Management bei protrahierter Eröffnungsphase Eine Literaturreview Monographie Bachelor-Thesis Giovannina Meola Samira Seez Berner Fachhochschule Fachbereich Gesundheit Bachelor of Science Hebamme Bern, 05.08.2013 Management protrahierte Eröffnungsphase Inhaltsverzeichnis Abstract ...................................................................................................................... 3 1 2 3 4 Einleitung........................................................................................................... 4 1.1 Problembeschreibung und Relevanz ..................................................... 4 1.2 Ziel ........................................................................................................ 5 1.3 Fragestellung ........................................................................................ 6 1.4 Eingrenzung des Themas ..................................................................... 6 Theoretischer Bezugsrahmen .......................................................................... 6 2.1 Protrahierte Eröffnungsphase................................................................ 6 2.1.1 Diagnosestellung................................................................................... 9 2.1.2 Ursachen..............................................................................................10 2.1.3 Gefahren der protrahierten Eröffnungsphase .......................................12 2.2 Amniotomie ..........................................................................................14 2.3 Oxytocinunterstützung..........................................................................16 2.4 Das aktive Management.......................................................................18 2.5 Einflüsse auf die Wahl des Managements ............................................19 2.5.1 Rolle und Haltung der Hebamme .........................................................20 2.5.2 Strukturen und Rahmenbedingungen ...................................................20 Methoden ..........................................................................................................22 3.1 Suchprinzipien......................................................................................22 3.1.1 Studientypen ........................................................................................22 3.1.2 Studienteilnehmerinnen........................................................................23 3.1.3 Interventionen ......................................................................................23 3.1.4 Ergebnisparameter...............................................................................23 3.2 Literaturrecherche ................................................................................23 3.3 Datenanalyse und -auswertung ............................................................25 3.4 Ethik .....................................................................................................27 Ergebnisse........................................................................................................27 4.1 Suchergebnisse ...................................................................................27 4.2 Ausgewählte Literatur im Überblick ......................................................27 4.3 Analyseergebnisse ...............................................................................33 5 Diskussion ........................................................................................................40 6 Schlussfolgerung .............................................................................................49 7 Literaturverzeichnis .........................................................................................51 8 Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................58 2 Management protrahierte Eröffnungsphase ABSTRACT Die Inzidenz für einen protrahierten Geburtsverlauf beträgt 5-7% und 37% der sekundären Sectios werden aufgrund dieser Diagnose durchgeführt. Im Jahr 1978 implementierte Kieran O´Driscoll das aktive Management als Prävention für protrahierte Geburtsverläufe an einer irischen Frauenklinik. Heute wird dieses Management vor allem als Therapie eingesetzt. Dabei werden in erster Linie die beiden Massnahmen Amniotomie und Oxytocinunterstützung angewendet. Ziel dieser Arbeit ist es das Amniotomie- und Oxytocinmanagement mit dem besten Outcome bei protrahierter Eröffnungsphase für Nulli- und Mehrparas zu erörtern. Es wurde eine Literaturreview im Zeitraum von Dezember 2012 bis Juni 2013 durchgeführt. Die Suche fand auf Cochrane, PubMed, den Suchoberflächen OvidSP und Google, sowie per Handsuche statt. Es wurde vorausgesetzt, dass es sich bei den Probandinnen um low-risk Klientel handelte. Die Analyse der Ergebnisse erfolgte jeweils von beiden Autorinnen unabhängig. Vier randomisierte kontrollierte Studien, zwei nichtexperimentelle Studien und zwei Leitlinien wurden eingeschlossen. Es konnte gezeigt werden, dass sowohl Amniotomie als auch Oxytocin die Geburtsdauer verkürzen. Die Sectiorate ist vor allem bei der Oxytocinanwendung erhöht. Die Amniotomie ist mit fetalen Herzfrequenzveränderungen assoziiert. Kommt es zur Diagnosestellung der protrahierten Eröffnungsphase, ist die Zufriedenheit der Frauen höher wenn eine Intervention durchgeführt wird. Aus der Berufstradition heraus werden Richtwerte und Vorgehensweisen zur Diagnosestellung angewendet, die nicht mehr zeitgemäss sind. Das Stellen einer Diagnose hat weiterführende Konsequenzen für den Geburtsverlauf und für die Bedürfnisse der Frau. Das Therapiemanagement wird von strukturellen, gesundheitsund berufspolitischen Aspekten beeinflusst. Ein ganzheitliches, kontinuierliches Assessment sollte bei einer protrahierten Eröffnungsphase durchgeführt werden. Die zeitlich direkte Kombination beider Therapiemassnahmen hat keinen zusätzlichen Nutzen. Die Amniotomie geht bei einer kombinierten Therapie der Oxytocinanwendung voraus. Die protrahierte Eröffnungsphase sollte im interdisziplinären Team betreut, verantwortet und gemeinsam evaluiert werden. Suchbegriffe: Amniotomie, Oxytocin, aktives Management, protrahierte Eröffnungsphase, Hebammenforschung 3 Management protrahierte Eröffnungsphase 1 EINLEITUNG Die Geburt ist ein existenzielles Ereignis eines jeden Menschen, Hebammen1 begleiten diese sensible und ereignisreiche Zeit. Ziel der Hebammenarbeit unter der Geburt ist es die Frau so zu unterstützen, dass eine Geburt nur mit den nötigsten Interventionen und mit so wenigen Komplikationen wie möglich verläuft (Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz [KFH], 2007). 1.1 Problembeschreibung und Relevanz Jede Komplikation stellt ein erhöhtes Risiko für die Morbidität von Mutter und Kind dar. Dies gilt auch für einen protrahierten Geburtsverlauf. In etwa 5-7% der Geburten kommt es zu einem ungenügenden Geburtsfortschritt, wobei die Zahlen je nach Erhebungsart und Definition der einzelnen Parameter schwanken (Drack & Schneider, 2011). Stagniert der Geburtsfortschritt hat dies kurzfristig Folgen für das weitere Geburtsgeschehen, aber auch langfristig kann es Konsequenzen für die Gesundheit von Mutter und Kind haben (Chalubinski & Husslein, 2011). Beispielsweise stellt ein verminderter Gasaustausch an der Plazenta, mit all seinen Folgen, eine Gefahr für den Feten dar. Für die Mutter können eine erhöhte Infektmorbidität, erhöhter Blutverlust, operative Massnahmen und eine emotionale Belastung bedeutende Folgen für die physische und psychische Gesundheit haben (Drack & Schneider, 2011). Ist die Diagnose protrahierter Geburtsverlauf gestellt, werden sowohl in der Praxis, als auch in der Fachliteratur vor allem zwei Massnahmen von Ärzteschaft und Hebammen diskutiert, deren wehenanregende Wirkung per se bekannt ist: Amniotomie und bzw. oder Oxytocinunterstützung (Drack & Schneider, 2011). Der Einsatz einer oder beider Massnahmen zur Therapie des protrahierten Geburtsverlaufes bei Nulli- und Mehrparas ist bis jetzt jedoch wenig untersucht (Drack & Schneider, 2011). Für die Wehenunterstützung mit Oxytocin gibt es unzählige Schemata, die bis jetzt jedoch keine einheitliche Handhabung ermöglichen. In der Praxis sind alle beteiligten Berufsgruppen durch die uneinheitliche Handhabung herausgefordert. Besonders Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger empfinden solche Geburtssituationen als schwierig. Neben der geburtshilflichen Komponente, sind die unterschiedlichen Ansichten des Fachpersonals bezüglich der zu ergreifenden Massnahmen ein zusätzliches Hindernis. Die Schere zwischen dem humanistischen, salutogenetischen 1 Die Leserinnen und Leser sollen darauf hingewiesen werden, dass mit der Bezeichnung Hebamme auch der Entbindungspfleger angesprochen ist. Der besseren Lesbarkeit halber, wird im Rahmen dieser Arbeit nur ersteres verwendet. 4 Management protrahierte Eröffnungsphase und dem medizinischen, technokratischen Paradigma, klafft dabei oft weit auseinander. Aus der Berufstradition identifizieren sich die Hebammen eher mit der humanistischen Sicht (Brailey, 2006). Im Jahr 1968 implementierte Kieran O´Driscoll das aktive Management in seiner ursprünglichen Form in einer Frauenklinik in Dublin (Bohra et al., 2003). Heute wird das aktive Management bzw. Anteile davon, wie die Amniotomie und die Oxytocinunterstützung, vor allem verwendet, um einen protrahierten Geburtsverlauf zu therapieren. So sollen Kaiserschnitte vermieden und die vaginale, spontane Geburt gefördert werden (Pates & Satin, 2005). Jedoch, steht diesem Ziel die steigende Sectiorate gegenüber (Bundesamt für Statistik [BFS], 2007). Der Bedarf dieses Management ca. 40 Jahre nach dessen Einführung in der Geburtshilfe genauer zu betrachten liegt daher vor. Der Grund für eine sekundäre Sectio Caesarea (SC) war in 37% eine protrahierte Eröffnungsphase (EP) (BFS, 2007). Darüber hinaus bleibt bei dem Scheitern der Therapie nur noch die SC mit all ihren kurz- und langfristigen Folgen, da vaginal operative (vag. op.) Geburten zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich sind (Harder, 2013). Da die Hebamme auch in der Regelabweichung mitverantwortlich ist und stets um die Gesundheitsförderung von Mutter und Kind bestrebt ist, ist es wichtig geeignete Massnahmen zu kennen, die die Gesundheit von Mutter und Kind bestmöglich fördern (KFH, 2007). Die Hebamme unterstützt so den möglichst komplikationslosen Verlauf der Geburt, fördert die gesunden Anteile und bietet damit die Grundlage für einen gesunden Start in das Familienleben. Dem Grundsatz nach Hutton (2004, S.21) „Jede Hebamme ist auch Forscherin…“ soll mit dieser Arbeit Rechnung getragen werden, indem die aktuellen Evidenzen beleuchtet und diskutiert werden, sowie eine Empfehlung für die Handhabung in der Praxis abgeleitet werden soll. 1.2 Ziel Im Rahmen dieser Bachelorthesis (BT) soll eine Literaturreview mit den aktuellen Evidenzen verfasst werden, die das beste Amniotomie- und Oxytocinmanagement bei protrahierter EP von Nulli- und Mehrparas aufzeigt, gegenüberstellt und diskutiert. Die Ergebnisse sind Grundlage für Empfehlungen in der Praxishandhabung. 5 Management protrahierte Eröffnungsphase 1.3 Fragestellung Wie muss das Amniotomie- und Oxytocinmanagement bei protrahierter EP von Nulliund Mehrparas gestaltet werden, um das beste Outcome für Mutter und Kind zu erzielen? 1.4 Eingrenzung des Themas Bei einer protrahierten EP handelt es sich um ein multidimensionales Geschehen (Drack & Schneider, 2011). Um eine vertiefte und differenzierte Auseinandersetzung mit der Thematik gewährleisten zu können, müssen daher thematische Eingrenzungen gemacht werden. Im Rahmen dieser BT wird vor allem auf die protrahierte EP eingegangen. Auf die protrahierte Latenzphase (LP) oder Austreibungsphase (AP) wird nicht eingegangen. Bei einem protrahierten Geburtsverlauf sollten zunächst nichtinvasive Massnahmen ergriffen werden, wie z.B. Harnblase entleeren, Mobilität, ausreichende Energiezufuhr (Harder, 2013). Der Fokus dieser Arbeit liegt auf Therapiemassnahmen im Zusammenhang mit Oxytocinunterstützung und Amniotomie. Sie beleuchtet daher Situationen in denen nichtinvasive Massnahmen bereits erfolglos ausgeschöpft wurden. 2 THEORETISCHER BEZUGSRAHMEN Jede Geburt ist ein vielschichtiges und individuelles Geschehen. Eine konkrete Definition der normalen Geburt gibt es nicht (Simkin & Ancheta, 2011). Dadurch ist auch die Abgrenzung zu Regelabweichung und Regelwidrigkeit nicht immer eindeutig. Persönliche Erfahrung, Berufstradition und strukturelle Ressourcen prägen zudem Ansichten, Haltungen und Herangehensweisen der Fachpersonen. Die protrahierte EP ist eine komplexe geburtshilfliche Situation. Diese kann invasive Therapiemassnahmen wie Amniotomie und Oxytocinunterstützung erfordern. Daher ist es wichtig, die protrahierte EP zu definieren. 