Gesteinskunde Skript für die Übungen zur Dynamik der Erde Martina Kölbl-Ebert (1994) 2. ergänzte Auflage von Franz Moser (1999) 3. Auflage von Joachim Kuhlemann & Wolfgang Frisch (2002) 4. überarbeitete und ergänzte Auflage von Joachim Kuhlemann und Wolfgang Frisch, editiert von Florian Ströbele und Sylvia Mettasch (2006) 5. überarbeitete und ergänzte Auflage von Michael Marks (2010) 6. überarbeitete Auflage von Michael Marks (2011) Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, FB III: Geowissenschaften VORWORT Die erste Auflage dieses Skripts basiert auf den Geologischen Übungen, wie sie von Frau Kölbl-Ebert im Wintersemester 1992/93 und 1993/94 gehalten wurden. Zur Vorbereitung dieser Übungsstunden lagen Mitschriften der entsprechenden Lehrveranstaltung von J. Loeschke, J. Neugebauer und F. Westphal vor. Ihre Arbeit ging in dieses Skript mit ein, ebenso wie die Arbeit derjenigen, die Arbeitsblätter erstellt haben. W. Frisch, T. Aigner und F. Westphal führten eine kritische Durchsicht des Manuskripts durch. M. Meschede half bei der Herstellung der Abbildungen. Die zweite Auflage baute auf der ersten Vorlage auf, enthielt aber Ergänzungen und Änderungen von Dozenten des Instituts (J. Kuhlemann, F. Moser, W. Frisch, H. Hann, J. Loeschke). Die dritte Auflage enthielt ebenfalls Änderungen, wobei in erster Linie einige Fehler ausgemerzt wurden. Die vierte Auflage war umfangreicher als die Originalausgabe. Die grundlegenden Fachbegriffe sind durch unterschiedliche Schriften im Text hervorgehoben. Sie bilden die Voraussetzung für die "geologische Sprache". Dagegen bieten die eingeschobenen Exkurse Hintergrundwissen an, um Prozesse der Gesteinsbildung oder Sachverhalte verständlich zu machen. Sie führen den Leser an den Lehrstoff der Spezialvorlesungen, meist aus der Mineralogie und Geochemie, heran. Als Zusammenfassung und zur Orientierung werden eine Reihe an Kursfragen gestellt. Sie sollen als Wiederholung dienen und den wichtigsten Lernstoff des jeweiligen Kapitels zusammenfassen. Die fünfte Auflage stellt eine erneute Aktualisierung und deutliche Erweiterung dar, die sich vor allem in den Kapiteln II und IV niederschlug. Verschiedene Personen halfen bei deren Umsetzung mit, unter anderem F. Ströbele, S. Staude, H.Hann, B. Koehrer, T. Aigner. Die hier vorliegende sechste Auflage enthält kleiner Änderungen und Verbesserungen. Tübingen, 2011. INHALTSVERZEICHNIS I. EINFÜHRUNG ..................................................................................................................................................................... 5 I. 1 WICHTIGE GRUNDBEGRIFFE .................................................................................................................................. 5 I. 2 GESTEINSVIELFALT UND KREISLAUF DER GESTEINE .................................................................................. 5 I. 3 WICHTIGE EIGENSCHAFTEN VON MINERALEN ............................................................................................... 8 I. 4 DIE CHEMISCHE KLASSIFIKATION VON MINERALEN .................................................................................15 II. MAGMATISCHE GESTEINE ....................................................................................................................................... 16 II. 1 GESTEINSBILDENDE MINERALE IN MAGMATITEN.....................................................................................18 II. 2 ENTSTEHUNG UND BILDUNG MAGMATISCHER GESTEINE...................................................................... 29 II. 3 HYDROTHERMALGÄNGE UND DEREN MINERALE......................................................................................33 II. 4 GEFÜGE MAGMATISCHER GESTEINE............................................................................................................... 36 II. 5 NOMENKLATUR MAGMATISCHER GESTEINE ...............................................................................................39 II. 6 MAGMENSERIEN .....................................................................................................................................................42 II. 7 PETROGRAPHIE DER MAGMATISCHEN GESTEINE ......................................................................................43 II. 8 BESTIMMUNGSSCHLÜSSEL FÜR MAGMATISCHE GESTEINE ................................................................... 47 III . SEDIMENTGESTEINE ................................................................................................................................................49 III. 1 ALLGEMEINES ........................................................................................................................................................49 III. 2 KLASTISCHE SEDIMENTGESTEINE ..................................................................................................................51 Psephite ............................................................................................................................................................................ 52 Psammite.......................................................................................................................................................................... 53 Pelite.................................................................................................................................................................................54 III. 3 SEDIMENTSTRUKTUREN ..................................................................................................................................... 56 III. 4 CHEMISCHE SEDIMENTGESTEINE ...................................................................................................................58 Minerale chemischer Sedimente..................................................................................................................................... 58 Ausfällungsgesteine .........................................................................................................................................................60 Evaporite.......................................................................................................................................................................... 61 III. 5 ORGANOGENE SEDIMENTGESTEINE............................................................................................................... 64 Organogene Kalke...........................................................................................................................................................64 Mikrofossilreiche organogene Karbonate .....................................................................................................................65 Makrofossilreiche organogene Karbonate (meist Kalke).............................................................................................67 Synsedimentär veränderte organogene Karbonate....................................................................................................... 68 Diagenetisch veränderte organogene Karbonate ......................................................................................................... 69 Kieselig-organogene Sedimentgesteine .........................................................................................................................70 Phosphatische Sedimentgesteine .................................................................................................................................... 72 Kaustobiolithe.................................................................................................................................................................. 73 IV. METAMORPHE GESTEINE ....................................................................................................................................... 76 IV. 1 AUSWIRKUNGEN DER METAMORPHOSE ...................................................................................................... 77 IV. 2 MINERALE METAMORPHER GESTEINE.......................................................................................................... 80 IV. 3 NOMENKLATUR METAMORPHER GESTEINE ...............................................................................................89 IV. 4 GESTEINE DER REGIONALMETAMORPHOSE ...............................................................................................90 IV. 5 GESTEINE DER HOCHDRUCKMETAMORPHOSE ..........................................................................................96 IV. 6 GESTEINE DER KONTAKTMETAMORPHOSE ................................................................................................98 LITERATUR.........................................................................................................................................................................102 I. EINFÜHRUNG Das vorliegende Skript zum Kurs 'Übungen zur Dynamik der Erde' (Gesteinskunde) befasst sich mit den Grundlagen der Gesteinskunde, der Nomenklatur von Gesteinen, der Petrographie (Gesteinsbeschreibung) nach makroskopischen Kriterien und den Bildungsbedingungen der wichtigsten Gesteine. Neben dem genauen Beobachten werden dabei lediglich einfache Hilfsmittel benutzt: Taschenmesser, Fingernagel, Lupe (10-fach), verdünnte Salzsäure (10%-ig) und Geschmackssinn. Mit diesen Mitteln können am Ende des Kurses die meisten Gesteine und deren Mineralbestand richtig angesprochen und einem Bildungsmillieu zugeordnet werden. I. 1 WICHTIGE GRUNDBEGRIFFE Zum besseren Verständnis der Grundbegriffe sind ein paar Definitionen wichtig: • Gesteine sind durch natürliche Vorgänge entstandene geologische Körper, die aus einem Gemenge von Mineralen (seltener aus nur einer Mineralart) bestehen. Ein Gestein kann auch aus Gesteinsbruchstücken Organismenresten, biogenen (z.B. Kohle) oder amorphen Substanzen (z.B. Glas) bestehen. • Geologische Körper sind feste, natürliche Einheiten der Erde, z.B. eine erstarrte Magmakammer, ein erkalteter Lavastrom, ein Erzgang, eine Sedimentschicht etc. • Minerale sind natürliche anorganische Festkörper (chemische Verbindung), die physikalisch und chemisch homogen sind. Minerale sind normalerweise kristallin (d.h. sie haben eine bestimmte Struktur) und sind als Ergebnis eines geologischen Prozesses entstanden. Minerale zeichnen sich außerdem durch bestimmte charakteristische Eigenschaften aus. • Kristalle sind Festkörper mit einer dreidimensionalen regelmäßigen Anordnung ihrer atomaren Bausteine (=Kristallgitter, Struktur). Feststoffe die diese regelmäßige Anordnung nicht haben nennt man amorph (z.B. Glas). • Fluide sind Gemische aus Flüssigkeiten, Gasen und darin gelösten Salzen, die in der Erdkruste und auch im Erdmantel verbreitet sind. Sie bestehen meist aus unterschiedlichen Komponenten (H2O, CO2, CH4, gelöste Salze etc.), die über ihrem jeweiligen kritischen Punkt die physikalischen Eigenschaften eines Gases haben. Fluide treten sowohl frei auf (in offenen Klüften, auf Korngrenzen, als Porenwasser) als auch als Einschlüsse in Mineralen (Flüssigkeitseinschlüsse). I. 2 GESTEINSVIELFALT UND KREISLAUF DER GESTEINE Die außerordentliche Vielfalt an Gesteinen auf der Erde ist durch die Anwesenheit und Verfügbarkeit von Wasser auf unserem Planeten bedingt. Nicht nur als Gewässer, als Eis oder in der Atmosphäre, sondern vor allem innerhalb der Erdkruste und des Erdmantels. Wasser stellt hier eine mengenmäßig zwar untergeordnete, trotzdem aber eine wesentliche Komponente dar, sei es indirekt als OH-Gruppen in vielen Mineralen gebunden oder auch in Magmen gelöst. Außerdem tragen als Folge des Wasserreichtums der Erde zusätzlich auch Lebewesen zur Gesteinsvielfalt bei. Ohne Wasser gäbe es keine plattentektonische Aktivität auf der Erde! Die Versenkung und damit verbundene metamorphe Überprägung von an der Erdoberfläche gebildeten Gesteinen in große Tiefen und bei hohen Temperaturen wäre auf einer Wasser-freien Erde nicht möglich. Ebenso wenig wie deren 5 Wiederaufstieg und Freilegung durch Erosion. Nur aufgrund der Anwesenheit von Wasser in der Erdkruste ist die Entstehung granitähnlicher Magmen, toniger Sedimentgesteine oder glimmerreicher Metamorphite erst möglich. Durch Gesteinsverwitterung unter Einwirkung von Wasser and der Erdoberfläche wird ständig Gestein zersetzt. Die daraus enstehenden Verwitterungsprodukte werden umgelagert und mechanisch bzw. chemisch getrennt. Durch fließendes Wasser kann es zum Teil zur selektiven Anreicherung bestimmter Komponenten kommen. Durch Verfestigung solcher Sedimente (Lockergesteine) und als Folge der Auflast durch Überlagerung entstehen daraus Sedimentite (Sedimentgesteine). Der Porenraum veringert sich und das darin enthaltene Wasser wird teilweise abgegeben (=Diagenese). Bei ausreichend hoher Versenkungstiefe oder bei anderen tektonischen Prozessen beginnen dann ab etwa 150 – 200 °C neue Minerale zu kristallisieren, da die vorher im Gestein anwesenden Minerale bei diesen erhöhten Temperaturen nicht mehr stabil sind. Hier beginnt der Bereich der Metamorphose (=Umwandlung). Je nach tektonischem Prozess werden unterschiedliche Druck- und Temperaturbedingungen erreicht und aus einem Ausgangsgestein können unterschiedliche Arten von metamorphen Gesteinen ausgebildet werden. Dies geschieht im Allgemeinen ohne die Bildung einer Gesteinsschmelze. Bei genügend großer Aufheizung (je nach vorhandenem Druck, der Gesteinszusammensetzung und der Menge anwesender Fluide) können diese Gesteine teilweise oder komplett aufgeschmolzen werden (Anatexis =Aufschmelzung). Die so entstandenen Schmelzen können aufsteigen und neue magmatische Gesteine bilden. Die Gesamtheit der Prozesse des Abbaus, der Umlagerung und Rekombination von Gesteinsbestandteilen an der Erdoberfläche und auch in der Tielfe wird als Kreislauf der Gesteine (Abb. 1.1) bezeichnet. Abb. 1.1: Der Kreislauf der Gesteine. Gesteine verwittern zu Sedimenten, die dann von nachfolgenden Sedimenten überdeckt werden. Nach tiefer Versenkung unterliegen die Gesteine der Metamorphose bzw. der Aufschmelzung oder beiden Prozessen. Später werden sie zu Gebirgen herausgehoben, um danach wieder zu verwittern und so von neuem in den Kreislauf einzutreten (aus Press & Siever, 1995). Die Gesteine werden nach ihren Bildungsbedingungen also in drei große Gruppen eingeteilt: • Magmatite sind aus einer Gesteinsschmelze erstarrt. In der Tiefe erstarrte Gesteine heißen Plutonite (Tiefengesteine), an der Erdoberfläche erstarrte heißen Vulkanite (Ergußgesteine). Im Zwischenbereich erstarrte magmatische Spaltenfüllungen werden Ganggesteine genannt. 6 • Sedimentgesteine sind an der Erdoberfläche abgelagert worden, entweder auf dem Festland oder im Meer. Sie können durch Verwitterung und Abtragung aus dem Zerfall anderer Gesteine entstammen, deren Bestandteile durch Wasser, Eis oder Wind transportiert und abgelagert werden. Sie können auch chemisch ausgefällt oder von Organismen aufgebaut werden. Durch Verfestigungsprozesse (Diagenese) entstehen aus lockeren Sedimenten Sedimentgesteine. • Metamorphite entstehen in der Regel, wenn Gesteine durch tektonische Prozesse in größere Tiefen gebracht und infolge zunehmenden Drucks und steigender Temperatur umgewandelt (metamorph) werden. Sie können aus Sedimentgesteinen oder Magmatiten gebildet werden. An der Erdoberfläche liegen zu über 70 % Sedimentgesteine vor, die die darunter liegenden Magmatite und Metamorphite wie ein dünnes Häutchen überziehen. Wird allerdings die gesamte obere Erdkruste einbezogen, so verteilen sich die Gesteine ganz anders: 65 % Magmatite, 8 % Sedimentgesteine und 27 % Metamorphite. Tabelle 1: Häufigkeit der drei Gesteinstypen in der oberen Erdkruste. Magmatische Gesteine Metamorphe Gesteine Sedimentäre Gesteine ca. 65 % ca. 27 % ca. 8 % Basis für die Nomenklatur von Gesteinen ist die Zuordnung zu einer der drei Großgruppen. Dies erfolgt über die Bestimmung des Mineralbestandes (Zusammensetzung) und des Gefüges. Aus diesen Informationen lassen sich die Bildungsbedingungen der Gesteine ableiten. Es gibt weit über 4000 Minerale. Für den Kurs wichtig - weil gesteinsbildend - sind allerdings nur wenige. Für die kontinentale Erdkruste bis ca. 20 km Tiefe gilt: Tabelle 2: Die häufigsten Minerale der kontinentalen Erdkruste. Feldspäte Quarz Pyroxene und Amphibole Glimmer ca. 60 % ca. 12 % ca. 17 % ca. 4 % Das Gefüge beschreibt die Lage der Bestandteile (Komponenten) im Gestein und der Minerale zueinander. Das räumliche Gefüge charakterisiert die räumliche Anordnung der Gemengteile (Komponenten) und deren Raumerfüllung, z.B. zellig, porös, massig, fluidal, schiefrig, richtungslos, geregelt. Das genetische Gefüge charakterisiert die Größe, Gestalt und wechselseitige Beziehung der Gemengteile, z.B. körnig, eckig, blättrig, amorph, holokristallin. Ein Gestein kann entweder aus nur einer Mineralart aufgebaut sein, dann wird es monomineralisch genannt, oder es besteht aus einem Mineralgemisch, dann ist es polymineralisch. 7 I. 3 WICHTIGE EIGENSCHAFTEN VON MINERALEN Minerale sind physikalisch und chemisch homogene (einheitliche) Festkörper, d.h. sie lassen sich in beliebig viele Teile zerlegen, die alle die gleichen physikalischen und chemischen Eigenschaften haben, die in ihrer Struktur begründet liegen. Unter Struktur ist der innere, räumliche Aufbau eines Minerals zu verstehen. Minerale sind entweder • kristallin: Ein Kristall besitzt durch gesetzmäßige Anordnung von Atomen ein Kristallgitter (Kristallstruktur). Er ist ein von ebenen Flächen begrenzter, homogener, Festkörper mit charakteristischen Symmetrieeigenschaften und einer dreidimensional-periodischen Anordnung von Atomen, Ionen oder Molekülen. Die chemisch-physikalischen Eigenschaften der meisten Kristalle sind richtungsabhängig (anisotrop). Nur Kristalle, die zum kubischen Kristallsystem und damit der höchstsymetrischen Klasse gehören, sind isotrop. • oder amorph: Ihre Bausteine bilden kein Kristallgitter aus, sondern liegen ungeordnet vor wie bei einer Flüssigkeit oder einem Glas. Ihre chemisch-physikalischen Eigenschaften sind nach allen Richtungen hin gleich (isotrop). Minerale zeichnen sich durch bestimmte charakteristische Eigenschaften aus, die es ermöglichen diese eindeutig zu bestimmen. In vielen Fällen ist eine eindeutige Bestimmung jedoch nur mit aufwändigen chemischen und analytischen Methoden möglich, die den Rahmen dieses Kurses sprengen würden. Im Folgenden werden daher nur die wichtigsten makroskopisch erkennbaren (d.h. mit dem Auge oder einer Lupe) Eigenschaften von Mineralen besprochen, die es in sehr vielen Fällen erlauben ein vorhandenes Mineral ausreichend genau zu bestimmen. Zusätzlich kann die Kenntnis weiterer Eigenschaften für ein Verständnis von Mineralen und Gesteinen unerlässlich sein. Dies gilt vor allem für die chemische Zusammensetzung und dem Vorkommen zusammen mit anderen Mineralen (Paragenese). Kristallmorphologie: Symmetrie, Tracht und Habitus Bildet ein Mineral beim Wachstum seine Kristallflächen voll aus, weil es zum Beispiel als Erstausscheidung aus einer Gesteinsschmelze auskristallisiert oder in Hohlräume hinein ungestört entwickeln kann, so wird es idiomorph (eigengestaltig) genannt (Abb. 1.2). Wird die Gestalt des Minerals hingegen vom Platzangebot oder umgebenden Mineralen bestimmt, so wird es xenomorph (fremdgestaltig) genannt. Bei teilweiser Eigengestalt wird der Begriff hypidiomorph gebraucht. Abb. 1.2: Gefügetypen Alle kristallinen Minerale bilden bei ungehindertem Wachstum ebene Flächen aus, d.h. sie bilden idiomorphe Kristalle. Die Ausbildung der Flächen ergibt bestimmte Formen, die durch charakteristische Winkel und Symmetrieeigenschaften ausgezeichnet sind. Diese können nach ihren Symmetrieeigenschaften in sieben Kristallsysteme eingeteilt werden (Abb. 1.3a). 8 Die Summe der an einem idiomorphen Mineral beobachteten Flächen bezeichnet man als dessen Tracht. Im kubischen System sind das zum Beispiel Würfel, Oktaeder, Tetraeder oder Rhombendodekaeder (Abb. 1.3b). Viele Minerale kristallisieren häufig in einer für sie charakteristischen Tracht, z.B. Steinsalz als Würfel, Granate als Rhombendodekaeder. Aus der Tracht und den Größenverhältnissen der vorkommenden Flächen ergibt sich der Habitus eines Kristalls (=Kristallgestalt). Die äußere Form eines idiomorphen Kristalls, ist eine Folge des inneren Gitterbaus und seiner Kristallsymmetrie. Daher ist sind bestimmte Formen häufig typisch für bestimmte Mineralgruppen: Tabelle 3: Kristallformen und typische Minerale. Habitus Minerale bzw. Mineralgruppen blättchenförmig Glimmer tafelig/leistenförmig Feldspäte säulenförmig/stengelig Pyroxene, Amphibole faserig Fasergips, Serpentin (Asbest) isometrisch/körnig Leucit, Granat (alle kubischen Kristalle) 9 Zu Abgrenzung der Beiden Begriffe Habitus und Tracht dient die folgende Abbildung 1.4. Abb. 1.4: Verschiedener Habitus der Kristalle bei gleicher Flächenkombination (Tracht). Farbe Die Farbe ist nur zum Teil charakteristisch für ein bestimmtes Mineral. Dieses zeigt dann eine bestimmte Eigenfarbe, sie sind idiochromatisch. Als Beispiel ist Malachit zu nennen: Dieses Mineral ist immer grün. Bei sehr vielen Mineralen ist die gerade beobachtete Farbe (einschließlich Farblosigkeit) nicht die einzige, die bei dem jeweiligen Mineral vorkommt, sondern wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Einen wesentlichen Einfluss hat die generelle chemische Zusammensetzung eines Minerals. So gibt es die Tendenz daß Fe-haltige Minerale (z.B. Pyroxen, Biotit) oft recht dunkel bis schwarz erscheinen, Na-, K- und Alreiche Minerale (z.B. Feldspat, Nephelin) hingegen sind in der Regel hell bis farblos. Bei vielen Mineralen wird deren Farbe allerdings auch noch von weiteren Faktoren (z.B. geringe chemische Beimengungen (=Verunreinigungen), sehr kleine mineralische Einschlüsse oder radioaktive Bestrahlung) bestimmt, sie sind allochromatisch. So erscheinen z.B. Minerale, die geringe Beimengungen von Cr enthalten in der Regel grün (Smaragd) oder rot (Rubin). Von Quarz (SiO2), der normalerweise farblos ist, gibt es eine Reihe von Farbvarietäten: Amethyst (violett), Citrin (gelb), Rosenquarz (rosa), Rauchquarz (braun bis schwarz), Blauquarz, die aufgrund einer oder mehrere der oben genannten Ursachen farbig erscheinen. Auch manche Feldspäte, die eigentlich weiß sind, können durch feinste Partikel von Hämatit (Fe2O3) rosa bis rot gefärbt sein. Die Strichfarbe eines Minerals beobachtet man durch kräftiges Abreiben des Minerals auf einer rauen, hellen Unterlage (unglasiertes Porzelantäfelchen). Dieser Strich besteht aus pulverfeinem Abrieb des Minerals. Die Strichfarbe kann ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal verschiedener Erzminerale sein und muss nicht zwingend mit der makroskopisch erscheinenden Eigenfarbe des Minerals identisch sein. So weist silber metallisch glänzender Hämatit (Fe2O3, Roteisenerz) z.B. eine rote Strichfarbe auf. Alle silikatischen Minerale, die Hauptgesteinsbildner, haben keine (weiße) Strichfarbe. Glanz / Transparenz Minerale zeigen bezüglich Glanz und Transparenz große Unterschiede. Zunächst kann zwischen metallischem Glanz (bei Mineralen mit großem Reflexionsvermögen) und nichtmetallischem Glanz (bei Mineralen mit geringem Reflexionsvermögen) unterschieden werden. 10 Metallischer Glanz ist weitgehend an lichtundurchlässige (opake) Minerale gebunden. Hier ist zusätzlich die Farbtönung mineralspezifisch z.B. Pyrit = hell goldgelb, Bleiglanz = silber, etc. Metallglanz tritt nur bei elementaren Metallen, Metallsulfiden und manchen Oxiden auf. Diese Minerale werden als Erzminerale bezeichnet. Die üblichen gesteinsbildenden Minerale sind in der Regel mehr oder weniger stark transparent (zumindest als dünne Splitter!). Sie zeichnen sich durch einen nichtmetallischen Glanz aus, der dann ergänzend z.B. als Diamantglanz, Glasglanz (z.B. Olivin), Fettglanz (z.B. Quartz, Nephelin), Seidenglanz (z.B. Muskowit) etc. bezeichnet werden kann. Ritzhärte Die Ritzhärte eines Minerals ist abhängig von dessen Gitterbau und der Bindungsart (Ionenbindung, van-derWaals-Kräfte etc.). Oft ist die Ritzhärte richtungsabhängig. Ganz ausgeprägt ist dies beim Disthen (Al2SiO5). Nach wie vor ist die seit 1812 gebräuchliche Mohs´sche Härteskala in Verwendung (Tabelle 4). Tabelle 4: Mohs´sche Härteskala. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Talk Gips Kalkspat (Kalzit) Flußspat (Fluorit) Apatit Feldspat Quarz Topas Korund 10 Diamant mit Fingernagel ritzbar mit Taschenmesser ritzbar mit Taschenmesser nicht mehr ritzbar, Fensterglas wird geritzt Diese Skala ist zehnteilig und auf empirische Untersuchungen gegründet. Der Unterschied zwischen den zehn Stufen ist allerdings nicht gleichwertig, d.h. es handelt sich nicht um eine lineare Skalierung. Für einfache Untersuchungen im Gelände genügen drei Unterteilungen der Ritzhärte. Bis zur Mohs'schen Härte von 2 sind die Minerale mit dem Fingernagel ritzbar, bis zur Härte 5 sind sie mit dem Taschenmesser ritzbar, darüber hingegen nicht mehr. Spaltbarkeit/Bruch Die Spaltbarkeit (Abb. 1.5) ist ein Ausdruck von Richtungsunterschieden in der Festigkeit eines Kristalls. Spaltung erfolgt entlang von Gitterebenen, auf denen schwächere Bindungskräfte vorhanden sind. Viele Kristalle spalten in mehrere Richtungen und dann oft verschieden gut. Eine vollkommene Spaltbarkeit liegt vor, wenn sich ein Kristall in dünnste Blättchen zerteilen läßt, z.B. bei den Glimmern oder Graphit. Eine sehr gute Spaltbarkeit weisen die Feldspäte, Schwerspat und Kalkspat (= Kalzit) auf sowie überhaupt alle Minerale, deren Namen auf 'spat' enden. Achtung: Bei gut spaltbaren Mineralen kann eine geringe Ritzhärte vorgetäuscht werden. 11 Ist keine Spaltbarkeit vorhanden, so reagieren die Minerale auf Beanspruchung durch Bruch. Sie zeigen dann eine unebene muschelige Bruchfläche, z.B. Quarz, Olivin, amorphe Minerale. Abb. 1.5: Spaltbarkeit und muscheliger Bruch (aus Dud'a & Rejl 1989). Dichte Die Dichte liegt bei den häufigsten Mineralen zwischen 2,5 und 3,4 g/cm3. Quarz hat eine Dichte von 2,65 g/cm3. Zu den Schwermineralen werden alle Minerale mit einem spezifischen Gewicht von >2,9 g/cm3 gezählt, z.B. Zirkon, Rutil, Granat, Turmalin, Magnetit. Besonders dichte Minerale sind: Schwerspat (= Baryt, BaSO4) die meisten Erze gediegen Gold 4,5 g/cm3 4 - 7,5 g/cm3 19 g/cm3 Die Dichte spielt bei der Gesteinsbestimmung nur eine untergeordnete Rolle, da meist ein Mineralgemisch vorliegt. Es gibt jedoch auffallend leichte Gesteine (z.B. Steinsalz, 2,2 g/cm3) oder auffallend schwere Gesteine (z.B. Eklogit, 3,3-3,4 g/cm3). Zwillingsbildung Unter Zwillingsbildung wird eine gesetzmäßige Verwachsung zweier oder mehrerer Kristallindividuen verstanden. Zwillinge haben eine Gitterebene gemeinsam und durchdringen sich. Sie erscheinen um eine Rotationsachse gegeneinander verdreht. Häufig sind sie an einspringenden Winkeln zu erkennen. Zwillingsbildung kommt bei vielen Mineralen vor und ist ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel z.B. bei den Feldspäten. Bei den Feldspäten müssen besonders zwei Arten der Zwillingsbildung unterschieden werden: a) Verzwillingung nach dem Karlsbader Gesetz Karlsbader Zwillinge (Abb. 1.6a) sind einfache Zwillinge, (nur zwei Individuen) die häufig sichtbar beim Alkalifeldspat auftreten. Sie lassen sich beim Alkalifeldspat daran erkennen, daß im Anschnitt die eine Hälfte des Zwillings spiegelt, die andere nicht. Abb. 1.6: a.) Karlsbader Zwilling; b.) Albit-Zwilling. b) Verzwillingung nach dem Albit-Gesetz Albit-Zwillinge (Abb. 1.6b) sind Viellinge (polysynthetische Verzwillingung). Sie treten häufig bei den Plagioklasen auf, sind jedoch makroskopisch selten erkennbar. Im Schnitt zeigen sie sich als eine feine Streifung. Die einzelnen Zwillingslamellen sind dabei scharf abgesetzt und gerade. 