Ökomonitoring 2012 ERGEBNISSE DER UNTERSUCHUNGEN VON LEBENSMITTELN AUS ÖKOLOGISCHEM LANDBAU ◆ Ö KO M O N I TO R I N G 2012 G russWO RT des mi n isters Liebe Leserinnen, liebe Leser, das Land Baden-Württemberg hat das Ökomonitoring auch 2012 fortgesetzt. Mit unserem Bericht über dieses einzigartige Programm wollen wir Ihnen die Ergebnisse vorstellen. Der Biomarkt boomt. Im Jahr 2012 ist der Umsatz von Bio-Produkten in Deutschland um sechs Prozent auf rund sieben Milliarden Euro im Jahr gestiegen. Dies zeigt, dass das Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an nach ökologischen Kriterien hergestellten Lebensmitteln weiterhin stetig wächst. Die Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten zu Recht, dass die Produkte, die sie kaufen, einwandfrei, sicher und richtig gekennzeichnet sind. Dies muss natürlich auch und in besonderem Maße auf Bio-Lebensmittel zutreffen. Diese Erwartungen bestärken uns in dem Willen, das Ökomonitoring in Baden-Württemberg fortzuführen. Denn das Ökomonitoring legt einen gezielten Untersuchungsschwerpunkt auf Öko-Lebensmittel und durchleuchtet diese systematisch. Damit trägt die Landesregierung dem Täuschungsschutz Rechnung, der neben dem Gesundheitsschutz die zweite Säule der Lebensmittelüberwachung ist. Das Ökomonitoring-Programm des Landes ist bundesweit einmalig – auch aus anderen europäischen Ländern ist Vergleichbares nicht bekannt. Es wird als Gemeinschaftsprojekt der vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUAs) in enger Verbindung mit der Öko-Kontrollbehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe durchgeführt. Die Ergebnisse des Ökomonitorings haben in der Vergangenheit in einzelnen Produktions- und Verarbeitungsbereichen immer wieder Handlungsbedarf aufgezeigt, der dann in Projekten abgearbeitet wurde, um Mängel dauerhaft abstellen zu können. Alle Proben werden durch die amtliche Lebensmittelüberwachung von den Lebensmittelkontrolleuren der Stadtund Landkreise auf allen Stufen der Produktion und des Handels entnommen. Die notwendigen Maßnahmen zur Beseitigung von Mängeln werden von den örtlich zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden oder von der Öko-Kontrollbehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe veranlasst. Mein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Lebensmittelüberwachung und der Ökokontrolle des Landes, die sich mit großem Engagement an dem Programm beteiligt haben. Alexander Bonde Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg Stuttgart, im Juli 2013 Im vergangenen Jahr haben die CVUAs knapp 1.600 Proben mit Bio-Siegel untersucht und begutachtet. Mehr als die Hälfte dieser Proben wird im Rahmen von Ökomonitoring-Projekten außerdem mit entsprechender Ware aus konventioneller Produktion verglichen. Auch im Jahr 2012 bestätigte sich dabei der Trend der vergangenen Jahre: Bio-Produkte schneiden besser ab, und wo Bio draufsteht, ist in aller Regel auch Bio drin. 3 ◆ A Einführung und Überblick 7 BZusammenfassung 8 Gentechnisch veränderte (GV-) Pflanzen Schimmelpilze (Mykotoxine) Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (Pestizide) in Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs Organische Kontaminanten, Pflanzenschutzmittel (Pestizide) und Biozide in Lebensmitteln tierischer Herkunft Dioxine und dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln Herstellungsbedingte Kontaminanten Düngung bei pflanzlichen Lebensmitteln Biowurst ohne Phosphat? Varroatose-Bekämpfungsmittel in Biohonig Schwarze Oliven – geschwärzt, konserviert, kontaminiert? Ö KO M O N I TO R I N G 2012 I N H A LTS VE R Z E I C H N I S 8 8 8 9 9 10 10 11 11 11 CErgebnisse 12 1 Gentechnisch veränderte (GV-) Pflanzen 1.1 Mais und Maiserzeugnisse 1.2 Soja und Sojaerzeugnisse 12 12 13 2 2.1 2.2 2.3 Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) Ochratoxin A in Röstkaffee Ochratoxin A in Kakaopulver Fusarientoxine in Vollkornteigwaren 14 14 14 15 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 Pflanzenschutzmittel (Pestizide) Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs Mittlere Pflanzenschutzmittelgehalte Übersicht Beanstandungen Übersicht nach Herkunft Übersicht nach Warengruppen Exkurs: Im Öko-Landbau zugelassene und im Jahr 2012 nachgewiesene Wirkstoffe 16 16 18 19 21 22 24 4 Organische Kontaminanten, Pflanzenschutzmittel und Biozide in Lebensmitteln tierischer Herkunft 26 4.1Schafs-/Ziegenkäse 27 4.2Rindfleisch 28 5 Dioxine und dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln 5.1Kuhmilch 5.2Rindfleisch 5.3Fazit 30 30 32 33 6 Herstellungsbedingte Kontaminanten 6.1 Furan in verzehrsfertigen Cerealien 6.2 3-MCPD-Ester und Glycidylesterin Speiseölen und Speisefetten 34 34 35 7 Düngung bei pflanzlichen Lebensmitteln 7.1Nachweis der Verwendung von Stickstoff-Mineraldünger 7.2 Auswertung der Ergebnisse 36 36 37 8 Biowurst ohne Phosphat? 38 9 Varroatose-Bekämpfungsmittel in Honig 39 10 Schwarze Oliven – geschwärzt, konserviert, kontaminiert? 10.1 Künstliche Schwarzfärbung 10.2Konservierung 10.3Kontamination Impressum 40 40 41 41 42 5 w 6 XXXXXXXX Das Land Baden-Württemberg führt seit dem Jahr 2002 ein spezielles Überwachungsprogramm im Bereich der ökologisch erzeugten Lebensmittel durch. Das Ökomonitoring-Programm steht im Zusammenhang mit der vom Ministerrat des Landes beschlossenen Gesamtkonzeption zur Förderung des ökologischen Landbaus und erfolgt im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Lebensmittel aus ökologischem Anbau werden hier systematisch auf Rückstände und Kontaminanten sowie bezüglich weiterer Fragestellungen untersucht. Ziel des Ökomonitoring-Programms ist es, in dem weiter stark expandierenden Marktsegment Verbrauchertäuschungen besser zu erkennen und das Verbrauchervertrauen in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel zu stärken. Wo BIO draufsteht, muss auch BIO drin sein. n Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebens mitteln pflanzlichen Ursprungs Zielsetzungen sind daher: n Phosphathaltige Zusatzstoffe in Fleischerzeugnissen n Statuserhebung der Belastung ökologisch erzeugter Lebensmittel mit Rückständen (zum Beispiel Pflanzen- schutzmittel) und Kontaminanten (zum Beispiel Dioxinen), n Varroatose-Bekämpfungsmittel in Biohonig n Vergleich von Öko-Lebensmitteln aus einheimischer Produktion mit Öko-Produkten anderer Herkunft, insbe- sondere Drittländern, n Feststellung von Verbrauchertäuschungen aufgrund falscher Bio-Kennzeichnung: „Ist Bio drin, wo Bio draufsteht?“, n Vergleich von ökologisch erzeugter Ware mit konven tioneller Ware und n Stärkung des Verbrauchervertrauens in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel durch eine effiziente und glaubwürdige Kontrolle sowie Transparenz der Ergebnisse. Das Ökomonitoring ist ein Gemeinschaftsprojekt der 4 Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter BadenWürttembergs (CVUAs) in enger Zusammenarbeit mit der Öko-Kontrollbehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe, wobei das CVUA Stuttgart die Koordination und Organisation übernimmt. Ö KO M O N I TO R I N G 2012 Einführung und Überblick n Organische Kontaminanten und Pflanzenschutzmittel in Schafs-/Ziegenkäse und Rindfleisch n Dioxine und dioxinähnliche PCB in Kuhmilch und Rindfleisch n Herstellungsbedingte Kontaminanten: Furan in Cerealien, 3-MCPD-Ester und Glycidylester in Speise- ölen und Speisefetten n Stabilisotopenverhältnisse des Stickstoffs (15N/14N) als Indikator für die Art der Düngung bei Tomaten n Zusatzstoffe (eisenhaltige Stabilisatoren zur Schwarz färbung und Konservierungsmittel) sowie Kontaminan- ten (Blei und Cadmium) in schwarzen Oliven Die Untersuchungsergebnisse zu jedem Themenbereich werden im Teil B in einer Zusammenfassung und im Teil C detailliert dargestellt. Alle Ergebnisse werden jährlich in einem speziellen Ökomonitoring-Bericht für Baden-Württemberg im Internet veröffentlicht. Außerdem wurde im Jahr 2011 im Rahmen des 10-jährigen Bestehens des Ökomonitoring-Programms die Gesamtbilanz 2002 bis 2011 vorgestellt. Informationen zum Ökomonitoring und die Berichte sind auf der Homepage der CVUAs unter http://www.uabw.de oder direkt unter http://oekomonitoring.cvuas.de abrufbar. Alle Ökomonitoringberichte abrufen Im Jahr 2012 wurden folgende Themenfelder bearbeitet: n Gentechnisch veränderte Pflanzen: Untersuchung von Mais- und Sojaprodukten n Mykotoxine: Ochratoxin A in Röstkaffee und Kakao pulver, Fusarientoxine in Vollkornteigwaren Weitere Informationen zum Ökomonitoring 7 Ökomonitoring 2012 BZusammenfassung Gentechnisch veränderte (GV-) Pflanzen Wie in den Vorjahren waren gentechnische Veränderungen als Verunreinigung von Biolebensmitteln lediglich bei Soja festzustellen. Aber auch hier sind sowohl der Anteil positiver Proben als auch deren Verunreinigungsgrad durch GVSoja deutlich geringer als bei konventioneller Ware. Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) Im Berichtsjahr wurden in Baden-Württemberg insgesamt 50 Röstkaffees und 20 Proben Kakaopulver auf das Mykotoxin Ochratoxin A (OTA) untersucht und die Gehalte von Ware aus ökologischer Erzeugung mit den Gehalten von Ware aus konventioneller Erzeugung verglichen. In keinem der untersuchten Kaffees wurde die gesetzlich festgelegte Höchstmenge für OTA überschritten, die mittlere Belastung war bei beiden Erzeugungsarten vergleichbar niedrig. Für Kakaopulver wurde bislang noch keine Höchstmenge für OTA festgelegt. Sowohl der höchste ermittelte Gehalt als auch die mittlere Belastung an OTA in Kakaopulver aus konventioneller Erzeugung lagen unter den entsprechenden Gehalten der untersuchten Röstkaffees. Aufgrund der niedrigen Probenzahl von Kakao aus ökologischer Erzeugung ist das Ergebnis allerdings nicht aussagekräftig. Insgesamt 15 Vollkornteigwaren aus ökologischer beziehungsweise konventioneller Erzeugung wurden auf die Fusarientoxine Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA) untersucht. Unabhängig von der Erzeugungsart lagen alle ermittelten DON-Gehalte unter der in der VO (EG) Nr. 1881/2006 festgesetzten Höchstmenge. Die DON-Gehalte der Vollkornteigwaren aus ökologischer Erzeugung lagen im Mittel unter den Gehalten von Erzeugnissen aus konventioneller Produktion. In keiner der untersuchten Proben war Zearalenon nachweisbar. Für dieses Toxin ist in Teigwaren bislang noch keine Höchstmenge festgesetzt. Der Verzicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei ökologischer Erzeugung der oben genannten Produktgruppen hatte erfreulicherweise keine höhere Belastung durch die untersuchten Mykotoxine zur Folge. 8 Planzenschutzmittel (Pestizide) Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs Wie in den Vorjahren unterscheidet sich ökologisches Obst und Gemüse sehr deutlich von konventionell erzeugter Ware, sowohl bezüglich der Häufigkeit von Rückstandsbefunden als auch der Rückstandsgehalte chemischsynthetischer Pestizide. Bei der überwiegenden Anzahl an Proben aus ökologischem Anbau waren keine Rückstände an Pflanzenschutzmitteln nachweisbar. Sofern Rückstände festgestellt wurden, handelte es sich in der Regel nur um Rückstände einzelner Wirkstoffe im Spurenbereich (kleiner 0,01 mg/kg) und damit um Gehalte, die deutlich unterhalb der Konzentrationen liegen, die üblicherweise nach Anwendung entsprechender Wirkstoffe im Erntegut festgestellt werden. Der mittlere Gehalt an Pflanzenschutzmitteln in allen untersuchten Obstproben aus ökologischem Anbau lag bei 0,15 mg/kg, wenn alle als ökologisch bezeichneten Proben (auch solche mit irreführender Öko-Kennzeichnung) in die Berechnung einfließen. Er lag bei 0,001 mg/kg, wenn die Berechnung unter Ausschluss der beanstandeten Proben erfolgte, bei denen der Verdacht bestand, dass es sich um konventionelle Ware oder um einen Verschnitt mit konventioneller Ware handelte und auch unter Ausschluss der Phosphonsäurebefunde. Rückstände von Phosphonsäure können als Folge der Anwendung des fungiziden Pflanzenschutzmittelwirkstoffes Fosetyl sowie durch die Anwendung eines Pflanzenstärkungsmittels auftreten. Die Gehalte lagen hier zum Teil über 1 mg/kg. Konventionelles Obst enthält dagegen im Mittel 0,52 mg Pflanzenschutzmittelrückstände pro kg (ohne Oberflächenbehandlungsmittel). Bei Gemüse aus ökologischem Anbau lag der mittlere Pflanzenschutzmittelgehalt bei 0,009 mg/kg, wenn alle als ökologisch bezeichneten Proben in die Berechnung einflossen. Er lag bei 0,001 mg/kg, wenn die Berechnung unter Ausschluss der beanstandeten Proben erfolgte, bei denen der Verdacht bestand, dass es sich um konventionelle Ware oder um einen Verschnitt mit konventioneller Ware handelte, und auch unter Ausschluss der Proben, die Rückstände an Dithiocarbamaten (berechnet als CS2) aufwiesen. Bei bestimmten Pflanzen (unter anderem Rucola) sind Blindwerte bis zu 2 mg/kg durch natürliches, phytogenes CS2 (in Form von Senfölen) möglich. Konventionelles Gemüse enthält dagegen im Mittel 0,40 mg an Pflanzenschutzmittelrückständen pro kg (ohne Bromid). B Zusamme n fassu n g Insgesamt hat sich die Beanstandungsquote in den letzten Jahren bei allen frischen Öko-Erzeugnissen auf einem niedrigen Stand stabilisiert, ist aber 2012 im Vergleich zu den Vorjahren wieder leicht angestiegen: 4,2 % 2012, 2,1 % 2011, 1,3 % 2010, 1,0 % 2009, 4,9 % 2008, 7,5 % 2007 und 4,9 % 2006. Hintergrund für diese leicht höheren Prozentzahlen waren vor allem Rückstände an DDAC. Der Wirkstoff wurde im Jahr 2012 erstmals untersucht und in zahlreichen konventionellen sowie auch einigen ökologisch produzierten Proben nachgewiesen. Im Jahr 2012 wurden insgesamt 6 Proben (5,0 %) frisches Obst, 4 Proben frisches Gemüse (3,1 %) und 1 Probe frische Pilze aus ökologischem Anbau beanstandet. Bei diesen Proben wurde die Bezeichnung „Öko“ wegen erhöhter Rückstände an Pflanzenschutzmitteln als irreführend beurteilt. Bei 8 von 261 (3,1 %) Proben aus unverarbeiteten Erzeugnissen war zudem