2.1 Protrahierte Eröffnungsphase Die physiologische und die protrahierte EP unterscheiden sich in wesentlichen geburtshilflichen Charakteristika. In der Fachliteratur zur physiologischen Geburt wird zwischen latenter und aktiver EP unterschieden. Während die latente EP oder Latenzphase die Verkürzung der Zervix und die anfängliche Muttermundsdilatation beinhaltet, steht in der aktiven EP die 6 Management protrahierte Eröffnungsphase weitere Muttermundseröffnung bis auf 10 cm im Vordergrund (Chalubinski & Husslein, 2011). Harder (2013a) präzisieren den Beginn der aktiven EP und damit der Geburt ab einer Eröffnung des Muttermundes (MM) von 3 cm. Diese wird von regelmässigen, schmerzhaften und zervixwirksamen Kontraktionen begleitet (Chalubinski & Husslein, 2011). Hebammen messen der vorangehenden LP eine grosse Bedeutung für die Einstimmung auf die Geburt bei. Da die Geburt mit Erreichen der aktiven EP beginnt, ist eine Beurteilung des Geburtsfortschrittes erst ab diesem Zeitpunkt sinnvoll (Simkin & Ancheta, 2011). Oxytocin, Endorphine und Prostaglandine sind die dominierenden Hormone, die in dieser Geburtsphase vorherrschen (Mack, 2010). Für ein vertieftes Verständnis der Wehenphysiologie werden die hormonalen und neuronalen Grundlagen im Folgenden aufzeigt. Das Geburtsgeschehen ist ein multidimensionaler Prozess, der unter anderem von Hormonen reguliert wird. Die Hormonsituation verändert sich während der Schwangerschaft (SS), der Geburt und dem Wochenbett und ist eine zentrale Grundlage für eine funktionierende Wehentätigkeit (WT) (Mack, 2010). Progesteron ist ein schwangerschaftserhaltendes Hormon, das gegen Ende der SS zurückgeht. Dadurch erhöht sich das Östrogen, das die Myometriumssensibilität auf Oxytocin und Prostaglandine steigert. Das ist eine erste hormonelle Grundlage für eine funktionierende WT. Diese Prozesse ermöglichen die vermehrte Synthese von Prostaglandinen (Rosenberger, Schilling, & Harder, 2013). Diese ermöglichen die Bildung von sogenannten gap junctions an der Uterusmuskulatur (Coad & Dunstall, 2007). Gap junctions sind Verbindungen zwischen den Muskelzellen, die eine bessere Kontraktilität ermöglichen. Die Synthese von Prostaglandinen kann in der späten SS zusätzlich durch äussere Reize wie Geschlechtsverkehr, vaginale Untersuchungen (VU) oder eine Amniotomie gesteigert werden (Mack, 2010). Ein weiteres wichtiges Hormon im Zusammenhang mit der WT ist Oxytocin. Das im Hypothalamus gebildete Hormon, wird im Hypophysenhinterlappen gespeichert. Seine Wirkung entfaltet es vor allem unter der Geburt, indem es für die Kontraktion des Myometriums sorgt. Durch Prostaglandine steigt die Anzahl der Rezeptoren für Oxytocin an. Das Oxytocin dockt an die uterinen Oxytocinrezeptoren an, was seinen Spiegel im Blut senkt. Dies hat eine erneute Synthese und Ausschüttung von Oxytocin und Prostaglandinen zur Folge (Mack, 2010). Dies wird als positive hormonelle Rückkopplung bezeichnet (Coad & Dunstall, 2007). Erneut fördern die ausgeschütteten Prostaglandine, die Synthese von weiteren Oxytocinrezeptoren. Mack (2010) beschreibt diesen Prozess als eine sich steigernde Wirkungsspirale. Eine weitere Wirkung von Prostaglandinen ist die Senkung des Membranpotentials der Myo- 7 Management protrahierte Eröffnungsphase metriumszellen, damit sinkt die Kontraktionsschwelle und verstärkt die Wirkung von Oxytocin (Rosenberger et al., 2013). Wegen dieser physiologischen Prozesse kann es zu einer Zunahme an Frequenz und Dauer der pulsatorischen Oxytocinausschüttung und damit der uterinen WT kommen (Mack, 2010). Mack (2010) beschreibt neben der kontraktilen Wirkung auf das Myometrium auch eine positive Auswirkung auf das Schmerzempfinden der Gebärenden durch Oxytocin. Der physiologische Stress durch die WT bewirkt eine pulsatile Ausschüttung von Stresshormonen. Die Katecholamine, Adrenalin und Noradrenalin erhöhen die Ausschüttung von Oxytocin und Endorphinen. Endorphine wirken wiederum hemmend auf das Angst- und Schmerzempfinden. Dieses Zusammenspiel der Hormone ermöglicht, dass die Gebärende, trotz der Stresssituation unter der Geburt regelmässige Phasen der Entspannung hat (Mack, 2010). Ein weiterer Vorgang der die Zunahme an Stärke und Frequenz der WT unter der Geburt fördert, ist der Fergusonreflex. Bei diesem neuronalen und hormonellen Reflex wird durch den Druck auf die Nerven von Beckenboden und Zervix die neuronale Reizleitung ins Gehirn ausgelöst. Dies hat wiederum eine Ausschüttung von Oxytocin aus dem Hypothalamus, der Schaltstelle zwischen Hormon- und Nervensystem, zur Folge (Mack, 2010; Schmid & Downe, 2010). Eine gesteigerte Oxytocinausschüttung führt zu einer Zunahme der Kontraktionen, die den Druck auf die Zervix und den Beckenboden erhöhen und somit den Effekt verstärken (Mack, 2010). Das Zusammenspiel der an der Geburt beteiligten Hormone und der Fergusonreflex sind massgeblich an einer regelmässigen und fortschreitenden WT der physiologischen EP beteiligt. Eine der Regelabweichungen dieser Geburtsphase ist die protrahierte EP. Hormonale und neuronale Grundlagen sind daher auch zentrale Aspekte, die bei der Therapie von mangelnder WT beachtet werden müssen. Der Begriff protrahiert wird im Duden mit verzögert definiert (Bibliographisches Institut GmbH, 2013). Eine einheitliche Definition der protrahierten EP wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert (Simkin & Ancheta, 2011). Die meisten Definitionen beinhalten eine Zeitangabe, wobei die MM-Eröffnung in cm/Std. angegeben wird. Friedman (zitiert in Simkin & Ancheta, 2011) untersuchte in den 1950er bis 1970er Jahre den Geburtsverlauf von Nulli- und Mehrparas und orientierte seine Definitionen an den erhobenen Daten, indem er einen Geburtsfortschritt unterhalb der fünften Perzentile als Dystokie der Geburt definierte. Das bedeutete für Erstgebärende 1,2 cm/Std. und Mehrgebärende 1,5 cm/Std. Seine Untersuchungsergebnisse haben noch heute starken Einfluss auf die Diagnosestellung (Simkin & Ancheta, 2011). Beispielsweise werden 8 Management protrahierte Eröffnungsphase diese Angaben heute noch von dem American College of Obstetrics and Gynecology (ACOG, 2013) übernommen. Sowohl Zhang, Troendle, & Yancey (2002), als auch Albers, Schiff, & Gorwoda (1996) und Albers (1999) zeigten mit ihren Studien, dass die Zeitangaben von Friedman überholt und nicht mehr auf die heutige Population übertragbar sind. Ursachen hierfür sind nach Zhang et al. (2002) die Zunahme des kindlichen Geburtsgewichtes und die häufigere Verwendung der Periduralanästhesie (PDA) in der heutigen Zeit. Alle drei Studien belegen eine längere Geburtsdauer als von Friedman angegeben als physiologisch, ohne Nachteile für mütterliches und kindliches Outcome. Die World Health Organisation (WHO, 2008) unterteilt die protrahierte Geburt in obstruiert (mangelndes Tiefertreten des vorangehenden Teils [VGT]) und prolongiert (verzögerte MM-Dilatation). Nach der WHO (2008) spricht man von einer protrahierten aktiven EP, wenn deren Dauer länger als 12 Std. ist. In dieser Aussage stimmt sie mit dem Kodierungsbulletin des schweizerischen BFS überein (2013). Im Rahmen dieser Arbeit wird die Definition der WHO und des BFS übernommen. Werden die Angaben von Friedmann (zitiert in Simkin & Ancheta, 2011) mit denen der WHO (2008) und des BFS (2013) gegenübergestellt liegt zunächst die Annahme nahe, dass es sich um die gleiche Definition handelt. Da beide von einem Geburtsfortschritt von 1,2 cm/Std. bzw. 10 cm in 12 Std. ausgehen. Der zentrale Unterschied liegt jedoch darin, dass Friedmann von einer kontinuierlichen, gleichmässigen Eröffnung des MM ausgeht. Dahingegen ist bei WHO (2008) und BFS (2013) auch die nichtlineare MMDilatation physiologisch. Es wird jedoch deutlich, dass eine rein retrospektive Diagnosestellung nach Ablauf der 12 Std. nicht ausreicht. Daher werden verschiedene Instrumente zur Diagnosestellung verwendet. 2.1.1 Diagnosestellung Um die oben beschriebenen Formen der protrahierten EP unterscheiden und geeignete Massnahmen treffen zu können, ist eine exakte Diagnosestellung von grosser Wichtigkeit. Die protrahierte EP ist in der International Classification of Diseases (ICD10) (WHO, 2013) unter dem Kapitel Komplikationen bei Wehentätigkeit und Entbindung aufgeführt. Nach Schneider (2011) ist die VU das massgebende Kriterium für die Diagnosestellung. Dahingegen beziehen andere Autoren zusätzliche Charakteristika mit ein. Simkin & Ancheta (2011), sowie die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Geburts- 9 Management protrahierte Eröffnungsphase hilfe und Gynäkologie (DGGG, 2008) fordern die Betrachtung und Bewertung des Zustandes der Frau, der Leopoldschen Handgriffe, der Wehenqualität, des Höhenstandes des VGT und der kindlichen Herztöne. Die Leitlinie des National Institute for Health and Care Excellence (NICE, 2007) empfiehlt zusätzlich die Parität und den emotionalen Zustand der Klientin zu beachten. Klinische Diagnosezeichen sind weiter eine verfrühte Konfiguration des kindlichen Schädels (WHO, 2008) und die Entwicklung eines Geburtsgeschwulstes (Schmidt-Bäumler & Jahn-Zöhrens, 2010). Alle diese Autorinnen und Autoren sind sich einig, dass das Partogramm das zentrale Instrument zur Diagnosestellung für Hebammen und Ärzteschaft ist. Neben dem Versuch die Diagnosestellung zu objektivieren, bleibt die Gefahr von Einflüssen der persönlichen Haltung des Fachpersonals. So können z.B. die Abstände zwischen den VUs, das Verständnis des Geburtsfortschrittes und die unterschiedliche Gewichtung geburtshilflicher Parameter subjektive Einflussfaktoren auf die Diagnosestellung sein. Um eine geeignete und wirksame Therapie nach gestellter Diagnose einleiten zu können ist daher die korrekte Ursachenabklärung zentral. 2.1.2 Ursachen Die Ursachen für einen mangelnden Geburtsfortschritt werden nach Beinder (2007) und WHO (2008) in drei Kategorien unterteilt: den sogenannten drei Ps (Passage, Passenger und Power). Passage (Durchtritt, mütterliche Ursachen) Zu den mütterlichen Ursachen gehören unüberwindbare Hindernisse, sowohl des weichen, als auch des knöchernen Geburtsweges. Dazu zählen jegliche Arten von Beckenanomalien und anatomischen Veränderungen des Gewebes, wie Zervixmyome oder Vernarbungen nach Operationen, beispielsweise einer Konisation (Beinder, 2007). Eine Medikation, wie bei der PDA ist eine iatrogene Veränderung des weichen Geburtsweges (Simkin & Ancheta, 2011). Sie bewirkt die Hemmung der Neurotransmitter an den Synapsen des Rückenmarks (Coad & Dunstall, 2007). Es kommt zur Erschlaffung der Muskulatur (Steffen, Lübke, Harder & Rosenberger, 2013). Passenger (Passagier, kindliche Ursachen) 10 Management protrahierte Eröffnungsphase Makrosomie und Fehlbildungen, wie Makrohydrozephalie, führen zu einer Vergrösserung des kindlichen Umfanges und können somit zu einem protrahierten Geburtsverlauf führen. Auch bei Lage- und Haltungsanomalien, wie zum Beispiel Deflexionshaltungen, verändert sich der führende kindliche Diameter (Beinder, 2007). Power (Kräfte, ineffiziente Wehentätigkeit) Eine ineffiziente WT kann sich sowohl in Abweichungen der Quantität, als auch in der Qualität der Wehen äussern (Harder, 2013). Es wird zwischen primärer und sekundärer Wehenschwäche unterschieden. Während die primäre Wehenschwäche von Beginn an besteht, entwickelt sich die sekundäre Wehenschwäche erst im Laufe der Geburt (Harder, 2013). Die Autorin kategorisiert die ineffiziente WT nicht nur nach Zeitpunkt des Auftretens, sondern auch nach ihrer Ausprägung in hypertone, hypotone und unkoordinierte WT. Dahingegen definiert die WHO (2008) die ineffiziente WT mit weniger als drei Wehen in 10 Min. und einer Dauer von weniger als 40 Sek. Einer sekundären Wehenschwäche können wiederum verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Simkin & Ancheta (2011) beschreiben, dass Immobilität unter der Geburt zu einer Minderdurchblutung des Uterus führen kann. Nicht nur eine Minderdurchblutung führt zu einer Mangelversorgung des Myometriums, auch eine Hypo- und Hyperhydratation, sowie Energiemangel können eine ineffiziente WT verursachen (Beinder, 2007; Weiss & Luft, 2010; Simkin & Ancheta, 2011). Auf diese Ursachen wird nicht weiter eingegangen, da diese BT Situationen behandelt, in denen die erwähnten Ursachen durch entsprechende nichtinvasive Therapiemassnahmen bereits ausgeschlossen wurden. So wie die Medikation bei einer PDA den weichen Geburtsweg erschlaffen lässt, kann dies auch auf die Muskelzellen des Myometriums zutreffen, da die innervierenden Nerven durch die Medikation betäubt werden (Lübke & Harder, 2013). Simkin und Ancheta (2011) fügen mit pain und psyche zwei weitere Ursachen für den protrahierten Geburtsverlauf an. Psyche und Pain (Psyche und Schmerz) Sowohl Angst, als auch exzessiver Schmerz bewirken eine übermässig starke Ausschüttung von Stresshormonen, die sich hemmend auf die WT auswirken (Simkin & Ancheta, 2011). Die hohe Katecholaminkonzentration wirkt sich auf das Nervensystem aus, indem es den Sympathikus aktiviert (Menche, 2007). Durch diesen sogenannten fight & flight Modus werden die Körperfunktionen auf Kampf und Flucht vorbereitet. Bei einer Gebärenden in der EP hat dies zur Folge, dass die Uterus- 11 Management protrahierte Eröffnungsphase durchblutung heruntergefahren und weniger Oxytocin ausgeschüttet wird (Simkin & Ancheta, 2011; Schmid & Downe, 2010). Da eine Therapie im Idealfall die Ursache aufheben sollte, müssen auslösende Faktoren bekannt sein und verstanden werden. Nur so kann die Sinnhaftigkeit der Massnahme im Sinn einer Ursachen-Therapie-Wirkungs-Kaskade überprüft werden. Diese Arbeit beleuchtet in erster Linie die therapeutischen Massnahmen bei protrahierten EP und nicht die Prävention. Der Vollständigkeit halber sind begünstigende Faktoren kurz aufgeführt. Die WHO (2008) und Schmidt-Bäumler & Jahn-Zöhrens (2010) benennen folgende Risikofaktoren: Körpergrösse unter 150 cm (in Verbindung mit Unterernährung), Status nach Sectio, nach Totgeburt oder nach protrahiertem Geburtsverlauf, Alter unter 17 Jahren, Mangel an Kommunikation zwischen Fachpersonal und Klientel, Misstrauen gegenüber dem Fachpersonal, Nichtbenutzung eines Partogramms und Parität. Die Ursachen der protrahierten EP können verschiedenen Ursprungs sein. Amniotomie und Oxytocin therapieren vor allem die ineffiziente WT. Einige Ursachen können nicht therapiert werden, wie z.B. mütterliche Beckenanomalien. Die übrigen Ps können meist mit alternativen Methoden therapiert werden. Beispielsweise können Lage- und Haltungsanomalien mit angepasstem Positionswechsel korrigiert werden. Dennoch birgt die protrahierte EP eine Vielzahl von Gefahren für die Morbidität von Mutter und Kind. Es ist die Aufgabe des geburtshilflichen Fachpersonals das breite Spektrum an Ursachen und deren Folgen zu kennen und somit adäquat zu therapieren. 