bericht - Labor Berlin

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Liquor-Diagnostik
I. Parameter und ihre klinische Bedeutung
1. Notfallparameter
1.1 Visuelle Beurteilung................................3
1.2 Zellzahl im Liquor....................................3
1.3 Zelldifferenzierung im Liquor .................4
1.4 Gesamteiweiß im Liquor........................5
1.5 Lactat im Liquor ......................................5
1.6 Bei V. a. eitrige Meningitis:
Gram-Färbung und AntigenSchnelltest aus Liquor.............................5
1.6.1 Gram-Färbung................................5
1.6.2 Antigen-Schnelltests .....................5
2. Grundprogramm und weiterführende
Analytik
2.1 Bakterien-Kultur und Antibiogramm .....6
2.2 Reiber-Diagramm (QAlb , QIgG , QIgA , QIgM)....6
2.2.1 Blut-Liquor-Schrankenfunktionsstörung ...........................6
2.2.2 Inrathekaler entzündlicher
Prozess ...........................................8
2.2.3 Krankheitstypische
Immunglobulinklassen-Muster.....9
2.3 Oligoklonales IgG in Liquor und Serum ...9
3. Spezielle Parameter
3.1 Nachweis erregerspezifischer
Antikörper in Liquor und Serum
(Antikörper-Spezifitäts-Index)...............11
3.2 Erreger-Nachweis im Liquor mittels
Polymerase-Kettenreaktion (PCR)........12
3.3 Tumorzytologie (Differenzierung
von Tumoren).........................................13
3.4 Demenzmarker / Destruktionsmarker ...13
3.4.1 Protein 14-3-3 ...............................13
3.4.2 Tau-Protein ...................................14
3.4.3 Phospho-Tau.................................14
3.4.4 ß-Amyloid .....................................14
3.4.5 S-100 .............................................14
3.4.6 NSE (Neuronenspezifische
Enolase) ........................................14
4. Zusammenfassende Beurteilung
4.1 Veränderung der Liquorparameter
im Verlauf von entzündlichen ZNSErkrankungen ........................................15
4.2 Akut oder chronisch?............................15
4.3 Intergrativer Liquorbefund
(Reiberdiagramm)..................................16
4.4 Einfluss von Blutbeimengung
auf Liquorparameter..............................16
4.5 Typische Liquorbefunde bei Meningitiden unterschiedlicher Ätiologie.........17
II. Krankheitsbilder
1. Entzündliche Erkrankungen des
Nervensystems
1.1 Akute bakterielle Meningitis................18
1.2 Apurulente bakterielle Infektionen .......19
1.2.1 Neuroborelliose............................19
1.2.2 Neurosyphilis................................20
1.2.3 Tuberkulöse Meningitis...............20
1.2.4 Whipple-Erkrankung ....................21
1.3 Virale Infektionen des Nervensystems...21
1.3.1 HSV ...............................................21
1.3.2 VZV ...............................................22
1.3.3 Enteroviren ...................................22
1.3.4 FSME.............................................22
1.3.5 CMV ..............................................23
1.3.6 HIV ................................................23
1.4 Infektionen des Nervensystems durch
Pilze und andere opportunistische
Erreger (häufig bei immunsupprimierten
Patienten) ..............................................23
1.4.1 Candidiasis ...................................23
1.4.2 Kryptokokken ...............................24
1.4.3 Aspergillose..................................24
1.4.4 Toxoplasmose...............................25
1.5.Chronische Infektionen
des Nervensystems...............................25
1.5.1 SSPE .............................................25
1.5.2 Progressive Rötelnpanenzephalitis.............................26
1.5.3 Progressive multifokale
Leukoenzephalopathie.................26
1.6 Nicht erregerbedingte Entzündungen
vom Autoimmuntyp..............................26
1.6.1 Multiple Sklerose (MS, Enzephalitis disseminata = ED) ........26
1.6.2 Guillain-Barré-Syndrom...............28
1.6.3 Stiff-Person-Syndrom (SPS)........28
1.7 Andere entzündliche Erkrankungen
des Nervensystems...............................29
1.7.1 Neurosarkoidose ..........................29
2. Degenerative Erkrankungen
2.1 Internistische Erkrankungen als mögliche
Ursache eines Demenzsyndroms.........29
2.2 Neurodenerationsmarker......................29
2.2.1 Alzheimer Erkrankung .................30
2.2.2 Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung
(CJD), sporadische Form..............30
2.2.3 vCJD (neue Variante; BSE)..........30
III. Präanalytik ...................................................31
b e r i c h t
80
2
I. Parameter und ihre klinische
Bedeutung
1.
Notfallparameter
1.1 Visuelle Beurteilung
Der Umfang der Liquoranalytik orientiert sich an der
differentialdiagnostischen Fragestellung. Unter medizinischen Gesichtspunkten ist es empfehlenswert
eine Stufendiagnostik durchzuführen (Tabelle 1).
Die visuelle Beurteilung der Liquorprobe unterscheidet zwischen klar bzw. trüb und farblos bzw.
farbig (Tabelle 2).
Eigenschaften
Beurteilung
klar und farblos
Normalliquor
trüb-rosa blutig
>1000 Erythrozyten/µl
opal-trüb bis
weiß-gelblich
(Hinweis auf
Meningitis)
>1000 Leukozyten/µl
xantochrom
Hämoglobin, Bilirubin u.a.
Liquor-Stufendiagnostik
1. Notfallparameter:
1.1 Visuelle Beurteilung
1.2 Zellzahl
1.3 Zelldifferenzierung
1.4 Gesamteiweiß
1.5 Lactat
1.6 Bei V. a. eitrige Meningitis, GramFärbung und Antigen-Schnellteste
aus Liquor
2. Grundprogramm und weiterführende
Analytik:
2.1 Bakterien-Kultur und Antibiogramm
2.2 Reiber-Diagramm (QAlb, QIgG, QIgA,
QIgM)
2.3 Oligoklonales IgG in Liquor und Serum
3. Spezielle Parameter:
3.1 Nachweis erregerspezifischer
Antikörper in Liquor und Serum
(Antikörper-Index)
3.2 Erreger-Nachweis im Liquor mittels
Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
3.3 Tumorzytologie (Differenzierung
von Tumoren)
3.4 Demenzmarker
Tab. 1
In den folgenden Kapiteln werden die einzelnen
Parameter, sowie die entsprechende klinische
Bedeutung ausführlich besprochen.
weiß-gelbliche Ge- starke ProteinverGerinnsel („Spinn- mehrung (>3000 mg/l)
websgerinnsel“)
Tab. 2
Teststreifen zum semiquantitativen Nachweis von
Erythrozyten, Leukozyten (Granulozyten), Hämoglobin und Bilirubin unterstützen die visuelle
Beurteilung. Mittels Teststreifen wird Hämoglobin
bereits im farblosen entzellten Liquor nachgewiesen.
1.2 Zellzahl im Liquor
Indikation
Die Zellzahl ist grundsätzlich in jedem Liquor zu
bestimmen.
Besonderen Stellenwert hat die Zellzahl u.a. für die:
Diagnostik und Verlaufskontrolle entzündlicher
Erkrankungen
Diagnostik von intrazerebralen Blutungen
Diagnostik von primären und sekundären
Tumoren sowie infiltrierter hämatologischer
Neoplasien
Beurteilung
Im normalen lumbalen Liquor finden sich zwei Zelltypen, Lymphozyten und Monozyten in einem
Verhältnis von etwa 7 : 3. Granulozyten und Erythrozyten kommen im normalen Liquor nicht vor.
Bei gleichem Zahlenwert werden folgende Einheiten für die Zellzahlen verwendet: Zellen / µl oder
Mpt / µl (Mpt = Mikropartikel). Die historisch bedingte Angabe in 1 / 3 Zellen ist auch in Deutschland inzwischen weniger gebräuchlich.
3
Eine normale Zellzahl schließt eine erregerbedingte, akut-entzündliche ZNS-Erkrankung meist aus.
Ausnahmen gibt es
in frühen Stadien, in denen es noch nicht zu
einer Einwanderung von Granulozyten
(prägranulozytäre Phase) gekommen ist,
bei antibiotisch anbehandelten
(evtl. tote Bakterien im Grampräparat) oder
bei immunsupprimierten Patienten mit
Leukopenie.
Die Betreffenden weisen jedoch eine gestörte
Schrankenfunktion (erhöhter Albuminquotient) als
Frühzeichen einer Entzündung auf.
Eine erhöhte Zellzahl ist nicht immer mit einer akutentzündlichen ZNS-Erkrankung gleichzusetzen. Sie
findet sich z. B. auch
als Reizpleozytose nach einer Lumbalpunktion
(bis circa 7–14 Tage nach der Punktion),
nach intrakraniellen Blutungen,
neurochirurgischen Eingriffen,
im Rahmen einer Meningeosis neoplastica oder
artifiziell nach blutiger Punktion.
Indikation
Die Liquorzytologie gibt in Abhängigkeit von Prozesslokalisation und Erkrankungsstadium Auskunft
über Art und Ausmaß einer ZNS- Schädigung bei
oder nach:
Entzündung,
Blutung,
Trauma und
Raumforderung,
wobei im Wesentlichen krankheitsunspezifische
Befunde erhalten werden. Ausnahmen hiervon sind
der Nachweis von:
Erythro- bzw. Hämosiderophagen (bei Blutungen)
Bakterien (bei purulenten Meningitiden)
Tumorzellen (bei prim. und sek. Hirntumoren)
Beurteilung
Eine Erhöhung der Leukozytenzahlen wird als
Pleozytose bezeichnet (Tabelle 3).
Grad der
Pleozytose
Leuko- Vorkommen bei
zyten/µl
geringe
Pleozytose
<50
mäßige
Pleozytose
>50 <300 Enzephalitis,
Polyneuritis,
Hirnabszeß,
ausheilende Meningitis
starke
Pleozytose
>300
Enzephalitis,
Polyneuritis,
Multiple Sklerose
Referenzwertbereiche (lumbal):
Erwachsene:
Frühgeborene:
Neugeborene:
3 Monate bis 15 Jahre:
0 - 4 / µl
0 - 15 / µl
0 - 10 / µl
0 - 5 / µl
Anmerkungen
Nach 2-stündiger Lagerung der Liquorprobe bei
Zimmertemperatur nimmt die Zellzahl durch Autolyse unkontrollierbar ab. Diese Untersuchung ist
deshalb nicht versandfähig und sollte unmittelbar
vor Ort vorgenommen werden. Darüber hinaus ist
zu beachten, dass die Zellen stärker an Glasmaterial als an Polystyrol adhärieren.
