Institut für MTA-Ausbildung am Klinikum Osnabrück - mtaschule

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Institut für MTA-Ausbildung am Klinikum Osnabrück
Fachgebiet Klinische Chemie (Dr. Krämer)
Leber
1. Allgemeine Grundlagen
1.1 Hauptaufgaben der Leber:
Kohlenhydratstoffwechsel:
Glukosehomöostase, Glykogensynthese, Glykogenolyse, Glukoneogenese,
Pentosephosphatzyklus, Metabolisierung von Zuckern (Glukose, Fruktose, Galaktose,
Sorbit)
Proteinstoffwechsel:
Synthese der überwiegenden Anzahl von Plasmaproteinen (nicht der Immunglobuline) und
der hepatogenen Gerinnungsfaktoren (II, V, VII, X, XI, XII, XIII), Katabolismus von
Plasmaproteinen, Harnstoff-, Harnsäure und Kreatinsynthese, Aminosäuremetabolisierung
Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel :
Synthese von Fettsäuren, Triglyceriden, Phospholipiden, Gallensäuren, Cholesterin,
Ketonkörpern, Lipoproteinen, ß-Oxidation der Fettsäuren
Biotransformation und Entgiftung :
Metabolische Aktivierung und Deaktivierung endeogener und exogener Substanzen durch
Oxidation, Reduktion und Hydrolyse, mit nachfolgender Glucuronidierung, Sulfatierung,
Methylierung, Azetylierung oder Glycinierung. Dadurch Herstellung der Wasserlöslichkeit
und Ausscheidung über die Nieren oder die Gallenflüssigkeit.
Speicherung der fettlöslichen Vitamine :
Gespeichert können in der Leber die Vitamine E, D, E und K. Vitamin K ist für die
Prothrombinsynthese notwendig. Marcumar (Phenprocumon) ist ein Vitamin-K-Antagonist,
senkt den Prothrombinspiegel und hemmt damit die Blutgerinnung. Die Hemmung wird
erfaßt über die Bestimmung der Thromboplastinzeit nach Quick bzw. über die Bestimmung
der INR.
1.2 Leberschädigungen und ihre Kenngrößen
Die Leber ist aufgrund ihres hohen Differenzierungsgrades ein recht empfindliches Organ.
Vier hauptsächliche Schädigungsprozesse führen zu Reaktionen der Leber. Diese Prozesse
sind:
Leberzelluntergang (Zellnekrose), metabolische Insuffizienz, Cholestase, Fibrose
-2Durch Bestimmung geeigneter Laborparameter kann man Rückschlüsse auf eine der
genannten Schädigungsursachen ziehen.
1.2.1 Leberzelluntergang (Zellnekrose)
verursacht durch: Beeinträchtigung des Energiestoffwechsels der Mitochondrien mit
ATP-Defizit. Es kommt zur Freisetzung lysosomaler Enzyme und toxischer Produkte durch
aktivierte Makrophagen und als Folge davon zur Schädigung der Zellmembran.
Schädigung der Zelle -> erhöhte Permeabilität der Plasmamembran -> Austritt von
Zellinhaltsstoffen
=> Grundlage der Enzymdiagnostik von Lebererkrankungen.
Höhe des Aktivitätsanstieges der Zellenzyme steht in Beziehung zu Umfang und Aktivität des
Zellschadens.
Parameter: Aspartataminotransferase (ASAT, GOT)
gehört wie auch Alaninaminotransferase (ALAT, GPT) zur Gruppe der Transaminasen,
katalysiert Transfer von Aminogruppen von Aspartat auf Ketoglutarat unter Bildung von
Oxalacetat.
Weite Verbreitung in Körpergeweben, besonders aber in der Leber vorhanden. Jedoch nicht
leberspezifisch, vergleichsweise hohe Aktivitäten auch in Myokard, Skelettmuskel und Niere.
Parameter: Alaninaminotransferase (ALAT, GPT)
Transfer von Aminogruppen von Alanin auf Ketoglutarat unter Bildung von Pyruvat
Spezifische Aktivität in der Leber am höchsten, daher Anstieg im Serum weitgehend
spezifisch für Leberzellschädigung
Transaminasen sind bis zu gewissem Grad bei allen Lebererkrankungen erhöht, Ausmaß
des Schadens bestimmt die Höhe der Aktivität im Plasma/Serum.
Parameter: Glutamatdehydrogenase (GLDH)
weitgehend leberspezifisches Enzym, ausschließlich intramitochondrial lokalisiert,
vorwiegend in azinusnahen Leberzellen . Erhöhte Aktivitäten bei tiefgehenden
Leberschäden.
Dient der vorläufigen Ammoniakelimination durch Übertragung des NH3 auf Ketoglutarat
Parameter: Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT)
Weitläufig vorkommend. Leberaktivität aber bestimmend für Serumspiegel.
Aktivitätserhöhung der Gamma-GT ist ein sehr sensitiver Indikator für eine hepatobiliäre
Erkrankung. Höchste Spiegel bei alkoholtoxischer Hepatitis und bei Cholestase (s.u.).
