Heft 04: Hofmeister, Erich (2005): Der Obernkirchener Sandstein.

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Exkursionsführer und Veröffentlichungen
Schaumburger Bergbau
Der Obernkirchener
Sandstein
Heft Nr.: 04
Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg
Hagenburg im November 2005
Exkurf. u. Veröfftl. AK Bergb. I 71 Seiten I 4 Tabellen I 12 Abbildungen I Hagenburg 2005
2
Bisher sind erschienen (E) bzw. in Vorbereitung (V):
Heft 01 Schunke/Breyer:
Die Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerke von 1386 – 1900 (V).
Heft 02 Ahlers/Hofmeister:
Die Wealden – Steinkohlen in den
Rehburger Bergen (E).
Heft 03 Schöttelndreier/Korf:
Die Entwickl. des Kokereiwesens auf den
Schaumb. Gesamtsteinkohlenwerken (E).
Heft 04 Hofmeister:
Der Obernkirchener Sandstein (V).
Heft 05 Schöttelndreier/Hofmeister:
Wohlverwahrt- Nammen, eine Eisenerzgrube im Wesergebirge (V).
Heft 06 Hofmeister:
Vorträge des Frühjahrssemesters 2004 –
Steinkohle im Raum Osnabrück (E).
Heft 07 Krenzel:
Exkursionsführer Hilsmulde (Abbau von
Braunkohle,
Tonstein,
Gipsstein
und
Quarzsand)
Heft 08 Schöttelndreier/Hofmeister:
Exkursion durch die Gemeinde Nienstädt
(E).
Heft 09 Ruder:
Die historischen Teerkuhlen in Hänigsen
(E).
Heft 10 Hofmeister:
Exkursion
Korallenoolith
im
Weser-
gebirge Eisenerzführung, Messingsberg,
Schillathöhle (E).
Herausgeber:
Arbeitskreis
Bergbau
der
Volkshochschule
Schaumburg,
Wilhelm Suhr- Straße 16, 31558 Hagenburg.
Redaktion:
Erich Hofmeister, Hagenburg; Ernst Knickrehm, Obernkirchen
Layout & Druck: Christian Abel, Obernkirchen; Ludwig Kraus, Stadthagen
3
Inhalt
1.
Inhalt, Tabellen und Abbildungen
2.
Vorwort
3.
Langjährige Mitglieder
4.
Eine Übersicht über Naturwerksteine in Niedersachsen
5.
Lage der Obernkirchener Sandsteinbrüche
6.
Zeittafel
7.
Geologie des Bückeberges
7.1
Zur Stratigraphie der Unterkreide
7.2
Die paläogeographische Entwicklung des „Niedersächs. Beckens“
7.3
Fazies der Bückeberg- Folge
8.
Die Lagerstätte der Obernkirchener Sandsteine
9.
Die Dinosaurier der Kreidezeit
10.
Geschichte der Obernkirchener Sandsteine
11.
Die Steinmetzen
12.
Die Steinhauerzunft
13.
Eigentums- und Verfügungsrecht
14.
Die Gewinnung von Schollen und Rohblöcken
14.1 Die Beseitigung des Abraums
15.
Gewinnen und Zurichten der Rohblöcke
15.1 Alte Verfahrenstechnik
15.2 Neue Verfahrenstechnik
16.
Verluste in der Lagerstätte und beim Zurichten.
16.1 Verwertung der Restmaterialien
17.
Der Steinkohlenbergbau und die Auswirkung auf den Sandsteinabbau
18.
Der Stollenbau in den Obernkirchener Sandsteinbrüchen
19.
Die „Bremer“
20.
Liste einiger markanter Gebäude aus Obernkirchener Sandstein
21.
Literatur
4
Tabellen
Tab. 1 Erdgeschichtliche Tafel
Tab. 2 Berrias- Gliederung
Tab. 3 Produktion von hochwertigen Naturwerkstein- Produkten
Tab. 4 Obernkirchener Sandsteine, chemische & physikalische Parameter
Abbildungen
Abb. 1 Übersichtskarte Schaumburg (Teilansicht)
Abb. 2 Das „Niedersächsische Becken“
Abb. 3 Die Gesteine
Abb. 4 Lage der Kontinente
Abb. 5 Schutzpfeiler am Bückeberge
Abb. 6 Ausschnitt aus der Rohstoffsicherungskarte Nr. 3721
Abb. 7 Wichtige Handwerkszeuge der Steinmetze
Abb. 8 Attest Baumeister Cöln, 1885
Abb. 9 Zeugniß Ulmer Münster, 1891
Abb.10 Dinosaurier Iguanodonten
Abb.11 Dinosaurier Iguanodon
Abb.12 Frau Annette Richter mit Raptor
5
2. Vorwort
Das Schaumburger Land, von den Rehburger Bergen bis ins Wesergebirge, ist reich an Bodenschätzen. Seit mehr als 600 Jahren prägte daher der Bergbau in Schaumburg nicht nur die
Landschaft; er war zeitweise auch von erheblicher Bedeutung für das Leben zahlreicher Familien.
So gab es u.a. Gesteins-, Ton-, Salz- und vor allem Kohleabbau. Heute werden nur noch (bei
Obernkirchen und Steinbergen) Steine gebrochen. Der Abbau anderer Bodenschätze wurde
eingestellt, so auch der Kohlebergbau zu Beginn der 60er Jahre.