1.3 Zelldifferenzierung im Liquor
Die morphologische Differenzierung der Liquorzellen ist unverzichtbar und wird unabhängig von der
jeweiligen Zellzahl durchgeführt. Die Differenzierung sollte möglichst umgehend erfolgen, spätestens jedoch 2 Stunden nach Gewinnung.
4
Meningitis (bei diagnostischer Punktion)
Tab. 3
Ein deutliches Überwiegen neutrophiler Granulozyten spricht eher für eine bakterielle, ein Überwiegen mononukleärer Zellen (Lympho- und Monozyten) eher für eine virale Infektion, während ein in
etwa ausgeglichenes Verhältnis aller drei Zellreihen
eher auf eine Infektion durch Pilze oder Mycobakterien hindeutet.
Bei akuter bakterieller Meningitis findet ein schneller Anstieg der Leukozytenzahl auf Werte weit über
1000 / µl statt. Abhängig vom Zeitpunkt der Punktion
findet man aber eine hohe Variabilität der Zellzahl,
was zu gefährlichen Fehleinschätzungen führen
kann.
1.4 Gesamteiweiß im Liquor
Indikation
Orientierung für Einzellproteinanalytik, Plausibilitätskontrolle.
Beurteilung
Erhöhte Gesamtproteinwerte können zustande
kommen durch
Störung der Blut-Liquor-Schranken-Funktion,
intrathekale Synthese,
Blutung in die Liquorräume oder
artifizielle Blutbeimengung.
Der Liquor / Serum-Quotient von Albumin ist allerdings der bessere Parameter zur Beurteilung der
Blut-Liquor-Schrankenfunktion als das Gesamtprotein im Liquor (s. 2.2.1).
Referenzwertbereiche
bis 3 Tage
bis 10 Tage
bis 18 Jahre
10,0 - 60,0 mg / dl
10,0 - 40,0 mg / dl
10,0 - 25,0 mg / dl
10,0 - 22,0 mg / dl
1.6 Bei V. a. eitrige Meningitis: Gram-Färbung
und Antigen-Schnellteste aus Liquor
Bei bakteriellen Infektionen des Zentralnervensystems ist aufgrund des häufig rapiden Krankheitsverlaufs eine schnelle Diagnostik von großer
Bedeutung.
1.6.1 Gram-Färbung
Indikation
Bakterielle Infektionen und Mykosen.
1.5 Lactat im Liquor
Indikation
Akute Entzündung im ZNS (DD: bakteriell / viral /
mycobakteriell). Kann auch in allen anderen Fällen
eines verstärkten anaeroben Glucosestoffwechsels (z. B. bei Hypoxie, Blutungen oder Tumorbefall)
erhöht sein.
Anmerkungen
Es wird mindestens 1 ml Liquor benötigt. Die Sensitivität steigt mit dem Volumen! Bei positiven
Befunden wird der Einsender sofort telefonisch
benachrichtigt.
1.6.2 Antigen-Schnelltests
Beurteilung
Die Lactat-Konzentration im Liquor ist ein hilfreicher differenzial-diagnostischer Parameter, der
aber oft nur in Zusammenhang mit weiteren Befunden und der Klinik eine ausreichende Spezifität
erreicht.
Bei bakterieller Genese findet man in der Regel
deutlich höhere Lactatwerte als bei viralen Infektionen. Lactat-Werte > 40 mg / dl bzw. 4,5 mmol / l
sprechen mit 93 %-iger Spezifität für eine unbehandelte bakterielle Meningitis.
Bei ischämischem Insult gilt ein Lactat von initial
über 27 mg / dl bzw. über 3,0 mmol / l als prognostisch ungünstig.
Auch bei generalisierten Krampfanfällen ist das
Liquor-Lactat oft erhöht.
Anmerkungen
Die Messung von Lactat im Liquor hat die Messung
der Liquorglucose weitgehend abgelöst, da die
Liquorglucose in der Frühphase einer ZNS-Infektion
weniger sensitiv und nur bei gleichzeitiger Blutglucosemessung zu beurteilen ist.
Mittels immunologischer Tests lassen sich die
Antigene der typischen Erreger einer bakteriellen
Meningitis direkt, d. h. ohne vorherige kulturelle
Anzucht nachweisen.
Indikation
Bestätigung einer mikroskopischen Verdachtsdiagnose. Patienten mit Antibiotikavorbehandlung.
Bei V. a. bakterielle Meningitis, deutlich erhöhter
Zellzahl (ab >50 / µl) und unklarem mikroskopischen
Befund. Der Vorteil von Antigen-Schnelltests liegt
in der schnellen Durchführung und dem sofortigen
Ergebnis.
Antigene folgende Erreger können nachgewiesen
werden
Haemophilus influenzae Kapseltyp b
Streptococcus agalactiae (Gruppe B)
E. coli K1
Neisseria meningitidis A,B,C,Y,W135
Streptococcus pneumoniae
Zusätzlich gibt es einen
Cryptococcus neoformans.
Antigentest
für
5
Beurteilung
Eine Infektionsdiagnose auf der alleinigen Grundlage dieses Testverfahrens ohne Berücksichtigung
des mikroskopischen Liquorpräparates und der
Kultur ist in keiner Weise zu vertreten. Antigenschnelltests sind keinesfalls empfindlicher als der
Nachweis von Bakterien im Gram-Präparat und in
erster Linie als Bestätigungsreaktion bei positivem
mikroskopischem Erregernachweis sinnvoll. Trotz
positiver Erregerdetektion in der Mikroskopie kann
das Ergebnis negativ ausfallen.
Aufbewahrung der Proben
Bis zur Abholung der Proben die Blutkulturflaschen,
als auch den Liquor bei Raumtemperatur aufbewahren. Falls ein Brutschrank vorhanden ist, können
Liquor und Flaschen im Gegensatz zum üblichen
Handling der Blutkulturen auch vorbebrütet werden. In diesem Falle unbedingt die Vorbebrütungszeit auf dem Einsendeschein vermerken.
Anmerkungen
Beide Verfahren werden während der regulären
Labordienstzeiten als Notfallanalytik behandelt.
Voraussetzung ist eine ausreichende Probenmenge, welche für Mikroskopie und Antigentest
zusammen 2 ml nicht unterschreiten sollte.
Indikation
Die Liquorproteinanalytik gibt Hinweise auf BlutLiquor-Schranken-funktionsstörungen und intrathekale entzündliche Prozesse. Zusätzlich wird die
Erkennung von krankheitstypischen Immunglobulinklassen-Muster erleichtert.
2. Grundprogramm
und weiterführende Analytik
2.2.1 Blut-Liquor-Schrankenfunktionsstörung
Die pathologische Erhöhung der Serumproteine
im Liquor, allgemein als Blut-Liquor-Schrankenfuntionsstörung bezeichnet, ist vor allem durch
einen reduzierten Liquorfluss bedingt.
2.1 Bakterien-Kultur und Antibiogramm
2.2 Reiber-Diagramm (QAlb, QIgG, QIgA, QIgM)
Indikation
Die kulturelle Erregerisolierung aus dem Liquor
hat bei bakteriellen Infektionen einen hohen
Stellenwert
Der Albumin-Liquor / Serum Konzentrationsquotient,
Albumin im Liquor
QAlb =
Albumin im Serum
ist für den Nachweis seltener Mykosen und
Parasitosen bei immunsuprimierten Personen
geeignet
stellt den besten Parameter zur quantitative
Charakterisierung einer Blut-Liquor-Schrankenfunktionsstörung (BLS) dar.
hat bei viralen Erkrankungen in der Regel keine
Bedeutung
Abnahme
Die Lumbalpunktion sollte streng aseptisch erfolgen.
Bei V. a. bakterielle Meningitis sollten 1 - 2 ml
Liquor direkt vor Ort in eine (ungekühlte)
Blutkulturflasche (PEDS-Flasche) eingeimpft
werden. Hierbei auf den Wechsel der Nadel
nach der Venenpunktion und vor der Beimpfung
der Blutkulturflasche achten. Zusätzlich sollten
1 - 2 ml Liquor nativ in einem sterilen Röhrchen
in unser Labor zur Direktmikroskopie und
Antigen-Schnelltest eingesandt werden. (Bei V. a.
bakterielle Meningitis auch an die Abnahme
einer Blutkultur denken!)
Bei V. a. tuberkulöse Meningitis werden zusätzlich min. 2 ml Liquor nativ benötigt
6
Der QAlb ist ein dimensionsloser Parameter mit
Werten zwischen 1 x 103 und 500 x103.
Beurteilung
Der Albumin-Quotient ist ein zwar unspezifischer, aber empfindlicher Parameter für
Erkrankungen des Zentralnervensystems.
Erhöhte Albumin-Quotienten findet man bei den
meisten akut- und einigen chronisch-entzündlichen
Erkrankungen, mechanischen Behinderungen des
Liquorflusses und aufgrund von Blutungen, Hirninfarkten oder artifiziellen Blutbeimengungen.
Die Tabelle 4 gibt die Häufigkeit von Blut-LiquorSchrankenstörung (in %) bei entzündlichen Erkrankungen des Zentralnervensystems (diagnostische
Lumbalpunktion) wieder.
Schrankenstörung
QAlb [x 103]
keine
<8
8-20
100
92
85
75
72
72
70
62
46
63
8
15
25
28
28
30
38
54
32
5
48
33
22
19
44
16
42
44
8
51
32
33
4
4
43
38
42
43
31
16
SSPE (n=8)
Varizellenenzephalitis(n=12)
HIV-Enzephalitis (n=13)
Neurosyphilis (n=16)
Multiple Sklerose (n=155)
Zosterganglionitis (n=87)
Adrenoleukodystrophie (n=26)
Kollagenosen (n=26)
Herpesenzephalitis (n=16)
Virusmeningitis (n=121)
Opportunistische Infektionen (n=25)
Neurosarkoidose (n=6)
Guillain-Barre-Syndrom (n=60)
Neuroborreliose (n=54)
Meningokokkenmeningitis (n=18)
Pneumokokkenmeningitis (n=21)
Tuberkulöse Meningitis (n=21)
20-50
50-100
>100
14
31
42
Tab. 4
Weitere nicht entzündliche neurologische Erkrankungen, die mit einer Schrankenfunktionsstörung
einher gehen können, sind in der Tabelle 5 aufgelistet.
