Aus- und Weiterbildung Fokus Elektrosicherheit Messung der Schleifenimpedanz Durch einen Defekt kann eine fehlerhafte Verbindung entstehen zwischen einem aktiven Leiter und einem geerdeten Gehäuse (Körper). Der daraus resultierende Fehlerstrom gefährdet Personen, Tiere und Sachen oder löst einen Brand aus. Im Normalfall schaltet eine Schutzeinrichtung den fehlerhaften Stromkreis zuverlässig ab. Die Wirksamkeit dieser Schutzmassnahme wird mittels Messung der Schleifenimpedanz und des Kurzschlussstromes nachgewiesen. Diese Messung gehört zu den elementaren Bestandteilen einer Elektrokontrolle. Michael Knabe* Grundlagen der Messung Bei einem satten Erd- oder Kurzschluss wird der fliessende Strom nur durch die Schleifenimpedanz beeinflusst. Der Kurzschlussstrom errechnet sich aus der anliegenden Spannung und der Schleifenimpedanz (Bilder 1 + 2). Für die Messung des Kurzschlussstromes werden Installationstester eingesetzt. Die vorhandene Netzspannung wird dabei unbelastet gemessen. Drückt man die Start-Taste, so wird im Messgerät eine Last ans Netz angeschlossen, welche einen Spannungsfall zur Folge hat. Aus dieser Spannungsdifferenz, der Netzspannung und dem Messstrom 1 60 | Elektrotechnik 3/13 kann der Kurzschlussstrom errechnet werden (Bild 3). Betriebsmessunsicherheit Gemäss EN 61557-3 (4.1) ist eine maximale Betriebsmessunsicherheit von ± 30 % zulässig. Neben den äusseren betrieblichen Bedingungen (Feuchtigkeit, Temperatur usw.) wird die Messung aber noch durch weitere Faktoren beeinflusst: Einflussfaktoren Leitererwärmung im Fehlerfall: Die Messungen werden meist in unbelastetem Zustand der Anlage durchgeführt, d. h. wenn die Leiter «kalt» sind. Im Be-trieb und bei einem Kurzschluss erwärmen 2 sich jedoch die Leiter, was eine Erhöhung des Widerstandes zur Folge hat. Spannungsschwankungen: Eine schwankende Netzspannung kann eine korrekte Messung stark beeinträchtigen. Hier schafft die Mehrfachmessung Abhilfe, die zu einem genaueren Durchschnittswert führt. Leistungsfaktor cos : Die Messtoleranzen der Installationstester werden bis zu einem definierten cos eingehalten. Netzbelastung: Stark belastete Netze können bei kleinen Laständerungen, die das Messgerät erzeugt, anders reagieren als unbelastete Netze. Übergangswiderstand Fehlerstelle: Der tatsächliche Widerstand an einer Fehlerstelle wird bei der Messung nicht berücksichtigt. Praxistipps Messleitungen abgleichen: Die Werte der Messleitungen müssen vom gemessenen Resultat abgezogen werden. Dieses Abgleichen kann vor allem wichtig sein beim Messen von kleinen Impedanzen. Messgerätefehler vermeiden: Der Einsatz von Geräten mit hoher Auflösung und hoher Genauigkeit ist für den Profi elementar. Fachkurs 3 Prinzipielle und stark vereinfachte Funktion der Kurzschlussstrommessung. gen elektrischer Anlagen im Allgemeinen: Das Messen und Protokollieren der entsprechenden Werte machen eine elektrische Anlage oder Installation noch nicht sicher. Unabdingbar ist eine korrekte Interpretation der Resultate, die sehr schwierig sein kann. Nur sie stellt sicher, dass die Versorgung im Fehlerfall innert nützlicher Frist automatisch abgeschaltet wird. Hier ist der versierte Fachmann mit entsprechenden Anlagen- und Fachkenntnissen gefordert, um die Sicherheit der Installation korrekt einzuschätzen. Bei einem Hausanschlusskasten (HAK) im Wohnungsbau sind Kurzschlussströme von ca. 1 kA keine Seltenheit. Industrieanlagen weisen hingegen oft mehr als 10 kA Kurzschlussstrom auf. Auch bei der Messung der Schleifenimpedanz gilt: Der Schutz der anwesen- Einstellung des Messge4 rätes: Der Kurzschlussstrom sollte aufgrund der aktuellen Netzspannung am Messort errechnet werden. Einige Messgeräte lassen andere Einstellungen zu. Messzubehör: Niederohmiges Messzubehör kann zu genaueren Resultaten führen. Spitzen sind in der Regel niederohmiger als Klemmen. Mehrfachmessung anwenden: Mehrfachmessungen minimieren Fehler aufgrund von Beispiel eines Impedanztesters für kleine Impedanzen. kurz-zeitigen Spannungsschwankungen. Referenz L-N-Messung: Die Messung des IKL-N ergibt ei- den Personen muss stets oberstes Gebot nen Referenzwert, der annähernd sein. Da die Messung unter Spannung gleich hoch sein sollte wie das Resultat ausgeführt wird und oft auch die Abdeeiner IKL-PE-Messung. ckungen entfernt werden müssen, ist Alle Aussenleiter messen: Bei Dreh- die Anwendung einer persönlichen stromleitungen alle Aussenleiter mes- Schutzausrüstung (PSA) zwingend not■ sen. Die Ergebnisse müssen annähernd wendig. gleich sein. Spezielle Messgeräte: Für kleine Impedanzen, sprich grosse Kurzschlussströme, spezielle Messgeräte verwenden, welche einen grösseren Laststrom geMichael Knabe ist eidg. dipl. Elektroinstallateur und nerieren können (Bild 4). Fazit Die Messung der Schleifenimpedanz, deren Resultate durch verschiedenste Einflussfaktoren verfälscht werden können, zeigt die Problematik von Messun- bei Electrosuisse als Inspektor im Inspektionsteam Nordost tätig. Durch die tägliche Arbeit als Inspektor ist er profunder Kenner und Anwender der Messtechnik in der Praxis. Durch diverse Fachreferate und Beiträge gilt er als Spezialist in diesem Themenkreis. Erstprüfung gemäss NIN Die Teilnehmer lernen im Kurs, wie eine baubegleitende Erstprüfung / Schlusskontrolle durchgeführt werden muss, welche die NIV für eine neu erstellte elektrische Installation vor deren Inbetriebnahme vorschreibt. Geübt wird der Ablauf einer Erstprüfung an Installationsmodellen. Tipps und Tricks für die praktische Erstprüfung werden behandelt. Mit dem Ziel einer möglichst effizienten Messtätigkeit nach Ziffer 6 der NIN werden die Kursbesucher im fachgerechten Gebrauch der Mess- und Prüfinstrumente geschult. Eine kurze Auffrischung der Theorie rundet die Schulung ab. Nächste Kurse: 25.04.2013 in Olten 27.05.2013 in Fehraltorf Jetzt anmelden unter [email protected] oder www.electrosuisse.ch Electrosuisse Weiterbildung Luppmenstrasse 1 CH-8320 Fehraltorf Tel. 044 956 12 96 Fax 044 956 12 49 [email protected]