Doch gibt es noch viele ehemalige Bergleute, die von ihrem Arbeitsleben erzählen, Fachleute, die
von ihren Kenntnissen über den einheimischen Bergbau berichten, und andere Zeitzeugen, die
sich an manche Bergmannsgeschichte erinnern können.
In den letzten Jahrzehnten haben sich in verschiedenen Schaumburger Orten Bergmannsvereine
gebildet. Sie bemühen sich, Traditionen der Bergleute zu bewahren und Bergbaudokumente und
-relikte zu sichern, zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
1991 wurde im Rahmen der Volkshochschule Schaumburg ein Arbeitskreis mit dem Titel
"Schaumburger Bergbau und der Bergbau der Rehburger Berge" gebildet. In ihm sind Mitglieder
der verschiedenen Bergmannsvereine vertreten. Hans- Ulrich Drechsler (Hagenburg/Altenhagen)
übernahm die Leitung und übergab sie 1997 an Erich Hofmeister (Hagenburg). Es fanden sich
etwa 25 Personen, die nun schon über 10 Jahre regelmäßig an den Treffen teilnehmen und durch
ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft zum Erfolg des Arbeitskreises beitrugen und beitragen.
Allen gebührt großer Dank, neben Hans- Ulrich Drechsler und Erich Hofmeister besonders Ernst
Knickrehm (Obernkirchen), Werner Schöttelndreier (Nienstädt), Werner Ahlers (Rohrsen), Jürgen
Ruder (Großburgwedel) und Karl- Heinz Grimme (Barsinghausen).
In den ersten Jahren waren die Tagungen geprägt durch Berichte, Vorträge und Erzählungen
einzelner Mitglieder aus ihrem Bergmannsleben. Alles Wesentliche wurde auf Tonband aufgenommen und damit für spätere Zeiten gesichert. Auf Exkursionen wurden die ehemaligen
Arbeitsstätten, die alten Schacht- und Stollenanlagen des Bergbaues und verschiedene
Steinbrüche aufgesucht und vor Ort die frühere Arbeit beschrieben und erläutert.
Es folgte die Zusammenstellung und Durchsicht von Veröffentlichungen über den hiesigen
Bergbau. Einzelne Mitglieder übernahmen Recherchen in öffentlichen und privaten Archiven.
Außerdem wurden Fachleute zu bestimmten Einzelthemen eingeladen, die sich nach ihrem
Referat meist noch zu weiterer Mitarbeit im Arbeitskreis Bergbau bereit erklärten.
Von der ursprünglichen Absicht, eine umfangreiche Monographie über den Schaumburger Bergbau zu erstellen, wurde wegen des Umfangs Abstand genommen. Nun werden in loser Folge,
Hefte mit einzelnen Bergbauthemen und / oder Exkursionsführer herausgegeben.
Glück- Auf!
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3. Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises Bergbau
Abel
Barbara
Obernkirchen
Abel
Christian
Obernkirchen
Abel
Willi
Obernkirchen
Ahlers†
Werner
Rohrsen
Bonitz
Gerhard
Rodenberg
Bremer
Ursel
Hagenburg
Busatta
Fred
Hagenburg
Drechsler
Hans-Ulrich
Hagenburg
Engelking
Carl-Friedrich
Lauenau
Gerdts
Wolfgang
Wunstorf
Grimme
Karl-Heinz
Barsinghausen
Henke†
Kurt
Obernkirchen
Hofmeister
Erich
Hagenburg
Kaussow, sen.
Günter
Hagenburg
Kaussow, jun.
Günter
Hagenburg
Klinger†
Herbert
Hagenburg
Klinger
Margret
Hagenburg
Knickrehm
Ernst
Obernkirchen
Knickrehm
Ingrid
Obernkirchen
Koch
Fritz
Obernkirchen
Kording
Wilhelm
Nienstädt
Korf
Walter
Nienstädt
Krassmann, Dr.
Thomas
Rodenberg
Kraus
Ludwig
Stadthagen
Krenzel
Horst
Egestorf
Kröger, Dr.
Uwe-Dietrich
Bad Nenndorf
7
Ludewig
Gunter
Lindhorst
Maiwald
Heinz
Hagenburg
Matthias
Friedrich
Bad Nenndorf
Oberdanner
Hans
Rehburg- Loccum
Poßin
Wolfgang
Hagenburg
Ruder
Barbara
Großburgwedel
Ruder
Jürgen
Großburgwedel
Rüppel†
Hermann
Barsinghausen
Schewe
Rita
Auhagen
Schewe
Eckhard
Auhagen
Schiewe
Karl- Heinz
Garbsen
Schlegel
Detlef
Wunstorf
Schöttelndreier
Anneliese
Nienstädt
Schöttelndreier
Werner
Nienstädt
Schröder
Konrad
Suthfeld
Schröder
Ralf
Suthfeld
Schröder
Wilhelm
Suthfeld
Struckmeier
Helmut
Obernkirchen
Voges
Gisela
Hagenburg
Winterstein
Traude
Hagenburg
8
4. Eine Übersicht über Naturwerksteine in Niedersachsen
( LEPPER,1994 & SIEBERT,1969)
Als Naturwerksteine werden natürliche Festgesteine bezeichnet, die durch
Bearbeitung (z.B. spalten, behauen, sägen, fräsen, schleifen) in eine präzise
dimensionierte und maßgerechte Form gebracht und überwiegend im Bau- und
Monumentbereich (z.B. Fassaden, Bodenbeläge, Denkmale) verwendet werden.