Erkrankungen
Albuminquotient
QAlb [x 103]
Alkoholische Polyneuropathie
Amyotrophe Lateralsklerose
<10
Diabetische Polyneuropathie
Hirnatrophie
10- 20
Liquorstopp
(z. B. bei intraspinalem Tumor)
Ein erhöhter Albuminquotient ist neben der Zellzahl
als ein Hinweis auf Akuität des Prozesses zu interpretieren.
Durch altersbedingte Unterschiede in der Liquorflussgeschwindigkeit sind die Normalwerte für den
Albuminquotienten altersabhängig.
> 20
Tab. 5
7
8 – 28
5 –15
3 –10
2– 5
0,5 – 4
<5
< 6,5
<8
Eine feinere Abstufung ergibt sich bei Verwendung
folgender Formel, die ab einem Alter von 5 Jahren
anwendbar ist:
QAlb (altersabhängiger Mittelwert)
= (4 + Alter / 15) x10 -3
Da die Albuminkonzentration im Liquor auch vom
Abnahmevolumen bei der Punktion abhängt
(rostrokaudaler Konzentrationsgradient), ist die Referenzbereichsgrenze großzugig zu interpretieren
(±10 % für Volumina = 6±5 ml).
Anmerkungen
Die Liquor / Serum-Quotienten für alle höhermolekularen Substanzen (Albumin, Immunglobulin etc.)
können zu falschen Interpretationen führen, wenn
durch Bluttransfusionen oder venöse Infusionen
von Eiweiß- und Immunglobulinpräparaten kurz vor
der Punktion die Herstellung eines Konzentrationsgleichgewichtes zwischen Blut und Liquor noch
nicht abgeschlossen ist. Die Gleichgewichtseinstellung zwischen Serum und Liquor benötigt für
Albumin 1 bis 2 Tage und für IgG 2 bis 4 Tage.
Intrathekal produzierter Anteil
des jeweiligen Immunglobulins (Ig)
Q Ig x 10 3
100
80
50
Q Lim
20
e le
in ka e
Re the hes
t
a
tr n
In -Sy
Ig
10
5
al
rm nd
o
N fu
be
2
2
5
Schranke intakt
%
60
%
10
20
50
Schrankenstörung
oberer Referenzbereich
für QAlb (altersabhängig)
2.2.2 Inrathekaler entzündlicher Prozess
Die Konzentrationen der Immunglobuline IgG, IgA
und IgM werden parallel im Liquor und Serum
gemessen und anschließend die Liquor / SerumQuotienten berechnet
QlgG =
lgG im Liquor
lgG im Serum
QlgA =
lgA im Liquor
lgA im Serum
QlgM =
lgM im Liquor
lgM im Serum
Abb. 1 Quotientendiagramm nach Reiber.
QLim repräsentiert die Diskriminierungslinie zwischen
den aus dem Gehirn und den aus dem Blut stammenden Immunglobulinfraktionen. Werte oberhalb von
QLim deuten auf eine intrathekale Ig-Synthese hin. Die
intrathekale Synthese kann direkt aus dem Diagramm
anhand der dargestellten Prozentlinien (20 %, 40 %,
60 % und 80 %) abgelesen werden mit Bezug auf QLim
als 0 %-Synthese. QAlb stellt den besten Parameter für
die quantitative Charakterisierung einer Blut-LiquorSchrankenfunktionsstörung dar. Der Referenzbereich
für QAlb ist altersabhängig (vertikale Linie; siehe auch
2.2.1). Ein unplausibles Ergebnis kann durch Probenverwechslung (Liquor- und Serumprobe nicht vom gleichen Patienten oder in zu großem zeitlichem Abstand
voneinander entnommen) oder durch Messfehler
verursacht werden.
Der Nachweis einer intrathekalen Bildung
von Immunglobulinen ist immer als pathologisch zu bezeichnen und weist auf einen
entzündlichen Prozess im ZNS hin.
8
% %
40 20
In
tr
at
he
ka
Re
Sc
le
in
h
Ig
ra
e
V.
Sc
nk + -S
a.
yn
e
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pl
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tö
es
au
ru
en
e
si
n
st
g
bl
ö
es
ru
ng
Er
ge
bn
is
Geburt:
1 Monat:
2 Monate
3 Monate
4 Monate bis 5 Jahre
6 bis 15 Jahre:
16 bis 40 Jahre:
41 bis 60 Jahre:
Indem die Immunglobulin-Quotienten (QIg) auf den
Albuminquotienten (QAlb) als Maß der Schrankenfunktionsstörung bezogen werden, ist es möglich,
unabhängig von der individuellen Schrankenfunktion den Anteil einer aus dem ZNS stammenden
(intrathekalen) Immunglobulinsynthese zu bestimmen. Hierzu benutzt man die sogenannten Quotientendiagramme nach Reiber (Abb. 1), in denen
der jeweilige QIg dem aktuellen QAlb des Patienten
zugeordnet wird.
Intrathekale lg-Synthese
Referenzwertbereiche QAlb x 103
100
Q Alb x 10 3
Der bei einer systemischen Erstinfektion im
Krankheitsverlauf stattfindende Klassenwechsel
der Immunglobuline von IgM zu IgG erfolgt bei im
ZNS lokalisierten Infektionen grundsätzlich nicht.
Weiterhin ist die intrathekale Ig-Synthese nicht in
jedem Fall Ausdruck für die Akuität der Erkrankung,
sondern kann mehrere Ursachen haben:
akut-entzündlicher Prozess (häufiger durch
Infektion bedingt),
„Antikörper-Narbe“ eines früheren Prozesses,
nicht relevant für die aktuelle klinische
Symptomatik,
chronisch-entzündlicher Prozess (häufiger durch
Autoimmunerkrankung bedingt).
licher Gewichtung induzieren, kann aufgrund der im
Quotiendiagramm ablesbaren bzw. berechenbaren
Immunglobulin-Synthesemuster die auslösende
Erkrankung differenzialdiagnostisch eingegrenzt
werden.
Besonders hervorzuheben ist die IgG-Dominanz bei
Multipler Sklerose und Neurosyphilis, die IgMDominanz bei Neuroborreliose oder die IgA-Dominanz bei Neurotuberkulose oder Hirnabszessen.
2.2.3 Krankheitstypische ImmunglobulinklassenMuster
2.3 Oligoklonales IgG in Liquor und Serum
Der intrathekal produzierte Anteil des jeweiligen
Immunglobulins wird an den im Quotiendiagramm
eingetragenen %-Linien abgelesen oder – vorzugsweise – exakt berechnet mit der Formel (Ig) IF (intrathekale Immunglobulinfraktion) = (QIg - QLim) * 100 / QIg.
(QLim entspricht dabei dem bei gegebenem QAlb
maximal physiologischen (d. h. nur durch Diffusion
über die Blut-Liquor-Schranke bedingten) QIg.)
Da ZNS-Erkrankungen die intrathekale Produktion
von jeweils unterschiedlichen Immunglobulinen
(IgG und/oder IgA und/oder IgM) in unterschied-
Reaktionstyp
Eine Zuordnung von typischen Befundkonstellationen zu einzelnen Erkrankungen im Liquor zum
Zeitpunkt der diagnostischen Erstpunktion zeigt die
Tabelle 6.
Indikation
Derzeit der empfindlichste Nachweis einer intratheklalen IgG-Synthese. Er ist, vorausgesetzt, er
wurde mittels isoelektrischer Fokussierung (IEF)
durchgeführt, Bestandteil der Diagnosekriterien bei
Multipler Sklerose (in Europa).
Was sind oligoklonale Antikörper?
Es werden drei Formen von Antikörpersynthesen
(unabhängig von deren Immunglobulinklasse)
unterschieden (Tabelle 7).
Erkrankungen
keine intrathekale IgSynthese
frühe bakterielle Meningitis
frühe virale Meningoenzephalitis
Guillain-Barré-Syndrom
IgG-Dominanz
Multiple Sklerose
(seltenes Auftreten von IgM 20%, und IgA 9%)
Neurosyphilis
(Zwei-Klassen-Reaktion, gelegentlich erhöhte IgM, kein IgA)
chronische HIV-Enzephalitis (Ein-Klassen-Reaktion)
IgA-Dominanz
Neurotuberkulose
(IgA isoliert oder mit schwacher IgG-und / oder IgM-Reaktion)
Hirnabszess
Adrenoleukodystrophie
IgM-Dominanz
Neuroborreliose
(IgM > IgA > IgG)
Mumps-Meningoenzephalitis
(Drei-Klassen-Reaktion)
Non-Hodgkin-Lymphom mit ZNS-Beteiligung
(Ein-Klassen-Reaktion, z. B. isolierte IgM > 0)
Neurotrypanosomiasis (Drei-Klassen-Reaktion
IgG + IgA + IgM ohne
Dominanz
opportunistische Infektionen (z.B. CMV, Toxoplasma)
Tab. 6
9
Herkunft
Vorkommen
monoklonal
produziert von einem B-Zellklon
Plasmozytom
oligoklonal
produziert von einigen wenigen
B-Zellklonen (2 - 20)
bei jeder monospezifischen, d. h.
gegen ein spezifisches Antigen
gerichteten Immunreaktion
polyklonal
produziert von vielen verschiedenen
B-Zellklonen (>20)
Tab. 7
Um unterscheiden zu können, ob die oligoklonalen
Antikörper im Liquor intrathekalen Ursprungs sind
oder durch Diffusion über die Schranke in den
Liquor gelangt sind, ist eine vergleichende Untersuchung von Liquor und Serum notwendig. Durch
isoelektrische Fokussierung (IEF) und anschließende
immunologische Detektion lässt sich eine intrathekale IgG-Synthese (praktische Bedeutung hat
derzeit nur IgG) in Form oligoklonaler Banden (OKB)
nachweisen. Dabei ist diese Methode im Mittel um
zwei Zehnerpotenzen sensitiver als der intrathekale IgG Nachweis mittels Reiberdiagramm. Der
Sensitivitätsvorteil kommt besonders bei polyspezifischen Immunreaktionen im ZNS im Rahmen
chronisch-entzündlicher ZNS-Erkrankungen wie der
Multiplen Sklerose zum Tragen (Aktivierung vieler
B-Zellklone mit jeweils geringer IgG-Synthese).
