanges
und der Verpflichtung der Ohrenbeichte.
Nach dem Ende der Donaumonarchie wurden die Kirchengemeinden Wien, Ried und
Graz zu einem selbständigen Bistum zusammengeschlossen und 1924 Adalbert
Schindelar zum 1. Bischof gewählt.
Die Altkatholischen Kirchen sind Landeskirchen. Ihre Verfassung ist bischöflichsynodal,
d.h. die Leitung und Verwaltung der Kirche erfolgt im Zusammenwirken des Bischofs mit
den in den Synodalrat gewählten Geistlichen und Laienvertretern.
Der Bischof wird von der Synode gewählt. Er führt die Aufsicht über die Kirche, ihm obliegt die Sorge für die Erhaltung der Bekenntnisgrundlagen und der Liturgie.
Die Synode ist das oberste Organ der Kirche. Sie tritt alle drei Jahre zusammen. Derzeit
gibt es in der Altkatholischen Kirche Österreichs 12 Gemeinden.
Die selbständigen Altkatholischen Kirchen haben sich zur Utrechter Union zusammen­
geschlossen. Ihr gehören die Altkatholische Kirche der Niederlande, Deutschlands, der
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Schweiz und Österreichs an sowie die Polnisch Katholische Nationalkirche in Amerika,
Polen und andere.
Die Altkatholischen Kirchen waren von Anfang an um die Wiedervereinigung der ge­
trennten Christen bemüht. Es wurden Verhandlungen sowohl mit den Orthodoxen
Kirchen als auch mit der Anglikanischen Kirche geführt. Die Altkatholische Kirche Öster­
reichs ist Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat), der Konferenz
Europäischer Kirchen (KEK) und des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich
(ORKO).
Zum Film:
Der Film zeigt Ausschnitte aus dem pastoralen Leben der Gemeinden: Einen Fest­
gottesdienst in der Muttergemeinde Ried im Innkreis und eine Taufe in der Wiener
Muttergemeinde St. Salvator, eine Trauung in der Schlosskapelle Mirabell sowie ein Be­
gräbnis, das keinem getauften Christen verweigert wird und den Angehörigen Trost und
Beistand bietet. Dabei wird auf die Glaubenslehre der Altkatholischen Kirche einge­
gangen: Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen. Daraus ergibt
sich die Stellung zur Heiligenverehrung, das Andenken Marias, Mutter des Erlösers, und
aller Apostel und Märtyrer und Helden des Glaubens.
Glaubenssätze (Dogmen), die nicht von den ökumenischen Konzilen beschlossen wur­
den, wie z.B. die Dogmen von der unbefleckten Empfängnis und von der leiblichen Auf­
nahme Marias in den Himmel wurden, weil biblisch nicht belegbar, nicht angenommen.
Die Siebenzahl der Sakramente wurde beibehalten, wobei Taufe und Abendmahl die
„Grundsakramente“ sind.
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Die Texte dieses Heftes wurden zum Teil der Broschüre
„RADIOKOLLEG UND SCHULFERNSEHEN“ entnommen
Medieninhaber und Herausgeber:
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