Formelsammlung zur Statistik I Prof. Dr. Rolf Hüpen Prof. Dr. Manfred Lösch Fakultät für Wirtschaftswissenschaft Inhaltsverzeichnis 1 Deskriptive Statistik 1.1 Datenlagen . . . . . . . . . . . . . 1.2 Quantile . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Mittelwerte . . . . . . . . . . . . . 1.4 Streuungsmaße . . . . . . . . . . . 1.5 Konzentrationsmaße . . . . . . . . 1.6 Korrelationskoeffizienten . . . . . . 1.7 Lineare Einfachregression . . . . . . 1.8 Grundbegriffe der Zeitreihenanalyse 1.9 Zeitliche Veränderungszahlen . . . . 1.10 Wachstumsmodelle . . . . . . . . . 1.11 Elastizitäten . . . . . . . . . . . . . 1.12 Indexzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 5 6 9 10 12 13 14 16 19 22 23 1 1 Deskriptive Statistik 1.1 Datenlagen 1.1.1 Datenlage A n beobachtete Merkmalswerte liegen als Urliste x1 , . . . , xn vor. 1.1.2 Datenlage B Es liegen zu m von einander verschiedenen Merkmalsausprägungen x1 , . . . , xm die zugehörigen absoluten Häufigkeiten h1 , . . . , hm (hi ≥ 0) ihres Auftretens vor. n := h1 + . . . + hm ist die Anzahl der Merkmalsträger, bei denen das Merkmal erhoben worden ist. fi := hi n heißt relative Häufigkeit der i-ten Ausprägung xi . Hi := h1 + . . . + hi heißt kumulierte absolute Häufigkeit und Fi := f1 + . . . + fi = n1 (h1 + . . . + hi ) = n1 Hi heißt kumulierte relative Häufigkeit. Häufigkeitstabelle: i 1 2 .. . Merkmalsausprägung x1 x2 .. . m xm Häufigkeit absolut relativ h1 f1 = h1 /n h2 f2 = h2 /n .. .. . . hm n= m P i=1 fm = hm /n hi 1= m P kumulierte Häufigkeit absolut relativ H1 F1 H2 F2 .. .. . . Hm = n Fm = 1 fi i=1 3 1 Deskriptive Statistik Empirische Verteilungsfunktion: F (x) := 0 , x < x1 , xi ≤ x < xi+1 , xm ≤ x Fi 1 , i = 1, . . . , m − 1 1.1.3 Datenlage C Es liegen vor k Klassen G1 = [a0 , a1 ), . . . , Gk = [ak−1 , ak ) mit der Breite ∆i := ai − ai−1 > 0 für alle i = 1, . . . , k, sowie die absoluten Häufigkeiten h1 , . . . , hk in den k Klassen. n := h1 +. . .+hk ist die Anzahl der Merkmalsträger, bei denen das Merkmal erhoben worden ist. fi := hi n relative Häufigkeit zur Klasse Gi , Hi := h1 + . . . + hi kumulierte absolute Häufigkeit zur Klasse Gi und Fi := f1 + . . . + fi = n1 Hi kumulierte relative Häufigkeit Häufigkeitstabelle: Klasse Grenzen [a0 , a1 ) [a1 , a2 ) .. . Mittelpunkt x1 x2 .. . G1 G2 .. . Gk Breite Häufigkeit absolut relativ h1 f1 = h1 /n h2 f2 = h2 /n .. .. . . ∆1 = a1 − a0 ∆2 = a2 − a1 .. . [ak−1 , ak ) xk ∆k = ak − ak−1 hk k P n= hi fk = hk /n k P 1= fi i=1 kumulierte relative H.keit F1 F2 .. . Fk = 1 i=1 Approximierende empirische Verteilungsfunktion: F̂ (x) := 0 f Fi−1 + ∆i (x − ai−1 ) i 1 , x < a0 , ai−1 ≤ x < ai , i = 1, . . . , k , ak ≤ x Histogramm: Darstellung der