Beurteilung
OKBs werden bei akut entzündlichen Prozessen
erst nach einigen Tagen mit Beginn der humoralen
Immunreaktion nachweisbar, können aber auch
noch Jahre nach einem hinreichend behandelten
oder ausgeheilten entzündlichen ZNS-Prozess
nachgewiesen werden.
Prospektive Studien bei einer Optikusneuritis
zeigen, dass der Nachweis von OKB eine hohe prognostische Bedeutung hat. Nur in sehr seltenen
Fällen weist der Liquor der Primärpunktion noch
keine Banden auf.
Die Relevanz von OKB bei unterschiedlichen
Erkrankungen zeigt Tabelle 8.
Erkrankung
Guillain-Barré-Syndrom
Meningokokkenmeningitis
Pneumokokkenmeningitis
Herpesenzephalitis
Zosterganglionitis
Neurotuberkulose
Kollagenose
HIV-Enzephalitis
Neurosyphilis
Neuroborreliose
Neurosarkoidose
Opportunistische Infektionen
Multiple Sklerose
SSPE
OKB [%]
Ø
Ø
Ø
11
19
25
32
54
63
65
66
75
90
100
Oligoklonale IgG-Banden im Liquor lassen sich
bei 95 - 98 % der MS-Patienten nachweisen,
können aber grundsätzlich bei allen entzündlichen Prozessen im ZNS vorkommen. (Fehlen
von OKB schließt eine MS entsprechend mit
2 - 5 %iger Irrtumswahrscheinlichkeit aus.)
Tab. 8
Prävalenz von OKB bei der diagnostischen Punktion
Erkrankung
Ausnahmen
Erkrankungen, die mit reinen Schrankenstörungen
ohne lokale Immunglobulinsynthese einhergehen
sind in Tabelle 9 zusammengefaßt.
sehr frühes Stadium akuter Meningitiden
Hirntraumen
Polyneuropathien
akute Neuroborelliose
paraneoplastische Polyneuropathie
Infarkte
Infarkte bei septischer Embolie oder Arteriitis
primäre Hirntumore
Dysgerminom
Non-Hodgkin-Lymphom
operierte Tumoren
Systematrophien des ZNS und
atrophisierende Prozesse des Großhirns
10
Tab. 9
In Liquor und Serum identische oligoklonale
Banden sprechen für eine systemische Immunreaktion.
Bei der IEF haben monoklonale IgG-Banden ein
charakteristisches Muster (balkenförmig mit konstanten Abständen). Sie weisen auf eine monoklonale Gammopathie hin und sind manchmal ein
zufälliger Nebenbefund in der Liquor-Diagnostik.
3. Spezielle Parameter
3.1 Nachweis erregerspezifischer Antikörper in
Liquor und Serum (Antikörper-SpezifitätsIndex)
Indikation
Der Antikörper-Spezifitäts-Index (ASI) dient der
Charakterisierung akuter Erkrankungen (HerpesVirus und Zoster-Erkrankungen, opportunistische
Infektionen und Borreliose) und Nachweis eines
chronisch-entzundlichen Prozesses im ZNS (Multiple Sklerose, Autoimmunerkrankungen mit ZNSBeteiligung, Optikusneuritis).
Der ASI setzt den Liquor/Serum-Quotienten des
erregerspezifischen Immunglobulins (Qspez) in Bezug zum Gesamtimmunglobulin-Quotienten (Qges):
ASI = Qspez / Qges.
Ak(spez) im Liquor = Qspez
Ak(spez) im Serum
Ak(ges) im Liquor
Ak(ges) im Serum
Qspez
Qges
= ASI
= Qges
Beurteilung
Für die Bewertungskriterien siehe Tabelle 10.
Das Vorhandensein einer intrathekalen Antikörper-Synthese ist immer beweisend für einen
entzündlichen Prozess im ZNS.
Da die intrathekalen Antikörper jahre- bis jahrzehntelang persistieren können, ist allein aufgrund eines pathologischen ASI keine Aussage
zur Akuität dieses Prozesses möglich.
ASI nur für einen Erreger erhöht
akute ZNS-Infektion (monospezifische Reaktion,
meist mit einer Verzögerung von einigen Tagen)
chronischer entzündlicher ZNS-Prozess (schwache
polyspezifische Reaktion*)
Resttiter einer Monate bis Jahre zurückliegenden ZNS-Infektion (bei ansonsten unauffälligem
Befund)
Ausnahmen: Durch Kreuzreaktivität von Herpesvieren untereinander (häufig zwischen HSV und
VZV) und zwischen Borrelien und Treponemen können 2 ASI gleichzeitig erhöht sein, obwohl zurzeit
nur ein Mikroorganismus als Auslöser der Immunreaktion in Frage kommt. Hierbei ist der ASI des
ursächlichen Mikroorganismus häufig höher.
ASI für mehrere Erreger erhöht
polyspezifische Mitreaktion* bei chronischentzündlichen Prozessen im ZNS:
Beispiel: Bei Multipler Sklerose oder Autoimmunerkrankungen mit ZNS-Beteiligung wird
im Mittel bei 90 % der Fälle eine intrathekale
Synthese von Masern- und / oder Rötelnund / oder Zoster-Antikörpern (MRZ-Reaktion)
gefunden.
mehrere Resttiter einer Jahre zurückliegenden
ZNS-Infektion (selten, bei ansonsten unauffälligem Befund, meist ASI < 2.0, überwiegend
gegen Viren der Herpes-Familie)
Bewertung
* Definition der polyspezifischen Mitreaktion:
Bildung von Antikörpern ohne aktuelle Anwesenheit eines für die Krankheit ursächlichen Antigens.
negativ
erregerspezifische Antikörper
nicht nachweisbar
Die Bedeutung der ASI für die Diagnose zeigt
Tabelle 11.
0,5 – 1,2
die nachgewiesenen erregerspezifischen Antikörper stammen
aus dem Blut
1,3 – 1,5
fragliche Synthese erregerspezifischer Antikörper im ZNS
> 1,5
Nachweis einer erregerspezifischen Antikörpersynthese im ZNS
ASI
Tab. 10
11
Erkrankung
Bedeutung von ASI für die Diagnose
Neuroborreliose
Neurosyphilis
Goldstandard
Meningitiden
tuberkulöse Meningitis
Mykosen
keine Bedeutung
Viren
diagnostisch sinnvoll bei V.a. ZNS-Infektion durch folgende Viren:
Herpes-simplex
Varizella-Zoster
Epstein-Barr
FSME
Cytomegalie
Masern
Mumps
Röteln
Multiple Sklerose
überwiegend werden Antikörper gegen folgende Viren gefunden
(MRZ-Reaktion):
Masern (75%)
Röteln (65%)
Varizella-Zoster (55%)
Seltener sind Antikörper gegen folgende Erreger nachweisbar:
Herpes-simplex-Virus (25%)
Borrelien (25%)
Toxoplasma gondii (10%)
Tab. 11
Anmerkungen:
Außer bei Borrelien (hier auch IgM-ASI) genügt
die Bestimmung des IgG-ASI.
Bei der Bestimmung der ASI ist immer die
Messung der Albumin- und ImmunglobulinQuotienten notwendig.
Wie bei systemischen Immunreaktionen ist
grundsätzlich frühestens 5 -7 Tage nach Einsetzen der Symptomatik mit einer spezifischen
Antikörpersynthese im ZNS zu rechnen, erregerabhängig teilweise deutlich später. Der ASI eignet
sich deshalb nicht zur Frühdiagnostik! Hierfür
empfiehlt sich ggf. eine PCR (bei V. a. HSVEnzephalitis grundsätzlich!).
Zur Verlaufskontrolle eignen sich ASI nur
bedingt, u. a. weil Antikörpertiter im ZNS zum Teil
noch länger persistieren als peripher oder ein
unterschiedlich schneller Abfall der Titer in Liquor
und Serum einen ASI-Anstieg verursachen kann
(häufig nach akuter Neuroborreliose zu beobachten).
In der Initialphase einer Infektion oder Reaktivierung kann es zu einem steilen Anstieg der spezifischen Immunglobuline im Serum kommen.
12
Ungewöhnlich niedrige ASI (z. B. VZV ASI bei
Herpes zoster) können dann ein Hinweis darauf
sein, dass Liquor und Serum bezüglich Immunglobuline noch nicht im Gleichgewicht stehen.
Zu diesem Zeitpunkt ist eine Aussage zur ZNSBeteiligung nicht möglich. Klärung evtl. durch
Verlauf der spezifischen Antikörper im Serum
und des ASI.
Sensitivität von ASI vs. OKB bei akut und chronisch entzündlichen Erkrankungen
Akut entzündlicher Prozess: der Nachweis einer
intrathekalen Antikörpersynthese gegen das
ursächliche Antigen ist empfindlicher als der
Nachweis von OKB
Chronisch entzündlicher Prozess: der Nachweis von OKB gelingt häufiger (98 % der Fälle bei
MS) als der Nachweis von ASI (MRZ-Reaktion
(einschl. der Fälle mit partieller MRZ-Reaktion)
im Mittel in 90 % der MS-Fälle)
3.2 Erreger-Nachweis im Liquor mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
Indikation
Nachweis viraler und bakterieller Genome (Tabelle
12 und 13).
Virus
Manifestation
Sensitivität [%]
Immunkompetente Personen
HSV-1
HSV-2
VZV
Enteroviren
HSV-1 Enzephalitis
Mollaret-Meningitis
Meningitis, Myeloradikulitis, Myelitis
aseptische Meningitis
≥ 95
85
76 - 95
90
Immunschwäche (AIDS, Organtransplantation)
CMV
JC-Virus
EBV
Enzephalitis, Polyneuroradikulomyelitis
progressive multifokale Leukoenzephalopathie
AIDS-assoziertes pimäres Non-Hodgkin-Lymphom
80 - 90
75 - 90
80 - > 90
Tab. 12 Virale Infektionen (hohe diagnostische Aussagekraft).
Bakterium
Manifestation
Sensitivität [%]
Mykobakterium tuberkulosis
tuberkulöse Meningitis
50 - 90
Meningokokken,
Pneumokokken,
Hämophilus influenzae,
Listerien,
E. coli
bakterielle Meningitis
87 - 94
Tab. 13 Bakterielle Infektionen (ergänzende diagnostische Aussagekraft).
Neuroborelliose, Neurosyphilis
Der Stellenwert der PCR für die Diagnose ist gering
(Sensitivität max. 30% !).