die gültige Höchstmenge nach Verordnung (EG) Nr. 396/2005 für einen Wirkstoff überschritten. Bei verarbeiteten Erzeugnissen aus ökologischem Anbau lag die Beanstandungsquote mit 3,4 % etwa in der gleichen Größenordnung wie bei frischen Erzeugnissen, aber deutlich niedriger als die Quoten der Jahre 2011 (8,1 %) und 2010 (6,3 %). Bei diesen Erzeugnissen müssen zum Teil gültige Verarbeitungsfaktoren für die jeweiligen Wirkstoffe miteinbezogen werden, da es bei der Verarbeitung der frischen Urprodukte zu einer Verminderung beziehungsweise Erhöhung der Rückstände kommen kann. Beanstandungen waren im Jahr 2012 bei insgesamt 3 Proben (7,5 %) verarbeiteter Obsterzeugnisse, 2 Proben (29 %) Wein und 1 Probe (20 %) teeähnlicher Erzeugnisse zu verzeichnen. Bei diesen Proben wurde die Bezeichnung „Öko“ wegen erhöhter Rückstände an Pflanzenschutzmitteln als irreführend beurteilt. Bei den verarbeiteten Erzeugnissen wurden von 179 Proben 2 (1,1 %) mit jeweils einem Wirkstoff über der Höchstmenge nach der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 beurteilt. Organische Kontaminanten, Pflanzenschutzmittel und Biozide in Lebensmitteln tierischer Herkunft Ö KO M O N I TO R I N G 2012 Im Berichtsjahr waren aufgrund erhöhter Rückstände an Didecyldimethylammoniumchlorid (DDAC) viele Beanstandungen bei Öko-Bananen (5 Fälle, 28 %) zu verzeichnen. Rückstände an DDAC können unter anderem aus einer Anwendung im Pflanzenschutz (Anwendung nicht gelisteter DDAC-haltiger Pflanzenstärkungsmittel; quartäre Ammoniumverbindungen als Beistoffe in Pflanzenschutzmitteln; Anwendung von in Drittländern zugelassenen Pflanzenschutzmitteln) als auch aus einer Anwendung als Biozid (durch eine Kreuzkontamination bei der Verarbeitung) resultieren. In der gesamten restlichen Ökofrischware gab es nur wenige Beanstandungen. Ebenso waren keine Auffälligkeiten bei weiteren einzelnen Kulturen auszumachen. Im Berichtsjahr lag der Schwerpunkt auf den Produktgruppen Schafs- oder Ziegenkäse und Rindfleisch. Wie die Auswertungen der unterschiedlichen Lebensmittelgruppen tierischer Herkunft zeigen, ergeben sich insgesamt keine signifikanten Unterschiede zwischen ökologisch und konventionell erzeugten Produkten, wobei Rindfleisch aus ökologischer Erzeugung haltungsbedingt etwas höhere Rückstandsgehalte aufweist. Die Belastung dieser Lebensmittel mit chlor- und bromorganischen Kontaminanten und Pflanzenschutzmitteln sowie Nitromuschusverbindungen hat sich in den letzten 25 Jahren generell deutlich reduziert, wobei DDT und PCB sowie teilweise HCB noch die höchsten Konzentrationen aufweisen. Die durchschnittliche mittlere Hintergrundbelastung liegt für diese langlebigen Kontaminanten und nicht mehr zugelassenen Pflanzenschutzmittel (sogenannte Organochlorpestizide) bei diesen Warengruppen derzeit unter 10 µg/ kg Fett. Dioxine und dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln Dioxine und PCB sind Umweltkontaminanten, die sich über die Nahrungskette im Fettgewebe von Tieren anreichern; bei Milch und Eiern erfolgt die Anreicherung im Fettanteil. Zwischen Lebensmitteln aus ökologischer und konventioneller Erzeugung werden erfahrungsgemäß eher geringe Unterschiede in Gehalten von organischen Kontaminanten festgestellt, da sie durch Verunreinigungen der Luft, des Bodens oder durch Futtermittel eingebracht werden. Im Jahr 2012 wurden im Rahmen des ÖkomonitoringProgramms 52 Kuhmilch- und 39 Rindfleischproben auf ihre Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB (dl-PCB) untersucht. Alle untersuchten Proben wiesen Gehalte an Dioxinen und dl-PCB unterhalb der zulässigen Höchstgehalte auf. Der für dl-PCB in Rindfleisch seit 2012 gültige Auslösewert wurde von einer Probe numerisch, von einer weiteren Probe auch unter Berücksichtigung der statistischen Sicherheit überschritten. Beide Proben stammten aus ökologischer Erzeugung. Die in den Proben festgestellten Gehalte liegen überwiegend in Bereichen, die nicht auf spezielle Quellen hinweisen. 9 Ökomonitoring 2012 Bei den Untersuchungen im Berichtsjahr waren die mittleren Dioxin- und dl-PCB-Gehalte der Milchproben aus konventioneller und ökologischer Erzeugung vergleichbar. Rindfleischproben aus ökologischer Erzeugung wiesen, wie auch in den vorherigen Jahren, tendenziell etwas höhere Gehalte an Dioxinen und dl-PCB auf. Zu berücksichtigen ist hierbei die niedrige Zahl an untersuchten Rindfleischproben aus ökologischer Erzeugung. Herstellungsbedingte Kontaminanten Furan in verzehrsfertigen Cerealien Verzehrfertige Cerealien wie Frühstückscerealien erfreuen sich großer Beliebtheit. In den Jahren 2011 und 2012 wurde im Rahmen des Ökomonitorings der Frage nachgegangen, ob sich Bio-Cerealien hinsichtlich des Gehaltes an Furan von herkömmlichen Cerealien unterscheiden. Die vorliegende Datenbasis ist für eine Differenzierung noch nicht ausreichend. 3-MCPD-Ester und Glycidylester in Speiseölen und Speisefetten Im Rahmen des Ökomonitoring-Programms 2012 wurden insgesamt 35 Proben Bratfette/-öle und Margarine untersucht, davon 12 Proben aus ökologischer und 23 Proben aus konventioneller Erzeugung. In beiden Gruppen war eine starke Streuung festzustellen, dies liegt sicherlich nicht an der ökologischen oder konventionellen Herkunft der Rohstoffe, sondern vielmehr an der Art der Raffination und an Unterschieden in der Fettzusammensetzung der einzelnen Proben. Auffällig war aber der Befund, dass einige Bio-Margarinen sehr hohe Gehalte an 3-MCPD-Estern aufwiesen. 10 Düngung bei pflanzlichen Lebensmitteln Immer wieder auftauchende Berichte über angeblich falsch deklarierte Bio-Produkte zeigen den Bedarf an Analysenmethoden, die geeignet sind, konventionelle von biologisch erzeugten Lebensmitteln zu unterscheiden. Bereits seit 2008 wird daher im Rahmen des Ökomonitorings ein Untersuchungsprogramm durchgeführt mit dem Ziel, die Einhaltung der Rechtsvorschriften der EU zum Einsatz von Stickstoffdünger im ökologischen Landbau zu überprüfen. Dabei kam eine neuartige Untersuchungsmethode zum Einsatz, die bei Bioprodukten Hinweise auf eine unzulässige Verwendung von Stickstoff-Mineraldünger geben kann. In den Jahren 2008 bis 2011 lag der Schwerpunkt der Untersuchungen auf der Sammlung von Vergleichsdaten als Grundlage für eine Beurteilung (siehe Ökomonitoringberichte dieser Jahre). Im Jahr 2012 wurde ein Sonderuntersuchungsprogramm mit Tomaten durchgeführt, bei dem die Proben anhand der Vergleichsdaten beurteilt wurden. Insgesamt 10 von 63 untersuchten Bio-Tomatenproben waren im Labor auffällig, und es bestanden aufgrund der Untersuchungsergebnisse Zweifel, ob die Früchte tatsächlich − wie angeboten − aus Bioanbau stammten. Aufgrund der auffälligen Ergebnisse sollen die Untersuchungen fortgesetzt und auf andere Kulturarten wie Paprika ausgedehnt werden. Hierfür wurde das CVUA Freiburg durch das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit der Durchführung eines Forschungsvorhabens beauftragt. Damit soll das Potenzial der neuen Methode in diesem wichtigen Bereich zum Schutz der Verbraucher vor Täuschung bestmöglich ausgeschöpft werden. Biowurst ohne Phosphat? Ö KO M O N I TO R I N G 2012 B Zusamme n fassu n g ◆ Die Verwendung von phosphathaltigen Zusatzstoffen ist bei konventionell hergestellten Fleischerzeugnissen (hauptsächlich Brühwürsten und Kochpökelwaren) weit verbreitet. Bei Biofleischerzeugnissen ist der Einsatz von phosphathaltigen Zusatzstoffen dagegen nicht erlaubt. Im Berichtsjahr wurden zwischen Oktober und Dezember 17 Ökobrühwursterzeugnisse hinsichtlich der Verwendung von phosphathaltigen Zusatzsoffen untersucht. Bei keiner der untersuchten Proben konnte ein Phosphatzusatz chemisch-analytisch nachgewiesen werden. Varroatose-Bekämpfungsmittel in Biohonig Im Berichtsjahr wurden 21 Honige auf die gemäß der ÖkoVerordnung (EG) Nr. 889/2008 zugelassenen organischen Säuren und ätherischen Öle untersucht. Alle Honige waren als unauffällig zu beurteilen. Ein tendenzieller Unterschied zwischen Honigen mit oder ohne Bio-Auslobung war anhand der untersuchten Proben nicht festzustellen. Schwarze Oliven – geschwärzt, konserviert, kontaminiert? Im Rahmen des Ökomonitorings wurden im Berichtsjahr 43 Proben „schwarze Oliven“ untersucht, davon 16 mit Bio- oder Öko-Bezeichnung. Keines der 16 Bioprodukte war unzulässigerweise geschwärzt oder konserviert. Für konventionelle Ware ist beides zulässig und wird auch regelmäßig angewandt. Hinsichtlich der Kontamination mit Blei und Cadmium unterscheidet sich Bioware nicht signifikant von konventioneller Ware. Alle untersuchten Proben lagen unterhalb der für diese Schwermetalle festgelegten Höchstgehalte. 11 Ökomonitoring 2012 C 1 Ergebnisse CErgebnisse 1 Gentechnisch veränderte (GV-) Pflanzen Bio-Soja und Bio-Mais – alle Proben weit unter 0,9 %-Schwellenwert Für Bio-Produkte gilt ein generelles Verwendungsverbot für GV-Pflanzen und daraus hergestellte Produkte. Allerdings sind wie bei konventionellen Lebensmitteln Verunreinigungen durch Bestandteile aus zugelassenen GVPflanzen bis zu 0,9 % erlaubt, sofern sie „technisch unvermeidbar“ oder „zufällig“ sind. Für die Praxis haben sich in der Überwachung produktspezifische Beurteilungswerte als sehr hilfreich erwiesen. So wurden bei den Untersuchungen von Bio-Mais- und -Sojaprodukten in den vergangenen 5 Jahren niemals GV-Anteile über 0,1 % festgestellt. Es wird daher davon ausgegangen, dass höhere Anteile als „technisch zu vermeiden“ anzusehen sind. 1.1 Mais und Maiserzeugnisse Wegen des geringen Angebotes am Markt wurden nur wenig Bio-Maiserzeugnisse beprobt. Keine der 11 untersuchten Proben enthielt gentechnisch veränderte Bestandteile. In den vergangenen 5 Jahren wurden bei Bio-Maiserzeugnissen (insgesamt 93 Proben) keine gentechnisch veränderten Bestandteile festgestellt, während bei 4 % der konventionellen Erzeugnisse (insgesamt 753 Proben) zumindest Spuren von GV-Mais nachgewiesen wurden. Allerdings sind bei Grenzwertüberschreitungen nur „Exoten“ betroffen, zum Beispiel Taco-Chips von den Philippinen. ◆ Untersuchung von Mais und Maiserzeugnissen auf gentechnisch veränderte Bestandteile, Proben aus den Jahren 2008 - 2012. Differenzierung nach festgestelltem Anteil an GV-Mais. Maiserzeugnisse und Gentechnik, 2008 - 2102 konventionell (insgesamt 735 Proben) 22 96 100 bio (insgesamt 93 Proben) alle (insgesamt 846 Proben) 97 0 % 20 % 40 % 21 60 % 80 % 100 % Anteil der untersuchten Proben Anteil an gentechnisch verändertem Mais nicht nachweisbar ≤ 0,1 % > 0,1 % - 0,9 % > 0,9 % ◆ 12 1.2 Soja und Sojaerzeugnisse Ö KO M O N I TO R I N G 2012 G e n tech n isch ver ä n derte (GV-) P fla n ze n Nachweisgrenze (ca. 0,1%) und darunter toleriert. Sieben von 37 Proben aus Bio-Soja enthielten Spuren der GV-Soja Roundup Ready, jeweils jedoch deutlich unter 0,1 %. Der Anteil positiver Bio-Sojaproben erhöhte sich damit gegenüber dem Vorjahr (19 % gegenüber 9 %). Aufgrund des relativ geringen Stichprobenumfangs sind aber keine pauschalen Aussagen zu Tendenzen möglich. Der Anteil positiver Proben war bei konventioneller Soja nicht deutlich höher (24 von 100 Proben), allerdings gab es wie in den Vorjahren nur bei konventioneller Ware Befunde über 0,1 %. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der letzten 5 Jahre, die in Abbildung 2 dargestellt sind. In der Abbildung sind zusätzlich die Untersuchungsergebnisse konventioneller Soja-Erzeugnisse dargestellt, die mit dem Hinweis „ohne Gentechnik“ beworben wurden. Anzutreffen ist dieser Hinweis bei einem kleinen Marktsegment von Tofu, Sojadrinks und Sojaerzeugnissen für die vegetarische Ernährung („Fleischersatz“ auf Sojabasis). Für derartig beworbene Erzeugnisse werden nur Spuren an GV-Soja im Bereich der In den Ergebnissen der letzten 5 Jahre zeigten diese Produkte einen mit Bio-Soja vergleichbaren Verunreinigungsgrad an GV-Soja, Logo für Lebensmittel „ohne Gentechnik“ auch hier wurden keine Proben mit GV-Soja über 0,1 % festgestellt. Allerdings gab es bei Bio-Soja mit 22 % gegenüber 11 % einen deutlich höheren Anteil an positiven Proben. Dagegen enthielten in den vergangenen 5 Jahren immerhin 11 % der konventionellen Sojaprodukte Anteile an GV-Soja über 0,1 %, insgesamt wurden bei 37 % konventioneller Erzeugnisse positive Befunde bei GV-Soja festgestellt. ◆ Untersuchung von Soja und Sojaerzeugnissen auf gentechnisch veränderte Bestandteile. Proben aus den Jahren 2008-2012. Differenzierung nach festgestelltem Anteil an GV-Soja. Vergleich bio / konventionell / „ohne Gentechnik“. Sojaerzeugnisse und Gentechnik, 2008 - 2102 „ohne Gentechnik"“ (insgesamt 54 Proben) 78 konventionell (insgesamt 528 Proben) 65 bio (insgesamt 227 Proben) 89 alle (insgesamt 755 Proben) 73 0 % 20 % 22 23 2 10 11 19 40% 60 % 7 80% 1 100 % Anteil der untersuchten Proben Anteil an gentechnisch veränderter Soja ≤ 0,1 % nicht nachweisbar > 0,9 % > 0,1 % - 0,9 % Untersuchung von Soja und Sojaerzeugnissen auf gentechnisch veränderte Bestandteile. Anteile (in %) positiver Proben im Verlauf von 2002 - 2012. Gentechnische Veränderung in Soja und -erzeugnissen 45 % konventionell ökologisch 47 46 40 % 43 42 35 % 38 38 37 30 % 25 % 30 29 23 20 20 % 15 15 % 10 % 24 22 18 13 19 15 11 10 09 07 05 % 0% 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Hans-Ulrich Waiblinger, CVUA Freiburg 13 Ökomonitoring 2012 C 2 Ergebnisse 2Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) OTA-Gehalt der positiv getesteten Proben 1,4 µg/kg. Der höchste ermittelte Gehalt von 4,3 µg/kg lag unter dem gesetzlich festgelegten Grenzwert von 5 µg/kg für Röstkaffee. 