12 Mineralparagenese Viele Minerale treten bevorzugt mit bestimmten anderen Mineralen auf. So ist es z.B. typisch, dass Omphazit neben Granat Hauptbestandteil des metamorphen Gesteins Eklogit ist. Omphazit und Granat sind ein Beispiel für eine Paragenese. Von einer Paragenese spricht mann wenn mehrere Minerale als gleichzeitige Bildungen in einem Gestein auftreten. Umgekehrt kommen manche Minerale normalerweise nicht mit einem anderen Mineral im gleichen Gestein zusammen vor (außer aufgrund physikalisch-chemischer Ungleichgewichte). Zum Beispiel ist freier Quarz (SiO2) als Mineral in magmatischen Gesteinen ein Zeichen für den SiO2-Überschuss der Schmelze. Nephelin (NaAlSiO4) hingegen ist typisch für SiO2-untersättigte Schmelzen und kommt aus diesem Grund nie zusammen mit Quarz vor. In metamorphen Gesteinen ist die Stabilität der meisten Minerale an bestimmte Druck- und Temperaturbedingungen gebunden. Daher können bestimmte Minerale oder Mineralparagenesen in metamophen Gesteinen diagnostisch für die metamorphen Bedingungen sein und andere Minerale dadurch komplett ausgeschlossen werden. Die Nutzung der Mineralparagenese als Bestimmungsmerkmal funktioniert sehr gut. Allerdings bedarf es einiger Übung, Erfahrung und ganz wichtig: Interesse, um damit verlässlich umzugehen. Weitere Kriterien Weitere Kriterien, die bei der Mineralbestimmung von Bedeutung sein können sind z.B.: • • • • der Geschmack, mit dem Kochsalz (Halit, NaCl) von Kalisalz (Sylvin, KCl) und Magnesium-Salzen unterschieden werden kann. Anlauffarben sind dünne bunte Überzüge, die meist auf Verwitterungseinwirkung zurückgehen und können sehr typisch für bestimmte Erzminerale sein. Magnetische und elektrische Eigenschaften sind für einige Minerale sehr kennzeichnend, für unsere Zwecke hier allerdings von untergeordnetem Interesse. Das Verwitterungsverhalten von Mineralen variiert sehr stark. Die dunklen (Fe- und Mg-reichen) Minerale verwittern sehr leicht, helle Minerale wie Feldspat und vor allem Quarz deutlich schwieriger. 13 I. 4 DIE CHEMISCHE KLASSIFIKATION VON MINERALEN Zur Klassifikation von Mineralen wird ein von STRUNTZ (1996) eingeführtes chemisches System verwendet. Unterschieden werden dabei folgende Mineralklassen: • • • • • • • Elemente Sulfide, Selenide und Teluride Halogenide Oxide und Hydroxide Karbonate, Sulfate, Nitrate Phosphate, Arsenate, Vanadate Silikate z.B. Graphit (C), Schwefel (S) z.B. Pyrit (FeS2) z.B. Halit (NaCl), Fluorit (CaF2) z.B. Hämatit (Fe2O3), z.B. Kalzit (CaCO3), Baryt (BaSO4) z.B. Apatit (Ca5(PO4)3OH z.B. Quarz (SiO2), Olivin (Mg,Fe)2SiO4) Neben einigen Sedimentgesteinen, die vor allem aus Halogeniden oder Karbonaten (z.B. Evaporite, Kalksteine) bestehen, sind Silikate die wesentlichen anorganischen Bestandteile praktisch aller Magmatite und Metamorphite. Silikate bestehen strukturell gesehen aus einem Netzwerk unterschiedlich stark verknüpfter SiO4-Tetraeder. Der Grundbaustein bildet ein Tetraeder, bei dem 4 große Sauerstoffionen (O2-) um ein kleines Siliziumion (Si4+) angeordnet sind. Dieser Tetraeder bildet als Ganzes ein Anion mit vier negativen Ladungen (SiO4)4-. Bei der Verknüpfung von zwei oder mehr Tetraedern über Sauerstoffbrücken-Bindungen teilen sich zwei Tetraeder jeweils ein Sauerstoffatom. Insgesamt kann ein Tetraeder mit maximal vier weiteren verknüpft sein. Das bedeutet, dass ein Tetraeder an allen vier Ecken mit weiteren Tetraedern verbunden ist und sich jeweils ein benachbartes Sauerstoffatom teilt. Je nach Art der Verknüpfungsgrad (Polimerisationsgrad) dieser Tetraeder werden Inselsilikate, Gruppensilikate, Ringsilikate, Kettensilikate, Bandsilikate, Schichtsilikate und Gerüstsilikate unterschieden (Abb. 1.7). Abb. 1.7: Klassifikation von Silikatstrukturen: (a) Insel-, (b) Gruppen-, (c) – (e) Ring-, (f) Ketten-, (g) Band-, (h) Schicht- und (i) Gerüstsilikate. 14 Verschiedene Kationen (z.B. Na, K, Mg, Al), füllen dann den Freiraum in dieser Silikatstruktur (in der ein Teil der Si-Atome außerdem noch durch Al-ersetzt werden können) auf und sorgen für Ladungsausgleich, um ein elektrisch neutrales Mineral zu bilden. Dabei bestimmen unter anderem die Größenverhältnisse zwischen Kation und Anion die Art des sogenannten Koordinationspolyeders. Die Größe eines Kations ist unter anderem von dessen Ladung abhängig (Abb. 1.8 & 1.9). Abb. 1.8 (links): Relative Größenverhältnisse verschiedener Kationen und Anionen. (rechts): Die Größe verschiedener Kationen in Abhängigkeit von deren Ladung (aus Markl, 2008). Abb. 1.9: Verschiedene Koordinationspolyeder. links: Tetraeder (Koordinationszahl = 4), mitte: Oktaeder (KZ = 8), rechts: Würfel (KZ = 8). Bestimmte Kationen können sich gegenseitig sehr gut ersetzen (austauschen), was an ähnlichen Eigenschaften wie z.B. Ladung und Größe liegt. Häufige Austauschpartner sind z.B. Fe und Mg oder auch Na und K. Olivin (Mg,Fe)2SiO4, ein Inselsilikat kommt mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung (Fe/Mg Verhältnis) vor. Olivine sind lückenlos mischbar und zeigen Mischkristallbildung zwischen Forsterit (Mg2SiO4) und Fayalit (Fe2SiO4). Unabhängig von der jeweiligen Silikatgruppe können wasserfreie (z.B. Olivin, Feldspat, Pyroxen) und auch wasserhaltige Silikate (z.B. Amphibol, Glimmer) in Gesteinen vorkommen. Wasserfreie Silikate in magmatischen Gesteinen sind in vielen Fällen Frühkristallisate bei hohen Temperaturen, während Hydrosilikate sich oft bei geringeren Temperaturen oder unter Anwesenheit einer fluiden Phase bilden. In metamorphen Gesteinen kann die Abwesenheit von wasserhaltigen Silikaten („trockenes Gestein“) auf sehr starke Metamorphosebedingungen (im Sinne hoher Temperaturen) hinweisen. Generell sind die Stabilitätsbereiche wasserhaltiger Silikate in metamorphen Gesteinen stark von der Temperatur abhängig. Die kann genutzt werden um die Bildungsbedingungen eines Gesteines genauer einzugrenzen. 15 II. MAGMATISCHE GESTEINE Magmatische Gesteine enstehen durch Abkühlung und Kristallisation von flüssigem Gesteinsmaterial (Magma). Die Zusammensetzung der dabei entstehenden Schmelzen kann zwar recht variabel sein, Sauerstoff, Silizium, Aluminium, Magnesium, Eisen, Kalzium, Natrium und Kalium sind aber die mit Abstand häufigsten Elemente in silikatischen Schmelzen. Bei chemischen Gesteinsanalysen wird ihr Anteil in der Regel in Oxidform als Gewichtsprozent angegeben (Abb. 2.1). Allein der SiO2-Gehalt von so verschiedenen Magmatiten wie Gabbro, Syenit und Granit variiert „nur“ von ca. 45 – 75 Gew. %, ist also immer die dominierende Hauptkomponente. Die oben genannten Element-Oxide machen zusammen normalerweise >90 Gew.% einer typische Gesteinsanalyse aus (Abb. 2.1). Alle anderen der über 100 Elemente, die z.T. auch wirtschaftlich sehr wichtig sind (z.B. Nickel, Zink, Chrom, Blei, Zirkonium etc.) machen in der Regel <<0,1 Gew. % eines magmatischen Gesteines aus. Abb. 2.1: Gesamtgesteinsanalysen verschiedener Magmatite (nach Tromsdorff & Dietrich (1991). Magmatische Gesteine werden daher von Silikatmineralen dominiert und die allermeisten magmatischen Gesteine bestehen aus weniger als fünf verschiedenen Silikatmineralen. Den „Rest“ machen Sulfide (z.B. Pyrit, FeS2), Oxide (z.B. Hämatit, Fe2O3), Karbonate (z.B. Kalzit, CaCO3) und Phosphate (z.B. Apatit, Ca5(PO4)3(OH, F, Cl)) aus. Die Hauptgemengteile (gesteinsbildende Minerale) der magmatischen Gesteine werden durch nur wenige Minerale bzw. Mineralgruppen gebildet. Man unterscheidet dabei helle (felsische Minerale) und dunkle (mafische Minerale, Mafite) Minerale. Hinter dieser trivial erscheinenden Einteilung stecken jedoch prinzipielle Unterschiede im Chemismus: 16 Die felsischen Minerale sind in der Regel weiss, hellgrau, hellgelb, hellrot o.ä. und gehören zur Gruppe der Gerüstsilikate. Neben reinem SiO2 (Quarz) sind dies Na-, K-, Ca- und Al-reiche Feldspäte und Feldspatvertreter (Foide). Die dunklen Minerale sind Silikate mit erheblicher Beteiligung von Mg und Fe (deshalb „mafisch“ als Kunstwort für Mg + Fe). Eisen färbt Minerale allgemein dunkel (braun, grün, schwarz). Zu den dunklen Mineralen gehören Olivin, Pyroxen, Amphibol und dunkler Glimmer (Biotit). Der helle Glimmer (Muskovit) ist ein K-Al-Schichtilikat und gehört nach seiner Chemie zu den hellen Mineralen, wird aber meist bei den dunklen genannt. In Magmatiten kommt er nur in bestimmten Plutoniten vor, ist also relativ selten, in manchen Metamorphiten ist Muskovit jedoch Hautbestandteil (z.B. Glimmerschiefer). Die meisten Minerale bilden Mineralgemenge mit Mischungsreihen. Von einer Mischungsreihe oder einem Mischkristall spricht man, wenn sich zwei oder mehrere Elemente in einer bestimmten Position des Kristalls gegenseitig ersetzen können (häufig z.B. Ka-Na, Mg-Fe, Al-Fe, etc.). 17 II. 1 GESTEINSBILDENDE MINERALE IN MAGMATITEN Quarz Eigenschaften Quarz chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Zwillingsbildung Dichte SiO2 im Gestein meist grau, weiß oder mit leichter Fremdfarbe; oft durchscheinend körnig in Plutoniten, teilweise idiomorph in Vulkaniten 7 keine, muscheliger Bruch Dauphiné und weitere Zwillingsgesetze 2,65 g/cm3 Quarz ist in Magmatiten sehr weit verbreitetet. Er ist sehr verwitterungsbeständig, da er unter den Bedingungen an der Erdoberfläche schwer gelöst werden kann, und ist außerdem sehr hart (7). Wichtiges Erkennungsmerkmal ist außerdem die ausgesprochen schlechte Spaltbarkeit, die einen muscheligen Bruch verursacht. Im Allgemeinen ist Quarz durchscheinend und zeigt of Glas- bis Fettglanz. Anhand des Vorkommens von freiem Quarz in Magmatiten werden SiO2-übersättigte (z.B. Granit) von SiO2untersättigten (z.B. Nephelin-Syenit) Magmatiten unterschieden. In Magmatiten (Plutonite und Vulkanite) tritt Quarz meist xenomorph auf, da er im Allgemeinen später (bei tieferen Temperaturen) als die Glimmer und Feldspäte auskristallisiert. In manchen Vulkaniten kommen idiomorphe Quarz-Bipyramiden mit sechsseitigem Querschnitt vor (Abb. 2.2). Im Gegensatz zu vielen anderen gesteinsbildenden Silikaten bildet Quarz keine Mischkristallreihe, sondern ist in der Regel chemisch sehr rein. Quarz besteht zu über 99 Gew. % aus SiO2. Geringe Beimengungen können sein: Al, B, Ti, Fe und andere. Varietäten: Auffällig trüber, und dann weiß erscheinender Milchquarz ist typisch für relativ niedrig-temperierten hydrohermalen Quarz (Gangquarz), wie er oft in Kluft- und Gangfüllungen auftritt. Milchquarz kommt oft in derben Massen vor, während farbloser Bergkristall, Amethyst (violett), Citrin (gelb) und Rauchquarz (braun bis schwarz) idiomorphe Kristalle ausbilden die in Klüften und Hohlräumen wachsen. Opal (SiO2 . n H2O) ist amorph. Im Übergang von Opal zu Quarz bildet sich bei gleichzeitiger Entwässerung mikro- bis kryptokristalliner1 Chalcedon. Er ist häufig parallel gestreift, die einzelnen Lagen werden von feinsten Fasern aufgebaut. Karneol ist ein fleischfarbener bis roter Chalcedon. Achate sind rhythmisch gebänderte, feinschichtige, oft Hohlräume umschließende Chalcedone. Opal und Chalcedon sind außerdem die Hauptbestandteile sehr feinkörniger kieseliger Sedimente (siehe auch dort). Wirtschaftlich von Bedeutung ist Quarz als Rohstoff für die Glasherstellung. Silizium wird in der Halbleiterindustrie benötigt. Einige Varianten werden als Schmucksteine gehandelt (Amethyst, Achate etc.); hochwertige und reine, synthetisch hergestellte Quarzkristalle dienen als Piezoquarze zur Zeitmessung. 1 mikrokristallin: Kristalle mit dem Mikroskop erkennbar kryptokristallin: Kristalle lichtmikroskopisch nicht erkennbar, aber röntgenographisch nachweisbar 18 SiO2 Phasendiagramm SiO2 kommt je nach Druck- und Temperaturbedingungen in strukturellen Varianten vor, die leicht unterschiedliche Eigenschaften haben und teilweise diagnostisch für bestimmte geologische Prozesse sind (Abb. 2.2). Minerale die bei gleichem Chemismus (z.B. SiO2) aber je nach Druck- und Temperaturbedingungen unterschiedlicher Symmetrie zeigen werden Modifikationen bzw. Polymorphe genannt. 100 Druck (kbar) 90 Stishovit (4,35) 80 50 Coesit (2,93) 40 30 Tief-Quarz (2,65) 10 Cristobalit (2,33) Tridymit (2,25) 500 1000 1500 Schmelze Schmelze 20 Tiefquarz Hoch-Quarz 2000 o Temperatur ( C) Hochquarz Abb. 2.2: links: Die verschiedenen SiO2-Modifikationen im Druck-Temperatur Diagramm. In Klammern sind die Dichten 3 (g/cm ) angegeben (aus Okrusch & Matthes 2005). Oben: Tracht und Habitus von idiomorphem Tief- und Hochquarz. Die Symmetrie und die Dichte sind kennzeichnend für eine bestimmte Modifikation und ist abhängig von den Druck- und Temperaturbedingungen. Generell gilt: Mit zunehmendem Druck nimmt die Dichte zu, und mit zunehmender Temperatur werden die Modifikationen höher symetrisch. Für die Petrographie magmatischer Gesteine sind die beiden Modifikationen Hoch- und Tiefquarz interessant. Kühlt eine SiO2-reiche Schmelze ab, kristallisiert Hochquarz aus. Hochquarze kristallisieren hexagonal und besitzen eine typische Tracht: Eine sechs-seitige Doppelpyramide, mit teils nur sehr kleinen Prismenflächen dazwischen. Diese Tracht kann bei Quarzeinsprenglingen in Rhyolith, beobachtet werden. Bei Abkühlung unter 573°C (bei 1 bar) wandelt sich der Hochquarz zwar spontan in einen trigonalen Tiefquarz um (die Gitter von Hoch- und Tiefquarz sind sich sehr ähnlich), aber die äußere Form des Kristalls bleibt dennoch erhalten. Scheidet sich Quarz in Spalten und Klüften aus heißen Lösungen ab (Gangquarze, Bergkristall) bildet sich Tiefquarz, der an den langen Prismenflächen und der trigonalen Symmetrie erkennbar ist. Coesit und Stishovit sind Hochdruckmodifikationen. Coesit entsteht in Tiefen größer als etwa 80 km und wird in Ultra-Hochdruck-Metamorphiten, die in solche Tiefen versenkt wurden (z.B. Dora Maira; ital. Westalpen), gefunden. Coesit und Stishovit entstehen durch die Druckwelle bei Meteoriteneinschlägen und sind zum Beispiel im Krater des Nördlinger Rieses zu finden. 19 Feldspäte Eigenschaften Feldspäte chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Zwillingsbildung Dichte Plagioklas CaAl2Si2O8-NaAlSi3O8 (Mischkristall) weiß tafelig 6 sehr gut Albit- und Karlsbader Gesetz und weitere 2,76 g/cm3 Alkalifeldspat KAlSi3O8-NaAlSi3O8, (Mischkristall) weiß, grau, oft auch rötlich tafelig 6 sehr gut Karlsbader Gesetz und weitere 2,62 g/cm3 Feldspäte gehören zur Gruppe der Gerüstsilikate und sind die in der Erdkruste häufigste Mineralgruppe. Sie kommen in fast allen Magmatiten vor und sind auch in vielen Sedimentiten und Metamorphiten verbreitet. Pe rt 60 hit e KAlSi3O8 00 C Die Feldspatzusammensetzungen zwischen den Endgliedern Orthoklas (Or) und Albit (Ab) werden als Alkalifeldspat, die zwischen den Endgliedern Albit (Ab) und Anorthit (An) als Plagioklas bezeichnet. Alkalifeldspäte und Plagioklase sind somit eine Mischkristallreihe (Abb. 2.3). Or 0 bei 600 C 0 bei 900 C Mischungslücke ti-P in An ni d Alk aliFe Sa lds pä te e rt h it e 90 00 C Orthoklas Tief-Albit Plagioklase An ort ho kla s Mischungslücke HochAlbit Oligoklas Andesin Labradorit Ab Bytownit Anorthit An NaAlSi3O8 CaAl2Si2O8 Plagioklase Abb. 2.3: Das Feldspatdreieck: Die Zusammensetzung der meisten Feldspäte kann im Rahmen des ternären Systems mit den Endgliedern KAlSi3O8 = Orthoklas (Or), NaAlSi3O8 =Albit (Ab) und CaAl2Si2O8 = Anorthit (An) ausgedrückt werden. Alkalifeldspat und Plagioklas bilden zwei Mischkristallreihen. Bei hohen Temperaturen sind o Alkalifeldspäte unbegrenzt mischbar (linkes Dreieck), bei Temperaturen unter 600 C (rechtes Dreieck) tritt eine Mischungslücke auf, die bei Abkühlung zu perthitischen Entmischungen führt (aus Okrusch & Matthes 2005). 20 Plagioklase bilden bei jeder Temperatur Mischkristalle und bauen nur geringe Mengen an Kalium (als Orthoklaskomponenete) in ihr Gitter ein. Je nach Na/Ca Verhältnis werden Plagioklase als Albit, Oligokas, Andesin, Labradorit, Bytownit oder Anorthit bezeichnet. Zwar sind bestimmte Zusammensetzungen sehr typisch für manche Magmatite, doch ist mit bloßem Augen die chemische Zusammensetzung des Plagioklases nicht erkennbar. Dafür sind dann mikroskopische bzw. mikroanalytische Methoden notwendig. In Plagioklasen tritt häufig lamellare oder polysynthethische Verzwillingung nach dem Albit-Gesetz auf (Abb. 1.6b). außerdem ist Plagioklas häufig zoniert, was teilweise mit bloßem Auge gut erkennbar ist (Abb. 2.4) Abb. 2.4: Zonierter Plagioklas in Granit (Bildbreite ca. 8 cm). Für Alkalifeldspäte gilt: Or und Ab mischen sich nur bei hohen Temperaturen unbegrenzt. Bei langsamer Abkühlung des Gesteins erfolgt eine Entmischung im festen Zustand d.h. es bilden sich Perthite. Perthite sind erkennbar an Entmischungsspindeln von Albit in einem kaliumreichen Alkalifeldspat. Diese Entmischungskörper sind in großen Kristallen (z.B. aus Pegmatiten) manchmal makroskopisch als langgestreckte, unregelmäßig begrenzte Streifen erkennbar (Abb. 2.5). Zwillingsbildung nach dem Karlsbader Gesetz tritt in Alkalifeldspäten häufig auf. Diese Karlsbader Zwillinge sind oft mit freiem Auge erkennbar. Die häufigen Varietäten Orthoklas und Mikroklin werden als Rohstoffe in der Keramik- und Porzellan-industrie sowie bei der Email-Herstellung eingesetzt. Die Varietät 'Mondstein', ein milchig-trüber Alkalifeldspat, wird als Halbedelstein geschätzt, ebenso der grüne Amazonit. Abb. 2.5: Perthitische Entmischtextur in Alkalifeldspat. Bei den Alkalifeldspäten wird eine Reihe von Modifikationen / Varietäten unterschieden. Die wichtigsten sind: • • Sanidin: Monokline Hochtemperaturform mit einer weitgehend ungeordneten Al-Si-Verteilung. Sanidine sind schnell abgekühlt, oft durchscheinend oder nur wenig getrübt. Sanidin tritt in Form von Einsprenglingen in vulkanischen Gesteinen auf. Er ist durch seinen dünntafeligen Habitus zu erkennen. Orthoklas: Bildung bei Temperaturen um 700 oC, mit einer teilweise geordneten Al-Si-Verteilung, dicktafelig. Perthite können auftreten. Orthoklase sind typisch für Granite und andere Plutonite. 21 • • Mikroklin: Geordnete, trikline Tieftemperaturform unter ca. 500 oC; makroskopisch nicht von Orthoklas unterscheidbar. Typisch für metamorphe, durchbewegte Gesteine. Adular: Na-armer Alkalifeldspat, der sich als Tieftemperaturbildung auf Klüften findet. Adular besitzt eine besondere Tracht. In magmatischen Gesteinen ist das Auftreten von Plagioklas, Alkalifeldspat oder beiden Feldspäten ein wichtiges Indiz für den geochemischen Charakter des Magmatits. Gabbros und Basalte werden z.B. von Plagioklas dominiert und enthalten nur selten Alkalifeldspat. Hochentwickelte Magmatite (z.B. NephelinSyenite) hingegen enthalten nur selten Plagioklas, dafür aber meist große Mengen an Alkalifeldspat. Daher ist es sehr wichtig, diese beiden Feldspäte verlässlich zu unterscheiden. Die Unterscheidung von Alkalifeldspat und Plagioklas ist dann leicht, wenn der Alkalifeldspat rötlich gefärbt ist. Die wichtigsten Unterscheidungskriterien zwischen Alkalifeldspat und Plagioklas sind in Tabelle 6 zusammengestellt. Tabelle 2.1: Unterscheidungskriterien von Plagioklas und Alkalifeldspat. Alkalifeldspat Plagioklas Farbe weiß, grau, gelblich, bräunlich, grünlich, blassrot, kräftig rot weiß, grau, farblos, grauviolett, gelblich, selten rot Zwillinge nur einfache Zwillinge (z.B. nach dem Karlsbader Gesetz) polysynthetische Zwillinge (Albit Gesetz), neben Einfachzwillingen Entmischung häufig perthitische Entmischung -- Zonarbau selten makroskopisch erkennbar häufig makroskopisch erkennbar Alteration recht unempfindlich, z.T. Kaolnisierung recht anfällig, oft grünliche Sekundäbildungen, verstärkt im Kern Feldspatvertreter (Foide) Eigenschaften Feldspatvertreter (Foide) chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Nephelin NaAlSiO4 grau, grünlich oder bräunlich kurz-prismatischen sechs-seitige Kristalle 5 ½ bis 6 keine, muscheliger Bruch 2,6 g/cm3 Leucit KAlSi2O6, farblos, grauweiß, gelblich rundlich, kugelig 5 ½ bis 6 keine, muscheliger Bruch 2,5 g/cm3 Die Mineralgruppe der Feldspatvertreter (Feldspatoide, Foide), die ebenfalls zu den Gerüstsilikaten gerechnet wird, tritt nur in SiO2-untersättigten Magmatiten auf, die dann Alkaligesteine genannt werden. In diesen reicht der SiO2-Gehalt der Schmelze nicht aus, um alle vorhandenen Alkalien (Na, K) in Form von Feldspäten zu binden. Sie stehen also anstelle von Feldspäten und vertreten diese: NaAlSiO4 + 2 SiO2 NaAlSi3O8 Nephelin + Quarz Albit 22 KAlSi2O6 + SiO2 Leucit + Quarz KAlSi3O8 Orthoklas Hieraus wird ersichtlich, dass Feldspatvertreter nie zusammen mit Quarz vorkommen. Die Gruppe der Feldspatvertreter umfasst außer den beiden häufigsten Nephelin und Leucit noch die relativ seltenen Minerale der Sodalithgruppe (z.B. Sodalit, Na8Al6Si6O24Cl2), Analcim (NaAl2Si2O6 * 2 H2O) und Cancrinit (Na6Ca2(AlSiO4)6(CO3)2), die jedoch in manchen Gesteinen von großer Bedeutung sind. a) Nephelin Nephelin ist ein hexagonales, meist kurzsäuliges Mineral (Abb. 2.6 links). Er tritt in Vulkaniten häufig als idiomorpher Einsprengling auf, und ist dann durch sechsseitige Basisschnitte und rechteckige Längsschnitte erkennbar. In Plutoniten kommt Nephelin meist xenomorph vor und ist daher oft schwer zu erkennen. Verwechslungsgefahr besteht dabei mit Quarz, der allerdings deutlich härter ist. Sehr selten kommt Nephelin auch in Metamorphiten entsprechender Zusammensetzung vor (Nephelingneise) b) Leucit Leucit kristallisiert stets in einer bestimmten Tracht des kubischen Systems (Ikositetraeder; Abb. 2.6 rechts). Die vielflächigen Mineralkörner erscheinen stets rundlich, kugelig. Leucit ist relativ selten und kommt ausschließlich in Vulkanite und Subvulkaniten vor, die besonders K-reich sind (z.B. Kaiserstuhl, Vesuv). Verwendung: Leucitreiche Gesteine werden als Kaliumdüngemittel eingesetzt. Abb. 2.6: Typische Kristallformen von Nephelin (links) und Leucit (rechts). Olivin Eigenschaften Olivin chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte (Mg,Fe)2SiO4 meist oliv- bis flaschengrün, durchscheinend, glasglänzend körnig 6 ½ bis 7 schlecht, muscheliger Bruch 3,2 bis 4,3 g/cm3 (je nach Mg/Fe Verhältnis) Olivin ist ein Inselsilikat und bildet Mischkristalle zwischen dem Mg-Endglied Forsterit Mg2SiO4 und dem Fe-Endglied Fayalit Fe2SiO4. Dabei gilt, dass Olivin, der bei hohen Temperaturen aus einer Schmelze kristallisiert Mg-reicher ist, als später, bei niedrigeren Temperaturen gebildeter Olivin. Diese Regel gilt gleichermaßen für alle anderen Mg-Fe-reichen Silikate (z.B. Pyroxene, Amphibole, Granate) So wie Feldspäte die dominierende Mineralgruppe der Kruste sind, ist Olivin das häufigste Mineral des Oberen Erdmantels, wo Olivin als Hauptgemengteil in Peridotiten auftritt. Olivin kommt außerdem in primitiven Magmatiten (z.B. Basalt, Gabbro) vor. In solchen Gesteinen ist Olivin Mg-reich. Relativ selten 23 kommen Fe-reiche Olivine in dann meist stark entwickelten Graniten und (Nephelin-)Syeniten vor. In Metamorphiten kann Olivin in kontaktmetamorphen Marmoren und in metamorph umgewandelten Mantelgesteinen vorkommen. Aufgund seiner hohen Anfälligkeit gegenüber chemische Verwitterung ist Olivin in Sedimentgesteinen extrem selten. Wenn dann nur in Form von Olivin-führenden Geröllen. In Magmatiten ist Olivin ein Frühkristallisat, d.h. er kristallisiert früh (also bei hohen Temperaturen) aus der Schmelze aus. Sinken neu gebildete Olivinkristalle aufgrund ihrer hohen Dichte (siehe oben) in der Magmenkammer ab, so bildet sich ein Bodensatz, der fast ausschließlich aus Olivin besteht (= Olivinkumulat). Aus der Tiefe nachströmendes Magma kann Teile dieses Kumulats mitreißen, so dass Olivinknollen als Fremdgesteinseinschlüsse (Xenolithe) in basaltischen Laven auftreten. Quarz und Olivin können nicht gemeinsam vorkommen, da Olivin ein SiO2-Defizit aufweist und mit überschüssigem SiO2 zu Pyroxen reagieren würde: Mg2SiO4 + SiO2 Olivin + Quarz Mg2Si2O6 Orthopyroxen Pyroxene Eigenschaften Pyroxene chemische Formel allgemeine Formel XY Si2O6 mit X (+, 2+); Y (2+, 3+) Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Augit (Na, Ca) (Mg, Fe, Al) (Al, Si)2O6 grün, dunkelbraun bis schwarz, matter Glanz kurzsäulig mit 8-seitigem Umriß, 2 Kopfflächen 6 vollkommen (110), Winkel des Spaltkörpers 87o 3,2 bis 3,6 g/cm3 Pyroxene sind Kettensilikate und bilden wichtige Gemengteile der dunklen, basischen Magmatite (z.B. Basalt, Gabbro) und Mantelgesteinen (Peridotite). Außerdem treten sie in bestimmten, meist hochgradigen Metamorphiten auf (Granulite, Eklogite). Sie lassen sich in Orthopyroxene (Mg, Fe) und Klinopyroxene (Na, Ca, Mg, Fe) einteilen. Innerhalb der beiden Pyroxengruppen herrscht intensive Mischkristallbildung. Orthopyroxene wie der Enstatit Mg2[Si2O6] oder Hypersten MgFe[Si2O6] können gleichzeitig neben den Ca-haltigen Klinopyroxenen wie Augit (Ca,Na)(Mg,Fe,Al)[(Al,Si)2O6] und Diopsid Ca(Mg,Fe)[Si2O6] auftreten. Augit ist typisch für Vulkanite, Diopsid für Plutonite. Na-reiche Klinopyroxene kommen in Alkalimagmatiten (Aegirin, NaFeSi2O6) vor, während Na- und Alreicher Omphazit (Na, Ca)(Mg,Fe,Al)[Si2O6] typisch für Hochdruckmetamorphite (Eklogite) ist. Die Unterscheidung von Orthopyroxen und Klinopyroxen kann in vielen Fällen ganz entscheidend für eine richtige Gesteinsansprache sein, ist aber mit dem bloßen Auge in vielen Fällen sehr schwierig bis unmöglich. Lediglich der teils spektakuläre Schiller auf Spaltflächen ist manchmal deutlich zu erkennen und deutet auf Orthopyroxen hin. Hier einige hilfreiche Paragenese-Regeln: • Orthoproxen tritt nie mit Feldspatvertretern auf, wohl aber Klinopyroxen. • Orthopyroxen kommt nur in tholeiitischen und kalk-alkalinen Magmatiten vor (siehe dort) • In Mantelgesteinen treten häufig beide Pyroxene auf. Hier ist Klinopyroxen oft deutlich smaragdgrün 24 • gefärbt (Einbau von Cr), während Orthopyroxen zwar variable Farben zeigt (hell, olivfarben, braun oder schwarz), niemals jedoch smaragdgrün ist. In Metamorphiten sind Klinopyroxene verbreiteter als Orthopyroxene Verwechslungsgefahr besteht mit Amphibol. Unterscheiden lassen sich dies beiden Minerale anhand ihrer Spaltbarkeit, den Kopfflächen (nur bei idiomorphen Kristallen erkennbar) und oft auch anhand ihres Habitus: Pyroxene weisen zwei Spaltsysteme auf. Die Spaltrisse kreuzen sich mit einem Winkel von fast 87° (Abb. 2.7b). Pyroxene bilden kurze Säulen, Amphibole dagegen meist lange. Idiomorphe Pyroxene haben zwei Kopfflächen. Chemisch gesehen sind Pyroxene den Amphibolen ähnlich. Kristallographisch zeichnen Sie sich durch kürzere Silikatketten (Einfachketten) und fehlende OH-Gruppen aus („trockenen Minerale“). Amphibole Eigenschaften Amphibole chemische Formel allgemeine Formel W0-1X2Y5 Si8O22 (OH, F)2 mit W (+); X (2+); Y (2+, 3+, 4+) Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Hornblende (Na, Ca)2-3 (Mg, Fe, Al)5 (Al, Si)2 Si6 O22 (OH)2 meist dunkelgrün bis schwarz idiomorph bis hypidiomorph, stengelig mit 6-seitigem Umriß, Glasglanz auf Kristall und Spaltflächen, 3 Kopfflächen 5–6 vollkommen nach der Längsachse, Winkel des Spaltkörpers 124o 3,0 bis 3,4 g/cm3 Amphibole sind Bandsilikate und stellen wichtige Gemengteile in magmatischen und metamorphen Gesteinen dar. Wie bei der Pyroxengruppe findet auch bei den Amphibolen intensive Mischkristallbildung statt. In Magmatiten (z.B. Andesit) tritt häufig Hornblende auf, die meist tiefschwarz, seltener dunkelgrün gefärbt ist und sich teilweise durch einen lackartigen Glanz auszeichnet. In Alkalimagmatiten kommt häufig blauschwarzer und Na-reicher Arfvedsonit vor. In Metamorphiten treten sehr verschieden zusammengesetzte und auch verschieden farbige Amphibole auf (siehe dort). Auffälligstes Kennzeichen sind zwei Spaltsysteme, deren Spaltrisse sich mit einem Winkel von 124° kreuzen (Abb. 2.7 links). Idiomorphe Kristalle haben drei Kopfflächen und können dadurch von Pyroxen unterschieden werden. Abb. 2.7: links: Amphibolkristall und Ausrichtung der zwei Spaltsysteme (124°Winkel); recht: Pyroxenkristall mit angedeuteter Spaltbarkeit (87°); beides im Kopfschnitt. 