Niedersachsen besitzt aufgrund seiner geologischen Vielfalt ein großes Potential an
Vorkommen unterschiedlicher Naturwerksteine, deren Nutzung in den letzten
Jahrzehnten durch billigere Importe stark an Bedeutung verloren hat, so dass
Naturwerksteine heute nur noch an wenigen Stellen gewonnen werden (Abb. 3).
Während früher fast alle in Niedersachsen vorkommenden Hartgesteine als
Naturwerksteine verwendet wurden, beschränkt sich die Gewinnung heute auf nur
wenige verwitterungsresistente, in großen Blöcken gewinnbare Gesteine.
Nach dem Rohstoffsicherungsbericht des Niedersächsischen Landesamt für
Bodenforschung (NLfB) von 1993 standen zu der Zeit in Niedersachsen folgende
Gesteine in Abbau:
Obernkirchener Sandstein,
Münchehagener Sandstein,
Wesersandstein (Sollingsandstein),
Rhätquarzit,
Bentheimer Sandstein,
Thüster Kalkstein,
Elmkalkstein,
Nüxeier Dolomitstein.
Nach einem Rohstoffsicherungsbericht des NLfB und einer Studie des DIW Berlin
aus dem Jahre 1993 wurde die Produktion an abgebauter Rohsteinmenge auf
größenordnungsmäßig 80 000 t/a geschätzt , aus der schätzungsweise 30 000 bis
35 000 t/a Verkaufsprodukte erzeugt wurden (Tab. 3).
9
Über
den
Verbrauch
an
Naturwerksteinen
in
Niedersachsen,
selbst
aus
einheimischen Lagerstätten, liegen keine aktuellen Informationen vor, da die
Produktion und der Verbrauch an Naturwerksteinen von der amtlichen Statistik nicht
erfasst werden.
Die gebrochenen Werksteine werden gesägt und gespalten, um dann in SteinmetzBetrieben verarbeitet zu werden. Platten werden geschliffen oder poliert, Steine für
Mauern, Treppen u. ä. erhalten andere Oberflächenbearbeitungen, Pflastersteine
werden durch das Spalten größerer Blöcke hergestellt.
Die einzelnen Betriebe haben sich in ihren Lieferungsprogrammen stark
spezialisiert. So werden z. B. bildhauerische
Bearbeitungen, vor allem für die
Restaurierung von Kulturdenkmälern, in Obernkirchen direkt vorgenommen. Andere
Firmen führen solche Arbeiten erst an der Baustelle aus.
Naturwerksteine können an Fassaden, in Fußgängerzonen oder im Innenausbau
durch eine ganze Reihe anderer Baustoffe ersetzt werden. Weil sie jedoch oft aus
ästhetischen
Gründen
verwendet
werden,
spielt
die
Substition
nur
eine
nach
dem
untergeordnete Rolle.
Eine
Übersicht
niedersächsischer
Naturwerksteine,
geordnet
geologischen Alter:
1. Kahlebergsandstein (Unteres Devon) Der Sandstein kommt in einem größeren
geschlossenen Vorkommen südlich von Goslar und Oker
(Harz) vor. Es handelt sich um einen vorwiegend kieseligen
Sandstein oder Quarzitsandstein von grauweißer, gelblicher
und grünlicher Farbe der sowohl dickbankig wie auch
schiefrig ausgebildet sein kann.
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2. Piesbergsandstein
(Oberes Karbon, Westfal) Der Sandstein kommt in einem
kleinen, geschlossenen Vorkommen am Piesberg, nördlich
von Osnabrück vor. Es ist ein hell- bis dunkelgraues Gestein
von feiner bis mittelkörniger Struktur, meist dickbankig
gelagert. Er wurde als Werk- und Bruchstein verwendet,
heute wird er ausschließlich zur Schotter- und Splittherstellung in einem sehr großen Bruch abgebaut.
3. Nüxeier Dolomit (Zechstein, Staßfurt- Karbonat) Der Dolomit ist eine lokale
Werksteinentwicklung auf dem Top der Eichsfeld- Schwelle.
Der Nüxeier Dolomit steht im Südharz, südwestlich von Bad
Sachsa an, es ist ein feinkörniger, hellbräunlichgrauer
Dolomitstein. Die Druckfestigkeit nach DIN 52105 beträgt im
Mittel 219,1 N/m².
4. Wesersandstein (Mittlerer Buntsandstein) Der Bausandstein ist in Südniedersachsen eine weit verbreitete Schichtfolge, besonders
im Gebiet Holzminden- Eschershausen- Stadtoldendorf. Er
ist überwiegend bankig bis dickbankig, vielfach violett, braun
oder gelblich gefärbt. Die Wasseraufnahme, prozentual
volumenbezogen nach DIN 52103, beträgt im Mittel 8,40 und
die Druckfestigkeit nach DIN 52105 im Mittel 80,0 N/m². Er ist
als Sollingsandstein in ganz Norddeutschland bekannt.
5. Elmkalkstein
(Unterer Muschelkalk) Er stellt eine regionale Sonderentwicklung des Unteren Muschelkalkes im Elm, südöstlich
von Braunschweig dar. Der Kalkstein ist hellbräunlichgrau
und oolithisch- porig entwickelt. Die Wasseraufnahme,
prozentual volumenbezogen nach DIN 52103, beträgt im
Mittel 8,04 und die Druckfestigkeit nach DIN 52105 im Mittel
23 N/m².
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6.Velpker Sandstein (Oberer Keuper) Der Velpker Sandstein wird auch als
Rhätquarzit
bezeichnet. Aufgrund seiner geringmächtigen
Ausbildung streicht dieser in Südniedersachsen als schmales
Band zutage aus und wurde besonders im Raum Hameln
und bei Velpke östlich von Wolfsburg abgebaut. Er ist ein
fein- bis mittelkörniger, gelblichgrauer bis hellbräunlich
gefärbter
Sandstein.