Beurteilung
Der positive Nachweis erregerspezifischer Nukleinsäuresequenzen belegt in der Regel eine floride
Infektion des Nervensystems. Bei bakteriellen
Infektionen des ZNS ist die PCR eine wertvolle
diagnostische Zusatzuntersuchung, jedoch im Vergleich zu Viruserkrankungen insgesamt weniger
sensitiv.
3.3 Tumorzytologie
(Differenzierung von Tumoren)
Die Untersuchung auf Tumorzellen ist aufgrund der
sehr begrenzten Zellstabilität im Liquor (s. o.) eine
zeitkritische Untersuchung, die dem pathologischen Labor vorbehalten ist (vorzugsweise direkter
Probenversand dorthin!)
3.4 Demenzmarker / Destruktionsmarker
3.4.1 Protein 14-3-3
Präanalaytik
1– 2 ml nativer Liquor, 3 – 5 ml für TB-Analytik, bei
langen Transportwegen Lagerung bei 4 °C.
Zusätzlich an die Antikörperdiagnostik denken, d. h.
zur Bestimmung des Antikörper-Spezifitätsindex
auch Serum einschicken !
Indikation
Zur Diagnostik der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD)
Beurteilung
Protein 14-3-3 findet sich in 94 % der pathologisch
gesicherten Creutzfeldt-Jakob-Erkrankungen.
Wenn das Protein 14-3-3 positiv ist, liegt die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient tatsächlich
eine Creutzfeldt-Jakob-Krankheit hat, bei 95 %
(positiver Vorhersagewert).
13
Wenn das Protein 14-3-3 negativ ist, liegt die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient keine
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit hat, bei 92 % (negativer Vorhersagewert).
Für die Diagnose der neuen Variante (vCJD) ist die
Sensitivität für den Nachweis von Protein 14-3-3 im
Liquor geringer als für die sporadische Form, die
Spezifität ist vergleichbar.
Protein 14-3-3 ist außer bei der Creutzfeldt-JakobKrankheit noch bei einer Reihe anderer Erkrankungen, die mit einem subakuten Neuronenuntergang
im ZNS einhergehen, positiv:
Viralen Enzephalitiden
Meningitis
nach ischämischen Ereignissen
Subarachnoidalblutung
Hirnmetastasen
Glioblastom
gelegentlich bei Alzheimer Demenz
3.4.2 Tau-Protein
Indikation
Tau-Protein gilt als biochemischer Indikator der Alzheimer-Demenz (AD), insbesondere im prädementiellem Stadium, wo sich, im Vergleich mit gesunden
Kontrollen und anderen neurodegenerativen Erkrankungen, die auch zu Demenz führen können, bereits hohe Liquorkonzentrationen nachweisen lassen.
Beurteilung
Eine erhöhte Tau-Konzentrationen im Liquor ist,
wenn auch meist in geringerem Ausmaß als bei der
Alzheimer-Demenz, nachweisbar bei:
der Lewy-Körper-Krankheit
der kortikobasalen Degeneration
der progressiven supranukleären Blickparese
der frontotemporalen Demenz
in einigen Fällen von vaskulärer Demenz
der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Schädelhirntrauma (stark erhöht)
Keine relevante Erhöhung findet sich bei:
M. Parkinson
HIV-assoziierten neurologischen Erkrankungen
3.4.4 ß-Amyloid
Entsteht beim enzymatischen Abbau des Amyloidprecursorproteins (APP) und bildet den Hauptanteil
der Amyloidplaques bei der Alzheimer Demenz.
ß-Amyloid 1- 42 (10% der Gesamtfraktion) hat eine
geringere kinetische Löslichkeit als ß-Amyloid 1- 40
und aggregiert schneller zu neurotoxischen ß-Amyloidablagerungen.
Indikation
Diagnostik der Alzheimer-Demenz (AD) sowie zur
Differentialdiagnose der Demenz.
Beurteilung
ß-Amyloid 1-42 bei Alzheimer Demenz erniedrigt
ß-Amyloid 1-42 erniedrigt bereits im Stadium des
sog. „mild cognitive impairment“ (Vorstufe der AD)
ß-Amyloid 1-42 kann auch bei anderen Demenztypen (z. B. CJD, Lewy-Körperchen-Demenz) erniedrigt sein
Dem Quotienten aus ß-Amyloid 1- 42 und ßAmyloid 1- 40 wird eine höhere Sensitivität und
Spezifität in der Alzheimer Diagnostik zugeschrieben.
3.4.5 S-100
Indikation
S-100 wird sowohl als Marker akuter zerebraler
Läsionen (Destruktionsmarker), als auch als ein
Marker aktivierter Astroglia angesehen.
Beurteilung
Erhöht:
bei sporadischem CJD und vCJD (signifikant
höher als bei Patienten mit dementiellen
Erkrankungen anderer Genese oder bei nichtdementiellen Kontrollpatienten).
bei ischämischem Insult,
bei Hirnblutung,
nach Schädel-Hirn-Trauma,
bei akuten Enzephalitiden,
nach einem epileptischen Anfall,
beim Guillain-Barré-Syndrom
3.4.6 NSE (Neuronenspezifische Enolase)
3.4.3 Phospho-Tau
Indikation
Abgrenzung von Alzheimer Demenz (AD) gegenüber anderen Demenztypen.
Beurteilung
Es fanden sich signifikant höhere Phospho-Tau
Werte für die Alzheimer-Demenz im Vergleich mit
der frontotemporalen Demenz und der Lewy Body
Demenz sowie anderen Demenztypen und neurologischen Erkrankungen. Bei der CJD steigt
Phospho-Tau nicht wesentlich an.
14
Indikation
Ist erhöht bei akuten neuronalen Läsionen (Destruktionsmarker).
Beurteilung
Erhöht bei:
Schädel-Hirn-Trauma
Guillain-Barré-Syndrom
Status epileptiqus
der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (Frühstadium)
Subarachnoidalblutung
anoxischem Hirnschaden
ischämischem Insult
Das Ausmaß einer Schädigung des Gehirns kann
auch mit einem Anstieg der NSE im Blut beurteilt
werden. Der Spitzenwert im Serum nimmt dabei
niemals höhere Werte als der Spitzenwert im
Liquor an. Anstiege der NSE im Liquor resultieren
fast ausschließlich aus Gewebeuntergängen im
ZNS. Zum besseren Verständnis der exakten
Beziehung der Konzentrationen im Liquor- und
Serumkompartiment sollten grundsätzlich beide und
optimalerweise auch seriell gemessen werden.
4.
Zusammenfassende Beurteilung
4.1 Veränderung der Liquorparameter im Verlauf von entzündlichen ZNS- Erkrankungen
Bei der Progression von entzündlichen ZNS-Erkrankungen werden die unten aufgeführten Parameter
im typischen Fall nacheinander im Liquor nachweisbar. Bei der Remission normalisieren sich die Parameter zumeist in der gleichen Reihenfolge, d. h.
zuerst normalisiert sich die Pleozytose und als
letztes normalisieren sich die Antikörper-Spezifitätsindizes (Abweichungen können sich bei stark
unterschiedlicher Ausprägung der pathologischen
Veränderungen ergeben). Zusammen mit dem klinischen Befund kann somit das Krankheitsstadium
eingegrenzt werden (Abb. 2).
Progression
(Reihenfolge
des Erscheinens)
Remission
(Reihenfolge der
Normalisierung)
Pleozytose
4.2. Akut oder chronisch?
Parameter, die am ehesten auf ein akutes bzw.
chronisches ZNS-Geschehen Hinweisen zeigt Tabelle 14 und sind schematisch in Abb. 3 dargestellt.
Nachweis von
Hinweis auf
Pleozytose und /oder
Schrankenfunktionsstörung
akutes Geschehen
oligoklonalen Banden (OKB) und
intrathekaler Immunglobulin-Synthese und
erhöhten Antikörper-Spezifitätsindizes (ASI)
chronische Erkrankung
erhöhe ASI ohne OKB und
keine oder nur schwache intrathekale
Immunglobulin-Synthese
kurze Zeit zurückliegender
und ausgeheilter
entzündlicher Prozess
Tab. 14
Cave
Die oben aufgezeigten Vorgänge (Kapitel 4.1. und
4.2.) bei entzündlichen ZNS-Erkrankungen sind
vereinfachte (idealisierte) Darstellungen und sind
immer im Zusammenhang mit der Klinik zu beurteilen.
akut
Pleozytose
Schrankenfunktionsstörung
(QAlb)
Schrankenfunktionsstörung (QAlb)
Oligoklonale Banden (OKB)
im Liquor nachweisbar
Intrathekale Ig-Synthese
im Quotientendiagramm
Antikörper-Spezifitätsindizes
(ASI) > 1,5
Abb. 2 Veränderung der Liquorparameter bei
der Progression und Remission von entzündlichen
ZNS-Erkrankungen
Oligoklonale Banden (OKB)
im Liquor nachweisbar
Intrathekale Ig-Synthese
im Quotientendiagramm
Antikörper-Spezifitätsindizes
(ASI) > 1,5
chron.
Abb. 3 Schematische Darstellung der Parameter, die
am ehesten auf eine akute bzw. chronische Erkrankung
hindeuten.
15
4.3. Intergrativer Liquorbefund
(Reiberdiagramm)
In der Tabelle 15 sind Standardbeurteilungen aufgelistet, wie sie im Rahmen eines integrativem
Liquorbefundes verwendet werden.
Ergebnisse der Liquoranalyse
Beurteilung
normale Leukozytenzahl und
normales Differential-Zellbild und
Erythrozten / Hb negativ und
normales Lactat und
normaler Liquorproteinbefund
normaler Liquorbefund
normale Reiber-Quotientendiagramme und
normale isoelektrische Fokussierung (keine OKB) und
normale ASI und
normale Demenzmarker und
normaler Liquorproteinbefund
Zytologie nicht normal
QAlb erhöht
Schrankenfunktionsstörung
Leukozyten > 4 /µl
erhöhte Zellzahl
intrathekale IgG - oder IgA- oder IgM-Synthese im
Reiber Quotientendiagramme oder
QIgA>QIgG oder
QIgM>QIgA oder
oligoklonale Banden positiv oder
ASI positiv oder
Leukozytenzahl > 20/µl
entzündlicher Prozess im ZNS
ASI ≥1,5
spez. AK-Synthese im ZNS
Tab. 15
4.4. Einfluss von Blutbeimengung auf
Liquorparameter
Einfluss von Blutbeimengung auf Albumin-Quotienten, Ig-Quotienten, oligoklonale Banden und ASI
zeigt die Tabelle 16.