25 Glimmer Eigenschaften chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Zwillingsbildung Dichte Glimmer Biotit K(Mg,Fe)3[AlSi3O10/(OH)2] dunkelbraun bis schwarz, lackartiger Glanz blättchenförmig; in Magmatiten oft idiomorph 2 ½ bis 3 vollkommen nach der Basis keine 2,8 – 3,2 g/cm3 Muskovit KAl2[AlSi3O10/(OH)2] hell, glänzend blättchenförmig 2 bis 2 ½ vollkommen nach der Basis keine 2,8 – 2,9 g/cm3 Die Glimmer gehören zur Gruppe der Schichtsilikate. Die auffallendste Eigenschaft aller Glimmer ist ihre vollkommene Spaltbarkeit, die auf die relativ geringen Bindungskräfte entlang der Basisflächen (0001) zurückzuführen ist. Biotit kommt häufig in intermediären und sauren Magmatiten vor, Muskovit findet sich nur in manchen (Al-reichen) Graniten und in Pegmatiten, nie in Vulkaniten. Verwendung findet vor allem Muskovit als Isolator in der Elektrotechnik oder wegen der großen Hitzebeständigkeit als Fenster (daher der Name: Muskovit = Moskauer Glas) in Öfen, Lampen und Röntgenröhren. Die hierfür benötigten großen Kristalle kommen in Pegmatiten vor. Amphibole und Glimmer werden gemeinsam als Hydrosilikate bezeichnet, da sie im Gegensatz zu den bisher besprochenen gesteinsbildenden Silikaten Wasser in Form von OH-Gruppen enthalten. Das Vorkommen von Hydrosilikaten in Magmatiten lässt grobe qualitative Aussagen zu Bildungstemperaturen und Wassergehalt der Schmelzen zu. Damit sich Hydrosilikate während magmatischer Kristallisation bilden können, muss eine bestimmte Menge an Wasser in der Schmelze vorhanden sein und dürfen gewisse Temperaturen nicht überschritten werden. In vielen primitiven Magmatiten, die bei sehr hohen Temperaturen kristallisieren (<1000 °C; z.B. Olivinbasalt, Gabbro) tritt praktisch nie Amphibol oder Glimmer auf. Wenn doch, dann handelt es sich oft um späte Kritallisationsprodukte die erst bei relativ niederen Temperaturen und/oder relativ hohen Wassergehalten der bereits teilkristallisierten Schmelzen entstehen. 26 Die wichtigsten gesteinsbildenden Minerale magmatischer Gesteine Mineralgruppe Quarz Feldspäte Foide Glimmer Amphibole Pyroxene Olivin Mineral Quarz SiO2 Alkalifeldspat KAlSi3O8 (Orthoklas) NaAlSi3O8 (Albit) Plagioklas NaAlSi3O8, (Albit) CaAl2Si2O8 (Anorthit) Nephelin NaAlSiO4 Leucit KAlSi2O6, Muskovit KAl2[AlSi3O10] (OH)2 Biotit K(Mg,Fe)3[AlSi3O10] (OH)2 Hornblende (Ca,Na)2-3(Mg,Fe,Al)5[Si6(Si, Al)2O22](OH)2 Augit (Na, Ca)(Mg, Fe, Al) [(Si, Al)2O6] Bronzit (Mg, Fe)2[Si2O6] Olivin (Mg,Fe)2 [SiO4] Habitus Farbe Härte Spaltbarkeit farblos, grau, weißlich unspezifisch tafelig, körnig weiß, oft rötlich 7 keine muscheliger Bruch, große Härte, glasig, muscheliger Bruch fettartiger Glanz (1) vulkanisch, (2) Gänge sehr gut Karlsbader Zwillinge (3) 2 Spaltsysteme große Härte, Spaltbarkeit leistenförmig, weiß, grau tafelig 6 kurzsäulig 5 ½ - 6 keine muscheliger Bruch 5 ½ - 6 keine muscheliger Bruch 2-3 vollkommen körnig, kurzsäulig körnig, kugelig blättrig blättrig stengelig, langsäulig kurzsäulig körnig weiß,grau, hellbraun farblos, weißlich farblos, silbrig schwarz, braun; verwittert goldbraun dunkel (schwarz, braun, grün) dunkel (schwarz, grün, braun) z.t. bronzefarben grün, leicht ransparent 6 sehr gut 2 Spaltsysteme Erkennungsmerkmale Viellingsbildung (4) große Härte, Spaltbarkeit Kristallform in Vulkaniten (5), xenomorph in Plutoniten nur in Vulkaniten idiomorph (6) Spaltbarkeit, biegsame Blättchen (7), Lackglanz, Farbe, nie in Vulkaniten Spaltbarkeit, biegsame Blättchen (7), Lackglanz, Farbe Spaltwinkel ca. 124o , sechsseitiger Umriß drei Kopfflächen (8) Spaltwinkel ca. 87o , achtseitiger Umriß zwei Kopfflächen (9) 2-3 vollkommen 5-6 sehr gut 6 gut 6 ½ -7 schlecht Farbe, Glasglanz (10) muscheliger Bruch 27 Kursfragen (1) "Gesteinsbildende Minerale magmatischer Gesteine" Was sind Gesteine? Was ist Gefüge? Was heißt isotrop? Wie definieren sich die drei großen Gruppen der Gesteine? Welches sind die wichtigsten gesteinsbildenden Minerale der Erdkruste? Was ist ein Mineral, was ein Kristall? Welche Kriterien können zur Bestimmung von Mineralen herangezogen werden? Welche Spaltbarkeit und Härte weist Quarz auf? Welche Quarzmodifikationen kennen Sie und unter welchen Bedingungen sind diese stabil? Was ist eine Mischreihe? Zeichnen Sie das Feldspatdreieck und ordnen Sie die Minerale einzelnen Gesteinen zu. Erläutern Sie die Erkennungsmerkmale der Feldspäte. Welche Verzwilligungen treten bei den Felspäten auf? Welches sind die hellen und dunklen Minerale ? Was drückt sich in den hellen und dunklen Mineralen bezüglich des Chemismus aus ? Wie unterscheiden sich Amphibole und Pyroxene voneinander? Was sind Foide und in welchen Gesteinen treten Sie auf? Welche Elemente können sich gegenseitig im Kristallgitter ersetzen? Nennen Sie Beispiele! 28 II. 2 ENTSTEHUNG GESTEINE UND BILDUNG MAGMATISCHER Magmatite entstehen durch die Abkühlung von Gesteinsschmelzen (Magma), die im Oberen Erdmantel oder in der Kruste entstehen. Schmelzen im Allgemeinen bestehen aus einer festen Phase (Kristalle) und einer flüssigen Phase, in der eine Gasphase gelöst ist. Gesteinsschmelzen bilden sich zum einen im Oberen Erdmantel durch Druckverminderung in aufsteigenden Mantelströmen (z.B. Mittelozeanische Rücken, Heiße Flecken) oder durch Zufuhr von Fluiden, (i.w. H2O,), zum Beispiel im Bereich von Subduktionszonen, zum anderen in der tieferen kontinentalen Kruste durch erhöhten Wärmefluß, zum Beispiel bei der Regionalmetamorphose. Je nach aufgeschmolzenenm Material und je nach Aufschmelzgrad können verschiedene primäre Magmentypen entstehen: Die teilweise Aufschmelzung des Oberen Erdmantels führt zu basaltischen Schmelzen mit SiO2 um 50 Gewichts-%, Aufschmelzung von kontinentalen Kruste führt zur Bildung von granitische Schmelzen mit SiO2 um 70 Gewichts-%. Basalte und Granite sind daher die häufigsten magmatischen Gesteine. Magmatite entstehen auf der Erde im Wesentlichen in drei Bereichen (Abb. 2.8): • Mittelozeanische Rücken: Durch Druckentlastung der aufsteigenden Asthenosphäre bilden sich tholeiitische Basaltschmelzen, die die ozeanische Kruste aufbauen. • Subduktionszonen: Die abtauchende ozeanische Kruste wird bei der Hochdruckmetamorphose (siehe dort) dehydriert. Die dabei freigesetzten Fluide setzen den Schmelzpunkt im darüberliegenden Asthenosphärenkeil herab, so dass sich kalk-alkalische, meist andesitische Schmelzen bilden können. Der erhöhte Wärmefluss führt zur teilweisen Aufschmelzung (Anatexis) überlagernder kontinentaler Kruste und zur Bildung saurer Magmen. Auch die Krustenverdickung im Bereich von KontinentKontinent-Kollisionszonen führt zur Anatexis kontinentaler Kruste. • Intraplattenbereich: Im Bereich von kontinentalen Grabenbrüchen und über Heißen Flecken finden sich im Vergleich zu Mittelozeanischen Rücken und Subduktionszonen geringe Volumina von Magmatiten mit einer charakteristischen chemischen Zusammensetzung, meist alkalischen Magmatiten. kalkalkalische Magmen Pazifik Südamerika Aktiver Aktiver Kontinentalrand Kontinentrand Passiver Passiver Kontinentalrand Kontinentrand subduzierte ozeanische Kruste tholeiitische Magmen alkalische Magmen Atlantik Afrika Mittelozeanischer Mittelozeanischer Rücken Rücken Hot spot Hot Spot Indischer Ozean Grabenbruch Grabenbruch (Rift) (Rift) kontinentale Kruste ozeanische Kruste Basis Lithosphäre Bewegungsrichtung der Krustenblöcke Abb. 2.8: Magmatismus und Plattentektonik: Ozeanische Kruste wird an den Mittelozeanischen Rücken gebildet und in den Subduktionszonen verschluckt. Die mit den Plattenbewegungen einhergehenden Prozesse sind für die Bildung von Magmen unterschiedlicher Zusammensetzung verantwortlich. Tholeiitische Basaltmagmen bilden sich an den Mittelozeanischen Rücken. An den Subduktionszonen wird die Bildung kalk-alkalischer Magmen ausgelöst, die für Aktive Kontinentränder und Inselbögen typisch sind. Alkalische Magmen herrschen in kontinentalen Grabenbrüchen vor, die ein Vorstadium zur Öffnung eines Ozeans bilden können. Heiße Flecken sind Manteldiapire, die von Magmen meist alkalischer Zusammensetzung aus großer Manteltiefe gespeist werden. Sie können im ozeanischen wie im kontinentalen Bereich auftreten. 29 Der Aufstieg einer Schmelze erfolgt meist wegen der geringeren Dichte der Schmelze gegenüber dem umgebenden oder überlagernden Gestein. Im oberen Bereich der Kruste wird die Entbindung einer Gasphase durch den abnehmenden lithostatischen Überlagerungsdruck zur eigentlichen treibenden Kraft eines Vulkanausbruchs. Die Aufstiegswege für Schmelzen sind meist tektonisch vorgezeichnet. Für den Ort, an dem die Schmelze erstarrt, gibt es prinzipiell drei Möglichkeiten (Abb. 2.9): • • • Das Magma erstarrt in der Kruste und bildet einen Plutonit (Tiefengestein, Intrusivgestein); das Magma erreicht die Erdoberfläche, die austretende Lava bildet einen Vulkanit (Ergußgestein, Extrusiv- oder Effusivgestein); das Magma bleibt in einem Gang, einem spaltenförmigen Zufuhrweg an die Oberfläche, oder einem vulkanischen Schlot stecken (Ganggestein). Effusivgesteine rasche Abkühlung, kleine Kristalle Lava und Asche Vulkanite Subvulkanite magmatische Gänge Magmatische Intrusion Intrusivgesteine: langsame Abkühlung, große Kristalle Magmakammer Ganggesteine Plutonite Abb. 2.9: Gesteinstypen der Magmatite (nach Press & Siever 1995) Aus ein und demselben Magma können also mehrere unterschiedliche Gesteinstypen entstehen. Sie unterscheiden sich durch das Gefüge, während sie chemisch sehr ähnlich sein können. Plutonite sind generell vollständig auskristallisiert (holokristallin) und grobkörnig, da sie in der Erdkruste steckenbleiben und langsam abkühlen (z.B. Gabbro). Die Minerale haben Zeit auszukristallisieren. Vulkanite zeigen dagegen eine feinkörnig-dichte, teilweise auch glasige Matrix (Grundmasse), da sie an der Erdoberfläche rasch erkalten oder im Wasser abgeschreckt werden (z.B. Rhyolith = Obsidian). Die Schmelzphase hat keine Zeit, Kristalle zu bilden. Die in Vulkaniten häufig zu beobachtenden idiomorphe Großkristalle (Einsprenglinge) sind in der Tiefe entstanden und wurden mittransportiert. Dringt Magma in eine Spalte (Gang) oder in eine Schichtfuge ein (Lagergang oder Sill), so wird das entstehende Gestein als Ganggestein bezeichnet (Abb. 2.10). Ganggesteine besitzen eine Zwitterstellung zwischen Vulkaniten und Plutoniten. Sind die holokristallin, besitzen aber aufgrund der relativ raschen Abkühlung häufig ein feinkörniges Gefüge (Ausnahme: Pegmatite; siehe unten). Abb. 2.10: Blockschema verschiedener magmatischer Körper (nach Hohl, 1985). 30 Primäre Gesteinsschmelzen haben wie oben bereits beschrieben entweder basaltische oder granitische Zusammensetzung. Für die Bildung anderer Zusammensetzungen gibt es neben der Aufnahme von Nebengestein (Assimilation) oder des Element-Austausches mit dem Nebengestein (Kontamination) den Mechanismus der gravitativen Kristallisationsdifferentiation: Die Kristallisation eines Magmas erfolgt über ein größeres Temperaturintervall mit einer charakteristischen Ausscheidungsabfolge von Mineralen. In einer Magmakammer mit gabbroider Schmelze können die gebildeten Frühkristallisate (Olivin, Pyroxen) gravitativ absinken und einen lagigen 'Bodensatz' bilden, der Kumulat genannt wird. Je nach chemischer Zusammensetzung der auskristallisierenden Minerale und der Ursprungsschmelze, kann ein solcher Prozess Restschmelzen bilden, in denen SiO2 stark angereichert ist, d.h. sie werden zunehmend saurer. So kann z.B. durch 80 %-ige Auskristallisation einer basaltischen Schmelze ein andesitischdazitisches Restmagma entstehen. Durch die weitere Kristallisation wird die Restschmelze weiter mit SiO2 angereichert, so dass die Schmelze bis zu einer rhyolithischen Zusammensetzung differenzieren kann (Abb. 2.11). Abb.2.11 links: Vereinfachtes Beispiel für die Differentiation von Schmelze in einer Magmenkammer. Dargestellt ist ein basaltisches Stammmagma, das in eine Magmakammer aufsteigt. Während des Aufstiegs kommt es zur Differentiation des Magmas bei gleichzeitiger Abkühlung. rechts: In die kontinentale Kruste eindringendes basaltisches Magma wird durch Assimilation und Kontamination verändert. Es kann in der Magmakammer längere Zeit verweilen, bis es durch Überdruck entlang von Störungen oder schon vorhandenen Förderschloten an die Erdoberfläche transportiert wird und einen Vulkan aufbaut. Die dunklen (mafischen) Minerale bauen dabei sukzessiv mehr SiO2 und OH-Gruppen in ihr Kristallgitter ein. (von Olivin und Pyroxen über Amphibol zu Biotit). Pagioklas zeigt abnehmenden Ca-Gehalt (Ca wird bei höheren Temperaturen in den Plagioklas leichter eingebaut). Die Anreicherung an SiO2 hat die verstärkte Bildung heller Minerale (Alkalifeldspat, Na-reicher Plagioklas, Quarz) zur Folge, so dass die Gesteine immer heller werden (Abb. 2.12 & 2.13). Diese Anreicherung von hellen Mineralen mit voranschreitender Differentiation spiegelt sich in der Farbzahl M (für Mafite) der Gesteine wider (Tab. 2.2). Die Gesteine können außerdem über den SiO2-Gehalt in ultrabasisch (<45 % SiO2), basisch (45-53 %), intermediär (53-65 %) und sauer (>65 %) unterteilt werden (Tab. 2.2). Tabelle 2.2: Gruppierung magmatischer Gesteine nach SiO2-Gehalt Quarz-Gehalt (Gew.-%) >65 sauer 53-65 intermediär 45-53 basisch <45 ultrabasisch Farbzahl M 0-20 leukokrat ⇑ (hell) ⇓ 90-100 felsisch mafisch melanokrat (dunkel) ultramafisch K-, Na-reich ⇑ ⇓ Mg-, Fe-reich 31 Abb. 2.12: Vereinfachte Darstellung der Kristallisationsabfolge von felsischen und mafischen Mineralen in Magmatiten (Bowen´sches Reaktionsschema). Abb. 2.13: Vereinfachte Übersicht der Plutonite nach Rösler (1984). Die Darstellung gibt die Verteilung der jeweiligen Minerale in Vol. % an. Im Farbvergleich zu dem gesuchten Gestein läßt sich dadurch eine erste Abschätzung des Gesteins in hell-dunkel (mafisch - felsisch) und den vermutlich enthaltenen Mineralen machen. 32 II. 3 HYDROTHERMALGÄNGE UND DEREN MINERALE Hydrothermale Gesteine und Erze entstehen durch Ausfällung von gelösten Stoffen aus einer wässrigen Lösung (hydrothermales Fluid). Diese hydrothermalen Lösungen sind im Allgemeinen heiße Fluide (50 600 °C) unterschiedlicher Herkunft und Zusammensetzung, die in den oberen Bereichen der Erdkruste zirkulieren. Hydrothermale Ganggesteine (oder auch Hydrothermalgänge genannt) bilden sich deshalb oft in Störungszonen anderer Gesteine und sind von diesen oft scharf begrenzt (Abb. 2.14). Diese mineralisierten Störungszonen oder Klüfte sind oft nur wenige cm mächtig und wenige m lang. Manchmal können sie aber auch bis mehrere 10 er m mächtig (der Fluoritgang „Käfersteige“ bei Pforzheim erreicht 30 m Mächtigkeit) und mehrere 10er km lang sein (im Bayerischen Wald erstreckt sich der „Pfahl“, ein Quarzgang, über rund 150 km). Die häufigsten Minerale in diesen Gängen sind die Gangarten Quarz, Fluorit, Baryt und verschiedene Karbonate, wie Calcit, Dolomit oder Siderit. Es gibt monomineralische Hydrothermalgänge und solche, die aus einer Vielzahl von Mineralen bestehen. Diese Gänge sind dann oft zoniert aufgebaut, und man kann idiomorphe Kristalle eines Minerals erkennen, die wiederum überwachsen werden von einem anderen. Viele Hydrothermalgänge enthalten darüber hinaus wirtschaftlich wichtige Erzminerale, wie Galenit (PbS), Sphalerit (ZnS), Chalkopyrit (CuFeS2), Pyrit (FeS2), Hämatit (Fe2O3), sowie gediegene Elemente, z.B. Silber und Gold. Aus diesem Grund sind Hydrothermalgänge wichtige Lieferanten von Bunt- und Edelmetallen, aber auch von reinstem Quarz, Fluorit und Baryt, die als Industrieminerale wichtige mineralische Rohstoffe darstellen. Abb. 2.14: Hydrothermale Gangmineralisation in der Grube Wenzel bei Oberwolfach (Schwarzwald), bestehend aus Baryt (weiß) und Calcit (schwarz). Nebengestein ist ein Paragneiss. Da hydrothermale Ganggesteine an Störungszonen gebunden sind, ist ihre Entstehung mit tektonischer Aktivität verbunden. Dabei kann es auch zu Breccienbildung kommen, weshalb viele Hydrothermalgänge auch Breccien mit Komponenten aus dem Nebengestein, aber auch aus den älteren Gangmineralen, führen. 33 Zur Bildung von hydrothermalen Mineralisationen muss ein Fluid bei seiner Bildung und/oder beim Durchfließen von Gesteinen Mineralstoffe (Kationen und Anionen) aufnehmen, transportieren und an einem anderen Ort wieder ausfällen. Diese Bewegung der Lösung von A nach B benötigt eine treibende Kraft, die erreicht wird durch Druck-, Dichte- und Temperaturgradienten, z.B. bei der Bildung von sedimentären Becken, bei Gebirgsbildungsvorgängen (der Orogense) oder während und nach der Intrusion von Plutonen. Zur Ausfällung von hydrothermalen Mineralen kommt es, wenn sich die chemischen und physikalischen Eigenschaften der wässrigen Lösung ändern, so dass die vorher gelösten Stoffe (meist Ionen (z.B. Ca2+, Cl-) oder (Metall-)Komplexe (z.B. Chloro-Komplexe: [CuOHCl]-, oder Hydrosulfidkomplexe: [AuHS]2-) aus der Lösung ausfallen. Diese Prozesse resultieren aus Veränderungen von u.a. Temperatur, Druck, pH-Wert, Salzgehalt oder Sauerstoffgehalt der Lösung. Häufige Auslöser dieser Veränderungen sind zum Beispiel die Mischung von zwei unterschiedlichen Lösungen oder auch die Reaktion eines Fluides mit dem Nebengestein. Wichtig: Viele Gesteinsgänge bestehen aus Tiefengesteinen oder Restschmelzen (Lamprophyre, Aplite, Pegmatite) und sind nicht durch hydrothermale Fluide gebildet worden! Calcit (Kalkspat) Eigenschaften Calcit chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Zwillingsbildung Dichte CaCO3 farblos-weiß, oft durch Verunreinigungen grau, rötlich, gelblich oft grobspätig, zum teil faserig, in Hohlräumen idiomorphe Kristalle 3 vollkommen bildet oft Zwillinge aus, polysynthetische Streifen auf Rhombenflächen 2,6-2,8 g/cm3 Calcit ist leicht zu erkennen durch ein brausendes Auflösen in verdünnter Salzsäure (Fluorit und Baryt sind unlöslich in Salzsäure). Spaltrhomboeder haben Winkel von 75°. Bei farblosen Spaltstücken erkennt man die sehr gute Doppelbrechung (Abb. 2.15). Abb. 2.15: Doppelbrechung beim Calcit. Fluorit (Flussspat) Eigenschaften Fluorit chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Zwillingsbildung Dichte CaF2 oft farblos, blau, gelb, lila, grün; alle Farben möglich oft grobspätig, in Hohlräumen idiomorphe Kristalle (Oktaeder, Würfel) 4 vollkommen selten Zwillinge 3,1-3,2 g/cm3 Fluorit ist durch seine oft deutliche Farbe und dem Glasglanz leicht zu erkennen. Charakteristisch sind oktaedrische Spaltstücke. 34 Baryt (Schwerspat) Eigenschaften Baryt chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Zwillingsbildung Dichte BaSO4 weiß, oft durch Verunreinigungen rötlich oder grau oft grobspätig bis blättrig, selten faserig, in Hohlräumen idiomorphe Kristalle 3-3,5 vollkommen selten 4,5 g/cm3 Baryt ist durch seine hohe Dichte (Gewicht!) leicht zu erkennen. Grobkörnige Aggregate können Feldspat ähneln, der jedoch deutlich leichter ist. Spaltstücke sind tafelig und haben Winkel zwischen den Flächen von 90°. 35 II. 4 GEFÜGE MAGMATISCHER GESTEINE Plutonite Plutonite erstarren unter der Erdoberfläche (meist in 2-30 km Tiefe). Die Erstarrung findet unter dem lithostatischen (allseitigen) Druck der auflagernden Gesteine statt. Die langsame Abkühlung (je nach Umgebungstemperatur und Größe des Körpers bis zu Jahrmillionen) ermöglicht das Größenwachstum der Kristalle. Es bildet sich eine charakteristische Ausscheidungsabfolge der Minerale je nach ihrer Schmelztemperatur aus, häufig nach dem Schema: Erze (z.B. Magnetit, Pyrit) dunkle Minerale (Olivin, Pyroxen, Amphibol, Biotit) Feldspäte Quarz Die Auskristallisation erfolgt dabei über ein größeres Temperaturintervall. Die Temperatur, oberhalb derer keine Kristalle in der Schmelze vorhanden sind, wird Liquidustemperatur genannt. Die Temperatur, unterhalb der die Schmelze vollständig auskristallisiert ist, heißt Solidustemperatur. Die Solidustemperatur der meisten Schmelzen liegt je nach Zusammensetzung zwischen 1200 und 650 °C. An das Stadium der Schmelze (liquid-magmatisches Stadium) kann sich, vorwiegend bei granitischen Plutonen, das pegmatitisch-pneumatolytische Stadium (650-500 °C) anschließen. In diesem Stadium der Abkühlung erfahren Ganggesteine im Dach von Plutonen unter starker Einwirkung von Fluiden ein Größenwachstum, es bilden sich Pegmatite, teilweise auch Aplite (Abb. 2.16). Die leichtflüchtigen Bestandteile der Restschmelze (H2O, CO2 etc.) sind reich an Elementen, die aufgrund ihrer großen Ionenradien und/oder Ladung nicht in die Minerale der Hauptkristallisation eingebaut werden können (Li, Be, U etc.). Es entstehen groß- bis riesenkristalline Aggregate von Quarz, Feldspat, Glimmer (auch LiGlimmer), Turmalin, Beryll, Wolframit etc.. Pegmatite sind als Lagerstätten vieler seltener Elemente von wirtschaftlicher Bedeutung. An das pneumatolytische Stadium schließen sich mehrere hydrothermale Stadien mit absteigender Temperatur an. Es werden Gänge gebildet, die meist aus Quarz und später auch aus Karbonat, Baryt und Fluorit bestehen. Sie sind ebenfalls Träger bedeutender Element- und Mineralanreicherungen (z.B. GoldQuarz-Gänge der Hohen Tauern; Silber- und Kupfererzgänge im Schwarzwald). Abb. 2.16: Der Dachbereich von Plutonen enthält häufig Pegmatite, Aplitgänge, teilweise auch eine Quarzkappe oder auch sogenannte Greisen (durch die Wirkung magmatischer Fluide veränderte („gealterte“) Gesteine, die neben Hellglimmern charakteristische Minerale wie Zinnstein oder Topas führen und deswegen abgebaut werden (aus Markl, 2008). 36 Die langsame Abkühlung in Plutoniten führt zu folgenden charakteristischen Gefügen: • Mittel- bis grobkörniges Gefüge: Für Plutonite sind richtungslose Gefüge typisch, an den Rändern eines Plutons kommt es manchmal durch Fließen zur Einregelung von Kristallen, z.B. großen Feldspäten. Plutonite besitzen keine Blasenhohlräume und auch kein Glas, d.h. sie sind holokristallin. Die Korngröße liegt im mm- bis cm- Bereich. • Porphyrisches Gefüge: In Plutoniten können auch zwei unterschiedliche Mineral-Korngrößen vorkommen, die dem Gestein ein porphyrisches Aussehen geben (bimodale Korngrößenverteilung). Dies deutet auf eine Zweiphasigkeit im Abkühlungsprozeß hin. Am häufigsten sind porphyrische Granite, bei denen Alkalifeldspäte viele Zentimeter groß werden, der übrige Mineralbestand aber Körner <1cm bildet. • Rapakivi Gefüge: In manchen relativ Quarz-armen Graniten treten mehrere cm große Alkalifeldspäte mit rundlichen Umrissen auf, die von Plagioklas ummantelt werden (= Rapakivi Gefüge). Dies deutet darauf hin, dass ein bereits teilweise kristallisiertes granitisches Magma (ca. 750 °C) durch Mischung mit einem eher basaltischen Magma (ca. 1100 °C) wieder aufgeheizt wurde, wodurch die Alkalifeldspäte teilweise wieder aufschmolzen. Durch die dann deutlich Ca-reichere Zusammensetzung des Magmas kristallisiert dann Plagioklas anstatt Alkalifeldspat. • Pegmatitisches Gefüge: Ein Gefüge, das nur in Pegmatiten auftritt. Dies sind groß- bis riesenkörnige Gesteine. Die Größe der Minerale erreicht mehrere Zentimeter oder sogar Meter. Die großen Minerale werden in Restschmelzen durch die Aktivität der reichlich vorhandenen Fluide gebildet, die als Transportmittel von Ionen fungieren. • Aplitisches Gefüge: Aplite sind Ganggesteine mit geriner Korngröße (oft um 1 mm). Sie sind arm an Fluiden und erstarren rasch. Aplite und Pegmatite haben meist granitische Zusammmensetzung. • Ophitisches Gefüge: Regellos angeordnete Plagioklasleisten werden von Pyroxenen teilweise umschlossen. Dieses Gefüge ist tyisch für Dolerite, das sind Ganggesteine mit basaltischer Zusammensetzung. Vulkanite Vulkanite bilden sich durch rasche Erstarrung einer Schmelze an der Erdoberfläche. In der Regel ist das Magma ein 'Brei' aus Kristallen und einer flüssigen Phase, einschließlich der in ihr gelösten Gasphase. Das Magma befindet sich also, wenn es die Erdoberfläche erreicht, zwischen der Liquidus- und der Solidustemperatur. Lava ist entgastes Magma, das die Erdoberfläche erreicht hat. Die rasche Abkühlung verhindert ein Größenwachstum weiterer Kristalle. Zum Teil wird die geförderte flüssige Phase so schnell abgeschreckt, dass sich keine Kristalle bilden können, sondern sich Gesteinsglas bildet. Gesteinsglas ist instabil und wird im Verlauf der Jahrmillionen zu einem feinkörnigen Gemenge aus Mineralen umgewandelt, das sich allmählich vergröbert (Entglasung oder Devitrifizierung). Man unterscheidet Laven (ausgeflossenes Material) uns Tuffe (Pyroklastika; ausgeworfenes Material). Tuffe entstehen durch explosionsartige Ausbrüche gasreicher Schmelzen an Land (in großen Wassertiefen verhindert der Wasserdruck solche Ausbrüche, doch können Aschenwolken über dem Meer abregnen und marine Tuffablagerungen erzeugen). Die rasche Abkühlung führt zu einer Reihe charakteristischer Gefüge in Laven: • Glasiges (hyalines) Gefüge: Viele Vulkanite weisen Glas in ihrer Grundmasse auf. Es gibt jedoch auch Gesteine, die ausschließlich aus Glas bestehen. Die Temperatur des Magmas lag dann, als es die Erdoberfläche erreicht hatte, über der Liquidustemperatur („überhitztes Magma“). Ein solches Gestein wird Obsidian genannt, wenn es rhyolitische Zusammensetzung hat. Es ist oft schwarz, sehr hart, an den 37 Kanten durchscheinend und zeigt einen muscheligen Bruch. • Feinkörniges bis dichtes Gefüge: Die Einzelbestandteile sind mit dem bloßen Auge nicht auflösbar (häufig durch Entglasung entstanden). • Variolitisches Gefüge: In Gesteinsglas können erste Entglasungserscheinungnen Variolen („Pocken“) erzeugen. Es sind dies radialstrahlige Mineralaggregate, die kugelförmige Gebilde von mehreren mm bis wenigen cm Durchmesser bilden. • Porphyrisches Gefüge: Das Magma befand sich, als es die Erdoberfläche erreichte, zwischen der Liquidus- und der Solidustemperatur. Folglich liegen in einer feinkörnigen bis dichten oder glasigen Grundmasse große, idiomorphe Kristalle vor, die als Einsprenglinge bezeichnet werden. • Blasiges Gefüge: Durch die Entmischung der Gasphase treten Blasenhohlräume auf. Ein Gestein, das wie ein Schwamm aus unzähligen Blasenhohlräumen besteht, die nur durch dünne, glasige Wände voneinander getrennt sind, wird als Bimsstein bezeichnet. Hohe Gasanteile im zähen Magma, die vor dem Ausbruch nicht entweichen können, sind vor allem für rhyolithische Schmelzen typisch. Blasenhohlräume können sekundär durch zirkulierende Wässer mit Quarz, Kalzit (CaCO3) oder den feldspatähnlichen Zeolithen ausgefüllt werden. Ein solches Gestein wird als Melaphyr oder Mandelstein bezeichnet. Melaphyre haben eine basaltische Zusammensetzung. • Fluidalgefüge: In besonders zähen (SiO2-reichen), Vulkaniten bildet sich häufig ein Fluidal- oder Fließgefüge aus. Das Gestein ist fein gebändert und schlierig verfaltet. Eventuell vorhandene Einsprenglinge werden von der zähen Grundmasse umflossen und eingeregelt. Da diese sauren (= SiO2reichen) Vulkanite im Gegensatz zu basischen (= SiO2-armen) Laven an der Oberfläche nicht fließen können, wird eine Ablagerung innerhalb einer Glutwolke angenommen, aus der sich die flüssigen Tropfen abscheiden. Die dafür benötigte hohe Temperatur oberhalb der Schmelztemperatur über einen Zeitraum von Tagen ist typisch für besonders große Ausbrüche der sogenannten Riesencalderen. Spezielle Gefüge in pyroklastischen Gesteinen: • Geschichtete Tuffe: Da Tuffe durch Absinken von Aschepartikeln an Land oder im Meer entstehen, weisen sie häufig eine feine Schichtung (ähnlich vielen Sedimentgesteinen) auf. Manche Tufflagen sind auch massig und unstrukturiert. Vermischen sich im marinen Milieu Aschenablagerungen mit Sedimentpartikeln, spricht man von Tuffit. Tuffe, die idiomorphe Einsprenglingskristalle enthalten, werden Kristalltuffe genannt; solche die mm-große Partikel („Lapilli“, ital. Steinchen) enthalten, Lapillituffe. • Ignimbritisches Gefüge: Ignimbrit („Feuerregen“) ist die Bezeichnung für ein pyroklastisches Gestein, das aus viele hundert Grad heißen Glutwolken (Asche–Gas–Gemenge) abgelagert wird. In einem Ereignis können bis über 1 m mächtige Lagen entstehen. Aschepartikel und Bimssteinbrocken werden bei den hohen Temperaturen miteinander verschweißt („Schweißtuff“ als Synonym für Ignimbrit). Die noch weichen Bimssteine kollabieren unter dem Druck der Lage zu langgestreckten Flasern, die dem Gestein eine charakteristische Flammenstruktur verleihen. Typisch für gasreiche rhyolithische Magmen. • Agglomerat (Schlotbrekzie): Agglomerate bestehen aus eckigen, cm- bis dm- großen vulkanischen Komponenten, die bei einem explosiven Ausbruch aus dem bereits erkalteten Gesteinen am Schlotrand heraus gebrochen werden und in den Krater zurückstürzen oder nahe des Kraterrandes abgelagert werden. 