2.1.3 Gefahren der protrahierten Eröffnungsphase Mit der längeren Dauer des Geburtsverlaufes erhöht sich das Risiko für diverse geburtshilfliche Komplikationen. Diese können kurz- und langfristige Folgen sowohl für die Gesundheit der Mutter, als auch für die des Kindes haben. Chorioamnionitis Mit der längeren Dauer der EP steigt die Zahl der Interventionen und VUs, diese begünstigen das Aufsteigen von Keimen und können damit eine Chorioamnionitis verursachen (WHO, 2008). Hypoxie & Azidose Die kindlichen Sauerstoffreserven im Blut werden durch die Dauer der Geburt und möglichen Stress beeinflusst. Zwar steht die protrahierte EP nicht im direkten Zu- 12 Management protrahierte Eröffnungsphase sammenhang mit einer kindlichen Hypoxie oder Azidose, jedoch können die Sauerstoffreserven minimiert werden (Drack & Schneider, 2011). Psychische negative Folgen der Mutter Der zunehmende Kontrollverlust durch Interventionen und die Situation selbst kann zu einem negativen Geburtserlebnis führen (Brailey, 2006). Chronische Schmerzen durch die lange Belastung des Gewebes, können im Alltag und bei sexueller Aktivität im Damm- und Vaginalbereich bei der Frau eine langfristige emotionale Belastung hervorrufen, die die Psyche der Mutter beeinträchtigen (Drack & Schneider, 2011). Fistel Die WHO (2008) gibt die Bildung von Fisteln als schwerwiegende Gefahr des protrahierten Geburtsverlaufes an. Drack & Schneider (2011) beschreiben Invalidität und soziale Isolierung als Folge, geben jedoch an, dass diese in westlichen Ländern nur noch selten anzutreffen sind. Postpartale Blutung Nach protrahierter EP erhöht sich das Risiko für postpartale Blutungen laut Drack & Schneider (2011). Dies kann mit der Überbeanspruchung und dadurch der Ermüdung des Myometriums erklärt werden. Haben Amniotomie- und Oxytocintherapie keinen Erfolg, bleiben mit der SC und der vag. op. Geburt zwei letzte invasive Therapiemassnahmen, die ihrerseits Gefahren bergen. Sectio Wie bereits erwähnt werden 37% der sekundären SC aufgrund von protrahierten Geburtsverläufen gemacht BFS (2007). Die National Perinatal Epidemiology Unit (2006) belegt mit ihrer Umfrage, einen zunehmenden Trend dieser Indikationsstellung zur sekundären SC. Nach wie vor ist das Risiko bei einer SC für die mütterliche Mortalität 2,84-fach höher als bei einer vaginalen Geburt (Büchi, 2006). Nicht nur die kurzfristigen, sondern auch die langfristigen Folgen bezüglich folgender SS müssen bedacht werden (Büchi, 2006; Schneider & Husslein, 2011). Vaginal operative Geburten Das Risiko für eine vag. op. Geburtsbeendigung ist bei protrahierter EP erhöht (Drack & Schneider, 2011). Diese birgt ein erhöhtes Verletzungsrisiko für die Mutter, wie Gewebe- und Nervenschäden am Beckenboden (Drack & Schneider, 2011). Das Kind 13 Management protrahierte Eröffnungsphase kann eine Schädelfraktur, Verletzungen von Nerven im Bereich von Gesicht und oberen Extremitäten oder intrakranielle Blutungen erleiden (Harder, 2013). Um eben diese Gefahren für Mutter und Kind möglichst aufheben zu können und somit Mortalität und Morbidität zu senken, ist es wichtig ein geeignetes und evidenzbasiertes Management anzuwenden. Es werden die gängigen Massnahmen zur Therapie der protrahierten EP im Zusammenhang mit Amniotomie und Oxytocin beschrieben. 2.2 Amniotomie Die Fruchtblase besteht aus Amnion- und Chorionhaut, welche sich in der Embryonalphase bilden und kindlichen Ursprungs sind. An ihr finden Diffusionsvorgänge statt. Sie ist für die Bildung des Fruchtwassers mitverantwortlich und schützt das Kind vor Infektionen und Druckveränderungen. Sie ermöglicht dem Feten sich beinahe schwerelos zu bewegen und schützt die Nabelschnur vor Kompressionen (Coad & Dunstall, 2007). Bei einer Amniotomie wird die Fruchtblase absichtlich, künstlich durch das geburtshilfliche Fachpersonal eröffnet (vgl. Abbildung 1). Hierfür wird ein Instrument vaginal eingeführt, mit dessen hakenförmigem Ende die Amnion- und Chorionhaut perforiert werden (Römer, Schleußner, & Straube, 2012). Abbildung 1: Amniotomie (Fruchtblaseneröffnung) (Harder & Hauser, 2013, S. 385) Das Ablaufen des Fruchtwassers bewirkt eine Volumenverkleinerung des Uterus, sodass sich dieser verstärkt um das Kind anpassen kann (WHO, 2008). Dadurch wird der Effekt der WT auf den Feten verstärkt. Der zunehmende Druck des kindlichen Kopfes auf die Zervix verstärkt den Fergusonreflex (Rosenberger et al., 2013). 14 Management protrahierte Eröffnungsphase Die mechanische Manipulation an der Zervix bei der Eröffnung der Fruchtblase fördert die Prostaglandinsynthese (Mack, 2010). Wie oben beschrieben unterstützt dies wiederum die WT. Auch das ablaufende Fruchtwasser trägt zu diesem Vorgang bei (Harder & Hauser, 2013). Indikationen, Kontraindikationen und Komplikationen Die Amniotomie wird im Spital von Hebammen in Rücksprache mit den Ärztinnen und Ärzten durchgeführt (Weiss & Luft, 2010). Laut Römer et al. (2012) ist sie bei der Geburtseinleitung oder zur Beschleunigung der Geburt indiziert. Zudem kann so die Fruchtwasserfarbe beurteilt werden, welche Rückschlüsse auf das kindliche Befinden erlaubt (Römer et al., 2012). Sind intrauterine Eingriffe notwendig, wie z.B. die fetale Blutsgasanalyse nach Gnirs & Schneider (2011) oder eine vag. op. Entbindung wie von Harder (2013b) beschrieben, muss zuvor eine Amniotomie stattfinden. Auch wenn Kontraindikationen ausgeschlossen wurden, besteht trotzdem die Gefahr für verschiedene Komplikationen (vgl. Tabelle 1). Tabelle 1 fasst Kontraindikationen und deren Risiken schematisch zusammen. Tabelle 1: Kontraindikationen und Risiken der Amniotomie Kontraindikationen Komplikationen Nabelschnurgefässe auf der Amnionhaut tastbar fetale Blutungen abschiebbarer VGT Vorfall von Nabelschnur oder kleinen Teilen Vorliegen kindlicher Teile Vorfall von kleinen Teilen Lageanomalie oder Fehleinstellung des Feten erschwerte Korrektur suspekte oder pathologische fetale Herztöne zusätzliche Belastung für fetale Herztöne Hyperfrequente/ -aktive WT Hyperstimulation unklare vaginale Blutung Plazentalösung Es besteht die Gefahr fetaler Herzfrequenzveränderungen, da durch das verminderte Volumen im Uterus die Plazenta und Nabelschnur vermehrt der direkten Kraft und dem Druck des Myometriums ausgesetzt sind (WHO, 2008). Als Folge beschreiben Simkin & Ancheta (2011) variable Dezelerationen. Durch die starke intrauterine Volumenveränderung bei einem Blasensprung kann es zu einer vorzeitigen Plazentalösung kommen. Auch hierbei handelt es sich um einen geburtshilflichen Notfall (Hildebrandt & Göbel, 2008). Hat der kindliche Kopf keinen direkten Bezug zum Becken, kann es in Folge der Amniotomie zu einem Vorfall der Nabelschnur oder kindlicher Teile kommen. Fällt die 15 Management protrahierte Eröffnungsphase Nabelschnur vor kann diese durch den kindlichen Schädel komprimiert werden und so die kindliche Versorgung unterbrechen. In diesem Fall liegt eine akute Notfallsituation vor (Hildebrandt & Göbel, 2008). Drack & Schneider (2011) empfehlen eine rasche SC und raten von Reponierversuchen ab. Wird durch die Amniotomie ein kindliches Blutgefäss verletzt, besteht die Gefahr von enormem kindlichem Blutverlust. Eine Verletzung der Blutgefässe kann z. B. bei Insertio velamentosa durch direkte Perforation mit dem Amnionhaken oder durch weiterreisen der Amnion- und Chorionhaut geschehen (Chalubinski & Husslein, 2011). Eine Amniotomie darf deswegen nur durchgeführt werden, wenn bei der unmittelbar vorangehenden VU abirrende Gefässe oder mangelnder Bezug des kindlichen Kopfes zum Becken ausgeschlossen werden konnten. Um diese Komplikationen auszuschliessen wird vor und nach der Amniotomie eine fetale Herztonkontrolle durchgeführt. Ist die Fruchtblase eröffnet entfällt deren natürliche Schutzfunktion für den Feten gegenüber Keimen. Somit liegt ein erhöhtes Infektionsrisiko durch aufsteigende Keime vor, bis hin zur Entwicklung eines Amnioinfektionssyndromes (AIS). Aus diesem Grund wird die regelmässige Kontrolle von Infektparametern wie die Temperatur der Frau, sowie der Anstieg des C-reaktiven Proteins (CRP) und der Leukozyten im mütterlichen Blut empfohlen (Harder & Hauser, 2013). 2.3 Oxytocinunterstützung Eine weitere in der Praxis weitverbreitete Therapiemassnahme der protrahierten EP ist die Gabe von Oxytocin. Um die Wirkungsweise der Oxytocinunterstützung verstehen zu können, wird zunächst die Physiologie des Hormones Oxytocin aufgezeigt. Erstmals entdeckt wurde Oxytocin von Henry Dale im Jahr 1906 in einem Mäuseexperiment. Sein Name stammt aus dem altgriechischen und bedeutet „schnelles gebären“ (Wiley Information Services GmbH, 2013). Seither ist die Wirksamkeit mehrfach bewiesen worden und dessen Anwendung als Medikament ist in der Geburtshilfe weit verbreitet (Chalubinski & Husslein, 2011). Oxytocin ist ein körpereigenes Peptidhormon, das im Hypothalamus gebildet, im Hypophysenhinterlappen gespeichert und bei Bedarf ausgeschüttet wird (Rosenberger et al., 2013). Der Hypophysenhinterlappen ist ein Teil der Hypophyse (übergeordnete Hormondrüse) und der Hypothalamus gehört zum Gehirn (zentrales Nervensystem) (Menche, 2007). Damit ist Oxytocin ein Hormon und ein Neurotransmitter zugleich. Das Hormon wird vor allem beim Orgasmus, der Geburt und dem Stillen ausgeschüttet. Es 16 Management protrahierte Eröffnungsphase bewirkt rhythmische Kontraktionen des Myometriums und der Myoepithelzellen der Brustdrüsen (Römer et al., 2012). Darüber hinaus wird es als das Kuschel- und Liebeshormon deklariert und hat eine tragende Rolle bei dem Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen (Mertens, 2009; Heinrichs, von Dawans, & Domes, 2009). Die Ausschüttung von Oxytocin findet pulsatil, also nicht kontinuierlich, statt (Mack, 2010). Es wird im Körper durch Oxitocinase abgebaut. (Römer et al., 2012). Oxytocin ist das massgeblich an der Geburt beteiligte Hormon. Das synthetische Oxytocin wurde dem körpereigenen Oxytocin nachgebildet. In der Geburtshilfe wird das synthetisch hergestellte Oxytocin als Medikament verwendet. Im Jahr 1955 erhielt der amerikanische Biochemiker Vincent du Vigneaud den Nobelpreis für das erste synthetisch hergestellte Peptidhormon: dem Oxytocin (Nobel media AB, 2013). Der Handelsname des Medikamentes in der Schweiz lautet Syntocinon®. Laut Arzneimittelkompendium der Schweiz (Documed AG, 2012) ist der Eintritt der Wirkung je nach Applikationsform rasant. Die Bioverfügbarkeit ist bei der intravenösen Applikation schneller, als bei der Aufnahme über die Nasenschleimhäute. Das Arzneimittelkompendium (Documed AG, 2012) rät von einer intravenösen Bolusinjektion, der subkutanen oder intramuskulären Verabreichung ab und empfiehlt den Gebrauch als Dauerinfusion per Infusomat. Das Medikament verteilt sich über die Blutbahn im gesamten Körper. Es ist in Strukturund Wirkweise dem körpereigenen Hormon ähnlich, sodass es als Agonist wirkt. Der Wirkmechanismus eines Agonisten ist in Abbildung 2 dargestellt. Das bedeutet, dass Syntocinon an den körpereigenen Oxytocinrezeptoren andockt und die gleiche Wirkung auf die Myometriums- und Myoepithelzellen auslöst (Documed AG, 2012). Abbildung 2: Schlüssel-Schloss-Prinzip für Agonisten (Raffa, Rawls & Beyzarov, 2004, S.10) 17 Management protrahierte Eröffnungsphase Der Abbau erfolgt wie beim körpereigenen Hormon über das Enzym Oxytokinase. Die entstandenen Abbauprodukte werden vor allem über die Niere und nur ein kleinerer Teil über die Leber ausgeschieden. Die Halbwertszeit von Syntocinon® ist relativ kurz, die Werte reichen von drei bis zwanzig Minuten (Documed AG, 2012). Indikationen, Kontraindikationen und Komplikationen Syntocinon® wird in der Geburtshilfe während Geburt und Wochenbett angewendet. Präpartal wird es zur Geburtseinleitung, peripartal zur Therapie bei insuffizienten Wehen, sowie bei der aktiven Leitung der Plazentarperiode zur Prophylaxe und Therapie einer Atonie eingesetzt. Im Wochenbett findet es seine Anwendung bei Laktationsstörungen (Documed AG, 2012; Römer et al., 2012). In folgenden Situationen darf Syntocinon® nicht angewendet werden: Wie bei allen Medikamenten ist die Anwendung kontraindiziert, falls eine Überempfindlichkeit gegenüber einem der Hilfs- oder Wirkstoffe vorliegt. Von dem Gebrauch von Syntocinon® ist in Situationen, in denen die WT nicht gefördert werden darf (Lageanomalien, Rupturrisiko und Nabelschnurumschlingung, etc.) abzusehen. Unteranderem darf Syntocinon® nicht angewendet werden bei: hypertoner WT, suspekten oder pathologischen fetalen Herztönen, erhöhtem Risiko für eine Fruchtwasserembolie und schwerer Präeklampsie (Documed AG, 2012). Ist eine Indikation gegeben und Kontraindikationen wurden ausgeschlossen, muss dennoch mit diesen Gefahren und Nebenwirkungen gerechnet werden. Syntocinon® kann bei zu rascher Verabreichung zu schwerwiegenden Problemen des Herzkreislaufsystems führen. Daher ist bei Frauen mit Vorerkrankungen in diesem Gebiet besondere Vorsicht bei der Anwendung geboten. Weiterhin gibt es folgende häufige Nebenwirkungen (von 1/100 bis 1/10): Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Tachy- und Bradykardie (Documed AG, 2012). 2.4 Das aktive Management Als Initiator und Begründer des aktiven Managements in der Geburtshilfe zählt Kieran O´Driscoll. Er implementierte das aktive Management an einer Frauenklinik in Dublin, Irland im Jahr 1968. Die Massnahmen des aktiven Managements waren als Prävention gedacht und nicht als Therapie eines prolongierten Geburtsverlaufes. In seiner ursprünglichen Form galt das aktive Management nur für Nulliparas (Bohra et al., 2003). 18 Management protrahierte Eröffnungsphase Die angewandten Massnahmen wurden von O´Driscoll in organisatorische und medizinische Komponenten unterteilt. Zu den organisatorischen Komponenten zählten eine Geburtsvorbereitung der Frauen, tägliches ärztliches Assessment, eine 1:1 Betreuung und Geburtsüberwachung und eine Evaluation des Outcomes nach der Geburt im Team. Hinzu kamen medizinische Komponenten, die aus strengen Einschlusskriterien, strikter Überwachung des Geburtsfortschrittes, früher Amniotomie, häufigen VUs und hochdosiertem Oxytocin bei etablierter Dystokie bestanden (Pates & Satin, 2005). Forschungsergebnisse der Klinik in Dublin von damals, konnten eine statistische signifikante Verkürzung der Geburtsdauer belegen, ohne Einfluss auf die SC-Rate zunehmen. Dies war auch nicht das ursprüngliche Ziel. Das aktive Management verbreitete sich innerhalb Europa und wurde dabei je nach Land und sogar je nach Klinik unterschiedlich umgesetzt (Pates & Satin, 2005). So wird das geburtshilfliche Fachpersonal bis heute mit sehr unterschiedlichen Managements der protrahierten EP konfrontiert. Viele Fachpersonen sehen das aktive Management in seiner ursprünglichen Form als sehr invasiv mit unnötigen Interventionen. Die Komponenten des aktiven Managements in der Schweiz werden eher zur Therapie eines protrahiertem Geburtsverlaufes verwendet (Enkin et al., 2006). So wird beispielsweise die wehenanregende Wirkung der Amniotomie genutzt. Sie wird nicht mehr routinemässig zur Erhebung der Fruchtwasserfarbe und zur Diagnostik der endgültigen Kindslage angewendet. Gerade die Hebammenforschung hinterfragt das Anwenden unnötiger Massnahmen (Brailey, 2006; Schönberner, Schäfers, & Kehrbach, 2010). So weissen Chalubinski & Husslein (2001) auf einen bedachten Einsatz von Amniotomie und Oxytocin hin. Im Rahmen dieser Arbeit werden vor allem die Massnahmen Amniotomie und Oxytocinunterstützung und ihre Kombination fokussiert betrachtet. Die Vor- und Nachteile sollen anhand der aktuellen Literatur dargelegt werden und somit eine Grundlage bieten für ein evidenzbasiertes Management in der protrahierten EP. 2.5 Einflüsse auf die Wahl des Managements Die Meinungen, ob und in welcher Form die genannten Massnahmen zur Therapie von protrahierten EP sinnvoll sind, gehen stark auseinander. An dieser Stelle sind fachliche Aspekte und weitere Gesichtspunkte zu beachten, die die Umsetzung von diesen Therapiemassnahmen beeinflussen. Dazu gehören strukturelle, lokale und ökonomische Aspekte. 