Seite 34 F Samstag, 6. Februar 2016 Es ist ein ungewöhnlicher Anruf in der Redaktion und das liegt nicht nur daran, dass sich Jannis Okun aus Hamburg meldet. Okun stellt sich als Astrologe vor, Sportastrologe. Er erstellt auf seiner Homepage www.astroarena.org sterndeuterisch abgesicherte Prognosen zu Sportereignissen. Für den Club, für den er sich interessiert seit dort sein Idol Andreas Köpke im Tor stand, hat er gute Nachrichten, sagt Okun. Ein Gespräch über Rudi Völler, erfahrene Jungfrauen und Marek Mintal. Nürnberg SPORT Jupiter bringt dem Club Glück Sportastrologe Jannis Okun über den Stand der Dinge für den 1. FC Nürnberg Wie sehr haben denn Horoskope der anderen Einfluss auf das Gelingen. Konkretes Beispiel: Am Samstag begleiten den Club knapp 12 000 Menschen nach München. Wenn da einer ein schlechtes Horoskop hat, soll er dann lieber daheimbleiben? Okun: Das ist auf jeden Fall eine spannende Frage. Grundsätzlich müsste sich das schon widerspiegeln. Im Zweifel würde ich aber trotzdem eher auf die Horoskope der Spieler zurückgreifen. Das hat für das Gelingen die größere Bedeutung. Daheimbleiben muss also keiner. Man sollte ja auch die moralische Unterstützung für den Verein sehen. Herr Okun, Sie prophezeien dem Club ein wunderbares Fußballjahr und deuten die Sterne. In Nürnberg gelten Menschen als Sonderlinge, wenn sie nur eines von beiden tun. Sie kombinieren das auch noch. Warum? Jannis Okun: Ich habe mich schon immer für beide Dinge interessiert, für Fußball und für Astrologie. Irgendwann wollte ich das eben zusammenführen. Das lag auch daran, dass man Astrologen ja tatsächlich immer unterstellt, dass sie verrückt sind, dass sie sich nicht festlegen. Ich wollte mit dem Fußball astrologische Vorhersagen überprüfbar machen. Das war mein Ansatz. Sie beschäftigen sich immer mal wieder mit dem Club. Zum Beispiel in der letzten Saison, als es um den Trainer Valérien Ismaël nicht gut stand. Bei Ihnen hieß es da, Marek Mintal sei ein möglicher Nachfolger als Cheftrainer. Es ist aber René Weiler geworden. Okun: Ja, wobei man sagen muss, dass Mintal Jungfrau mit Jungfrauaszendent ist. Den hatte ich ausgeguckt, weil in diesem Jahr die Jungfrauen positiv bestrahlt sind. Dann hat der 1. FC Nürnberg sich für Weiler entschieden — für eine etwas erfahrenere Jungfrau. Zumindest sind sie beim Sternzeichen geblieben. Es gibt auch Menschen, die Fußballfans für verrückt halten. Sind Sie dann besonders verrückt? Okun: Ich möchte die Verrücktheit zumindest nicht leugnen. Wenn man sich auf so ein Thema einlässt und sich wie ich über Jahre damit beschäftigt, dann muss man wahrscheinlich ein bisschen verrückt sein. Wie hat das Ganze konkret begonnen, wie kamen Astrologie, Fußball und Jannis Okun zusammen? Okun: Den einen Auslöser gab es gar nicht. Allerdings hat die Europameisterschaft 2004, die ja sehr ungewöhnlich verlaufen ist, eine wichtige Rolle gespielt. Eine fast richtige Vorhersage also. Was sind denn die Schwächen der Sportastrologie? Okun: Das ist zum einen sicherlich die Datenlage. Ich habe beim 1. FCN nur drei Geburtszeiten von Spielern, aber zum Beispiel keine vom Trainer. Griechenland wurde Europameister und Deutschland scheiterte grandios. Das haben die Sterne angekündigt? Okun: Rückwirkend tatsächlich: Ja. Rudi Völler der damalige Teamchef, hatte in diesem Sommer 2004 ganz schwierige Sterne. Das war ein erstes Aha-Erlebnis. Gut war da allerdings auch, dass von Rudi Völler die exakte Geburtszeit bekannt war. Der wusste sie nicht. René Weiler hat sogar seinen Vater gefragt, der konnte sich auch nicht erinnern. „Zoltan Stieber wird sich als echte Verstärkung erweisen.