38 II. 5 NOMENKLATUR MAGMATISCHER GESTEINE Die Klassifizierung der magmatischen Gesteine erfolgt durch ein einfaches Schema im sogenannten Streckeisen-Doppeldreieck (Abb. 2.17). In diesem Diagramm werden nur die 'hellen' Minerale berücksichtigt, d.h. Quarz (Q), Alkalifeldspat (A), Plagioklas (P) und Feldspatvertreter (F). Es wird auf Gesteine mit weniger als 90 % dunklen Mineralen (Mafiten) bzw. mindestens 10 % hellen Mineralen angewandt (M<90). Es gibt je ein Streckeisen-Diagramm für Plutonite und Vulkanite. Abb. 2.17: Streckeisen-Diagramme für Plutonite und Vulkanite nach LeMaitre (1989). A: Alkalifeldspat, Q: Quarz, P: Plagioklas (An > 05), F: Feldspatvertreter (Foide). Tatsächlich handelt es sich jeweils um zwei selbständige Dreiecke, die die AP-Linie gemeinsam haben. Als dritter Gemengteil kann Quarz oder Feldspatvertreter hinzukommen. Da Feldspatvertreter SiO2-untersättigt sind, kommen sie nie zusammen mit Quarz vor. Für die Darstellung im Dreiecksdiagramm müssen die hellen Gemengteile auf 100% umgerechnet werden. Plutonite können in vielen Fällen durch bloße Betrachtung des Handstücks und Abschätzung des Gehalts an hellen Gemengteilen bestimmt werden. Sie sind oft so grobkörnig, dass sich ihr Mineralbestand mit bloßem Auge annähernd quantifizieren läßt. In manchen Fällen kann es schwierig sein, die genauen Mengenverhältnisse zwischen Alkalifeldspat und Plagioklas zu bestimmen (Granit – Granodiorit) oder auch zu entscheiden ob Spuren von Quarz oder Nephelin vorhanden sind (Quarz-Syenit – Syenit – Nephelin-Syenit), was allerdings für die Namensgebung ausschlaggebend ist. Deshalb soll hier auch die sogenannte „Feldvariante“ des Streckeisendiagramms (Abb. 2.18) vorgestellt werden, die eine zumindest grobe Einordnung der im Gelände angetroffenen Gesteine zulässt. 39 Abb. 2.18: Feldvariante der Streckeisen-Diagramme für Plutonite und Vulkanite. Die Bestimmung von Vulkaniten mittels dem Streckeisen-Diagramm ist oft schwierig. Manchmal helfen dabei die Einsprenglinge, Gefügemerkmale und auch die Farbe weiter. Folgende Faustregeln gelten bei Vulkaniten: • • Tritt ein Mineral als Einsprengling auf, so ist es auch in der Grundmasse häufig. Die Gesteine, die in den Streckeisen-Diagrammen links und oben stehen (saure Gesteine), sind heller, als die Gesteine rechts und unten (basische Gesteine). Je saurer ein Magmatit ist, desto mehr Wasser enthält gewöhnlich das Magma, so dass sich eher wasserhaltige Minerale wie Glimmer und Amphibole bilden können. Je basischer ein Magmatit, desto trockener ist das Magma, so dass sich eher wasserfreie Minerale bilden wie Pyroxen und Olivin. Die genaue Klassifikation von Vulkaniten wird mit Hilfe des sogenannten TAS-Diagramms vorgenommen (=Total Alkalis versus Silica; Abb. 2.19). Dabei ist zu beachten, dass es sich hier um eine chemische Klassifikation und nicht um eine mineralogische nach dem Modalbestand handelt. Die Anwendung des TASDiagramms bedarf daher einer zuvorigen chemischen Analyse des Gesteins. 40 Abb. 2.19: TAS Diagramm zur Klassifikation vulkanischer Gesteine (nach Le Maitre, 1989). Gesteine, die über 90 % dunkle (mafische) Minerale enthalten, werden ultramafisch genannt. Sie werden über die dunklen Gemengteile klassifiziert (Abb. 2.20). Ultramafische Vulkanite treten fast auschließlich im Archaikum auf und werde Komatiite genannt. Plutonite M 90-100 Abb. 2.20: Nomenklatur ultramafischer Plutonite. Peridotite kommen vor allem im Oberen Mantel vor. 41 II. 6 MAGMENSERIEN Im Gelände kommen häufig altersgleiche und genetisch zusammenhängende Magmatite von unterschiedlicher Zusammensetzung gemeinsam vor, sodass man von Magmenserien sprechen kann. Die Variabilität ist am besten chemisch fassbar und zeigt sich in einem ansteigenden SiO2-Gehalt, steigendem Fe/Mg Verhältnis und zunehmendem Alkaligehalt, sowie anderer chemischer Trends. Am Anfang vollständiger Magmatitserien stehen gewöhnlich Basalte. Für die weitere Entwicklung sind dann eine Reihe von Folgemagmen charakteristisch. Die Vorkommen dieser einzelnen Serien sind an spezifische geotektonische Millieus gebunden. Basierend darauf werden Magmatite in drei Gruppe eingeteilt: • • • Tholeiitische Magmatite Kalk-alkalische Magmatite Alkalische Magmatite subalkalische Magmatite Die tholeiitischen und kalk-alkalischen Magmatite werden auch als subalkalisch bezeichnet. Sie sind quarzführend oder differenzieren zu quarzführenden Gesteinen. Tholeiitische Magmatite sind typisch für Mittelozeanische Rücken und kommen darüber hinaus auch im Intraplattenbereich (z.B. Hawaii) und selten über Subduktionszonen vor. Kalk-alkalische Magmatite sind typisch für Inselbögen und aktive Kontinentränder (subduktionsgebundener Magmatismus). Sie zeichnen sich durch einen hohen Wassergehalt aus. Kalk-alkalische Magmen entstehen auch bei Kontinent-Kontinen-Kollisionen und Aufschmelzung kontinentaler Kruste (Anatexis). Alkalische Magmatite enthalten häufig Feldspatvertreter (SiO2-untersättigte Gesteine) und liegen dann im unteren Dreieck. Alkaligesteine mit Quarz liegen nahe an der AQSeite des oberen Dreiecks und führen alkalische (Na-reiche) Pyroxene oder Amphibole. Alkaligesteine haben einen Überschuss an Alkalien (Na, K) gegenüber SiO2 und/oder Al2O3. Sie sind durch das Auftreten von Feldspatvertretern und/oder Alkali-Pyroxenen und -Amphibolen gekennzeichnet und treten im Intraplattenbereich, kontinentalen Riftzonen oder über Heißen Flecken auf. Abb.2.21: Verschiedene Streckeisendiagramm. 42 Differentiationstrends im II. 7 PETROGRAPHIE DER MAGMATISCHEN GESTEINE Peridotit Peridotit ist ein ultramafischer Plutonit. Das Gestein ist mittel- bis grobkörnig und schwarz bis grün. Der Mineralbestand umfaßt Olivin und Pyroxen mit Spuren von Magnetit und Chromit. Chemisch sind die Peridotite durch hohe MgO-Gehalte zwischen 30 und 50 % und geringe SiO2-Gehalte zwischen 40 und 45% gekennzeichnet. Dunit ist eine Variante des Peridotits, die zu über 90 % aus Olivin besteht und deshalb auffallend grün ist. Peridotit ist ein Gestein des oberen Erdmantels und kommt als Einschluss (Xenolith) in basaltischen Schmelzen sowie in ultramafischen Intrusionen (die erosiv freigelegt wurden) oder in Ophiolithkomplexen an die Erdoberfläche. Für Dunite (und Peridotite) gibt es eine weitere Möglichkeit der Entstehung. Olivin, als Erstkristallisat einer basaltischen Schmelze, kann sich in einer Magmakammer gravitativ absaigern und dort einen Bodensatz, ein Kumulat bilden. Dieses Olivin-Kumulat kann dann bei späteren Eruptionen als Xenolith, d.h. Fremdeinschluß in der Lava gefördert werden (Olivinknollen) oder erosiv freigelegt werden. Wirtschaftlich bedeutend sind die Peridotitvorkommen in Ophiolithkomplexen (z.B. Türkei, Zypern, Ural) als Träger von Cr-, Pt- und Ni-Lagerstätten. Ophiolithe sind Fragmente ehemaliger ozeanischer Kruste, welche während einer Kollision auf einen Kontinent aufgeschoben wurden. So stellen Ophiolithgürtel Zeugen ehemaliger Ozeane dar. Die am besten untersuchten Ophiolithkomplexe liegen auf Zypern und auf der Arabischen Halbinsel (Oman). Subalkali-Gesteine Gabbro, Diorit Der Gabbro ist ein dunkler grobkörniger Plutonit mit Plagioklas und Pyroxen in sehr unterschiedlichem Mengenverhältnis. Alkalifeldspat und Quarz fehlen oder liegen unter 5 %. Eisen-Oxide (Magnetit) und Olivin können zusätzlich vorkommen. Gabbro mit deutlicher Plagioklasvormacht wird als Leukogabbro (leukos = weiß) bezeichnet, ein gabbroisches Gestein mit > 90 % Plagioklas wird Anorthosit genannt. Gabbros entstehen durch Teilschmelzung des Oberen Erdmantels. Sie sind als Träger von Lagerstätten (Fe, V) von Bedeutung. Wegen ihrer hohen Schlagfestigkeit werden sie als Schotter verwendet. Diorit und Gabbro stehen im selben Feld des Streckeisen-Diagramms, da Plagioklas praktisch den einzigen hellen Gemengteil darstellt. Der Unterschied für die exakte Bestimmung liegt im Anorthit-Gehalt der Plagioklase, der nur mikroskopisch oder analytisch bestimmt werden kann: • Diorit: Plagioklas mit An <50 % (Andesin) • Gabbro: Plagioklas mit An >50 % (Labradorit) Ein Schlüssel zur Bestimmung sind die dunklen Gemengteile: Gabbro enthält Pyroxen und eventuell Olivin, Diorit vorwiegend Amphibol und eventuell Biotit. Wenn Olivin oder Biotit erkannt werden kann (was meist einfach ist), ist die Bestimmung eindeutig. Vorkommen von Gabbros sind in Deutschland selten und beschränken sich auf paläozoische Vorkommen im Harz ("Harzburger Gabbro") und Odenwald ("Gabbro von Frankenstein"). Eines der berühmtesten Gabbrovorkommen bildet die Skaergaard-Intrusion in Ostgrönland. Basalt, Andesit Basalt, das vulkanische Äquivalent des Gabbros, ist das häufigste vulkanische Gestein. Er ist dunkelgrau bis schwarz mit einem oft dichten Gefüge. Ist er porphyrisch ausgebildet, dann können Pyroxen oder Olivin als Einsprenglinge vorkommen. Das Gestein kann massig sein oder Blasenhohlräume aufweisen. Sind Blasenhohlräume sekundär durch Kalzit, Quarz (Chalcedon) oder Zeolithe verfüllt, wird das Gestein als Melaphyr oder Mandelstein bezeichnet. Diabas ist eine alte Bezeichnung für entglaste Basalte und lebt in Lokalbezeichnungen weiter. Dolerit ist eine Bezeichnung für Gesteine basaltischer Zusammensetzung mit etwas gröberer Körnung und einem ophitischen Gefüge. Dolerit kommt als Gang oder Sill (Lagergang) im subvulkanischen Bereich vor. Basalt und Andesit stehen wie Gabbro und Diorit im selben Feld des Streckeisen-Diagramms. Der diagnostische Unterschied liegt hier im Anteil der mafischen Gemengteile: 43 • Basalt: M >35 und somit dunkler (SiO2 <53 Gew.-% ) • Andesit: M <35 und somit heller ( SiO2 >53 Gew.-%). Andesite sind meist porphyrisch ausgebildet mit Einsprenglingen von Plagioklas und Hornblende. Hinzu können Pyroxen und Biotit kommen. Die Grundmasse ist feinkörnig bis dicht. Die Färbung ist ein mittel- bis hellgrau, rot oder grünlich. Andesite finden sich typischerweise über Subduktionszonen, sehr verbreitet im zirkumpazifischen Raum. Die Schmelzen bilden sich in komplizierten Vorgängen im Zuge von Subduktion. Großvolumige Vorkommen gibt es an Aktiven Kontinenträndern. Die größten kontinentalen Basaltablagerungen bilden die Plateaubasalte des Columbia-River Gebiets in Nordamerika, Dekkan in Indien und die Sibirischen Basalte. Entlang der Mittelozeanischen Rücken umfasst Island mit 103.000 km2 ein großteils basaltisches Areal. Die ozeanische Kruste ist aus Basalt, Dolerit und Gabbro aufgebaut. Mit über 9 km Höhe vom Meeresboden bis zum Gipfelkrater des Kileauea bildet Hawaii den höchsten Berg der Erde. In Europa ist der Vogelsberg neben dem Cantal (Massif Central, Frankreich) der größte tertiäre Basaltkomplex. Granit Granit ist ein mittel- bis grobkörniger, richtungslos-körniger, normalerweise recht heller Plutonit. Er besteht hauptsächlich aus Quarz, Alkalifeldspat und Plagioklas zu ungefähr gleichen Teilen. Untergeordnet kommt meist Biotit hinzu. Neben Biotit kann auch Muskovit auftreten. Solche Granite heißen dann ZweiGlimmergranite. Sie entstehen durch teilweise Aufschmelzung (Anatexis) der kontinentalen Kruste (S-TypGranite, S von 'sedimentary', ein Hinweis auf das sedimentäre Ausgangsgestein, welches aufgeschmolzen wurde). Die Anatexis kontinentaler Kruste ist der häufigste Vorgang der Granitbildung. Daneben gibt es aber auch die Möglichkeit, granitische Schmelzen durch Differenzierung aus basischeren Schmelzen über Subduktionszonen zu erzeugen (I-Typ-Granite, I von 'igneous'; Muskovit-freie Granite bzw. meist Granodiorite). Biotit und Muskovit sind meist idiomorph, Feldspäte hypidiomorph bis idiomorph und Quarz xenomorph ausgebildet. Große idiomorphe Alkalifeldspäte können dem Gestein ein porphyrisches Gefüge verleihen. Granite und Granodiorite sind die häufigsten Plutonite der kontinentalen Kruste (90-95 %). Sie sind in allen Gebirgen häufig. Der Begriff Granitoid ist ein Sammelbegriff für plutonischen Gesteine mit 20-60 % Quarzanteil an den hellen Gemengteilen (= granitische Gesteine i.w.S.). Technische Verwendung: Aufgrund oft senkrecht aufeinanderstehender Kluftsysteme werden die Granite als Naturwerksteine, Pflastersteine oder sonstige Ornamentsteine verwendet. An granitoide Gesteine sind viele wichtige hydrothermale Lagerstätten (Cu, Mo, Sn, U etc.) gebunden. Feinkörnige, granitische Ganggesteine werden Aplite genannt, sehr grobkörnige Pegmatite. Rhyolith Rhyolith ist das vulkanische Äquivalent zum Granit. Er ist ein heller, oft auch roter Vulkanit, der meist reich an Quarz-Einsprenglingen ist. Es treten auch Plagioklas- und Alkalifeldspat-Einsprenglinge zusammen mit Biotit (nie Muskovit) auf. Die Grundmasse ist mikrokristallin bis glasig, manchmal mit einem Fluidalgefüge, da die rhyolithische Schmelze besonders zähflüssig ist. Der Glasanteil im Rhyolith ist oft erheblich, so gibt es holohyaline (d.h. gänzlich aus Glas bestehende) Rhyolithe (Obsidian). Auch der blasig aufgeschäumte Bimsstein hat meist eine rhyolithische Zusammensetzung. Rhyolithe entstehen wie Granite meist durch Aufschmelzung der kontinentalen Kruste, vor allem im Bereich von aktiven Kontinenträndern. Ignimbrite (von lat. ignis: Feuer, imber: Regen) sind pyroklastische Gesteine von meist rhyolithischer Zusammensetzung. Sie bestehen aus mehr oder minder stark miteinander verschweißten Asche-, Glas-, Gesteinsbruchstücken und Bimsfragmenten. Letztere als zusammengedrückte Komponenten sind typisch für Ignimbrite (Flammengefüge). Ignimbrite sind Ablagerungen pyroklastischer Ströme, wie sie bei GlutwolkenEruptionen auftreten. Durch Explosion und plötzliches Freiwerden der in der zähen Schmelze gelösten Gase entsteht eine hochmobile Suspension von heißen Gasen, Tropfen von Schmelze und Gesteinsmaterial, die sich rasch hangabwärts bewegt, sich über große Areale ausbreiten kann und als Ignimbrit abgelagert wird. In Europa treten sie verbreitet im spätkollisionalen Vulkanismus des variskischen Orogens auf (z.B. Odenwald, Schwarzwald). Quarzporphyr ist eine alte Bezeichnung für entglaste Rhyolithe und lebt nur noch in Lokalbezeichnungen fort (z.B. „Bozener Quarzporphyr“). Ihre technische Verwendung finden Rhyolithe vor allem als Pflastersteine und Schotter. 44 Granodiorit, Tonalit Der Granodiorit ist dem Granit ähnlich, enthält aber eine deutliche Vormacht des Plagioklases gegenüber Alkalifeldspat. Tonalit enthält praktische keinen Alkalifeldspat und ist daher auch nie porphyrisch ausgebildet. Als dunkle Gemengteile treten Biotit und Hornblende auf. Meist sind diese Gesteine ziemlich hell. Dazit Der Dazit ist das vulkanische Äquivalent zum Granodiorit und Tonalit. Zu erkennen ist er häufig an Plagioklas- und Quarz-Einsprenglingen, auch Biotit und Amphibol sind meist mit freiem Auge erkennbar. Alkaligesteine Alkaligesteine sind relativ selten. Nur rund 1,3 % der aufgeschlossenen Fläche aller Intrusivgesteine in Europa werden von Alkaligesteinen eingenommen. Alkaligesteine mit Natriumvormacht sind charakteristisch für Grabenbruchzonen und heißen Flecken (ozeanisch und kontinental). Alkaligesteine mit Kaliumvormacht sind noch seltener und auf Kontinente beschränkt. Wenn Leucit in diesen Gesteinen das Hauptmineral darstellt, wird der Mineralname als Präfix vor dem sonst üblichen Gesteinsnamen genannt (z.B. Leucitphonolith, Leucittephrit). In Deutschland treten Alkaligesteine z.B. im Kaiserstuhl, im Hegau, im Kirchheim-Uracher Vulkangebiet, im Odenwald (Katzenbuckel) und in der Vulkaneifel auf. Alkaligesteine erscheinen vor allem im unteren Teil des Streckeisen-Diagramms sowie entlang der A-QSeite. Alkalifeldspat ist bei den leukokraten (d.h. hellen) Alkalimagmatiten oft der einzige Feldspat. Bei den meso- und melanokraten (d.h. dunklen) Alkalimagmatiten kommt anorthitreicher Plagioklas hinzu. Bei SiO2Untersättigung treten die typischen Feldspatvertreter wie Nephelin (Na-Vormacht) oder Leucit (KVormacht) auf. Dunkle Gemengteile sind alkalische (Na-reiche) Pyroxene oder Amphibole und Fe-reiche Biotite. Alkalifeldspat-Granit Alkalifeldspat-Granit besteht vorwiegend aus Alkalifeldspat, der oft durch feine eingeschlossene Hämatitpartikel rötlich gefärbt ist. Dazu kommen Quarz (>20 %) und als dunkle Gemengteile Biotit und/oder Na-Amphibol. Syenit und Nephelin-Syenit Syenit ist ein Plutonit, der hauptsächlich aus Alkalifeldspat besteht. Untergeordnet treten Biotit, NaAmphibol und/oder Na-Pyroxen auf. Quarz oder Nephelin kann in geringer Menge vorhanden sein. Liegt der Nephelin-Gehalt über 10 % der hellen Gemengteile, so wird das Gestein Nephelin-Syenit genannt. Syenite, deren Alkalifeldspäte regenbogenartig schillern werden auch Larvikite genannt. Wichtige Vorkommen befinden sich im Oslo-Graben, in Südgrönland oder auf der Kola-Halbinsel. Seine technische Verwendung findet der Syenit als Rohstoff für die Glasherstellung, in der Keramikindustrie und als Ornamentstein. Trachyt Trachyt (von griech. trachys: rauh) ist das vulkanische Äquivalent zum Syenit. Er ist ein helles, dichtes bis feinkörniges Gestein mit oftmals fluidal eingeregelten Sanidinen (trachytisches Gefüge), die auch als Einsprenglinge auftreten können. In älteren Gesteinen zeigt der Sanidin meist perthitische Entmischungslamellen. Foide, Pyroxen, Amphibol und Biotit können als weitere Einsprenglinge auftreten. Ein Beispiel für einen Trachyt ist der Drachenfels bei Bonn, dessen Gestein zum Bau des Kölner Doms verwendet wurde. Phonolith Phonolith (griech. phone: Klang, lithos: Stein) ist ein hellgrauer bis grünlicher oder bräunlicher Vulkanit. Er ist das vulkanische Äquivalent zum Nephelin-Syenit. Das Gefüge ist dicht bis feinkörnig oder porphyrisch. 45 Als Einsprenglinge können Alkalifeldspat (Sanidin), Nephelin, Leucit und Mafite auftreten. Das Gestein kann durch eingeregelte Sanidin-Tafeln ein Fließgefüge (Fluidalgefüge) aufweisen. Häufig zeigen Phonolithe eine dünnplattige Absonderung im Aufschluß. Diese dünnen Platten klingen beim Anschlag mit dem Hammer auffallend (daher der Name). Die phonolithische Lava ist ausgesprochen zähflüssig und bildet daher häufig Staukuppen aus. Vorkommen finden sich im Hegau, im Odenwald und im Kaiserstuhl. Tephrit Tephrite sind Alkaligesteine mit An-reichem Plagioklas (An 50-70) als vorherrschende Feldspatart, dazu kommen untergeordnet Alkalifeldspäte. Als K-betonte Magmatite führen sie oft auch Leucit. Einsprenglinge sind meist Augite, seltener auch Olivin, Plagioklas oder Foide. Beispiele: Der Kaiserstuhl des Oberrheingrabens besteht zum größten Teil aus Leucittephriten mit unterschiedlichen Mengen an Olivin und Leucit. Die typischen Leucittephrite bestehen aus etwa 30-40 Vol% Augit, 6 % Titanomagnetit und 55-65 % Plagioklas, Alkalifeldspat und Leucit, wobei meist der Plagioklas gegenüber den anderen hellen Mineralen überwiegt. Die oben erwähnten Phonolithe treten als Stöcke und Gänge begleitend auf. Eine Karbonatitintrusion gehört zu den jüngsten Bildungen. Karbonatite sind besonders selten, extrem SiO2-arme Magmatite, die fast ausschließlich aus Karbonatmineralen (Kalzit, Dolomit) bestehen. Basanit Der Basanit ist im eigentlichen Sinne ein foidführender Alkali-Olivinbasalt und unterscheidet sich vom Tephrit durch > 5 % normativem Nephelin und > 10% Olivin. Es handelt sich um einen dunklen Vulkanit. Als eine Varietät des Basanits ist in unserer Sammlung ein Limburgit vertreten. Dies ist eine Lokalbezeichnung (nach der Typlokalität Limburg/Kaiserstuhl) für einen Nephelinbasanit mit einer glasigen Grundmasse (Hyalobasanit) und Einsprenglingen von Ti-Augit. Als weitere Einsprenglinge können Olivin und Erzminerale auftreten. Oft liegen viele Blasenhohlräume (z.T. sekundär verfüllt, z.B. mit Kalzit) vor 46 II. 8 BESTIMMUNGSSCHLÜSSEL GESTEINE FÜR MAGMATISCHE Da die Bestimmung der Magmatite im Handstück wegen der nicht immer eindeutig bestimmbaren Gemengteile vor allem bei den Vulkaniten schwierig sein kann, hier das Wichtigste noch einmal in Form eines Bestimmungsschlüssels: 1. Frage: Handelt es sich um einen Plutonit oder Vulkanit? Kriterium: Plutonite und Vulkanite werden nach dem Gefüge unterschieden: Plutonite: mittel- bis grobkörnig, die einzelnen Minerale sind erkennbar. Gefüge richtungslos, gelegentlich Fluidalgefüge. Keine Blasenhohlräume, kein Glas (holokristallin). Besondere Gefüge, die namensgebend für ein Gestein sind: Porphyrisches Gefüge: große idiomorphe bis hypidiomorphe Kristalle schwimmen in einer fein- bis mittelkörnigen Masse. Pegmatitisches Gefüge: riesenkörnig, d.h. Größe der Mineralkörner mindestens mehrere Zentimeter. Aplitisches Gefüge: feinkörnig, oft keine dunklen Gemengteile, nur Feldspat und schlecht erkennbarer Quarz. Vulkanite: sehr feinkörnig bis dicht (d.h. Einzelbestandteile mit dem bloßen Auge nicht auflösbar) oder glasig, oft porphyrisch (d.h. Einsprenglinge in einer feinkörnigen bis dichten oder glasigen Grundmasse). Es treten oftmals Blasenhohlräume oder ein Fluidalgefüge auf. Besondere Gefüge, die namensgebend für ein Gestein sind: Porphyrisches Gefüge: große Kristalle schwimmen in dichter bis glasiger Matrix. Ignimbritisches Gefüge: verschweißtes pyroklastisches Gestein, Ignimbrit, aus Asche und flachgedrückten Bimssteinfragmenten (Flammengefüge). Melaphyr oder Mandelstein: Namensgebend sind die Blasenhohlräume, die durch Quarz, Kalzit (CaCO3) oder andere Minerale sekundär (nachträglich) ausgefüllt sind. Die meisten Melaphyre haben basaltische Zusammensetzung. Bimsstein: Das Gestein besteht fast nur aus Blasenhohlräumen, die durch dünne, glasige Wände voneinander getrennt sind. Bimsstein ist meist rhyolithisch. Obsidian: Das Gestein besteht ausschließlich aus Glas, ist meist schwarz bis dunkelgrün und zeigt muscheligen Bruch. Obsidiane haben meist rhyolithische Zusammensetzung. 2. Frage: Handelt es sich um ein saures oder basisches Gestein? Um eine erste Beurteilung über ein Gestein abzugeben, egal ob es nun ein Vulkanit oder Plutonit ist, kann der Farbeindruck bestimmt werden. Achtung: Er gibt jedoch nur einen groben Anhalt über die mineralogische oder chemische Zusammensetzung! Kriterium: Dunkle Gesteine weisen einen hohen Anteil an dunklen, also mafischen, Gemengteilen auf. Dann spricht man von melanokraten Gesteinen, entsprechend handelt es sich um ein eher basisches Gestein. Helle Gesteine weisen einen hohen Anteil an hellen, also felsischen, Gemengteilen auf. Dann handelt es sich um leukokrate Gesteine, die meist eher sauer (mit Quarz) oder intermediär (ohne Quarz) sind. Eine erste Hilfe leistet dabei das Schema nach Rösler (Abb. 2.13). Es bietet eine erste Möglichkeit, über die Mineral-Zusammensetzung das Gestein zu bestimmen. Die korrekte Bestimmung des Gesteins erfolgt über das Streckeisen-Diagramm. Eine Fehlerquelle durch die Farbeinschätzung besteht vor allem bei gabbroiden oder dioritischen Gesteinen. So kann ein Gabbro mit einem hohen Anteil an (hellen) Plagioklasen fälschlicherweise als intermediäres Gestein angesprochen werden, oder umgekehrt kann ein Diorit sehr dunkel erscheinen. Obsidian ist ein schwarzes Glas, jedoch rhyolithischer bis dazitischer Zusammensetzung. 3. Frage: Um welches Gestein handelt es sich bei dem Handstück? 47 Kriterium: Die Bestimmung der Gesteine erfolgt über das Streckeisen-Diagramm (Abb. 2.17). Dabei werden nur die hellen Minerale (Quarz, Felspäte, Foide) berücksichtigt. Die Gesteine, die im Streckeisen-Diagramm links und oben stehen (saure Gesteine, SiO2-reich und MgOarm), sind heller als die Gesteine rechts und unten (basische Gesteine, SiO2-arm und MgO-reich). Die wichtigsten Gesteine und ihre charakteristischen Eigenschaften Plutonite können, da sie grobkörnig sind, mit Hilfe des Streckeisen-Diagramms bestimmt werden. Bei den Vulkaniten hilft uns die Erfahrung weiter, welche Einsprenglinge und Gefügemerkmale gewöhnlich auftreten. Granit: Deutlicher Quarzanteil: >20 % der hellen Gemengteile (siehe Streckeisen-Diagramm), beide Feldspäte (Alkalifeldspat und Plagioklas) sind anwesend. Dazu Biotit, evtl. Muskovit. Diorit: Plagioklas ist einziger Feldspat. Kein oder sehr geringer Quarz-Gehalt. Dunkler Gemengteil (~ 30 %) ist vor allem Hornblende, außerdem können Biotit oder Pyroxen auftreten. Gabbro: Plagioklas ist einziger Feldspat. Dunkler Gemengteil ist Pyroxen; ± Fe-Oxide, ± Olivin. Hornblende kommt normalerweise nicht vor. Peridotit: mittel- bis grobkörnig, schwarz bis dunkelgrün. Mineralbestand: im wesentlichen Olivin und Pyroxen. (Die Olivine sind jedoch häufig teilweise in Serpentin umgewandelt und das Gestein bekommt einen fettigen Glanz. Serpentinite sind aber metamorphe Gesteine.) Dunit ist eine Variante des Peridotits, die zu über 90 % aus Olivin besteht und deshalb auffallend grün ist. Syenit: Ein heller bis rötlicher Plutonit, der hauptsächlich aus Alkalifeldspat besteht. Untergeordnet treten auf: Biotit, Amphibol. Quarz oder Nephelin kann vorhanden sein. Steigt der Anteil des Nephelins auf über 10 %, wird das Gestein Nephelin-Syenit genannt. Rhyolith: Heller, oft auch roter Vulkanit mit Quarzeinsprenglingen. Alkalifeldspateinsprenglinge sind häufig. Die Grundmasse zeigt oft ein Fluidalgefüge. Andesit: In der Färbung steht der Andesit zwischen den Rhyolithen und den Basalten. Meist ist er porphyrisch mit Einsprenglingen von Plagioklas und Hornblende, ± Pyroxen, ± Biotit. Basalt: Dunkelgrau bis schwarz. Oft dicht; ist er porphyrisch, kommen Pyroxen oder Olivin als Einsprenglinge vor. Das Gestein kann massig oder schlackig sein oder Blasenhohlräume aufweisen. Trachyt: Durch ein trachytisches Gefüge gekennzeichnet, d.h. fluidal eingeregelte Sanidin-Tafeln. Amphibol und Biotit können als Mafite vorkommen. Phonolith: Hellgraues bis grünliches oder bräunliches Gestein. Als Einsprenglinge können auftreten: Alkalifeldspat (Sanidin), Nephelin, Leucit, Amphibole. . Kursfragen "Magmatische Gesteine" In welchen geotektonischen Positionen entstehen Magmen? Zeichnen Sie eine kurze Skizze! In welchen tektonischen Positionen entstehen Alkalimagmatite? Was sind primäre Schmelzen, wie entstehen sie? Charakterisieren Sie kurz das Gefüge der verschiedenen Gesteinstypen und geben Sie jeweils ein Beispiel! Welche Gesteine entwickeln sich bei der Differentiation von kalk-alkalischen Schmelzen? Zeigen Sie den Trend anhand des Streckeisen-Diagramms. Wie werden subalkalische und alkalische Magmatite voneinander getrennt? Welche magmatischen Trends lassen sich daraus ableiten? Nennen Sie jeweils 4 typische Gesteine. Durch welche Merkmale lassen sich Plutonite von Vulkaniten unterscheiden? Nach welchen Kriterien unterscheidet man die Magmatite? Welche Mineralzusammensetzung besitzt ein Granit, Basalt, Andesit, Diorit und Syenit? Was ist ein Peridotit? Wie werden ultramafische Gesteine klassifiziert? 