Häufigkeiten unter Beachtung der Flächenproportionalität der Balken. Die Höhe des Rechtecks über der Klasse Gi = [ai−1 , ai ) wird wie folgt bestimmt: 4 1.2 Quantile hi bei absoluten Häufigkeiten Höhe gi := ∆ i fi bei relativen Häufigkeiten Höhe di := ∆ i gi heißt absolute Häufigkeitsdichte di heißt relative Häufigkeitsdichte 1.2 Quantile 1.2.1 Definition des p-Quantils Zu 0 < p < 1 heißt x̃p p-Quantil, falls sich unterhalb von x̃p höchstens 100 · p % und oberhalb von x̃p höchstens 100 · (1 − p) % der Beobachtungswerte befinden. 0.25-Quantil := Q1 := unteres Quartil 0.50-Quantil := Q2 := mittleres Quartil oder Median 0.75-Quantil := Q3 := oberes Quartil 1.2.2 Datenlage A: ( x̃p = x([np+1]) , np nicht ganzzahlig 1 (x([np]) + x([np+1]) ) , np ganzzahlig 2 , wobei [α] := größte ganze Zahl, die kleiner oder gleich α ist und x(i) den i-ten Beobachtungswert in der geordneten Urliste x(1) ≤ x(2) ≤ . . . ≤ x(n) bezeichnet. 1.2.3 Datenlage B: ( x̃p = xi , 1 (xi + xi+1 ) , 2 falls Fi−1 < p < Fi falls p = Fi , wobei F0 := 0 gesetzt wird. 5 1 Deskriptive Statistik 1.2.4 Datenlage C: x̃p wird angenähert als Lösung der Gleichung F̂ (x̃p ) = p mit der approximierenden empirischen Verteilungsfunktion F̂ berechnet. Man bestimme zunächst die Klasse Gi = [ai−1 , ai ) mit Fi−1 < p ≤ Fi , (F0 := 0), und setze dann x̃p ≈ ai−1 + p − Fi−1 · (ai − ai−1 ) . Fi − Fi−1 Liegen absolute Häufigkeiten vor, bestimme man die Klasse Gi = [ai−1 , ai ) mit Hi−1 < n · p ≤ Hi , (H0 := 0), und setze dann x̃p ≈ ai−1 + n · p − Hi−1 · (ai − ai−1 ) . Hi − Hi−1 1.3 Mittelwerte 1.3.1 Datenlage A: Modus := häufigster Beobachtungswert Median := mittleres Quartil = 0.50-Quantil arithmetisches Mittel (AM): AM := n 1X xi n i=1 harmonisches Mittel (HM): n HM := X n 1 i=1 xi geometrisches Mittel (GM): v u n uY n GM := t xi i=1 6 1.3 Mittelwerte 1.3.2 Datenlage B: Modus := Merkmalsausprägung mit der größten absoluten oder relativen Häufigkeit Median := xi 1 (xi 2 , falls Fi−1 < 0.5 < Fi + xi+1 ) , falls 0.5 = Fi Gewichtetes arithmetisches Mittel (GAM): m m X X 1 · hi · xi = fi · xi GAM := P m i=1 hi i=1 i=1 Gewichtetes harmonisches Mittel (GHM): m X GHM := i=1 m X i=1 hi hi xi ! = 1 m X i=1 fi xi ! Gewichtetes geometrisches Mittel (GGM): m GGM := m Y !1/ P hi xhi i i=1 v um uY h n xi i = t i=1 i=1 1.3.3 Datenlage C: Modus (Verfahren 1): Quadratische Interpolation in der modalen (häufigsten) Gruppe. Man bestimmt die modale Klasse Gi , d.h. die Klasse Gi = [ai−1 , ai ) mit der größten Häufigkeitsdichte gi := hi /(ai − ai−1 ) und legt ein quadratisches Polynom f (x) = ax2 + bx + c durch die Punkte mit den Koordinaten (xi−1 ; gi−1 ), (xi ; gi ), (xi+1 ; gi+1 ), wobei xi−1 , xi , xi+1 die Mittelpunkte der Klassen Gi−1 , Gi , Gi+1 bezeichnen. Die Stelle x0 , für die f (x) das Maximum annimmt, wird als Modus gewählt. 