Die
Wasseraufnahme,
prozentual
volumenbezogen nach DIN 52103, beträgt im Mittel 6.46 und
die Druckfestigkeit nach DIN 52105 im Mittel 169 N/m². Er ist
der härteste Sandstein Niedersachsens.
7. Thüster Kalkstein
(Oberer Jura, Münder Mergel) Er stellt eine lokale Entwicklung in der Hilsmulde dar. Entsprechend seinem lokal
begrenzten Vorkommen wurde der Kalkstein in einer Reihe
von Steinbrüchen südöstlich von Thüste abgebaut. Der
feinporige, mittelkörnige Kalkstein besteht weitgehend aus
Fossilschutt, der sich vor allem aus Bruchstücken von
Kalkröhrchen (Serpeln) eines Meereswurmes zusammensetzt. Die Druckfestigkeit (N/m²) nach DIN 52105, beträgt
27,4 N/m².
8. Osterwaldsandstein (Unter- Kreide, Bückeberg- Folge, früher Wealden) Der
Sandstein kommt in einem größeren, geschlossenen Bereich
des Osterwaldes vor. Der graue, grauweiße oder hellgelbliche, teils gelblich oder rötlich geflammte Stein dunkelt
nach. Er steht in dicken Bänken an und ist feinkörnig. Neben
Werksteinen
für
Hochbauten
wird
er
besonders
als
Mauerstein sowie für Pflastersteine und für Treppenstufen
verwendet. Ein Sondererzeugnis waren Walzensteine für die
Käsezubereitung und Mahlsteine für Mühlen.
12
9. Süntelsandstein
(Unter- Kreide, Bückeberg- Folge, früher Wealden) Er kommt
in geschlossener Verbreitung im Süntel und im Raum
Hannover- Hameln vor. Dieser Stein ist vorwiegend hell,
gelblich und weißlichgrau, teilweise rötlich geflammt oder
bräunlich
gefleckt.
Neben
dickbankigen,
massigen
Vorkommen tritt das Gestein auch plattig auf. Der feinkörnige
Sandstein
besitzt
im
wesentlichen
die
gleichen
Eigenschaften wie die anderen Sandsteine der BückebergFolge, ist aber von geringerer Druckfestigkeit.
10. Nesselbergsandstein (Unter- Kreide, Bückeberg- Folge, früher Wealden) Der
Sandstein
kommt
in
einem
kleineren
geschlossenen
Vorkommen am Nesselberg bei Hameln vor. Der graue oder
hellgelbliche, häufig auch dunkelgeflammte und oft grauweiß
ausgebleichte Stein ist feinkörnig und gleichmäßig. Er ist ein
Werkstein und wurde für repräsentative kirchliche und
weltliche Bauvorhaben verwendet, ist aber von geringerer
Druckfestigkeit.
11. Deistersandstein (Unter- Kreide, Bückeberg- Folge, früher Wealden) Dieser
Sandstein kommt in der Hauptsache nahe Hannover am
Deister vor. Er ist im Wesentlichen hellgelblich und weißgrau,
er verwittert häufig bräunlich. Seine Struktur ist vorwiegend
feinkörnig. Die helleren Arten sind in bergfeuchtem Zustand
besonders gut zu bearbeiten.
12. Obernkirchener Sandstein (Unter- Kreide, Bückeberg- Folge, früher Wealden)
Dieser Sandstein bildet den Kamm des Bückeberges. Er wird
schon seit 1100 n. Chr. für den Bau und die Gestaltung von
sakralen und weltlichen Bauten weltweit genutzt. Er ist
gelblich braun und hellgrau bis grau und besonders
witterungsbeständig. Hier wurden häufig Saurierfährten und
Reste von anderen Reptilien gefunden.
13
13. Münchehagener Sandstein (Unter-Kreide, Bückeberg- Folge, früher Wealden)
Der Sandstein bildet den Kamm der Rehburger Berge, er ist
im wesentlichen bräunlichgelb bis hellgelb, im oberen Teil ist
er plattig, im unteren Teil dickbankig und meist feinkörnig. Im
liegenden Teil der Sandsteinbänke treten besonders viele
Saurierfährten auf.
14. Bentheimer Sandstein (Unter- Kreide, Valendis) Der Sandstein kommt in zwei
eng benachbarten Verbreitungsgebieten bei Bentheim und
Gildehaus vor. Dieser besonders gute Bausandstein wird als
weißgraues, gelblich geflammtes oder hellgelbliches Gestein,
das sehr feinkörnig ist, seit Jahrhunderten abgebaut. Vor
allem wurde dieser Sandstein als Werkstein für Hoch- und
Brückenbau
verwendet,
als
Mauerstein,
Sockelstein,
Bruchstein, Bildhauerstein und Mühlstein fand er ebenfalls
Verwendung. Die Wasseraufnahme, prozentual volumenbezogen nach DIN 52103 beträgt im Mittel 15,0 und die
Druckfestigkeit nach DIN 52105 im Mittel 78 N/m².