-3Leichte Leberzellschäden
=> Anstieg der Gamma-GT und der zytoplasmatischen Enzyme GPT(ALAT) und
GOT(ASAT) (Quotient GOT/GPT <1)
Schwere Leberzellschäden
=> zusätzlich weiterer Anstieg mitochondrialer Enzyme (GLDH, teilweise GOT). Quotient
GOT/GPT steigt über 1
Eigenschaften einiger Leberenzyme
Aspartat-Amino-Transferase (GOT, ASAT)
80% mitochondrial, 20% zytoplasmatisch, Halbwertszeit ca. 17 Tage
Alanin-Amino-Transferase (GPT, ALAT)
15% mitochondrial, 85% zytoplasmatisch Halbwertszeit 47 ± 10 Tage
Glutamatdehydrogenase (GlDH): mitochondriales Enzym, Halbwertszeit ca. 18 Tage
Lactat-Dehydrogenase-Isoenzym 5 (LDH 5)
zytoplasmatisches Enzym, Halbwertszeit 10 ± 2 Tage
Erkrankungen mit Erhöhung der Serumaktivitäten von Transaminasen und GLDH:
Stark erhöhte Aktivitäten bei:
Akuter Hepatitis, akuter toxischer Leberschädigung, akuter Leberstauung (z.B. bei
Rechtsherzinsuffizienz), Verschlußikterus, biliärer Zirrhose, Lebermetastatsen
Mäßige Aktivitätserhöhungen bei:
Myokardinfarkt, Traumen, postoperativ, Muskeldystrophie, akuter Pankreatitis,
Lungenembolie, Hirn- und Niereninfarkt, Mononucleosis infectiosa, Leberzirrhose, chronisch
aktiver Hepatitis, Stauungsleber, Leberzirrhose, alkoholischer Fettleber, schwerer
Ketoazidose bei Diabetesentgleisung.
Geringe Aktivitätserhöhungen bei:
Leberzirrhose (niedriger Aktivitätsgrad), Myokarditis, Mononucleosis infectiosa (in Abheilung)
Myokardinfarkt (Spätphase), Pankreatitis, Lebertumoren/-metastasen
-4-
1.2.2 Metabolische Insuffizienz und Einschränkung der Biotransformation
Leber synthetisiert und sezerniert nahezu alle Plasmaproteine, ist Ort der Biotransformation
vieler exogener (z.B. Pharmaka, Toxine) und endogener Substanzen (z.B. Ammoniak)
Einschränkungen dieser Funktionalität => veränderte Plasmakonzentrationen der
Syntheseprodukte bzw. Metabolite, allerdings erst bei ausgedehnterem Parenchymschaden.
Geringere Schädigungen dann nur durch Belastungsteste nachweisbar.
Konzentrationsabnahme von Syntheseprodukten :
Leber ist vorherrschendes Organ der Plasmaproteinsynthese, daher ist die
Plasmaproteinkonzentration ein Maß der Lebersyntheseleistung.
Konzentrationsabfälle treten aber nicht in der Frühphase von Lebererkrankungen auf, da die
Halbwertszeit der Proteine ziemlich lang ist: Albumin (20 Tage), Präalbumin (2 Tage)
Bei Coeruloplasmin, Transferrin, und Gerinnungsfaktoren (Fibrinogen) sieht das anders aus.
Diese Parameter können sich innerhalb von Stunden nach Eintritt einer Leberschädigung
verändern (z.B. Knollenblätterpilzvergiftung).
Allerdings ist Proteinkonzentration im Serum auch vom Sekretionsvermögen und -weg, von
Elimination und Abbau in der Leber abhängig, nicht allein von der Syntheseleistung.
Hinweis: Serumglobuline, d.h. Alpha-, Beta- und Serumimmun-Globuline (Gamma) sind bei
chronischen Leberschäden nichtselektiv erhöht.
Lipidstoffwechsel :
Im Zusammenhang mit akuten und chronischen Lebererkrankungen kommt es zu
qualitativen und quantitativen Verschiebungen des Lipoproteinspektrums
(Dyslipoproteinämie). Deren Bedeutung für die Diagnostik der akuten Leberinsuffizienz ist
gering. Fetteinlagerungen kommen insbesondere bei Diabetiker sowie bei erhöhtem
Alkoholkonsum vor.
Kohlenhydratstoffwechsel :
Fehlregulationen der Blutglukosekonzentration können vorkommen durch Erschöpfung
der Glykogenreserven in der geschädigten Leber sowie durch Störungen des
Monosaccharidmetabolismus bei fortgeschrittenem Leberparenchymverlust.
Konzentrationsabnahme von Sekretionsenzymen: Cholinesterase:
Im Blut gibt es verschiedene Cholinesterasen (Abbau von Acylcholin -> Cholin)
Nach Substratspezifität unterscheidet man zwei Gruppen:echte, substratspezifische
Cholinesterasen (Hirn, Muskel, Erythrozyten und Thrombozyten) - spielen wichtige Rolle bei
Erregungsübertragung in Synapsen, sind unbedeutend für Diagnostik der Leberinsuffizienz
Ferner gibt es substratunspezifische Cholinesterasen (18 genet. Varianten), die Acetylcholin,
aber auch andere Substrate (z.B. Butyrylthiocholin, Succinylcholin) spalten können. Diese
Enzyme werden in der Leber synthetisiert und sind damit Marker der Syntheseleistung.
-5Gemessen wird stellvertretend für alle die Acetylthiocholinesterase (ACHES bzw.
einfach ChE)
Es gibt Spezifische genetische Varianten mit verminderter Fähigkeit zum Abbau des
Muskelrelaxans Succinycholin (Narkosezwischenfälle) können auftreten. Daher wird vor
Allgemeinnarkosen mit Anwendung von Succinylcholin die Aktivität der ChE bestimmt.