19 Management protrahierte Eröffnungsphase Die Arbeit im Gebärsaal wird von zwei Berufsgruppen dominiert: Ärztinnen und Ärzte, sowie Hebammen. Die verschiedenen Ausgangssituationen und Behandlungsmodelle müssen beleuchtet werden, um voneinander abweichende Meinungen und Vorgehensweisen verstehen zu können. 2.5.1 Rolle und Haltung der Hebamme Hebammen in der Schweiz werden nach dem Kompetenzprofil des KFH (2007) ausgebildet. Es beschreibt Aufgaben und Verantwortungen der Hebammenarbeit und grenzt die Kompetenzen in Regelrichtigkeit, -abweichung und -widrigkeit ab. Es besagt, dass die Hebammen in der Regelabweichung diagnostische und therapeutische Tätigkeiten verantworten. In der Regelwidrigkeit muss sie in Kooperation mit dem interdisziplinären Team arbeiten und übernimmt weiterhin Verantwortung (KFH, 2007). Das Hebammenverständnis von Gesundheit und Krankheit, Regelrichtig- bzw. Regelwidrigkeit ist multidimensional (Brailey, 2006). Es lehnt sich an das Modell der Salutogenese von Aaron Antonovsky (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2001) an. Das salutogenetische Modell entspricht dem humanistischen Paradigma. Dieses beschreibt Gesundheit und Krankheit als ein Kontinuum (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2001). Auf die Praxis dieser Arbeit angewandt, kann dies bedeuten, dass die MM-Eröffnung zwar verlangsamt ist, aber die kindlichen und mütterlichen Parameter, sowie die uterine Aktivität regelrichtig verlaufen. Aus der Sicht der Salutogenese wäre es also falsch die Gebärende per se als Risikopatientin abzuhandeln. Die Salutogenese fordert eine differenzierte Betrachtung von gesunden und kranken Anteilen. Hebammen sind Fachfrauen der Physiologie. Sie arbeiten bei Regelabweichung und Regelwidrigkeit mit dem interdisziplinären Team aktiv zusammen und versuchen die physiologischen Anteile zu stärken. Die Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft soll dabei nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. Die optimale Betreuung der Gebärenden soll dabei stets die oberste Prämisse sein (Brailey, 2006). 2.5.2 Strukturen und Rahmenbedingungen Neben den Paradigmen und Vorstellungen, die Berufsgruppen und Fachpersonen in ihre Arbeit mit einfliessen lassen, haben auch strukturelle und ökonomische Aspekte Auswirkungen auf das Handeln und die Abläufe in der Geburtshilfe. Der Arbeitsalltag in den Spitälern wird zunehmend von diesen Gesichtspunkten mitgeprägt, sodass häufig nicht alleine die medizinische Notwendigkeit, sondern auch Zeit, Raum und Geld ausschlaggebende Punkte in der Wahl der Behandlung sind. 20 Management protrahierte Eröffnungsphase Auch Simkin & Ancheta (2011) beschreiben den Einfluss von nichtmedizinischen Faktoren auf die Entscheidungsfindung des Fachpersonals. In der Praxis ist die 1:1 Betreuung von Gebärenden durch die Hebamme nicht immer gesichert. Dies obwohl die positiven Auswirkungen längst bekannt und wissenschaftlich bestätigt sind (Beinder, 2007). Gerade bei regelabweichenden oder regelwidrigen Geburtsverläufen wäre diese jedoch besonders wichtig (Brailey, 2006). Aber auch Schichtwechsel, Erreichbarkeit von Kaderpersonal und der Belegärzteschaft oder zu wenigen Räumlichkeiten können das Handeln beeinflussen. Das Motto des internationalen Hebammentages 2009 war „Es ist wichtig, wie wir geboren werden“ (Schweizerischer Hebammenverband, 2009). Dieses Motto beinhaltet sowohl die individuellen Aspekte, als auch die gesellschaftliche Dimension. Es besteht eine wechselseitige Wirkung zwischen der Geburtshilfe und der Gesellschaft (Brailey, 2006). Die Diagnose related Groups (DRG) sind ein Beispiel aus der aktuellen schweizerischen Gesundheitspolitik. Es handelt sich um ein fallbezogenes Klassifikationssystem für Leistungserfassung und Abrechnung (Fischer, 2007). Spätestens seit ihrer Einführung, nimmt die Bedeutung der Wirtschaftlichkeit im schweizerischen Gesundheitswesen enorm zu. Bezogen auf diese BT muss vor allem die unterschiedliche Bezahlung von vaginal Geburt und SC angesprochen werden. Das Kostengewicht einer sekundären SC liegt zwischen 1,140 und 2,758 je nach zusätzlichen Diagnosen. Während das Kostengewicht der vaginalen Geburt nur bei 0,507 bis 1,264 liegt (Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus, 2012). Diese Zahlen beziehen sich auf das deutsche Gesundheitssystem. Jedoch ist die Situation in der Schweiz diesbezüglich vergleichbar (Stadler, M., 26. April, 2013). Die höhere Entlohnung der SC könnte ein aussermedizinischer beeinflussender Faktor auf die Geburtshilfe sein. Um ein Management umsetzen und optimieren zu können, müssen auch nichtmedizinische Faktoren mit in Betracht gezogen werden. 21 Management protrahierte Eröffnungsphase 3 METHODEN Zweck einer Literaturreview ist die kritische Auseinandersetzung mit aktueller Forschungsliteratur zu einem Thema. Dabei wird die zu erforschende Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet (Polit, Beck, & Hungler, 2004). Die Autorinnen haben sich für eine Literraturreview entschieden, da sie die Handhabung in der Praxis sehr heterogen erlebt haben. Die Erfassung des Ist-Zustandes in der Praxis ist nicht der Fokus dieser Arbeit. Vielmehr ist das Ziel die aktuelle Evidenz zu erfassen und mehrdimensional zu beleuchten. Dies ist ein erster Schritt in eine evidenzbasierte Praxis. Das zentrale Anliegen dieser BT ist es die aktuellen Evidenzen zur Therapie der protrahierten EP im Zusammenhang mit Oxytocinunterstützung und Amniotomie darzulegen und aufgrund dessen Empfehlungen für die Praxis zu erstellen. 3.1 Suchprinzipien Vor der eigentlichen Literatursuche einigten sich die Autorinnen auf gemeinsame vorläufige Suchprinzipien zur gewählten Fragestellung. 3.1.1 Studientypen Für die Auswahl der Studiendesigns war es den Autorinnen wichtig die aktuelle Forschungslage zur protrahierten EP wieder zu geben. Die Herangehensweise für diese Arbeit lässt sich am besten durch die unabhängigen und abhängigen Variablen der Fragestellung erklären. Das quantitative Vorgehen ermöglicht die Zusammenhänge in Form des Ursache-Wirkungs-Prinzips darzustellen (Polit et al., 2010). Somit kann die Fragestellung zunächst am ehesten durch Studien mit einem experimentellen Design beantwortet werden. Randomisierte kontrollierte Studien (randomized controlled trial [RCT]) bieten das höchste Forschungsniveau (Willich, 2006). Um die in den Naturwissenschaften ebenfalls bedeutenden Beobachtungsaspekte mit einzubeziehen, sind auch nichtexperimentelle Designs gerechtfertigt (Polit et al., 2010). Da das Empfinden der Frau für die Hebammenarbeit jedoch als weiterer wichtiger Aspekt gilt, wurde auch nach Arbeiten gesucht die qualitative Designs haben oder diese Aspekte zumindest miteinbeziehen. Für alle Studientypen wurden primäre Daten favorisiert. Darüber hinaus wurden unabhängige Leitlinien zur Thematik miteinbezogen, um aktuelle Empfehlungen für die Praxis mit den Forschungsergebnissen vergleichen zu können. 22 Management protrahierte Eröffnungsphase 3.1.2 Studienteilnehmerinnen Bei der Literaturrecherche wurde darauf geachtet, dass die Studienteilnehmerinnen2, Nulli- und Mehrparas sind, mit unauffälliger Einlingsschwangerschaft in Kopflage, ohne bekannte Risiken. Diese Kriterien erfüllt auch die Population, für die mit dieser Arbeit eine Empfehlung abgegeben werden soll. Werden low-risk Frauen untereinander verglichen ist das Risiko für Bias niedrig, da diese von vorneherein eine ähnliche Ausgangslage haben. 3.1.3 Interventionen Es wurde nur Literatur für die Analyse herangezogen, die die Massnahmen im Zusammenhang mit Amniotomie und Oxytocinunterstützung, behandelt. Bei der gesamten Literaturrecherche wurde darauf geachtet, dass die Massnahmen der Therapie der protrahierten EP dienen und nicht zu deren Prävention. Wie oben beschrieben, wird von der Situation ausgegangen, dass bis zum Zeitpunkt der Diagnosestellung alles getan wurde, um eine protrahierte EP zu vermeiden und alternative Therapiemassnahmen ausgeschöpft wurden. 3.1.4 Ergebnisparameter Vorläufige Ergebnisparameter für die Literaturreview zur Bestimmung des Outcome waren: Intrapartale Vitalparameter von Mutter und Kind, Anwendung von Schmerzmittel, vag. op. Geburtsbeendigung, SC-Rate, Geburtsdauer (insgesamt und der EP), Apgar, pH-Wert des Nabelschnurblutes, Morbidität von Mutter und Kind, Kosten, Zufriedenheit und Erleben der Frau. 3.2 Literaturrecherche Um das vorhandene Wissen zu ordnen und Suchbegriffe generieren zu können wurde ein Mindmap erstellt (s. Anhang 9.1). In den Bibliotheken der Berner Fachhochschule (BFH) Gesundheit und der Universität Bern wurden dann Fachliteratur zum Thema gesucht. Dabei wurden verschiedene Publikationsformen (Internet, Bücher, Zeitschriften) und Publikationsarten (Lehrbücher, Studien, Fachartikel, Leitlinien) verwendet (Mayer, 2007). Das Mindmap wurde so fortlaufend erweitert. Anschliessend wurden Suchbegriffe in Englisch festgelegt. Zur weiteren Generierung von Suchwörtern, wurden Medical Subject Headings (MeSH) Begriffe verwendet und auf ihre Verwendbarkeit überprüft. 2 Da die Population im Rahmen dieser BT ausschliesslich weibliches Klientel beinhaltet, wird stets nur von Studienteilnehmerinnen gesprochen. 23 Management protrahierte Eröffnungsphase Tabelle 2: Such- und MeSH-Begriffe Englische Suchwörter amniotomy dystocia first stage labour, labor oxytocin, oxytocin augmentation prolonged labour/ labor risk MeSH Begriffe (Schlagwörter) Cesarean Section/statistics & numerical data Cesarean Section/utilization Female Humans Infant, Newborn Obstetric Labor Complications/therapy Oxytocin/administration & dosage Time Factors Oxytocin/administration & dosage Oxytocin/therapeutic use Parity Patient Satisfaction Pregnancy Pregnancy Outcome Randomized Controlled Trials as Topic Die systematische Literaturrecherche fand dann zwischen Dezember 2012 und Juni 2013 in Bibliotheken und ausgewählten Datenbanken, anhand themenbezogener Such- und MeSH-Begriffe, statt. Über das Netz der BFH und der Universität Bern wurde in folgenden Datenbanken eine systematische Literaturrecherche durchgeführt: Cochrane und PubMed. Die Suchoberflächen OvidSP und Google wurden zusätzlich verwendet. Die Suchbegriffe wurden jeweils bei der Advanced Search innerhalb der Datenbanken anhand der Bool´schen Operatoren „AND“, „OR“, „NOT“ kombiniert (Mayer, 2007). Eine gemeinsame Such- und Ergebnistabelle wurde angelegt (s. Anhang 9.2). Dort wurden Zeitpunkt und Datenbank, sowie verwendete Suchbegriffe, Limitationen und Ergebnisse festgehalten. Dadurch konnte die Übersicht gewährleistet und die Suche gegenseitig ergänzt werden. Zudem ist so die Möglichkeit gegeben den Suchweg zurückzuverfolgen. Die systematische Literaturrecherche fand mit den gleichen Suchbegriffen unabhängig voneinander statt, was der Qualitätssteigerung dient. Eine Erstbeurteilung der gefundenen Literatur erfolgte durch die Sichtung der Titel und Abstracts. Die Suchergebnisse wurden von den Autorinnen fortlaufend zusammengetragen und besprochen. Unbearbeitete Themenfelder wurden aufgedeckt und dann fokussiert angegangen. Die relevante Literatur wurde in einer Bibliografie zusammengefasst. Themenverwandte Studien, auf die durch Links hingewiesen wurde, sind mitberücksichtigt. Die Literaturverzeichnisse von relevanter Fachliteratur wurden auf passende Querverweise überprüft. 24 Management protrahierte Eröffnungsphase Die erste Fassung der Fragestellung musste nach ersten Rechercheversuchen angepasst werden, da wenig Literatur die Interventionen Amniotomie und Oxytocin direkt miteinander verglich. 