15 Hilssandstein (Unter- Kreide, Unter Alb). Der Hilssandstein ist ein
glaukonitischer Sandstein und kommt im Hils, insbesondere
bei Wenzen, Lutter am Berg und Langelsheim vor. Er ist ein
hell- bis dunkelgrüner, fein- bis mittelkörniger, dickbankiger
Stein. Die Wandhöhen in den Steinbrüchen betragen ca. 18
m. Der Sandstein ist aber nicht sehr wetterbeständig.
14
5. Lage der Obernkirchener Sandsteinbrüche
(KRUMSIEK, Dr. R. 1981)
Die Bergstadt Obernkirchen liegt an der Bundesstraße 65, zwischen Bückeburg und
Stadthagen. Der Ortskern befindet sich etwa einen Kilometer südlich der
Bundesstraße, am Westhang des Bückeberges (Abb. 1).
Die Bundesstraße folgt geschichtsträchtigem Boden. Ihr Verlauf entspricht noch
heute dem des „Helwegs vor dem Sandvorde“. Dieser Helweg war die alte Heerund Handelsstraße am Fuß der Bückeberge, auf der schon Karl der Große nach der
Unterwerfung der Ostwestfalen im Jahr 775 wieder nach Westen zog. Obernkirchen
lag zu dieser Zeit im Bucki- Gau, in dem die Grafen der Billunger als königliche
Beamte die obrigkeitlichen Herrschaftsrechte wahrnahmen.
Ab 1208 unterstand das Grafengericht den Grafen zu Holstein- Schaumburg und
Sternberg, Herren zu Gehmen. Graf Otto verlieh Obernkirchen erst am 10. Februar
1565 das Fleckenrecht und entließ die Bürger aus der Leibeigenschaft. Am 22. Mai
1571 erhielt Obernkirchen die Stadtrechte.
Am 19. Juli 1647 wurde die Grafschaft zwischen Philipp von Lippe und HessenKassel geteilt. In einem Teilungsvertrag wurden einige Ämter der ehemaligen
Grafschaft Philipp als Grafschaft Schaumburg- Lippe belassen, das Amt
Schaumburg und mit ihm die Stadt Obernkirchen erhielt Hessen-Kassel.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Obernkirchen mit dem Bückeberg dem Land
Niedersachsen und dem Landkreis Grafschaft Schaumburg zugeordnet. Im Jahr
1974
wurden
die
beiden
Landkreise
Schaumburg-
Lippe
und
Grafschaft
Schaumburg zu dem Landkreis Schaumburg wieder zusammengefügt.
Die alten und neuen Steinbrüche liegen auf dem Kamm des Bückeberges, etwa 3
km südlich der Kernstadt Obernkirchen.
15
6. Zeittafel
(KRUMSIEK, Dr. R. 1981 & POESTEGES, 1979)
1165
Lieferung der Steine für den Bau der Stiftskirche
Obernkirchen.
1185
Lieferung der Steine für den Bau des Verdener Doms.
Ende des 13. Jahrht. Der Obernkirchener Sandstein wird beliebter Baustoff
auch außerhalb der Grafschaft.
1407
Lieferungen von Sandsteinen für das Bremer Rathaus.
1520
Geregelter Steinkohlenabbau bei Obernkirchen.
1527
Herzog Otto von Braunschweig und Lüneburg schreibt an
Graf Jobst wegen Überlassung von Steinen.
1551
Anthonius, Graf zu Oldenburg und Delmenhorst bittet durch
einen Boten um verschiedene Steine.
1552
Lüneburgische Regierung bestellt Bausteine für Celle. Von
jedem Fuder Steine wurden auf dem Bückeberge 3
Groschen Bergware genommen. Dieses war eine Art
Förderzins, welcher für den Grafen erhoben wurde.
1560
Zwischen dem Grafen Otto, dem Bürgermeister und dem
Rat der Stadt Antwerpen wird ein Vertrag über die
Lieferung von Steinen geschlossen. In einem späteren
Schreiben ist von 1400 Fuder Steinen die Rede.
16
1562
Graf Otto der IV. zu Holstein-Schaumburg erlässt eine
Steinbruchordnung. Darin wurde u. a. geregelt, dass
Schreiber eingestellt werden sollten, die den Verkauf der
Steine überwachten.
1563
Den Steinhauern wird von Graf Otto verboten, das Land zu
verlassen.
1564
Graf Otto erklärt sich bereit, jährlich 500 Fuder Steine für
Antwerpen an die Weser zu fahren.
1567
Graf Erich zu Hoya erhält verschiedene Schiffsladungen
Steine. In demselben Jahr geht auch eine Ladung Steine
an die Königin von Dänemark.
1569
Erneuerung des Verbotes an die Steinhauer, das Land zu
verlassen, gegen Androhung einer Vermögensstrafe.
Eigentümer der Sandsteine waren die Grafen von Holstein- Schaumburg, welche
die Steine durch die Baubruderschaft des Stiftes Obernkirchen brechen ließen.
Nach der Entlassung der Obernkirchener aus der Leibeigenschaft (1565) verpachteten die Grafen die Brüche an freie Steinhauer gegen Zahlung einer
„Bergware“ (Förderzins).
1575
Der Herzog von Braunschweig und Lüneburg wünscht für
einen größeren Bau einige hundert Fuder Steine. Auch das
Stift zu Herford forderte Steine zum Bau der Abtei an.
1584
Graf Adolf von Oldenburg benötigt 300 Fuder Werksteine
zum Bau einer Schleuse im Marschenland.
1585
27 Steinhauer bilden eine Zunft mit eigener Zunftordnung.
17
1603
Der Erzbischof von Bremen fordert Steine zum Aufbau des
abgebrannten bischöflichen Schlosses an.