Verminderte Biotransformationsleistung :
Das mikrosomales fremdstoffmetabolisierendes Enzymsystem (Cytochrom P450)
metabolisiert viele exogene und endogene Substrate (mehr als 200). Wesentliche Funktion:
Transformation lipidlöslicher Stoffe in wasserlösliche => somit durch Galle und Urin
ausscheidbar. Außerdem "Giftungsprozesse", z.B. Aktivierung von Pharmaka und Bildung
zytotoxischer Stoffe, und Entgifungsprozesse (Pharmaka, Alkohol)
Es stehen diverse direkte und indirekte Methoden zur Einschätzung der Biotransformation
zur Verfügung, nur kurz:
direkt: Bestimmungen der Aktivität von Biotransformationsenzymen in der Leberbiopsie
indirekt: Ermittlung von Halbwertszeiten bestimmter Substanzen (z.B. Pharmaka, radioaktiv
markierte Stoffe, z.B. Aminopyrin)
Veränderungen im Ammoniumstoffwechsel :
Die Leber hat herausragende Bedeutung im Ammoniumstoffwechsel. Zum einen werden
über die Pfortader aus dem Intestinaltrakt große Ammoniummengen herangeführt, zum
anderen ist die Leber der nahezu ausschließliche Ort der Harnstoffsynthese.
Hyperammonämie (erhöhter Ammoniakspiegel im Blut)
durch verminderte Harnstoffproduktion durch Leberzellinsuffizienz (Parenchymschädigung)
oder Parenchymrarefizierung (Zirrhose), Umgehung der Leber durch portocavale Shunts
(operativ bei ausgeprägten Ösophagusvarizen), metabolische Alkalose mit Hyperkaliämie
mit Verschiebung des Dissoziationsgleichgewichts zugunsten freien Ammoniaks, ferner
durch proteinkatabole Zustände
1.2.3 Einschränkung der Exkretionsfunktion (Cholestase)
Bildung und Abfluss der Gallenflüssigkeit zur Elimination endogener (Bilirubin,
Gallensäuren, Cholesterin, Hormonmetabolite) und exogener (manche Pharmaka,
Kontrastmittel) Substanzen und zur Förderung der Fettverdauung.
Cholestase = mehr oder minder ausgeprägte Reduktion des Galleflusses.
Klinisch: als Ikterus, in schweren Fällen mit den Folgen der verminderten Absorption
fettlöslicher Vitamine (A,D,E und K).
-6-
Klinisch-chemisch finden sich Konzentrationszunahme bestimmter Galleexkretionsprodukte
im Serum und Urin (direktes Bilirubin) sowie charakteristische Enzymveränderungen.
Cholestase kann mechanisch durch Obstruktion extrahepatischer Gallenwege (Steine,
Tumoren, Strikturen) oder intrahepatischer Gallenwege (Tumoren, Zysten, Cholangitis,
Gallenwegsatresie) oder funktionell durch Störungen des Exkretionsmechanismus (somit
immer intrahepatisch und damit durch eine Erkrankung der Leber selbst) entstehen.
Wichtigste Folgen der Cholestase sind: Retention von Bilirubin und Gallensäuren.
Parameter: Bilirubin
Bilirubin = lipophiles, toxisches Produkt des Abbaus von Hämoproteinen (Hämoglobin,
Myoglobin)
Es wird im Plasma an Albumin gebunden transportiert, von der Leber aufgenommen, mit
Glucuronsäure verestert und mit der Galle ausgeschieden. Im Gastrointestinaltrakt
dekonjugiert, z.T. im Rahmen des enterohepatischen Kreislaufs reabsorbiert, der
überwiegende Teil wird jedoch zu Urobilinogen, das in geringem Umfang reabsorbiert und
über den Urin ausgeschieden, zum größten Teil als Sterkobilinogen mit dem Stuhl
ausgeschieden wird.
Im Labor Bestimmung von Gesamt-Bilirubin und konjugiertem (= direktem) Bilirubin
(indirektes Bilirubin = Differenz Gesamt-Bili minus Bili direkt).
Störungen des Bilirubinstoffwechsels sind auf allen Stufen möglich und erschinen klinisch
als Ikterus (zunächst der Skleren). Man unterscheidet:
Prähepatischer Ikterus:
bei übermäßigem Anfall von Bilirubin (Überschreiten der Konjugationskapazität) infolge
vermehrten Erythrozytenabbaus (Hämolyse, Hämatomabbau, ineffektive Hämatopoese wie
perniziöse Anämie, Thalassämie etc.)
Intrahepatischer Ikterus:
Störung der Zellfunktion: Störung der Bilirubinaufnahme in die Leberzelle (Gilbert-Syndrom),
Störungen der Bilirubinkonjugation (angeboren, physiologischer postnataler
Glucuronyltransferase-Mangel, Hämochromatose, Zirrhose, alkohol. Fettleber, akute
Hepatitis) oder Störungen der Exkretion konjugierten Bilirubins (viele Leberzellschäden,
Steroide, Kontrazeptiva, genetische Störungen)
Posthepatischer Ikterus:
bei Verschluß extrahepatischer Gallenwege durch Gallensteine, Tumoren, Verwachsungen
-7Einteilung und Ursachen der Hyperbilirubinämien:
Vorwiegend konjugiertes ("direktes") Bilirubin im Serum vermehrt bei
Einschränkung der biliären Exkretion :
verursacht durch Leberschäden (Hepatitis, Leberverfettung, Zirrhose Medikamente
(Kontrazeptiva, Methyltestosteron, u.a.)