3.3 Datenanalyse und -auswertung Die Datenanalyse und -auswertung fand ebenfalls systematisch statt und orientiert sich an der Struktur der Cochrane Collaboration (2013). Studienauswahl Die Studien aus der Bibliographie wurden in Einzelarbeit von den Autorinnen analysiert. Dafür wurde ein Analyseraster verwendet, dem die Arbeit von Kunz, Ollenschleger, Raspe, Jonitz & Kolkmann (2000) und Bucher (2000) zugrunde liegt. Zusätzlich wurden die Gütekriterien aus Polit et al. (2010) berücksichtigt. Die Leitlinien wurden anhand der Kriterien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften & Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin ([AWMF& ÄZQ], 2008) analysiert. Die Einschätzung der Evidenzstärke der Studien und Leitlinien wurden nach AWMF& ÄZQ (2005) durchgeführt. In einem nächsten Schritt besprachen die Autorinnen ihre jeweiligen, unabhängigen Analyseergebnisse. Die Übertragbarkeit der Daten auf die Fragestellung wurde überprüft und die passenden Studien und Leitlinien ausgewählt. So wurde eine hohe Qualität der Analyse erzielt. Datenextraktion & Datenmanagement Die verwendeten Studien und Leitlinien wurden von den Autorinnen anhand des erwähnten Rasters analysiert und kritisch gewürdigt (s. Anhang 9.3). Die methodologische Analyse der Studien, wurde in einer Stärke-Schwächen Tabelle zusammengefasst (s. Tabelle 3). Zudem fand eine unabhängige Extraktion der Ergebnisdaten statt. Diese wurden anschliessend verglichen, in Überbegriffen kategorisiert und in einer Analysetabelle (s. Tabelle 4) festgehalten. Bias-Risiko der Daten Auf das Bias-Risiko der einzelnen Studien wird in der jeweiligen kritischen Würdigung im Anhang 9.3 eingegangen. Diese wurden von den Autorinnen diskutiert. Es zeigte sich zudem, dass es Bias-Risiken gibt, die für die meisten Studien gültig sind. Diese werden nachfolgend aufgezeigt. Bias-Risiko dieser BT Es wurden Massnahmen unternommen, um die Bias-Risiken dieser Arbeit zu minimieren. Die Studiensuche wurde von beiden Autorinnen unabhängig, in 25 Management protrahierte Eröffnungsphase verschiedenen Datenbanken und Suchplattformen durchgeführt und in einer Suchtabelle festgehalten. Die gefundenen Studien und Abstracts wurden, falls sie brauchbar erschienen, von beiden Autorinnen gelesen und auf ihre Verwendbarkeit überprüft. Bei Unklarheiten bezüglich der Studienauswahl wurde die Kolloquiumsgruppe miteinbezogen. Die kritische Würdigung der Studien und Leitlinien, sowie die Extraktion der Ergebnisdaten wurde ebenfalls unabhängig gemacht und anschliessend zusammen diskutiert. Dennoch bleiben einige Limitationen. Eine erweiterte Suche im nicht englischsprachigen Raum hätte eventuell weitere Ergebnisse liefern können. Eine der verwendeten Studien (Blanch, Lavender, Walkinshaw, & Alfirevic, 1998) ist älter als der ursprünglich vorgegebene Suchzeitraum von 10 Jahren. Wegen der grossen Übereinstimmung mit der Fragestellung wurde sie dennoch eingeschlossen. Eine weitere eingeschlossene Studie (Cluett, Pickering, Getliffe & Saunders, 2004) bezieht als Interventionsgruppe die Wasserimmersion als Therapie der protrahierten EP mit ein. Da die Kontrollgruppe das aktive Management in der protrahierten EP beleuchtet, wurden diese Studienergebnisse ebenfalls miteinbezogen. Übertragbarkeit auf die Fragestellung Die Übertragbarkeit der Ergebnisse der Studien und Leitlinien auf die Fragestellung wurde im Einzelnen überprüft. Bei der Auswahl der Studien wurde darauf geachtet, dass die wesentlichen Einschlusskriterien bezüglich der Stichprobe mit denen dieser BT übereinstimmen. Zudem wurden nur Studien verwendet die tatsächlich die therapeutische Anwendung von Oxytocin und Amniotomie betrachten. Es wurde beurteilt, inwiefern die EP als Geburtsphase spezifisch behandelt wurde. Vergleichbarkeit der Studien Die Anwendung und Kombinationen der Interventionen umfasst eine grosse Bandbreite. Falls möglich, wurde eine Synthese aus vergleichbaren Studienergebnissen erstellt. War dies wegen des unterschiedlichen Designs nicht möglich, wurden die Ergebnisse einzeln dargestellt. Auf mögliche Bias wurde hingewiesen. Umgang bei fehlender Datenlage Im Prozess der Studiensuche kristallisierte sich heraus, dass es trotz angepasster Suchkriterien, nicht genügend geeigneten Studien gab, die Amniotomie und Oxytocin direkt miteinander verglichen. Die vorläufige Fragestellung konnte so nicht ausreichend beantwortet werden. Dieses Problem wurde in der Kolloquiumsgruppe diskutiert. Daraufhin wurde die Fragestellung angepasst. So konnte eine ausreichende Menge an qualitativ hochwertigen Studien gefunden werden, um die aktuelle Fragestellung zu bearbeiten. 26 Management protrahierte Eröffnungsphase 3.4 Ethik Neben den oben genannten Aspekten ist ein ethisches Vorgehen in der verwendeten Literatur von grosser Wichtigkeit. Die Hebammenarbeit unterliegt dem Internationalen Ethikkodex für Hebammen, der von der International Confederation of Midwives (1994) entwickelt wurde. Daher wurde auf diesen Aspekt besonders eingegangen, indem nur ethisch vertretbare Primärliteratur verwendet wurde. Die Randomisierung hat jedoch auch ethisch fragwürdige Aspekte. Dies bedeutet, dass Frauen in RCTs einer Intervention zufällig zugeordnet werden und so das weitere Vorgehen nicht bzw. nur erschwert mitbestimmen können (Polit et al., 2004). Auch die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (2009) weist auf diese Problematik hin. Diese Aspekte wurden in der kritischen Würdigung der Studien als eigener Punkt beachtet. Weitere wichtige Parameter, die beachtet wurden sind: das Erleben der Frau, die Vertretbarkeit von Randomisierung und Verblindung der Interventionen, Gerechtigkeit von Ein- bzw. Ausschlusskriterien, die Genehmigung durch eine Ethikkomission und die Zumutbarkeit der Intervention bzw. Nichtintervention. 4 ERGEBNISSE 4.1 Suchergebnisse Der Flowchart (Abbildung 3) stellt schematisch die Literaturrecherche dar. Die systematische Literaturrecherche fand sowohl in den angegebenen Datenbanken, als auch in den Quellenverzeichnissen der Fachliteratur zum Thema statt. Zum besseren Verständnis der Literaturrecherche sind relevante Treffer, gelesene Abstracts und Volltexte, sowie die verwendeten Studien und Leitlinien aufgeführt. Die ausführliche Suchund Ergebnistabelle ist im Anhang 9.2 zu finden. Obwohl es das Bestreben der Autorinnen war auch qualitative Studien miteinzubeziehen, konnte keine auf die Fragestellung passende Literatur gefunden werden. 4.2 Ausgewählte Literatur im Überblick Die ausgewählte Literatur wurde von den beiden Autorinnen unabhängig voneinander analysiert. Anschliessend fand eine Synthese der beiden Analysen statt und Unterschiede wurden ausdiskutiert. Die Ergebnisse dieser Synthesen, mit der Einschätzung von Stärken und Schwächen, sowie dem Evidenzlevel (s. Tabelle 4) und die Auflistung der relevanten Ergebnisse für die Fragestellung dieser Arbeit (s. Tabelle 3) wurden 27 Management protrahierte Eröffnungsphase festgehalten. Die ausführliche Analyse mit kritischer Würdigung der einzelnen Studien und Leitlinien findet sich im Anhang 9.3. Die ersten vier Studien sind randomisierte kontrollierte Studien. Dieses Design zählt zum Goldstandard von experimentellen Forschungsarbeiten, da es eine hohe interne Validität hat (Polit et al., 2010). Bei diesem Design werden Probanden und Probandinnen zufällig einer Interventions- oder Kontrollgruppe zugeteilt. Das Problem an diesem Design ist die ethische Vertretbarkeit (Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften, 2009). Cluett, Pickering & Brooking (2001) starteten eine Pilotstudie, in der sie Frauen zu eben dieser Problematik befragten. Dabei ging es speziell um die randomisierte Zuteilung zu therapeutischen Managements bei protrahierter EP. 70% der Frauen empfanden eine zufällige Zuteilung nach Diagnosestellung als zumutbar. Die höchste Aussagekraft bei randomisierten kontrollierten Studien besteht, wenn eine Verblindung stattgefunden hat. Dabei wissen weder die Probanden und Probandinnen, noch das Fachpersonal, wer in der Kontroll- oder Interventionsgruppe ist. Weitere Störvariablen werden so ausgeschlossen und somit das Risiko für einen systematischen Fehler gesenkt. 28 Management protrahierte Eröffnungsphase Abbildung 3: Übersicht Suchergebnisse der Literaturrecherche Datenbanken Pubmed (relevante Treffer: 139, gelesene Abstracts: 13, gelesene Volltexte: 7 verwendete Studien: 3) • Svärdby et al., 2006 (prospektive Deskriptionsstudie) • Dencker et al., 2008 (RCT) • Selin et al., 2009 (retrospektive Observationsstudie) Handsuche Bücher (Bücher mit relevanten Kapiteln: 9, überprüfte Querverweise: 31, verwendete Leitlinien: 1) OvidSP (relevante Treffer: 31, gelesene Abstracts: 10, gelesene Volltexte: 3, verwendete Ergebnisse: keine) • Managing Complications in Pregnancy and Childbirth: A guide for midwives and doctors, 2007 (WHO-Leitlinie) Cochrane (relevante Treffer: 14, gelesene Abstracts: 3, gelesene Volltexte: 3, verwendete Reviews: keine, verwendete Querverweise: 3) Journals Beispiele: • MIDIRS • Deutsche Hebammenzeitschrift • BJOG • Blanch et al., 1998 (RCT) • Cluett et al., 2004 (RCT) • Hinshaw et al., 2008 (RCT) • --> keine relevanten Studien, Literatur v.a. für Kapitel 2 & 5 NICE (relevante Treffer: 2, gelesene Abstracts: 2, verwendete Leitlinien: 1) • Intrapartum Care, 2007 (NICE-Leitlinie) 29 Management protrahierte Eröffnungsphase In den Studien, die für diese Literaturreview verwendet wurden, fand nie eine Verblindung statt. Bei einer Amniotomie ist die Verblindung nicht möglich. Keine Studie gab Gründe für die Nichtverblindung der Oxytocingabe an. Es ist jedoch möglich, dass die zusätzlichen Interventionen (z.B. venöser Zugang) und Überwachungen (z.B. kontinuierliche fetale Herztonüberwachung), die mit der Oxytocingabe einhergehen, eine Verblindung arbeitsaufwendig und unethisch machen. Zudem wurden eine retrospektive Observationsstudie und eine prospektive Deskriptionsstudie eingeschlossen. Der Vorteil der retrospektiven Herangehensweise ist, dass sie ethisch unbedenklich ist. Bei der Analyse der Ergebnisse wurde jedoch bedacht, dass der blosse Zusammenhang zwischen zwei Variablen nicht automatisch bedeutet, dass ein direktes Ursache-Wirkungsprinzip vorliegt (Polit et al., 2010). Der zusätzliche Einschluss einer Deskriptionsstudie erweitert das Spektrum an Forschungsdesigns dieser Arbeit und wurde gewählt v.a. um aktuelle Daten zur Inzidenz zu erheben. Es wurde eine Studie verwendet, die bereits 15 Jahre alt ist. Da die Qualität der Studie gut ist und sie wichtige Ergebnisse für diese Arbeit liefert, wurde sie dennoch eingeschlossen. Da sich das Management in den letzten Jahrzehnten kaum verändert hat, beschlossen die Autorinnen, dass der Einschluss einer älteren Studie vertretbar ist. Die relevanten Ergebnisse sind der Übersichtlichkeit halber in Tabelle 3 aufgelistet. Diese gibt die Autorinnen und Autoren, sowie das Publikationsjahr mit Design an. Da die verwendete Literatur ein breites Spektrum an Fragestellungen, bezüglich Amniotomie und Oxytocin beleuchtet, werden diese jeweils mitangegeben. Zum besseren Verständnis der Literatur sind in den Spalten Methode und Intervention die wichtigsten Fakten zu den Studien und Leitlinien aufgezeigt. Aus den ausführlichen Analysen (s. Anhang 9.3) wurde eine Auswahl an relevanten Ergebnissen für diese Arbeit ausgewählt. Diese sind unter relevante Ergebnisse aufgelistet. Die erfassten Outcomeparameter sind zur besseren Übersicht fett gedruckt. 30 Management protrahierte Eröffnungsphase Tabelle 3: Analyseergebnisse der eingeschossenen Studien Autorschaft, Jahr Fragestellung Methode Intervention relevante Ergebnisse Blanch et al., 1998 (RCT) Wie kann die SC-Rate bei Weheninsuffizienz gesenkt werden ohne Morbidität und Mortalität von Mutter und Kind negativ zu beeinflussen? n=61 - Nulli- & Mehrparas - randomisierte Zuteilung - Zeitraum der Datenerhebung: Nov. 1992 – Juni 1996 1)abwartendes Management 2) Amniotomie 3) Amniotomie & Oxytocin - Zufriedenheit der Frauen nach Diagnosestellung ist höher wenn Interventionen durchgeführt werden - Voranschreiten der MM- Eröffnung und Verkürzung der Geburtsdauer zeigt sich bei Oxytocin am schnellsten, gefolgt von Amniotomie alleine im Gegensatz zum abwartenden Management (nicht statistisch signifikant) - angedeutete höhere SC-Rate in 2) & 3) Cluett et al., 2004 (RCT) Wie wird die Rate von PDA und operativer Geburtsbeendigung durch die Wasserimmersion beeinflusst bei protrahiertem Geburtsverlauf der EP von Nulliparas? Dencker et al., 2009 (RCT) Welche Auswirkungen hat die früher oder späte Oxytocinanwendung auf das geburtshilfliche und kindliche Outcome bei Nulliparas mit spontanem aber protrahiertem Geburtsverlauf? Hinshaw et al., 2008 (RCT) Senkt die frühe Anwendung von Oxytocin die SC-Rate? n=99 -randomisierte Zuteilung 1) Standard Management (Amniotomie & Oxytocin) 2) Wasser - bei 2) weniger PDAs & signifikant weniger Interventionen - Häufigkeit von vag.op. Geburten & Dauer der EP vergleichbar - Schmerzen (postpartal beurteilt) bei 1) höher - Mütterliche Zufriedenheit: Privatsphäre, Mobilität bei 2) höher, Geburt gesamt kein Unterschied - kindliche Adaptationsparameter vergleichbar, aber stat. signifikanter Unterschied in Verlegung auf Neonatologie n=630 - randomisierte Zuteilung - Zeitraum der Datenerhebung: 1998-2003 Amniotomie immer zuerst durchgeführt: 1) früher Oxytocinanwendung 2) abwartende & späte Oxytocinanwendung - kein Unterschied im Geburtsmodus -Zeit: Randomisierung bis Geburt in 1) um 85 Min.uten kürzer (signifikant) - kein Unterschied in Bluttransfusionen postpartum, Analgesiewunsch, im Schmerzerleben, in Geburtsverletzungen - kein Unterschied in Variablen des neonatalen Outcomes (5´APGAR <7, metabolische Azidose) Amniotomie immer zuerst durchgeführt: 1) Oxytocin sofort 2) Oxytocin nach 8h - kein signifikanter Unterschied in SC-Rate, Auftreten von postpartalen Depressionen, Anwendung von Analgesie - kein Unterschied in mütterlichem oder kindlichem Outcome - signifikant mehr Hyperstimulation und kürzere Geburtsdauer in 1) - grössere Mobilität für Frauen der 2) - Tendenz zu weniger vag. op. Entbindungen in 1) n=412 - Nulliparas 31 Management protrahierte Eröffnungsphase Selin et al., 2009 (Retrospektive Observationsstudie) Wie wird Oxytocin für die Wehenunterstützung während der Geburt eingesetzt und in welchem Zusammenhang zu Geburtsfortschritt und Geburtsoutcome steht dies? n=1263 - Zeitraum der erhobenen Daten: 2000-2001 keine Intervention, retrospektive Datenerhebung Svärdby et al., 2006 (prospektive Deskriptionsstudie) Welche Unterschiede gibt es bei Nulliparas mit und ohne Oxytocinunterstützung? n=164 - Datenerhebung aus dem Geburtsdossier - Erhebung des Schmerzempfinden per Skala - keine medizinische Intervention - quantitativer Fragebogen an die Frau NICE, 2007 Haben Dauer und Fortschritt der EP und AP Auswirkungen auf die geburtshilflichen Outcomes? - unabhängiges Forscherteam - Literaturrecherche & analyse, Kategorisierung der Evidenzen WHO, 2007 Managing complications in pregnancy and childbirth Leitlinie für Hebammen und Ärzte - Inzidenz protrahierter Geburtsverlauf: 19,8%insgesamt, bei Nulliparas ca. 30% -protrahierte Geburt ist in 74,5% Indikation für SC - Frauen mit Oxytocin hatten signifikant mehr SCs - In Bezug zur Diagnosestellung wird Oxytocin zu früh und zu spät angewendet - mit Oxytocin statistisch kürzere Geburtsdauern - Diagnose selbst hat zu Kontrollverlust und Misstrauen in den eigenen Körper geführt - höhere Zufriedenheit, wenn interveniert wurde - uneinheitliche Anwendung von Oxytocin - 70% aller Frauen bekamen Oxytocin zur Wehenunterstützung, davon 54% in der EP und 16% in der AP - nach Anwendung von Oxytocin war die Rate an operativen Geburtsbeendigungen signifikant höher ( zählt für EP & AP) - kein Unterschied in kindlichen Adaptationsparametern und Schmerzerleben der Frau - höhe PDA-Rate in der Oxytocingruppe - die Dauer der EP & AP ist in den Oxytocingruppen statistisch signifikant länger (unabhängig von der Diagnose) - Verkürzung der Geburtsdauer durch Amniotomie im Vergleich zu abwartendem Management - Kein Unterschied in Geburtsdauer im Vergleich von Amniotomie und Oxytocin zu Oxytocin alleine, aber mehr mütterliche Infekte - Amniotomie und Oxytocin ohne direkten Einfluss auf fetale Herztonveränderungen - Diagnosestellung durch ganzheitliches Assessment - Verwendung eines Partogramms zur