Blutbeimengung
Tab. 16
16
Einfluss einer Blutbeimengung
(> 500 Erys/µl) auf das Ergebnis
Konsequenz auf
die Beurteilung
Albumin-Quotienten erhöht
Schrankenstörung wird
vorgetäuscht
IgM- und IgA-Quotient größer als
IgA- bzw. IgG- Quotient (physiologisches
Verhältnis ist QIgG > QIgA > QIgM)
entzündliche ZNS-Reaktion
wird vorgetäuscht
Sensitivität von oligoklonalen Banden
leicht vermindert
intrathekale Immunglobulinsynthese wird maskiert
Sensitivität von ASI leicht vermindert
intrathekale Immunglobulinsynthese wird maskiert
4.5 Typische Liquorbefunde bei Meningitiden
unterschiedlicher Ätiologie
Liquorbefunde
Bakterielle
Meningitis
Tuberkulöse
Meningitis
Pilzmeningitis
Neuroborreliose
Virale
Meningitis
Aussehen
trübe
transparent, manchmal
„Spinnwebsgerinnsel”
nach längerem Stehen
transparent
klar
klar
Zellzahl / µl
> 1000
30- 300
30-1000
30-1000
20-1000
Zytologie
vorwiegend
Granulozyten
granulo-lymphomonozytäres
Zellbild
granulo-lymphomonozytäres
Zellbild
lymphomonozytäres
Zellbild
lymphomonozytäres
Zellbild
Eiweiß (mg / l)
>1000 bis >10000
>1000
> 1000
500 - 2000
<1000
Albuminquotient x 10-3
> 20
> 20
> 20
8 - 40
< 20
Lactat (mmol / l)*
> 3,5
> 3,5
> 3,5
< 3,5
< 3,5
Intrathekale
ImmunglobulinSynthese
(IgA)
IgA
(IgG, IgA, IgM)
IgM
(dominierend)
(IgG, IgA, IgM)
Blutbild
Leukozytose,
Linksverschiebung
normale
Leukozytenzahl
verminderte
Leukozytenzahl
(Grunderkrankung!)
normale
Leukozytenzahl
normale bis
erniedrigte
Leukozytenzahl
CRP (mg / l)
> 50
erhöht
erhöht
normal
normal
Fibrinogen
erhöht, im
septischen Verbrauch erniedrigt
variabel
variabel
normal
normal
Blutuntersuchungen
* 3,5 mmol / l ≈ 31,5 mg / dl
Tab. 17
17
II. Krankheitsbilder
Im Folgenden sind charakteristische Liquorbefunde
bei neurologischen Erkrankungen zusammengetragen.
Soweit nicht anders Gekennzeichnet, geben in den
Tabellen die Prozent Werte in Klammern die Häufigkeit pathologischer Werte wieder.
1. Entzündliche Erkrankungen des
Nervensystems
1.1 Akute bakterielle Meningitis
Direkter Erregernachweis
Zellzahl
Zellbild
> 1000 / µl
Granulozytär (Anteil 80 -100 %)
niedrige Zellzahlen sowie Normalwerte können in der
Frühphase vorliegen
Gesamtprotein
> 10.000 mg / l
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
50 - 300
Lactat
> 3,5 mmol / l (31,5 mg / dl)
intrathekale Ig-Synthese
oligoklonale Banden
Anmerkungen
18
Gram-Präparat
Antigennachweis im Schnelltest
Liquorkulturen
Blutkulturen
zum Zeitpunkt der diagnostischen Erstpunktion ist eine
humorale Immunantwort nicht zu erwarten
IgA bei Pneumokokken, Meningokokken
(+) im Verlauf
bei sehr früher Punktion: große Streubreite
der Messwerte, vor allem der Zellzahl.
schnelle Normalisierung bei antibiotischer Therapie,
meist ohne intrathekale Immunreaktion.
CRP und Procalcitonin im Serum empfohlen
Häufige Erreger
Lebensalter
Erreger
Säuglingsalter
E. coli
B-Steptokokken
Listeria monozytogenes
Kindes- und
Jungendalter
Haemophilus influenzae
Meningokokken
Pneumokokken
Erwachsenenalter
Meningokokken
Pneumokokken
Staphylokokken
Listeria monozytogenes
1.2 Apurulente bakterielle Infektionen
1.2.1 Neuroborelliose
ASI
IgM-ASI häufiger positiv als IgG-ASI
positiv ab der zweiten Krankheitswoche und hat
6- 8 Wochen nach Symptombeginn eine hohe Spezifität
und eine 100 % ige Sensitivität
Zellzahl
10 -1000
Zellbild
mononukleär, mit deutlicher Lymphozytendominanz
Gesamtprotein
bis 2000 mg / l
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
bis 50
Lactat
normal
intrathekale Ig-Synthese
IgM (75 %), IgG (38 %), IgA (33 %)
oligoklonale Banden
+ (65 %)
Anmerkungen
Antikörper können über Jahrzehnte persistieren und sind
somit kein Beweis für eine akute Infektion. Bei normalen
Zellzahlen und normaler Schrankenfunktion, wird dieser
Zustand als „Seronarbe“ betrachtet.
Bei chronischer Neuroborreliose (selten) wird eine IgG
Dominanz mit MRZ Reaktion beobachtet (DD MS mit
polyspezifischer Immunreaktion)
19
1.2.2 Neurosyphilis
Stadium II
lymphozytäre Pleozytose bis 300 / µl
normale bis geringe Schrankenstörung
lokale IgG-Synthese
Stadium III
Zellzahlen können normal sein
Schrankenstörung
ausgeprägte lokale IgG-Synthese z. T. mit
3-Klassen- Reaktion
begründeter Verdacht auf
Neurosyphilis besteht bei
positiver serologischer Suchreaktion (TPPA) und
positiver serologischer Bestätigungsreaktion (Syphilis Ak)
und
Liquorbefund mit Entzündungsreaktion
Sicherung einer Neurosyphilis
treponemenspezifische ASI
Krankheitsaktivitätszeichen
(Prozessaktivität und
Behandlungsbedürftigkeit)
Direkter Erregernachweis
Liquorpleozytose und
Treponemenspezifische IgM im Serum
Gesamtprotein
bis > 800 mg / l
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
bis 15 (30)
oligoklonale Banden
+ (90 %)
Anmerkungen
ein negativer Serumbefund reicht um eine Neurosyphilis
auszuschließen
1.2.3 Tuberkulöse Meningitis
Nachweismethoden
20
mikroskopischer Erregernachweis
Kultur (bis zu 6 Wochen Bebrütungsdauer)
PCR (Bedeutung in der Frühdiagnostik und z. T. auch
für die Verlaufskontrolle)
Zellzahl
10 - 1500 / µl
Zellbild
gemischtzellig
Gesamtprotein
1000 - 2000 mg / l
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
25 - 400 (kann auch unter effektiver Therapie relativ lange
persistieren)
Lactat
3,0 - 8,5 mmol / l (27 - 76,5 mg / dl)
intrathekale Ig-Synthese
IgA (50 %) > IgG
oligoklonale Banden
+ (50 %)
Anmerkungen
Der Infektionsweg ist praktisch immer hämatogen, von
einem Streuherd (Lunge, Intestinum) ausgehend. Zusätzlich zur Liquordiagnostik einer Neurotuberkulose müssen
deshalb immer die bekannten Untersuchungen zum Nachweis bzw. Ausschluss einer systemischen Tuberkulose mit
herangezogen werden.
1.2.4 Whipple-Erkrankung
Erreger
Tropheryma Whipplei (gehört zu den Aktinomyzeten)
Nachweis mittels
PCR (Sensitivität 70 - 80 %)
Zellzahl
normal bis 400 / µl
Zellbild
gemischtzellig
Gesamtprotein
leicht erhöht
oligoklonale Banden
(+)
Anmerkungen
seltene chronisch entzündliche Multisystemerkrankung,
die vorwiegend bei Männern im mittleren Lebensalter
vorkommt
im Blut Zeichen einer systemischen Entzündungsreaktion
(CRP, BSG)
1.3 Virale Infektionen des Nervensystems
1.3.1 HSV
Methode der Wahl
in der Akutphase
HSV PCR (ist in der Frühphase der Erkrankung positiv
(< 9 Tage) und kann bis zu 4 Tage nach Beginn einer
virostatischen Behandlung mit Aciclovir nachweisbar sein)
Ergänzende Untersuchung
HSV ASI (positiv erst 1- 2 Wochen nach Symptombeginn)
Monitoring während
der Therapie
HSV PCR 2 Wochen nach Therapie
Zellzahl
10- 500 / µl
bei erfolgreicher Therapie Normalisierung nach 2-3 Monaten
Zellbild
lymphozytär,
selten bei sehr frühen Punktionen gemischtzellig mit
granulozytärer Dominanz
Gesamtprotein
500 - 800 mg / l
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
< 25
Lactat
mäßig bis gering erhöht (< 3,4 mmol / l; (30,5 mg / dl))
intrathekale Ig-Synthese
häufig IgG, selten IgA und IgM
oligoklonale Banden
(+) (11 %) nicht in der Akutphase
Cave
Kreuzreaktiv zu VZV
HSV ASI kann positiv werden im Rahmen einer
polyspezifischen Immunantwort (MRZ-Reaktion)
bei Autoimmunerkrankungen
21
1.3.2 VSV
Methode der Wahl
in der Akutphase
VZV PCR
Ergänzende Untersuchung
VZV ASI (positiv erst 1- 2 Wochen nach Symptombeginn,
oft auch früher)
Monitoring während
der Therapie
HSV PCR 2 Wochen nach Therapie
Zellzahl
30- 300 / µl
bei erfolgreicher Therapie Normalisierung nach 2-3 Monaten
Zellbild
mononukleär
Gesamtprotein
500 - 1000 mg / l
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
8-25 (Schrankenfunktionsstörungen häufig bei VZVMeningitis (90%), während bei einer VZV-Ganglionitis fast
regelhafte Normwerte vorliegen)
Lactat
mäßig bis gering erhöht (< 3,4 mmol / l; (30,5 mg / dl))
intrathekale Ig-Synthese
IgG (15%) > IgA > IgM
oligoklonale Banden
+ (30%)
Cave
Kreuzreaktiv zu HSV
VSV ASI kann positiv werden im Rahmen einer
polyspezifischen Immunantwort (MRZ-Reaktion)
bei Autoimmunerkrankungen
1.3.3 Enteroviren
Methode der Wahl
PCR auf Enteroviren
1.3.4 FSME
22
Methode der Wahl
in der Akutphase
Diagnostik beruht auf dem Nachweis erregerspezifischer
Antikörper (IgM, IgG) im Serum in Kombination mit einem
entzündlichen Liquorsyndrom
Zellzahl
30 -1500 / µl
bei erfolgreicher Therapie Normalisierung nach 2-3 Monaten
Zellbild
initial granulozytär, im Verlauf mononukleär
Gesamtprotein
bis 1000 mg / l
intrathekale Ig-Synthese
IgM (50 %), IgG (25 %), IgA (12 %)
ASI
+ (Sensitivität für IgG 80 %)
Anmerkungen
Eine humorale FSME-spezifische Immunantwort im Liquor
ist nur bei einer FSME-Infektion, dagegen nicht nach einer
Impfung zu erwarten.