Postoperative Cholestase (Operationskomplikation bei Baucheingriffen)
Familiäre Cholestase (Erbanlage)
Evtl. bei Schwangerschaft (im Rahmen einer Gestose)
Obstruktion extrahepatischer Gallenwege
Konkremente Tumoren Strikturen Atresie Gesteigerte Bilirubinproduktion Hämolytische
Anämie Shunt-Hyperbilirubinämie bei ineffektiver Erythropoese (z.B. Perniziosa) Abbau
extravasaler Blutmassen (Hämorrhagien)
Vorwiegend unkonjugiertes ("indirektes") Bilirubin im Serum erhöht bei:
Einschränkung der hepatozellulären Bilirubinaufnahme: z. B. durch
- Gilbert-Meulengracht-Syndrom (Icterus juvenilis intermittens) (hierbei ist die Aktivität der
UDP-Glucuronyltransferase, die in der Leber Bilirubin mit Glucuronsäure zum Bilirubindiglucuronid verknüpft, auf etwa 30% der Norm vermindert).
- Ikterus neonatorum (gesteigerter Abbau von fetalem Hämoglobin bei Neugeborenen)
- Medikamente (Chloramphenicol, Novobiocin)
- Crigler-Najjar-Syndrom (Molekulardefekt der Glucuronyltransferase, erblich, sehr selten)
Gesteigerte Bilirubinproduktion, z. B. bei
- Hämolytischer Anämie
- Hyperbilirubinämie bei ineffektiver Erythropoese (z.B. Perniziosa)
- Abbau extravasaler Blutmassen (Hämatome)
Parameter: Gallensäuren
Gallensäuren werden fast ausschließlich in der Leber synthetisiert, über die Galle
ausgeschieden, stehen im oberen Intestinaltrakt zur Fettverdauung zur Verfügung, werden
im terminalen Ileum zu 95% reabsorbiert und über das Portalvenenblut der Leber wieder
zugeführt.
Beeinträchtigte Leberfunktion (nahezu alle akuten und chronischen Lebererkrankungen)
führt zur erhöhten Gallensäurekonzentration im Serum und erhöhter Ausscheidung im Urin.
Enzymaktivitäten im Serum bei Cholestase / Galleabflußstörungen
Als sogenannte Cholestase-anzeigende Enzyme gelten die alkalische Phosphatase (AP), die
Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT), die Leucinarylamidase (LAP) und evtl. die
5'-Nucleotidase.
-8Parameter:
Alkalische Phosphatase (AP)
AP-Anstiege im Serum sind nicht zwingend Cholestase-spezifisch, da gewebsspezifische
Isoenzyme auch in Knochen, Darm, Niere, Lunge und Plazenta vorhanden sind.
Die Gesamtaktivität ist überwiegend von Leber- und Knochenisoenzymen getragen.
Im letzten Trimenon der Schwangerschaft steigt das plazentare Isoenzym - daher deutlich
erhöhte Gesamtaktivitäten bei Schwangeren.
Bei Cholestase kommt es zu einer starken Konzentrationserhöhung des membranständigen
Anteils des hepatischen Isoenzyms der AP durch
1.) Syntheseinduktion
2.) partielle Membranzerstörung durch intrazelluläre Gallensäuren.
Diese Mechanismen sind unabhängig von der Ursache der Cholestase, so dass aus
einem AP-Anstieg keine Schlussfolgerung über die Ursache der Cholestase gezogen
werden kann. Erfahrungsgemäß ist der AP-Anstieg bei extrahepatischer Obstruktion
jedoch höher.
Differentialdiagnose zwischen hepatischer und ossärer Herkunft eines AP-Anstieges ist
durch Bestimmung des Isoenzyms Knochen-AP möglich.
Erhöhte Aktivitäten der AP findet man bei
Lebererkrankungen mit extrahepatische Cholestase
hepatozellulärer Schädigung
Cholangitis, Cholangiolitis
Lebertumoren
Osteopathien mit erhöhter Osteoblastenaktivität
Hyperparathyreoidismus
Osteomalazie
Morbus Paget
Knochenmetastasen
Multoples Myelom
bei Frakturheilung
bei nephrogener Rachitis
im 3. Trimenon der Schwangerschaft
Erniedrigte Werte der AP im Serum findet man bei:
Erblicher AP-Defizienz (Mangel oder Molekulardefekt)
Hypothyreose
Achondroplasie
Schwerer Anämie
Parameter:
Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT)
Nahezu ubiquitäres Vorkommen. Vergleichsweise geringe Aktivität in der Leber (Niere 25x
mehr, Pankreas doppelt so viel), jedoch wegen Membranfixierung in diesen Organen ist der
Zustand der Leber bestimmend für Serumspiegel.
-9Aktivitätserhöhung der Gamma-GT = sehr sensitiver Indikator für eine hepatobiliäre
Erkrankung. Anstiege finden sich jedoch auch bei 80% der mit Antikonvulsiva und Sedativa
behandelten Patienten. Bei 70% der Alkoholiker ohne manifeste Lebererkrankungen finden
sich durch Abstinenz reversible Gamma-GT-Anstiege.
Diese kommen durch Enzyminduktion (Mehrsynthese von Enzymprotein) zustande.