7 1 Deskriptive Statistik Modus (Verfahren 2): Näherungslösung für Verfahren 1 Man bestimmt wie beim Verfahren 1 die modale Klasse Gi und berechnet Modus = ai (hi − hi−1 ) + ai−1 (hi − hi+1 ) (hi − hi−1 ) + (hi − hi+1 ) Bei unterschiedlichen Klassenbreiten sind in der obigen Formel die absoluten Häufigkeitsdichten gi anstelle von hi zu verwenden. Median: Man bestimme die Klasse Gi = [ai−1 , ai ) mit Fi−1 < 0.5 ≤ Fi . In diese Klasse Gi fällt der Median. Eine Feinberechnung x̃ des Medians läßt sich unter der Annahme der Gleichverteilung in den Klassen wie folgt durchführen: x̃ = ai−1 + 0.5 − Fi−1 ∆i · (ai − ai−1 ) = ai−1 + (0.5 − Fi−1 ) · Fi − Fi−1 fi Liegen absolute Häufigkeiten vor, bestimmt man die Klasse Gi = [ai−1 , ai ) mit Hi−1 < n2 ≤ Hi und approximiert den Median mit x̃ = ai−1 + 0.5 · n − Hi−1 ∆i · (ai − ai−1 ) = ai−1 + (0.5 · n − Hi−1 ) · Hi − Hi−1 hi . Arithmetisches, harmonisches und geometrisches Mittel werden wie bei der Datenlage B in Form der gewichteten Mittel GAM, GHM und GGM mit Hilfe der Klassenmitten berechnet. 1.3.4 Allgemeine Aussagen für Mittelwerte • xi = c für alle i = 1, . . . , n ⇒ Modus = Median = AM = HM = GM • HM < GM < AM, falls xi nicht konstant • Lageregel von Fechner: 8 Modus ≤ Median ≤ AM bei einer linkssteilen Verteilung Modus ≥ Median ≥ AM bei einer rechtssteilen Verteilung Modus = Median = AM bei einer symmetrischen Verteilung 1.4 Streuungsmaße 1.4 Streuungsmaße Normierte Entropie (ENorm ) für Datenlage B: m X 1 ( ) fi · log m fi 1 1X ENorm = log(n) − [ hi log(hi ) ] = i=1 log(m) n i=1 log(m) ! mit hi log hi = fi log( f1i ) := 0 für hi = fi = 0 Spannweite R:= Max - Min Quartilsabstand := Q3 − Q1 Mittlere Spannweite (MSP): ! Q2 − Min Max − Q2 M SP := − · 100 ; · 100 Q2 Q2 Mittlerer Quartilsabstand (MQA): ! Q2 − Q1 Q3 − Q2 M QA := − · 100 ; · 100 Q2 Q2 Mittlere quadratische Abweichung (s2 ): Datenlage A: Datenlage B: Datenlage C: s2 := 2 s := s2 := 1 n 1 n 1 n n P (xi − AM )2 i=1 m P hi · (xi − GAM )2 i=1 k P hi · (xi − GAM )2 i=1 Standardabweichung (s): √ s := + s2 Variationskoeffizient (V): V := s · 100 AM (in %) 9 1 Deskriptive Statistik 1.5 Konzentrationsmaße 1.5.1 Lorenzkurve 1.5.1.1 Datenlage A • Gegeben: geordnete Urliste der n Beobachtungswerte: x(1) ≤ x(2) ≤ . . . ≤ x(n) • Merkmalssumme: S = n P i=1 x(i) • Kumulierte relative Häufigkeit: Fi = ni i X • Kumulierter Anteil an der Merkmalssumme: Gi = x(j) j=1 S Dann entsteht die Lorenzkurve in einem F-G-Koordinatensystem als Streckenzug, der die Punkte (0, 0), (F1 , G1 ), (F2 , G2 ), . . . , (Fn−1 , Gn−1 ), (1, 1) miteinander verbindet. 