1.3.5 CMV
Methode der Wahl
CMV PCR
Zellzahl
150 / µl
bei erfolgreicher Therapie Normalisierung nach 2-3 Monaten
Zellbild
graunlozytäre oder gemischtzellige Pleozytose
Gesamtprotein
variable Gesamtproteinerhöhung
1.3.6 HIV
PCR
in allen Krankheitsstadien HIV-RNA nachweisbar
Zellzahl
bis 30 / µl
Zellbild
lymphozytär
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
bei 70 % derPatienten
oligoklonale Banden
+ (70 %)
intrathekale Ig-Synthese
IIgG (~30 %), IgA- und IgM-Synthese treten nicht auf
Anmerkungen
Liquorveränderungen treten bereits im Frühstadium bei
40 - 80 % asymtomatisch HIV Infizierter auf.
insbesondere im Spätstadium, spricht eine intrathekale
Synthese von IgG, IgM, IgA, verbunden mit aktivierten
B-Lymphozyten für eine zusätzliche opportunistische
Infektion des Nervensytems
1.4. Infektionen des Nervensystems durch Pilze
und andere opportunistische Erreger
(häufig bei immunsupprimierten Patienten)
1.4.1. Candidiasis
Methode der Wahl
kultureller Nachweis im Liquor
mikroskopisches Direktpräparat (gelingt bei 40 %)
Blutkulturen
Zellzahl
30 - 300 / µl
Zellbild
lymphozytär und granulozytär
Gesamtprotein
bis 1500 mg / l
Lactat
regelhaft deutlich erhöht
intrathekale Ig-Synthese
IgA > IgG
oligoklonale Banden
(+)
23
1.4.2 Kryptokokken
Methode der Wahl
Kultur
Direktnachweis
aus dem Liquor mittels Tuschepräparat
Antigennachweis
mittels Schnelltest
Zellzahl
normal - 300 / µl
Zellbild
lymphozytär bis gemischtzellig
Gesamtprotein
2500 mg / l
Lactat
bis 13 mmol / l (117 mg / dl)
intrathekale Ig-Synthese
1.4.3. Aspergillose
2 - 3 Klassenreaktion
1.4.3 Aspergillose
Methode der Wahl
24
kultureller Nachweis im Liquor
mikroskopischer Direktpräparat
Blutkulturen
Zellzahl
50 -1000 / µl
Zellbild
granulozytär bis gemischtzellig
Gesamtprotein
bis 1000 mg / l
Lactat
< 4 mmol / l (36 mg / dl)
intrathekale Ig-Synthese
IgA > IgG, IgM
oligoklonale Banden
(+)
1.4.4 Toxoplasmose
eindeutige Diagnose
Durch Direktnachweis in Hirnbiopsien
PCR
Sensitivität 50 %
Zellzahl
bis1000 / µl
Zellbild
lymphozytär
Gesamtprotein
bis 1000 mg / l
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
8 - 25 (75 %)
intrathekale Ig-Synthese
Dreiklassenreaktion (50 %)
oligoklonale Banden
(+)
ASI
+ (100 %; Ausnahme immunsupprimierte Patienten)
Anmerkungen
hohe Durchseuchung (latente Infektion, Reaktivierung
möglich, insbesondere bei HIV)
Konnatale Toxoplasmose: Vorraussetzung ist eine akute
oder reaktivierte Infektion der Mutter. Das Risiko einer
konnatalen Erkrankung beträgt bei einer frischen
Infektion 30 - 50 %. Infektionen im 1. Trimenon verlaufen
meist schwer, während sie im 3. Trimenon häufig
asymptomatisch sind.
1.5 Chronische Infektionen des Nervensystems
1.5.1 SSPE
Zellzahl
normal bis leicht erhöht
Zellbild
lymphozytär
Gesamtprotein
leicht erhöht
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
normal
ASI (Masern-IgG ASI)
+++
Lactat
normal
intrathekale Ig-Synthese
IgG (90 %) > IgM
oligoklonale Banden
+ (> 90 %)
Anmerkungen
~90% der Pat. sind bei Krankheitsbeginn zwischen
5-15 Jahre alt
hohe Masern-Antikörper-Titer im Serum
25
1.5.2 Progressive Rötelnpanenzephalitis
Zellzahl
normal
Gesamtprotein
normal
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
normal
ASI
+++
Lactat
normal
intrathekale Ig-Synthese
intrathekalen IgG (Dominanz) und IgM Synthese
oligoklonale Banden
+
Anmerkungen
Seltene Erkrankung. Tritt nach einer persistierenden
kongenital erworbenen Infektion auf. Tritt fast nur bei
Jungen im Alter von 8 - 20 Jahren auf.
1.5.3 Progressive multifokale Leukoenzephalopathie
Methode der Wahl
MRT
frühe Hirnbiopsie
PCR (Sensitivität 74 - 90 %), durch serielle Untersuchungen
kann die Treffsicherheit erhöht werden
Anmerkungen
Wird meist durch die Aktivierung einer latenten Infektion
mit dem JC-Polyomavirus (JCV), bei immunsupprimierten
Patienten, verursacht.
1.6. Nicht erregerbedingte Entzündungen vom
Autoimmuntyp
1.6.1 Multiple Sklerose (MS, Enzephalitis disseminata = ED)
Zellzahl / µl
26
< 5 (40 %)
5 - 30 (55 %)
> 30 (5 %)
Zytologie
lymphomonozytär
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
< 8 (90 %)
8 -10 (10 %)*
bis 25 (sehr selten)
Gesamtprotein
bis 900 mg / l
intrathekale Ig-Synthese
IgG > IgM, IgA
oligoklonale IgG-Banden
+
ASI
MRZ- Reaktion u. a.
Lactat
normal
Fallstricke bei der Interpretation von
Liquorbefunden bei Verdacht auf MS
Die Verdachtsdiagnose einer MS muss kritisch
überdacht werden bei:
Zellzahlen > 40-50 / µl
reiner Schrankenstörung und/oder
fehlender oligoklonaler IgG-Synthese,
stark ausgeprägter lokaler lgA-Synthese,
stark ausgeprägter lokaler IgM-Synthese.
Wichtige Differenzialdiagnosen sind:
Liquorbefund
Differenzialdiagnosen
isolierter Pleozytose
ohne humorale Immunreaktion
Neurosarkoidose,
Neuromanifestationen bei systemischen Vaskulitiden und
Kollagenosen,
Neuromanifestationen bei Morbus Behçet,
isolierter Schrankenstörung
raumfordernde Prozesse,
neurodegenerative Erkrankungen,
isolierter IgA-Synthese
mit oder ohne Pleozytose
tuberkulöse Meningitis und Tuberkulome,
embolische Herdenzephalitis,
Hirnabszess,
Morbus Whipple,
Lepra,
Adrenoleukodystrophie,
isolierter IgM-Synthese
mit oder ohne Pleozytose
Neuroborreliose,
Mumps-Meningoenzephalitis,
Neuromanifestationen bei Non-Hodgkin-Lymphomen.
27
1.6.2 Guillain-Barré-Syndrom
Zellzahl
normal
bis maximal 50 / µl
Zytologie
lymphomonozytär
fakultativ wenige aktivierte Lymphozyten und
Plasmazellen
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
bis zu ≥50
in der ersten Woche Normwerte möglich
Gesamtprotein
bis zu ≥5000
in der ersten Woche Normwerte möglich
intrathekale Ig-Synthese
keine
oligoklonale IgG-Banden
fakultativ identische Banden in Serum und Liquor
Lactat
normal
Anmerkungen
typisch: zyto-albuminäre Dissoziation (d. h. geringgradige
Zellzahlerhöhung (< 50 / µl) und gleichzeitig hochgradige
Albuminerhöhung im Liquor (Gesamtproteinerhöhung)
intrathekale IgG-Synthese untypisch
OKB nur im Liquor sind GBS untypisch
identische OKB im Serum und Liquor als Zeichen einer
systemischen Immunreaktion können vorkommen
Antikörper gegen Ganglioside
DD: paraneoplastische Polyneuropathie
1.6.3 Stiff-Person-Syndrom (SPS)
Zellzahl
normal bis leicht erhöht
Zytologie
lymphomonozytär
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
< 8 -10(- 25)
Gesamtprotein
normal bis leicht erhöht
oligoklonale Banden
+ (50 %)
Lactat
normal
GAD-Antikörper Serum
und Liquor
28
autoimmunes SPS (60 - 80 %)
paraneoplastisches SPS (selten)s
1.7 Andere entzündliche Erkrankungen des
Nervensystems
1.7.1 Neurosarkoidose
Zellzahl
10 -200 / µl
Zytologie
lymphomonozytär
Schrankenfunktion QAlb x 10-3
< 8 -10(- 25)
Gesamtprotein
bis 800 - 900 mg / l
intrathekale Ig-Synthese
IgG, IgA > IgM
oligoklonale Banden
+ (50 %)
Ergänzende Untersuchungen
ACE und IL-2 Rezeptor im Serum
2. Degenerative Erkrankungen
2.1 Internistische Erkrankungen als mögliche
Ursache eines Demenzsyndroms
Eine Vielzahl internistischer Erkrankungen kann zu
dem klinischen Syndrom einer Demenz führen. Besonderes Augenmerk sollte auf kardiovaskuläre,
metabolische und endokrinologische Erkrankungen
gelegt werden. Eine Untersuchung von Blutparametern wird beinahe von allen Leitlinien aufgrund
der hohen klinischen Relevanz des Aufdeckens
einer reversiblen Demenzursache und des geringen Risikos für den Patienten empfohlen.