Erkrankungen mit Veränderung der Gamma-GT im Serum:
Normalaktivitäten finden sich (evtl trotz vorliegender Störung) bei
Schwangerschaft, Knochenwachstum, Knochenerkrankungen, Muskelerkrankungen,
Nierenerkrankungen, chronisch persistierender inaktiver Hepatitis
Mäßig erhöhte Werte bei
Unkomplizierte Virushepatitis, alkoholischer Fettleber, mäßigem Alkoholismus
Leberstauung bei Rechtsherzinsuffizienz
Deutliche erhöhte Werte bei
Chronisch aktiver Hepatitis, allkoholtoxischer Hepatitis, alkoholtoxischer Zirrhose
primär biliärer Zirrhose, primären und sekundären Lebertumoren, akuter und chronischer
Pankreatitis, Langzeittherapie mit Antikonvulsiva u. Sedativa,
Starke Erhöhungen finden sich bei:
Verschlußikterus, cholestatischen Formen der akuten Hepatitis, toxischen Leberschäden
Parameter
Leucinarylamidase (LAP)
wird relativ selten bestimmt, hat allerdings höhere Leberspezifität. Wird genutzt zur
Differentialdiagnose unklarer, solitärer AP-Erhöhungen. AP hoch, LAP normal -> ossäre
Ursache.
Die 5'-Nucleotidase ist der LAP in der Wertigkeit vergleichbar.
1.2.4 Zunahme des intrahepatischen Bindegewebes (Fibroplasie)
Fibrose, d.h die Konzentrationszunahme und Umverteilung der interzellulären
Bindegewebsproteine, hat große Bedeutung bei der Entstehung einer chronischen
Schädigungen der Leber bis hin zur Zirrhose mit möglicher Konsequenz des
Pfortaderhochdruckes und der Ausbildung von Ösophagusvarizen.
Klinisch-chemische Parameter zur Erfassung der fibrotischen Transformation sind wenig
gebräuchlich, da es ihnen an Organ- und Krankheitsspezifität fehlt. Man wählt für die
Diagnostik vorzugweise die Leberbiopsie mit anschließender histologischer Untersuchung.
-102. Spezielle klinisch-chemische Diagnostik wichtiger Lebererkrankungen
2.0
Ich will wissen:
Liegt eine Lebererkrankung vor?
Ich bestimme:
ALAT oder Gamma-GT: Sensitivität von 80%
ALAT + Gamma-GT + Cholinesterase: Sensitivität von 95%
ALAT + Gamma-GT + AP + Cholinesterase: Sensitivität von 97%
Quotient ASAT/ALAT:
< 1 Entzündungstyp (z.B. Hepatitis)
> 1 Nekrosetyp (z.B. Alkohol) 2.1 Akute Virushepatitis
2.1 Ich will wissen: Liegt eine Hepatitis vor?
Vorab:
Das Hepatitis-Virus an sich ist nicht zytopathogen, sondern ruft erst in Kombination mit
der zellulären Immunantwort eine Hepatitis hervor.
Obligat zu untersuchen:
Leberzellschaden- und Cholestaseparameter (Transaminasen, AP, Gamma-GT,
Bilirubin)
Fakultativ zu untersuchen:
Syntheseparameter (ChE)
Eine enzymchemische Differenzierung der Hepatitistypen ist nicht möglich.
Hier hilft nur die Serologie weiter.
Als Suchtests sind zu empfehlen:
HAV-IgG und HAV-IgM (für Hepatitis A) => Hepatitis-A-Diagnostik
HBs-AG, Anti-HBs und Anti-HBc (für Hepatitis-B) => Hepatitis-B-Diagnostik
HCV-Antikörper (für Hepatitis C) => Hepatitis-C-Diagnostik
Hepatitis-A-Diagnostik:
Norm:
Test
Norm
HAV-IgG
negativ
nach Impfung: positiv
HAV-IgM
negativ
HAV-Antigen
negativ
-11Bewertung:
Test
Material
Anti-HAV-IgG-ELISA
Serum
Anti-HAV-IgM-ELISA
Serum
HAV-Antigen-ELISA
Stuhl
Bewertung
Antikörper von Beginn der
Krankheitssymptome an nachweisbar
Antikörper persistiert meist lebenslang
(Parameter für Durchseuchungsrate)
nach Impfung positiv, bei Nachweis von
IgG-Antikörpern ist Immunität anzunehmen.
Marker für Erkrankung
(frisch/zurückliegend) oder Impfung
beweisend für eine frische Infektion
Antikörper von Beginn der
Krankheitssymptome an 3-6 Monate lang
nachweisbar
nur zur Abklärung einer frischen Infektion in
der Inkubationsphase sinnvoll
1-3 Wochen vor bis 3-6 Wochen nach
Erkrankungsbeginn nachweisbar
Hepatitis- B-Diagnostik
Norm:
Test
Norm
HBcAntikörper
HBc-IgMAntikörper
Antikörpernachweis
HBeAntikörper
Antigennachweis
negativ
negativ
negativ
HBsAntikörper
ungeimpft: 0-10 U/l
nach Impfung: >10 U/l
HBsAntigen
HBeAntigen
negativ
HBV-PCR
negativ
negativ
Bewertung:
Test
HBs-AntigenELISA*
Material
Serum
Bewertung
Nachweis von Virus-Hüllprotein (Surface =
Oberfläche)
Parameter für Infektiosität:
PCR positiv Æ hohe Infektiosität
PCR negativ Æ geringe Infektiosität
Bei Persistenz >6 Monate liegt per definitionem eine
chronische Infektion vor.