2.1 Ochratoxin A in Röstkaffee Im Berichtsjahr wurden in Baden-Württemberg 50 Proben Röstkaffee auf das Mykotoxin Ochratoxin A (OTA) untersucht und die Gehalte von Ware aus ökologischer Erzeugung mit den Gehalten von Ware aus konventioneller Erzeugung verglichen (s. Tabelle). In keinem der untersuchten Röstkaffees wurde die gesetzlich festgelegte Höchstmenge für OTA von 5 µg/kg überschritten. Mit 54 % war in mehr als der Hälfte der Proben aus ökologischer Erzeugung OTA bestimmbar. Die mittlere Belastung der positiv getesteten Proben lag mit 1,3 µg/kg kaum unter der Belastung der Erzeugnisse aus konventionellem Anbau. Der höchste ermittelte Gehalt war mit 3,2 µg/kg niedriger als der höchste ermittelte Gehalt in Röstkaffee aus konventioneller Erzeugung. Der Verzicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hatte demnach keine höhere Belastung durch das Mykotoxin OTA zur Folge. In 35 % der untersuchten Röstkaffee-Proben aus konventioneller Erzeugung war OTA bestimmbar. Im Mittel betrug der Ein ausführlicher Bericht ist im Internet veröffentlicht: www.ua-bw.de > Bericht vom 31.08.2012 ◆ Gegenüberstellung der Ochratoxin A-Gehalte in Röstkaffee aus ökologischer und konventioneller Erzeugung Ochratoxin A Anzahl der Proben Anzahl Proben mit Gehalten > BG* Mittelwert der Proben mit Gehalten [µg/kg] höchster ermittelter Gehalt [µg/kg] ökologische Erzeugung 13 7 1,3 3,2 konventionelle Erzeugung 37 13 1,4 4,3 * BG Bestimmungsgrenze: 0,4 µ g/kg 2.2 Ochratoxin A in Kakaopulver Insgesamt wurden 2012 in Baden-Württemberg 20 Proben Kakaopulver auf ihren Gehalt auf Ochratoxin A (OTA) untersucht. Von diesen Proben stammten nur 4 aus ökologischer Erzeugung. Bislang ist weder auf EU-Ebene noch national eine Höchstmenge für OTA in Kakaopulver festgelegt. Zur Orientierung werden die nach der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 geltenden Höchstmengen für Röstkaffe (5 µg/kg) und für Getreide und Getreidemehle (3 µg/kg) herangezogen. 14 ◆ Bei Kakaopulver aus konventionellem Anbau war nur eine Probe frei von OTA, in 15 Proben war dieses Mykotoxin nachweisbar. Dagegen war lediglich in einer der 4 Proben aus ökologischer Erzeugung OTA enthalten. Aufgrund der geringen Probenzahl ist dieses Ergebnis allerdings nicht aussagekräftig. Ö KO M O N I TO R I N G 2012 S C H I M M E L P I L ZG I F T E (M Y KOTOX I N E ) konventioneller Erzeugung Ochratoxin A bestimmbar war. Der mittlere Gehalt betrug 0,9 µg/kg OTA, der höchste gemessene Gehalt betrug 1,6 µg/kg. Die Rückstandssituation hinsichtlich OTA ist insgesamt positiv zu bewerten. Ein ausführlicher Bericht ist im Internet veröffentlicht: www.ua-bw.de > Bericht vom 10.01.2013 Aus diesen Ergebnissen ist ersichtlich, dass in fast allen (d.h. in 94 %) der untersuchten Kakaopulver-Proben aus Gegenüberstellung der Ochratoxin A-Gehalte in Kakaopulver aus ökologischer und konventioneller Erzeugung Ochratoxin A ökologische Erzeugung konventionelle Erzeugung Anzahl der Proben Anzahl Proben mit Gehalten > BG* Mittelwert der Proben mit Gehalten [µg/kg] höchster ermittelter Gehalt [µg/kg] 4 1 - 0,9 16 15 0,9 1,6 * BG Bestimmungsgrenze: 0,4 µ g/kg 2.3Fusarientoxine in Vollkornteigwaren Im Berichtsjahr wurden insgesamt 15 Vollkornteigwaren auf das Trichothecen Deoxynivalenol (DON) und auf Zearalenon (ZEA) untersucht. Die Ware stammte sowohl aus ökologischer als auch aus konventioneller Erzeugung. Nach den Ergebnissen der DON-Untersuchungen war in allen untersuchten Vollkornteigwaren, unabhängig von der Art der Erzeugung, das Trichothecen DON nachweisbar. Doch selbst die höchsten ermittelten Gehalte liegen deutlich unter der in der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 festgesetzten Höchstmenge von 750 µg/kg in trockenen Teigwaren. ◆ Gegenüberstellung der DON-Ergebnisse in Vollkornteigwaren aus ökologischer und konventioneller Erzeugung DON ökologische Erzeugung konventionelle Erzeugung Anzahl der Proben Anzahl Proben mit Gehalten > BG* Mittelwert der Proben mit Gehalten [µg/kg] höchster ermittelter Gehalt [µg/kg] 11 11 95 341 4 4 137 196 * BG Bestimmungsgrenze: 8 µ g/kg Der höchste gemessene Gehalt von 341 µg/kg wurde in einer Vollkornteigware aus ökologischer Erzeugung ermittelt. Trotz dieses ermittelten DON-Gehaltes weisen die Vollkornteigwaren aus ökologischer Erzeugung im Mittel einen niedrigeren Gehalt auf als die Vollkornteigwaren aus konventioneller Erzeugung. Wegen der sehr geringen Probenzahl der untersuchten konventionell erzeugten Vollkornteigwaren ist diese Aussage als nicht repräsentativ anzusehen. Diese Untersuchungsergebnisse decken sich jedoch auch mit den vom CVUA Stuttgart 2012 im Internet veröffent- lichten Ergebnissen hinsichtlich der Mykotoxin-Untersuchungen von Teigwaren allgemein: www.ua-bw.de > Bericht vom 29.06.2012 In keiner der untersuchten Proben war Zearalenon nachweisbar. Für dieses Toxin ist in Teigwaren bislang noch keine Höchstmenge festgesetzt. Margit Kettl-Grömminger, CVUA Stuttgart 15 Ökomonitoring 2012 3Pflanzenschutzmittel (Pestizide) 3.1 Rückstände von Pflanzenschutz- mitteln in Lebensmitteln pflanz lichen Ursprungs Im Berichtsjahr wurden insgesamt 440 Proben von Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft aus ökologischem Anbau auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersucht. Wie in den Vorjahren schnitt ökologisch erzeugtes Obst und Gemüse deutlich besser ab als Ware aus konventionellem Anbau. Bei knapp 70 % der Proben aus ökologischem Anbau waren keine Pestizidrückstände nachweisbar. Sofern Rückstände festgestellt wurden, handelte es sich in der überwiegenden Zahl der Fälle nur um Rückstände einzelner Wirkstoffe im Spurenbereich (< 0,01 mg/kg) und damit um Gehalte, die deutlich unterhalb der Konzentrationen liegen, die üblicherweise nach Anwendung entsprechender Wirkstoffe im Erntegut festgestellt werden können. Verglichen mit den Vorjahren (2009, 2010 und 2011) hat sich die Rückstandssituation bei frischem Öko-Obst und ÖkoGemüse leicht verschlechtert. Bei Öko-Gemüse stieg die Beanstandungsquote von 1,6 % im Jahr 2011 auf 3,1 % im Berichtsjahr 2012. Bei Öko-Obst lagen die Zahlen bei 2,6 % im Jahr 2011 und bei 5,0 % im Jahr 2012. Insgesamt hat sich die Beanstandungsquote in den letzten Jahren bei allen frischen Öko-Erzeugnissen auf einem niedrigen Stand stabilisiert, ist aber 2012 im Vergleich zu den Vorjahren wieder leicht angestiegen: 4,2 % 2012, 2,1 % 2011, 1,3 % 2010, 1,0 % 2009, 4,9 % 2008, 7,5 % 2007 und C 3 PESTIZIDE 4,9 % 2006. Hintergrund für die leicht höheren Prozentzahlen im Jahr 2012 waren vor allem gefundene Rückstände des Wirkstoffs Didecyldimethylammoniumchlorid (DDAC), der im Jahr 2012 neu in das analytische Wirkstoffspektrum aufgenommen wurde und in zahlreichen konventionellen sowie auch einigen ökologisch produzierten Proben nachgewiesen wurde. Im Berichtsjahr war aufgrund der DDAC-Rückstände eine Häufung von Beanstandungen bei Öko-Bananen (5 Fälle) zu verzeichnen. Rückstände an DDAC können unter anderem aus einer Anwendung im Pflanzenschutz (Anwendung nicht gelisteter DDAC-haltiger Pflanzenstärkungsmittel; quartäre Ammoniumverbindungen als Beistoffe in Pflanzenschutzmitteln; Anwendung von in Drittländern zugelassenen Pflanzenschutzmitteln) oder aus einer Anwendung als Biozid (durch eine Kreuzkontamination im Rahmen der Verarbeitung) resultieren. In der restlichen Ökofrischware war keine Häufung von Beanstandungen zu verzeichnen, auch waren keine Auffälligkeiten bei weiteren einzelnen Kulturen zu erkennen. In den Jahren vor 2009 waren immer wieder punktuell Auffälligkeiten bei mehreren bestimmten Kulturen aufgetreten: Herbizide bei italienischem Brokkoli und italienischen Karotten, das Fungizid Fosetyl bei Gurken verschiedener Herkunft, aber auch Rückstände von Oberflächenbehandlungsmitteln und Akariziden bei Zitrusfrüchten sowie Keimhemmungsmittel bei Kartoffeln. Diese Probleme sind aber mittlerweile alle erfolgreich beseitigt worden. Insgesamt wurde im Jahr 2012 bei 6 Proben frischem Öko-Obst, 4 Proben frischem Öko-Gemüse und einer Probe frischer Öko-Pilze die Bezeichnung „Öko“ wegen w 16 erhöhter Rückstände an Pflanzenschutzmitteln als irreführend bezeichnet beanstandet. Hinzu kommt noch eine Probe frischer Cranberries, die zwar frei von Rückständen an Pflanzenschutzmitteln war, aber auf einem Werbeblatt mit Aussagen beworben wurde, die nicht den lebensmittelrechtlichen Vorschriften entsprachen. Die Probe wurde aufgrund unzulässiger krankheitsbezogener Angaben und wissenschaftlich nicht hinreichend gesicherter gesundheitsbezogener Angaben ebenfalls als irreführend bezeichnet beanstandet. Bei verarbeiteten Erzeugnissen lag die Beanstandungsquote mit 3,4 % etwa in der gleichen Größenordnung wie bei frischen Erzeugnissen, aber deutlich niedriger als die Quoten der Jahre 2011 (8,1 %) und 2010 (6,3 %). Zu beachten ist hierbei allerdings, dass bei verarbeiteten Öko-Erzeugnissen von Jahr zu Jahr unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt und gezielte kurzfristige Projekte durchgeführt werden. Die Beanstandungsquote bei verarbeiteten Ökoerzeugnissen ist somit von Jahr zu Jahr nur bedingt vergleichbar. Bei den verarbeiteten Erzeugnissen waren in den Vorjahren (2010 und 2011) vor allem Obsterzeugnisse (getrocknet, TK-Ware, Konserven), Weine sowie Hülsenfrüchte (Linsen) mit erhöhten Beanstandungsquoten aufgefallen, im Berichtsjahr 2012 war erfreulicherweise keines der Untersuchungsfelder auffällig. Dabei müssen bei den untersuchten verarbeiteten Erzeugnissen zum Teil auch die gültigen Verarbeitungsfaktoren für die jeweiligen Wirkstoffe miteinbezogen werden, da es bei der Verarbeitung der eingesetzten Ursprungsproduk- Berücksichtigung von Verarbeitungsfaktoren Die Verordnung (EG) Nr. 396/2005 regelt die zulässigen Höchstgehalte an Pestiziden in der Regel für unverarbeitete Lebensmittel. Die Höhe der Rückstände von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in und auf unverarbeiteten Lebensmitteln kann sich unter dem Einfluss von Verarbeitungsprozessen verändern. Bei der rechtlichen Beurteilung der festgestellten Rückstandsgehalte an Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in verarbeiteten Lebensmitteln ist gemäß den Vorgaben der VO (EG) Nr. 396/2005 die durch die Verarbeitung bewirkte Veränderung der Pestizidrückstandsgehalte (z.B. die Veränderung durch die Herstellung von Trockenobst, Konserven, Säften oder Wein) zu berücksichtigen. Handelt es sich beispielsweise nicht um Sauerkirschen, sondern um daraus hergestellte Konserven, so muss ein Verarbeitungsfaktor berücksichtigt werden, da bei der Herstellung der Konserve meist eine Reduzierung der Rückstände erfolgt. Das Ö KO M O N I TO R I N G 2012 Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs te zu einer Erhöhung oder Verminderung der Rückstände kommen kann (siehe Infokasten). Im Beanstandungsfall zeigten Nachforschungen der ÖkoKontrollstellen bisher, dass, wenn in einem Betrieb sowohl ökologisch als auch konventionell erzeugte Rohware verarbeitet und/oder gelagert wird, nicht immer genügend Sorgfalt aufgewendet wurde, um eine Vermischung beziehungsweise Kontamination bei Lagerung und Verarbeitung zu vermeiden. Es ist notwendig, in diesem Bereich noch sorgfältiger zu arbeiten, um Vermischungen und Kontaminationen zu minimieren. ◆ heißt der im Gesamtprodukt (Kirschen plus Aufguss) festgestellte Rückstandsgehalt wird bezogen auf das rohe unverarbeitete Produkt (Kirschen) zurückgerechnet und dieser theoretisch ermittelte Gehalt mit der für das unverarbeitete Produkt gültigen Rückstandshöchstmenge verglichen. Ähnlich verhält es sich bei Wein. Hier muss über Verarbeitungsfaktoren auf die frischen Keltertrauben zurückgerechnet werden, da bei der Weinbereitung für sehr viele Wirkstoffe eine Reduzierung der Rückstände eintritt. Bei Trockenobst liegt durch die Trocknung dagegen eine Anreicherung des Wirkstoffes im Obst vor, d.h. der Rückstandsgehalt war im Ausgangsprodukt niedriger als der im Trockenobst festgestellte Gehalt. Im Falle der Kirschkonserven konnte teilweise keine abschließende Beurteilung erfolgen, da für bestimmte Stoffe keine Verarbeitungsfaktoren bekannt waren oder diese zwar für den Stoff, jedoch nur für ähnliche Produkte bekannt waren. Bei geringen Wirkstoffgehalten im Erzeugnis ergibt sich zudem eine größere rechnerische Unsicherheit. 17 Ökomonitoring 2012 C 3 Ergebnisse 3.2 Mittlere Pflanzenschutzmittelgehalte Als Anhaltspunkt für das Vorkommen von Pflanzenschutzmitteln kann auch die Berechnung ihrer mittleren Gehalte dienen (siehe Grafik). Mittlerer summarischer Gehalt der nachgewiesenen Pflanzenschutzmittelrückstände pro Probe (in mg/kg) 0,520 Obst - Vergleich öko-konventionell Gemüse - Vergleich öko-konventionell 0,500 0,450 0,440 0,450 0,390 0,400 0,400 0,360 0,350 0,360 0,340 0,340 0,330 0,300 0,280 0,250 0,200 0,220 0,150 konventionell erzeugte Proben (ohne Oberflächenbehandlungsmittel bzw. Konservierungsstoffe) Ökoproben ohne beanstandete Proben 1 2 und ohne Phosphonsäure 3 konventionell erzeugte Proben (ohne Bromid) Ökoproben ohne beanstandete Proben 1 2 0,100 „Orientierungswert“ 0,01 mg/kg 0,050 0,001 0,001 0,002 0,003 0,001 0,001 2007 2008 2009 2010 2011 2012 0,002 0,001 0,002 0,002 < 0,001 0,001 2008 2009 2010 2011 2012 0 ,010 1 2 3 2007 ohne Gibberellinsäure (kann von verschiedenen Pflanzen auf natürliche Weise gebildet werden), ohne Bromid beanstandete Proben = Proben, die wegen der irreführenden Bezeichnung „Öko“ beanstandet wurden ohne Phosphonsäure (kann aus zugelassenen Pflanzenstärkungsmitteln stammen, erst ab 2012 untersucht) Der mittlere Pestizidrückstandsgehalt aller untersuchten Öko-Obstproben lag bei 0,15 mg/kg, wenn alle als „Öko“ oder „Bio“ bezeichneten Proben in die Berechnung einfließen. Er lag bei 0,14 mg/kg, wenn die Berechnung unter Ausschluss der beanstandeten Proben erfolgte, bei denen der Verdacht bestand, dass es sich um konventionelle Ware oder um einen Verschnitt mit konventioneller Ware handelte und bei 0,001 mg/kg, wenn die Berechnung zudem ohne die Proben mit Phosphonsäure-Rückständen erfolgte. Phosphonsäure wird eine fungizide Wirkung zu- geschrieben. In der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 ist die Substanz als Summenparameter Fosetyl-Al (Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure und deren Salzen, ausgedrückt als Fosetyl) erfasst. Der Wirkstoff Phosphonsäure ist erst seit 2012 im Untersuchungsspektrum. Im Berichtsjahr wurden teilweise Gehalte über 1 mg/kg gefunden, eine Übersicht über die nachgewiesenen Gehalte zeigt die Tabelle. Weil die Gehalte auch aus zugelassenen Pflanzenstärkungsmitteln stammen können, wurden diese Proben nicht beanstandet. Phosphonsäurerückstände bei Proben aus ökologischem Anbau Herkunftsland 18 Probenart Phosphorsäuregehalt (in mg/kg) Deutschland Haferkörner ( 1 x) 0,18 Keltertrauben ( 3 x) 0,24-0,3 Kräuterseitling ( 1 x) 0,056 Tafelweintraube ( 1 x) 6,8 Italien Tafelweintrauben ( 2 x) 0,94-9,2 Konventionelles Obst enthielt dagegen im Mittel 0,52 mg/kg an Pflanzenschutzmittelrückständen (ohne Oberflächenbehandlungsmittel). Bei Öko-Gemüse lag der mittlere Pestizidrückstandsgehalt bei 0,009 mg/kg, wenn alle als ökologisch bezeichneten Proben in die Berechnung einfließen. Er lag bei 0,006 mg/kg, wenn die Berechnung unter Ausschluss der beanstandeten Proben erfolgte, bei denen der Verdacht bestand, dass es sich um konventionelle Ware oder um Ö KO M O N I TO R I N G 2012 M ittlere P fla n ze n schutzmittelgehalte · Ü bersicht B ea n sta n du n ge n einen Verschnitt mit konventioneller Ware handelte und bei 0,001 mg/kg, wenn die Berechnung zudem unter Ausschluss derjenigen Proben erfolgte, die Rückstände an Dithiocarbamaten (berechnet als CS2) aufwiesen. Bei bestimmten Pflanzen der Gattungen Brassicaceen und Liliaceen (u.a. Rucola) sind Blindwerte bis zu 2 mg/kg durch natürliches, phytogenes CS2 (in Form von Senfölen) möglich. Konventionelles Gemüse enthielt dagegen im Mittel 0,40 mg/kg an Pflanzenschutzmittelrückständen (ohne Bromid). 