Diagnosestellung ist unerlässlich, als weiteres Kriterium soll die uterine Aktivität ermittelt werden - als erste Massnahme wird die Amniotomie empfohlen - als nächstes ist die Anwendung von Oxytocin angezeigt - bei ausreichender WT sollte nach 2 Std. erneut untersucht werden 32 Management protrahierte Eröffnungsphase 4.3 Analyseergebnisse Welches Amniotomie- und Oxytocinmanagement bei der protrahierten EP die Therapie mit dem besten Outcome für Mutter und Kind ist, soll mit den Ergebnissen konkret beantwortet werden. Die verwendeten Studien behandeln ein breites Spektrum an therapeutischen Interventionen. Neben den Daten zu Geburtsdauer und Geburtsmodus, Komplikationen auf maternaler oder neonataler Seite, ist es aus den bereits beschriebenen Gründen wichtig, das Erleben der Frau und wo möglich auch langfristige Konsequenzen des jeweiligen Managements zu erfassen. Geburtsdauer Sowohl der Amniotomie, als auch der Oxytocinanwendung konnte eine verkürzende Wirkung auf die Geburt nachgewiesen werden. Die Studien zeigen diesbezüglich mehrheitlich vergleichbare Ergebnisse. Selin, Almström, Wallin & Berg (2009) stellten in ihrer retrospektiven Observationsstudie fest, dass die Oxytocinanwendung eine signifikant kürzere Geburtsdauer bewirkt. Die Zeit von Randomisierung bis zur Geburt ist auch in der RCT von Dencker et al. (2009) bei früher Oxytocinanwendung signifikant kürzer (um 85 Min.), als bei später Oxytocinanwendung. Dies stimmt mit den Ergebnissen der RCT von Hinshaw, Simpson, Cummings, Hildreth & Thornton (2008) überein. Bei der RCT von Blanch et al. (1998) führte die Oxytocinanwendung auch zu signifikant kürzeren Geburten, im Gegensatz dazu war die Amniotomie alleine, bezogen auf die Geburtsdauer, nicht signifikant kürzer. Dennoch schienen beide Interventionen die Geburt stärker zu verkürzen, als das abwartende Management. Cluett et al. (2004) sehen in ihrer RCT im Vergleich von Amniotomie und Oxytocin mit der Wasserimmersion keine Unterschiede in der Dauer der EP. Zwar beschreiben Svärdby, Nordström & Sellström (2006) in ihrer prospektiven Deskriptionsstudie eine längere Dauer von EP und AP bei der Oxytocinunterstützung, diese Ergebnisse beinhalten jedoch sowohl physiologische, als auch pathologische Geburtsverläufe. Die Amniotomie scheint laut der international anerkannten britischen Leitlinie, NICE (2007) die Geburtsdauer bei Nulli- und Mehrparas signifikant zu verkürzen, im Vergleich zu dem abwartenden Management. Auch die WHO-Leitlinie (2007) bestätigt die verkürzende Wirkung der Amniotomie auf die Geburtsdauer. Wird ein Management von Amniotomie und Oxytocin mit der alleinigen Oxytocinanwendung verglichen, können 33 Management protrahierte Eröffnungsphase keine signifikanten Unterschiede in der Dauer der Geburt festgestellt werden (NICE, 2007). Sectio und vaginal operative Entbindung Wird ein Management mit Amniotomie und bzw. oder Oxytocin gewählt, steht dieses häufig im Zusammenhang mit einer erhöhten SC-Rate. Wann Oxytocin angewendet wird, scheint jedoch keine Auswirkungen auf den Geburtsmodus zu haben. Lediglich auf die Anzahl der vag. op. Geburten scheint der Zeitpunkt der Anwendung einen Einfluss nehmen zu können. Die Auswirkung beider Interventionen auf die Rate der operativen Entbindungen (SCs und vag. op. Geburten) wurde von den Autoren unterschiedlich beschrieben. Selin et al. (2009) geben an, dass 74,5% der SCs die Indikation protrahierter Geburtsverlauf zugrunde liegt. Sie beobachteten retrospektiv eine signifikant höhere SC-Rate bei Frauen die Oxytocin erhalten hatten. Die Ergebnisse aus der Observationsstudie von Svärdby et al. (2006) beschreiben eine signifikant höhere Rate an operativen Geburtsbeendigungen nach der Anwendung von Oxytocin, dabei wurde keine Unterscheidung zwischen Oxytocinanwendung in der EP bzw. AP gemacht. Blanch et al. (1998) stellten eine angedeutete höhere SC-Rate in den Interventionsgruppen mit Amniotomie bzw. Amniotomie und Oxytocin fest, allerdings ohne statistische Signifikanz. Hinshaw et al. (2008) konnten im Vergleich zwischen früher und verzögerter Oxytocinanwendung keinen signifikanten Unterschied in der SC-Rate zeigen. Auch Dencker et al. (2009) konnten keinen Unterschied im Geburtsmodus bei früher bzw. später Ocxytocinanwendung zeigen. Wird die Inzidenz von vag. op. Geburtsbeendigungen betrachtet sind die Zahlen laut Cluett et al. (2004) vergleichbar, ohne signifikante Unterschiede. Hinshaw et al. (2008) sehen bei früher Oxytocinanwendung eine Tendenz zu weniger vag. op. Geburten. Mütterliches Outcome Die mütterlichen Outcomeparameter umfassen eine Reihe von Aspekten, welche direkt bei der Geburt, im Wochenbett oder auch erst im späteren Verlauf festgestellt werden können. Die Literaturanalyse zeigte, dass die maternale Morbidität durch Amniotomie und Oxytocinunterstützung vor allem kurzfristig negativ beeinflusst wird. Mittelfristig konnten keine negativen Folgen festgestellt werden. 34 Management protrahierte Eröffnungsphase Hinshaw et al. (2008) zeigen, dass keine Unterschiede bezüglich frühem oder spätem Oxytocin gezeigt werden können. Wird die frühe mit der späten Anwendung von Oxytocin verglichen, konnten auch keine Varianzen bei Geburtsverletzungen oder der Notwendigkeit für Bluttransfusionen ermittelt werden (Dencker et al., 2009). Bezogen auf postpartale Depressionen zeigen sich laut Hinshaw et al. (2008) keine negativen, mittelfristigen Veränderungen auf die mütterliche Psyche. NICE (2007) verglich die Anwendung von Amniotomie und Oxytocin mit der alleinigen Oxytocinanwendung und fand heraus, dass die postpartale Infektrate der Mutter in der ersten Gruppe signifikant erhöht war. Die Anwendung von Oxytocin scheint diese mütterlichen Parameter nicht signifikant negativ zu beeinflussen, während die Amniotomie Infekte zu begünstigen scheint. Eine der Komplikationen im Zusammenhang mit der Oxytocinanwendung ist die uterine Hyperstimulation. Nur Hinshaw et al. (2008) erfassten dieses Risiko und kamen zu dem Schluss, dass mehr Hyperstimulationen bei sofortiger Oxytoxcinanwendung auftreten, als bei der verzögerten. Zufriedenheit, Schmerzassessment, Analgesie Kommt es zur Diagnose protrahierter Geburtsverlauf, scheint es für das Geburtserleben der Frauen wichtig zu sein, dass eine Intervention vorgenommen wird. Trotz höherer Mobilität zeigten sich bei Cluett et al. (2004) keine Unterschiede im gesamten Erleben der Geburt. Bezüglich des erfassten Schmerzerlebens wurden unterschiedliche Aussagen getroffen. Betrachtet man die Verwendung von Analgesien kann aufgrund der vorhandenen Ergebnisse gezeigt werden, dass die Oxytocinunterstützung an sich eine höhere PDA-Rate mit sich zieht, allerdings hat der Zeitpunkt der Oxytocinunterstützung keinen Einfluss. Selin et al. (2009) haben in ihrer retrospektiven Studie herausgefunden, dass die Diagnose protrahierte EP bei Gebärenden zu Unsicherheit führt, was sich laut den Forschenden in Misstrauen gegenüber dem eigenen Körper und Kontrollverlust äusserte. Sie stellten fest, dass die Zufriedenheit der Frauen höher war, wenn nach der Diagnosestellung eine Intervention durchgeführt wurde. Diese Aussage wird von Blanch et al. (1998) bestätigt. Frauen in den Interventionsgruppen mit Amniotomie oder Amniotomie und Oxytocin gaben eine höhere Zufriedenheit an, als die Frauen in der Kontrollgruppe mit dem abwartenden Management. Cluett et al. (2004) differenzierten ihre Ergebnisse diesbezüglich und zeigten, dass Frauen mit Oxytocin- und Amniotomieanwendung weniger mobil waren und weniger Privatsphäre hatten, als die 35 Management protrahierte Eröffnungsphase Frauen mit Wasserimmersion. Auch die späte Anwendung von Oxytocin scheint die Mobilität der Frauen zu verbessern (Hinshaw et al., 2008). Jedoch konnte im Erleben der gesamten Geburt keine Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden Cluett et al. (2004). Svärdby et al. (2006) haben zudem das Schmerzerleben der Frauen unter der Geburt erfasst und stellten keine signifikanten Unterschiede fest. Laut Dencker et al. (2009) hat auch die Anwendung von früher bzw. später Oxytocingabe keinen Einfluss auf die Geburtsschmerzen. Desweiteren besagen die Ergebnisse von Cluett et al. (2004), dass die Schmerzen von den Frauen in der Kontrollgruppe mit Amniotomie und Oxytocin höher angegeben wurden, als in der Interventionsgruppe. Das Schmerzerleben wurde auch anhand der Analgesien unter der Geburt erfasst. Hinshaw et al. (2008) konnten keine signifikanten Abweichungen bei der Anwendung von Analgesien bei sofortiger oder verzögerter Oxytocingabe beobachten und stimmen in dieser Aussage mit Dencker et al. (2009) überein. Im retrospektiven Vergleich stellt sich bei Frauen, welche Oxytocin erhalten haben, eine höhere PDA-Rate heraus (Svärdby et al., 2006). Ein Einfluss auf das Schmerzerleben durch Amniotomie und Oxytocin wurde auch von Cluett et al. (2004) beschrieben. Sie zeigten eine höhere Verwendung von PDAs bei Oxytocin- und Amniotomieanwendung im Vergleich zur Wasserimmersion. Kindliches Outcome Neben der Mutter ist das Kind eine zweite wichtige, an der Geburt beteiligte, Person. Das kindliche Outcome wird vor allem an Adaptationsparametern gemessen. Es scheint, als habe weder die Anwendung von Oxytocin per se, noch der Zeitpunkt dieser Therapie einen negativen Einfluss auf das Kind. Bezüglich der Veränderung der fetalen Herzfrequenz nach Amniotomie macht die Literatur unterschiedliche Angaben. Während NICE (2007) keinen signifikanten Zusammenhang sieht, beschreibt die WHO (2007) ein mögliches Risiko durch die veränderten intrauterinen Druckverhältnisse. Hinshaw et al. (2008) beschreiben allgemein keine statistisch auffälligen Abweichungen im kindlichen Outcome bei früher versus später Oxytocinverabreichung. Dencker et al. (2009) untermauern diese Aussage mit ihren Ergebnissen. Und auch Svärdby et al. (2006) konnten keine Unterschiede bei kindlichen Adaptationsparametern erfassen. Cluett et al. (2004) verglichen in ihrer RCT die Wasserimmersion mit dem aktiven Management. Die kindlichen Adaptationsparameter waren in den 36 Management protrahierte Eröffnungsphase beiden Gruppen vergleichbar. Jedoch wurde bei der Wasserimmersion ein statistisch signifikanter Unterschied in der Anzahl der Verlegungen auf die Neonatologie dargestellt. Auch NICE (2007) bestätigt diese Ergebnisse und sieht keinen signifikanten Anstieg von pathologischen fetalen Herztönen nach Oxytocinanwendung bei protrahierter EP. Inzidenz Selin et al. (2009) konnten aufzeigen, dass 19,8% der Geburten protrahiert verlaufen. 30% der Nulliparas sind davon betroffen. Die Zahlen von Svärdby et al. (2006) ergänzen diese Beobachtungen. Laut den Autorinnen und Autoren bekommen 70% der Gebärenden Oxytocin zur Unterstützung der WT. 54% davon erhalten das Medikament bereits in der EP, 16% in der AP. Oxytocinanwendung Die Erfahrungen aus der Praxis über die uneinheitliche Anwendung von Oxytocin, können anhand der Studiendaten untermauert werden. Genauere Aussagen über die Anwendung von Oxytocin wurden von der Observationsstudie von Selin et al. (2009) und der Deskriptionsstudie von Svärdby et al. (2006) getätigt. Wird Oxytocin angewendet geschieht dies meist uneinheitlich und im Bezug zur Diagnosestellung wird mit der Oxytocintherapie häufig zu früh oder zu spät begonnen (Selin et al., 2009). Svärdby et al. (2006) stellen die hohe Inzidenz in Zusammenhang mit einer problematischen Anwendung. Sowohl Dencker et al. (2009) als auch Hinshaw et al. (2008) beschreiben als Grund für die uneinheitliche Anwendung von Oxytocin die mangelnde Compliance der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. In Tabelle 4 werden die wichtigsten Erkenntnisse der kritischen Würdigung anhand eines Stärke-Schwäche-Profils dargestellt. Zudem ist jeweils das Evidenzlevel nach AWMF & ÄZQ (2005) angegeben. Zur besseren Nachvollziehbarkeit sind Autoren, Jahr und Titel der Studien und Leitlinien angegeben. 37 Management protrahierte Eröffnungsphase Tabelle 4: Stärken- und Schwächenprofil der eingeschlossenen Literatur Autoren & Jahr Blanch et al., 1998 Cluett et al., 2004 Titel Dysfunctional labour: a randomised trial Randomised controlled trial of labouring in water compared with standard of augmentation for management of dystocia in first stage of labour Dencker et al., 2009 Early versus delayed oxytocin augmentation in nulliparous women with prolonged labour – a randomized controlled trial Hinshaw et al., 2008 A randomised controlled trial of early versus delayed oxytocin augmentation to treat primary dysfunctional labour in nulliparous woman Stärken Schwächen Evidenzlevel - Methoden transparent - Nulli- und Mehrparas berücksichtigt - durch Ethikkommission bewilligt - Zufriedenheit der Frau zählt zur Datenerhebung, postpartum durch Fragenbogen - hohes Mass an selbstkritischem Denken - kleine Stichprobe n=61 - Daten werden in den Resultaten, Diskussionsteil und in den Schlussfolgerungen nicht zwischen Nulli- und Mehrparas unterschieden - 15 Jahre alt Ib - Wahl der Interventions- und Kontrollgruppe basiert auf einer vorangegangenen Pilotstudie (Cluett et al. 2001) - Schmerzerleben und Zufriedenheit der Frau als wichtige Datenquelle - Datenerhebungsmethoden und Datenanalyse sind übersichtlich und transparent dargestellt - Limitationen sind selbstkritisch aufgegleist - n=99, obwohl n=220 geplant waren - nicht einzelne Interventionen werden miteinander verglichen, sondern ganze Management-Pakete (hohes Risiko für systematischen Fehler, da Erfolge/Misserfolge nicht auf einzelne Interventionen zurückgeführt werden können) - Vermischung von abhängigen und unabhängigen Variablen (Amniotomie und Oxytocinanwendung sind Interventionen und werden dann als Ergebnisparameter erhoben) Ib - Amniotomie fand immer vor der Randomisierung statt - Selbstgenannte Randomisierungsfehler, Nichtbeachtung der Studienprotokolle und nicht verwendbare Daten versucht statistisch aufzuheben, doch es wird nicht weiterdarauf eingegangen Ib - mangelnde Compliance der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch die Studie selbst beschrieben - Die Übergangsphase (MM-Eröffnung zwischen 8-10 cm) wird von der Datenerhebung ausgeschlossen - Amniotomie fand immer vor der Randomisierung statt Ib - Stichprobengrösse n=630 - Setting: drei verschiedene Spitäler, höhere Objektivität der Daten - Schmerzassessment vor der Randomisierung und