5-10 % der HBV-Infektionen sind HBs-Antigen negativ!
zusammen mit Anti-HBc Parameter für ausgeheilte
Infektion
ohne vorhandenes Anti-HBc meist Parameter für
Impfschutz:
Anti-HBsELISA
Anti-HBcELISA
Anti-HBc-IgMELISA
Serum
kein ausreichender Impfschutz,
Auffrischung empfohlen
>100 U/l ausreichender Impfschutz
≤100 U/l
Serum
Parameter für eine Infektion
(frisch/chronisch/ausgeheilt)
Nachweis 1-≥ Wochen später als HBs-Antigen
langjährige (bis lebenslange) Persistenz
nach Impfung nicht positiv
Serum
Parameter für eine akute Infektion
Nachweis häufig schon vor Auftreten des HBs-Ag
Persistenz bis zu 12 Monaten
PCR
EDTA(PolymeraseBlut
kettenreaktion)
Die DNA des Virus wird vermehrt und nachgewiesen
(höchste Empfindlichkeit schon bei geringster
Virämie!).
Marker für die Infektiosität des Patienten.
Hepatitis-C-Diagnostik
Norm:
Test
Antikörpernachweise
Antigennachweise
Norm
HCV-Antikörper negativ
HCV-Immunoblot keine Banden nachweisbar
HCV-PCR
negativ
Bewertung:
Test
HCV-ELISA
Material
Serum
Bewertung
sensibler Suchtest zur Erkennung von Antikörpern gegen das Hepatitis
C-Virus
Antikörperbildung setzt frühestens nach 4-6 Wochen (meist 2-6
Monaten!) ein.
Aufgrund möglicher falsch positiver Befunde sollte ein positives Ergebnis
mit einer spezifischen Methode (z.B. Immunoblot, siehe unten)
kontrolliert werden!
Ursachen für falsch-positive Befunde:
Paraproteinämie
Autoantikörper
EBV-Infektionen
andere Ursachen für erhöhte IgG-Konzentrationen
Der Test kann nicht zwischen einer akuten, chronischen (infektiösen)
oder ausgeheilten (nicht mehr infektiösen) Erkrankung unterscheiden!
HCVImmunoblot
Serum
HCV-PCR
EDTA(PolymeraseBlut
kettenreaktion)
spezifischer Bestätigungstest zur Abklärung eines positiven ELISABefundes (siehe oben)
Durch die Interpretation des Bandenmusters (Nachweis spezifischer
Antikörper) ist eine Differentialdiagnose zwischen Erkrankung und
unspezifischer Reaktion möglich:
Bei Nachweis einer spezifischen Bande ist das Ergebnis fraglich
(Kontrolle empfohlen)
Bei Nachweis von mehr als einer spezifischen Bande ist das Ergebnis
positiv!
Der Test kann nicht zwischen einer akuten, chronischen (infektiösen)
oder ausgeheilten (nicht mehr infektiösen) Erkrankung unterscheiden!
Indikationen:
Antikörper-positive Patienten (ELISA und/oder Blot)
DD: akute oder ausgeheilte Hepatitis?
frische Infektion vor dem Auftreten von Antikörpern (ELISA und/oder
Blot)
Diagnose/Verlauf einer chronischer Infektion mit fehlendem
Antikörpernachweis (ELISA und/oder Blot)
unklarer serologischer Befund des ELISA und/oder Blots
Bei der PCR (Polymerasekettenreaktion, Virusdirektnachweis) wird das
Erbgut des Virus (RNA) vermehrt und danach nachgewiesen.
Derzeit die einzige verfügbare Methode um eine Aktivität und
Infektiosität einer Hepatitis C-Erkrankung nachzuweisen.
Bei typischen akuten Hepatitis- Verläufen rasche Anstiege von ASAT und ALAT, mit
proportional höherem ALAT-Anstieg (im Gegensatz zu Alkoholtoxikose) und nur mäßiger
GLDH-Erhöhung bei leichter Zellschädigung und relativ stärkeren Anstiegen von ASAT und
GLDH bei nekrotisierenden Verlaufsformen.
Innerhalb weniger Tage Maximum des Bilirubinanstieges (fehlt allerdings bei anikterischen
Formen). Der Anteil des konjugierten Bilirubins beträgt etwa 60-80%. Frühzeitig
Urobilinogenurie. Die Parameter der Syntheseleistung ändern sich bei normal verlaufender
Virushepatitis kaum, bei fulminanten Formen sind rascher Abfall von Cholinesterase und
Gerinnungsparametern prognostisch ungünstig.
2.2 Ich will wissen: Liegt eine chronische Hepatitis vor?
Im Vergleich zur Akutform, bei der Leberzellnekrosen im Vordergrund stehen, dominieren
bei der chronischen Hepatitis entzündlich-mesenchymale Reaktionen. Nach Histologie und
klinischem Verlauf kann man eine chronisch-persistierende (milde, nicht progredient) und
eine chronisch-aktive Form (mit Zeichen der fortschreitenden Parenchymdestruktion)
unterscheiden. Hier brauche ich also besonders eine Histologie und nicht nur die Klinische
Chemie. Ich untersuche wie unter 2.2.1 und 2.2.2 im folgenden ausgeführt:
2.2.1 Chronisch persistierende Hepatitis
Obligat zu untersuchen: Leberzellschadenparameter (meist nur geringe
Aktivitätserhöhungen) Hepatitis-Serologie, IgM-Anstieg (Elektrophorese)
Fakultativ zu untersuchen: Cholestaseparameter, Histologie entscheidend.