3.3 Übersicht Beanstandungen Die Tabelle gibt eine Übersicht über alle im Jahr 2012 auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersuchten Ökoproben und eine Übersicht über ihre Beanstandungsquoten, beide jeweils aufgeschlüsselt nach Warengruppen. Übersicht über die im Jahr 2012 untersuchten Ökoproben Probenart Gemüse Proben zahl 1 Proben mit MehrfachRückständen Anzahl (Anteil) Proben mit Rückständen >0,01mg/kg 3 4 Proben über der HM 5 Stoffe über der HM 5 34 (27 %) 7 (13 %) 5 (4 %) 3 (2,3 %) Tetramethrin, DDAC (2 x) frische Pilze 3 3 (-) 1 (-) 1 (-) 0 (-) 0 Gewürze (Ingwer) 5 3 (60 %) 0 (0 %) 1 (20 %) 0 (0 %) 0 Kartoffeln 6 1 (17 %) 1 (17 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 119 37 (31 %) 6 (5 %) 7 (6 %) 5 (4,2 %) DDAC (5 x) 261 77 (30 %) Obst Summe Urprodukte 128 Proben mit Rückständen Anzahl (Anteil) 25 (10 %) 14 (5 %) 8 (3,1 %) 8 Obsterzeugnisse, 40 23 (58 %) 15 (38 %) verarbeitet 8 (20 %) 5 (12,5 %) 0 (0 %) 0 Gemüseerzeugnisse, verarbeitet 0 (0 %) 0 (0 %) 0 Wein 7 4 (57 %) 3 (43 %) 2 (29 %) 2 (29 %) 2 0 (0 %) 0 Hülsenfrüchte 0 (0 %) 0 (0 %) 0 Getreide und 45 12 (27 %) 2 (4 %) Getreideerzeugnisse 2 (4 %) 2 (4 %) 2 1 (2,2 %) Dichlorvos teeähnliche 5 3 (60 %) 3 (60 %) Erzeugnisse pflanzliche Öle 6 4 (67 %) 2 (33 %) 2 (40 %) 1 (20 %) 2 1 (20 %) Thiophanatmethyl 2 (33 %) 0 (0 %) 2 0 (0 %) 0 Säuglingsnahrung/ Kleinkindnahrung Sonstige (Keltertrauben Glühwein, Luzernenkeimling) 14 43 13 6 6 (43 %) 13 (30 %) 0 (0 %) 4 (9 %) 2 0 (0 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 5 (83 %) 4 (67 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 Summe verarbeitete 179 70 (39 %) 33 (18 %) Erzeugnisse 16 (9 %) 2 (1,1 %) 2 10 (12 %) 2 alle untersuchten 440 147 (33 %) 58 (13 %) Proben 30 (7 %) 24 (7,0%) 2 10 (2,3 %) 10 kein prozentualer Anteil für Probenzahlen < 5 nach Berücksichtigung von Verarbeitungsfaktoren bei Weinen, Ölen, Getreideerzeugnissen, teeähnlichen Erzeugnissen und verarbeitetem Obst 3 ohne Azadirachtin, Piperonylbutoxid, Pyrethrum, Rotenon und Spinosad (sind im ökologischen Landbau zugelassen) 4 ohne Gibberellinsäure (kann von verschiedenen Pflanzen auf natürliche Weise gebildet werden), Phosphonsäure (kann aus zugelassenen Pflanzenstärkungsmitteln stammen) und ohne Bromid (kann auch geogenen Ursprungs sein, Gehalte < 5 mg/kg werden als „natürliche“ Gehalte bewertet) 5 HM = Höchstmenge nach der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 1 2 19 Ökomonitoring 2012 C 3 Ergebnisse „Öko“ oder „Bio“ für Erzeugnisse, die deutliche Mengen an Pflanzenschutzmittelrückständen enthielten. In 9 Fällen (1 Probe Rucola, 1 Probe Petersilienblätter und 5 Proben Bananen, jeweils mit DDAC, 1 Probe Gurken mit Tetramethrin und 1 Probe Kamillenblütentee mit Thiophanat-methyl) war zusätzlich die gültige Höchstmenge nach der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 für einen Wirkstoff überschritten. Zudem wies 1 Probe Bio-Gerste Rückstände an dem Vorratsschutzmittel Dichlorvos knapp über der gesetzlichen Höchstmenge von 0,01 mg/kg auf. Diese Höchstmenge war allerdings unter Berücksichtigung der Messunsicherheit von 50 % ebenso wie auch des Orientierungswertes für Rückstände in Öko-Lebensmitteln von 0,01 mg/kg nicht gesichert überschritten. Bei dieser Probe wurde die zuständige Öko-Kontrollstelle in Form eines Hinweisgutachtens auf den leicht erhöhten Rückstandsgehalt hingewiesen. ◆ Beanstandungen waren bei frischem Gemüse (4 Fälle), bei frischen Pilzen (1 Fall), bei frischem Obst (6 Fälle), verarbeiteten Obsterzeugnissen (3 Fälle), Weinen (2 Fälle) und teeähnlichen Erzeugnissen (1 Fall) zu verzeichnen (siehe Tabelle). Bei allen aufgeführten Fällen handelte es sich um Beanstandungen wegen der irreführenden Angabe Beanstandungsquoten über 10 % fanden sich bei Wein und teeähnlichen Erzeugnissen. Beanstandungsquoten bei Öko-Lebensmitteln im Jahr 2012 Probenart Probenzahl beanstandete Proben Anzahl (Anteil) 1 Proben Herkunftsland Gemüse 128 4 (3,1 %) Fenchel / Italien Gurken / Deutschland Petersilienblätter / Deutschland Rucola / Deutschland 1 frische Pilze 3 1 (-) Kräuterseitling / Deutschland 0 Gewürze (Ingwer) 5 0 (0 %) Kartoffeln 6 0 (0 %) Aprikosen/Italien Obst 119 6 (5,0 %) Bananen/Dominikanische Republik (4 x) Bananen/Ecuador Summe landwirtschaftliche Urprodukte 261 11 (4,2 %) 1 3 Gemüseerzeugnisse, verarbeitet 0 (0 %) 0 2 (29 %) 0 14 7 Wein/Deutschland (2 x) Hülsenfrüchte 43 0 (0 %) 0 Getreide und Getreideerzeugnisse 45 0 (0 %) 2 0 teeähnliche Erzeugnisse 5 1 (20 %) pflanzliche Öle 6 0 (0 %) 0 13 0 (0 %) 0 6 0 (0 %) 0 Summe verarbeitete Erzeugnisse 179 6 (3,4 %) 4 alle untersuchten Proben 440 17 (3,9 %) 7 Sonstige (Keltertrauben, Glühwein, Luzernenkeimling) Kamillenblütentee/ Ägypten Formal beanstandete Proben wegen Irreführung Im Gutachten wurde auf erhöhte Rückstandsgehalte hingewiesen, eine formale Beanstandung erfolgte nicht. 20 0 2 Säuglingsnahrung/ Kleinkindnahrung 2 1 Obsterzeugnisse, 40 3 (7,5 %) TK-Himbeeren/unbekannt verarbeitet Sauerkirsch-Konserven/unbekannt (2 x) Wein 1 Proben mit Hinweisgutachten Anzahl 2 3.4 Übersicht nach Herkunft In der Tabelle sind die Proben mit Rückständen über 0,01 mg/kg differenziert nach Herkunftsland dargestellt. Die Tabelle zeigt, dass in der Zwischenzeit sehr viele Länder Öko-Erzeugnisse nach Deutschland liefern. Hier ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass das Herkunftsland bei verarbeiteten Erzeugnissen nicht unbedingt dem Produktionsland der Rohware entspricht. Darüber hinaus ist bei vielen verarbeiteten Produkten das Herkunftsland meistens nur sehr schwer oder gar nicht erkenntlich, was die größere Anzahl an Proben mit unbekannter Herkunft erklärt. Von den 128 untersuchten einheimischen Ökoproben waren 6 zu beanstanden. Hier handelte es sich um 2 Proben Wein sowie je 1 Probe Gurken, Kräuterseitlinge, Rucola und Petersilienblätter. Nachforschungen bei der Gurkenprobe ergaben, dass die hier gefundenen Rückstände an Tetramethrin und Phenothrin nicht aus einer Anwendung im Rahmen der Erzeugung stammten, sondern aus einer bei ökologischer Produktion Ö KO M O N I TO R I N G 2012 Ü bersicht n ach H erku n ft ebenfalls nicht zulässigen Vorratsschutzmaßnahme direkt beim Einzelhändler. Die Rucola- und Petersilienblattprobe wiesen jeweils Rückstände an DDAC auf. Hier konnte im Rahmen von Nachforschungen festgestellt werden, dass diese Rückstände auf die Anwendung eines zu dieser Zeit noch zugelassenen Pflanzenstärkungsmittels (Vi-Care) zurückzuführen waren. Allerdings war nicht bekannt und gekennzeichnet, dass dieses Mittel DDAC als Inhaltsstoff enthielt. Nach dem Bekanntwerden wurde das Inverkehrbringen des Mittels Vi-Care in Deutschland im Laufe des Jahres 2012 untersagt. Der erhöhte Anteil an beanstandeten Proben von 50 % (4 von 8 untersuchten Proben) bei Ökoware aus der Dominikanischen Republik ist samt und sonders auf die bereits oben erwähnten Rückstände an DDAC in Bananen zurückzuführen. Das CVUA Stuttgart hat über die Rückstände an quarternären Ammoniumverbindungen (zu denen DDAC gehört) in frischem Obst und Gemüse am 03.07.2012 in einem Internetbericht informiert (www.ua-bw.de) und hierbei auch Hintergründe und Herkünfte beleuchtet. Proben mit Rückständen über 0,01 mg/kg differenziert nach Herkunftsland Probenzahl 1 Herkunftsland Anzahl Proben mit Rückständen > 0,01 mg/kg 2 Anzahl (Anteil) beanstandete Proben Anzahl (Anteil) Art der Proben Deutschland 128 7 (5,5 %) 6 (4,7 %) Gurke Kräuterseitling Petersilienblätter Rucola Wein (2 x) unbekannt 83 7 (8,4 %) 3 (3,6 %) Sauerkirsch-Konserven ( 2 x) TK-Himbeeren Italien 66 4 (6,1 %) 2 (3,0 %) Aprikosen Fenchel Spanien 46 0 (0 %) 0 (0 %) Israel 13 0 (0 %) 0 (0 %) Türkei 12 4 (33 %) 3 0 (0 %) Frankreich 12 0 (0 %) 0 (0 %) Dominikanische Republik 8 4 (50 %) 4 (50 %) Niederlande 8 0 (0 %) 0 (0 %) Südafrika 8 0 (0 %) 0 (0 %) China 6 1 (17 %) 0 (0 %) Ägypten 5 1 (20 %) 1 (20 %) Marokko 5 0 (0 %) 0 (0 %) 0 (-) 0 (-) Argentinien, Peru, Ungarn je 4 Ecuador 3 1 (-) 1 (-) Griechenland 3 1 (-) 0 (-) Bulgarien, Kasachstan Costa Rica, Mexico, Österreich, Serbien je 3 0 (-) 0 (-) je 2 0 (-) 0 (-) Burkina Faso, Kanada, Portugal, Rumänien, Thailand, Tunesien, Ukraine, USA je 1 0 (-) 0 (-) Bananen (4x) Kamillenblütentee Bananen kein prozentualer Anteil für Probenzahlen < 5 ohne Azadirachtin, Piperonylbutoxid, Pyrethrum, Spinosad und Rotenon (sind im ökologischen Landbau zugelassen), Gibberellinsäure (kann von verschiedenen Pflanzen auf natürliche Weise gebildet werden), Phosphonsäure (kann auch aus zugelassenen Pflanzen stärkungsmitteln stammen) und ohne Bromid (kann auch geogenen, „natürlichen“ Ursprungs sein) 3 Gehalte über 0,01 mg/kg in Proben türkischer Herkunft wurden nicht beanstandet, da es sich um getrocknete Proben handelte, bei denen die Rückstände durch Trocknung aufkonzentriert wurden. 1 2 21 Ökomonitoring 2012 C 3 Ergebnisse 3.5 Übersicht nach Warengruppen In aller Regel bringt der ökologische Landbau Erzeugnisse hervor, die nur zu einem geringen Anteil Rückstände über 0,01 mg/kg aufweisen. Die Öko-Erzeugnisse unterscheiden sich daher hinsichtlich der Pestizidrückstände signifikant von konventioneller Ware, wie die beiden nachfolgenden Tabellen (Vergleich ökologischer und konventioneller Ware, aufgeschlüsselt nach Warengruppen) deutlich zeigen. Pflanzenschutzmittelrückstände in frischen Erzeugnissen im Vergleich: ökologisch - konventionell Anbauart Anzahl Proben 1 mit Rückständen mit Rückständen über 0,01 mg/kg 2 3 Proben über der HM 4 Stoffe über der HM 4 Proben mit Mehrfachrückständen Blattgemüse ökologisch 47 20 (43 %) 3 (6,4 %) 2 (4,3 %) DDAC ( 2x) 8 (17 %) konventionell 353 308 (87 %) 222 (63 %) 22 (6,2 %) 27 273 (77 %) ökologisch 62 10 (16 %) 1 (1,6 %) 1 (1,6 %) Tetramethrin 6 (9,7 %) konventionell 425 337 (79 %) 258 (61 %) 33 (7,8 %) 45 278 (65 %) ökologisch 15 4 (27 %) 1 (6,7 %) 0 (0 %) 0 3 (20 %) konventionell 82 60 (73 %) 34 (41 %) 1 (1,2 %) 1 35 (43 %) ökologisch 4 0 (-) 0 (-) 0 (-) 0 0 (-) konventionell 34 29 (85 %) 16 (47 %) 1 (2,9 %) 1 24 (71 %) ökologisch 6 1 (17 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 1 (17 %) konventionell 31 27 (87 %) 18 (58 %) 1 (3,2 %) 1 27 (87 %) ökologisch 3 2 (-) 1 (-) 0 (-) 0 1 (-) konventionell 77 70 (91 %) 61 (79 %) 6 (7,8 %) 6 54 (70 %) Fruchtgemüse Sprossgemüse Wurzelgemüse Kartoffeln frische Pilze Gewürze (= frischer Ingwer) ökologisch 5 3 (60 %) 1 (20 %) 0 (0 %) 0 1 (-) konventionell 13 11 (85 %) 11 (85 %) 3 (23 %) 4 3 (23 %) ökologisch 51 15 (29 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 2 (3,9 %) konventionell 270 255 (94 %) 231 (86 %) 12 (4,4 %) 14 234 (87 %) ökologisch 11 5 (45 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 2 (18 %) konventionell 88 85 (97 %) 79 (90 %) 0 (0 %) 0 81 (92 %) ökologisch 4 1 (-) 1 (-) 0 (-) 0 1 (-) konventionell 158 146 (92 %) 124 (78 %) 3 (1,9 %) 4 129 (82 %) ökologisch 26 4 (15 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 0 (0 %) konventionell 132 130 (98 %) 122 (92 %) 8 (6,1 %) 9 120 (91 %) ökologisch 27 12 (44 %) 6 (22 %) 5 (19 %) DDAC (5x) 1 (3,7 %) konventionell 151 121 (80 %) 99 (66 %) 13 (8,6 %) 18 99 (66 %) Beerenobst Kernobst Steinobst Zitrusfrüchte Exotische Früchte kein prozentualer Anteil für Probenzahlen < 5 ohne Azadirachtin, Piperonylbutoxid, Pyrethrum, Rotenon und Spinosad (sind im ökologischen Landbau zugelassen) 3 ohne Gibberellinsäure (kann von verschiedenen Pflanzen auf natürliche Weise gebildet werden), Phosphonsäure (kann aus zugelassenen Pflanzenstärkungsmitteln stammen) und ohne Bromid (kann auch geogenen Ursprungs sein, Gehalte < 5 mg/kg werden als „natürliche“ Gehalte bewertet) 4 HM = Höchstmenge nach der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 1 2 22 Ö KO M O N I TO R I N G 2012 Ü bersicht n ach Ware n gruppe n Pflanzenschutzmittelrückstände in verarbeiteten Erzeugnissen im Vergleich: ökologisch - konventionell Anbauart Anzahl Proben 1 mit Rückständen mit Rückständen über 0,01 mg/kg 2 3 Proben über der HM 4 Stoffe über der HM 4 Proben mit Mehrfachrückständen Obsterzeugnisse, verarbeitet ökologisch 40 23 (58 %) 8 (20 %) 0 (0 %) 0 15 (38 %) 6 (40 %) 1 (6,7 %) 1 8 (53 %) 5 (12,5 %) 2 konventionell 12 (80 %) 