Das Problem Wir betrachten ein lineares Differentialgleichungssytem . Ornung mit zwei reelen Zustandsvariablen x1 und x2 . () ẋ = Ax. Ein solches System hat zu jedem Anfangswert x0 ∈ R2 eine eindeutige Lösung x (t) mit x (0) = x0 die () erfüllt. Wir wollen diese Lösungsmenge in Hinblick auf Stabilität der Lösungen charakterisieren. Vorweg bemerken wir folgendes: Wenn zwei Lösungen x1 (t) und x2 (t) von () bekannt sind, ist auch jeder Linearkombination v (t) = αx1 (t) + βx2 (t) eine Lösung von (), denn es gilt v̇ (t) = αẋ1 (t)+β ẋ2 (t) = αAx1 (t)+βAx2 (t) = A (αx1 (t) + βx2 (t)) = Av (t) . Eigenwerte der 2 × 2-Systemmatrix Zur Matrix A = a1,1 a1,2 a2,1 a2,2 gehört die charakteristische Gleichung det (A − λI) = 0. () Jede Lösung λ von () bezeichnet man als Eigenwert von A, die Menge aller Lösungen als Spektrum der Matrix A. Gleichung () kann auch geschrieben werden als a1,1 − λ a1,2 det = 0 a2,1 a2,2 − λ oder (a1,1 − λ) (a2,2 − λ) − a1,2 a2,1 = 0 oder λ2 − λ (a1,1 + a2,2 ) + a1,1 a2,2 − a1,2 a2,1 = 0 oder λ2 − λ trA + det A = 0. () geschrieben werden. Die quadratische Gleichung hat die beiden Lösungen q 1 2 λ1 = trA − (trA) − 4 det A 2 q 1 2 trA + (trA) − 4 det A . λ2 = 2 Dies sind die Eigenwerte der Matrix A. Falls die Wurzel gleich Null ist, sind beide Eigenwerte identisch. Wir nehmen an, daß die Wurzel nicht Null ist und zwei verschiedene Eigenwerte existieren. Eigenvektoren Wenn λ eine Eigenwert der Matrix A ist, ist die Matrix (A − λI) singulär. Damit besitzt die Gleichung (A − λI) z = 0 eine Lösung z ∈ R2 , z 6= 0. Ein solcher Lösungsvektor heißt Eigenvektor. Wir bezeichnen einen zu λ1 gehörgen Eigenvektor mit z1 und einen zu λ2 gehörigen Eigenvektor mit z2 . Es gilt Az1 = λ1 z1 Az2 = λ2 z2 . Wenn z2 irgendein vielfaches von z1 wäre, müßten λ1 und λ2 gleich sein. Da sie verschieden sind, sind z1 und z2 voneinander linear unabhängig. Damit hat das Gleichungssystem a z1 z2 = x b für jedes x ∈ R2 eine Lösung (a, b) ∈ R2 . Das Differentialgleichungssystem mit Eigenvektoren Nehmen wir nun den Eigenvektor z1 und versuchen wir die Lösung y1 (t) = eλ1 t z1 () für das Differentialgleichungssystem (). Wir erhalten ẏ1 (t) = eλ1 t λ1 z1 = eλ1 t Az1 = Ay1 (t). Also erfüllt () die Gleichung (). Ebenso erfüllt y2 (t) = eλ1 t z2 () das Gleichungssystem (). Damit erfüllt auch jede Linearkombination von () und () das Gleichungssystem (). Betrachten wir nun die Lösung von (), die zu einem beliebigen Anfangswert x0 gehört. Wir lösen α z1 z2 = x0 β nach α und β . Dann ist x (t) = αy1 (t) + βy2 (t) die Lösung von () mit dem Anfangswert x (0) = x0 . Stabilitätsbedingungen bei reellen Wurzeln Falls λ1 und λ2 reell sind gilt (trA)2 > 4 det A. Dann sind beide Wurzeln negativ, wenn trA < 0 ist. Stabilitätsbedingungen bei komplexen Wurzeln In diesem Fall ist λ1 = re − i · im λ2 = re + i · im. mit 1 trA 2q 1 im = (trA)2 − 4 det A. 2 re = Dabei ist im reell. Der komplexe Anteil ist i · im. Für () und () erhalten wir nun y1 (t) = ere·t e−i·im·t z1 y (t) = ere·t e+i·im·t z 2 2 () () Hier sind die Eigenvektoren ebenfalls komplex. Durch Multiplikation mit den komplexen Zahlen ere·t e−i·im·t und ere·t e+i·im·t ergeben sich die reellen Zahlen y1 (t) und y2 (t). Es gilt Eulers Identität eix = cos x + i sin x Wir erhalten also e−i·im·t = ere·t (cos (−im · t) + i sin (−im · t)) z1 ei·im·t = ere·t (cos (im · t) + i sin (im · t)) z2 . und eingesetzt in () und () y1 (t) = cos (−im · t) + i sin (−im · t) ei·im·t = cos (im · t) + i sin (im · t) y1 (t) = ere·t (cos (−im · t) + i sin (−im · t)) z1 y2 (t) = ere·t (cos (im · t) + i sin (im · t)) z2 . Die Faktoren in Klammern beschreiben reine Oszillationen. Die Konvergenz wird allein durch den Term ere·t bestimmt. Dieser Term geht genau dann gegen Null wenn der Realteil der Wurzeln negativ ist. Dieser Realteil ist re = 12 trA. Füpr den Fall komplexer Wurzeln reicht also die Bedingung daß der Realteil der Wurzeln negativ ist. Zusammenfassung Zusammen ergibt sich mithin, daß die Lösung von () genau dann stabil ist, wenn die Realteile der Wurzeln negativ sind. Dies ist dann und nur dann der Fall, wenn die Bedungen trA < 0 det A > 0 erfüllt sind.