-142.2.2 Chronisch aggressive Hepatitis
Obligat: Leberzellschadenparameter, Cholestaseparameter, Hepatitis-Serologie, IgG stark
angestiegen (Elektrophorese)
Fakultativ: Syntheseparameter
Histologie entscheidend.
2.3 Ich will wissen: Liegt eine medikamentös-toxische Leberschädigung vor?
Durch ihre Aufgabe und Funktion wird die Leber zum Stoffwechselort einer Vielzahl
exogener und endogener Toxine. Man unterscheidet dabei obligate Hepatotoxine (CCl4,
Benzole, Aflatoxine) sowie fakultative Hepatotoxine (viele Medikamente, Alkohol).
Häufig findet die "Giftung" einer Substanz auch erst in der Leber statt (z.B. CCl4 zum CCl3Radikal). Im Spektrum toxininduzierter Lebererkrankungen finden sich diffuse
Leberzellnekrosen (Nekrosetyp), entzündliche Veränderungen (Hepatitistyp),
Galleabflußstörungen (Cholestasetyp) sowie intrazelluläre Fettakkumulation (Steatosetyp).
Die erhebliche Bandbreite klinisch-chemisch nachweisbarer Veränderungen richtet sich nach
dem Schädigungstyp und kann von extremen Veränderungen bis zum völligen Fehlen von
Auffälligkeiten reichen.
2.4 Ich will wissen: Liegt eine alkoholtoxische Leberschädigung vor?
Die Leber nimmt eine dominierende Stellung unter den vom Alkoholabusus geschädigten
Organen ein, jedoch führt chronischer Alkoholkonsum auch zu Schädigungen anderer, nicht
am Ethanolstoffwechsel beteiligter Organe (ZNS, Herz, Gastrointestinaltrakt).
Ethanol wird im oberen Dünndarm rasch absorbiert und in der Leber zu 90% metabolisiert,
zunächst zu Acetaldehyd und dann weiter zum Acetyl-CoA, welches in den Citratcyclus oder
Fettsäureaufbau bzw. in die Cholesterinsynthese eingeschleust wird. Der Hauptabbau erfolgt
mittels der Alkoholdehydrogenase (ADH). Daneben erfolgt eine Oxidation im sog.
Microsomal Ethanol Oxidizing System (MEOS), insbesondere bei Kampftrinkern. Der Abbau
des toxischen Azetaldehyds erfolgt über die Aldehyddehydrogenase.
Chronischer Alkoholabusus führt zur Induktion des MEOS-Enzymsystems, welches neben
Alkohol auch Medikamente und Schadstoffe metabolisiert und teilweise aktiviert, was
Interferenzen zwischen Alkohol und Medikamentenwirkung als auch die üble Beziehung
zwischen Alkoholabusus und Tumorgenese (beschleunigte Prokanzerogenaktivierung)
erklärt. (MEOS = microsomal ethanol oxidising system; im endoplasmatischen Reticulum).
Ich untersuche:
Gamma-GT, ALAT, ASAT, MCV, Ethylglucuronid im Urin und in Haarproben (!) sowie
evtl. das CDT (carbohydrate deficient transferrin), Fettsäureethylester (in Haarproben).
(Haarprobenuntersuchungen dienen dem Nachweis des Langzeitkonsums)
Formen der alkoholischen Leberschädigung:
Alkoholabusus löst ein breites Spektrum morphologischer, klinischer und klinisch-chemischer
Veränderungen aus, drei typische Formen werden aufgeführt.
-152.4.1 Fettleber
Die Fettakkumulation (meist Triglyceride) ist eine frühe, noch reversible Form der
alkoholischen Leberschädigung. Die klinische Symptomatik ist blande, und so auch die
klinisch-chemischen Veränderungen. Typisch: mit fortschreitender Verfettung kommt es zur
Freisetzung von GLDH, sowie einem Absinken des (ASAT+ALAT)/GLDH-Verhältnisses. Die
Aktivitätserhöhung der Gamma-GT als Ausdruck einer alkoholinduzierten
Synthesesteigerung und Membranfreisetzung ist oft der früheste Marker.
2.4.2 Alkoholische Hepatitis
Oft ausgelöst durch einen akuten Exzess, kann es beim chronischen Alkoholabusus zu einer
akut nekrotisierenden, entzündlich infiltrativen Leberschädigung kommen, die der akuten
Virushepatitis ähnelt. Ein Anstieg der Parameter der Zelläsion und der Cholestase geht
einher mit einer Abnahme der Syntheseparameter.
2.4.3 Ich will wissen: Liegt eine Leberzirrhose vor?
Die Zirrhose ist die schwerste und irreversible Form der alkoholischen Leberschädigung. Ihre
Entwicklung ist abhängig von den konsumierten Alkoholmengen. Jedoch nur 40% der
schweren Alkoholiker erreichen dieses Stadium, so daß von genetischen und
umweltbedingten Faktoren ausgegangen werden muß. Die Umbauprozesse der Leber
führen zur zunehmenden Syntheseinsuffizienz (Serumproteine, Gerinnung), zur funktionellen
Cholestase mit eingeschränkter Vitaminabsorption, verminderten
Biotransformationsleistungen und steigenden Metabolit- und Ammoniakkonzentrationen.