Im Rahmen der Basisdiagnostik sollten folgende
Parameter untersucht werden:
Blutbild, CRP oder Blutsenkung (Hinweise für
entzündliche / vaskulitische Erkrankungen),
TSH (Hypothyreose),
GOT, CK, LDH, Harnstoff, Glukose (schwere
internistische Erkrankungen),
Vitamin-B12- und Folatspiegel,
Lues-Suchtest (nach Ermessen)
Vertiefte Labordiagnostik: Im Falle klinisch unklarer Situation oder bei spezifischen Verdachtsdiagnosen sollen gezielte weitergehende Laboruntersuchungen durchgeführt werden.
Lues-Suchtest (sofern nicht bereits durchgeführt),
Differenzialblutbild,
HIV- Serologie,
Borrelien-Serologie,
Bestimmung von Kalzium und Phosphat
(Hypoparathyreoidismus),
immunologisches Screening einschließlich
Schilddrüsen-Antikörpern,
Drogen-Screening
Schwermetall-Screening (Blei, Quecksilber,
beides aus EDTA-Blut),
HbA1c (Diabetes),
Freies Kupfer im Serum, Coeruloplasmin im
Serum und Kupferauscheidung im 24-StundenSammelurin (Morbus Wilson),
Vitamin- und Hormonspiegel (B1, B6, Niacin,
Kortisol, Parathormon),
ggf. Selen (Heparin-Blut) / Wismut (Serum) bei
Einnahme entsprechender Präparate.
In der Erstdiagnostik einer Demenz sollte die
Liquordiagnostik zum Ausschluss vor allem
einer entzündlichen Gehirnerkrankung durchgeführt werden, wenn sich dafür Hinweise aus der
Anamnese, dem körperlichem Befund oder der
Zusatzdiagnostik ergeben. Regelhaft sollte
die Zellzahl,
das Gesamtprotein,
die Lactatkonzentration,
der Albuminquotient,
die intrathekale IgG-Produktion (bei klinischer
Indikation zusätzlich IgA und IgM) und
oligoklonale Banden
bestimmt werden.
2.2 Neurodenerationsmarker
Einige Proteine im Liquor oder Serum sind hilfreich
bei der Eingrenzung demenzieller Krankheiten.
Keines dieser Proteine ist jedoch spezifisch für eine
der Erkrankungen. Die Diagnostik befindet sich hier
teilweise noch im Forschungsstadium, doch kennt
man inzwischen einige mehr oder weniger charakteristische Proteinmuster
29
2.2.1 Alzheimer Erkrankung
Die kombinierte Bestimmung der Parameter ßAmyloid 1-42 und Gesamt-Tau bzw. ß-Amyloid 142 und Phospho-Tau ist der Bestimmung nur
eines einzelnen Parameters überlegen und wird
empfohlen.
Typisch Befundkonstellation: Erniedrigung von ßAmyloid 1-42, Erhöhung von ß-Amyloid 1-40
sowie von Phospho- und Gesamt-Tau-Protein.
Der Phospho-Tau- und ß-Amyloid 1-40 / ßAmyloid 1-42 Quotienten-Bestimmung wird eine
höhere Sensitivität und Spezifität für die
Diagnose der Alzheimer Demenz zugesprochen.
Es konnte gezeigt werden, dass die kombinierte
Bestimmung von ß-Amyloid 1-42 und Tau-Protein
einen hohen prädiktiven Wert hat für die
Entwicklung einer Demenz vom Alzheimer Typ
bei leichtgradigen kognitiven Einschränkungen.
Die Bestimmung von ß-Amyloid 1-42 und TauProtein kann vor allem zur Differenzialdiagnose
der demenziellen Syndrome beitragen.
2.2.2 Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD), sporadische Form
Deutlich erhöhtes Tau-Protein (Liquor) kann zur
Diagnose beitragen. (Werte meist über 1300
pg/ml).
Die Diagnose wird unterstützt durch einen positiven Protein 14-3-3 Immunoblot (Liquor; wird üblicherweise ab Tau-Proteinwerten über 1000-1300
pg/ml positiv) und ein deutlich erhöhtes S-100BProtein (Liquor und Serum).
Der Proteine 14-3-3 Nachweis ist inzwischen in
die diagnostischen Kriterien der sporadischen
CJD eingegangen.
Erniedrigtes ß-Amyloid 1-42 (Liquor) schließt eine
CJD nicht aus
2.2.3 vCJD (neue Variante; BSE)
Protein 14-3-3 (Liquor) in vielen Fällen negativ
Tau-Protein (Liquor) kann erhöht sein
Protein S-100 kann im Liquor erhöht sein
30
III. Präanalytik
Allgemeine Hinweise
Liquor- und Serum-Probe müssen am selben Tag
abgenommen werden.
Lagerung bei 2 - 8 °C und schnellstmöglicher Transport ins Labor.
Für Lagerung und Versand der Liquorproben Polypropylen Röhrchen verwenden (keine Glas- oder
Polystyrol-Probenröhrchen).
Eine für den behandelnden Arzt hilfreiche Bewertung von Liquor-Laborbefunden ist oft nur unter
Einbeziehung weiterer klinischer Informationen
möglich. Deshalb sollte neben dem allgemeinen
Laborauftragsschein (für Krankenhäuser) oder dem
Überweisungsschein (für niedergelassene Ärzte)
der spezielle Anforderungsbogen für die LiquorDiagnostik (“Begleitbogen Liquor-Diagnostik“) eingeschickt werden, auf dem genügend Raum ist zur
Angabe der diagnostischen Fragestellung, der
Symptomatik, Verdachtsdiagnose und ggf. auch
der bereits begonnenen Therapie sowie aller bereits vor Ort erhobenen Messwerte (u. a. Zellzahl,
Zytologie, Lactat, Eiweiß).
Den “Begleitbogen Liquor-Diagnostik“ können Sie
über unsere Telefonzentrale anfordern.
Liquoruntersuchungen, erforderliche Materialien und Mengen
Untersuchungen
Material
Grundprogramm
• Gesamteiweiß im Liquor
• Lactat im Liquor
• Liquorproteinanalyse
– Oligoklonale Banden
– Albumin- Quotienten
– IgG Quotienten
– IgA Quotienten
– IgM Quotienten
– incl. Quotientenberechnung
nach Reiber
2 ml Liquor + 2 ml Serum
Antikörperspezifitäts-Index (ASI)
• Masernvirus-IgG
• Rötelnvirus-IgG
• Varizella Zoster-Virus IgG
• Herpes simplex-Virus-IgG
• Mumpsvirus-IgG
• Cytomegalievirus-IgG
• Epstein-Barr-Virus-IgG
• FSME-Virus-IgG
• Borrelien-IgG + -IgM
• Treponema pallidum-IgG
schließt Reiber-Schema (hierfür
2 ml Liquor + 2 ml Serum) ein,
zusätzlich pro ASI 300 µl Liquor +300 µl Serum
Weitere Untersuchungen
Liquor (µl)
NSE
400
Tau-Protein
500
Phospho-Tau-Protein
100
ß-Amyloid1-42
500
ß-Amyloid1-42 /1-40 Quotient
500
Protein 14-3-3
2000
ß-trace-Protein bei V.a. Liquorrhoe
400
innerhalb von 30 Min.
abzentrifugieren und
Überstand einsenden
1000
Protein S-100
ACE
Serum (µl)
500
möglichst viel Sekret
500
31
Literatur
[1] Reiber H., Die diagnostische Bedeutung
neuro-immunologischer Reaktionsmuster im
Liquor cerebrospinalis.
Lab.Med. 19:444-462; 995.
[2] Reiber H., Otto M., Trendelenburg C. und
Wormek A.: Reporting Cerebrospinal Fluid Data:
Knowledge Base and Interpretation Sofware.
Clin Chem Lab Med. 39(4):324-332; 2001.
[3] Reiber H et al. Quality assurance for cerebrospinal protein analysis: international consensus by
an internet-based group discussion.
Clin Chem Lab Med. 41(3):331-7; 2003.
[4] Wildemann B., Oschmann P., Reiber H.,
Neurologische Labordiagnostik. Georg Thieme
Verlag, Stuttgart 2006.
[5] Zettl U.K., Lehmitz R., und Mix E., Klinische
Liquordiagnostik.
de Gruyter 2005
[6] Petereit H-F., Sindern E., und Wick M.,
Liquordiagnostik: Leitlinien der Liquordiagnostik
und Methodenkatalog der Deutschen Gesellschaft
für Liquordiagnostik und Klinische Neurochemie.
Springer, Berlin. 2007
[7] Diener H-C., Putzki N., Leitlinien für Diagnostik
und Therapie in der Neurologie.
Thieme, Stuttgart; 4. Auflage, 2008.
[8] Dr. M. Wick, Ausgewählte Methoden der
Liquordiagnostik und Klinischen Neurochemie.
Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Liquordiagnostik
und Klinische Neurochemie, e.V. 2. Auflage, 2004.
[9] Reiber H. Liquordiagnostik.
In: Labor und Diagnose. Hrsg. von Thomas L.
Th-Books; 7. Auflage, 2007.
32
Notizen
33
34
35
www.bioscientia.de
Bioscientia
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Regionallabors:
Labor Berlin
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10559 Berlin
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Konrad - Adenauer-Straße 17
55218 Ingelheim
Tel. (0 61 32) 78 10
Fax (0 61 32) 78 12 14
[email protected]
Labor Karlsfeld
Liebigstraße 14
85757 Karlsfeld
Tel. (0 81 31) 59 40
Fax (0 81 31) 59 41 09
[email protected]
Labor Moers
Zum Schürmannsgraben 30
47441 Moers
Tel. (0 28 41) 10 60
Fax (0 28 41) 1 06 18 / 35
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Labor Freiburg
Mülhauser Straße 9
79110 Freiburg
Tel. (07 61) 4 00 06 50
Fax (07 61) 40 00 65 10
[email protected]
Labor Jena
Orlaweg 2
07743 Jena
Tel. (0 36 41) 4 01 30
Fax (0 36 41) 40 13 38
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Labor Mainz
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55122 Mainz
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02.2011
Redaktion:
Dr. rer. nat. Hans-Georg Lambrecht
Redaktionsassistenz: Bibiane Swain
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