1.5.1.2 Datenlage B • Gegeben: m voneinander verschiedene mögliche Merkmalsausprägungen x1 < x2 < . . . < xm mit den absoluten Häufigkeiten h1 , h2 , . . . , hm . • Anzahl der Merkmalsträger: n = m P hi mit m ≤ n i=1 i X • Kumulierte relative Häufigkeiten: Fi = • Merkmalssumme: S = m P hj j=1 n (hi · xi ) i=1 i X • Kumulierter Anteil an der Merkmalssumme: Gi = (hj · xj ) j=1 S Dann entsteht die Lorenzkurve in einem F-G-Koordinatensystem als Streckenzug, der die Punkte (0, 0), (F1 , G1 ), (F2 , G2 ), . . . , (Fm−1 , Gm−1 ), (1, 1) miteinander verbindet. 10 1.5 Konzentrationsmaße 1.5.1.3 Datenlage C • Die Merkmalsausprägungen sind in k Klassen i = 1, 2, . . . , k eingeteilt. • Grenzen der Klasse i: [ ai−1 , ai ) • Mittelpunkt der Klasse i: xi = ai−1 + ai 2 • Anzahl der Merkmalsträger in Klasse i: hi • Gesamtzahl der Merkmalsträger: n = k P hi mit k < n i=1 i X • Kumulierte relative Häufigkeiten: Fi = hj j=1 n • Näherungswert für die Merkmalssumme: Ŝ = k P (hi · xi ) i=1 • Näherungswert für den kumulierten Anteil an der Merkmalssumme: i X Ĝi = (hj · xj ) j=1 Ŝ Dann entsteht die Lorenzkurve in einem F-G-Koordinatensystem als Streckenzug, der die Punkte (0, 0), (F1 , Ĝ1 ), (F2 , Ĝ2 ), . . . , (Fk−1 , Ĝk−1 ), (1, 1) miteinander verbindet. 1.5.2 Gini-Koeffizient Berechnung der Fläche L unter der Lorenzkurve: • Datenlage A: L = • Datenlage B: L = • Datenlage C: L = 1 2n · 1 2n · 1 2n · n P (Gi−1 + Gi ), wobei G0 = 0 gesetzt wird. i=1 m P (Gi−1 + Gi ) · hi , wobei G0 = 0 gesetzt wird. i=1 k P (Ĝi−1 + Ĝi ) · hi , wobei Ĝ0 = 0 gesetzt wird. i=1 Daraus erhält man den Gini-Koeffizienten: CG = 1 − 2 · L 11 1 Deskriptive Statistik 1.6 Korrelationskoeffizienten Es liegen n Beobachtungen (xi , yi ), i = 1, . . . , n, vor. 1.6.1 Korrelationskoeffizient von Fechner rF = Ü − N Ü + N wobei Ü : Anzahl der in den Vorzeichen übereinstimmenden Paare (xi − x̄, yi − ȳ) N : Anzahl der in den Vorzeichen nicht übereinstimmenden Paare (xi − x̄, yi − ȳ) 1.6.2 Korrelationskoeffizient von Bravais-Pearson n P r = (xi − x̄)(yi − ȳ) s i=1 n P n P i=1 i=1 (xi − x̄)2 n n P (yi − ȳ)2 xi yi − n P n P yi i=1 i=1 i=1 = s n n n n P P P P [n x2i − ( xi )2 ] · [n yi2 − ( yi )2 ] i=1 xi i=1 i=1 i=1 1.6.3 Korrelationskoeffizient von Spearman (Rangkorrelationskoeffizient) 6 rSp = 1 − n P d2i i=1 n(n2 − 1) mit di := Differenz der Rangzahlen der Beobachtungen xi und yi 12 1.7 Lineare Einfachregression 1.7 Lineare Einfachregression Bei Vorliegen der Werte (xi , yi ), i = 1, . . . , n, mit xi 6= c für alle i = 1, ..., n lauten die Regressionskoeffizienten a und b für die Regressionsgleichung yi∗ = a + bxi : n P b= (xi − x̄)(yi − ȳ) i=1 n P n = (xi − x̄)2 n P xi yi − i=1 n i=1 n P i=1 n P xi i=1 n P x2i − ( n P yi i=1 xi )2 i=1 und a = ȳ − bx̄. mit