48 III. SEDIMENTGESTEINE III.1 ALLGEMEINES Es gibt mehrere Möglichkeiten, die zur Bildung von Sedimenten führen können: • Durch physikalische (Wind, Wasser, Eis, Sonneneinstrahlung) oder chemische (Lösung durch Wässer) Verwitterung der Gesteine, den Abtransport der entstandenen Komponenten und die Absetzung an einem anderen Ort (klastische Sedimente). • Durch chemische oder biochemische Ausfällung von in Lösung befindlichen Ionen (chemische Sedimente). • Durch Anhäufung von biogenem Material wie z.B. Bivalven- und Gastropodenschalen, Crinoidenglieder, planktische und bentische Einzeller, Knochen und Schuppen (organogene bzw. biogene Sedimente). Tab. 3.1: Großgruppen von Sedimentgesteinen. Klastische Sedimentgesteine Chemische Sedimentgesteine Organogene Sedimentgesteine 'Trümmergesteine'. Überwiegend mechanische Anhäufung von Gesteinsfragmenten und Einzelkörnern. Produkt von überwiegend physikalischer Verwitterung Aus Lösungen ausgefällt (teilweise mit klastischem Anteil) Vorwiegend aus Organismenresten aufgebaut (teilweise mit klastischem Anteil) z.B. Konglomerat, Sandstein z.B. Salzgesteine z.B. Riffkalk, Kohle Sedimentgesteine (Sedimentite) entstehen durch Verfestigung und Zementation von Sedimenten (LockerSedimente) wie Ton, Sand, Kalkschlämmen oder Kieselschlämmen. Dieser Prozess wird Diagenese genannt. Die wichtigsten Prozesse, die während der Diagenese ablaufen, sind: • • • Die Verkleinerung der Porenraumes bzw. der Porosität (welcher in frischen Sedimenten nicht selten über 50 Vol. %, in Tonen bis zu 90 Vol. % betragen kann), auch Setzung oder Kompaktion genannt. Dies führt zum Austreiben von Formationswässern (das sind solche Wässer, die während der Ablagerung der Sedimente im Porenraum verblieben sind und somit das Wasser des Ablagerungsmilieus wiederspiegeln). Da der Porenraum nur in äußerst seltenen Fällen vollständig verdichtet wird, zirkulieren in Sedimentpaketen in fast allen Fällen Lösungen, welche mit gelöstem Material aus den Sedimenten angereichert sind („brines“). Die Fracht dieser Lösungen kann an anderen Orten ausgefällt werden und somit die Partikel des Sedimentes „verkitten“ (Zemetation). Aufgrund der hohen Mobilität von Kalzit und Aragonit (CaCO3) wird der Porenraum in Kalkgesteinen sehr schnell verfüllt (zementiert), der verfestigte Kalkstein wird durch spätere Kompaktion kaum noch zusammengedrückt. In Tonen hingegen findet kaum frühe Zementation statt und die Verfestigung erfolgt über Kompaktion, und damit Volumenverlust. Deshalb sind Fossilien in Tonsteinen oft stark zusammendrückt, in reinen Kalken dagegen kaum. Fossilien, wie Sedimentpartikel verändern durch Drucklösung ihre Form. Mineralneubildungen führen zur weitgehenden Verfüllung der Poren. Drucklösung: Die Löslichkeit von festem Material im lockeren Verbund (Sediment) ist bei wassergefülltem Porenraum an den Stellen am größten, an denen sich die Sedimentpartikel berühren. Die Löslichkeit steigt hierbei mit zunehmendem Druck. Die gelösten Minerale können an anderer Stelle wieder ausgefällt werden und so das Sediment zementieren (Abb. 3.1). 49 Abb. 3.1: Unter erhöhtem Auflastdruck durch Kompaktion ändern sich die Kornformen durch Drucklösung, der Porenraum wird verringert und der Porendruck wird erhöht (aus Markl, 2008). Die thermische Obergrenze der Diagenese liegt bei ca. 200 °C. Bei höheren Temperaturen sprechen wir von Metamorphose. Der Übergang von Diagenese zu Metamorphose ist fließend und wird weniger von Mineralneubildungen, sondern durch Mineralumbildungen, z.B. von Tonmineralen, dominiert, die im Handstück nicht erkennbar sind. Erst über etwa 300 °C werden in großem Umfang Minerale neu gebildet. Darüber hinaus werden Sedimentgesteine nach Mineralbestand, Korngröße, Gefüge und Fossilinhalt charakterisiert. Aus diesen Merkmalen können Rückschlüsse auf die Bildungsbedingungen gezogen werden: Korngröße, -form und Mineralbestand klastischer Sedimente geben Auskunft über die Verwitterungsbedingungen, die Transportart und die Transportweite: • aufgrund chemischer Instabiliät verschwinden mafische Minerale und Feldspäte • gut spaltbare Minerale zerfallen durch mechanische Zerstörung (besonders effizient bei Eissprengung) • mit zunehmender Transportweite nimmt die Korngröße durch Abrieb ab. Folglich reichern sich Quarz (aber auch sogenannte Seifenminerale, d.h. Minerale, die chemischphysikalisch stabil sind und eine hohe Dichte besitzen: z.B. Granat, Magnetit, Gold, Diamant etc.) an. Der Transport führt auch zu einer zunehmenden Rundung der Körner; die beste Rundung beobachtet man in Wüstensanden, die durch Wind vielfach umgelagert werden. Der Grad der Sortierung wird eher durch die Gleichmäßigkeit der Transportbedingungen gesteuert und ist nicht primär von der Korngröße abhängig: Hangschutt an steilen Bergflanken ist zwar sehr grobkörnig, aber in der Regel dennoch gut sortiert. Die Kornrundung gibt Auskunft über den Grad der texturellen Reife eines klastischen Sedimentgesteins, während der Anteil chemisch und mechanisch instabiler Minerale den Grad der kompositionellen Reife bestimmt. Das Gefüge (z.B. Schrägschichtung, siehe später) gibt Auskunft über physikalische Ablagerungsbedingungen. Fossilien können Auskunft über ökologische Verhältnisse geben und so die Rekonstruktion des Ablagerungsmilieus ermöglichen, z.B. marin oder terrestrisch, oder auch die Ablagerungstiefe (Faziesfossilien). Sogenannte Leitfossilien ermöglichen die Altersdatierung des Sedimentgesteins. 50 III.2 KLASTISCHE SEDIMENTGESTEINE Klastische Sedimentgesteine stellen die häufigste Sedimentgesteinsgruppe dar. Ihr Ausgangsmaterial sind verschiedene Produkte der Verwitterung: Verwitterungsreste: In erster Linie Quarz, da dieses Mineral in vielen Ausgangsgesteinen verbreitet ist und sowohl mechanisch (keine Spaltbarkeit) als auch chemisch (schlechte Wasser-Löslichkeit) schwer angreifbar ist. Dies gilt auch für bestimmte Schwerminerale (Dichte >2,9 g/cm³) wie z.B. Zirkon, Turmalin und Rutil. In ariden (d.h. trockenen, wüstenhaften und periglazialen) Klimaten und bei kurzer Zeitspanne zwischen Abtragung und Ablagerung kommen auch Feldspäte und Glimmer (meist Muskovit) vor. Bei lokaler Ablagerung in einem steilen Relief und fehlender Zeit für chemische Verwitterung kann das neu gebildete klastische Sediment fast die gleiche Zusammensetzung wie die des Ausgangsgesteins aufweisen (z.B. eine Arkose mit 60 % Feldspat als Verwitterungsprodukt eines Granits). Verwitterungsneubildungen: Tonminerale (z.B. Montmorillonit und Kaolinit), die aus der chemischen Verwitterung von z.B. Feldspäten entstehen: 2 KAlSi3O8 (Orthoklas) + 2 H2O Al2(OH)4Si2O5 (Kaolinit) + K2O + 4 SiO2 Tonminerale sind äußerst feinblättrige Schichtsilikate und daher in ihrer Struktur den Glimmern verwandt. Sie weisen oft eine Korngröße von < 2 µm auf. Sie haben die Fähigkeit, Wasser zu binden und dabei zu quellen. (Erde besteht i.W. aus Tonmineralen und organischer Substanz und ist so ein hervorragender Wasserspeicher für pflanzliches Leben). Klassifikation von Klastika: Unterteilt werden die klastischen Sedimente nach der Korngröße (DIN 4022) von grob nach fein in Psephite, Psammite und Pelite (Abb. 3.2; Eselsbrücke: von fein nach grob in alphabetischer Reihenfolge). Abb. 3.2: Klassifikation klastischer Gesteine (a) nach von Engelhardt (1953), (b) nach DIN 4022 von 1995. 51 Psephite Psephite (von griech. psephos: Geröll, Brocken) sind grobklastische Gesteine mit Korngrößen über 2 mm. Sie sind meist schlecht sortiert, d.h. es treten Partikel ganz verschiedener Größe auf. Die großen Partikel werden Komponenten oder Klasten genannt. Die feineren Partikel dazwischen bilden die Matrix (oder Bindemittel, nicht zu verwechseln mit der „Grundmasse“ magmatischer Gesteine). Psephite werden anhand der Form ihrer Komponenten klassifiziert, welche die Ablagerungsbedingungen wiederspiegeln Tabelle 3.2: Komponenten und ihre Interpretation Komponenten Lockersediment Festgestein Transport gerundet Kies, Schotter Konglomerat eckig teilweise gerundet, schlecht sortiert kantengerundet, schlecht sortiert kantengerundet - gerundet, gradiert z.B. Hangschutt Moräne Brekzie (Breccie) Tillit Fluß, Bach, Brandung wenig Transport Gletscher Schuttfächer Fanglomerat Turbiditschüttung Grauwacke z.B. aride Schwemmfächer submariner Trübestrom Wichtige Beispiele: Konglomerat: Konglomerate (von lat. conglomerare: zusammenhäufen) sind grobkörnige, verfestigte Trümmergesteine, die aus Geröllen größer als 2 mm Durchmesser und einem feineren Bindemittel bestehen. Die Komponenten sind stets gerundet und haben im Fall einer guten Rundung einen Transportweg hinter sich, der je nach Abrollhärte wenige km (mergeliges Bindemittel) bis viele 100te von km (quarzitisches Bindemittel) beträgt. Konglomerate, deren Komponenten nur aus einer Gesteinsart bestehen, werden monomikt und solche mit Komponenten aus mehreren Gesteinsarten polymikt genannt. Die Analyse der Art und Verteilung der einzelnen Komponenten eines Konglomerats gibt Aufschluss über das Liefergebiet. Konglomerate, deren Komponenten sich gegenseitig berühren, werden komponentengestützt, solche, bei welchen die Matrix vorherrscht und die Gerölle einander nicht berühren, werden matrixgestützt genannt. Vorsicht bei der Berurteilung eines 3-dimensionalen Körpers. Schnitteffekte können hier zu einem falschen Eindruck führen. Brekzie: Brekzien (von ital. breccia: Geröll) sind grobklastische Gesteine, die sich aus kantigen, eckigen Gesteinsbruchstücken zusammensetzen. Da wenig oder kein Transport die Gesteinstrümmer sortiert hat, können ganz verschiedene Komponentengrößen miteinander vorkommen. Eine Matrix ist häufig erst sekundär entstanden, etwa durch Einschwemmung feiner Partikel oder Ausfällung aus Lösungen. Die zeigt sich an einer meist hohen Porosität. Die meisten Brekzien sind Produkte der physikalischen Gesteinsverwitterung, wie Hangschuttbrekzien oder Höhlenbrekzien. Sie können aber auch infolge der Auflösung leichtlöslicher Gesteine wie Salz und Gips durch das Einbrechen des Nebengesteins in Dolinen entstehen (Kollaps-oder Lösungsbrekzie). Der Ausdruck 'Brekzie' ist jedoch nicht nur auf den sedimentären Bereich beschränkt. So wird auch von tektonischen Brekzien, vulkanischen Brekzien (z.B. Schlotbrekzien oder Agglomerat) oder Meteoritenbrekzien (= Suevit, Nördlinger Ries) gesprochen. Fanglomerat: Fanglomerate (Kunstwort aus engl. fan: Fächer und Konglomerat) sind die verfestigten Gesteine von Schuttfächern arider Klimagebiete, in denen der Abtragungsschutt von Gebirgen durch temporäre Flussläufe abgelagert wird. Die Flüsse arider Klimabereiche führen nur nach Starkregenereignissen Wasser. Diese zeitlich begrenzten Flutereignisse räumen den im Flussbett angehäuften Schutt aus und lagern ihn beim Verlassen der Berge in Schuttfächern ab. Eine Sortierung nach der Korngröße ist meist nicht vorhanden. Die Gerölle sind wegen der geringen Transportweite und des Transports in dichter Suspension schlecht gerundet bis kantengerundet. Die feineren Partikel der Suspension (meist Tonminerale und Quarzkörner) zementieren den Schuttfächer. Klastische Sedimente des ariden, 52 terrestrischen Bereiches zeichnen sich häufig durch intensive Rotfärbung aus. Die Farbe rührt von Hämatit (Fe2O3) her, da das im Gestein vorhandene Eisen oxidiert wird. In manchen Handstücken können zwei oder mehrere Flutereignisse aufgrund einer Schichtgrenze mit plötzlichem Wechsel der Korngröße der Gerölle erkannt werden. Fanglomerate kommen z.B. im Rotliegenden des Schwarzwalds vor. Grauwacke: Grauwacken sind subaquatisch abgelagerte Sandsteine und Arkosen, die auch Gesteinsfragmente (>2mm) enthalten. Die Gesteinsfragmente sind eckig bis kantengerundet. Grauwacken werden typischerweise an den Hängen aktiver, aber auch passiver Kontinentränder abgelagert. Die Sedimentumlagerung wird durch eine Destabilisierung der Schelfkante ausgelöst, durch die klastisches Material hang abwärts zu rutschen beginnt. Bei langsamem Transport durch Hangabwärtskriechen (mass flow) wird eine Sortierung unterdrückt. Am Kontinenthang bleiben meist nur die gröberen Anteile liegen. Bei schnellerem Abrutschen entstehen Suspensionsströme (Turbiditströme bzw. Trübeströme), die bis zu ca. 80 km/h schnell werden und das Sediment gut durchmischen und sortieren. Die Ablagerung der Suspension erfolgt durch gravitative Absaigerung nach der Korngröße sortiert (normale Gradierung). Unten liegen die gröberen Partikel, nach oben wird das Schichtpaket immer feinkörniger. Eine Turbidit-Sequenz wird oft von der Hintergrundsedimentation (Tonsteine, Mergel) bedeckt. An der Basis finden sich häufig Sohlmarken (Strömungsmarken, Belastungsmarken, siehe Sedimentstrukturen). Die vollständige Abfolge einer marinen Turbidit-Sequenz (Bouma-Zyklus) wird typischerweise auf dem Kontinentfuß, oft Zehner von km vom Liefergebiet entfernt in großer Wassertiefe angetroffen und ist etwa 20 bis 100 cm mächtig. In noch größerer Entfernung fehlen die gröberen Anteile A und B des Bouma-Zyklus. Abb. 3.3: Vollständige Bouma-Sequenz eines Turbidites (Nachgezeichnet nach Füchtbauer 1988). Psammite Namensgebung: griech. psammos = Sand; deutscher Ausdruck: Sandsteine. Sandsteine bestehen aus Komponenten (meist Quarzkörnern) und einem Bindemittel, das die einzelnen Komponenten zusammenhält. Nach der Art dieses Bindemittels werden Sandsteine unterschieden in: Toniger Sandstein: Das Bindemittel besteht i.W. aus Tonmineralen. Ein tonig gebundener Sandstein ist daher weich, d.h. mit einem Nagel oder dem Taschenmesser ritzbar, außerdem sandet er sehr leicht ab. Ein bekanntes Beispiel eines tonigen Sandsteins ist der süddeutsche Schilfsandstein. Er stellt eine Rinnenablagerung in einem weiträumigen verzweigten Flusssystem der Keuper-Zeit (Obere Trias) dar. Als leicht zu bearbeitender Sandstein findet er Bedeutung als Baustein. Kieseliger Sandstein: Das Bindemittel besteht i.W. aus SiO2 (Kieselsäure in Form von Quarz). Die Kieselsäure stammt aus den Sandkörnern selbst, sie geht durch Drucklösung ins Porenwasser und scheidet sich in den Korn-Zwischenräumen wieder ab. Ein kieselig gebundener Sandstein ist sehr hart, frische 53 Bruchflächen glänzen und er zeigt meist eine gleichmäßige Körnung. Sehr reine Quarzsande (mit deutlich über 90 % Quarz) finden sich vor allem in Küstenbereichen und zeigen einen weiten Transportweg bzw. die lang andauernde Bewegung durch Wellen an. Der süddeutsche Rhätsandstein in der obersten Trias ist eine solche Küstenablagerung. Kalkiger Sandstein: Das Bindemittel besteht i.W. aus Kalzit (CaCO3). Der Kalzit stammt oft aus diagenetisch aufgelösten Kalkschalen von Organismen, z.B. Muscheln oder Schnecken. Er ist meist weiß, und braust mit verdünnter Salzsäure, d.h. das bei folgender Reaktion entstehende Kohlendioxid entweicht unter heftiger Blasenbildung: CaCO3 + 2 HCl ↔ CO2 + H2O + CaCl2 Da die Bezeichnung 'Sandstein' nur die Korngröße, nicht aber die Zusammensetzung definiert, könnten auch ausschließlich klastische kalkige Partikel die Komponenten darstellen. Ein derartiges Gestein wird jedoch als Kalkarenit (ital. arena: Sand) bezeichnet. Bei einem Komponentengemisch aus Kalkkörnern und Quarzkörnern spricht man am besten von einem Kalksandstein (Überbegriff). Falls Sandsteine Kalkkörner enthalten, besteht das Bindemittel praktisch immer aus Kalzit. Als süddeutsches Beispiele sind die Sandsteine der unteren und oberen Meeresmolasse (Tertiär) zu nennen. Quarzkörner sind zwar bei weitem die wichtigsten Komponenten von Sandsteinen, aber nicht die einzigen: Muskovit: Tritt in einem Sandstein Muskovit (Hellglimmer) als Komponente auf (helle, glänzende Blättchen auf den Schichtflächen), so sprechen wir von einem glimmerführenden Sandstein. Biotit kommt aufgrund seiner höheren Verwitterungsanfälligkeit meist nicht vor. Die klastischen Glimmer sind stets größer als die Quarzkörner, da die dünnen Glimmerblättchen aufgrund der großen Oberfläche den kleineren Quarzkörnern hydraulisch äquivalent sind, d.h. zusammen mit dem Quarz transportiert bzw. abgelagert werden. Feldspäte: Kommen über 25 %Feldspäte in einem Psammit vor, so wird das Gestein Arkose genannt. Das Vorkommen von Arkosen zeigt einen relativ kurzen Transportweg und einen niedrigen Grad an chemischer Verwitterung an. Arkosen sind kompositionell unreife Sedimente. Bei Feldspatgehalten zwischen 25 und 10 % spricht man von einer Subarkose. Der Stubensandstein des Keupers ist ein Beispiel für eine Arkose oder einen feldspatführenden Sandstein. In unserem heutigen Klima ist der Feldspat nicht verwitterungsbeständig und wandelt sich in Tonminerale um. Glaukonit: Glaukonit ist ein den Glimmern ähnliches Phyllosilikat mit der Formel K(Mg,Fe,Al)2[Si4O10](OH). Das Mineral ist grün (griech. glaukos = blau/grün) und tritt meist in Form runder Körnern auf. Ein Psammit, in dem neben Quarz auch Glaukonit als Komponente vorkommt, wird Glaukonitsandstein genannt. Glaukonit entsteht typischerweise im warmen, flachmarinen Schelfgebieten in wenig bewegtem Wasser und ist daher ein wichtiger Faziesanzeiger für marine Transgressionsflächen. In Süddeutschland gibt es solche Gesteine in der Oberen Meeresmolasse im Bodenseegebiet. Weitere Beispiele gibt es in Kreideablagerungen des Helvetikums und des Münsterlandes sowie im mittleren Tertiär der Dolomiten. Glaukonit ist die einzige Mineralneubildung im sedimentären Bereich. Meist entsteht das Mineral durch diagenetische Prozesse, es kann unter speziellen Bedingungen auch synsedimentär (Hungersedimentation) gebildet werden. Pelite Psephite und Psammite bestehen ganz überwiegend aus Verwitterungsresten. Bei den Peliten (griech. pelos: Schlamm) gewinnen die Verwitterungsneubildungen (Tonminerale) an Bedeutung. Pelite entziehen sich durch ihre Feinkörnigkeit der genauen Mineralbestimmung mit makroskopischen Mitteln. 54 Tonsteine bestehen vor allem aus Tonmineralen und Quarz. Sie sind äußerst feinkörnig (Korngröße < 2 µm), meist dunkel, auch grau oder rötlich und sind sehr weiche Gesteine (meist mit dem Fingernagel ritzbar). Bei ausgeprägt lagiger Absonderung, engständiger Schichtung, kann auch die Bezeichnung Schieferton gebraucht werden. (Vorsicht: Schieferton darf nicht mit Tonschiefer, einem metamorphen Gestein, verwechselt werden!). Die Feinschichtung der Schiefertone ist ein Hinweis für eine ruhige Sedimentation und das Fehlen von Bioturbation, d.h. Durchwühlung des Sediments durch Organismen. Es gibt aber auch völlig homogene Tonsteine ohne Sedimentstrukturen. Eventuelles Vorhandensein von Silt erkennt man am Knirschen zwischen den Zähnen. Unverfestigter Ton ist plastisch, knetbar, speckig glänzend und wird an der Sonne durch Austrocknung äußerst hart (siehe Sedimentstrukturen: Trockenrisse, Tongallen). Siltstein: Durch die Korngröße >2 µm (siehe Korngrößentabelle Abb. 3.2) fühlt sich das Gestein schwach 'sandig oder staubig' an und zeigt im Gegensatz zum Tonstein nie glatte, sondern unregelmäßige matte Bruchflächen. Siltsteine bestehen ebenfalls überwiegend aus Quarzkörnern und Tonmineralen, wobei Quarz vorherrscht. Löß: Der Löß ist ein eiszeitlicher, lockerer, äolischer Silt, der aus rund 70 % Quarz/Feldspat, 20 % Kalzit (Salzsäure-Probe!) und 10 % Glimmer und Tonmineralen besteht. Löß entsteht durch Auswehung feinklastischen Materials aus dem pflanzenlosen schuttreichen Vorland großer Inlandeismassen, von denen starke Winde herunterwehen. In einiger Entfernung lässt die Windgeschwindigkeit nach. Vor Hindernissen, wie etwa Bergketten, verwirbelt die lokale Windströmung und kann den Silt nicht mehr in Schwebe halten. Der Silt wird bestens sortiert und in besonders lockerer Packung der eckigen Körner abgelagert. Löß ist deshalb sehr porös und durchlässig (permeabel) für Wasser und Luft und bildet bei ausreichender Feuchtigkeit die besten Böden (Vorbergzone des Oberrrheingebietes, Kaiserstuhl, Hildesheimer und Magdeburger Börde, Fildern). Wegen der eckigen Form der Körner und des kalkigen Bindemittels an den Berührungspunkten der Körner (siehe Drucklösung) ist der Löß standfest und bildet steile Wände. Da er aber mechanisch leicht zu bearbeitet ist, werden in Lößwänden oft Kammern für Lagerzwecke angelegt. Aus dem gleichen Grund wird aber durch Trittbelastung auf Kuhpfaden das empfindliche Gefüge des Lösses zerstört und in der Folge wird ein solcher Pfad metertief ausgespült (Lösshohlwege). Der Kalkanteil des Löß wird durch Sickerwasser gelöst und als Kalkkonkretion (Lößkindl) wieder ausgefällt. Die Lößkindl wachsen durch das Sickerwasser und die Bodenbildung in den Zwischeneiszeiten, so dass mit jedem Interglazial die Lößkindl größer werden. Zur wirtschaftlichen Bedeutung von klastischen Sedimenten: Pelite haben wirtschaftliche Bedeutung als wasserstauende (und erdölstauende) Schichten und sind Rohstoffe für die keramische Industrie und bei der Zement- und Ziegel-Herstellung. Psammite sind wichtig als Bausande, Bausandsteine und bei der Betonherstellung. Poröse Sandsteine sind wichtige Erdöl- und Erdgasspeichergesteine (v.a. äolische Sandsteine) und Grundwasserleiter. Psammite und Psephite sind Träger von Seifenlagerstätten, z.B. von Diamanten (Strandseifen Namibias) oder Gold (Witwatersrandkonglomerat in Südafrika). Bedeutung von Tonmineralen als Rohstoff: Kaolinit in der keramischen Industrie und zur Porzellanherstellung; Montmorillonit-reiche Tone in Spülflüssigkeiten für Tiefbohrungen, als Filter in der Trinkwasseraufbereitung und in der Abwasserreinigung. Er findet u.A. in der Kunststoff und Gummiindustrie zusammen mit Quarz Verwendung als Füllstoff. 55 III.3 SEDIMENTSTRUKTUREN Bei Sandsteinen kann es sowohl durch Wind- als auch durch Wassereinwirkung zu welligen Strukturen an der Sedimentoberfläche kommen (Rippeln, Rippelmarken). Durch unidirektionale Strömungen erzeugte Rippeln (Strömungsrippeln) sind asymmetrisch. Im Anschnitt zeigt sich eine Schrägschichtung. Der flache Rippelhang ist der Strömung zugewandt (Luvseite). Der Sand rutscht auf der steilen Leeseite im „freien Böschungswinkel“ ab, der unter Wasser ca. 25°, an der Luft ca. 35° beträgt. Durch Wellenbewegung (bidirektional) erzeugte Rippeln (Wellenrippeln oder Oszillationsrippeln) sind symmetrisch. Schrägschichtungen treten in verschiedenen Formen auf. Riesige flach einfallende, konkave Formen kennzeichnen Sanddünen mit sporadischem Bewuchs; große steilabfallende, gerade Schrägschichtungen frei bewegliche Dünen an Land. Schichtweise entgegengesetzt einfallende, gerade Schrägschichtblätter (Fischgräten-Struktur) kennzeichnen oft flachmarine Gewässer mit starkem Tidenhub. Langgeschwungene Schrägschichtung mit ausdünnenden Schichtblättern (hummocky-cross-stratification) kennzeichnen Sturmablagerungen. Wickelschichtungen werden im tiefermarinen Milieu von Turbiditen (Bouma-Zyklus, Lage C) und vor allem von Konturenströmen an Kontinenthängen erzeugt. Beim Trockenfallen toniger Oberflächen (Seen oder Pfützen) bilden sich Trockenrisse. Sie können durch darüber abgelagerte Sande 'ausgegossen' werden. Die daraus entstehenden Sandsteine werden dann auf der Unterseite Netzleisten aufweisen. Die bei der Austrocknung und Bildung von Trockenrissen entstandenen Tonstücke können auch vom Boden abgehoben und verschwemmt werden. So entstehen Sandsteine mit Tongallen. Abb. 3.4: Sedimentstrukturen: Einige Gefüge klastischer Gesteine. Zusammengestellt nach Füchtbauer (1988) und Chamley (1990) 56 Abb. 3.5: Sedimentstrukturen in Abhängigkeit zur Fließgeschwindigkeit (Blatt et al. 1980; Reineck und Singh 1980). Windkanter: Faziesanzeiger für aride, sandreiche, pflanzenlose oder pflanzenarme Gebiete mit häufigem starkem Wind kann das Auftreten von Windkantern, durch Wind- und Sandeinwirkung angeschliffene Gerölle, sein. Windkanter sind in Wüsten, aber auch im Vorland großer Gletschermassen zu finden. Ausschließlich auf ein Wüstenklima weist der Wüstenlack hin. Dies ist ein dunkler, lackartig glänzender Überzug aus Eisen-Mangan-Oxiden, welche durch die geringe Feuchtigkeit aus dem Gestein herausgelöst werden und an der Oberfläche bei der Verdunstung ausgefällt werden. Faziesanalyse bezeichnet die Rekonstruktion von Paleo-Sedimentationsräumen mit Hilfe der genauen Untersuchung der entstandenen Sedimente bzw. Sedimentgesteinen. So können Sedimentstrukturen genutzt werden, um Ablagerungsbedingungen zu rekonstruieren. Texturelle und kompositionelle Reife zusammen mit Sortierung und Korngröße geben Information über das Paläorelief und den Transportweg. Zusätzlich können vorkommende Fossilien hinzugezogen werden, um Aussagen über ökologische Parameter wie Temperatur, Salinität, Bodenbeschaffenheit, Wassertiefe usw. machen zu können. 57 III.4 CHEMISCHE SEDIMENTGESTEINE Als Verwitterungslösungen werden die bei Verwitterungsprozessen freigesetzten Lösungen bezeichnet, die nicht bei Mineralneubildungen oder Mineralumbildungen im Boden oder bei der örtlichen Sedimentablagerung festgehalten werden. Diese Lösungen werden durch Flüsse weggeführt und erreichen Binnenseen oder den Ozean. Verdunstung und andere Einflüsse können zur Übersättigung und Mineralausscheidung führen, wobei chemische Sedimente entstehen. Ein Teil der Lösungsfracht wird aber in der Nähe gleich wieder ausgefällt und bildet chemisch-diagenetische Sedimente (Diagenetisch veränderte Sedimente). Auch fossile Bodenbildungen und Verwitterungsbildungen können in diese Kategorie der Sedimentgesteine eingeordnet werden. MINERALE CHEMISCHER SEDIMENTE Karbonate Kalzit (Kalkspat): CaCO3 (trigonal), meist weiß bis farblos, Mohs'sche Härte 3, braust mit verdünnter Salzsäure. Durchläufermineral in Sedimenten, z.T. als Bindemittel, z.T. gesteinsbildend. Lokale Mobilisation und Fällung in Adern (wie im Muschelkalk zu beobachten) findet aufgrund der hohen Löslichkeit von Kalzit in Wasser häufig statt. Als Kristallformen sind meist Rhomben oder Skalenoeder zu beobachten. Aragonit: Rombisch kristallisierende Modifikation von CaCO3. Aragonit bildet sich unter anderen physikalischen Bedingungen als Kalzit. Er kommt meist nur (sub)rezent vor und ist daher viel seltener als Kalzit. Er wird bei höheren Temperaturen (oder von Organismen) gefällt und wandelt sich diagenetisch in Kalzit um. Im Gestein ist er makroskopisch nicht von Kalzit unterscheidbar. Gelegentlich sind in Fossilien und Gesteinen Pseudomorphosen von Kalzit nach Aragonit beobachtbar (Feine Nadeln). Dolomit: CaMg(CO3)2, trigonal kristallisierend wie Kalzit, weiß bis gelblich, Mohs'sche Härte 3,5-4, braust nur als Pulver (große Oberfläche) mit verdünnter Salzsäure. Die Dolomitisierung von Kalzit erfolgt oft diagenetisch oder durch Mg-reiche zirkulierende Formationswässer (quasi syn-sedimentär) Siderit (Eisenspat): FeCO3, trigonales Mineral brauner Färbung, braust nicht mit verdünnter Salzsäure. Siderit fällt unter bestimmten Bedingungen auch aus der Wassersäule als chemisches Sediment aus (z.B. Schwarzes Meer im Pliozän). Hydroxide Goethit/ Limonit: FeO(OH), bräunlich-rotes Mineral, bildet häufig weiche erdige Massen oder auch harte Krusten, entsteht meist als Verwitterungsrest, kann jedoch auch aus wässriger Lösung ausfallen und z.B. Eisenooide bilden (nur fossil z.B. im Mittleren Jura der Schwäbischen Alb , nicht rezent beobachtet). Bauxitminerale Gibbsit (Al(OH)3, Diaspor AlO(OH) und Boehmit AlO(OH): Diese drei Minerale bleiben nach der lateritischen Bodenbildung, bei der SiO2 nahezu vollständig abgeführt werden kann, zurück. In Bauxiten sind diese Minerale eng miteinander verwachsen und können nicht mit dem bloßen Auge voneinander unterschieden werden. In reiner Form sind die Minerale allesamt farblos und glasklar (wenn gut kristallisiert). 