15 Gemüseerzeugnisse, verarbeitet ökologisch 14 6 (43 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 0 (0 %) konventionell 59 51 (86 %) 39 (66 %) 9 (15 %) 30 5 38 (64 %) 7 4 (57 %) 2 (29 %) 0 (0 %) 0 3 (43 %) Wein ökologisch 2 (29 %) 2 konventionell 25 21 (84 %) 14 (56 %) 0 (0 %) 0 20 (80 %) ökologisch 43 13 (30 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 4 (9,3 %) konventionell 8 2 (25 %) 2 (25 %) 0 (0 %) 0 0 (0 %) 12 (27 %) 2 (4,4 %) 1 (2,2 %) Dichlorvos 2 (4,4 %) 0 15 (27 %) Thiophanat- 3 (60 %) Hülsenfrüchte Getreide und Getreideerzeugnisse ökologisch 45 2 (4,4 %) 2 konventionell 55 31 (56 %) 25 (45 %) 0 (0 %) 5 3 (60 %) 2 (40 %) 1 (20 %) Teeähnliche Erzeugnisse ökologisch 1 (20 %) 2 methyl konventionell 19 19 (100 %) 17 (89 %) 3 (16 %) 3 19 (100 %) 6 4 (67 %) 2 (33 %) 0 (0 %) 0 2 (33 %) Pflanzliche Öle ökologisch 0 (0 %) konventionell 14 (82 %) 13 (76 %) 0 (0 %) 0 13 (76 %) 17 2 Säuglingsnahrung/Kleinkindernahrung ökologisch 13 0 (0 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 0 0 (0 %) konventionell 2 0 (-) 0 (-) 0 (-) 0 0 (-) kein prozentualer Anteil für Probenzahlen < 5 nach Berücksichtigung von Verarbeitungsfaktoren bei Weinen, Ölen, Getreideerzeugnissen, teeähnlichen Erzeugnissen und verarbeitetem Obst 3 ohne Azadirachtin, Piperonylbutoxid, Pyrethrum und Spinosad (sind im ökologischen Landbau zugelassen), Phosphonsäure (kann auch aus zugelassenen Pflanzenstärkungsmitteln stammen), Bromid (kann auch geogenen, „natürlichen“ Ursprungs sein) 4 HM = Höchstmenge nach der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 5 25 dieser Höchstmengenüberschreitungen betrafen 4 Proben Weinblätter 1 2 Eine ausführliche Darstellung der Rückstandssituation in konventionellen Erzeugnissen im Jahr 2012 findet sich in den aktuellen Internetbeiträgen des CVUA Stuttgart vom 04.04.2013, 08.04.2013 und 10.04.2013 (www.ua-bw.de). ◆ 23 Ökomonitoring 2012 C 3 Ergebnisse 3.6 Exkurs: Im Öko-Landbau zugelassene und im Jahr 2012 nachgewiesene Wirkstoffe Zu den Wirkstoffen, welche gemäß der Verordnungen (EG) Nr. 834/2007 und Nr. 889/2008 (Positivliste in Anhang II) im ökologischen Landbau zugelassen sind, auf die geprüft wird und welche regelmäßig nachgewiesen werden, gehören die Insektizide Azadirachtin A, Pyrethrum (Pyrethrine), Rotenon, Spinosad und der Synergist Piperonylbutoxid. Azadirachtin A Stammpflanze: Azadirachta indica (deutsch: Niembaum). Herkunft: Der tropische Niembaum (engl. neem) ist in Asien, Afrika und Amerika verbreitet. Inhaltsstoffe: Wichtigster Bestandteil des Niembaums ist das Triterpenoid Azadirachtin. Verwendung: Die aus den Samen des Niembaumes gewonnenen Extrakte können als natürlicher Fraßhemmer und Insektizid im Pflanzenschutz eingesetzt werden. Niem wird auch im Vorratsschutz als vielversprechender Naturstoff angesehen. Pyrethrum (Pyrethrine) Stammpflanze: Chrysanthemum-Arten (vor allem Chrysanthemum cinerariaefolium) Herkunft: Pyrethrum wird aus den Blüten von Chrysanthemen-Arten durch Pulverisieren oder Extraktion gewonnen. Hauptausfuhrländer sind Kenia, Tansania, Ecuador, Kolumbien, Neuguinea und Japan. Pyrethrum wird seit alters her in Asien als natürliches Insektenvernichtungsmittel (Insektizid) verwendet. Insektizide Bestandteile: Pyrethrin, Cinerin und Jasmolin. Verwendung: Pyrethrum ist in zahlreichen Mitteln besonders gegen Hygiene- und Vorratsschädlinge enthalten. Das Pyrethrin wird entweder allein oder als Mischung mit einem chemischen Zusatz- beziehungsweise Beistoff (Piperonylbutoxid) zur Bekämpfung saugender, teils auch beißender Insekten, wie Blattläuse, Weiße Fliegen, Kohlweißlinge und Spinnmilben verwendet. Piperonylbutoxid (Synergist) Der Synergist Piperonylbutoxid wird halbsynthetisch aus Saflor hergestellt. Er verstärkt als Beistoff die Wirkung bestimmter Insektizide (wie zum Beispiel Pyrethrum, Pyrethroide oder Rotenon), hat aber selbst keinerlei insektizide Wirkung. Rotenon Stammpflanze: Derris spp., Lonchocarpus spp. und Terphrosia spp. Herkunft: Das Mittel wird aus den Wurzeln von bestimmten, in tropischen Regionen heimischen Leguminosen-Pflanzen gewonnen. Insektizider BestandteiI: Rotenon Verwendung: Außerhalb Deutschlands wird Rotenon wird als Pulver oder Flüssigkeit (teilweise in Kombination mit Pyrethrum) gegen verschiedene Insekten im Freiland und im Vorratsschutz eingesetzt. Spinosad Stammorganismus: Bodenbakterium Saccharopolyspora spinosa Herkunft: Spinosad ist die Bezeichnung für eine Mischung aus den Metaboliten Spinosyn A und Spinosyn D des Bodenbakteriums Saccharopolyspora spinosa. Sie werden durch Fermentation gewonnen. Verwendung: Spinosad dient der Regulierung des Kartoffelkäfers im ökologischen Landbau. Präparate mit dem Wirkstoff Spinosad wirken auch gegen andere Schadinsekten, wie zum Beispiel Lepidoptera (Schmetterlinge), Diptera (Fliegen), Hymenoptera (Hautflügler), Thysanoptera (Fransenflügler) oder Coleoptera (Käfer). Es hat jedoch keine Wirkung auf saugende Insekten. 24 Ö KO M O N I TO R I N G 2012 I m Ö ko - L a n dbau zugelasse n e u n d im Jahr 2012 n achgewiese n e W irkstoffe Die nachfolgende Tabelle zeigt die Befunde der im ökologischen Landbau zugelassenen Stoffe: Befunde der im Öko-Landbau zugelassenen Wirkstoffe im Berichtsjahr 2012 Wirkstoff Azadirachtin A Häufigkeit 3 Produkt Heidelbeere Gehalt [mg/kg] 0,012 Kerbel 0,038 Petersilienblätter 0,086 Pyrethrum (Pyrethrine) 2 0,050-0,10 Rotenon 0 Piperonylbutoxid (Synergist) 5 Petersilienblätter Dinkelmehl 0,003-0,006 Petersilienblätter 0,006 Süßkartoffel 0,003 Tafeltraube 0,001 Spinosad 18Banane Bataviasalat 0,001 4,7 Birnen 0,001-0,004 Cherimoya 0,001 Gemüsepaprika 0,004 Kopfsalat 0,004 Sultaninen 0,007-0,009 Tafeltrauben 0,001-0,014 Summe 28 Bei insgesamt 440 untersuchten Proben ergibt sich eine Nachweishäufigkeit für diese Stoffe von 6,4 %. Dieser Wert liegt leicht über dem der Vorjahre (5,2 % 2011 und 4,2 % 2010). Weitere im ökologischen Landbau zugelassene Stoffe, wie natürliche Öle, Schwefel, Kupfer- oder Eisensalze wurden im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen nicht erfasst. Quelle: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen ( www.jki.bund.de ) > Themenportal Ökologischer Landbau (http://oekologischerlandbau.jki.bund.de) Eine detaillierte Auflistung der Ergebnisse aller im Jahr 2012 im Rahmen des baden-württembergischen ÖkomonitoringProgramms untersuchten Öko-Proben mit nachweisbaren Rückständen an Pflanzenschutzmittelwirkstoffen ist auf der Internetseite der CVUAs unter http://www.ua-bw.de oder direkt unter http://oekomonitoring.cvuas.de zu finden. ◆ Marc Wieland, Anne Wolheim, Kathi Hacker, Carmen Wauschkuhn, Dr. Ingrid Kaufmann-Horlacher, Dr. Diana Kolberg, Ellen Scherbaum, CVUA Stuttgart 25 Ökomonitoring 2012 C 4 Ergebnisse 4 Organische Kontaminanten, Pflanzenschutzmittel und Biozide in Lebensmitteln tierischer Herkunft Auch im Berichtsjahr 2012 wurden wieder zwei Lebensmittelgruppen tierischer Herkunft mit insgesamt 87 Proben schwerpunktmäßig auf Pflanzenschutzmittelrückstände und organische Kontaminanten untersucht. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf den Produkten Schafs- oder Ziegenkäse und Rindfleisch. Das Analysenspektrum umfasste eine Vielzahl von aktuell in der Landwirtschaft eingesetzten Pflanzenschutzmittelwirkstoffen. Weiterhin wurde auch auf langlebige fettlösliche Pestizide untersucht. Deren Einsatz ist zwar seit vielen Jahren verboten, aber aufgrund ihrer Bioakkumulation kommen sie noch heute in der Umwelt vor und bleiben für die Analytik relevant. Zusätzlich wird bei den tierischen Lebensmitteln auf fettlösliche Kontaminanten geprüft, die nicht absichtlich und zielgerichtet eingesetzt werden, sondern als Hintergrundkontamination in der Umwelt vorkommen oder während beziehungsweise nach der Produktion in das Lebensmittel gelangen. drastisch zurückgegangen. Die polybromierten Diphenylether (PBDE, Summe aus BDE 28, 47, 99, 100, 153 und 154) wurden in der Vergangenheit als Flammschutzmittel in Kunststoffen und Textilien eingesetzt. w Die Proben wurden auf über 170 einzelne Verbindungen aus den Gruppen der Organochlorverbindungen, Pyrethroide, Phosphorsäureester sowie Nitromoschusverbindungen (synthetische Duftstoffe) und einer größeren Anzahl polarer Pflanzenschutzmittel untersucht. Wie schon in früheren Berichten werden auch hier die Ergebnisse mit den besonders relevanten und repräsentativ geltenden Schadstoffen in den Grafiken dargestellt. Die Organochlorpestizide Hexachlorbenzol (HCB), Lindan, GesamtDDT, Dieldrin und Endosulfan sind als Pflanzenschutzmittel nicht mehr zugelassen. Bei den polychlorierten Biphenylen (PCB, Summe aus PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180) handelt es sich um Kontaminanten, die bis in die 1980er Jahren unter anderem als Hydraulikflüssigkeit, in elektrischen Kondensatoren sowie als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen und Kunststoffen eingesetzt wurden und heute noch in der Umwelt nachweisbar sind. Moschusketon ist ein Vertreter der Nitromoschusverbindungen, die in der Kosmetik- und Waschmittelherstellung als künstliche Duftstoffe eine Rolle spielten und über das Abwasser in die Umwelt gelangten. Nach dem Verwendungsverzicht der kosmetischen Industrie ist in Deutschland die Belastung der Lebensmittel mit Moschusketon in den letzten 20 Jahren 26 Bei den genannten Stoffen handelt es sich um langlebige organische Schadstoffe (engl. persistent organic pollutants, POPs), die sich über die Nahrungskette und über die Umwelt im Fettgewebe von Tieren anreichern. Lebensmittel tierischer Herkunft stellen daher die Hauptquelle für die Aufnahme dieser Stoffe durch den Verbraucher dar. Da es keine Stoffe sind, die zur Produktion von Lebensmitteln eingesetzt werden, sondern durch Verunreinigungen der Luft, des Wassers, des Bodens oder der Futtermittel einbracht werden, sind ökologisch erzeugte Lebensmittel in der Regel nicht weniger betroffen als konventionelle Produkte. Die Verordnung (EG) Nr. 834/2007 über die ökologische/ biologische Produktion und die Kennzeichnung entsprechender Erzeugnisse regelt die Anforderungen, die an Erzeugnisse gestellt werden, die mit Hinweis auf ökologische/ biologische Produktion vermarktet werden. Sie regelt hierbei ausschließlich die Produktionsweise. Anforderungen an die Rückstandsfreiheit des Produktes, die über die allgemein geltenden Höchstmengenregelungen hinausgehen, sind nicht enthalten. Da die Hintergrundbelastung von Lebensmitteln oder Futtermitteln die ökologisch erzeugten Produkte in vergleichbarem Ausmaß betrifft wie die konventionellen Erzeugnisse, treten im Einzelfall in Ökoprodukten durchaus Gehalte an einer Umweltkontaminante auf, die über der derzeitigen durchschnittlichen Hintergrundbelastung für die Stoff/Matrix-Kombination liegen. Dass der Verbraucher für ökologisch erzeugte Lebensmittel in der Regel geringere – aber zumindest keine höheren – Rückstände als in einem entsprechenden Produkt aus einem konventionellen Betrieb erwartet, bleibt dabei unberücksichtigt. Danach kann der Gehalt an einer Umweltkontaminante in einem ökologisch erzeugten Produkt nicht als Qualitätskriterium für die ökologische Produktionsweise dienen. 4.1Schafs-/Ziegenkäse Im Berichtsjahr wurden insgesamt 48 Proben Schafs- und Ziegenkäse untersucht. Davon kamen 23 Proben aus ökologischer und 25 Proben aus konventioneller Erzeugung. Neben dem traditionellen Feta-Käse (8 Proben), der in Griechenland aus Schaf- und/oder Ziegenmilch hergestellt wird, kamen 17 Proben Schafs- oder Ziegenkäse aus Deutschland zur Untersuchung, 15 aus den Niederlanden und 4 aus Frankreich, jeweils eine Probe kam aus Bulgarien und Italien, 2 Proben waren unbekannter Herkunft. Ein deutlicher Unterschied zwischen ökologisch und konventionell erzeugten Produkten zeigte sich nicht. Die Mittelwerte und Mediane bezogen auf Fett lagen auf niedrigem Ö KO M O N I TO R I N G 2012 O rga n ische Ko n tami n a n te n , P fla n ze n schutzmittel u n d B iozide i n L ebe n smittel n tierischer H erku n ft Niveau, das heißt, alle deutlich unter 10 µg/kg Fett. Die höchsten Gehalte konnten bei dem seit Jahrzehnten verbotenen Pflanzenschutzmittel DDT ermittelt werden. Hier wurden mittlere Gehalte von 4,4 µg/kg Fett bei konventionell und 3,1 µg/kg Fett bei ökologisch erzeugten Produkten bestimmt. Die gesetzliche Höchstmenge liegt mit 1.000 µg/kg Fett (Verordnung (EG) Nr. 396/2005) deutlich höher. Das zeigt, dass die Belastung seit dem Verbot von DDT deutlich zurückgegangen ist. Vergleichbares gilt auch für die Kontaminanten der polychlorierten Biphenyle (PCB), hier wird die Höchstmenge mit 40 µg/kg Fett (Verordnung (EG) Nr. 1881/2006) von allen Proben deutlich unterschritten. Die mittleren Gehalte von 2,0 µg/kg bei konventionell und 1,8 µg/kg bei ökologisch erzeugten Produkten liegen auf gleichem Niveau. Vergleich organischer Kontaminanten in Schafs- und Ziegenkäse aus ökologischer und konventioneller Produktion n.n. = nicht nachweisbar 5,0 4,5 4,0 3,5 2,5 2,0 n.n. n.n. n.n. n.n. 0,1 0,5 0,1 0,1 1,8 2,0 3,1 4,4 n.n. n.n. 1,0 2,1 1,5 2,2 Mittelwerte (µg/kg Fett) 3,0 0,5 0 HCB Lindan DDT Summe Dieldrin Endo- Moschus-Summe PCB sulfan keton PBDE konventionelle Produktion (25 Proben) Vergleicht man die Ergebnisse nach Herkunftsländern, ergibt sich folgende Tendenz: die niedrigsten HCB-, DDT- und PCBGehalte finden sich in den Käseprodukten aus Frankreich und den Niederlanden. In den Proben griechischer Herkunft waren die höchsten mittleren Gehalte an DDT nachweisbar, ökologische Produktion (23 Proben) was auf eine erhöhte Hintergrundbelastung in der dortigen Umwelt hinweist. Die PCB als typische Industriekontaminanten fanden sich dagegen in Griechenland unterhalb der Bestimmungsgrenze, während in Deutschland die höchsten mittleren Gehalte bestimmt wurden. Vergleich organischer Kontaminanten in Schafs- und Ziegenkäse nach Herkunftsländern 2012 n.n. = nicht nachweisbar 7,0 5,0 n.n. n.n. n.n. n.n. n.n. n.n. n.n. n.n. 0,5 0,6 n.n. n.n. 0,1 n.n. n.n. 0,1 n.n 3,0 0,4 0,4 5,9 2,1 0,9 1,6 3,0 n.n. n.n. n.n. n.n. 4,0 2,9 2,7 1,3 1,3 Mittelwerte (µg/kg Fett) 6,0 2,0 1,0 0 HCB Lindan DDT Griechenland (8 Proben) Summe Dieldrin Endo- Moschus-Summe PCB sulfan keton PBDE Deutschland (17 Proben) Frankreich (4 Proben) Niederlande (15 Proben) 27 Ökomonitoring 2012 C 4 Ergebnisse Weiterhin wurden alle Proben auf eine Vielzahl von mittelpolaren und polaren Pflanzenschutzmitteln untersucht, die aktuell in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Diese Pflanzenschutzmittel zeichnen sich dadurch aus, dass sie relativ schnell wieder abgebaut werden und sich somit nicht in der Umwelt anreichern. Sie könnten aber über das als Futtermittel verwendete Getreide von den Tieren aufgenommen und so in das tierische Lebensmittel gelangen. In keiner der analysierten Proben konnte ein positiver Befund ermittelt werden. 