x̄ := 1 n n P xi und ȳ := i=1 1 n n P yi . i=1 Der Quotient n P d := i=1 n P (yi∗ − ȳ)2 (yi − ȳ)2 i=1 heißt Determinationskoeffizient. Es gilt: • d = r2 • r = b · ssxy , s wobei sx := 1 n n P i=1 s (xi − x̄)2 und sy = 1 n n P (yi − ȳ)2 i=1 13 1 Deskriptive Statistik 1.8 Grundbegriffe der Zeitreihenanalyse Es liegen n Zeitreihenwerte x1 , . . . , xn vor. Für die den Zeitindizes t zugeordneten Beobachtungswerte xt soll gelten xt = Tt + Zt + St + Rt (additive Verknüpfung) wobei Tt : Trendkomponente (beschreibt die monotone langfristige Entwicklung) Zt : zyklische Komponente (beschreibt den Konjunkturverlauf) Gt = Tt + Zt : glatte Komponente (Zusammenfassung von Trend und zyklischer Komponente) St : Saisonkomponente (beschreibt die saisonale Abweichung von Trendkomponente und zyklischer Komponente) Rt : irreguläre Komponente (Restkomponente; beschreibt den Teil der Beobachtungen, den Tt , Zt und St nicht beschreiben) 1.8.1 Trendbestimmung mit der Methode der kleinsten Quadrate Nach der Methode der kleinsten Quadrate ergibt sich für die Trendkomponente die Schätzung Tt∗ = a + b · t mit n b= n P t=1 n X n P t n P t=1 t=1 n n P P t2 − ( t)2 t=1 n txt − xt a= n n 1X 1X xt − b · t n t=1 n t=1 t=1 1 t = n(n + 1) und 2 t=1 14 und n X 1 t2 = n(n + 1)(2n + 1) 6 t=1 1.8 Grundbegriffe der Zeitreihenanalyse 1.8.2 Trendbestimmung mit der Methode der Reihenhälften Fall 1: Die Anzahl der vorhandenen Zeitreihenwerte ist gerade n = 2n0 . • Reihenhälften x1 , . . . , xn0 0 n P • x̄(1) = 10 · x n t=1 t und und xn0 +1 , . . . , xn n P x̄(2) = 10 · x n t=n0 +1 t • Tt = a + b · t mit b= x̄(2) − x̄(1) n0 und 0 a = x̄(1) − b · n 2+ 1 Fall 2: Die Anzahl der vorhandenen Zeitreihenwerte ist ungerade n = 2n0 + 1. • Mittleren Wert xn0 +1 weglassen. • Weiteres Vorgehen analog zu Fall 1. 1.8.3 Reihenglättung mit Hilfe gleitender Durchschnitte Für die Berechnung der gleitenden Durchschnitte werden die Beobachtungen des Stützbereichs [t − m; t + m] herangezogen. 1. Anzahl der herangezogenen Beobachtungen: 2m + 1 x̄t = t+m X 1 · xi 2m + 1 i=t−m 2. Anzahl der herangezogenen Beobachtungen: 5 1 1 1 x̄t = xt−2 + xt−1 + xt + xt+1 + xt+2 4 2 2 3. Anzahl der herangezogenen Beobachtungen: 13 1 1 1 xt−6 + xt−5 + . . . + xt + . . . + xt+5 + xt+6 12 2 2 x̄t = 15 1 Deskriptive Statistik 1.9 Zeitliche Veränderungszahlen Gegeben sind Zeitreihenwerte x0 , x1 , . . . , xn , die in zeitlich gleichen Abständen erhoben worden sind. 1.9.1 Messzahlen mb,t := xt Wert im Berichtsjahr t = xb Wert im Basisjahr b Messzahlen genügen folgenden Bedingungen: Identitätsprobe : mt,t = 1 Zeitumkehrprobe : mb,t · mt,b = 1 Rundprobe : m1,2 · m2,3 · · · mt−1,t = m1,t Proportionalitätsprobe : r · mb,t = r x· bxt Sind mxb,t , myb,t