1607
Aus einem Schreiben von 1607 geht hervor, dass die
Obernkirchener
Steinhauer
eine
Steinniederlage
in
Petershagen an der Weser hatten. Dieser Platz ist ihnen
aber streitig gemacht und verteuert worden. Der Graf sollte
nun dafür sorgen, dass der seit langem bestehende
Zustand wieder hergestellt wird.
Ostern 1607 wurde zwischen Graf Ernst zu Schaumburg
und sämtlichen Steinhauern der Grafschaft ein Vertrag
geschlossen. Nach diesem Vertrage verpachtete der Graf
die Steinbrüche an 29 namentlich aufgeführte Steinhauer
auf 5 Jahre für jährlich 250 Thaler. Durch diese Pacht war
die Bergware abgelöst. Eine Verzollung der Fuhren behielt
sich der Graf vor. Von den 29 aufgeführten Steinhauern
waren 22 aus Obernkirchen.
1615
Die Steinhauer erhalten vom Grafen Ernst die eigene
Gerichtsbarkeit.
Ende 16. Jahrht. Die Bremer Kaufleute schalten sich in den Markt ein.
1640
Graf Otto V. stirbt. Das Haus Holstein-Schaumburg erlischt.
1647/48
Westfälischer Friede und Teilung der Grafschaft Schaumburg. Hessen- Cassel und Schaumburg- Lippe betreiben
den Steinkohlenabbau in der ehemaligen Grafschaft
Schaumburg gemeinsam. Die Sandsteinbrüche betreibt
Hessen- Cassel allein.
1680
Landgraf Karl von Hessen erneuert die Rechte und Privilegien der Steinhauerzunft.
18
Beginn des 17. Jahrht.
Obernkirchener
Steinhauer
halten
die
Grenze
Schaumburg / Schaumburg- Lippe nicht ein. Nach Verhandlungen werden Abbaugrenzen neu festgelegt.
um 1750
Verstärkter Export der Sandsteine z. B. zum Zarenschloß
Zarskoje Selo. Die Bremer Kaufleute verschärfen die
Handelsbedingungen.
1770
Der Außenhandel kommt vollständig zum Erliegen. Die
Steinhauer aus Obernkirchen müssen bei den Bremer
Kaufleuten
Kredite
aufnehmen.
Außerdem
gibt
es
Probleme mit der Wasserhaltung.
1780
Die Steinproduktion wird wegen Wasserhaltungsproblemen
eingestellt. Die Regierung von Kassel gibt den Steinhauern
zum
Bau
von
Wasserlösungsstollen
ein
Darlehen.
Daraufhin werden auf dem Bückeberg der „Friedrich Stolln“
und der „Philippinen- Stolln“ aufgefahren.
1787
Die Bremer Kaufleute bemühen sich, günstigere Verträge
für die Steinhauer abzuschließen.
Der Schaumburger Amtsrat Pasor erreicht, dass die Söhne
der Steinhauer und die Gesellen vom Militärdienst befreit
werden.
Auch in Schaumburg- Lippe werden Steinbrüche angelegt
Ende des 18. Jahrht. Große Flaute im Absatz von Sandsteinen. Von ehemals
13 Steinhauermeistern gibt es nur noch 5.
Ab 1866
Der Markt hat sich erholt, es geht wieder aufwärts.
19
1872
15 der 17 Steinbruchbesitzer gründen die „Actiengesellschaft der vereinigten Obernkirchener Sandsteinbrüche.“
1909
Die Brüche waren inzwischen in den Besitz mehrerer
Banken übergegangen.
Gründung der „Obernkirchener Sandstein GmbH“.
1914
Wegen des Weltkrieges kommt es zur Verschlechterung
der wirtschaftlichen Lage.
1920
Die wirtschaftliche Lage verbessert sich wieder.
Ende der 20er Jahre: Durch die Weltwirtschaftskrise verschlechtert sich die
Konjunktur dramatisch. Verringerung der Zahl der
Mitarbeiter von 350 auf 70.
1932
Die Dresdner Bank übernimmt die Aktien der
Obernkirchener Sandsteinbrüche.
1938
Der Privatmann Paul Ebeling übernimmt die
„Obernkirchener Sandsteinbrüche AG“ als
Kommanditgesellschaft.
2. Weltkrieg
Es wurden hauptsächlich Industrieprodukte (z.B.
Schleifsteine) und Steine für Monumentalbauten geliefert.
Nach 1945
Es wurden für den Wiederaufbau, nach einer Phase der
Konsolidierung,
wieder
verstärkt
Naturwerksteine
eingesetzt. Der Betrieb wurde modernisiert. Der Steinhauerplatz auf dem Bückeberge wurde aufgegeben. Die
Schollen werden im Steinbruch zu Rohblöcken gesägt und
diese mit LKW´s zum Steinhauerplatz nach Obernkirchen
zur Weiterverarbeitung transportiert.
20
7. Geologie des Bückeberges
(GRAUPNER, 1980 ; KEMPER, 1973; LILL , 1988)
Der Bückeberg bildet die südwestliche Begrenzung der Schaumburg- Lippischen
Kreidemulde. Der hangbildende Sandstein gehört zur „Bückeberg- Folge“ des
Berrias.
Die Unruhe der Erdkruste erreicht zum Ende der Serpulitzeit ein solches
Ausmaß, dass sich neue Gebirge und Landmassen bilden. Zwischen dem
Festland im Süden und dem offenen Meer im Norden und Osten liegt im Bereich
des Beckens ein Streifen, der weder richtiges Land noch eigentliches Meer war,
mit Flüssen, die vom südlichen Festland kamen. So entstand eine lagunenerfüllte
Landschaft mit ganz neuen Lebensbedingungen und Lebensgemeinschaften.
