Kochende Mönche unter Palmen B Der dritte Finger von Chalkidiki in Griechenland bietet Luxus, Geschichte, Religion und karibische Strände / Von Joanna Stolarek is hierher und keinen Schritt weiter, sagt Pavlos und schaut ein wenig streng. Die Gruppe steht mit ihren Fahrrädern an einem schmucklosen Zaun mitten in der wild wuchernden Natur. „Hier beginnt die weltweit einzige orthodoxe autonome Mönchsrepublik Athos. Da dürfen wir nicht rein – die meisten zumindest“, fügt der Tourguide mit einem leichten Schmunzeln hinzu. Denn die männlichen Besucher dürften es – vorausgesetzt, sie haben im Vorfeld ein Visum beantragt. Zehn Ausländer und 100 Griechen pro Tag dürfen auf diese Weise in die Mönchswelt eintauchen, in der 2200 Mönche in 20 Großklöstern und kleineren Gemeinschaften auf dem östlichen Finger der griechischen Halbinsel Chalkidiki in der nördlichen Ägäis leben. Namensgeber der 336 Quadratkilometer großen Republik ist der an der Südost-Spitze gelegene, 2033 Meter hohe Berg Athos. Frauen ist der Zutritt zu diesem Unesco-Weltkuturerbe, das sich südlich von Thessaloniki befindet, verboten. Die Mönche wollen sich vom weiblichen Geschlecht nicht ablenken lassen – nicht mal weibliche Tiere dürfen dort gehalten werden. Es gibt jedoch Möglichkeiten und Wege für Frauen, sich dem mystischen Ort zu nähern. Entweder auf einer Bike-Tour um den Mount Athos oder vom Wasser aus – auf dem Ausflugsschiff. Bis auf 500 Meter kommt es der Republik nahe, mehr nicht. Vorbei an den hoch oben auf den Klippen gebauten Klöstern und den malerischen Buchten. Mit ihren großen Gebäuden und den markanten Türmen wirken die Klosteranlagen wie kleine Städte aus einer anderen Epoche. Die Mönchsrepublik beherbergt wahre Schätze: Bücher aus dem 14. Jahrhundert, reich verzierte Ikonen, mit wertvollen Edelsteinen bestickten Reliquien, Fresken, Kreuze sowie liturgische Hilfsmittel aus Gold und Silber. Auch zahlreiche Immobilien in Thessaloniki sollen Frauen sind in der Mönchsrepublik tabu, nicht mal weibliche Tiere dürfen dort leben dem kleinen Staat gehören. Die Mönche selbst leben dagegen asketisch. Sie sind Selbstversorger. Sie bauen Wein, Obst und Gemüse an, produzieren Olivenöl. Geerntete Produkte dienen auch als Tauschmittel für Weizen, Eier, Milch und Käse. Selbst gefangener Fisch kommt auf den Tisch, Fleisch dagegen nie. Dass die klösterliche Küche trotz ihrer Einfachheit ein wahrer Genuss ist, beweist der Mönch Epifanios, der berühmteste Bewohner von Athos. Der viel be- Einfach und lecker: Wenn der Mönch Epifanios nach den ursprünglichen Rezepten aus dem Kloster kocht, wird es zu einem besonderen Ereignis. ANZEIGE schäftigte und gereiste Pater des Klosters Mylopotamos hat ein populäres Kochbuch veröffentlicht, das auch in andere Sprachen übersetzt worden ist. Selbst in europäischen Metropolen wie Paris gibt er gelegentlich Kostproben seines Könnens. Im Eagles Palace, dem Fünf-Sterne-Resort auf Chalkidikis drittem Finger, an der Grenze zu Athos, in Ouranopolis, tritt der 59-Jährige dreibis viermal pro Saison als Ehrengast auf und kredenzt bei offenem Feuer ein fünfgängiges MountAthos-Menü – ein Erlebnis für alle, die dem groß gewachsenen Mann mit dem Vollbart und dem Pferdeschwanz dabei über die Schultern schauen. Zum Menü gibt es Biowein, den Epifanios auf dem eigenen Weinberg anbaut. „Uns geht es um die Einfachheit und die Reinheit der Gerichte“, sagt Konstantinos Tornivoukas, Besitzer des Eagles Palace, dessen Großvater, ein Tabakhändler, aus Dresden stammte und 1925 das erste Luxushotel im nahen Thessaloniki eröffnete. Mit seiner Frau Lena führt er das Familienerbe – mittlerweile sind es drei Hotels – fort. Christos Bozas, der seit einem viertel Jahrhundert als Barmann im Hotel arbeitet, fasst das Phänomen Griechenland kurz zusammen: „Von den Griechen wirst du überall empfangen wie ein Freund.“ Von der Krise bleibt diese Gastfreundschaft mehr als verschont – die Menschen begegnen einem stets freundlich, egal ob auf dem Markt oder auf der Straße. Der Service im Eagles Palace steht dem nicht nach. Bereits Maria Callas wusste es bei ihren Aufenthalten zu schätzen, aber auch andere Gäste. Denn während die Männer, darunter auch etliche Staatschefs und Prominente aus der ganzen Welt, das Leben der Mönche auf Athos studieren oder sogar den 2033 Meter hohen Berg Athos mit der Kapelle Metamórfosis Sotíros erklimmen, unternehmen die mitreisenden Frauen ein Alternativprogramm. Etwa Ausflüge ins byzantinisch geprägte Thessaloniki oder zum Weingut von Claudia Papayianni Traumhaft: der Strand in Ouranopolis auf Chalkidiki in der Nähe von Arnea. Die Halbdeutsche hat es geschafft ,sich einen Namen in der Weinbranche zu machen. Sie füllt 130 000 Flaschen jährlich ab, 30 Prozent für den Export. Für ihre Weine, so den nach ihrer Tochter benannten Wein „Alexandra“, für den sie die alte griechische Rebsorte Malagousia mit intensiven fruchtigen Aromen genommen hat, bekam sie zahlreiche Preise. Denn der griechische Wein ist viel mehr als Retsina, sagt die Weinexpertin. Gut überprüfen lässt es sich in ihrem Weinkeller. Auf dem Rückweg von Papayiannis Weingut Fotos (2): Eagels Palace Service Anreise: Direktflüge von Berlin nach Thessaloniki oder über Düsseldorf bietet Air Berlin. Flugzeit etwa zwei Stunden. Reisezeit: zwischen April und Oktober Unterkunft: in Ouranoupolis an der Grenze zur Mönchsrepulohnt ein Abstecher zum landwirtschaftlichen Anwesen und der Taverna von Yannis Papastergiou und Evdokia Strongly. Sie blik: Eagels Palace Hotel & Spa, www.eagelspalace.gr, Zimmer ab 145 Euro; in Thessaloniki sehr zentrumsnah: The Excelsior www.excelsiorhotel.gr und City Hotel www.cityhotel.gr Informationen: www.segara. de betreiben an der Hauptstraße zwischen Megali Panagia und Ierissos das Restaurant „Platanorema“ mit angeschlossenem Biobauern- hof. Die beiden haben sich dem Agrar-Tourismus verschrieben, backen unter anderem ihr Brot selber und brennen den griechischen Grappa, den Schnaps Tsipouro. Von der viel beschworenen Krise ist weder in der Küstenregion noch in der hippen Großstadt Thessaloniki etwas zu merken: Die Cafés sind voll. „Wir lassen uns unsere Lebensfreude nicht nehmen. Krise hin oder her“, sagt der Musiker Kleanthis Koukouliatas mit einem breiten Lächeln. „Wir Griechen lieben das Leben.“