Zusammen mit der fibrotisch bedingten portalen Hypertension und der metabolischen
Insuffizienz der Leber kommt es zu den klassischen Symptomen der dekompensierten
Leberzirrhose.
Ich untersuche:
Cholinesterase, Albumin und den Quick-Wert / INR-Wert. (erniedrigte Werte)
Die Leberenzyme ASAT, ALAT sowie γ-GT, Bilirubin und Ammoniak können erhöht sein.Die
definitive Diagnose wird durch eine Leber-Biopsie gestellt. Eine Elektrophorese ist hilfreich.
Bei einer Leberzirrhose kommt es durch die verminderte Biosynthese von Albumin zu
dessen Abfall im Blutplasma. Die gleichzeitig verminderte Synthese der α1 und α2-Globuline
macht sich weniger stark bemerkbar, weil auch ihr Abbau durch die Leber gestört ist. Eine
Erhöhung – und zwar relativ wie absolut – findet man bei den β- und γ-Globulinen. Die
Ursache dafür wird darin gesehen, dass sich durch die Zirrhose das Blut in der Pfortader
zurück in die Milz staut. Dort erfolgt dann wegen der (ebenfalls staubedingten) erhöhten
Bakterienzahl in der Vena splenica eine vermehrte Produktion von Antikörpern in den
ansässigen Plasmazellen. Der Anstieg der β-Globuline ist dabei durch die in dieser Fraktion
laufenden Immunglobuline A und M zu erklären.
-162.5. Hepatozelluläres Karzinom
Unter den klinisch-chemischen Kenngrößen ist hier das Alpha-Fetoprotein (AFP) zu
nennen. Erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung finden sich die bereits
genannten Veränderungen der Leberzellschädigung und Cholestase.
2.6 Hepatische Enzephalopathie
Die Pathogenese des Coma hepaticum stützt sich auf die experimentell gut untermauerte
Annahme, dass wegen einer verminderten Entgiftungsfunktion der Leber toxische
Substanzen in den Liquorraum übertreten können und Wirkungen auf das ZNS ausüben
können. Genannt seien die Faktoren Hyperammonämie (Glutaminbildung im Gehirn blockiert
Neurotransmitter Glutamat, Hemmung des zerebralen Energiestoffwechsels und
Ammoniakwirkung auf neuronale Membranen), kurzkettige Fettsäuren, Mercaptane, Phenole
und ihre Derivate, die allesamt neurotoxisch wirken. Na denn Prost.
Die Bestimmung von Ammoniak im venösen bzw. arteriellen Blut stellt die hauptsächliche
diagnostische Methode zur Einschätzung einer hepatischen Enzephalopathie dar.
2.7 Cholezystolithiasis / Cholelithiasis
Unkomplizierte Gallensteinleiden verursachen kaum klinische Symptome und auch keine
Veränderungen klinisch-chemischer Parameter. Erst Komplikationen wie Verschluß von
Gallenwegen oder Entzündung führen in Abhängigkeit von Schweregrad und Dauer des
Prozesses zur Cholestase und ggf. zur Zellnekrose. Die Zusammensetzung von
Gallensteinen (Cholesterin, Gallepigment, Kalksalze) kann infrarotspektrometrisch ermittelt
werden.
Kontrollfragen zu diesem Artikel:
(1) Welcher Parameter weist am ehesten auf einen alkoholtoxischen Leberschaden hin?
(2) Sie vermuten bei einem Patienten einen Leberschaden. Welche Parameter würden Sie
zunächst untersuchen? Berücksichtigen Sie dabei die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und
des sinnvollen Handelns.
(3) Warum hat ein Patient, der z. B. das Antieptileptikum Phenytoin oder Carbamazepin
regelmäßig einnimmt, eine erhöhte Gamma-GT-Aktivität im Serum?
(4) Warum brauchen Alkoholiker im Rahmen von Operationen oft vermehrt Narkosemittel?
(5) Sie messen bei einem Patienten eine hohe Gamma-GT-Aktivität. Er versichert glaubhaft,
Antialkoholiker zu sein. Lügt er? Wie klärt man das Problem?
(6) Sie finden folgende Befundkonstellation: GPT 78 GOT 64 Bili direkt 10,4 Bili gesamt
16,0, Stuhl hell, Urin dunkel. Was ist die wahrscheinliche Ursache? Warum finden Sie im
Urin kein Urobilinogen?
-17(7) Welche physiologische Aufgabe hat die Gallenflüssigkeit?
(8) Unter welchen Umständen führt ein Gallensteinleiden zu klinisch-chemischen
Auffälligkeiten?
(9) Warum gibt es kurz nach Verzehr eines Knollenblätterpilzsüppchens mit Sahnehaube
und frischen Gartenkräutern Blutungskomplikationen?
(10) Welche Vitamine sind fettlöslich?
(11) Welche Gerinnungsfaktoren werden in der Leber gebildet?
(12) Welche elektrophoretischen veränderungen findet man bei einer Leberzirrhose?
(13) Wann findet man bei einem Gallensteinleiden erhöhte Leberwerte?
(13) Was ist die Meulengrachtsche Erkrankung? Ist sie schlimm?
(14) Durch welche Substanzen wird ein hepatisches Koma bewirkt?
(15) Wie heißt der Tumormarker für das hepatozelluläre Carcinom?
(16) Welche Suchtests führe ich durch bei Verdacht auf Hepatitis A, B, C ?
(17) Welches sind die typischen Befunde bei prä-, intra- und posthepatischem Ikterus?
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