Dies war der Beginn des „Wealden“ (engl. sprich Wilden), bzw. der „BückebergFolge“ des Berrias. Die Schichten des kohleführenden „Wealden“ wurden in
Deutschland nur im „Niedersächsischen Becken“ abgelagert (Tab. 1).
7.1 Zur Stratigraphie der Unterkreide
Es ist schwierig, die Vielfalt der stratigraphischen Bezeichnungen des Übergangs
vom Oberen Jura zur tiefsten Unterkreide zu verstehen.
Bis etwa 1963 galt die alte Untergliederung der tiefsten Unterkreide. Dieser
Abschnitt wurde „Deutscher Wealden“ genannt, der in sechs Stufen unterteilt war,
„Wealden 1 bis Wealden 6“.
Umfangreiche paläontologische Untersuchungen haben dazu geführt, dass 1963
in Lyon (Frankreich) das Berrias international zu einer selbständigen Stufe
erhoben wurde. Der „Deutsche Wealden“ wird nun „Bückeberg- Folge“ genannt.
Namensgebend ist der Gebirgszug „Der Bückeberg“ bei Obernkirchen. Für die
Bezeichnung „Oberer Münder Mergel“ wird nun der Name „Katzberg- Folge“
benutzt, während die Bezeichnung „Serpulit“ für die älteren Ablagerungen
beibehalten wird (Tab. 2).
21
7.2 Die paläogeographische Entwicklung des „Niedersächsischen
Beckens“
Im oberen Jura (Oxford / Kimmeridge) hatte das jurassische Meer seinen
Höchststand und seine größte Verbreitung. Durch die kimmerische Hebungsphasen kam es zu Einengungen und Abschnürungen von Meeresteilen. Im
Süden unterlag die Rheinische Masse einer Hebungstendenz. Im Norden
entstand die aus zahlreichen Untiefen und inselartigen Schwellen bestehende
Pompeckjsche Schwelle, die jedoch im Laufe der frühen Unterkreide versank,
allerdings langsamer, als die umgebenden Beckengebiete, so dass der
Schwellencharakter erhalten blieb. Der norddeutsche Sedimentationsraum, der
sich über Holland bis Süd- England und Nord- Frankreich erstreckte, unterlag
einer zunehmenden Einengung und Abschnürung vom Ozean und war in
dauernder Senkung begriffen.
Das „Niedersächsische Becken“ war ein Teilbereich dieses Sedimentationsraumes, der sich an der Wende Jura / Kreide durch besonders weitgehende
Abschnürung auszeichnete. Es ist als Schollenrandtrog mit Nebenmeercharakter
aufzufassen (Abb.2).
Dieses Becken hatte vor ca. 140 Millionen Jahren eine Ausdehnung von ca. 840
km² und reichte im Westen vom Kloster Oesede (ca. 8 km südlich von
Osnabrück) über Sehnde (ca. 15 km südöstlich von Hannover) bis zum Gifhorner
Trog im Osten und im Norden von Neustadt a. Rbg, bis nach Hohenbüchen/Hils
im Süden. Es lässt sich von West nach Ost in drei Teilbecken untergliedern:
1. Ein von der niederländischen Grenze bis zur Weser reichendes
westliches Hauptbecken.
2. Ein mittleres Teilbecken zwischen Weser und Nienhagen, die
Lehrter- Schwelle .
3. Ein östliches Teilbecken, das in etwa dem Gifhorner Trog
entspricht.
22
Im Berrias 3 (Bückeberg- Folge, Wealden 3) war das Niedersächsische Becken
vollständig abgeschnürt. Nur wenige marine Ingressionen (Eindringen von
Meerwasser in Landsenken) unterbrachen die weitgehende Aussüßung. Es kam
die „Norddeutsche Wealden- Fazies“ (Fazies ist die Bezeichnung für die
Beschaffenheit gleichalter Sedimente) zur Ablagerung. Sie ist im BeckenTiefsten 600 – 800 m mächtig (=dick) und ist durch tonige, z. T., blättertonige
Beckenfazies, die oft Bitumen führt und durch eine sandige Randfazies mit
Kohlenflözen gekennzeichnet, deren Mächtigkeit stellenweise bis auf wenige
Meter reduziert sein kann.
Erst im Unter- Valangin nahm die Salinität (Versalzung) des Beckens schubweise
zu und nördliche Verbindungen zum Ozean öffneten sich. Die Wealden- Fazies
wird von cephalopodenführenden marinen Schichten überlagert. Die brakischlimnische Phase des „Niedersächsischen Beckens“ war damit beendet.
Biostratigraphisch wurden die Sedimente des Berrias besonders mit Hilfe von
Ostrakoden (Muschelkrebse), darunter besonders Cyprideen (Süßwasserformen
der Muschelkrebse) und Gastropoden (Schnecken) eingestuft.
Nach KEMPER und GRAUPNER kommen derartige Ablagerungen sowohl in
breiten
Flussmündungen
als
auch
in
Delta-
Gebieten
vor.
Besondere
Aufmerksamkeit bei der Rekonstruktion der Lebensbedingungen zur Zeit des
Wealden galt den Resten von Dinosauriern, Krokodilen und Schildkröten. Die
Steinbrüche sind die einzigen dauerhaften Aufschlüsse, in denen geologische
und paläontologische Untersuchungen langfristig durchgeführt werden können.