58 Sulfate Gips: CaSO4 2 H2O, weiß bis grau, Mohs'sche Härte 2, d.h. mit dem Fingernagel ritzbar, braust nicht mit verdünnter Salzsäure. Varietäten: faserige Kluftfüllungen, die von der Kluftwand nach innen gewachsen sind, in der Mitte meist eine dunkle Naht (Fasergips); große, klare Spalttafeln Marienglas, mit charakteristischen Schwalbenschwanz-Zwillingen. Als monomineralisches Gestein ist Gips weiß und weich. Anhydrit: CaSO4, weiß, häufig auch grau, Mohs'sche Härte 3-3,5, d.h. mit dem Fingernagel nicht ritzbar, braust nicht mit verdünnter Salzsäure. Bei Wasserzufuhr wandelt sich Anhydrit langsam in Gips um (reversibler Vorgang), hierbei erfolgt eine Volumenzunahme um bis zu 60 %. Als monomineralisches Gestein ist Anhydrit merklich härter als Gips. Chloride (Salze) Halit (Steinsalz): NaCl, kubisch, weiß, farblos, grau, rot, manchmal mit blauen Schlieren, sehr gute Spaltbarkeit nach dem Würfel, salzig schmeckend, mit dem Taschenmesser ritzbar, Dichte 2,1-2,2 g/cm3. Sylvin: KCl, Mohs'sche Härte 2, Dichte 1,99 g/cm3, Geschmack bitterer als Halit. Bittersalze: Bischofit: MgCl 6 H2O, Mohs'sche Härte 1,5-2, Geschmack eklig bitter, Dichte 1,59 g/cm3, Kieserit: MgSO4 H2O, Mohs'sche Härte 3,7 , Geschmack bitter, Dichte 2,57 g/cm3 Edelsalze (K-Mg-Mischsalze): z.B. Polyhalit: K2SO4 MgSO4 2 CaSO4 2 H2O, kaum salziger Geschmack; Kainit: 4 KCl 4 MgSO4 11 H2O, Geschmack bitter-salzig; Carnallit: KCl MgCl2 6 H2O, Geschmack eklig-bitter, stark hygroskopisch, knirscht unter Druck, bei leichter Erwärmung Kristallwasser freisetzend, sehr instabil und reaktiv. 59 Bei der Bildung chemischer Sedimente können zwei nahe verwandte Prozesse unterschieden werden: Ausfällung (aus übersättigten Lösungen durch chemische Gleichgewichtsreaktionen) und Eindampfung (Entzug des Lösungsmittels Wasser). AUSFÄLLUNGSGESTEINE Als gesteinsbildende Minerale treten Kalzit, Aragonit, Dolomit, Siderit, Limonit/Goethit und Bauxitminerale auf. Hinzu können klastische Beimengungen von Quarz, Feldspat und Tonmineralen kommen. Die chemische Ausfällung von Kalzit erfolgt nach folgender Gleichgewichtsreaktion: Ca2+ + 2 HCO3- ↔ CaCO3 + CO2 + H2O Die Löslichkeit von Kalzit in Wasser ist hauptsächlich von der Menge des im Wasser gelösten CO2 abhängig. Eine Ausfällung von Kalzit kann daher erzielt werden durch: • Entzug von CO2 durch Assimilationsvorgänge von Pflanzen • Temperaturerhöhung, d.h. CO2 entweicht • Druckverminderung, d.h. CO2 entweicht • Austreiben von CO2 durch Erschütterung beim Aufschlagen von Tropfen (Höhlen). Wir unterscheiden folgende Ausfällungsgesteine: Kalksinter: An Quellaustritten erwärmt sich das Wasser bei gleichzeitiger Druckentlastung, wodurch eine Entgasung des gelösten CO2 ausgelöst wird. Dies führt zur Ausfällung von CaCO3 und Bildung des Kalksinters. Hinzu kommt meist noch der CO2-Entzug durch Pflanzen, was zur Überkrustung von Pflanzenteilen (Biomatten, Stengeln etc.) führt. Kalksinter sind häufig porös, da die Pflanzenreste verrotten, während die Kalkkrusten übrigbleiben. Kalksinter sind auch die Tropfsteine (Stalaktiten und Stalagmiten) in Höhlen. Für diese Gesteine wird auch der Ausdruck „Kalktuff“ verwendet, was allerdings wegen der Verwechslungsgefahr zu vulkanischen Gesteinen vermieden werden sollte. Travertin (auch Sauerwasserkalk genannt wegen des hohen CO2 Gehaltes des Wassers. Dieser verringert sich beim Austritt drastisch => Fällung großer Kalkmengen) werden die Ablagerungen mineralhaltiger, hydrothermaler Wässer genannt. Oft sind Travertine bunt gebändert, da der eigentlich weiße Kalkstein durch verschiedene Beimengungen (z.B. Limonit) gefärbt wird. Oft bestehen Travertine aus Aragonit. Caliche (Krustenkalk): In ariden Klimabereichen führen aufsteigende Bodenwässer, die an der Oberfläche verdunsten, zur Abscheidung der gelösten Mineralfracht. Der obere Bereich des Bodens wird dadurch zementiert. Dieser Zement, eine harte, kalkige, teilweise auch verkieselte Kruste, wird Caliche (auch Calcrete) genannt.. Oolith: Oolithe sind Ablagerungen, die in extrem flachem (<5 m), tropisch warmem und stark bewegtem Meerwasser gebildet werden können. Oolithe werden von unzähligen kugelförmigen Einzelkörpern, den Ooiden, aufgebaut, die einen Durchmesser von 0,3-2 mm aufweisen. Die Ooide bestehen primär aus feinsten Aragonitnädelchen, die sich konzentrisch oder radiär um einen Kern anlagern. Durch die Bewegung des Wassers erhalten die Ooide ihre kugelige Form und bleiben so lang in Schwebe, bis sie eine kritische Größe erreicht haben und zu Boden sinken. Für die Aragonit-Abscheidung ist eine Wassertemperatur von 20-30 °C erforderlich. Unklar ist, ob die Abscheidung rein anorganisch erfolgen kann oder der Entzug von CO2 aus dem Meerwasser, etwa durch Cyanobakterien, den Vorgang unterstützt. Heute geht man allgemein von der Beteiligung von Cyanobakterien aus. Rezent bilden sich Oolithe z.B. auf der Bahama-Bank. Fossil (hier ist der Aragonit meist diagenetisch in Kalzit umgewandelt) gibt es solche Gesteine z.B. im Süddeutschen Muschelkalk. Durch ihre hohe Porosität bilden oolithische Gesteine die Haupt-Erdöl- und Erdgasspeicher des Mittleren Ostens. 60 Eisenoolith: Bei den Eisenoolithen sind die Ooide aus Kalzit und Goethit (α-FeOOH) aufgebaut. Für die Bildung der Ooid-Körper werden ähnliche Bedingungen wie für die Kalk-Ooide angenommen, jedoch ist eine rezente Bildung solcher Gesteine unbekannt. Fossil sind solche Gesteine z.B. im Dogger anzutreffen und wurden oder werden als Eisenerze abgebaut ('Lothringer Minette'; Abbau von Eisenoolithen bei Blumberg/Schwäbische Alb im Mittelalter). Itabirite oder Gebänderte Eisenerze: Diese sedimentär gebildeten (heute jedoch generell metamorphen Erze) bestehen aus Wechsellagerungen von Hämatit und Quarz und wurden im Präkambrium in flachem Wasser unter Bedingungen gebildet, die zu den heutigen stark abweichen. Zu dieser Zeit enthielt die Atmosphäre kaum 1 % des heutigen Sauerstoffgehalts und der Ozean einen viel stärker basischen Charakter (pH >10 statt ca. pH = 7.5 rezent). Bohnerze: Bei Bohnerzen handelt es sich um Verwitterungsbildungen, die hauptsächlich in Karsthohlräumen entstehen (z.B. im Oberen Jura der Schwäbischen Alb). Die erbsen- oder bohnenförmigen Knollen bestehen hauptsächlich aus Limonit. Der Durchmesser der oft fettglänzenden Körner reicht von wenigen Milimetern bis zu ca. 5 Zentimeter. Die Farbe der Bohnerze variiert von verschiedenen Braun- und Grüntönen, kann aber auch ins gelbliche oder schwarze tendieren. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Bohnerze vor allem in Südwestdeutschland und in der Schweiz abgebaut und deckten so teilweise den Bedarf an Eisen. Bauxit: Bauxite sind Residualgesteine, die durch Verwitterung unter tropisch-subtropischem und wechselfeuchtem Klima mit temporärer Trockenheit entstehen. Durch ph-Wert Schwankungen in aufsteigenden Kapilarwässern wird Al (teilweise auch Fe) in Form von Al-Hydroxiden ausgeschieden, während Si in Lösung bleibt. Bauxite bestehen in der Regel aus einem Gemisch aus Aluminiumhydroxiden (Gibbsit, Boehmit, Diaspor), Eisenhydroxid (FeOOH) und Tonmineralen, das ein grau, gelb bis rötlich gefärbtes, erdig festes Material mit knolliger Struktur bildet. EVAPORITE (EINDAMPFUNGSGESTEINE) Evaporite (Eindampfungsgesteine) bilden sich terrestrisch in abflusslosen Becken arider Klimabereiche (z.B. Great Salt Lake, Death Valley) oder häufiger marin. Voraussetzung ist eine hohe Verdunstungsrate und die Abschnürung eines Meeresbereiches durch eine Barriere (z.B. Kaspisches Meer/ Kara-Bogas Gol; Rotes Meer, Totes Meer, Mittelmeer). Die hohe Verdunstungsrate führt zu einem Anstieg des Salzgehalts im Wasser (Aufkonzentration). Das dichtere, salzreichere Wasser sinkt ab und bildet eine Salzsole am Grund, während oberflächennah normal konzentriertes Meerwasser (Salzgehalt ca. 3,5 %) nachströmt. Ein Nachfluß von frischem Meerwasser ist notwendig, um die großen Mächtigkeiten vieler mariner Evaporitablagerungen zu erklären (Abb. 3.6). Die Eindampfung von 1000 m Meerwasser würde ca. 16 m Evaporite liefern. Entsprechend ihrer Löslichkeit in Wasser scheidet sich nacheinander eine charakteristische Mineralabfolge ab: Karbonate – Sulfate – Chloride – Bittere / Edelsalze - Salzton. Der Salzton ist ein toniges Windsediment (Also kein Evaporit im eigentlichen Sinn sondern eine Mischung aus äolischen Klastika und Evaporiten), das nach der vollständigen Eindampfung des abgeschnürten Beckens die Salzabfolge nach oben abschließt. Salzabfolgen sind jedoch häufig unvollständig, da Zufuhr von frischem Meerwasser die Ausscheidung beispielsweise der Chloride unterdrücken oder zu deren Auflösung führen kann. Die als Kaliumdünger und Rohstoff für die chemische Industrie sehr begehrten Kalisalze sind daher selten. Kalisalze findet man häufiger in abgeschlossenen kontinentalen Riftsystemen mit kalireichen, leicht verwitternden Gesteinen im Einzugsgebiet (z.B. Oberrheingraben im Eozän). Die evaporitischen Gesteine sind meist monomineralisch und gleichen in ihren Eigenschaften den Mineralen (s.o.). Salzgesteine sind unter Auflastdruck fließfähig, und da ihre Dichte (etwa 2 g/cm3) geringer als die des gewöhnlichen Nebengesteins (Sandsteine etwa 2,5 g/cm3, Kalksteine etwa 2,75 g/cm3) ist, kommt es zur Bildung von Salzdiapiren (Abb. 3.7). Am Rande des Salzstocks kommt es zur Aufschleppung der 61 Nebengesteinsschichten, so dass sich hier unter undurchlässigen tonigen Schichten Erdölfallen bilden können, wie dies in Norddeutschland der Fall ist. Abb. 3.6: Salzbildung: Modelle zur Entstehung von evaporitischen Gesteinen. Tabelle 3.3: Evaporitabfolgen bei der Eindampfung von Meereswasser. Kalkstein Dolomit Gips Anhydrit Steinsalz Kalisalz, Bittersalz und K-Mg-Mischsalz 62 (rund 70% des Meerwassers ist verdunstet) (Bildung auch diagenetisch aus Gips) (rund 89% des Meerwassers ist verdunstet) (Edelsalze) Abb. 3.7: Ein theoretischer (a) und ein realer (b) Schnitt durch einen Salzdiapir. Während in (a) die ideale Ausbildung des Gips- und Karbonathutes zu sehen ist, zeigt (b) den Schnitt durch den Salzstock von Wienhausen-Eicklingen bei Celle mit den typischen Störungen, dem Aufbiegen der Schichten und dem den ganzen Salzstock umgebenden Anhydrit. Man beachte die Erdölfallen in (a) (aus Markl, 2008). 63 III.5 ORGANOGENE SEDIMENTGESTEINE Organogene Sedimentgesteine sind vorwiegend aus Hartteilen und mineralisierten Weichteilen von Organismen aufgebaut. Sie werden hier wie folgt eingeteilt: • Organogene Kalksteine bzw. Karbonatgesteine • Kieselig-organogene Sedimente • Phosphatische Sedimente • Kaustobiolithe (brennbare Gesteine) ORGANOGENE KALKSTEINE Kalkstein ist der allgemeine Ausdruck für ein aus Kalzit (Kalk) aufgebautes Sedimentgestein. Der Begriff macht keine Aussage darüber, ob das Gestein sich durch anorganische Ausfällung gebildet hat (Travertin oder Sinter, diese sind rein mengenmäßig gegenüber den organogen gebildeten Karbonaten vernachlässigbar), oder ob Organismen an seiner Bildung direkt (Aufbau des Gesteins aus Kalkgerüsten von Einzellern oder Schalen- und Skelettbruchstücken) oder indirekt (Entzug von CO2 aus dem Wasser durch Photosynthese) beteiligt waren. Fast alle Kalksteine sind organogen gebildet, auch wenn Fossilen nicht immer erkennbar sind. Viele Kalkschwämme und Kalkalgen stützen ihr Gewebe mit winzigen Aragonitnadeln (Spiculae oder Sklerite), die beim Verwesen der organischen Substanz zerfallen und dann mikritische (sehr feinkörnige, „dichte“) Kalksteine bilden. Auch das Abweiden oder Zerbohren von Korallen durch Invertebraten erzeugt große Mengen von Mikrit (= feinkristalliner oder feinkörniger Kalk). Bei vielen Kalksteinen wird ihre organogene Bildung durch das Vorkommen von Fossilen deutlich (makrofossilreiche organogene Kalksteine). Sind die gesteinsbildenden Fossilien erst im Mikroskop erkennbar, bezeichnet man das Gestein als mikrofossilreichen organogenen Kalkstein. Das Gestein wird nach dem (vorherrschenden) gesteinsbildenden Fossil oder der Fossilgruppe benannt. Die Organismenreste bestehen aus Skeletten unterschiedlicher Mineralogie (Aragonit, Niedrig-Mg-Kalzit, Hoch-Mg-Kalzit), die dann sekundär, also diagenetisch, zu Kalzit oder Dolomit umgewandelt werden. Diese Umkristallisierung kann die Fossilien völlig zerstören, so daß sich diagenetisch veränderte organogene Karbonatgesteine bilden, z.B. ein Riffdolomit. Die wichtigsten rezenten planktischen Kalkbildner sind Coccolithophorida (Kalkalgen), Globigerinen (Foraminiferen) und Pteropoden (Flügelschnecken). Planktisch heißt, dass diese in der photischen (lichtdurchdrungenen) Zone schwebend leben und nach ihrem Tod durch die Wassersäule absinken. Eine Ablagerung von Kalk am Meeresboden ist aber nicht bis in eine beliebige Tiefe möglich, da abhängig von der Temperatur, dem CO2- und O2-Partialdruck und dem Salzgehalt des Tiefenwassers, die Skelettreste zunehmend aufgelöst werden. Den Beginn der Anlösung bezeichnet man als Lysokline, wobei die AragonitLysokline in ca. 2500-3000 m Tiefe, die Kalzit-Lysokline in ca. 3500-4000 m Wassertiefe liegt (Abb. 3.8). Die absolute Untergrenze für eine Karbonaterhaltung bezeichnet man als Kalzit-Kompensationstiefe (CCD) bzw. Aragonit-Kompensationstiefe (ACD). Diese liegen nochmals ca. 1000 m tiefer als die entsprechende Lysokline. Aufgrund der unterschiedlichen Löslichkeit von Aragonit und Kalzit findet man gelegentlich in Kalken die Formen völlig weggelöster aragonitischer Skelette (z.B. Ammoniten), während kalzitische Skelette, wie z.B. die Kieferplatten der Ammoniten (Aptychen), erhalten sind. Die angegebenen Tiefen sind sehr variabel. Die CCD sinkt in Äquatornähe bereichsweise bis unter 5000 m ab. In Tiefen über 3000 m befindet sich die CCD seit ca. 35 Millionen Jahren. Zuvor, und speziell in der Kreidezeit, befand sich die CCD oft in deutlich geringerer Wassertiefe. 64 Radiolarite Abb. 3.8: Darstellung der Calcitsättigung (a) und der Auflösung von Calcit (b) mit zunehmender Meerestiefe (aus Markl, 2008). Mikrofossilreiche organogene Karbonatgesteine Coccolithenkalk: Zur großen Gruppe der Algenkalke gehören z.B. die Schreibkreide und viele Plattenkalke (z.B. aus Solnhofen). Beide werden aus Coccolithen, den Skelettelementen der Coccolithophorida (Abb. 3.9), aufgebaut. Coccolithophorida (d.h. Coccolithen-Träger) sind marine, planktisch lebende Algen, die einen vorwiegend kugeligen, gallertartigen Körper mit aufsitzenden Kalkplättchen (Coccolithen) haben. Der Durchmesser dieser Kalkplättchen liegt bei 2-10 µm. Coccolithophorida gibt es seit dem Mesozoikum, rezent bewohnen sie massenhaft die wärmeren Meeresregionen. Stromatolithe (Algenlaminit): Hier führt die Photosynthese-Tätigkeit von Cyanobakterien zur Abscheidung von Kalkkrusten auf der Oberfläche von Algenmatten, die allmählich flächenhaft nach oben wachsen. Die Algenmatten dienen auch als Sedimentfalle für Mikropartikel => klastischer Anteil möglich. Cyanobakterien sind heute typisch für intertidales bis supratidales Milieu, d.h. der randmarine Ablagerungsraum wird nur bei temporär durch Springtiden und Sturmfluten unter Wasser gesetzt. Die winzigen Kalkausscheidungen der Cyanobakterien bestehen aus Kalzit, der diagenetisch häufig in Dolomit umgewandelt wird. Die Algenmatten werden gelegentlich bei Sturmfluten zertrümmert und umgelagert, wodurch sich Stromatolithbrekzien (Flakestones) bilden können. In den Uferbereichen abgeschlossener tropischer Seen mit rasch wechselnder, teilweise geringer Salinität und schwankendem Wasserpegel siedelten Cyanobakterien am Spülsaum des Ufers und um Schilfhalme, deren äußere Form durch die Krusten des lakustrinen Stromatolithkalks überliefert wurden. Stromatolithe waren besonders im Präkambrium und Altpaläozoikum wichtig, bildeten sich aber auch bis in jüngste Zeit. Stromatolithen sind wichtige Kalkbildner der großen Karbonatplattformen der Nördlichen Kalkalpen. Grünalgenkalke: Grünalgen siedeln typischerweise im flachen, warmen, ruhigen Wasser der Lagunen und sind ebenfalls wichtige Karbonatproduzenten der tropischen Karbonatplattformen. Manche Grünalgen wie z.B. Penicillus zerfallen zu Aragonitnadeln, während andere in ihrer Form erhalten bleiben können. 65 Abb. 3.9: Einige Mikrofossilien, die organogene Sedimente aufbauen (nicht maßstäblich). Rotalgenkalke bilden sich z.B. in etwas größerer Wassertiefe v.a. auf dem tropischen Schelf. Inkrustierende Rotalgen kommen aber auch verbreitet in temperierten Meeren vor und sind sogar wichtige Produzenten der sogenannten Kaltwasserkarbonate, wie sie z.B. an der norwegischen Küste oder im Mittelmeer entstehen. Rotalgen bilden in der Regel Krusten und wachsen auf jedem verfügbaren Untergrund. Durch langsames Wachstum und unregelmäßiges Umwenden können Rhodolithe (Rotalgen-Onkoide) entstehen. Onkoide sind rundliche bis bohnenförmige, konzentrisch-schalige Kalkkörper bis etwa 10 cm Durchmesser, die im Zentrum einen Kern (Muschelrest, kleines Steinchen o.ä.) aufweisen, auf dem die Algen gesiedelt haben. Foraminiferenkalk: Foraminiferen sind tierische Einzeller (Abb. 3.9). Sie leben überwiegend marin und bauen ein ein- oder mehrkammriges Gehäuse (Ø 0,05-50 mm) auf. Baustoff der Gehäuse ist Tektin (eine hornartige Substanz) und agglutinierte Fremdkörper oder Kalzit. Foraminiferen leben benthisch und seit der Kreidezeit auch planktisch. Foraminiferenschlamm ist heute im offenmarinen, pelagischen Bereich sehr verbreitet und ist damit das am weitesten verbreitete rezente organogene Sediment (Globigerinenschlamm). Gelegentlich kommen Großforaminiferen als Gesteinsbildner vor: Fusulinen im Karbon und Perm, Alveolinen und Nummuliten (Nummulitenkalke) im Tertiär. 66 Tabelle 3.4: Lebensräume und Lebensweisen verschiedener Mikroorganismen Wassertemperatur Wassertiefe Lebensraum Lebensweise Skelettmaterial Karbonat Stromatolithen warm gering trockenfallend lakustrin oder marin supratidal sessil Grünalgen warm photische Zone marin, Lagune planktisch Karbonat , sessil temperiert - kalt gering marin, Schelf sessil warm photische Zone offenmarin planktisch Karbonat Foraminiferen temperiert photische Zone Radiolarien temperiert variabel Diatomeen kalt photische Zone Rotalgen Coccolophoriada Karbonat Karbonat / offenmarin, bentisch, Skelettopal / pelagisch, Lagune planktisch agglutinierend offenmarin, planktisch Skelettopal pelagisch offenmarin, planktisch Skelettopal pelagisch Makrofossilreiche oranogene Karbonatgesteine Riffkalk: Besteht aus den Kalkgerüsten von riffbildenden Organismen, z.B. Korallen, Bryozoen, gerüstbildenden Kalkalgen, Schwämmen, Austern etc. Auch Einzelbezeichnungen (Korallenkalk, Bryozoenkalk) sind üblich, wenn eine Art Riffbildner vorherrscht. Schillkalk (Lumachelle): Besteht aus Schalenresten und Bruchstücken von Muscheln sowie auch Brachiopoden und Schnecken, die durch Wellenbewegung oder Strömung zusammengeschwemmt wurden. Brachiopoden sind überwiegend marine Filtrierer mit einem bilateralsymmetrischen, zweiklappigen Gehäuse. Gastropodenenkalk: Besteht aus den Überresten von Schneckenschalen (marin, brackisch oder lakustrin). Echinodermenkalk: Aus den Überresten von Echinodermen (v.a. Seelilien und Seeigeln) aufgebaut. Echinodermen besitzen Skelettelemente aus mm-großen Hoch-Mg-Kalzit-Kristallen, die viele Poren aufweisen. Diagenetisch werden diese Einkristalle in Niedrig-Mg- Kalzit umgewandelt, wobei die Porenräume in derselben kristallographischen Orientierung ausgefüllt werden, die der umgebende Kristall aufweist (epitaktisches Wachstum), d.h. die Skelettelemente der Echinodermen bestehen nach der Diagenese aus je einem Kalzit-Einkristall, erkennbar an der sehr guten Spaltbarkeit (im Ganzen glänzende Spaltflächen). Hieran sind Echinodermenreste immer leicht zu erkennen. Die meisten Echinodermenkalke sind aus den Stielgliedern von Seelilien (Crinoiden) aufgebaut und werden dann auch als Crinoidenkalke bezeichnet, z.B die Trochitenkalke des oberen Muschelkalks (Trochiten – Stielglieder der Seelilie Encrinus). Cephalopodenkalk: Aufgebaut aus den mit Sediment verfüllten Gehäusen von Cephalopoden (Ammoniten, Ceratiten, Orthoceraten etc.). 67 Abb. 3.10: Einige der Makrofossilien, die organogene Sedimente aufbauen (nicht maßstäblich, zusammengestellt nach Lehmann & Hilmer 1997). Synsedimentär-veränderte organogene Karbonatgesteine Schwammkalk: Kalksteine aus Kalkschwämmen oder sekundär verkalkten Kieselschwämmen (Malm, Schwäbische Alb). Die Schwämme sind manchmal im Anschlag als dunklere, strukturierte Stellen erkennbar, die typischerweise die Form von Kegelschnitten zeigen, da die meisten Schwämme teller- bis spitzkegelige Körper aufbauen. Kalkmergel: Dieses Gestein besteht aus umgelagertem Mikrit, der aus zerfallenen Organismenresten hervorging, und einer Beimengung von Ton (z.B. Malm beta, Schwäbische Alb). 68 Knollenkalk: Solche Kalke bilden sich verbreitet bei sehr geringer Sedimentationsrate (Mangel- oder Hungersedimentation) in tieferem Wasser. Die Kalke bestehen aus Mikrit und manchmal aus den ursprünglich aragonitschaligen Cephalopoden und anderen Makroresten, die aber kaum erhalten bleiben. Diese Kalke weisen durch starke Lösungsvorgänge am Meeresboden eine knollige Struktur auf und sind meist auffällig bunt oder rot gefärbt, weil durch die Mangelsedimentation und Tiefenströmungen Eisen angereichert wird. Diese roten Knollenkalke entstehen auch auf Schwellen im offenen Meer, wo Strömungen die Sedimentation behindern und sauerstoffreiches Wasser zur Bildung von Hämatit (Fe2O3) führt, der in feinen Partikeln die Rotfärbung verursacht. Diagenetisch-veränderte organogene Karbonatgesteine Dolomit ist ein häufig gelbliches, oft grobkörniges (zuckerkörniges) Gestein, das aus dem Mineral desselben Namens aufgebaut wird. Dolomit kann zwar frühdiagenetisch in Lagunen gebildet werden, dann bleiben meist auch die Reste der karbonatproduzierenden Organismen, in der Regel Cyanobakterien, erhalten (s.o.). Bei weitem häufiger beobachtet man die Umwandlung von Kalkstein durch diagenetische Reaktion durch teilweisen Ersatz von Ca durch Mg (z.B. im Mischungsbereich von Meer- mit Süßwasser oder beim Rückströmen hypersaliner Lösungen von Lagunen Richtung Meer). Bei diesem Vorgang werden Fossilien oder andere Strukturen zumeist zerstört. Rauhwacke ist ein poröser, löchriger Dedolomit (Ersetzung von Dolomit durch Kalzit unter Einwirkung Careicher Wässer). Bei der Entstehung von Rauhwacken können zwei grundsätzliche Schritte unterschieden werden. Zunächst entsteht durch diagenetische Lösung von Evaporiten (Gips, Anhydrit) aus DolomitEvaporit Wechselfolgen kalzitisch-zementierte Dolomitbrekzien (Lösungsbrekzien). Im zweiten Schritt wittert der Dolomit selektiv aus der kalzitischen Matrix heraus. Zurück bleibt ein löchriger Kalkstein, der Zellendolomit oder Rauhwacke genannt wird. Typischerweise kommen Rauhwacken im Mittleren Muschelkalk und im Zechstein vor. Neben reinen Kalksteinen treten auch organogene Sedimentgesteine auf, die nicht nur aus Kalzit aufgebaut werden, sondern Mischungen aus Kalzit mit anderen Mineralen darstellen. Die wichtigsten dieser Gesteine sind: Kalzit + Quarz: kieseliger Kalkstein (hart) – wird bei den kieselig-organogenen Sedimentiten behandelt Kalzit + Bitumen (organische Substanz): bituminöser Kalkstein, Stinkkalk (dunkel, riecht beim Anschlagen) – wird unten bei den Kaustobiolithen behandelt (s.u.) Kalzit + Tonminerale: Kalkmergel und Mergel (ähnelt einem weichen bis mürben Kalk) – wurde oben bei den synsedimentär veränderten organogenen Karbonaten angesprochen 69 KIESELIG-ORGANOGENE SEDIMENTGESTEINE Kieselige Sedimentgesteine bestehen hauptsächlich aus den kieseligen Hartteilen von Einzellern oder anderen Organismen, die ein Skelett aus amorpher Kieselsäure (sog. Skelettopal) besitzen. Skelettopal ist nicht stabil, sondern kristallisiert bei Diagenese zu sehr feinkörnigen SiO2-Modifikationen um (Chalcedon, Quarz). Radiolarit: Hauptbestandteil sind Gehäuse von Radiolarien (Abb. 3.9), planktonisch lebenden marinen Einzellern aus der Gruppe der Actinopoda (Strahlentierchen). Ihre Größe beträgt zwischen 0,1-0,5 mm. Radiolarienschlamm findet sich als Tiefseesediment unterhalb der CCD vor allem der niederen Breiten (Abb. 3.8). Radiolarit ist sehr hart, dicht, scharfkantig brechend mit muscheligem Bruch. Seine Farbe ist meist rötlich, aber auch orange, grün, grau, braun oder schwarz. Obwohl die Diagenese Sedimentstrukturen in Radiolariten oft auslöscht, kann man diese durch Röntgenstrahlen manchmal sichtbar machen. Eine Besonderheit stellt der plattig-spaltende Kieselschiefer (Lydit) dar. Im Unterschied zu Radiolarit ist er meist schwarz, die feine Lagigkeit kann auch mit bloßem Auge gut aufgelöst werden. Kieselkalk: Unterschiedlich gefärbt (rot, schwarz, braun, grau) sind Kieselkalke durch diffus verteilte Kieselskelette und eine entsprechende Härte gekennzeichnet. Kieselkalke reagieren unterschiedlich stark mit Salzsäure. Sie entstehen im pelagischen Milieu durch ähnlich starke Produktion kalkigen und kieseligen Planktons im Oberflächenwasser. Aus unterschiedlichen Gründen kommt es bei der Diagenese dieser Sedimente nicht zu einer Trennung von Kalzit und Kieselsäure (keine Konkretionsbildung), wie sie bei Hornsteinkalken beobachtet wird. Hornsteinkalk (Chert): Entsteht zunächst wie Kieselkalk. Häufige Produzenten kieseligen Skelettmaterials sind Radiolarien. Bei der Diagenese wird ein Großteil des kieseligen Skelettmaterials gelöst und in der Schicht als Konkretion wieder ausgefällt. Diese Konkretionen sind allerdings noch kalkhaltig (teilweise noch mit HCl nachweisbar). Die Hornsteine haben von ihrem dichten, hornartigen Aussehen ihren Namen. Eine intensivere, rote, grüne oder meist schwarze Färbung ist allgemein in den kieseligen Anteilen der Hornsteinkalke zu beobachten. Feuerstein (Flintstone): Feuersteine sind wie Hornsteine diagenetisch durch Stoffwanderung entstandene Kieselknollen (nodules), die in bestimmten Kalksteinen häufig sind. Das SiO2 stammt i.W. aus den Skelettelementen von Kieselschwämmen (Schwammnadeln). Die unregelmäßig geformten FeuersteinKonkretionen der Kreideformation Nordeuropas (z.B. Rügener Kreidefelsen) sind in Coccolithenkalk eingebettet und können bis zu einem Meter Länge erreichen und sind völlig kalkfrei. Kieselgur (Diatomeenerde): Die Kieselgur besteht i.W. aus Diatomeen, d.h. einzelligen Grünalgen mit einem zweiklappigen Gehäuse aus amorpher Kieselsäure. Diatomeen leben sowohl im Süß- als auch im Meerwasser. In hohen Breiten bildet Diatomeenschlamm das Tiefseesediment unterhalb der hier wesentlich höher liegenden CCD. Als rezentes Lockersediment lakustriner Bildung ist Diatomeenerde ein extrem leichtes, hochporöses, helles und weiches Gestein mit einem enormen Adsorptionsvermögen. Sie wird als Filtermaterial (auch im Lebensmittelbereich) und als Isolationsmaterial verwendet. Darüber hinaus findet sie Verwendung als Schleif- und Poliermittel (z.B. in Zahnpasta) und als Trägersubstanz für Sprengstoff (Dynamit). Lakustrine Diatomeenerde ist aufgrund des Porenwassercharakters viel weniger von den diagenetischen Umbildungsprozessen betroffen als marine Diatomeenschlämme. 70 Abb. 3.11: Die verschieden Typen von pelagischen (Tiefsee-) Sedimenten spiegeln durch Ihr Vorkommen unterschiedliche Lebensbedingungen wieder. Neritische Sedimente = Sedimente der Flachwasserfazies. 