und mzb,t Messzahlen zu den Zeitreihenwerten xi , yi , zi , i = 0, . . . , n, dann genügen die obigen Messzahlen der Faktorumkehrprobe, falls mxb,t · myb,t = mzb,t . Umbasierung von Messzahlen Messzahl mb,t wird auf eine neue Basis s umgestellt: ms,t = mb,t mb,s Verkettung von Messzahlen Zwei Reihen von Messzahlen zur Basis b und zur Basis s werden zu einer langen Reihe zur Basis b zusammengefügt: mb,t = mb,s · ms,t 16 1.9 Zeitliche Veränderungszahlen 1.9.2 Erste Differenzen ∆xt = xt − xt−1 • xt = xt−1 + ∆xt • n P t=1 ∆xt = xn − x0 • Genügen die xt -Werte dem linearen Wachstumsmodell xt = a + b · xt−1 , dann gilt b = ∆xt 1.9.3 Gliedzahlen (Wachstumsfaktoren) qt := mt−1,t := xt xt−1 • xt = qt · xt−1 • n Q n qt = m0,n = x x0 t=1 1.9.4 Wachstumsraten in diskreter Zeit pt := • qt = xt − xt−1 xt−1 xt = 1 + pt xt−1 • p t = qt − 1 • xt = qt · xt−1 = xt−1 + pt · xt−1 s • Für q := n n Q t=1 qt gilt: xn = q n · x0 • p := q − 1 ist die mittlere Wachstumsrate der n Wachstumsraten p1 , . . . , pn . • Genügen die xt -Werte dem exponentiellen Wachstumsmodell in diskreter Zeit xt = a · q t , t = 0, . . . , n , dann gilt: qt = q und pt = p = q − 1 für alle t = 1, . . . , n. 17 1 Deskriptive Statistik 1.9.5 Wachstumsraten in stetiger Zeit xt bt := ln xt−1 ! • xt = ebt · xt−1 • b= 1 n · n P t=1 bt ist die mittlere Wachstumsrate der n stetigen Wachstumsraten b1 , . . . , b n . • Für b gilt: xn = eb·n · x0 • Genügen die xt -Werte dem exponentiellen Wachstumsmodell in stetiger Zeit xt = a · eb·t , dann gilt bt = b für alle t = 1, . . . , n. 18 t = 0, 1, . . . , n , 1.10 Wachstumsmodelle 1.10 Wachstumsmodelle 1.10.1 Lineares Wachstumsmodell xt = a + b · t , t = 0, 1, . . . , n xn : Endwert, Prognosewert x0 : Anfangswert, Startwert b = xt − xt−1 = ∆xt : Erste Differenz Konstante a = x0 • Prognosewert: xn = x0 + b · n • Startwert: x0 = xn − b · n x0 • Durchschnittswachstum (absolut): b = xn − n x0 • Zeitraum: n = xn − b für b 6= 0 • Sind zwei Werte xt1 und xt2 , t1 6= t2 , gegeben, dann können a und b wie folgt berechnet werden: a= • Vervielfachungszeit tα t2 · xt1 − t1 · xt2 t2 − t1 und b = xt2 − xt1 t2 − t1 (xtα = α · x0 , α > 0): tα = • Verdoppelungszeit: t2 = xb0 (α − 1) · x0 b für b 6= 0 für b 6= 0 • Schnittpunkt S = (tS ; xS ) zweier linearer Wachstumsfunktionen a1 + b1 · t und a2 + b2 · t, b1 6= b2 : tS = a2 − a1 b1 − b2 und xS = a1 + b1 · tS = a2 + b2 · tS 19 1 Deskriptive Statistik 1.10.2 Exponentielles Wachstumsmodell in diskreter Zeit xt = a · q t , Wachstumsrate:= t = 0, 1, . . . , n xt − xt−1 xt−1 =: p für alle t ≥ 1 t =: q für alle t ≥ 1 Wachstumsfaktor xxt−1 Konstante a = x0 • Es gilt q = 1 + p und p = q − 1 • Prognosewert: xn = x0 · q n • Barwert: x0 = xn qn • Durchschnittlicher Wachstumsfaktor q: • Durchschnittswachstum p = q n • Zeitraum: n = ln xnln−qln x0 q= q n xn x0 xn − 1 x0 für q 6= 1 • Sind zwei Werte xt1 und xt2 , t1 6= t2 , gegeben, dann können a und q wie folgt berechnet werden: xt1 a = xt1 · xt2 • Vervielfachungszeit tα ! t1 t2 −t1 und q= xt2 xt1 ! 