4.2Rindfleisch Die regelmäßige Untersuchung von Rindfleisch wurde im Berichtsjahr fortgeführt. Im Rahmen des Ökomonitorings kamen 32 Proben aus konventioneller Produktion und 7 Proben aus ökologischer Produktion zur Untersuchung. Insgesamt liegt die Belastung auf niedrigem Niveau. So beträgt der mittlere Gehalt für Gesamt-DDT 4,3 µg/kg Fett für Rindfleisch aus ökologischer Erzeugung und 1,8 µg/kg Fett für Rindfleisch aus konventioneller Erzeugung. Überwiegend liegen die Einzelgehalte dieser Proben unterhalb der durchschnittlichen Hintergrundbelastung von 10 µg/kg Fett. Es gibt jedoch immer wieder Einzelfälle, bei denen höhere Gehalte an diesen Stoffen in Rindfleisch ermittelt werden. Eine Probe aus konventioneller Produktion wies einen Gehalt von 18 µg DDT/kg auf, bei einer Probe aus ökologischer Produktion konnte ein Gehalt von 15 µg/kg ermittelt werden. Die Werte liegen aber deutlich unter der gesetzlichen Höchstmenge von 1.000 µg/kg Fett (Verordnung (EG) Nr. 396/2005). Bei den PCB zeigte sich ein ähnliches Bild. Bei einem Hauptteil der Proben lag der ermittelte Gehalt unterhalb der durchschnittlichen Hintergrundbelastung von 10 µg/kg Fett (mittlerer PCB-Gehalt für Öko-Rindfleisch: 8 µg/kg Fett, für konventionelles Rindfleisch: 4,2 µg/kg Fett). Je 3 Proben aus ökologischer Produktion und aus konventioneller Produktion wiesen etwas höhere Gehalte auf. Der höchste ermittelte Gehalt lag bei 18,0 µg/kg. Im Vergleich der mittleren Gehalte von ökologisch und konventionell erzeugtem Rindfleisch aus den Jahren 2003 bis 2006 mit den Daten aus den Jahren 2009 und 2012 zeigt sich eine einheitliche Auffälligkeit, die bei den PCB am stärksten ausgeprägt ist. Innerhalb eines Auswertungszeitraumes sind die Rückstandsgehalte von HCB, DDT und PCB in Rindfleischproben aus ökologischer Produktion höher als die aus konventioneller Produktion. Das könnte sich daraus erklären, dass die ökologisch erzeugten Rinder das Jahr über länger im Freiland gehalten werden als die konventionellen Rinder. Da mit der Grasfütterung auf der Weide von den Tieren auch immer Erde aufgenommen wird, die in der Regel stärker belastet ist als das Gras, führt die Freilandhaltung zu höheren Rückständen im Fleisch. Vergleich organischer Kontaminanten in Rindfleisch aus ökologischer und konventioneller Erzeugung n.n. = nicht nachweisbar 9,0 8,0 7,0 4,0 n.n. n.n. n.n. n.n. 0,3 n.n. 1,3 0,0 8,0 4,2 1,8 4,3 0,1 n.n. 2,0 3,1 3,0 5,9 Mittelwerte (µg/kg Fett) 6,0 5,0 1,0 0 HCB Lindan DDT Summe Dieldrin Endo- Moschus-Summe PCB sulfan keton PBDE konventionelle Produktion (25 Proben) 28 ökologische Produktion (23 Proben) Ö KO M O N I TO R I N G 2012 O rga n ische Ko n tami n a n te n , P fla n ze n schutzmittel u n d B iozide i n L ebe n smittel n tierischer H erku n ft ◆ Rindfleisch öko - konventionell im zeitlichen Vergleich n.n. = nicht nachweisbar 9,0 8,0 7,0 4,0 2,0 n.n. n.n. n.n. n.n. n.n. n.n. n.n. 0,3 0,1 n.n. 0,3 1,0 3,0 n.n. n.n. 1,3 n.n. 8,0 5,0 7,1 4,9 4,1 1,8 7,0 6,0 3,9 5,5 4,3 1,8 2,0 1,0 1,0 0,1 0,1 0,1 n.n. 3,0 6,0 5,0 7,0 6,1 5,9 3,1 Mittelwerte (µg/kg Fett) 6,0 5,0 1,0 0 HCB Lindan DDT SummeDieldrin Endo- Summe PCB sulfan PBDE 2003-2006 öko 2003-2006 konv 2009 öko 2009 konv 2012 öko 2012 konv Biljana Trajkovska und Dr. Karin Kypke, CVUA Freiburg 29 Ökomonitoring 2012 5 C 5 Ergebnisse Dioxine und dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln Der Schwerpunkt der Dioxin- und PCB-Untersuchungen von Lebensmitteln im Rahmen des Ökomonitorings lag im Jahr 2012 auf den Lebensmittelgruppen Kuhmilch und Rindfleisch. Insgesamt wurden 52 Proben Kuhmilch und 39 Proben Rindfleisch auf ihre Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB (dl-PCB) untersucht. Die Rindfleischproben wurden auch auf organische Kontaminanten und Pflanzenschutzmittel untersucht. Die Ergebnisse hierzu sind im Kapitel „Organische Kontaminanten, Pflanzenschutzmittel und Biozide in Lebensmitteln tierischer Herkunft“ dargestellt. § 5.1Kuhmilch Rechtliche Regelungen für Kuhmilch Dioxine und PCB reichern sich ganz allgemein im Fett an; bei Milch erfolgt somit die Anreicherung im Milchfett. Die Höchstgehalte werden daher auf den Fettanteil der Erzeugnisse bezogen. Die Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 setzt für Rohmilch und Milcherzeugnisse einen Höchstgehalt von 2,5 pg WHO-PCDD/F-TEQ2005 /g Fett für Dioxine und einen Höchstgehalt von 5,5 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ2005 /g Fett für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB (Gesamt-TEQ) fest. Diese Höchstgehalte gelten seit Januar 2012 und wurden mit angepassten Toxizitätsäquivalenzfaktoren aus dem Jahr 2005 (TEF2005) unter Zugrundelegung neuer Vorkommensdaten erstellt. Zeitgleich wurde ein Höchstgehalt für die Summe von sechs Indikator-PCB (PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180) eingeführt, der für Rohmilch und Milcherzeugnisse bei 40 ng/g Fett liegt. In Ergänzung zu den Höchstgehalten wurde in der Empfehlung der Kommission vom 23. August 2011 zur Reduzierung des Anteils von Dioxinen, Furanen und PCB in Futtermitteln und Lebensmitteln (2011/516/EU) für Rohmilch und Milcherzeugnisse ein Auslösewert von 1,75 pg WHO-PCDD/F-TEQ2005 /g Fett für Dioxine und von 2,0 pg WHO-PCB-TEQ2005 /g Fett für dl-PCB bestimmt, bei dessen Überschreitung die Kontaminationsquelle ermittelt und Maßnahmen zur Eindämmung oder Beseitigung der Kontamination ergriffen werden sollen. Untersuchungsergebnisse in der Übersicht Im Jahr 2012 wurden im Rahmen des ÖkomonitoringProgramms 52 Proben Milch auf Dioxine und dl-PCB untersucht: 26 Proben aus ökologischer Erzeugung und zum Vergleich 26 aus konventioneller Produktion. Bei 23 Proben handelte es sich um Rohmilch, die direkt beim landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieb erhoben wurden, bei 27 Proben um Milch aus dem Einzelhandel. ◆ 30 Alle Milchproben wiesen Gehalte an Dioxinen und dl-PCB deutlich unterhalb der zulässigen Höchstgehalte auf. Der höchste Gehalt von 1,9 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ2005 /g Fett wurde in einer Probe Rohmilch aus konventioneller Erzeugung bestimmt. Auch die für Dioxine und dl-PCB festgesetzten Auslösewerte wurden von keiner Probe überschritten. Die mittleren Gehalte der Proben an Dioxinen (0,2 pg WHO-PCDD/F-TEQ2005 /g Fett) und an dl-PCB (0,6 pg WHO-PCB-TEQ2005 /g Fett) liegen in Bereichen, die für die Hintergrundbelastung von Milch und Milcherzeugnissen üblich sind. Zum Vergleich: In den im CVUA Freiburg zwischen 1994 und 2009 untersuchten 2.876 Proben Milch und Milcherzeugnisse wurden mittlere Gehalte an Dioxinen von 0,4 pg WHO-PCDD/F-TEQ2005 /g Fett und an dl-PCB von 0,6 pg WHO-PCB-TEQ2005 /g Fett ermittelt. Ö KO M O N I TO R I N G 2012 D ioxi n e u n d dioxi n ä h n liche P C B i n L ebe n smittel n · K U H M I LC H Gegenüberstellung der Ergebnisse aus ökologischer und konventioneller Erzeugung Die mittleren Gehalte an Dioxinen, dl-PCB und dem Gesamt-TEQ sind bei den untersuchten Milchproben aus konventioneller und ökologischer Erzeugung vergleichbar Dioxine, dl-PCB und Gesamt-TEQ (Summe aus Dioxinen und dl-PCB) der untersuchten Milchproben – Vergleich ökologische und konventionelle Erzeugung Parameter Herkunft Probenzahl Minimum Median Mittelwert 95 % - Perzentil Maximum Dioxine [pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett] gesamt 52 0,090,24 0,30 0,47 ökologisch 26 0,090,25 0,26 0,42 0,47 konventionell 26 0,100,24 0,25 0,48 0,50 1,67 0,50 dl-PCB [pg WHO-PCB-TEQ/g Fett] gesamt 52 0,350,64 0,70 1,31 ökologisch 26 0,350,66 0,67 0,95 1,14 konventionell 26 0,380,62 0,75 1,36 1,67 Gesamt-TEQ [pg WHO-Gesamt-TEQ/g Fett] gesamt 52 0,470,92 1,00 1,53 1,92 ökologisch 26 0,500,95 0,94 1,30 1,39 konventionell 26 0,470,84 1,01 1,70 1,92 Gegenüberstellung der Ergebnisse von Rohmilch aus dem Erzeugerbetrieb und Milch aus dem Einzelhandel Rohmilchproben aus dem Erzeugerbetrieb können im Einzelfall höhere Gehalte an verschiedenen Parametern aufweisen, die in Konsummilch aus dem Einzelhandel durch Vermischung von Milch aus verschiedenen Erzeugerbetrieben verdünnt werden. Daher ist es zweckmäßig, solche Rohmilch auf mögliche erhöhte Gehalte zu prüfen. Ein deutlicher Unterschied der Gehalte zwischen den 23 untersuchten Rohmilchproben und den 27 Milchproben, die im Einzelhandel erhoben wurden, war nicht vorhanden. Dioxine, dl-PCB und Gesamt-TEQ (Summe aus Dioxinen und dl-PCB) der untersuchten Milchproben – Vergleich Milch aus dem Erzeugerbetrieb und aus dem Einzelhandel Parameter Entnahmeort Probenzahl Minimum Median Mittelwert 95 % - Perzentil Dioxine [pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett] Erzeugerbetrieb 23 0,090,23 0,25 0,44 Maximum 0,50 Einzelhandel 0,48 27 0,120,25 0,27 0,48 dl-PCB [pg WHO-PCB-TEQ/g Fett] Erzeugerbetrieb 23 0,450,81 0,83 1,36 1,67 Einzelhandel 0,89 0,97 Gesamt-TEQ [pg WHO-Gesamt-TEQ/g Fett] Erzeugerbetrieb 23 0,561,01 1,08 1,72 1,92 Einzelhandel 1,36 1,39 27 0,350,59 0,63 27 0,500,85 0,90 Zeitliche Entwicklung der Gehalte in Kuhmilch In den Jahren 2003 bis 2006 waren im Rahmen des Ökomonitoring-Programms bereits insgesamt 328 Kuhmilchproben auf Dioxine und davon 159 Proben zusätzlich auf dl-PCB untersucht worden. 27 der Proben stammten aus ökologischer, 301 Proben aus konventioneller Erzeugung. Die Daten können herangezogen werden, um die zeitliche Entwicklung der Dioxin- und PCB-Gehalte in Milch abzuschätzen. Zu beachten ist hierbei, dass die Proben mit den damals gültigen Toxizitätsäquivalenzfaktoren aus dem Jahr 1998 (TEF1998) und nicht mit den seit 2012 gültigen TEF aus dem Jahr 2005 berechnet wurden. Durchschnittlich weisen mit TEF1998 berechnete Daten im Vergleich zu mit TEF2005 berechneten Daten zirka 10 bis 15 % höhere Werte auf. Die mittleren Gehalte der 2003 bis 2006 untersuchten Milchproben lagen mit 0,3 pg WHO-PCDD/F-TEQ1998 /g Fett für Dioxine und 0,8 pg WHO-PCB-TEQ1998 /g Fett für dl-PCB nur leicht oberhalb der mittleren Gehalte (Dioxine: 0,2 pg WHOPCDD/F-TEQ2005 /g Fett; dl-PCB: 0,6 pg WHO-PCB-TEQ2005 /g Fett) derjenigen, die in den 2012 untersuchten Proben gefunden wurden. Unter Berücksichtigung der genannten Berechnung mit unterschiedlichen Toxizitätsäquivalenzfaktoren kann aus den vorliegenden Daten keine zeitliche Abnahme der Gehalte abgeleitet werden. 31 Ökomonitoring 2012 C 5 Ergebnisse 5.2Rindfleisch Rechtliche Regelungen für Rindfleisch § Für Fleisch von Wiederkäuern (Rinder, Schafe) werden in der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 Höchstgehalte von 2,5 pg WHO-PCDD/F-TEQ2005 /g Fett für Dioxine, von 4,0 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ2005 /g Fett für die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB (Gesamt-TEQ) und von 40 ng/g Fett für die Summe der 6 Indikator-PCB festgelegt. Diese Höchstgehalte gelten wie bei Milch seit Januar 2012. In Ergänzung zu den Höchstgehalten wurde in der Empfehlung der Kommission vom 23. August 2011 zur Reduzierung des Anteils von Dioxinen, Furanen und PCB in Futtermitteln und Lebensmitteln (2011/516/EU) für Fleisch von Wiederkäuern (Rinder, Schafe) ein Auslösewert von 1,75 pg WHO-PCDD/F-TEQ2005 /g Fett für Dioxine und von 1,75 pg WHO-PCB-TEQ2005 /g Fett für dl-PCB bestimmt, bei dessen Überschreitung die Kontaminationsquelle ermittelt und Maßnahmen zur Eindämmung oder Beseitigung der Kontamination ergriffen werden sollen. Untersuchungsergebnisse in der Übersicht Insgesamt wurden im Jahr 2012 39 Proben Rindfleisch im Rahmen des Ökomonitorings auf Dioxine und dl-PCB untersucht. Bei 32 Proben handelte es sich um konventionell erzeugte Lebensmittel, lediglich 7 Proben stammten aus ökologischer Erzeugung. Die Proben waren sowohl deutscher als auch ausländischer Herkunft, weiterführende Informationen, zum Beispiel zur Haltungsform der Tiere, lagen überwiegend nicht vor. Insgesamt 5 Proben (2 aus ökologischer und 3 aus konventioneller Erzeugung) wiesen einen Fettgehalt unterhalb von 2 % auf. Bei derartigen Proben sind gemäß VO (EU) Nr. 1259/2011 die Höchstgehalte bezogen auf das gesamte Erzeugnis (und nicht auf den Fettanteil) anzuwenden. Die Ergebnisse dieser Proben wurden daher ausschließlich bezogen auf das gesamte Erzeugnis berechnet und sind in den nachfolgenden Auswertungen nicht enthalten. Die mittleren Gehalte der Proben lagen für Dioxine bei 0,2 pg WHO-PCDD/F-TEQ2005 /g Fett und für dl-PCB bei 0,7 pg WHO-PCB-TEQ2005 /g Fett. Sämtliche untersuchten Rindfleischproben wiesen Dioxinund dl-PCB-Gehalte unterhalb der zulässigen Höchstgehalte auf. Der für Dioxine festgesetzte Auslösewert wurde ebenfalls von keiner Probe überschritten. Eine Probe überschritt den für dl-PCB gültigen Auslösewert numerisch, eine weitere Probe auch unter Berücksichtigung der statistischen Sicherheit. Beide Proben stammten aus ökologischer Erzeugung. Gegenüberstellung der Ergebnisse aus ökologischer und konventioneller Erzeugung Bei den konventionell erzeugten Rindfleischproben lag der mittlere