retrospektiv 2-4 Std. postpartum - Stichprobenselektion, Methoden und Datenanalyse transparent aufgezeigt - Stichprobengrösse n= 412 - Datenerhebung fand in 14 Spitäler statt, kleineres Risiko für Fehler durch Beeinflussung des Settings - bewilligt durch die Ethikkommission - Randomisierung durch unabhängige externe Organisation 38 Management protrahierte Eröffnungsphase Selin et al., 2009 Use and abuse of oxytocin for augmentation of labour Svärdby et al., 2006 Primiparas with or without oxytocin augmentation: a retrospective descriptive study - grosse Datenmenge von 1263 Geburten - Daten aus demselben Spital, bessere Vergleichbarkeit bei retrospektivem Design - eine Art Bestandsaufnahme - Bewilligung durch eine Ethikkommission - Limitationen durch das gewählte retrospektive Design gegeben - keine Informationen zur uterinen Aktivität oder Sicht der Frau zur Anwendung des Medikaments III - Hebammenspezifische Forschung (Schwerpunkt liegt auf das Empfinden der Frau) - eine Art Bestandsaufnahme - transparente Methoden und Auswertung der Daten - keine Unterscheidung von LP und EP - oft keine Unterscheidung bei den Ergebnissen zwischen Oxytocinunterstützung in der EP und AP unterschieden - Schmerzassessment während der Geburt - Limitationen durch das Design gegeben III NICE, 2007 Intrapartum Care (Guideline) - Unabhängige herausgebende Organisation - Methoden in separatem Dokument ausführlich beschrieben - hochwertige Literatur ist transparent dargelegt - regelmässige Überarbeitung der Inhalte WHO, 2007 Managing Complications in Pregnancy and Childbirth (Guideline) - entstanden in Zusammenarbeit mit UNICEF, UNFPA und World Bank - regelmässige Überarbeitung der Inhalte - weltweit anerkannte Gesundheitsorganisation - ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Gesundheitsversorgung in dem UK - nicht frei zugänglich - keine direkten Rückschlüsse auf die verwendete Primärliteratur - weltweite Gültigkeit, deswegen teilweise schwer auf schweizerisches Setting übertragbar A A 39 Management protrahierte Eröffnungsphase 5 DISKUSSION Bei der Wahl des Amniotomie- und Oxytocinmanagements bei protrahierter EP müssen frauen- und familienzentrierte, sowie gesundheitspolitische und hebammenspezifische Aspekte beachtet werden. Geburtsdauer Der gewünschte Effekt der therapeutischen Interventionen des aktiven Managements ist es die protrahierte Geburt zu verkürzen. Beide Interventionen des aktiven Managements, Amniotomie und Oxytocinunterstützung, konnten die Geburtsdauer statistisch signifikant verkürzen. Das aktive Management als Therapie der protrahierten Geburt nach O´Driscoll, Stronge, & Minogue (1973) beinhaltete ursprünglich beide Interventionen. Aktuell fehlt Forschung, die Amniotomie und Oxytocin in den direkten Vergleich setzt. Auch im Rahmen der Literatursuche zu dieser Arbeit und der ursprünglichen Fragestellung, zeigte sich diese Forschungslücke. Direkte Vergleichsforschungen durch RCTs wären eine sinnvolle Herangehensweise. Zwar zeigten Blanch et al (1998) die Tendenz, dass die Kombination aus Amniotomie und Oxytocin gegenüber Amniotomie alleine eine grössere beschleunigende Wirkung hat, jedoch ist dieses Ergebnis nicht statistisch signifikant. Andere Studien haben die Wirkung der Amniotomie gar nicht betrachtet. NICE (2007) konnte keine zusätzliche Verkürzung durch die zeitnahe Kombination beider Interventionen feststellen. Nichtsdestotrotz ist die Empfehlung nach der NICE-Leitlinie (2007) zuerst die Amniotomie als Therapie durchzuführen. Nach 2 Std. wird erneut untersucht. Ist der Verlauf nach wie vor protrahiert, wird die Oxytocingabe vorgeschlagen. NICE (2007) erklärt nicht, weshalb die verzögerte Oxytocingabe trotz eines zweistündigen Intervalls im Vergleich zu der zeitnahen Kombination in Bezug auf die Geburtsdauer unerheblich ist. Eine mögliche Erklärung ist, dass sowohl die intravenöse Oxytocingabe, als auch die Amniotomie über den Fergusonreflex den Oxytocinspiegel im Blut steigern. Dem Prinzip der Downregulation von Hormonen folgend, ist die lineare Zunahme der WT nicht anzunehmen. Sowohl Blanch et al. (1998), als auch NICE (2007) unterscheiden zwischen Nulli- und Mehrparas. Dies ist zentral, um ein Bias zu verhindern. Zwar war es Blanch et al. (1998) wegen der kleinen Stichprobengrösse (n=61) nicht möglich Intervention- und Kontrollgruppe nach Parität auszuwerten, jedoch konnten sie die Homogenität der Gruppen belegen. Die physiologischen Unterschiede im Geburtsverlauf von Nulli- und 40 Management protrahierte Eröffnungsphase Mehrparas wurden bereits aufgezeigt und durch die Zeitangaben nach Friedmann (zitiert in Simkin & Ancheta, 2011) verdeutlicht. Diese physiologischen Unterschiede werden von NICE (2007) beachtet, indem dem Assessment bei protrahierter EP einer Mehrpara grössere Bedeutung beigemessen wird. Aus Hebammensicht ist jede Geburt genauso individuell wie die Gebärende selbst. Eine allgemeingültige zeitliche Dimension ist daher nahezu unmöglich zu definieren. Es ist kritisch alleine die Verkürzung der Geburtsdauer als Benefit für Mutter und Kind zu verstehen, dies sollte per se keine Indikation für die Anwendung invasiver Therapiemassnahmen sein. Die Betrachtung aller geburtshilflicher Parameter ist fundamental. Dennoch muss das geburtshilfliche Fachpersonal zwischen individueller Geburtsdauer und Risiko für Morbidität von Mutter und Kind abwägen. Sectio und vaginal operative Geburt Die Literaturanalyse ergab keine statistisch signifikanten Unterschiede bezüglich vag. op. Geburten als Folge einer protrahierten EP. Einflüsse der protrahierten AP auf die Rate an vag. op. Geburten waren zum Teil Gegenstand der Studien, sind im Rahmen dieser BT jedoch nicht relevant. Die Bedeutung der vaginalen Geburt für Mutter und Kind, sowie die steigende SC-Rate und die damit zusammenhängende Problematik wurde bereits aufgezeigt. Das Ziel der Therapie der protrahierten EP ist es, die vaginale Geburt zu ermöglichen. Durch wehenfördernde Mittel soll die spontane Geburt gefördert werden. Die SC ist die Ultima Ratio. Dem gegenüber stehen die Ergebnisse aus den Studien dieses Literaturreviews. Beispielsweise zeigen Selin et al. (2009), dass ca. dreiviertel der sekundären SC aufgrund eines protrahierten Geburtsverlaufes, ohne erfolgreiche Therapie gemacht wurden. Das BFS (2007) und die National Perinatal Epidemiology Unit (2006) zeigen ebenfalls hohe SC-Raten (ca. 30-40%) aufgrund von protrahierten Geburtsverläufen. Darüber hinaus war die Sectiorate unter den Frauen mit Oxytocinunterstützung, statistisch signifikant erhöht (Selin et al., 2009). Wobei diese Signifikanz durch das retrospektive Design in ihrer Aussagekraft geschwächt ist. Trotzdem stellen Amniotomie und Oxytocin, nach der Ausschöpfung alternativer Methoden, die einzigen invasiven Massnahmen dar, die zur Verfügung stehen, um die WT zu fördern. Sie sind häufig die letztmöglichen Massnahmen, um die vaginale Geburt noch anzustreben zu können. Die WHO (2010) empfiehlt eine SC-Rate von 10-15%. In der Schweiz, wie auch in anderen industrialisierten Ländern, liegt diese bei mehr als doppelt so viel (BFS, 2007). 41 Management protrahierte Eröffnungsphase Diese Tendenz ist kritisch, weil jede SC kurz- und langfristige Folgen für Mutter und Kind mit sich bringen kann. Nicht nur die physischen Folgen fallen ins Gewicht, auch das negative Geburtserlebnis kann die Verfassung der Mütter und Familien belasten. Frauen gaben sechs Wochen postpartum an, dass das Geburtserlebnis bei sekundärer SC signifikant am schlechtesten sei (Stadlmayr, Schneider, Amsler, Bürgin & Bitzer 2004). Es ist die Aufgabe der Hebamme Frauen im Umgang mit ihrem Körper bezogen auf das Mutterwerden zu unterstützen. Eine SC als Folge einer gescheiterten vaginalen Geburt, kann wie in den Ergebnissen beschrieben, diesem Prozess entgegenwirken (Brailey, 2006). Trotz dieser Erkenntnisse bleibt die grosse Differenz zwischen den Vorgaben der WHO (2010) und der aktuellen Situation in der Schweiz. Nicht nur die Anzahl der primären SCs, sondern auch die der sekundären SCs sind nach BFS (2007) erheblich gestiegen. Die Entscheidungsfindung zur sekundären SC wird massgeblich vom geburtshilflichen Fachpersonal mitbeeinflusst. Hebammen und die geburtshilfliche Ärzteschaft müssen sich, um weiterhin qualitativ hochwertige Arbeit leisten zu können, mit den Ursachen dieser Problematik auseinander setzen. Diagnosestellung Eine mögliche Erklärung für die grosse Differenz der Vorgaben aus der Theorie und der Praxis könnte in der Diagnosestellung liegen. Eine früh gestellte Diagnose, führt wie beschrieben ihrerseits früher zu dem Bedürfnis einer Therapie. Noch heute orientiert sich das Fachpersonal an den Zeitvorgaben von Friedman, die er zwischen den 1950er und 1970er Jahren erhoben hat. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass diese Vorgaben nicht mehr zeitgemäss sind und angepasst werden müssen, da sie zu früh zur Diagnose des protrahierten Geburtsverlaufs führen (Zhang et al., 2002). NICE (2007) verweist auf weitere Kriterien, die bei der Diagnosestellung bedacht werden müssen. Es wird empfohlen ein ganzheitliches Assessment durchzuführen. Dabei fallen Vitalparamater von Mutter und Kind, die uterine Aktivität und der Fortschritt des VGT mit der Rotation und dem Tiefertreten unter der Geburt zusätzlich ins Gewicht. Auch aus salutogenetischer Sicht können so gesunde Anteile erhoben und gefördert werden. Dies kann eine unnötige Pathologisierung der Geburt verhindern. Das kontinuierliche, ganzheitliche Assessment durch Hebammen und Geburtshelferinnen und Geburtshelfer erfordert ausserdem weitere strukturelle und zeitliche Ressourcen. Auf gesundheitspolitischer Ebene wären hierfür Anpassungen nötig, damit der Mehraufwand der multidimensionalen Betreuung bei protrahierter EP rentabel ist. Da die Spitäler sich zunehmend aufgrund ihrer erbrachten Leistungen 42 Management protrahierte Eröffnungsphase finanzieren, liegt die Überlegung nahe, dass bei der Diagnosestellung vermehrt auch nichtmedizinische Faktoren ausschlaggebend sind. So müsste auf der Ebene der DRGs ein Kostenausgleich zwischen SC und spontaner Geburt gemacht werden, um diesbezüglich Anreize für die Spitäler zu machen. Mütterliches Outcome Negative Einflüsse auf das mütterliche Outcome durch Oxytocin konnten nicht belegt werden. Trotz Oxytocinanwendung gab es bei Dencker et al. (2009) keine Unterschiede in der Rate von postpartalen Bluttransfusionen, Analgesiewunsch und Geburtsverletzungen. Hinshaw et al. (2008) zeigen auch keine Unterschiede bezüglich postpartaler Depressionen. Allerdings darf bei diesem mütterlichen Outcome die erhöhte SC-Rate nicht vernachlässigt werden. Bei Hinshaw et al. (2008) kristallisierte sich eine erhöhte Rate an Hyperstimulationen bei frühem Oxytocin heraus. Was in den analysierten Studien weniger zum Ausdruck kam, waren wichtige Variablen wie beispielsweise weitere Parameter der Plazentarperiode. Zwar wurde bei Dencker et al. (2009) die Anzahl der postpartalen Bluttransfusionen erhoben, jedoch wäre hier eine Erweiterung der Erhebungsdaten für künftige Studien sinnvoll. Die Erhebung von Blutverlust über 500 ml, Dauer der Plazentarperiode und Bonding- und Stillerfolg wäre folgerichtig, um der Komplexität der Situation gerecht zu werden. Auch weniger schwere Verläufe könnten so erfasst werden. Der Grundsatz der Downregulation aus der Endokrinologie muss für die Plazentarperiode bedacht werden. So beschreiben Coad & Dunstall (2007), dass durch die hohe Konzentration eines Hormons die Rezeptoren an Ansprechbarkeit verlieren. Eine Oxytocinverabreichung unter der Geburt würde diese Konzentration künstlich erhöhen, was wiederum eine hemmende Wirkung auf die postpartale Oxytocinausschüttung hat. Dies kann folgen für die Plazentarperiode und die Bondingsituation haben, an denen Oxytocin massgeblich beteiligt ist. Desweiteren verweist Mack (2010) auf den zentralen Unterschied zwischen körpereigenem und synthetischem Oxytocin hin. Die Ausschüttung findet physiologisch pulsatorisch statt. Die Verabreichung per Infusomat ist jedoch kontinuierlich. Dies beeinflusst wiederum die Ausschüttung von Endorphinen negativ, die Angst- und Schmerzerleben unter der Geburt beeinflussen können. Aufgrund dieser Überlegungen wäre es ein interessanter Forschungsansatz, das künstliche Oxytocin bei pulsatiler und kontinuierlicher Verabreichung zu vergleichen. Darüber hinaus müssen die erfassten Parameter überdacht und erweitert werden, um 43 Management protrahierte Eröffnungsphase mögliche weitere negative Konsequenzen auf das mütterliche Outcome nicht zu vernachlässigen. NICE (2007) weisst auf eine erhöhte postpartale Infektionsrate nach Amniotomie hin. Bei diesem Ergebnis könnte das häufige Untersuchen aufgrund der Diagnose eine mögliche Störvariable sein. Mit jedem VU wird das Aufsteigen von Keimen begünstigt (Fischer, 2007). Es besteht eine direkte Korrelation zwischen Anzahl der VUs und der Infektionsrate (Reisenberger & Husslein, 2011). Allgemein ist es wichtig, dass das Fachpersonal das erhöhte Infektionsrisiko bei eröffneter Fruchtblase jederzeit beachtet und das Management bei protrahierter EP diesbezüglich anpasst. Zufriedenheit, Schmerzassessment, Analgesie Erfreulich viele Studien nahmen die Sicht der Frau und ihr Erleben als wichtige Datenquelle. Sowohl die ältere Studie von Blanch et al. (1998), als auch die aktuellere von Selin et al. (2009) zeigen, dass die Zufriedenheit der Frauen nach der Diagnosestellung mit dem Durchführen einer Intervention zusammenhängt. Die Datenerhebung bei Selin et al. (2009) erfolgte retrospektiv. Für den Leser ist nicht transparent wie die Daten zur Zufriedenheit mit diesem Design erhoben werden konnten. Cluett et al. (2001) zeigten in einer Pilotstudie, dass das abwartende Management nach Diagnosestellung für die Frauen die niedrigste Akzeptanz hatte. Auch auf Seiten des medizinischen Personals ergibt sich eine solche Erwartungshaltung. Daher ist es zentral die Art und den Zeitpunkt der Diagnosestellung zu überdenken und die Frau adäquat zu informieren. Selin et al. (2009) kritisieren die Haltung des Fachpersonals und geben dieser Mitschuld an einer zu hohen Interventionsrate. Dass trotz hoher Interventionsrate die Zufriedenheit von Frauen nicht beeinflusst wird, könnte daher rühren, dass sich die Unsicherheit und der Tatendrang vom Personal auf die Frau