71 PHOSPHATISCHE SEDIMENTGESTEINE Das wichtigste Mineral der phosphatischen Sedimente ist Apatit: Ca5(PO4)3(F, Cl, OH). Phosphate treten in Sedimentgesteinen meist als Matrix auf. Andere Erscheinungsformen sind diagenetische Phosphat-Knollen (Phosphorite) und mechanische Anreicherungen phosphatischer Hartteile von Organismen (z.B. Knochen und Zähne) in Form von bonebeds und Guano. Apatit baut die phosphatischen Hartteile von Organismen auf (Zähne, Knochen, Schuppen der Wirbeltiere). Ein Gestein, das reich an solchen Organismenresten ist, wird Bonebed (oder Knochenbrekzie) genannt. Ein Bonebed findet sich z.B. auf dem in Küstennähe abgelagerten Rhätsandstein an der Basis des Jura bei Pfrondorf (Tübingen). Phosphorite entstehen in marinen Auftriebsgebieten (Upwelling-Gebiete). Hier mischt sich kaltes nährstoffreiches Tiefenwasser mit warmem O2-reichem Oberflächenwasser, was zu einer hohen Primärproduktion von PO4-reichem organischem Material (Plankton, Fische etc.) führt. Der Auftriebsprozess wird durch ablandige Winde angetrieben, die Oberflächenwasser von der Küste wegdrücken. Das entstehende Defizit wird durch Nachströmen von Tiefenwasser entlang des Kontinentalhanges ausgeglichen. Durch Oxidation des entstandenen organischen Materials entstehen reduzierende Bedingungen im Meerwasser. Dabei werden durch diagenetische Mobilisation Kalkschalen durch Phosphat ersetzt und es kommt zur Bildung von Knollen in Faustgröße. Abb. 3.12: Modell der Phosphorit-Genese. Phosphat-Knollen bilden sich diagenetisch an Kontinentalhängen (aus CHAMLEY 1990). Bonebed: Die phosphatischen Hartteile von Organismen (Zähne, Knochen, Schuppen der Wirbeltiere) werden aus Apatit [Ca5(PO4)3(F, Cl, OH)] gebildet. Ein Gestein, das reich an solchen Organismenresten ist, wird Bonebed (oder Knochenbrekzie) genannt. Dabei waschen konstante Strömungen feines Sediment aus, dichterer Apatit reichert sich an. Ein Bonebed findet sich z.B. auf dem in Küstennähe abgelagerten Rhätsandstein an der Basis des Jura bei Pfrondorf (Tübingen). Bonebeds sind typische Faziesanzeiger für marine Transgressionsflächen. Guano: Zu den phosphatischen Sedimentgesteinen gehört auch der Guano (Höhlenguano). Dieser wird aus den phosphathaltigen Exkrementen von Seevögeln bzw. Fledermäusen gebildet und stellt wie der Phosphorit einen natürlichen Phosphatdünger dar. 72 KAUSTOBIOLITHE Kaustobiolithe sind brennbare Gesteine (griech. Kausis: das Verbrennen). Im terrestrischen Bereich entsteht durch organische in-situ Bildung Kohle. Im marinen Bereich kommt es durch Transport und Ablagerung von organischem Material aus Suspension zur Bildung von Ölschiefer und Bitumenmergel. Kohle: Der bedeutendste Kaustobiolith ist die Kohle, die aus der Inkohlung von pflanzlichen Stoffen entsteht. Inkohlung ist ein diagenetischer Prozess, der mit zunehmender Versenkungstiefe und Temperaturerhöhung zur Anreicherung von elementarem Kohlenstoff führt. Eine Beschränkung der Sauerstoffzufuhr verhindert die Verrottung des organischen Materials und seine Oxidation zu CO2. Es gibt paralische Kohlenwälder, die im Küstenbereich gebildet werden (Teile der Ruhrkohle), und limnische Kohlen, die in Mooren, verlandenden Seen und Flussauen gebildet werden (Tertiär der Niederrheinischen Bucht, Saarkohle). Der makroskopisch bedeutendste Unterschied von Braunkohle zu Steinkohle ist das Fehlen von Pflanzenstrukturen in der Steinkohle und ihr deutlicher Glanz. Tabelle 3.5: Der Inkohlungsgrad zeigt den Anteil an elementarem Kohlenstoff eines Kaustobiolithes Pflanzen: Holz Torf Lignit Braunkohle Steinkohle Anthrazit 80% flüchtige Bestandteile (Wasser, Kohlenwasserstoffe) 65 % flüchtige Bestandteile 55 % flüchtige Bestandteile 50 % flüchtige Bestandteile 45 % flüchtige Bestandteile <10 % flüchtige Bestandteile Ölschiefer: Im Gegensatz zur Inkohlung führt die Bituminierung zur Bildung von Kohlenwasserstoffen. Ausgangsprodukt sind hier Algen und tierisches Material (Plankton u.a.). Der Ölschiefer ist ein Schieferton mit einem hohen Gehalt an organischer Substanz (15-20 % Bitumengehalt), der sich als Faulschlamm (Sapropel) abgelagert hat. Dieser Faulschlamm bildet sich im anoxischen (euxinischen) Milieu, d.h. unter Sauerstoffabschluss. Die sauerstofffreie Zone beginnt oft bereits über dem Bodenniveau, so dass kein Bodenleben möglich ist und die Sedimentation ruhig und ohne Bioturbation erfolgt. Ölschiefer zeichnen sich durch ungestörte Fossilerhaltung (z.T. mit Weichteilen) aus. Rezent bilden sich solche Faulschlämme, z.B. im Schwarzen Meer. Ein fossiles Beispiel ist der Posidonienschiefer (Jura) mit der Fossillagerstätte Holzmaden. Bitumenmergel/bituminöser Kalk: Ein weiterer produktiver Horizont des Posidonienschiefer ist ein bis zu 30 cm mächtiger kalkiger Horizont, der beim frischen Anschlag intensiv nach Kohlenwasserstoffen riecht. Es scheint, dass die Karbonatdiagenese die flüchtigen Kohlenwasserstoffe hier besser einschließen konnte als der Ölschiefer. Ein produktiver Horizont mit einer Ausdehnung in der gesamten Paratethys (also bis Zentral-Asien) wurde zu Beginn des Oligozäns gebildet. Die Stücke unserer Sammlung zeigen, dass außer marinem organischen Material auch Blätter und Holzstücke und somit viel terrestrischer Kohlenstoff eingetragen wurde. Derartige Horizonte mit viel terrestrischem Kohlenstoff kennzeichnen auch viele anoxische Ereignisse mit SapropelHorizonten in anderen Becken (Adria: Pliozän-Pleistozän; Atlantik, Vocontisches Becken: Kreide). Bei größeren Versenkungstiefen wird das Bitumen als flüchtiger Bestandteil mobilisiert, die Kohlenwasserstoffketten werden in kürzere zerlegt und das Bitumen wandert als Erdöl aus dem Ölschiefer oder den bituminösen Kalken (Erdölmuttergestein) aus. Es kann sich unter geeigneten Bedingungen in porösen Sandsteinen, Riffkalken o.ä. (Erdölspeichergestein) sammeln. 73 Abb. 3.13: Typische sogenannte „Erdölfallen“ Abb. 3.14: „Das Erdölfenster“ 74 Kursfragen "Sedimentgesteine" Was sind Sedimentgesteine und wie werden sie untergliedert? Wie bezeichnet man den Prozess der Gesteinsentstehung? Beschreiben Sie eine Grauwacke! Wie und woraus entsteht Kohle? Wie werden klastische Sedimentgesteine unterteilt? Was ist eine Arkose? Welche Sedimentstrukturen gibt es in klastischen Sedimentgesteinen? Nennen Sie schlecht sortierte klastische Sedimentgesteine, die im terrestrischen, wie im marinen Milieu gebildet werden. Beschreiben Sie den Transport- und Ablagerungsprozess dieser Sedimente. Beschreiben Sie einen Turbidit. Wie entsteht er? Welche Minerale bauen chemische Sedimente auf? Reihen Sie diese nach ihrer Löslichkeit von schwer bis leichtlöslich ein! Was ist ein Oolith und wie entsteht er? Wie unterscheiden Sie Kalzit, Dolomit, Gips, Anhydrit, Steinsalz und Kalisalze? Welche Faktoren beeinflussen die Kalzit Ausfällung? Nennen Sie entsprechende Gesteine und die dazugehörigen Ablagerungsräume. Welche Karbonatminerale kennen Sie? Welche Nomenklatur für Karbonate kennen Sie? Was sind organogene Sedimentgesteine? Welche Organismen tierischer und pflanzlicher Natur bauen organogene Sedimentgesteine auf? Wie setzt sich Tonstein, Mergel und Schreibkreide zusammen? Nennen Sie kieselige Sedimentgesteine! Was ist Bioturbation? Wie und wo entstehen Lößablagerungen? Wie bildet sich ein Hornsteinkalk? 75 IV. METAMORPHE GESTEINE Metamorphose ist die Umwandlung eines Gesteins unter sich ändernden Druck- und Temperaturbedingungen. Diese Veränderung vollzieht sich durch Umkristallisation unter Beibehaltung des festen Zustands mit (dynamische) oder ohne (statische) Verformung des Gesteinsgefüges. Die Grenze zur Diagenese wird bei einer Temperatur von etwa 200oC gezogen. Die Obergrenze der Metamorphose wird durch die Aufschmelzung (Anatexis) des betreffenden Gesteins definiert, was dann den Übergang zu magmatischen Prozessen markiert. Diese Temperaturgrenze ist je nach Gesteinstyp verschieden da die Temperatur der beginnenden Aufschmelzung eines Gesteins nicht nur vom Druck und Temperatur, sondern auch vom Chemismus des Gesteins und der Menge des anwesenden Fluids abhängig ist. Die Zunahme von Druck und Temperatur kann Folge sehr unterschiedlicher geologischer Ereignisse sein und es werden (unter anderem) folgende Haupttypen der Metamorphose unterschieden (Abb. 4.1). Abb. 4.1: Metamorphosetypen (aus Markl, 2008) • • • • • 76 Regionalmetamorphose: Sie ist in Bereichen intensiver Krustenbewegungen, also im Orogenbereich, verbreitet. Sie erfolgt unterhalb von 5-6 km Tiefe, wobei Druck, Temperatur und Durchbewegung wirken (dynamische Metamorphose). Subduktionszonenmetamorphose: Sie ist durch hohe Drucke bei relativ niedrigen Temperaturen gekennzeichnet. Sie tritt in Subduktionszonen auf, wo kaltes Gesteinsmaterial rasch in die Tiefe verfrachtet wird. Kontaktmetamorphose: Sie ist eine temperaturbetonte statische Metamorphose (d.h. ohne wesentliche Durchbewegung) bei relativ geringem Umgebungsdruck in der direkten Umgebung von Plutonen, die in deutlich kühleres Nebengestein eindringen. Ozeanbodenmetamorphose findet an mittelozeanischen Rücken statt, wo das kalte Meerwasser durch die neugebildeten, noch mehrere hundert Grad heißen basaltischen Gesteine zirkuliert. Reaktionen zwischen Wasser und Gestein führen zur Veränderung des Ausgangsgesteins durch Neubildung schwach metamorpher Minerale wie z.B. Chlorit und Albit aus Pyroxen bzw. Plagioklas. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen Prozess, bei dem Meerwasser Na an den heißen Basalt abgibt und dabei Ca vom Basalt aufnimmt. Dieser chemische Austausch zwischen basaltischen Gesteinen und Meerwasser wird Spilitisierung genannt. Die Impaktmetamorphose (Stoßwellenmetamorphose) hat nur lokale Bedeutung und wird durch Einschläge von Meteoriten erzeugt. Extrem hohe Drücke und Temperaturen können Aufschmelzung und Verdampfung des kosmischen Körpers und des Nebengesteins zur Folge haben. Im Nördlinger Ries entstand so vor ca. 14.7 Millionen Jahren der Suevit, eine verschweißte Brekzie mit blasig erstarrtem Gesteinsglas. IV.1 AUSWIRKUNGEN DER METAMORPHOSE Temperatur (T) und Druck (p) nehmen in der Erde mit zunehmender Tiefe zu. Die Rate dieser Temperaturzunahme ist der geothermische Gradient und beträgt im Durchschnitt etwa 30o C/km, variiert jedoch je nach plattentektonischer Position, Krustenalter und -zusammensetzung zwischen ca. 5 und ca. 60o C/km. Der geologisch relevante p-T Bereich wird in verschiedene Felder aufgeteilt, die als Faziesfelder bezeichnet werden (Abb. 4.2). Die Namen der Felder wurden nach metamorphen, basaltischen Gesteinen vergeben, die z.B. in der Blauschieferfazies tatsächlich als blaue Schiefer vorliegen. Die Faziesnamen gelten allerdings für alle Gesteine unter den für diese Fazies charakteristischen p-T Bedingungen, obwohl z.B. ein grünschieferfazieller Kalkstein nicht als grüner Schiefer vorliegen wird. Die Begrenzung der Felder untereinander wird durch bestimmte Mineralreaktionen in basischen Gesteinen vorgenommen (siehe dazu später). Eine metamorphe Fazies wird mit einer bestimmten Gesteinsart umschrieben (z.B. Blauschieferfazies). Diese Bezeichnungen stehen stellvertretend für Mineralparagenesen, d.h. eine Gruppe von Mineralen die sich unter etwa gleichen p-T Bedingungen bilden. Die Minerale, die eine Zone oder Fazies charakterisieren, werden Indexminerale genannt. Die Kontaktmetamorphose umfaßt die Hornfels – und Sanidinitfazies, die Regionalmetamorphose die Zeolith-, Grünschiefer-, Amphibolitund Granulitfazies und die Hochdruckmetamorphose die Blauschieferund Eklogitfazies. Abb. 4.2: Haupttypen der Metamorphose im DruckTemperatur-Diagramm mit den Feldern der verschiedenen metamorphen Fazies (nach Press & Siever, 1995). Ein Gestein, das durch geologische Prozesse sich ändernden Druck- und Temperaturbedingungen ausgesetzt wird, reagiert darauf durch ständige Phasenumwandlungen und Gefügeumwandlungen. Während der Versenkung in größere Tiefen (prograde Metamorphose) entstehen dabei neue Mineralvergesellschaftungen, und während der Exhumierung an die Erdoberfläche (retrograde Metamorphose) passen diese sich den sich ändernden p-T Bedingungen weiterhin an. Im Idealfall würde dies bedeutet, dass ein Sediment, das subduziert wird und danach wieder an die Oberfläche gebracht würde, nachher aussehen würde wie vorher – dies ist zum Glück nicht der Fall: Neben der Thermodynamik, die bestimmt, welche Mineralvergesellschaftung zu welchen Bedingungen stabil ist, bestimmt die Kinetik, ob und wie schnell Mineralreaktionen tatsächlich stattfinden. Da die Reaktionskinetik vor allem von der Temperatur abhängt, bedeutet dies, dass Gesteine in der Regel ihre maximalen Metamorphosebdingungen zeigen und die Anpassung eines Gesteins bei der anschließenden Heraushebung wesentlich schlechter, d.h. langsamer von statten geht. Durch Phasenumwandlungen infolge chemischer Reaktionen werden die ursprünglichen Minerale des Gesteins durch neue metamorphe Minerale ersetzt. Diese chemischen Austauschprozesse können nur unter dem Vorhandensein von Fluiden (meist H2O oder CO2) stattfinden, die als Transportmedium (Diffusionsmedium) dienen – ohne Fluide keine Metamorphose! Die Art der neuen, metamorph gewachsenen Minerale ist charakteristisch sowohl für entsprechende Metamorphosebedingungen als auch für das jeweilige Ausgangsgestein (Protolith). 77 Besitzen die neugebildeten metamorphen Gesteine einen mehr oder weniger gleichen Chemismus wie das Ausgangsgestein, spricht man von isochemischer Metamorphose. Der Chemismus eines Gesteins kann sich aber auch erheblich ändern, wobei heiße Lösungen (Fluide) durch das Gestein zirkulieren und verschiedene Elemente austauschen können (allochemische Metamorphose = Metasomatose). D.h. die Ozeanbodenmetamorphose (siehe oben) ist eine ausgesprochen allochemische Metamorphose und kann somit auch als Metasomatose bezeichnet werden. Für ein Gestein bedeutet die Versenkung in zunehmende Tiefe und die spätere Exhumierung an die Erdoberfläche eine ständige Druck- und Temperaturänderung. Dadurch ergibt sich ein so genannter DruckTemperatur Pfad, oder P-T-Pfad (Abb. 4.3). Die Maximaltemperatur wird dabei erst später erreicht als der Maximaldruck. Die Aufheizung des Gesteins wird als prograde Metamorphose bezeichnet. Nach Erreichen der Maximaltemperatur beginnt der Gesteinskörper wieder abzukühlen. Dabei kann es bei geeigneten Bedingungen (z.B. langsame Exhumierung, Anwesenheit von Fluiden) zu retrograden Mineralreaktionen kommen (siehe dazu später). Abb. 4.3: Schematischer P-T-t-Pfad (aus Markl, 2008) Die Kristallisation von metamorphen Mineralen führt außerdem zu Gefügeumwandlungen. Die Einregelung von Mineralen oder das orientierte Wachstum neugebildeter Minerale erzeugt eine Schieferung, die besonders ausgeprägt ist, wenn viele Schichtsilikate (Glimmer, Chlorit) vorhanden sind. Kalzit, Quarz u.a. Minerale können in plastischem Zustand geplättet oder gelängt und so in die Schieferung eingeregelt werden. Bei hochgradiger Metamorphose kann es zu einer teilweisen Aufschmelzung (Anatexis) des Gesteins kommen. Diese Gesteine werden als Anatexite oder Migmatite bezeichnet. Ab etwa 650o C beginnen Gemische aus Quarz, Alkalifeldspat und Plagioklas zu schmelzen. Schreitet die Aufschmelzung weiter fort, bilden sich am Ende Magmenkörper, die in die höhere Kruste aufsteigen können. Eine statische Metamorphose findet unter allseitigem, lithostatischem Druck ohne gerichteten, tektonischen Druck statt. Die Kontaktmetamorphose läuft typischerweise unter statischen Bedingungen ab. Tritt eine Durchbewegung des Gesteins infolge eines gerichteten Drucks (Stress – in Verbindung mit Faltung oder Überschiebung) auf, wird von dynamischer Metamorphose gesprochen. Sichtbares Zeichen dieses gerichteten Drucks ist eine irreversible Verformung des Gefüges und Einregelung vorhandener und neugebildeter Mineralkörner, die zur Schieferung führt. Diese ist besonders deutlich entwickelt, wenn der Chemismus des Gesteins die Bildung von Schichtsilikaten (Glimmer, Chlorit) ermöglicht. Dadurch entsteht eine bevorzugte Spaltbarkeit des Gesteins. Glimmerschiefer zeigen daher immer eine ausgeprägte Schieferung. 78 Die duktile (zähplastische) Verformung von Mineralen ist von den entsprechenden p-T Bedingungen abhängig und für jedes Mineral spezifisch. Quarz ist ab ca. 300o C duktil verformbar, der Feldspat behält jedoch bis ca. 500o C sein sprödes Verhalten bei. So können duktile und bruchhafte Erscheinungsformen innerhalb eines Gesteins nebeneinander auftreten. Eine intensive Verformung des Gesteins findet in duktilen Scherzonen statt, entlang derer zwei Gesteinskörper bruchlos aneinander vorbeibewegt werden. Dadurch wird das Gefüge stark verändert. Die Minerale kristallisieren unter Kornverkleinerung vollständig um und es entsteht ein Mylonit. Er ist durch seine Feinkörnigkeit, enge Schieferung und eine Streckungslineation gekennzeichnet. Während duktile Verformung ab einer gewissen Temperatur (bei Quarz über 300 oC) auftritt, reagiert das Gestein bei kalter Beanspruchung durch bruchhafte Verformung (Kataklase). Starke Kataklase führt zur Bildung eines Kataklasits oder einer tektonischen Brekzie. Durch kurzzeitige Bewegungen entlang von Störungszonen, die durch Erdbeben verursacht werden, kann es lokal (in cm bis dm großen Bereichen) zu Aufschmelzungen des Gesteins und somit zur Bildung eines Pseudotachylits kommen. Durch das kalte, umliegende Gestein wird die Schmelze rasch zu einem schwärzlich-braunen Gesteinsglas abgekühlt, meist vermengt mit Bruchstücken aus dem ursprünglichen Gestein. Bei dem Studium metamorpher Gesteine sind also zwei verschiedene Gesichtspunkte relevant: 1. Was genau ist diesem Gestein zugestoßen? Die Metamorphosebedingungen eines Gesteines können anhand der Mineralparagenese im Handstück abgeschätzt werden. Die Abschätzung der Druck-Temperatur Bedingungen ermöglicht dann Aussagen über den Verlauf der Versenkung des Gesteins. Die Gesteine liefern also Hinweise auf die plattentektonische Position, unter denen sie entstanden sind und auf die Prozesse, die bei deren Bildung eine Rolle gespielt haben. In manchen Fällen können auch retrograd gewachsene Minerale beobachtet werden, die Hinweise auf die Aufstiegs- und Exhumierungsgeschichte des Gesteins geben können (siehe dazu später). 2. Um was für ein Gestein handelte es sich dabei vorher? Da bestimmte metamorphe Minerale nicht nur klar definierte Stabilitätbereiche besitzten, sondern auch charakteristisch für verschiedene Ausgangsgesteine sind, ist es außerdem möglich Rückschlüsse auf das nicht metamorphe Ausgangsmaterial des Metamorphits (Protolith) zu ziehen. 79 IV.2 MINERALE METAMORPHER GESTEINE Viele der schon bei den magmatischen und sedimentären Gesteinen besprochenen Minerale sind auch in den metamorphen Gesteinen gesteinsbildend: Quarz, Feldspäte, Glimmer, Amphibole, Pyroxene, Kalzit, Dolomit. Eine Reihe weiterer wichtiger Minerale bzw. Mineralgruppen sind dagegen für Metamorphite charakteristisch. Die Bildung der entsprechenden Minerale ist vom Chemismus des Ausgangsgesteins und von den jeweiligen Druck- und Temperaturverhältnissen abhängig. Die Al2SiO5-Gruppe Eigensch. Andalusit Sillimanit Disthen chem. Form. Al2SiO5 weiß, rosa, schwärzlich durch Einschlüsse leistenförmig, prismatisch Al2SiO5 Al2SiO5 blau bis gräulich, durchscheinend, weiß Härte 7½ 6 bis 7 Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgesteine gut 3,16 bis 3,20 g/cm3 Pelite Regional- und Kontaktmetamorphose Cordierit, Granat sehr gut 3,3 g/cm3 Pelite Regional- und Kontaktmetamorphose Granat, Cordierit Farbe Form Metamorphose Typ Vergesellschaftung gehören die Zur Al2SiO5-Gruppe Minerale Andalusit, Sillimanit und Disthen (Kyanit). Sie sind chemisch gleich, unterscheiden sich also nur in der Struktur und bilden Druck- und Temperatur-abhängige Modifikationen. Der Andalusit besitzt die geringste Dichte und ist auf den Bereich mit geringem Druck, aber mittleren bis hohen Temperaturen beschränkt. Bei höherem Druck bildet sich Disthen. Bei sehr hohen Temperaturen und nicht zu hohem Druck bildet sich Sillimanit (Abb. 4.4). Abb. 4.4: p-T Diagramm mit Faziesfeldern und den Stabilitätsfeldern der drei Al2SiO5-Polymorphe Andalusit, Sillimanit und Disthen (Kyanit). 80 weiß oft nadelige bis faserige Aggregate (Fibrolit) leistenfärmig, flach 4-4,5 und 6-7 in unterschiedlichen Richtungen sehr gut 3,55 bis 3,66 g/cm3 Pelite Regional- und HochdruckMetamorphose Granat, Staurolith Granat-Gruppe Eigenschaften Granat chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgesteine Vorkommen metamorphe Fazies (Fe, Mn, Ca, Mg)3(Al, Fe3+)2[SiO4]3 meist rot, rotbraun oft idiomorph als Rhombendodekaeder 6 ½ bis 7 ½ Keine 3,5 – 4,3 g/cm3 meist pelitische Gesteine, auch Basalte (Pyrop), Karbonatgesteine (Grossular) Glimmerschiefer, Granulit, Eklogit, Blauschiefer, Skarne in vielen Gesteinen ab der mittelgradigen Metamorphose (höherer Grünschieferfazies), auch Kontakt- und Hochdruckmetamorphose Almandin (Fe²+- reich) Grossular (Ca-reich) Pyrop (Mg-reich) Farbe Dichte Ausgangsgesteine rot, bis braunrot 4,32 g/cm3 Pelite gelblich braun 3,59 g/cm3 Mergel Vorkommen Glimmerschiefer Skarn Metamorphose Typ Regionalmetamorphose Vergesellschaftung Disthen, Staurolith, Sillimanit Kontakt- und Regionalmetamorphose rot bis hellrosa 3,58 g/cm3 Basalt Eklogit, Blauschiefer, Weißschiefer Hochdruckmetamorphose Disthen, Staurolith, Sillimanit Omphazit, Disthen Granate gehören zur Gruppe der Inselsilikate, sind kubisch und sind zusammen mit der Härte und der schlechten Spaltbarkeit meist an ihren charakteristischen isometrischen Kristallformen zu erkennen (Abb. 4.5). Die Farbe variiert je nach Zusammensetzung beträchtlich. So ist Ca-Al-reicher Granat (Grossular) hell gelblich bis gelblich braun, während Fe-reicher Granat (Almandin) rot bis rotbraun ist. Die wichtigsten Granat Endglieder lauten: Mg3Al2(SiO4)3: Pyrop Fe3Al2(SiO4)3: Almandin Mn3Al2(SiO4)3: Spessartin Ca3Cr2(SiO4)3: Uwarowit (selten!) Ca3Al2(SiO4)3: Grossular Ca3Fe2(SiO4)3: Andradit Abb. 4.5: Charakteristische Kristallformen von Granat. Chlorit Eigenschaften Chlorit chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgesteine Vorkommen metamorphe Fazies Vergesellschaftung (Mg,Fe,Al)6 Si4O10 (OH)8 grün, dunkelgrün plättchenförmig, ähnlich den Glimmern 2-2 ½ vollkommen (001) 2,6-3,3 g/cm3 vor allem Basalte und Tonsteinen Grünschiefer, Glimmerschiefer Grünschieferfazies, oft auch bei retrograder Metamorphose Epidot, Aktinolith bzw. Muskovit, Chloritoid 81 Chlorit bildet ein Indexmineral für die Zeolith- und Grünschieferfazies. Es handelt sich um ein glimmerähnliches, grünes Schichtsilikat, das meist feinkörnig vorliegt. Die grüne Gesteinsfarbe vieler metamorpher und magmatischer Gesteine wird durch Chlorit hervorgerufen (z.B. Grünschiefer). Chlorit wird vielfach auch bei der Retrogradierung von höhermetamorphen Paragenesen mit Mg-Fereichen Mineralen wie Pyroxen, Amphibol, Biotit oder Granat gebildet. Retrogradierung findet statt, während ein Gestein eines hohen Metamorphosegrades beim Aufstieg aus der Tiefe abkühlt und damit in einen niedereren Metamorphosegrad zurückgeführt wird. Die Umbildung verläuft allerdings meist unvollständig ab, da bei der vorangegangenen prograden Metamorphose das Gestein bereits entwässert wurde und dieses Wasser nun als Transportmedium für die ablaufenden Mineralreaktionen fehlt. Deshalb sind in diesen Gesteinen oft reliktische, nur zum Teil retrograd umgewandelte Minerale zu erkennen (z.B. Granat mit Rändern aus Chlorit). Ohne das Vorhandensein von Wasser und ohne tektonische Durchbewegung findet keine Retrogradierung statt. Serpentin-Gruppe Eigenschaften Serpentin (Chrysotil, Lizardit, Antigorit) chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Dichte Ausgangsgesteine metamorphe Fazies Vergesellschaftung Mg6 [Si4O10](OH)8 grün, schwarzgrüne dichte Massen derb, schuppig, faserig, wachsartiger-speckiger Glanz 3–5 2,5 – 2,6 g/cm3 Peridotite hydrothermale Umwandlung aus Olivin und Orthopyroxen, niedriggradige Metamorphose Olivin, Pyroxen, Magnesit, Magnetit Eigenschaften Talk chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgesteine Vorkommen metamorphe Fazies Vergesellschaftung Mg3 Si4O10 (OH)2 weiß bis hellgrün, blättrig, ähnlich den Glimmern, aber viel weicher (seifig) 1 vollkommen 2,7 g/cm3 unreine Kalksteine, Peridotite Marmore, Serpentinite Grünschieferfazies Aktinolith, Chlorit, Kalzit, Dolomit Talk Epidot-Gruppe Eigenschaften Epidot (Klinozoisit-Pistazit) chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgesteine metamorphe Fazies Ca2 (Al,Fe) Al2Si3O12 (OH) gelbgrün, pistaziengrün, selten farblos stengelig oder derb 6-7 vollkommen (100) 3,35-3,45 g/cm3 v.a. Basalte meist Grünschieferfazies, aber Hochdruckmetamorphose Aktinolith, Albit, Chlorit, Granat, Glaukophan Vergesellschaftung 82 auch Pistazit (mit Fe3+) und Klinozoisit (Mit Al statt Fe3+) bilden die Endglieder der Mischreihe der Epidotgruppe. Eine besondere Variante ist der rosafarbene Piemontit durch den Einbau von Mn. Der Zoisit ist eine orthorhombische Varietät des monoklinen Klinozoisits. Zoisit ist seltener und tritt auch in Hochdruckmetamorphiten auf. Amphibol-Gruppe Eigenschaften Tremolit chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgesteine Vorkommen Metamorphose Typ Vergesellschaftung Ca2 Mg5 [Si8O22] (OH)2 weiß bis grünlich (lang)prismatisch, teils stengelig – faserig 5–6 vollkommen (110) 3,0 – 3,2 g/cm3 quarzführende Dolomite Dolomitmarmore, Skarne Kontakt- und Regionalmetamorphose Diopsid, Talk, Calcit, Dolomit Eigenschaften Aktinolith chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgesteine Vorkommen metamorphe Fazies Vergesellschaftung Ca2 (Mg,Fe)5 [Si8O22] (OH)2 grün, mit zunehmendem Fe-Gehalt dunkler prismatisch, stengelig, radialstrahlige Aggregate 5–6 vollkommen (110) 3,1 – 3,3 g/cm3 v.a. Basalte Grünschiefer Grünschieferfazies Epidot, Chlorit, Albit Eigenschaften Glaukophan chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Zwillingsbildung Dichte Ausgangsgesteine Vorkommen metamorphe Fazies Vergesellschaftung Na2 (Mg, Fe)3 Al2 [Si8O22] (OH)2 bläulich bis violett prismatisch, stengelig 6–6½ vollkommen keine 3,1 - 3,4 g/cm3 v.a. Basalte Glaukophanschiefer Blauschieferfazies (Hochdruckmetamorphose) Lawsonit, Granat, Epidot 83 Pyroxen-Gruppe Eigenschaften Diopsid chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgesteine Vorkommen Metamorphose Typ Vergesellschaftung CaMg [Si2O6] grün kurzsäulig 5–6 Spaltwinkel von 87o 3,2 g/cm3 unreine Kalksteine oder Dolomite Skarn, Kalksilikatfels Kontaktmetamorphose, höhere Regionalmetamorphose Tremolit, Talc, Forsterit Diopsid ist ein typisches Mineral der höheren Regionalmetamorphose von unreinen Kalksteinen bzw. Dolomiten. „Unrein“ bedeutet in diesem Fall „Tonmineral-haltig“, da für die Kristallisation von Diopsid nicht nur Ca und Mg (die durch die Zersetzung der Karbonate Kalzit und Dolomit frei werden) benötigt werden, sondern eben auch Si. In solchen Kalksilikatgesteinen bzw. Marmoren entsteht Diopsid meist aus der Entwässerung von Tremolit. Diopsid tritt außerdem in metamorphen Kalksteinen des inneren Kontakthofes um Plutone bei der Kontaktmetamorphose auf. Erkennbar ist Diopsid durch prismatische Kristallformen mit deutlich grüner Farbe. Eigenschaften Omphazit chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgestein Vorkommen Metamorphose Typ Vergesellschaftung (Na, Ca) (Al, Mg, Fe) [Si2O6] kräftig grün - dunkelgrün säulig, prismatisch 6½-7 Spaltwinkel 87o 3,3 – 3,5 g/cm3 v.a. Basalte Eklogite Eklogitfazies (Hochdruckmetamorphose) Pyrop-reicher Granat, Glaukophan, Zoisit, Quartz Omphazit ist Indexmineral der Eklogitfazies und kommt typischerweise mit Granat zusammen vor. Eine Unterscheidung von Diopsid ist am sichersten aufgrund der Paragenese möglich – wenngleich das Omphazitgrün in der Regel strahlender ist als das von Diopsid. Abb. 4.6: Nomenklatur der Pyroxene (Morimoto, 1988). Links: Ca-Mg-Fe-Pyroxene im sogenannten Pyroxenquadrilateral (Trapez). QUAD beszeichnet die Gesamtheit der Komponeneten Diopsid, Hedenbergit, Enstatit und Ferrosilit. Rechts: Na-Pyroxene. 84 Chloritoid Eigenschaften Chloritoid chemische Formel Farbe Form, Habitus (Fe,Mg)2 Al4 [SiO4]2 (OH)4 dunkelgrün bis schwarz meist in plattigen, teils radialstrahligen Aggregaten und Knoten 6½ gut (001) 3,5 – 3,8 g/cm3 v.a. Tonsteine (Pelite) Chloritoidschiefer (höhere) Grünschieferfazies Muskovit, Chlorit Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgesteine Vorkommen metamorphe Fazies Vergesellschaftung Chloritoid ist ein olivgrünes bis schwarzes, relativ hartes Mineral, das Knoten (gelegentlich knotige Pakete mit radialstrahliger Struktur) bildet. In vielen Fällen ist Chloritoid recht klein und unscheinbar. Er ist ein typisches Mineral der niedrig-gradigen Metamorphose von Tonsteinen, kann aber auch in Metabasalten vorkommen. Beim Übergang in die Amphibolitfazies wandelt sich Chloritoid in Staurolith um. Staurolith Eigenschaften Staurolith chemische Formel Farbe Form, Habitus Härte Spaltbarkeit Zwillingsbildung (FeMg)2Al9[Si4O23](OH) braunschwarz säulig, oft charakteristische Einzelkristalle 7–7½ schlecht Durchkreuzungszwilling (Staurolithkreuz; griechisch stavros = Kreuz), Verwachsungen mit Disthen 3,65 – 3,75 g/cm3 Tonsteine (Pelite) in Gneisen und Glimmerschiefern Amphibolitfazies Granat; Disthen Dichte Ausgangsgestein Vorkommen metamorphe Fazies Vergesellschaftung Staurolit kommt ausschließlich unter amphibolitfaziellen Bedingungen in Al-reichen Ausgangsmaterialien vor (Tonsteine). Die große Härte, die meist idiomorphe langgestreckte Form) Ausprägung und die rotbraune Farbe machen das Mineral fast unverwechselbar. In manchen Fällen treten charakteristische Durchkreuzungszwillinge auf (Abb. 4.7). Abb. 4.7: Staurolit-Durchkreuzungszwilling. 