Dioxingehalt bei 0,2 pg WHO-PCDD/F-TEQ2005 /g Fett, der mittlere dl-PCB-Gehalt bei 0,7 pg WHO-PCBTEQ2005 /g Fett. Mit einem Median von 0,4 pg WHO-PCDD/ F-TEQ2005 /g Fett für Dioxine beziehungsweise von 1,1 pg WHO-PCB-TEQ2005 /g Fett für dl-PCB wiesen die untersuchten Erzeugnisse aus ökologischer Erzeugung, wie auch in den vorherigen Jahren, tendenziell etwas höhere Gehalte an Dioxinen und dl-PCB auf. Bei diesem Vergleich ist die niedrige Zahl an Proben aus ökologischer Erzeugung (nur 5 Proben in der Auswertung enthalten) zu berücksichtigen. n 32 D ioxi n e u n d dioxi n ä h n liche P C B i n L ebe n smittel n · RI N D F L E I S C H Parameter Herkunft Probenzahl Minimum Median Mittelwert 95 % - Perzentil Dioxine [pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett] gesamt dl-PCB [pg WHO-PCB-TEQ/g Fett] konventionell Gesamt-TEQ [pg WHO-Gesamt-TEQ/g Fett] gesamt Maximum 34 0,030,22 0,26 0,55 0,87 5 0,240,35 0,38 0,56 0,59 konventionell 29 0,030,21 0,24 0,51 0,87 gesamt 34 0,010,75 0,88 1,72 2,87 5 0,651,10 1,51 2,69 2,87 29 0,010,70 0,77 1,47 1,58 34 0,071,03 1,14 2,24 3,45 5 1,001,41 1,89 3,20 3,45 29 0,070,99 1,01 1,97 2,30 ökologisch ökologisch ökologisch konventionell Vergleich mit Ergebnissen aus früheren Untersuchungen Die im Rahmen des Ökomonitoring-Programms 2003 bis 2008 untersuchten 123 Proben Rind- und Kalbfleisch wiesen mittlere Gehalte an Dioxinen von 0,4 pg WHO-PCDD/ F-TEQ1998 /g Fett und an dl-PCB von 1,5 pg WHO-PCBTEQ1998 /g Fett auf. Die Ergebnisse der 2009 untersuchten 25 Rindfleischproben lagen in einem vergleichbaren Bereich (Median Dioxine: 0,5 pg WHO-PCDD/F-TEQ1998 /g Fett, Median dl-PCB: 1,7 pg WHO-PCB-TEQ1998 /g Fett). von der Mehrzahl der bis zum Jahr 2012 untersuchten Rind- und Kalbfleischproben, unabhängig davon, ob ökologische oder konventionelle Erzeugung, nicht eingehalten worden. Die Ursachenermittlungen vor Ort blieben jedoch in der Regel ergebnislos. Der seit 2012 gültige Auslösewert für dl-PCB wurde nun so festgesetzt, dass er von Rindfleischproben, die Gehalte im Bereich der üblichen Hintergrundbelastung enthalten, unterschritten wird. Die Gehalte an dl-PCB der damals untersuchten Proben liegen somit etwas höher als bei den 2012 untersuchten Proben (0,7 pg WHO-PCB-TEQ2005 /g Fett). Wie bereits im Kapitel Kuhmilch beschrieben, ist hierbei die Berechnung mit unterschiedlichen Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF1998 bzw. TEF2005 ) zu beachten. Die Berechnung von Daten mit TEF1998 statt mit TEF2005 führt zu durchschnittlich zirka 10 bis 15 % höheren Werten. Alle im Rahmen des Ökomonitorings untersuchten 52 Kuhmilch- und 39 Rindfleischproben wiesen Gehalte an Dioxinen und dl-PCB unterhalb der zulässigen Höchstgehalte auf. Die festgestellten Gehalte liegen überwiegend in Bereichen, die nicht auf spezielle Quellen hinweisen. Der für dl-PCB in Rindfleisch seit 2012 gültige Auslösewert wurde von einer Probe numerisch, von einer weiteren Probe auch unter Berücksichtigung der statistischen Sicherheit überschritten. Für einen tatsächlichen Vergleich mit Ergebnissen aus früheren Untersuchungen müssten darüber hinaus weitere Faktoren, wie beispielsweise Herkunft und Haltungsform der Tiere berücksichtigt werden, die einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Gehalte haben können. Diese Informationen liegen für die vorliegenden Daten jedoch nur teilweise vor. Dioxine und PCB reichern sich über die Nahrungskette im Fettgewebe von Tieren an. Bei Milch erfolgt die Anreicherung im Milchfett. Dioxine und PCB sind Umweltkontaminanten, die durch Verunreinigungen der Luft, des Bodens oder durch Futtermittel eingebracht werden. Daher werden zwischen Lebensmitteln aus ökologischer und konventioneller Erzeugung eher geringe Unterschiede in Gehalten von organischen Kontaminanten festgestellt. Anpassung des Auslösewertes für dioxinähnliche PCB Die seit Januar 2012 gültigen Höchstgehalte und Auslösewerte wurden mit angepassten Toxizitätsäquivalenzfaktoren aus dem Jahr 2005 (TEF2005) unter Zugrundelegung neuer Vorkommensdaten festgesetzt. Aus Gründen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wurden die neuen Höchstgehalte und Auslösewerte überwiegend niedriger als die bisher gültigen festgesetzt. Eine Ausnahme stellt der Auslösewert für dl-PCB in Fleisch von Wiederkäuern dar: Dieser wurde von 1,0 pg WHO1998 -PCB-TEQ/g Fett auf 1,75 pg WHO2005-PCB-TEQ/g Fett angehoben. Diese Anpassung war erforderlich, da die vorgefundene Hintergrundbelastung von Rindfleisch mit dl-PCB höher liegt als die damals zur Festsetzung der Höchstgehalte und Auslösewerte verwendete Datenbasis. Daher war der für dl-PCB zulässige Auslösewert Ö KO M O N I TO R I N G 2012 Dioxine, dl-PCB und Gesamt-TEQ (Summe aus Dioxinen und dl-PCB) der 2012 im Rahmen des Ökomonitorings untersuchten Rindfleischproben – Vergleich ökologische und konventionelle Erzeugung 5.3Fazit Bei den Untersuchungen im Berichtsjahr waren die mittleren Dioxin- und dl-PCB-Gehalte der Milchproben aus konventioneller und ökologischer Erzeugung vergleichbar. Rindfleischproben aus ökologischer Erzeugung wiesen, wie auch in den vorherigen Jahren, tendenziell etwas höhere Gehalte an Dioxinen und dl-PCB auf. Zu berücksichtigen ist hierbei die niedrige Zahl an Rindfleischproben aus ökologischer Erzeugung. Aus den vorliegenden Daten können keine zeitlichen Tendenzen der Dioxin- und dl-PCB-Gehalte (weder Zu- noch Abnahme) abgeleitet werden. Kerstin Wahl, CVUA Freiburg 33 Ökomonitoring 2012 C 6 Ergebnisse 6 Herstellungsbedingte Kontaminanten 6.1 Furan in verzehrsfertigen Cerealien Bezeichnung Bio Konventionell Furangehalt Honey Wheast x 204 µg/kg Saltoos-Vollkorn Dinkelringe x 79 µg/kg Bio Canihua-Pops x 37 µg/kg Dinkel Crunchy x n.b. Früchte Müsli x n.b. Früchte Müsli Vollkorn x n.b. Früchte Müsli Vollkorn x n.b. Haferflockenx n.b. Knusper Müsli x n.b. Knuspermüsli Früchte x n.b. Müsli Früchte und Nüsse x n.b. Vollkorn Müsli x n.b. Bircher Müsli x n.n. Haferflockenx n.n. Haferflockenx n.n. Haferflockenx n.n. Haferflockenx n.n. Haferflocken Großblatt n.n. x Knuspermüslix n.n. Sechskorn-Müsli mit vollem Korn n.n. x Trauben-Nuss Müsli Vollkorn x n.n. Vollkorn Müsli x n.n. Vollkorn Trauben Nuss Müsli x n.n. Reiswaffeln mit Hirse und Meersalz x 224 µg/kg Reiswaffeln mit Amaranth und Meersalz x 124 µg/kg Bio-Dinkel-Honig-Pops x 81 µg/kg Dinkel Bips x 54 µg/kg Beeren Müsli x n.b. Bio Müsli Hafer Crunchy x n.b. Amaranth Schoko-Müsli x n.n. Basis-Müsli x n.n. Früchte-Müsli x n.n. Früchte-Müsli x n.n. Knusper-Müsli x n.n. Multikorn Flocken x n.n. Schoko Müsli x n.n. n.n. = kleiner Nachweisgrenze (< 3 µ g/kg) n.b. = kleiner Bestimmungsgrenze (< 9 µ g/kg) 34 Verzehrfertige Cerealien wie Frühstückscerealien erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Vielfalt reicht von reinen Getreideflocken über Mischungen mit Früchten oder Nüssen bis hin zu Flakes und Pops. Auch Puffreis wird häufig gesalzen als sogenannte Reiswaffeln in den Verkehr gebracht. In den Jahren 2011 und 2012 wurde im Rahmen des Ökomonitoring-Programms der Frage nachgegangen, ob sich derartige Bio-Cerealien hinsichtlich des Furangehaltes von herkömmlichen Cerealien unterscheiden. Furan wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO als ein für den Menschen mögliches Karzinogen eingestuft, von einer akuten Gesundheitsgefahr ist jedoch nicht auszugehen. Die Bildung der Kontaminante Furan erfolgt unter Hitzeeinwirkung aus Kohlenhydraten, Aminosäuren, Ascorbinsäure, mehrfach ungesättigten Fettsäuren oder Vorläufersubstanzen, wie etwa 2-Furancarbonsäure. In den beiden Jahren wurden insgesamt 36 verzehrfertige Cerealien aus dem Handel auf Furan untersucht (s. Tabelle). 13 Proben davon waren aus ökologischer Produktion. Auch im zweiten Untersuchungsjahr wiesen die untersuchten Müsli auf Basis von Körnern, Früchten und Nüssen keine bestimmbaren Furangehalte auf (29 Proben), während extrudierte oder gepoppte Cerealien 37 µg/kg bis 224 µg/kg (7 Proben) aufwiesen. Zukünftig wird deshalb der Schwerpunkt auf extrudierte beziehungsweise gepoppte Produkte gelegt. Bei den wenigen furanhaltigen Produkten waren keine Unterschiede zwischen denjenigen aus ökologischer Produktion und denjenigen aus konventioneller Produktion festzustellen. Eine mögliche Differenzierung zwischen herkömmlichen und Bio-Cerealien kann eventuell vorgenommen werden, wenn weitere Untersuchungsergebnisse vorliegen. Thomas Kuballa, CVUA Karlsruhe Ö KO M O N I TO R I N G 2012 H erstellu n gsbedi n gte Ko n tami n a n te n 6.2 3-MCPD-Ester und Glycidylester in Speiseölen und Speisefetten Fettsäureester von 3-Chlor-1,2-propandiol (3-MCPDEster) und von Glycidol (Glycidylester) sind toxikologisch nicht ganz unproblematische Substanzen, die vor allem bei der Raffination von Speisefetten und Speiseölen gebildet werden. Bei der Fettraffination werden in einem mehrstufigen Prozess unangenehme Geruchs- und Geschmacksstoffe und toxische Substanzen wie Pestizide, Schwermetalle, giftige Pflanzeninhaltsstoffe, Mykotoxine und PAK aus den rohen Ölen entfernt. Ohne Raffination könnte ein großer Anteil der weltweit erzeugten Fette und Öle nicht für die menschliche Ernährung genutzt werden. Der letzte Teilschritt der Raffination ist die sogenannte Desodorierung. Bei diesem Verfahren wird nahezu die gesamte Menge an 3-MCPDEstern und Glycidylestern gebildet. Auch ökologisch erzeugte Speiseöle dürfen raffiniert werden, insbesondere, wenn sie als Bratöle oder zur Herstellung von Margarine verwendet werden sollen. Im Rahmen des Ökomonitoring-Programms 2012 wurden insgesamt 12 Bratfette/-öle und 23 Margarinen untersucht. 12 der Proben waren aus ökologischer und 23 aus konventioneller Produktion. ◆ 3-MCPD-Ester/Glycidylester Parameter Herkunft 3-MCPD [mg/kg Fett]* ökologisch 12 2,00 < 0,15 konventionell 23 1,08 0,54 4,42 ökologisch 12 0,26 < 0,15 2,00 konventionell 23 0,23 < 0,15 2,00 Glycidol [mg/kg Fett]* Probenzahl Median Minimum Maximum 11,10 * Angabe bei Margarine bezogen auf den Fettanteil. In beiden Gruppen war eine starke Streuung festzustellen, dies liegt sicherlich nicht an der ökologischen oder konventionellen Herkunft der Rohstoffe, sondern vielmehr an der Art der Raffination und an Unterschieden in der Fettzusammensetzung der einzelnen Proben. Auffällig war aber der Befund, dass einige Bio-Margarinen sehr hohe Gehalte an 3-MCPD-Estern aufwiesen. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass diese Produkte Palmöl enthalten, das bei konventioneller Herstellung in der Regel im Verlauf der Raffination mit Natronlauge chemisch entsäuert wird. Bei Produkten aus ökologischer Erzeugung ist eine chemische Entsäuerung nicht zulässig, sie benötigen daher unter Umständen höhere Temperaturen oder längere Erhitzungszeiten bei der Desodorierung, was zu einer stärkeren Bildung von 3-MCPD-Estern und Glycidylestern führen kann. Dr. Rüdiger Weißhaar, CVUA Stuttgart 35 Ökomonitoring 2012 7 C 7 Ergebnisse Düngung bei pflanzlichen Lebensmitteln Ist die Tomate wirklich „bio“? Immer wieder auftauchende Berichte über angeblich falsch deklarierte Bio-Produkte zeigen den Bedarf an Analysenmethoden, die geeignet sind, konventionelle von biologisch erzeugten Lebensmitteln zu unterscheiden. Bereits seit 2008 wird daher im Rahmen des Ökomonitorings ein Untersuchungsprogramm durchgeführt mit dem Ziel, die Einhaltung der Rechtsvorschriften der EU zum Einsatz von Stickstoffdünger im ökologischen Landbau zu überprüfen. Dabei kommt eine neuartige Untersuchungsmethode zum Einsatz, die Hinweise auf eine bei Bioprodukten unzulässige Verwendung von Stickstoff-Mineraldünger geben kann. In den Jahren 2008 bis 2011 lag der Schwerpunkt der Untersuchungen auf der Sammlung von Vergleichsdaten als Grundlage für die Beurteilung (siehe Ökomonitoringberichte dieser Jahre). Im Jahr 2012 wurde ein Sonderuntersuchungsprogramm mit Tomaten durchgeführt, bei dem die Proben anhand der eigenen sowie weiterer veröffentlichter Vergleichsdaten beurteilt wurden. Insgesamt 10 von 63 untersuchten Bio-Tomatenproben waren daraufhin im Labor auffällig und es bestanden aufgrund der Untersuchungsergebnisse Zweifel, ob die Früchte tatsächlich − wie angeboten − aus Bioanbau stammten. Aufgrund der auffälligen Ergebnisse sollen die Untersuchungen fortgesetzt und auf andere Kulturarten wie Paprika ausgedehnt werden. Hierfür wurde das CVUA Freiburg durch das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit der Durchführung eines Forschungsvorhabens beauftragt. Damit soll das Potenzial der neuen Methode in diesem wichtigen Bereich zum Schutz der Verbraucher vor Täuschung bestmöglich ausgeschöpft werden. 7.1 Nachweis der Verwendung von Stickstoff-Mineraldünger Die Vermeidung des Einsatzes leichtlöslicher Stickstoffdünger gilt als wichtiges Ziel des ökologischen Landbaus. Die europaweit geltende Verordnung zur ökologischen Produktion (Verordnung (EG) Nr. 834/2007) verbietet aus diesem Grund explizit die Verwendung von mineralischen Stickstoffdüngern. Zugelassen sind ausschließlich Dünger organischen Ursprungs, die in einem beschränkten Verzeichnis geführt werden. Unterscheidung über Stickstoff-Isotope Der Labornachweis beruht auf der Unterscheidung von mineralischer und organischer Stickstoff-Düngung mithilfe der sogenannten Stabilisotopen-Massenspektrometrie. Der im Dünger enthaltene Stickstoff (N) liegt in Form verschiedener stabiler Isotope, 14N und 15N, vor. Organische Dünger sind im Vergleich zu mineralischem Dünger üblicherweise im schwereren 15N-Isotop gegenüber dem leichteren 14N-Isotop angereichert. Eine Ausnahme stellen Leguminosen-Gründünger dar, bei denen, wie auch bei der Herstellung von mineralischem Stickstoff-Dünger, Luft als Stickstoffquelle dient. Der Unterschied im δ15N-Wert des Düngers überträgt sich, insbesondere bei schnell wachsenden und stark zehrenden Pflanzen wie Tomaten, auch auf die gedüngte Pflanze. Daher kann das Stabilisotopenverhältnis des Stickstoffs (15N/14N) der Tomate als Indikator dienen, ob ein mineralischer oder ein organischer Dünger eingesetzt wurde. Die Angabe des Stickstoff-Stabilisotopenverhältnisses erfolgt als δ-Wert in ‰ und bezeichnet die normalisierte Abweichung δ von einem international vereinbarten Standard (AIR als Standard für Stickstoff) und kann auch negative Werte annehmen. 