“ Warum ist die so wichtig für die Astrologie? Okun: Ein Horoskop ist immer sehr individuell. Das liegt zum einen an der Geburtszeit, aber auch am Geburtsort. Beide Faktoren definieren die Sternenkonstellation ja noch einmal genauer. Menschen, die zur gleichen Zeit, aber an verschiedenen Orten geboren werden, haben unterschiedliche Konstellationen. Die haben großflächig betrachtet die gleiche Konstellation, aber auch wieder ganz unterschiedliche, wenn man ins Detail geht. Das heißt in Nürnberg und Fürth können Menschen zur selben Zeit geboren worden sein und trotzdem mit ganz unterschiedlichem Glück durchs Leben gehen? Okun: Nein. Das mag vielleicht für einen Lokalpatrioten eine Rolle spielen, ob einer in Nürnberg oder Fürth geboren wurde, für die Astrologie ist das egal, dafür ist die Entfernung zwischen den Städten zu gering. Bei Nürnberg und Hamburg macht das eher einen Unterschied. Was war denn zuerst bei Ihnen: Fußball oder Astrologie? Okun: Schon eher der Fußball. Als Kind kommt man mit der Astrologie „Hinter den Aufstieg von Leipzig würde ich noch ein Fragezeichen machen.“ nicht so in Berührung. Das ist ja doch abstrakter, da war der Fußball etwas greifbarer. Fußballfan sind Sie also auch? Okun: Ja, von Werder Bremen. Da stehen die Sterne auch nicht so gut. Okun: Das stimmt. Ich habe auch vor der Saison vorhergesagt, dass Werder auf Platz 16 landet. Da habe ich mir nicht viele Freunde gemacht. Aber ich liege ganz gut damit. Das ist mir wichtig: Ich mache keine Gefälligkeitsprognosen. Ich versuche, objektiv an die Sache heranzugehen. der FCN tatsächlich am Abend geboren worden sein, kommt noch der Skorpion-Aszendent dazu. Skorpion ist das Zeichen von Stirb und Werde, und ich finde, dass das sehr gut zum Auf und Nieder passt. Aber dass der Club keinen Erfolg hat, kann man mit Blick auf die Geschichte ja auch nicht behaupten. Okun: Ja, das ist oft das Problem. Die genaue Gründungszeit des Vereins ist auch eines. Die berechne ich dann manchmal, aber das ist eben nur meine Berechnung, für die ich keine verlässliche Grundlage hab. Ein Horoskop ist außerdem immer etwas Subjektives. Soll heißen: Ein Unentschieden empfindet jeder anders. Für den Außenseiter kann das ein gefühlter Sieg sein. Ich kann also nicht direkte Zahlen, oder Ergebnisse sehen. Die Abschlusstabelle der zweiten Liga 2015/2016. Vielleicht haben wir Jannis Okun aber auch falsch verstanden. Foto: dpa Maß an Überheblichkeit zustande. Wie funktioniert das bei Ihnen? Okun: Ich schaue mir zunächst das Horoskop des Vereins beziehungsweise in diesem Fall das der Verbände Deutschlands und Brasiliens an. Bochum eine Woche später auf jeden Fall gewonnen werden. Interessanterweise haben Trainer René Weiler und Sportvorstand Andreas Bornemann — der eine hat am 13. September Geburtstag, der andere am 15., beide sind also Sternzeichen Jungfrau — Ein Vereinshoroskop? gute Konstellationen. Das war auch Okun: Das bezieht sich auf den Zeit- schon vor Weihnachten so, da lief es ja punkt der Gründung. Also mit Blick ganz gut. auf den 1. FC Nürnberg der 4. Mai 1900. Dann schaut man sich an, wie Was spricht noch für den Club? da die Sterne standen. Im ZweifelsOkun: Ich möchte nicht zu sehr ins fall, wenn ich wie beim FCN keine Detail gehen, weil es dann schwer Gründungszeit habe, geht man davon wird für den Laien. aus, dass das irgendwann am Abend war. Der nächste Schritt ist dann, Vielen Dank, trotzdem vielleicht dass man sich Trainer und Spieler der Versuch einer Erklärung. anschaut. Okun: Gerne: Jupiter wird klassischerweise als der große GlücksbrinEin großer Aufwand. ger betrachtet. Und der steht im Okun: Ja, das ist es. Deshalb analy- Moment in der Jungfrau und da etwa siere ich nur ausgewählte Spiele. dort, wo die Sternzeichen von Trainer und Sportvorstand sind. Das SternzeiDiesmal unter anderem den Club. chen ist die Sonne. Also: Der Jupiter Wie transportiert man denn so ein Ver- steht im Moment auf der Sonne von einshoroskop in die Gegenwart? Es Trainer und Manager. So wäre es korkann ja sein, dass die Gründung des rekt formuliert. Das ist der Glücks1. FCN unter einem guten oder einem aspekt, der zumindest in den ersten schlechten Stern stand. Aber was sagt zwei, drei Spielen helfen sollte. das über die Saison 2015/16? Okun: Man schaut sich einfach die aktuellen Gestirnskonstellationen an. Also man hat Sonne und Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und den Pluto nehmen wir auch noch mit, obwohl über den ja immer gestritten wird, ob er dazugehört. Man schaut, wie die Planeten jetzt stehen und setzt die in Bezug zum Horoskop des Vereins. Dann sieht man, ob das eher gute Aspekte sind, ob die in einem guten Winkel stehen. Ob sich das alles miteinander verträgt — oder eben nicht. Sie haben gesagt, dass Sie noch einmal genau hingeschaut haben: Die Aufstiegsfeier sollte man beim Club lieber noch nicht planen? Okun: So weit würde ich tatsächlich noch nicht gehen. Man sollte sich ja auch immer ansehen, wie es bei den Kontrahenten aussieht. Da spricht wiederum für den FCN, dass es bei Leipzig eine kritische Konstellation gibt. Das fand ich ganz interessant, weil ja alle denken, dass Leipzig ein sicherer Aufsteiger ist. Da würde ich jetzt noch mal ein Fragezeichen dahintersetzen. Das könnte eine Tür öffnen für den Club, noch mal den Direktaufstieg anzugreifen. Das heißt, Sie sehen eine gute Konstellation für Werder Bremen und das kann dann nach einem 1:3-Rückstand wie zuletzt im Heimspiel gegen Hertha auch ein 3:3 sein. Okun: Genau. Und ich bin ja immer noch dabei, Erfahrungen und Daten zu sammeln, um das auf eine breitere Basis stellen zu können. Aber das ist neben meinem Studium der Kriminologie kaum zu machen. Wir hätten für die Zeit danach einen Berufsvorschlag. Sagt Ihnen der Name Nils Liedholm etwas? Okun: Nein. Ein schwedischer Fußballspieler, der später als Trainer unter anderem bei der AS Roma arbeitete. Der hatte einen Astrologen als Berater. Wäre das etwas für Sie, direkt für einen Verein zu arbeiten? Okun: Ich will da jetzt keine Namen In Nürnberg sagt man immer, dass nennen, aber es gibt durchaus Spieler, der Club ein Depp ist. Wird das durch mit denen ich in Kontakt bin. Da gibt es einige, die dem „Aberglauben“ das Horoskop bestätigt? Okun: Das würde ich so nicht for- nicht abgeneigt sind. Ich würde das mulieren, aber man kann sehen, dass auf jeden Fall jedem Verein empfehder Club als Sternzeichen Stier vom len, das nicht komplett zu ignorieren. Horoskop her stark auf die VerganSie haben Daten zu den Nürnberger genheit bezogen ist. In der Vereinshymne heißt es ja auch „der Fels in Spielern Brecko, Stieber und Kerk. wilder Brandung“, genauso kann Soll René Weiler die am Samstag spieman sich so einen Stier vorstellen, len lassen? Okun: Auf jeden Fall kann man verwachsen mit der Tradition. Sollte sehen, dass Stieber Ende Februar und im März gute Konstellationen hat, der wird sich als echte Verstärkung erweisen. Interessant für den Samstag wäre Ondrej Petrak, auch wenn ich da keine Geburtszeit habe und nicht weiß, ob der Chancen auf die Startelf hat. Was unterscheidet Sie denn vom normalen Fußballfan. Prognosen macht der auch ständig. Sie haben auf Ihrer Homepage erwähnt, dass Sie den deutlichen WM-Halbfinalsieg der Deutschen gegen Brasilien in etwa so vorhergesagt haben. Mit Verlaub: Ich Beim 1. FCN verträgt es sich derzeit, habe damals im redaktionsinternen wenn ich Sie richtig verstanden habe. Tippspiel ein 7:0 getippt. Okun: Ja, wobei ich mir das nach Okun: Dann sollte ich vielleicht unserem ersten Gespräch noch einmal eher Sie interviewen. genau angesehen habe: Zumindest für den Rückrundenstart kann man etwas Beim nächsten Mal vielleicht. Aber Positives erkennen. Für das Spiel noch mal: Bei mir kommt so ein Tipp gegen 1860 ist es noch nicht ganz klar, durch Halbwissen und ein gewisses allerdings sollte das Spiel gegen Studiert Kriminologie und die Sterne: Jannis Okun. Eher nicht. Okun: Der könnte zu Beginn der Rückrunde überraschen. Ich würde dem Trainer empfehlen, den mit einzubeziehen, auch wenn es zuletzt nicht so gut lief bei ihm. Wird ausgerichtet. Ein letzter Tipp: Wie geht es am Samstag aus? Okun: Ich würde schon sagen, dass der FCN gewinnt, es könnte aber auch ein Unentschieden werden. Das ist jetzt kein total eindeutiges Spiel. Aber das Wochenende darauf, da müsste es mit einem Sieg klappen. Foto: privat Interview: FADI KEBLAWI