1 t2 −t1 (xtα = α · x0 , α > 0): tα = ln α ln q für q 6= 1 • Schnittpunkt S = (tS ; xS ) zweier Wachstumsfunktionen a1 · q1t und a2 · q2t , q1 6= q2 : ln(a2 /a1 ) tS = und xS = a1 · q1tS = a2 · q2tS ln(q1 /q2 ) 20 1.10 Wachstumsmodelle 1.10.3 Exponentielles Wachstumsmodell in stetiger Zeit xt = a · eb·t , t = 0, 1, . . . , n t Wachstumsrate:=ln xxt−1 = b für alle t ≥ 1 t = eb für alle t ≥ 1 Wachstumsfaktor xxt−1 Konstante a = x0 • Prognosewert: xn = x0 · eb·n • Startwert: x0 = xn · e−b·n ln x0 • Durchschnittswachstum b = ln xn − n ln x0 • Zeitraum: n = ln xn − b für b 6= 0 • Sind zwei Werte xt1 und xt2 , t1 6= t2 , gegeben, dann können a und b wie folgt berechnet werden: a=e t2 · ln xt1 − t1 · ln xt2 t2 − t1 • Vervielfachungszeit tα und b= ln xt2 − ln xt1 t2 − t1 (xtα = α · x0 , α > 0): tα = ln α b für b 6= 0 • Schnittpunkt S = (tS ; xS ) zweier Wachstumsfunktionen a1 · eb1 ·t und a2 · eb2 ·t , b1 6= b2 : tS = ln a2 − ln a1 b1 − b2 und xS = a1 · eb1 ·tS = a2 · eb2 ·tS t • Falls xt = a · eb·t = aq , dann xt ln xt−1 ! = b = ln q und q = eb und xt − xt−1 = p = q − 1 = eb − 1 xt−1 21 1 Deskriptive Statistik 1.11 Elastizitäten Elastizität := Wachstumsrate Teilgröße T Wachstumsrate Gesamtgröße G Vorjahresvergleich unstetiges Wachstum stetiges Wachstum (Tt − Tt−1 )/Tt−1 (Gt − Gt−1 )/Gt−1 ln(Tt /Tt−1 ) ln(Gt /Gt−1 ) Basisjahrvergleich unstetiges Wachstum stetiges Wachstum (Tt − T0 )/T0 (Gt − G0 )/G0 ln(Tt /T0 ) ln(Gt /G0 ) im Jahresdurchschnitt 22 unstetiges Wachstum stetiges Wachstum (Tn /T0 )1/n − 1 (Gn /G0 )1/n − 1 ln(Tn /T0 ) ln(Gn /G0 ) 1.12 Indexzahlen 1.12 Indexzahlen 1.12.1 Notation t : Berichtsjahr 0 : Basisjahr n : Anzahl Güter pi (t) : Preis des Gutes i zum Zeitpunkt t qi (t) : umgesetzte Menge des Gutes i zum Zeitpunkt t 1.12.2 Preisindex von Laspeyres P L(0, t): Drei Darstellungsmöglichkeiten: 1. Mit Hilfe der allgemeinen Gewichte wi := pi (0) · qi (0): n X 1 pi (t) P L(0, t) = X · wi · n pi (0) wi i=1 i=1 2. Mit Hilfe der normierten Gewichte gi := wi / n P wj : j=1 P L(0, t) = n X i=1 gi · pi (t) pi (0) 3. Aggregatform (Summenform): n X P L(0, t) = i=1 n X pi (t) · qi (0) pi (0) · qi (0) i=1 Interpretation des Preisindexes von Laspeyres: • Preisänderungsrate vom Basisjahr 0 zum Berichtsjahr t in Prozent: (P L(0, t) − 1) · 100 23 1 Deskriptive Statistik • Inflationsrate in % im Vorjahresvergleich: P L(0, t) − P L(0, t − 1) · 100 P L(0, t − 1) • Jahresdurchschnittliche