36 Ö KO M O N I TO R I N G 2012 D ü n gu n g bei pfla n zliche n L eben smittel n Im Rahmen verschiedener wissenschaftlicher Studien wurde gezeigt, dass ökologisch erzeugte Tomaten gegenüber konventionell angebauten Tomaten einen erhöhten δ15 N-Wert aufweisen. Bateman et al. geben in ihrer Studie einen δ15 N-Wert von 1,7 ‰ an, unterhalb dessen die Anwendung eines organischen Düngers statistisch unwahrscheinlich ist 1. Eine Ausnahme stellt der Einsatz von bestimmten Düngern auf Basis von Pilzbiomasse dar, welche derzeit für den ökologischen Landbau zugelassen sind und einen untypisch niedrigen δ15 N-Wert aufweisen. Auch dieser Problematik soll im Rahmen des bereits erwähnten Forschungsvorhabens nachgegangen werden. Das CVUA Freiburg wird neben den Untersuchungen von authentischen Referenzlebensmittelproben heimischer Erzeuger begleitende Untersuchungen der im Gemüseanbau eingesetzten Dünger durchführen, um abzuklären, welche im Bioanbau zugelassenen Düngemittel gegebenenfalls die Laborergebnisse verfälschen. Würden solche Düngemittel verwendet, wäre mit der angewandten Methode eine Unterscheidung zwischen „bio“ und konventionell nicht möglich. In diesen Fällen könnten auffällige Befunde nur durch aufwendige Überprüfungen der Dokumente und Ermittlungen beim Erzeuger den Verdacht aus dem Labor bestätigen oder widerlegen. 7.2 Auswertung der Ergebnisse In der folgenden Tabelle sind die Ergebnisse der Stickstoff-Stabilisotopenwerte der im Berichtsjahr untersuchten Tomatenproben und in der Grafik die seit 2008 ermittelten Ergebnisse dargestellt. Stickstoff-Stabilisotopenverhältnis δ 15 N [‰] Tomatenproben 2012 Mittelwert δ 15 N AIR [‰] Median δ 15 N AIR [‰] Minimum δ 15 N AIR [‰] Produktgruppen Anbauart Tomaten ökologisch 63 -1,4 3,8 3,6 12,8 konventionell 10 -4,9 0,4 0,4 5,8 Anzahl der Proben Maximum δ 15 N AIR [‰] Die Ergebnisse verdeutlichen den Bedarf einer statistischen Herangehensweise, basierend auf einer umfangreichen Datenbank mit verlässlichen Vergleichsdaten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass erhöhte δ15N-Werte auch bei konventionell angebauten Tomaten möglich sind, da auch diese mit organischem Dünger behandelt werden können. Für weitere Untersuchungen ist geplant, die Datenbasis zu erweitern und auf weitere Produktgruppen auszudehnen. Unterscheidung von Tomaten bio - konventionell 2008-2012 22 Anbauart: konventionell (gesamt 34 Proben) 20 18 Anbauart: ökologisch (gesamt 107 Proben) Anzahl der Proben 16 14 12 10 8 2 23 0 12 1 19 1 2 3 4 5 0 1 3 12 0 0 0 3 6 -1 0 0 8 11 -2 0 1 7 4 -3 0 2 5 2 -4 2 7 1 0 -5 1 7 0 0 4 1 0 6 6 7 8 9 10 11 12 2 0 Stickstoff-Stabilisotopenverteilung ( δ N) [‰] 15 Häufigkeitsverteilung der Stickstoff-Stabilisotopenwerte; Tomatenproben 2008 bis 2012 statistischer Unterscheidungswert nach Bateman et al. (δ15N = 1,7 ‰)1. A.S. Bateman et al. (2007) Nitrogen Isotope Composition of Organically and Conventionally Grown Crops. J. Agric. Food Chem. 55, 2664. 1 Weiterführende Informationen zu Untersuchungen auf Herkunft und Echtheit sind auf der Internetseite des CVUA Freiburg unter www.ua-bw.de veröffentlicht. Dr. Eva Annweiler, Thomas Huber, Andreas Probst, Hans-Ulrich Waiblinger, CVUA Freiburg 37 Ökomonitoring 2012 C 8 Fleischerzeugnisse · C9 Honig Ergebnisse 8 Biowurst ohne Phosphat? Phosphate sind natürliche Bestandteile von Lebensmitteln. Bei Fleischerzeugnissen verlieren die im Fleisch vorkommenden Phosphate im Muskel relativ rasch ihre natürliche Wirkung. Im Muskelfleisch des lebenden Tieres ist der für die Muskelkontraktion notwendige Energieträger Adenosin-tri-Phosphat (ATP) enthalten, der im schlachtwarmen Fleisch für eine hohe Wasserbindung des Fleisches quasi als natürlicher Stabilisator sorgt. Nach dem Schlachten wird es zügig durch fleischeigene Enzyme abgebaut. Das zugesetzte Phosphat ersetzt diese ursprüngliche Wirkung und verhindert bei Brühwürsten das Absetzen von Gelee oder Fett. Bei konventionell hergestellten Fleischerzeugnissen dürfen phosphathaltige Zusatzstoffe verwendet werden. Sie werden hauptsächlich wegen ihrer technologischen Auswirkungen auf die Textur und das Wasserbindungsvermögen der Erzeugnisse (überwiegend Brühwürste und Kochpökelwaren) eingesetzt. Gerade bei vorgeschnittenen, verpackten, konventionell hergestellten Fleischerzeugnissen ist der Einsatz von phosphathaltigen Zusatzstoffen häufig zu sehen. Im Berichtsjahr wurden zwischen Oktober und Dezember im Rahmen des Ökomonitoring-Programms insgesamt 17 Brühwursterzeugnisse aus ökologischer Produktion hinsichtlich der Verwendung von phosphathaltigen Zusatzsoffen untersucht. 10 der untersuchten Produkte stammten aus industrieller und 7 aus handwerklicher Produktion. Hierbei wurden sowohl Fertigpackungen als auch lose Ware aus der Metzgertheke als Proben erhoben. Nach der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 in Verbindung mit der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 dürfen bei Lebensmitteln, die unter den Regelungsbereich dieser Verordnung fallen, nur bestimmte Zusatzstoffe bei der Herstellung verwendet werden. Bei Biofleischerzeugnissen sind demnach phosphathaltige Zusatzstoffe von der Verwendung ausgeschlossen. Bei keiner der untersuchten Proben konnte die Verwendung von phosphathaltigen Zusatzstoffen chemisch-analytisch nachgewiesen werden. Fazit Obwohl bei den untersuchten Erzeugnissen keine Auffälligkeiten hinsichtlich der Verwendung von phosphathaltigen Zusatzstoffen zu verzeichnen waren, werden auch in den kommenden Jahren die Untersuchungen von Biofleischerzeugnissen stichprobenweise fortgeführt. Das Hauptaugenmerk wird auf Brühwursterzeugnissen und Kochpökelwaren liegen. Jedoch auch andere Fleischerzeugnisse, wie zum Beispiel Rohwürste sollen einbezogen werden. Jürgen Glatz, CVUA Freiburg 38 B iowurst oh n e P hosphat · Varroatose - B ek ä mpfu n gsmittel i n H o n ig Ö KO M O N I TO R I N G 2012 9 Varroatose-Bekämpfungsmittel in Honig Bei der ökologischen Bienenhaltung gelten spezifische Vorschriften für die Krankheitsvorsorge und die tierärztliche Behandlung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 hinsichtlich der ökologischen/biologischen Produktion, Kennzeichnung und Kontrolle. So dürfen gemäß Artikel 25 Absatz 6 dieser Verordnung bei Befall der Bienen mit Varroa destructor nur bestimmte organische Säuren, wie beispielsweise Ameisensäure und Oxalsäure sowie die ätherischen Öle Menthol, Thymol, Eukalyptol oder Kampfer zur Bekämpfung der Milben verwendet werden. Bei unsachgemäßem Einsatz sowie bei Anwendung zum falschen Zeitpunkt können diese Stoffe in den Honig übergehen und, in Abhängigkeit von der Konzentration der Stoffe und der jeweiligen Honigtracht, geschmacklich hervortreten, was nach der Honigverordnung nicht zulässig ist. Bei der Beurteilung von Honigproben ist zu beachten, dass je nach Trachtzusammensetzung des Honigs die zur Varroatose-Behandlung zugelassenen Stoffe auch natürlicherweise im Honig in unterschiedlichen Konzentrationen vorkommen können. Im Berichtsjahr wurden im Rahmen des ÖkomonitoringProgramms 21 Honige, davon 12 Biohonige, auf das Vorhandensein der oben aufgeführten ätherischen Öle sowie auf die Gehalte an Ameisensäure und Oxalsäure untersucht. Die Probenahme erfolgte überwiegend direkt bei Imkern in Baden-Württemberg (16 Proben) sowie in Verkaufsstellen und im Einzelhandel. Die ätherischen Öle Menthol, Thymol, Eukalyptol und Kampfer waren in 20 von 21 Proben (95 %) nicht nachweisbar. Ihre Gehalte lagen bei einer Biohonigprobe aus dem Einzelhandel (Herkunft: Mischung von Honig aus EG-Ländern und Nicht-EG-Ländern) unter der analytischen Bestimmungsgrenze des jeweiligen Stoffes (0,08 bis 0,13 mg/kg). Bei einer konventionellen Honigprobe, die einen Anteil an Lindenblütenhonig aufwies, wurde ein geringer Gehalt an Thymol von 0,16 mg/kg festgestellt. Diese Probe wurde als unauffällig beurteilt, da nach verschiede1, 2 Lindenblütenhonige natürlichernen Quellenangaben weise Thymol in Gehalten von bis zu 0,70 mg/kg enthalten können. In der Schweiz gilt ein Toleranzwert von 0,80 mg Thymol/kg Honig. Bei der Untersuchung der Honigproben auf die oben erwähnten organischen Säuren wurden Gehalte bis 61 mg Ameisensäure pro kg Honig und Oxalsäure-Gehalte zwischen 17 und 139 mg/kg festgestellt. Auch hier hat die Tracht des Honigs einen Einfluss auf die Konzentration der verschiedenen Säuren im Honig. Nach Literaturangaben3 sind in Honigen Ameisensäuregehalte bis zu 500 mg/kg und Oxalsäuregehalte bis zu 180 mg/kg von Natur aus möglich. Die Proben waren somit als unauffällig zu beurteilen. Eine tendenzielle Unterscheidung zwischen konventionellen und Biohonigen war anhand der untersuchten Proben nicht festzustellen. ◆ http://www.kantonslabor-bs.ch/files/berichte/ HonigBericht02.pdf (Internetrecherche vom 04.04.13) 2 http://www.imkerhof-salzburg.at/portal/index. php?option=com_content&task=view&id=55&Itemid=98 (Internetrecherche vom 04.04.13) 3 T.A. Tran et al. (2010): Vergleich von Ameisen- und Oxalsäuregehalten in konventionellen und Biohonigen, Lebensmittelchemie Vol. 64, S. 135 1 Marc Ohmenhäuser, CVUA Freiburg 39 Ökomonitoring 2012 C 10 SCHWARZE Oliven 10 Schwarze Oliven – geschwärzt, konserviert, kontaminiert? Der Verbraucher hat die Wahl: Im Handel befinden sich verschiedene Arten von zubereiteten Oliven, die sich anhand ihres Aussehens in die beiden Kategorien „grüne“ und „schwarze“ Oliven einteilen lassen. Früh geerntete Oliven sind grün. Sie schmecken nach Entbitterung kräftig und sind durch eine leicht bittere, etwas scharfe Note charakterisiert. Werden die Früchte erst nach vollständiger Reife geerntet, weisen sie eine dunkelviolette Farbe auf, sind weicher und schmecken milder. Umgangssprachlich werden sie „schwarze Oliven“ genannt. 10.1 Künstliche Schwarzfärbung Für die maschinelle Verarbeitung, beispielsweise Entsteinen, sind grüne Oliven aufgrund ihrer höheren Festigkeit besser geeignet. Um aus den grün geernteten Oliven trotzdem „schwarze“ Oliven zu erhalten, werden diese nachträglich „eingefärbt“. Die dunkle Farbe entsteht durch Oxidation, wobei die Zusatzstoffe Eisen-II-gluconat (E 579) oder Eisen-II-lactat (E 585) als Stabilisatoren zugesetzt werden. Dies ist unter Kenntlichmachung („geschwärzt“) beziehungsweise unter Angabe des Zusatzstoffs erlaubt – nicht jedoch bei Erzeugnissen, die als „Bio“ oder „Öko“ deklariert sind. Bei 16 untersuchten schwarzen Bio-Oliven (1 lose Ware, 15 Fertigpackungen) war in keiner Probe ein Zusatz von Eisensalzen und somit auch keine „Schwärzung“ nachweisbar. Dagegen waren etwa drei Viertel der konventionell erzeugten „schwarzen Oliven“ in Fertigpackung geschwärzt (13 von 17 Proben), bei lose abgegebener Ware die Hälfte (5 von 10 Proben), was ordnungsgemäß kenntlich gemacht war. links: naturgereifte, „schwarze“ Oliven mit Stein; rechts: geschwärzte Oliven ohne Stein 40 Ö KO M O N I TO R I N G 2012 D ü n gu n g bei pfla n zliche n L eben smittel n 10.2 Konservierung Auch die bei Bioware unzulässigen Konservierungsstoffe waren in Bioproben nicht nachweisbar. Im Gegensatz dazu waren 16 % der 25 untersuchten konventionellen Proben mit Sorbin- oder Benzoesäure konserviert und wurden aufgrund fehlender Kenntlichmachung der Konservierungsstoffe beanstandet. 10.3Kontamination Weiterhin wurden die Erzeugnisse auf die Kontaminanten Blei und Cadmium untersucht. Für diese Schwermetalle sind Höchstgehalte von 0,1 mg Blei/kg beziehungsweise 0,05 mg Cadmium/kg bezogen auf das Frischgewicht festgelegt. In allen untersuchten Bioproben war Cadmium nicht bestimmbar (< 0,005 mg/kg), ebenso bei der konventionellen Ware. Auch die Gehalte an Blei unterschieden sich im Mittel nicht signifikant. Die Gehalte bei Bioware lagen tendenziell etwas höher, in konventioneller Ware dagegen wurden vereinzelt höhere Gehalte bestimmt, jedoch keine gesicherte Höchstmengenüberschreitung. ◆ Schwermetalle in schwarzen Oliven - Vergleich öko - konventionell Mittelwert [mg/kg] Median [mg/kg] Minimum [mg/kg] Produktgruppen Herkunft Cadmium [mg/kg] ökologisch 16 n.b. n.b. - - konventionell 25 n.b. n.b. - - Blei [mg/kg] ökologisch 16 0,042 0,040 < 0,01 0,062 konventionell 25 0,034 0,032 < 0,01 0,11 * Proben Anzahl Maximum [mg/kg] n.b. = nicht bestimmbar (Bestimmungsgrenze: < 0,005) * Gehalte im verzehrfertigen Produkt, Höchstgehalte jedoch bezogen auf Frischgewicht Fazit Somit erfüllten alle untersuchten schwarzen Oliven mit der Bezeichnung „Öko“ beziehungsweise „Bio“ die Bestimmungen der VO (EG) Nr. 832/2007 hinsichtlich der Verwendung von Konservierungsmitteln und von Eisenverbindungen zur „Schwärzung“. Die Höchstgehalte an Schwermetallen nach der VO (EG) Nr. 1881/2006 wurden ebenfalls eingehalten. Die Untersuchungen von Bioprodukten hinsichtlich unzulässiger Verwendung von Zusatzstoffen sowie Kontaminanten werden auch zukünftig stichprobenartig durchgeführt. ◆ Kerstin Zietemann, CVUA Stuttgart 41 LEBENSMIT TELÜBERWACHUNG BW Herausgeber: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) Abteilung Verbraucherschutz und Ernährung Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart Telefon: 0711.126 - 0 [email protected] www.mlr.baden-wuerttemberg.de Redaktion: Birgit Bienzle, MLR Lektorat: Beate Wörner, Fellbach Grafik Design + Prepress: Friedrich Don BDG - Don Design, Waiblingen www.don-design.de Druck: Pfitzer GmbH + Co KG, Renningen Bezugsquelle: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung Baden-Württemberg herausgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. 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