Der Jägerstab Frühjahr 1944. Längst haben die

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Der Jägerstab
Frühjahr 1944. Längst haben die alliierten Flugzeuge den
Himmel über Deutschland für sich gewonnen. Bombardements
von Städten und Industrieanlagen sind an der Tagesordnung.
Immer wieder werden die Menschen in provisorische Luftschutzbunker und Keller gezwungen. Wem es nicht rechtzeitig gelingt,
den verschlingt unter Umständen der Feuersturm der abgeworfenen Brandbomben.
Seit die Royal Air Force 1940 in Mönchengladbach mit den Abwürfen begann, gehören die Meldungen von bis zur Unkenntlichkeit vernichteten Städten zum Tagesgeschehen.
Neben Berlin, das als Reichshauptstadt immer wieder Ziel von
Luftangriffen wird, sind im Frühjahr 1944 Friedrichshafen, Posen,
Augsburg, Hamm, Offenbach, Frankfurt am Main, Frankfurt an
der Oder und Fürth Ziele der detailliert geplanten Abwürfe.
Außer diesen, als Ergebnis der sogenannten Area Bombing Directive Winston Churchills durchgeführten Flügen, gehen Briten
und Amerikaner auch gezielt gegen die deutsche Rüstungsindustrie vor.
Der Krieg ist in das Land zurückgekehrt, aus dem er in die Welt
geschickt wurde. Und diejenigen, die ihren Vorteil darin witterten
und unterstützt von der deutschen Industrie Schrecken und Elend
in Europa verbreiteten, sorgen sich nun um ihre Zukunft.
Noch geben sie die Hoffnung auf den so genannten Endsieg nicht
auf und nicht wenige glauben noch an die von Goebbels immer
wieder heraufbeschworenen Wunderwaffen.
Immer wieder werden Anstrengungen unternommen, die Produktion von kriegswichtigem Gerät voranzutreiben. Fünf Luftangriffe
erleben der Fliegerhorst Bernburg und die Junkers Flugzeugwerke allein im Jahr 1944. Schon seit Jahren werden hier die
bekannten Flugzeuge der Baureihen Ju 52 und Ju 88 montiert
und eingeflogen, bevor sie an Görings Luftwaffe ausgeliefert wer-8-
den. Erst Ende 1944 wird hier der Bau von Flugzeugen endgültig
eingestellt.
Da existieren bereits Pläne für den sogenannten „Volksjäger“
Heinkel He 162, den man außer in den Werken von Wien, Rostock, Oranienburg und Nordhausen auch in Bernburg montieren
will, vor den Bomben der alliierten Flieger geschützt unter Tage.
Anfang 1944 haben sich drastische Veränderungen in der Situation der für die Luftrüstung strategisch wichtigen Betriebe ergeben. Seit Herbst 1943 sind die Amerikaner dazu übergegangen,
schwerpunktmäßig Flugzeugfirmen zu bombardieren. Die Schäden sind unübersehbar und haben verheerende Wirkung auf die
Produktion der kriegswichtigen Jagdflugzeuge.
Zum 1. März 1944 wird der sogenannte „Jägerstab“ gegründet.
Seine Aufgabe besteht in der Organisation der Verlagerung der
Flugzeugproduktion in unterirdische Produktionsstätten. Die Leitung des Stabes wird Karl Saur, dem Leiter des technischen Amtes
des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion, übertragen, der seinem Minister Albert Speer persönlich unterstellt ist.
Ihm zur Seite steht Hans Kammler, Gruppenführer der Waffen-SS
und Chef der Amtsgruppe C „Bauwesen“ im Wirtschaftsverwaltungshauptamt der SS.
Kammler ist kein unbeschriebenes Blatt. So hat er sich in den
zurückliegenden Jahren einen Namen unter anderem als Berater
beim Ausbau des KZ Auschwitz und bei den bautechnischen
Sicherstellungen für den Einsatz der V 1 und V 2 gemacht. Für seine „Bauvorhaben“ bedient er sich, wenn es um Arbeitskräfte geht,
in den Konzentrationslagern.
Unter unmenschlichsten Bedingungen müssen die Häftlinge aus
ganz Europa für die Realisierung der faschistischen Rüstungspläne schuften.
Kammler erhält im „Jägerstab“ die Aufgabe zur Planung und
Durchführung aller im Zusammenhang mit der Verlagerung der
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Die Anordnung zur Errichtung des Jägerstabes
vom 1. März 1944
Flugzeugproduktion in unterirdische Fertigungsstätten stehenden
Arbeiten. Dazu zählen nicht die Bauarbeiten über Tage. Hier
bedient sich Speer des Baubüros Schlempp aus Berlin, in dem
auch ein Herr Heinrich Lübke angestellt ist.
Sechs Monate Zeit hat der Stab um Saur dafür erhalten. Dann, so
hoffen Hitler und Rüstungsminister Speer, ist die Aufgabe erfüllt
und die ersten unter Tage gebauten Jagdflugzeuge steigen in den
Himmel.
Zunächst aber gilt es, geeignete Bergwerke zu finden. Eines
davon wird in Plömnitz ausgemacht. Der Steinsalzschacht scheint
geeignete Voraussetzungen zu haben, um gemeinsam mit dem
angrenzenden Schacht Peißen eine komplette Jagdflugzeugproduktion aufzunehmen. Schließlich werden hier auf der 423 Meter-Sohle schon seit 1941 Bombenrohlinge zwischengelagert.
Der Gruppenführer lässt Vorauskommandos von Häftlingen aus
dem KZ Buchenwald zusammenstellen, von denen eines von
vielen am 14. Mai 1944 in Plömnitz eintrifft.
Unter den Ankömmlingen sind der 46jährige Jaques Lecomte
und der nur halb so alte Jaques Merly aus Frankreich. Nicht nur
der Ankunftstag ist für beide der gleiche, auch ihr Todestag wird
hinter beiden Namen mit dem 22. März 1945 verzeichnet.
„Herzschwäche b. allg. Körperschwäche“ steht in den Totenlisten
des späteren KZ Außenlagers Leau verzeichnet.
Aussagen der Fahrhauer Freitag und Bornemann, die ersten
Häftlingstransporte seien bereits im März eingetroffen, deuten auf
eine sehr schnelle Entscheidung des „Jägerstabes“ für Plömnitz
hin. Dokumentiert sind erste Ankünfte allerdings erst am 7. April
und 8. Mai 1944.
Freitag und Bornemann erinnerten sich an die Häftlingstransporte, als der ehemalige Grubenbetriebsleiter der Schächte
Plömnitz und Peißen, Wolfgang Erbring, sie dahingehend be- 12 -
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