Inflationsrate in % im Zeitraum t1 bis t2 (t1 < t2 ): " # 1 t2 −t1 P L(0, t ) 2 − 1 · 100 P L(0, t1 ) • Kaufkraft, Binnenwert des Geldes: 1 P L(0, t) • Kaufkraftänderungsrate in % im Vorjahresvergleich: P L(0, t − 1) − P L(0, t) · 100 P L(0, t) • Jahresdurchschnittliche Kaufkraftänderungsrate in % im Zeitraum t1 bis t2 (t1 < t2 ): " # 1 t2 −t1 P L(0, t ) 1 − 1 · 100 P L(0, t2 ) • Aggregation und Zerlegung des Preisindexes von Laspeyres: n Güter, 2 Gruppen: i = 1, . . . , k, k + 1, . . . , n k X P L1 (0, t) = i=1 k X n X pi (t)qi (0) , P L2 (0, t) = pi (0)qi (0) i=k+1 n X pi (t)qi (0) pi (0)qi (0) i=k+1 i=1 Normierte Gewichte der Gruppen im Basisjahr: k X w1 = i=1 n X n X pi (0)qi (0) , pi (0)qi (0) i=1 w2 = pi (0)qi (0) i=k+1 n X pi (0)qi (0) i=1 Dann gilt für den Gesamtindex P L(0, t): P L(0, t) = w1 · P L1 (0, t) + w2 · P L2 (0, t) 24 1.12 Indexzahlen 1.12.3 Preisindex von Paasche P P (0, t): Fünf Darstellungsmöglichkeiten: • Mit Hilfe der fiktiven Gewichte fi (t) := pi (0) · qi (t): P P (0, t) = X n 1 · n X fi (t) · i=1 fi (t) pi (t) pi (0) i=1 • Mit Hilfe der normierten fiktiven Gewichte hi (t) := fi (t)/ n P fj (t): j=1 P P (0, t) = n X hi (t) · i=1 pi (t) pi (0) • Aggregatform (Summenform): n X P P (0, t) = i=1 n X pi (t) · qi (t) pi (0) · qi (t) i=1 • Mit Hilfe der allgemeinen Gewichte wi (t) := pi (t)qi (t): n X P P (0, t) = wi (t) i=1 n X " pi (0) wi (t) · pi (t) i=1 # • Mit Hilfe der normierten allgemeinen Gewichte gi (t) := wi (t)/ n P wj (t): j=1 P P (0, t) = 1 n X " pi (0) gi (t) · pi (t) i=1 # 25 1 Deskriptive Statistik 1.12.4 Mengen- und Wertindizes und Reaktionsindex Mengenindex nach Laspeyres M L(0, t): n X i=1 n X M L(0, t) := pi (0) · qi (t) pi (0) · qi (0) i=1 Mengenindex nach Paasche M P (0, t): n X M P (0, t) := i=1 n X pi (t) · qi (t) pi (t) · qi (0) i=1 Wertindex W (0, t): n X W (0, t) := i=1 n X pi (t) · qi (t) pi (0) · qi (0) i=1 Reaktionsindex R(0, t): " P L(0, t) R(0, t) := W (0, t) 1 − P P (0, t) " # M L(0, t) = W (0, t) 1 − M P (0, t) 26 # 1.12 Indexzahlen 1.12.5 Allgemeine Aussagen für Indizes • W (0, t) = P L(0, t) · M P (0, t) = P P (0, t) · M L(0, t) • P L(0, t) > P P (0, t) ⇔ M L(0, t) > M P (0, t) • W (0, t) = M L(0, t) · P L(0, t) + R(0, t) • Umbasierung und Verkettung von Indizes erfolgt wie bei den Messzahlen. • Werden beim Preis- bzw. Mengenindex die Mengen qi bzw. Preise pi unabhängig vom Berichts- und Basisjahr gewählt, so erhält man den Preis- bzw. Mengenindex von Lowe: n X P Lo(0, t) := i=1 n X pi (t)qi pi (0)qi i=1 n X M Lo(0, t) := i=1 n X pi qi (t) pi qi (0) i=1 • Die geometrischen Mittel P F (0, t) := q M F (0, t) := q und P L(0, t) · P P (0, t) M L(0, t) · M P (0, t) heißen Idealindizes von Fisher. 27