übertragen. Gerade unter der Geburt wünschen sich Frauen und Paare eine umsorgende Betreuung und Sicherheit. Diese Sicherheit basiert leider oft auf den medizinisch technischen Kontrollen und nicht auf der Stärkung des Kohärenzgefühls. Diese Haltung beeinflusst sowohl die Frauen, als auch das geburtshilfliche Management. Trotz einer Diagnosestellung sollte es das Ziel von Hebammen sein, die Frau weiterhin in einem Kontinuum von gesunden und kranken Anteilen zu sehen und eine Pathologisierung der Geburt zu vermeiden. Ein weiterer Aspekt zur Steigerung der Zufriedenheit wäre, wie von NICE (2007) beschrieben, die Befähigung zum informed decision making. Diese informierte 44 Management protrahierte Eröffnungsphase Entscheidungsfindung wird auch von Schönberner et al. (2010) mit einer grösseren Zufriedenheit assoziiert. Die Erhebung der Zufriedenheit der Frau geschah in allen analysierten Studien anhand eines quantitativen Designs. Um das Phänomen des Erlebens der Frau allumfassend zu verstehen, sind vielmehr qualitative Herangehensweisen notwendig (Polit et al., 2004). Mit einem solchen Design könnten wesentliche Ergänzungen zu den genannten Ergebnissen hinzugefügt werden. Die Schmerzangaben hatten keinen signifikant Unterschied zwischen den Interventions- und Kontrollgruppen (Dencker et al., 2009; Svärdby et al., 2006). Diese Ergebnisse sind konträr zur erhöhten PDA-Rate bei Oxytocinanwendung (Svärdby et al., 2006). Der nicht signifikante Unterschied könnte an der Erhebungsmethode dieser Daten liegen. Bei den RCTs fand dies immer quantitativ statt und darüber hinaus teilweise auch unter der Geburt Alternativ wären die Wahl eines qualitativen Designs oder eine Längsschnitterfassung Möglichkeiten. Aus geburtsphysiologischer und ethischer Sicht ist eine Befragung unter der Geburt problematisch. Physiologischerweise wird das Geburtsgeschehen durch den Parasympathikus gesteuert (Simkin & Ancheta, 2011). Die wiederholte systematische und nichtsituationsangepasste Erhebung durch die Befragung der Frau, aktiviert hingegen den Neocortex und somit den Sympathikus. Kindliches Outcome Dencker et al. (2009) und Hinshaw et al. (2008) belegen keine statistisch signifikanten Unterschiede im kindlichen Outcome bei früher bzw. später Oxytocinanwendung. Bezogen auf die Fragestellung dieser Arbeit sind die Ergebnisse von Dencker et al. (2009) und Hinshaw et al. (2008) nur mit Einschränkungen übertragbar, da in beiden Studien die Amniotomie vor der Randomisierung an allen Teilnehmerinnen durchgeführt wurde. Svärdby et al. (2006) konnten in ihrer Deskriptionsstudie auch keinen negativen Einfluss von Oxytocin auf das Kind zeigen. Diese Ergebnisse führen zu der Annahme, dass Oxytocin als Therapie einer protrahierten EP in Bezug auf das Kind weitgehend bedenkenlos eingesetzt werden kann, wenn Kontraindikationen für die Verwendung ausgeschlossen wurden. Laut Kompendium (Documed AG, 2012) ist nicht bekannt, inwiefern Oxytocin die Plazentaschranke passiert und so in das kindliche Blut übertritt. Diese Forschungslücke muss geschlossen werden, wobei die Wahl des Designs ethisch hinterfragt werden muss. Die dafür nötigen Untersuchungen am Feten (z.B. Blutentnahmen) sind kaum ethisch 45 Management protrahierte Eröffnungsphase vertretbar. Wie bereits bei den mütterlichen Outcomes erwähnt, wäre auch aus kindlicher Sicht zu überdenken und zu erforschen, ob eine pulsatile Ausschüttung, ähnlich dem körpereigenen Oxytocin, vorteilhafter wäre. Obwohl Syntocinon® dem körpereigenen Oxytocin nachempfunden ist, dürfen die genannten Nebenwirkungen nicht vernachlässigt werden. Deshalb sollte sich das Fachpersonal stets bewusst sein, dass Oxytocin ein Medikament ist, welches nicht leichtfertig angewendet werden darf. Die Oxytocinunterstützung muss deswegen immer auch eine kontinuierliche fetale Herztonüberwachung mit sich ziehen (NICE, 2007). NICE (2007) hat umfassende Forschungsergebnisse zu verschiedenen Kombinationen der Amniotomie und des Oxytocin dargelegt. Unabhängig von der Kombination der beiden Interventionen konnten keine Vor- oder Nachteile für das Kind nachgewiesen werden. Bezüglich der Veränderung der fetalen Herzfrequenz nach Amniotomie macht die Literatur unterschiedliche Angaben. Während NICE (2007) keinen signifikanten Zusammenhang sieht, beschreibt die WHO (2007) ein mögliches Risiko durch die veränderten intrauterinen Druckverhältnisse. Die Kombination aus veränderten Druckverhältnissen und zusätzlichem Druck durch die Kontraktionen auf Nabelschnur und Plazenta erhöhen das Risiko für eine beeinträchtigte Blutversorgung. Dies kann zu fetalem Stress führen (WHO, 2008). In der NICE-Leitlinie (2007) sind die verwendeten Studien jeweils beschrieben. Im Gegensatz dazu ist die WHO-Leitlinie (2007) bezüglich ihrer Datenquellen im Text weniger transparent. Die NICE-Leitlinie lässt sich besser auf die Forschungsfrage dieser Arbeit übertragen, da sie für das klinische Setting im UK entwickelt wurde. Dahingegen schliesst die WHO, als weltweite Organisation, sowohl das klinische und nichtklinische Setting, als auch Länder mit unterschiedlichen ökonomischen Standards ein. Diese entsprechen nicht immer den Bedingungen in der Schweiz. Inzidenz Es ist erstaunlich und bedenklich, dass die Observationsstudie von Selin et al. (2009) eine Inzidenz des protrahierten Geburtsfortschrittes bei Nulliparas von ca. 30% belegt. Dies zeigt die Relevanz und Aktualität dieses Themas. Im Gegensatz dazu lag die Inzidenz bei Mehrparas mit 7,4% deutlich tiefer. Bei der Interpretation dieses Ergebnisses muss bedacht werden, dass Mehrparas ohne vorausgegangene vaginale Geburt aus der Studie ausgeschlossen wurden. Zwar sind Limitationen bei Aussagen bezüglich der direkten Wirkung durch die Wahl des Designs gegeben, jedoch sind die hier verwendeten Ergebnisse eine Bestandsaufnahme. Wegen der grossen Stichprobe sind Angaben zu Häufigkeiten aussagekräftig. Blanch et al. (1998) schlossen Nulli- und 46 Management protrahierte Eröffnungsphase Mehrparas in ihre Forschungsarbeit ein, konnten wegen mangelnder Probandinnen, aber keine getrennte Ergebnisanalyse bezüglich der Parität machen. Die Autorinnen und Autoren der übrigen analysierten Studien haben jeweils nur Nulliparas eingeschlossen. Eine mögliche Erklärung für die Unterschiede in der Inzidenz ist, dass sich eine bzw. mehrere vorausgegangene Geburten positiv auf die Abläufe im Körper bei Folgegeburten auswirken. Eine weitere Studie von Brennan et al. (2011) weissen auf einen weiteren Aspekt hin. Sie stellten einen Zusammenhang zwischen Geburtsdystokie und genetischen Faktoren fest, indem sie Myometriumsbiopsien entnahmen. Es wurden vier Proben verglichen zwischen Frauen mit sekundärer Sectio wegen Geburtsstillstand und Frauen mit sekundärer Sectio trotz effektiver WT. Es stellt sich die Frage, ob die genetische Disposition der Frau einen direkten Zusammenhang mit der Effektivität der WT hat. Die grosse Diskrepanz der Inzidenzzahlen im Vergleich von Nulli- und Mehrparas wiederlegen diese These jedoch. Bei alleinigem genetischem Zusammenhang müssten sich diese Zahlen nahezu gleichen. Eine mögliche Erklärung sind physiologische Gesichtspunkte. Mehrparas profitieren von der bereits gemachten körperlichen Erfahrung der Geburt. Wie bereits erwähnt, äussern Zhang et al. (2002) Kritik an den von Friedman erhobenen zeitlichen Richtwerte für die MM-Eröffnung. Zwar differenzieren diese zwischen Nulli- und Mehrparas, jedoch fehlen aktuelle geburtshilfliche Aspekte, wie der Gebrauch der PDA. Der Zusammenhang zwischen der höheren PDA-Rate bei Nulliparas und der Inzidenz von protrahiertem Geburtsverlauf wird auch durch eine der analysierten Studien bestätigt (Selin et al., 2009). Aufgrund dieser Argumente muss die Orientierung an Friedmans Richtwerten bei der Diagnosestellung kritisch überdacht werden. Diesbezüglich müsste das ganzheitliche Assessment zur Diagnosestellung nach NICE (2007) erweitert werden. Die Analgesie sollte der Frau bei protrahierter EP nicht nur angeboten werden, sondern vom geburtshilflichen Fachpersonal als zeitlicher Aspekt der Diagnosestellung zusätzlich bedacht werden. Oxytocinanwendung Ein weiteres Problem stellt die uneinheitliche Anwendung von Oxytocin dar. Diese äussert sich sowohl im Bezug auf die Diagnosestellung, als auch im Startpunkt der Therapie (Selin et al., 2009). Eine zu früh oder auch zu spät begonnene Therapie, wie von Selin et al. (2009) beschrieben, stellt ein Risiko für den Ablauf des weiteren Geburtsverlaufs dar. Eine Downregulation kann die Folge von zu früher Anwendung 47 Management protrahierte Eröffnungsphase sein, während eine verspätete Oxytocintherapie ihren Benefit nicht mehr entfalten kann. Die Ermüdung von Mutter und Kind können die Folge einer gestörten WT sein. In der Deskriptionsstudie von Svärdby et al. (2006) erhielten von den 164 Teilnehmerinnen 50 kein Oxytocin und 114 eine Oxytocinunterstützung (88 EP, 26 AP). Die hohe Anwendungsrate von Oxytocin ist erschreckend. Wie bei jedem Medikament sollte die Anwendung anhand klarer Kriterien definiert sein. Desweiteren muss die häufige und manchmal selbstverständliche Anwendung von Oxytocin von den Fachpersonen überdacht werden. Auch mögliche Auswirkungen auf die postpartale Zeit, z.B. das Bonding, durch Downregulation müssen bedacht werden. Die uneinheitliche Anwendung von Oxytocin scheint zunächst willkürlich. Jedoch, wird so eher auf das individuelle Geburtsgeschehen jeder Frau eingegangen. Die Balance zwischen medizinischen Richtlinien und individuellem Geburtsgeschehen kann vor allem durch eine funktionierende interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzteschaft und Hebammen erreicht werden. WHO (2007) und NICE (2007) sind sich einig, dass mit der Diagnosestellung die Oxytocintherapie gestartet werden sollte. Die Amniotomie soll bei Verdacht auf Verzögerung der EP nach beiden Leitlinien bereits vor der eigentlichen Diagnosestellung durchgeführt werden. Diese allgemeingültigen und qualitativ hochwertigen Leitlinien, machen genaue Aussagen zu Therapiewahl und Zeitpunkt. Dennoch zeigen die Observations- und Deskriptionsstudien ein anderes Bild aus der Praxis. Obwohl Limitationen oder Übertragungs-Bias durch das Setting in Schweden gegeben sein könnten, macht das geburtshilfliche Fachpersonal in schweizerischen Spitälern ähnliche Erfahrungen. Es ist zentral Projekte zur Implementierung des vorhandenen Wissens zu lancieren. Als interdisziplinäres Geburtsgeschehen müssten Hebammen und die Ärzteschaft an solchen Projekten gleichermassen beteiligt sein. 48 Management protrahierte Eröffnungsphase 6 SCHLUSSFOLGERUNG Das beste Amniotomie- und Oxytocinmanagement zur Therapie einer protrahierten EP bei Nulli- und Mehrparas beinhaltet: Die Diagnosestellung sollte im Rahmen eines ganzheitlichen und fortlaufenden Assessments gemacht werden und folgende Aspekte berücksichtigen: Wehenqualität, MM-Dilatation, Höhenstand und Einstellung des VGT, Vitalparameter von Mutter und Kind, psychischer Zustand der Mutter, Analgesie, Dokumentation mittels Partogramm Das geburtshilfliche Diagnosestellung Fachpersonal ein verstärktes ist sich bewusst, Bedürfnis nach dass Betreuung mit der und ent- sprechenden Massnahmen bei der Frau geweckt wird Beide Therapieformen verkürzen die Geburtsdauer signifikant, eine zeitlich direkte Kombination von Amniotomie und Oxytocin bringt keine zusätzliche Verkürzung und wird daher nicht empfohlen Die Amniotomie geht bei einer kombinierten Therapie der Oxytocinanwendung voraus Die protrahiert EP wird im interdisziplinären Team betreut, verantwortet und gemeinsam evaluiert Die ursprüngliche Form des aktiven Managements stammt aus den 1970er Jahren. Heute werden Teile daraus vor allem als Therapie für die protrahierte EP angewandt. Es gibt viele Forschungsarbeiten aus jener Zeit, jedoch sind in der aktuellen Forschung nur vereinzelt Ergebnisse zu finden. Eine effiziente Therapie fordert immer eine vorausgegangene fundierte Diagnosestellung. Mit der Diagnosestellung protrahierten EP, ändert sich nicht nur das geburtshilfliche Management, sondern es entsteht bei der Gebärenden das Bedürfnis nach aktivem Handeln. Dessen muss sich das Fachpersonal bewusst sein, ohne in blinden Aktivismus zu verfallen. Ein ganzheitliches und kontinuierliches Assessment, sowie eine empowernde und empathische Betreuung durch Hebammen und Ärzteschaft sind Schlüsselskomponenten, um jenes Bedürfnis der Frau aufzufangen. Zudem ist das ganzheitliche und kontinuierliche Assessment auch aus medizinisch, geburtshilflicher Sicht wichtig, um eine salutogenetische Herangehensweise der Geburt zu fördern. Politiker im Gesundheitswesen wären hier gefordert die finanziellen und strukturellen Grundlagen zu schaffen. 49 Management protrahierte Eröffnungsphase Gerade wegen der hohen Inzidenz ist weitere angepasste Forschung zur Therapie mit Amniotomie und Oxytocin nötig. Quantitative direkte Vergleiche der beiden Interventionen sind noch eine Forschungslücke. Nachdem bei der protrahierten EP ein Handlungsbedarf besteht, ist eine randomisierte Zuteilung ethisch akzeptabel und bietet ein hohes Evidenzlevel. Eine weitere Forschungsdimension würde die qualitative Datenerhebung bieten. Die Bedürfnisse der Frau durch postpartale in-depths Interviews zu erheben und anzuwenden, würde die Betreuungskompetenz der Hebamme, um wertvolle Aspekte ergänzen. Die Hebamme hat durch ihr einzigartiges Kompetenzprofil die Chance, aber auch die Verantwortung die protrahierte EP mitzugestalten und weiterhin die gesunden Anteile zu fördern. Damit dieses einmalige und existentielle Ereignis der Geburt auch bei protrahierter EP eine gute Erfahrung für alle Beteiligten bleibt. 50 Management protrahierte Eröffnungsphase 7 LITERATURVERZEICHNIS Albers, L. L. (1999). The duration of labor in healthy women. Journal of Perinatology, 19(2),114-119. Abgefragt am 21.06.2013, unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10642971 Albers, L. L., Schiff, M., & Gorwoda, J. G. (1996). The Length of Active Labor in Pregnancies. Obstetrics & Gynecology, 87(3). Abgefragt am 21.06.2013, unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8598954 American College of Obstetrics and Gynecology. (2003). Dystocia and augmentation of labor. Practice Bulletin No 49. Obstetrics and Gynecology, 102(6),1445-1454. 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