85 Cordierit Eigenschaften Cordierit chemische Formel Farbe Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgestein Vorkommen metamorphe Fazies Vergesellschaftung (Mg, Fe)2 Al4 [Si5O18] graubläulich bis violett, durchscheinend, ähnelt dem Quarz kurzsäulig, oft körnig und in Nestern und Knoten auftretend 7–7½ schlecht, muscheliger Bruch wie Quarz 3,3 g/cm3 Mg- reiche pelitische Gesteine Gneis und Schiefer v.a. höhere Kontaktmetamorphose Granat, Sillimanit Eigenschaften Vesuvian chemische Formel Farbe Form, Habitus Ca10 (Mg,Fe)2 Al4 [SiO4]5 [Si2O7](OH)4 grün bis braun, durchscheinend bis transparent kurzprismatisch, xenomorph körnig, manchmal Aggregate vieler Kristalle 6½ schlecht (010) 3,35 – 3,45 g/cm3 (unreiner) Kalkstein Skarn Kontaktmetamorphose Granat (Grossular), Wollastonit, Diopsid Form, Habitus Vesuvian Härte Spaltbarkeit Dichte Ausgangsgestein Vorkommen metamorphe Fazies Vergesellschaftung 86 Übersicht ausgewählter Minerale der Metamorphose Mineral Habitus Farbe Epidot grüngelb Talk stengelig, derb, körnig blättrig Chlorit blättrig Chloritoid radialstrahlig Tremolit stengelig, radialstrahlig stengelig, radialstrahlig blättrig, dunkelgrün schuppig, faserig körnig rot Kontaktmetamorphose Hochdruckmetamorphose Regionalmetamorphose Aktinolith Serpentin Granat (Almandin) Staurolith weiß hellgrün dunkelgrün schwarz, grünschwarz weiß hellgrün grün Härte Spaltbarkeit Erkennungsmerkmale 6–7 vollkommen Farbe, Habitus 1 vollkommen Farbe, Härte 2–2½ vollkommen gut Farbe, Habitus, allgemeine Grünfärbung des Gesteins harte Knoten in Metapeliten 5–6 vollkommen faseriger Habitus, Farbe 5–6 vollkommen faseriger Habitus, Farbe 3–5 vollkommen Farbe, Habitus keine Farbe, häufig idiomorph schlecht vollkommen 6,5 kurzsäulig schwarzbraun 6½–7 ½ 7–7½ Disthen langsäulig blaßblau 4½–6 Andalusit säulig 7½ gut Sillimanit faserig schwarz, rötlich weiß 6–7 vollkommen säuliger Habitus, oft sechsseitiger Umriß Farbe, Spaltbarkeit, Härteanisotropie durch Einschlüsse häufig schwarz, quadr. Querschnitt faseriger Habitus, Farbe Graphit feinschuppig schwarz, grau 1 vollkommen schwarzer Strich Cordierit körnig blaßviolett 7 keine Diopsid kurzprismatisch (hell)grün 5–6 gut Farbe, Härte, muscheliger Bruch, bildet Knoten achtseitiger Umriss, Farbe Graphit feinschuppig schwarz, grau 1 vollkommen schwarzer Strich Lawsonit kurzsäulig farblos 8 gut rautenförmiger Querschnitt Granat (Pyrop) körnig rot keine Farbe, häufig idiomorph Glaukophan langsäulig blaßbläulich sehr gut Omphazit kurzsäulig grün sechsseitiger Umriß (typisch für Amphibole) Farbe Disthen langsäulig blaßblau Andalusit säulig Cordierit körnig schwarz, rötlich blaßbläulich Wollastonit faserig, büschelig weiß Vesuvian körnig, kurzprismatisch kurzprismatisch körnig rot, weiß Diopsid Granat (Grossular) 6½–7 ½ 6 6 4½–6 7½ gut vollkommen Farbe, Spaltbarkeit, Härteanisotropie gut 4½–5 sehr gut durch Einschlüsse häufig schwarz, quadr. Querschnitt Farbe, Härte, muscheliger Bruch, bildet Knoten Farbe, Habitus grünbraun, 6½ schlecht Farbe, Habitus grün 5–6 gut achtseitiger Umriss, Farbe keine Farbe, häufig idiomorph 7 6½–7 ½ keine 87 Abb. 4.8: Übersicht der ungefähren Stabilitätsbreiche wichtiger metamorpher Minerale (unabhängig vom Ausgangsmaterial) 88 IV.3 NOMENKLATUR METAMORPHER GESTEINE Die Nomenklatur von metamorphen Gesteinen ist zwar nicht so streng systematisch, einige generelle Vorgehensweisen bei der Benennung von Metamorphiten finden jedoch breite Anwendung: Das Präfix "Meta-" das dem Namen des ehemals magmatischen oder sedimentären Ausgangsgesteins vorangesetzt wird, kann eingesetzt werden, wenn das Ausgangsmaterial bekannt ist, oder dessen Strukturen noch gut erkennbar sind (z.B. Metagrauwacke, Metapelit oder Metagranit). Viele Gesteinsbezeichnungen implizieren schon im Namen die mineralogische Zusammensetzung. Aus dem Kalkstein wird ein Marmor, aus Mergel ein Kalksilikatgestein, aus dem Basalt ein Grünschiefer oder Amphibolit. Für Gesteine mit monomineralischer Zusammensetzung namensgebend, z.B. Quarzit oder Serpentinit. wird das gesteinsbildende Mineral Die Beschreibung eines Metamorphits erfolgt auch oft über das Gefüge. Der Name zeigt an, ob eine Vorzugsrichtung der Minerale im Gestein entwickelt ist und wie sie ausgebildet ist. Die Schieferung ist eine bevorzugte Mineralorientierung, die durch die Einregelung von länglichen oder planaren (plattigen) Mineralen, insbesondere der Glimmer entsteht. Sie ist in vielen metamorphen Gesteinen das prägende Gefügemerkmal und wurde daher in viele Namen aufgenommen: z.B. Tonschiefer, Glimmerschiefer, Chloritschiefer. Um eine detailliertere Beschreibung eines Gesteins zu ermöglichen, können die wichtigsten erkennbaren metamorphen Minerale in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit vor dem eigentlichen Gesteinsnamen genannt werden, z.B. Granat-Glimmerschiefer, Sillimanit-Muskovit-Schiefer, Staurolith-Disthen-GranatGlimmerschiefer (Granat > Disthen > Staurolith), Zweiglimmerschiefer. Gneise sind geschieferte Gesteine, die einen erheblichen Feldspatanteil (ca. > 25%) aufweisen. Die Schieferung wird durch die Feldspatknoten uneben. Orthogneis bezeichnet ein metamorphes Gestein magmatischer Herkunft (z.B. aus einem Granit entstanden). Paragneise sind aus Sedimenten entstandene metamorphe Gesteine (Meta-Arkose, hochmetamorpher Metapelit). Ein Augengneis enthält linsige („augige“) Kalifeldspat-Großkristalle und entsteht in den meisten Fällen aus einem porphyrischen Granit. 89 IV.4 GESTEINE DER REGIONALMETAMORPHOSE Während der Gebirgsbildung (Orogenese) kommt es zur Versenkung und Durchbewegung von Gesteinen, was zur Umwandlung unter den Bedingungen der Regionalmetamorphose führt. Dabei werden sehr unterschiedliche Gesteinstypen (Lithologien) von metamorphen Prozessen erfasst und es entstehen bei gleichen metamorphen Bedingungen dadurch entsprechend verschiedene metamorphe Gesteine, da die Paragenese (Mineralbestand) eines Metamorphites nicht nur von p-T Bedingungen, sondern auch von der Zusammensetzung des Ausgangsmaterials abhängig ist. Die räumliche Verteilung der metamorphen Fazies im Bereich konvergenter Plattengrenzen ist in Abb. 4.9 dargestellt. Abb. 4.9: Metamorphe Fazies im Bereich konvergenter Plattengrenzen (nach Spear, 1993). Als wichtige Ausgangsmaterialen kommen dabei also vor allem die Gesteine der kontinentalen Kruste, untergeordnet auch ozeanische Sedimente und Teile der ozeanischen Kruste in Frage: Ton- und Siltsteine, Sandsteine, Arkosen, Grauwacken, Kalksteine und Dolomite, saure Magmatite und basische Magmatite (Basalte, Gabbros), seltener auch Peridotite. Diese weisen sehr unterschiedliche Ausgangschemismen auf: Tonsteine (Pelite) sehr K2O- und Al2O3-reich, aber auch SiO2, MgO und FeO sind von Bedeutung Sandsteine und Arkosen sehr SiO2-reich, andere Elemente sind meist nur von untergeordneter Bedeutung Kalksteine und Dolomite CaO- und teilweise MgO-reich, dafür in der Regel sehr arm an SiO2 Basische Magmatite CaO- und MgO-reich, bei mittleren SiO2-Gehalte wichtig sind auch Na2O und Al2O3, K2O spielt keine größere Rolle, Peridotite sehr MgO-reich, relativ SiO2-arm Saure Magmatite SiO2- und FeO-reich, aber auch Na2O und K2O sind von größerer Bedeutung 90 Während also Sandsteine und Kalksteine eine recht einfache Chemie besitzen ist die der Pelite und basischen Magmatite weitaus komplexer. Dies führt logischerweise auch dazu, dass die mineralogischen Änderungen in Tonsteinen und Basalten im Verlauf der Metamorphose weitaus vielfältiger und komplizierter (und bunter!) sind als die in Sandsteinen oder Kalksteinen. Tabelle 4.1 gibt eine Übersicht über die wichtigsten Gesteine der Regionalmetamorphose abhängig vom Ausgangmaterial und Metamorphosegrad. Tabelle 4.1: Übersicht über die wichtigsten Gesteine der Regionalmetamorphose Ausgangsgestein Ausgangsmineralogie ZeolithGrünschiefermittlere Grünschieferfazies bis Amphibolitfazies Amphibolitfazies (ca.200-350 °C) (ca. 550-650 °C) (ca. 350-550 °C) Obere Amphibolitbis Granulitfazies (ab ca. 650 °C) Tonstein, Siltstein Tonschiefer Phyllit / Chloritoidschiefer Glimmerschiefer Paragneis, Anatexit, Granulit Quarz, Tonminerale Quarz, Sericit Quarz, Sericit, Albit ± Chloritoid Quarz, Glimmer, ± Granat, Disthen, Staurolith Quarz, Feldspat, Biotit, Granat, Pyroxen, Sillimanit, ± Cordierit (Metasandstein) Quarzit Quarzit Quarzit Quarzit Quarz Quarz Quarz Quarz Arkose / Grauwacke Metaarkose / Metagrauwacke Paragneis Paragneis Paragneis, Anatexit, Granulit Quarz, Feldspat, Tonminerale Quarz, Feldspat, Sericit Quarz, Feldspat, Glimmer Quarz, Feldspat, Glimmer Quarz, Feldspat, Biotit Kalkstein, Dolomit Kalkmarmor, Dolomit Kalkmarmor, Dolomitmarmor Kalkmarmor, Dolomitmarmor Kalkmarmor, Dolomitmarmor Kalzit, Dolomit Kalzit, Dolomit Kalzit, Dolomit Kalzit, Dolomit Kalzit, Dolomit Sandstein Quarz unreine Kalksteine unreiner Marmor Kalkphyllit Kalkglimmerschiefer Kalksilikatschiefer Kalzit, Quarz, Tonminerale Kalzit, Quarz, Sericit, Talk Kalzit, Quarz, Sericit, Talk Kalzit, Quarz, Muskovit, Tremolit Kalzit, Tremolit, Diopsid, Grossular Granit / Rhyolith Metagranit / Porphyroid Metagranit / Orthogneis Orthogneis Orthogneis, Anatexit, Granulit Alkalifeldspat, Plagioklas, Biotit Quarz, Feldspat, Biotit / Chlorit Quarz, Feldspat, Chlorit, Sericit Quarz, Feldspat, Muskovit, Biotit Quarz, Feldspat, Biotit / Pyroxen Basalt / Gabbro Metabasalt / Metagabbro Grünschiefer Amphibolit Amphibolit, Granulit Albit / Plagioklas, (Pyroxen), Chlorit, Zeolithe Albit /Ab-reicher Plagioklas, Chlorit, Epidot, Aktinolith, Amphibol, Plagioklas, ± Biotit Amphibol, Pyroxen, Plagioklas, ± Granat Plagioklas, Pyroxen 91 Ausgangsgesteine: Basische Magmatite (Basalt, Gabbro) Grünschiefer: Schiefrige, grüne, feinkörnige (bei Gabbros oft grobkörnige) basische Magmatite, die in der Grünschieferfazies umgewandelt wurden. Der Mineralbestand umfasst Albit, Chlorit (Färbung), Epidot, Aktinolith. Amphibolit: In der Amphibolitfazies entstehen aus Grünschiefern Amphibolite. Ein meist mittelkörniges, dunkles Gestein, das hauptsächlich aus eingeregelten Hornblenden und Plagioklas besteht. Hinzu kann untergeordnet Biotit, Granat und Pyroxen (in der Granulitfazies) kommen. Granulit: bei hochgradiger Metamorphose kaum oder kein Wasser zur verfügbar ist, kommt es nicht zur Aufschmelzung, sondern zur Bildung von Granuliten, in denen wasserhaltige Minerale wie Biotit und Amphibol in wasserfreie (Pyroxene, Granat) umgewandelt werden. Die typische Paragenese eines basischen Granuliten ist Plagioklas + Granat + Klinopyroxen. Abb. 4.10: Stabilitätfelder wichtiger Minerale in metamorphen Basalten (nach Markl, 2008) Ausgangsgesteine: Tonsteine Tonschiefer: Tonschiefer unterscheiden sich vom nichtmetamorphen Ausgangsgestein Tonstein durch einen Seidenglanz auf den Schieferungsflächen, der von neugebildetem Sericit auf diesen Flächen herrührt. Mineralbestand: Quarz, Sericit. Phyllit: Ein dünnschiefrig-blättriges Gestein, bei dem der Serizit in der Schieferungsebene als zusammenhängender Überzug erscheint. Hauptsächlicher Mineralbestand: Sericit, Quarz, auch Albit und Chlorit. Mit zunehmender Metamorphose wächst der feinblättrige Sericit zu Muskovit heran. Chloritoid-Schiefer: Glänzender Schiefer mit 1-2 mm großen Knoten aus Chloritoid. 92 Glimmerschiefer: Mittel- bis grobkörniges, gut geschiefertes Gestein mit reichlich Muskovit oder/und Biotit, Quarz (i.a. vorherrschend). Daneben kann Plagioklas, Granat, Staurolith, Disthen/Andalusit/Sillimanit (je nach genauem p-T Verlauf) auftreten. Diese Minerale sind häufig als Porphyroblasten (metamorphe Kristalle mit Größenwachstum – griech. porphyros: groß, blastein: wachsen) entwickelt. Paragneis: Fein- bis mittelkörniges Gestein mit grober Schieferung. Die hellen Bereiche bestehen aus Quarz und Feldspat, dunkle Bereiche aus Biotit. Paragneise sind gewöhnlich dunkler (Biotit-reicher) als Orthogneise (siehe weiter unten). Anatexit (Migmatit): Bei fortschreitender Aufheizung von Gneisen beginnt ab 650 °C die Anatexis, d.h. die teilweise Aufschmelzung. Zuerst schmelzen die hellen Bestandteile des Gesteins (Quarz, Feldspäte, Muskovit) auf und bilden das Leukosom (leukos = weiß). Der dunkle, biotitreiche Rest bildet das Melanosom (melanos = schwarz). Dazwischen gibt es auch Bereiche, die noch nicht von der Schmelzbildung erfaßt worden sind (Paläosom = Altbestand). Leukosom und Melanosom werden hingegen als Neosom (= Neubestand) bezeichnet. Durch die Schmelzbildung geht die Schieferung verloren (Abb. 4.11). Abb. 4.11: Stark verfalteter Migmatit mit typischer Schmelztrennung. Granulit: Falls bei hochgradiger Metamorphose kaum oder kein Wasser zur verfügbar ist, kommt es nicht zur Aufschmelzung, sondern zur Bildung von Granuliten, in denen wasserhaltige Minerale wie Biotit und Amphibol in wasserfreie (Pyroxene, Granat) umgewandelt werden. Die typische Paragenese eines metapelitischen Granuliten ist Granat + Kalifeldspat + Quarz ± Cordierit ± Silimanit, selten kommt es auch zur Bildug von Pyroxenhaltigen Granuliten. Ein wichtiger Effekt von prograder Metamorphose zeigt sich ganz besonders deutlich bei den Peliten: Mit zunehmendem Metamorphosegrad werden die Gesteine im allgemeinen „immer trockener“. Das liegt in einer Abfolge verschiedener Entwässerungsreaktionen begründet, die in erster Linie Temperatur-abhängig sind. So enthalten schwach metamorphe Tonsteine als Haupt-Wasserträger Tonminerale, die in der Regel 15 - 20 Gew. % Wasser oder mehr enthalten. Diese Entwässern erst zu Chlorit (ca. 10 Gew.%), später zu Muskovit / Biotit (ca. 5 Gew. %). Wasserhaltige Minerale bei mittleren Metamorphosegraden sind dann Staurolith oder Amphibole (ca. 1 – 2 Gew. %). Unter Granulitfaziellen Bedingungen liegen die Gesteine dann praktisch Wasser-frei („trocken“) vor. Das heisst, dass während prograder Metamorphose größere Mengen an Wasser (Fluid) freigesetzt werden. Bei der retrograden Metamorphose laufen diese Reaktione quasi umgekehrt ab: Wasser-freie Minerale (z.B. Pyroxen oder Granat) werden in Amphibol (ca. 2 Gew. % Wasser) und / oder Glimmer (ca. 4 Gew. % Wasser), später dann in Chlorit (ca. 10 Gew. % Wasser) umgewandelt. Damit diese Reaktionen ablaufen ist also Wasser notwendig – falls nicht genügend Fluid bei der Abkühlung und Ekhumierung der Gesteine zur Verfügung steht (was glücklicherweise oft der Fall ist!) findet eine Retrogradierung nicht oder nur teilweise statt und die maximalen Metamorphosebedingungen bleiben erhalten. 93 Abb. 4.12: Stabilitätfelder wichtiger Minerale in metamorphen Tonsteinen (nach Markl, 2008) Abb. 4.13: Typische Mineralparagenesen von Tonsteinen (links) und Basalten (rechts) bei der Regionalmetamorphose (nach Press & Siever, 1995) Ausgangsgesteine: Sandsteine Metamorphe Sandsteine werden Quarzite genannt. Das Gestein ist massig, sehr hart und zäh. Falls Verunreinigungen durch Ton im Ausgangsgestein vorlagen, entstehen Serizit bzw. Muskovit. Da Quarz auf Deformation ab 300 °C plastisch (duktil) reagiert, sind Quarzite häufig geschiefert. Sericit- bzw. Muskovitlagen verdeutlichen die Schieferung. Ehemals klastische Glimmer heben sich bei schwachmetamorphen Quarziten von neugebildetem Serizit deutlich ab. Ein zunehmender Metamorphose-grad schlägt sich in reinen Quarziten durch Kornvergrößerung nieder. Dies ist aber von dem Ausmaß der gleichzeitigen tektonischen Durchbewegung abhängig, da die “dynamische Rekristallisation” zu einer vorübergehenden Kornverkleinerung führt. 94 Ausgangsgesteine: Kalksteine Marmore (Kalkmarmor, Dolomitmarmor) sind metamorphe Karbonatgesteine und bestehen daher fast ausschließlich aus Kalzit oder Dolomit (Salzsäureprobe). Sie entstehen sowohl bei der Regional- als auch bei der Kontaktmetamorphose. Eine Schieferung ist im Handstück nicht immer erkennbar. Als Nebengemengteile können Graphit, Muskovit oder Phlogopit (ein Mg-reicher, heller Biotit) auftreten. Während das Korngrößenwachstum bei Kalzit bereits bei ca. 200 ºC beginnt, ist dies bei Dolomit erst bei ca. 500 ºC der Fall. Kalkmarmore sind daher meist grobkörniger als Dolomitmarmore. Ausgangsgesteine: Unreine Kalksteine Kalkphyllit: Dieses Gestein entsteht aus unreinem Kalkstein bzw. Mergel bei sehr niedriggradiger Metamorphose. Er führt im Unterschied zum Phyllit reichlich Kalzit, was sich durch die Salzsäureprobe nachweisen läßt. Kalkglimmerschiefer: Entsteht aus Kalkphyllit in der niederen Amphibolitfazies und besteht aus Muskovit, Kalzit, Quarz und ev. Granat und Biotit. Kalksilikatgesteine: Bei mittel- bis hochgradiger Metamorphose bilden sich aus Kalzit und Quarz Kalksilikatminerale wie Tremolit, Diopsid, Ca-Granat (Grossular), die auch für kontaktmetamorphe Skarne typisch sind. Im Gegensatz zu diesen weisen regionalmetamorphe Kalksilikatgesteine häufig eine Schieferung auf. Ausgangsgesteine: Saure Magmatite (Granit, Rhyolith) Porphyroid ist ein schwachmetamorpher Rhyolith, der noch die vulkanischen Strukturen (Einsprenglinge in Grundmasse) erkennen lässt. Orthogneis entsteht bei der Metamorphose aus Granitoiden, Syeniten etc. und ist dann als solcher besonders gut zu erkennen, wenn linsige Feldspatkristalle ('Augen', Augengneis) vorhanden sind, die aus porphyrischen Alkalifeldspat-Kristallen im Ausgangsgestein hervorgingen. Anatexit (Migmatit): siehe weiter oben bei Tonsteinen Ausgangsgesteine: Peridotite Serpentinit: Serpentinit ist ein metamorpher Peridotit. Bei der Metamorphose wird Olivin und ein Teil des Pyroxens (Orthopyroxen) in Serpentin umgewandelt und das ursprünglich körnige Gefüge geht verloren. Das Gestein ist meist dunkelgrün bis schwarz, in dünnen Plättchen auch hellgrün und wirkt speckig. Oft sind noch magmatische Klinopyroxene erhalten. 95 IV.5 GESTEINE DER HOCHDRUCKMETAMORPHOSE Hochdruckmetamorphite entstehen in Subduktionszonen (Abb. 4.9 & 4.14), wo ein hohes Druck/Temperatur-Verhältnis herrscht, da die kühle ozeanische Platte rasch in große Tiefen versenkt wird, die Aufheizung aber mehrere Millionen Jahre in Anspruch nimmt (Gesteine sind schlechte Wärmeleiter). Abb. 4.14: Isothermenverlauf (Linien gleicher Temperatur) im Bereich einer Subduktionszone (aus Markl, 2008) Charakteristisch für die Hochdruckmetamorphose sind umgebildete Basalte und Gabbros (Hauptbestandteile der subduzierten ozeanischen Kruste), aber auch Marmore und metamorphe Pelite (Sedimentauflage der ozeanischen Kruste) kommen in Hochdruckmetamorphen Regionen vor. Wichtiges mineralogisches Kennzeichen von Hochdruckgesteinen (= Gesteine der Blauschiefer- und Eklogitfazies) ist die Abwesenheit von Plagioklas (Abb. 4.10). Dieser zerfällt bei Druckerhöhung je nach dabei herrschender Temperatur und bildet dann entweder Glaukophan (beim Übergang in die Blauschieferfazies) oder Omphazit (beim Übergang in die Eklogitfazies). Ausganggesteine: Basische Magmatie (Basalte, Gabbros) Glaukophanschiefer (Blauschiefer): Ein meist geschiefertes Gestein, das reichlich Glaukophan, oft auch deutliche Mengen an Granat enthält. Als weitere Gemengteile treten Hochdruck-Hellglimmer (Phengit), Epidot, Chlorit auf. Wegen der blauvioletten Farbe des Glaukophans wird das Gestein auch als Blauschiefer bezeichnet. Bei der grünschieferfaziellen Retrogradierung von Glaukophanschiefern (falls genügen Fluid und Zeit da ist) können sogenannte Prasinite entstehen. Für diese Gesteine sind sogenannte Albitblasten, die durch Neusprossung während grünschieferfaziellen Bedingungen entstanden sind charakteristisch. Außerdem können Chlorit-Säume um Granat aber auch Aktionolith und Relikte von Glaukophan auftreten. 96 Eklogit: Ein meist eher massiges Gestein, das hauptsächlich aus Omphacit und Pyrop-reichem Granat besteht. Diese Minerale verleihen die typische grün-rot gesprenkelte Farbe des Gesteins. Hinzukommen können unter anderem Quarz, Disthen und Zoisit. Der Übergang von Blauschiefer- zu Eklogitfazies ist durch die Entwässerung des Glaukophans (Amphibol) zu Omphazit (Pyroxen) gekennzeichnet. Ausganggesteine: Tonsteine Hochdruckmetamorphe Metapelite sind durch die Vergesellschaftung von Talk mit Disthen und Phengit (Hochdruckglimmer), z.T. mit Granat, charakterisiert. Weißschiefer: Quarz-reicher Hochdruckmetamorphit mit einer Hochdruckmodifikation des Hellglimmers (Phengit), oft Disthen- und Granat-führend, teilweise auch mit Talk. Diese Granate können Coesit (Hochdruckmodifikation von Quarz) als Einschluß enthalten (mit bloßem Auge nicht sichtbar), was einer Versenkung in über 80 km Tiefe entspricht. Ein bekanntes Vorkommen dieser seltenen Gesteine befindet sich im Dora Maira-Gebiet der Westalpen. Ausganggesteine: Kalksteine Marmor: siehe weiter oben. 97 IV.6 GESTEINE DER KONTAKTMETAMORPHOSE Die Kontaktmetamorphose erfolgt in relativ flachen Krustenbereichen (wenigen Kilometern Tiefe). Durch das Aufdringen von heißem Magma in die obere Kruste wird das kühlere Nebengestein aufgeheizt und metamorphisiert, es kommt zur Ausbildung einer sogenannten Kontaktaureole (Abb. 4.15). Dabei findet meist eine statische Umkristallisation der Minerale statt, ohne den Einfluss gerichteten tektonischen Drucks. Bei starken chemischen Kontrasten zwischen Magma und Nebengestein kann es zu erheblichen Austauschprozessen und Veränderung der chemischen Zusammensetzung des Nebengesteins kommen (Kontaktmetasomatose). Abb. 4.15: Schema einer Kontaktaureole. Wie so oft spielen Fluide eine entscheidende Rolle bei der Art und Intensität der Überprägung der betroffenen Nebengesteine. Zu beachten ist hier auch, dass nicht nur Fluide eine Rolle spielen, die vom Pluton selbst abgegeben werden, sondern auch externe Fluide die aus dem Nebengestein selbst kommen. Durch Fluidkonvektion können sich diese dann mischen (aus Markl, 2008). Die Intensität der Kontaktmetamorphose ist u.a. von der Temperaturdifferenz zum Nebengestein und der Größe der Intrusion abhängig: Abschätzungen für die Dauer der thermischen Überprägung in oberen Krustenstockwerken ergeben mehrere tausend bis wenige Millionen Jahre. Die Ausdehnung des Kontakthofs ist abhängig von der Form, der Größe und der Art des intrudierten Magmenkörpers sowie von der Tiefenlage und dem Anteil an wässrigen Lösungen. Große granitische Intrusionskörper bilden Kontaktzonen von mehreren hundert Metern aus. Ganggesteine kühlen aufgrund der geringen Mächtigkeit sehr rasch ab und bilden nur wenige Zentimeter breite Kontaktsäume. Die Kontaktwirkung von Granitplutonen ist stärker ausgeprägt als die von Gabbroplutonen, obwohl diese heißer sind, da das im granitischen Magma enthaltene Wasser Mineralreaktionen begünstigt. Das Fehlen eines gerichteten Drucks führt zu ungeregeltem Mineralwachstum ohne die Ausbildung einer Schieferung. Ursprünglich geschieferte Gesteine (z.B. Tonschiefer) können durch das Mineralwachstum bei der Kontaktmetamorphose entregelt werden. Man unterscheidet zwischen dem kühlertemperierten äußeren Kontakthof und dem heißeren inneren Kontakthof. Während im Äußeren Kontakthof einzelne Minerale sprossen und das Ausgangsgestein gut erkennbar bleibt, erfolgt im Inneren Kontakthof eine durchgreifende Umkristallisation und Umwandlung, man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer metamorphen 98 Zonierung der Kontaktaureole. Direkt am Kontakt kann es zur Verzahnung und randlichen Verschmelzung von Quarz (Frittung) kommen. Die gefritteten Gesteine sind hart und splittrig im Anschlag (Hornfels). Abb. 4.16: Schema der metamorphe Zonierung einer Kontaktaureole. Der Mineralbestand und die Textur von kontaktmetamorphen Gesteinen ist also von mehreren Faktoren abhängig. Die wichtigsten sind: • • • • • Größe und Art der Intrusion (Hitzequelle) Art des Ausgangsgesteins Entfernung zur Intrusion Anwesenheit von Fluiden Intensität von chemischen Austauschprozessen 99 Tabelle 4.2: Die wichtigsten sedimentären Ausgangsgesteine und deren kontaktmetamorphen Äquivalente Tonstein Kalkstein Sandstein → → → Äußerer Kontakthof Knotenschiefer (Kalksilikat-) Marmor Quarzit → → → Innerer Kontakthof Hornfels Skarn (Kalksilikatfels) Quarzit Hornfels entsteht im inneren Kontakthof. Der Name 'Fels' als petrographischer Ausdruck meint ein massiges, d.h. nichtgeschiefertes metamorphes Gestein (Hornfels, Kalksilikatfels). Als Minerale treten auf: Sillimanit, Cordierit, Biotit, Quarz, Feldspäte, Granat. Der Mineralbestand von Hornfelsen ist wegen der kurzen Kristallisationsdauer oft sehr feinkörnig, so dass die Minerale mit freiem Auge schwer oder nicht zu bestimmen sind. Die Feinkörnigkeit verleiht dem Gestein ein hornartiges Aussehen, daher der Name. Im Gelände, wo die zunehmende Metamorphose in einem Kontakthof und dann schließlich der Kontakt zum Intrusivkörper im Aufschluss beobachtet werden kann, stellt sich das Problem der richtigen Ansprache nicht. Kalksilikatfels = Skarn (schwedischer Bergmannsausdruck) sind Kalksilikat-Gesteine, die sich aus kalkigen Sedimenten im inneren Kontakthof bilden. Typische Minerale sind Wollasonit, Diopsid, Tremolit, Grossular und Vesuvian. Falls Eisen in größerer Menge Zutritt hat, entstehen eisenreiche Pyroxene wie Hedenbergit (dunkelgrün) und Ilvait (schwarz), wie dies zum Beispiel auf Elba der Fall ist. Skarnvorkommen können wichtige Lagerstätten enthalten. Knoten- oder Fruchtschiefer entstehen im äußeren Kontakthof durch Sprossung einzelner Minerale in Tonschiefer oder Phyllit. Häufige Mineralneubildungen sind Chlorit, Chloritoid und Biotit, im höher temperierten Bereich Biotit, Andalusit und Cordierit. Makroskopisch sind sie in Form meist dunkler Knoten oder Flecken erkennbar. Kursfragen "Metamorphite" Was ist Metamorphose? Beschreiben Sie die Fazieszonen der Metamorphose. Erläutern Sie die Metamorphosepfade bei steigender Temperatur anhand jeweils eines ausgewählten Gesteins. Was sind Indexminerale? Nennen Sie fünf und erläutern deren Entstehungsbedingungen. Welchem Ausgangsgestein entstammt ein Staurolith-Disthen-Schiefer? Unter welchen metamorphen Bedingungen entstand er? Was entsteht aus einem Pelit bei der Regionalmetamorphose und Kontaktmetamorphose? Was ist ein Kalksilikatfels, Grünschiefer, Eklogit, Orthogneis und aus welchen Mineralen bestehen sie? Bei welchen Arten der Metamorphose entstehen Amphibolit, Quarzit, Skarn? Welches waren die Ausgangsgesteine? 100 Auswahl gesteinsbildender Minerale und ihr Vorkommen xx = sehr häufig x = regelmäßig Magmatite (x) = selten Sedimentite Matamorphite Silikate Quarz Orthopyroxen Klinopyroxen Olivin Amphibol Biotit Muskowit Alkalifeldspat Plagioklas Nephelin Leucit Chlorit Granat Disthen Andalusit Sillimanit Epidot Cordierit Chloritoid Lawsonit Staurolith Serpentin Talk Zeolithe Wollastonit Vesuvian Tonminerale (Kaolinit, Illit etc.) Glaukonit xx x xx xx x xx (x) xx xx (x) (x) xx xx (x) x (x) xx xx xx x xx x x (x) (x) xx xx x x x xx x x (x) x x x (x) (x) (x) (x) (x) (x) xx (x) Halogenide Steinsalz Kalisalz (Sylvin) Fluorit x x (x) Karbonate Kalzit Dolomit Magnesit Siderit (x) xx xx (x) (x) (x) xx x (x) (x) Sulfate Gips Anhydrit Baryt Oxide und Sulfide Magnetit Hämatit x x (x) x (x) (x) (x) (x) (x) 101 WEITERFÜHRENDE LITERATUR BAHLBURG, H. & BREITKREUZ, C. 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