Aus den Obernkirchener Sandsteinbrüchen stammt die erste Beschreibung von
Wurzelböden, dies sind Schichten, in denen die Wurzeln der Bäume und Farne
verkohlt oder versteinert in Lebensstellung erhalten sind.
Am Ausgang des Berrias 3 erfolgten zwei vorübergehende Einbrüche
(Ingressionen) der Ozeane in das Brackwasserbecken. Der dritte Vorstoß des
Meeres schaffte eine bleibende Verbindung mit dem Ozean. Die „Wealden- Zeit“
war nach ca. 8,0 Millionen Jahren zu Ende gegangen und es begann die Zeit des
Valangin, die nächst höhere Stufe der „Unterkreide“.
23
Im obersten Jura, im Serpulit und zu Beginn der Bückeberg- Folge herrschten
von England bis Nordwestdeutschland mehr oder weniger semiaride Bedingungen. In der Mitte der Bückeberg- Folge wurde dann das Klima generell
feucht und warm, blieb aber, wie bereits im obersten Jura, saisonal mit
schwankenden Niederschlägen und führte auch im Niedersächsischen Becken
zur Bildung von großen, mächtigen Mooren und Wäldern, aus denen später die
Steinkohlen gebildet wurden.
7.3 Fazies der Bückeberg- Folge
Die Fazies ist sehr verschiedenartig ausgebildet. Die Gesteine sind zumeist Tone
und Schluffsteine, in die zum Teil mächtige Sandsteinfolgen und unterschiedlich
mächtige Kohleflöze eingelagert sind.
Südlich und südwestlich von Hannover (Osterwald, Nesselberg, Süntel, Deister,
Stemmer
Berg,
Bückeberge,
Rehburger
Berge)
herrschte
Süßwasser-
sedimentation, sie ließ ein Bruchwald- oder ein Torf- sowie Sumpfareal mit
tropischer Flora entstehen, aus dem jeweils Kohleflöze hervorgingen.
Die z. T. sandig- siltischen Tonsteine und Sandsteinbänke bauen infolge ihrer
Witterungsbeständigkeit den Bückeberg auf. Der Kamm wird vom Hauptsandstein, auch „Obernkirchener Sandstein“ oder „Bremer Stein“ genannt,
gebildet. Der Sandstein wird in Sandsteinbrüchen auf dem Kamm des
Bückeberges und am Nordhang bei Liekwegen gewonnen. Die gesamte
Schichtenfolge ist auf der Suche nach Steinkohle durch Stollen, Schächte und
Bohrungen aufgeschlossen.
Der Hauptsandstein bildet den Kamm des Bückeberges. Er entspricht
stratigraphisch dem Rehburger- Sandstein auf dem Kamm der Rehburger Berge.
Der Hauptsandstein gehört zur „Bückeberg- Folge“, früher „Wealden 3“ und ist
zwischen 5 m und 15 m mächtig (dick). Oft beginnt er mit einem mindestens 3 m
mächtigen dickbankigen, quarzitisch gebundenen Schluff- bis FeinsandsteinPaket, desssen Oberfläche Riesenrippeln von ca. 30 m Wellenlänge und
Schlammvulkane (ringförmige Sedimentaufquellungen) aufweisen.
24
In frischen Brüchen lassen sich Fossilführung und Gefüge des Hauptsandsteins
besonders gut beobachten: Wellenrippeln, kleinräumige Schrägschichtung,
Trockenrisse
und
zusammengespültes
Pflanzenhäcksel.
Zusammen
mit
Wurzelböden und Steinkohleflözen ergeben diese Gefüge als Ablagerungsraum
ein sehr flaches Seedelta. Dazu paßt auch die Fossilführung: Schalenpflaster, z.
T. noch in Lebensstellung erhaltene Süßwassermuscheln (Cyrenen) sowie
Fischreste, Wühlgefüge und Saurierfährten. Die Flora umfasst im wesentlichen
Schachtelhalme, Farne, Koniferen und Cycadeen und beweist für diese Zeit
tropisches Klima (Abb. 4).
8. Die Lagerstätte der Obernkirchener Sandsteine
Der Hauptsandstein auf dem Kamm des Bückeberges wird überlagert von 2,0 m
bis 2,5 m diluvialen Schichten, die aus Schluff, Ton und Sandsteinbrocken
bestehen, darunter folgen 2 m dünnbankiger, mürber Sandstein, der Abraum.
Es folgen etwa 1,0 m – 1,5 m wechselnd fester und mürber, dickbankiger
Sandstein, der nur bedingt brauchbar ist , über einer 5,0 m – 6,0 m mächtigen
(dicken) Folge von festen, dickbankigen Sandstein. Die Farbe dieses Sandsteins
ist im Westteil der Brüche deutlich hellgrau bis grau, während die Steine im
Ostteil gelbbraun bis braun aussehen.
In frischen Brüchen lassen sich Fossilführung und Gefüge des Hauptsandsteins
besonders gut beobachten. Auf liegenden Schichtflächen finden sich oft
Muschelpflaster, Saurierfährten, versteinerte Pflanzenreste und andere Fossilien.
Nach verschiedenen Untersuchungen der Kornform und der Zusammensetzung
der
sogenannten
Sandsteine
überwiegen
Schluffsteine
gegenüber
den
Feinsandsteinen. Beide Gesteine bestehen zu 95 % aus gut gerundeten
Quarzkörnern, die besonders dafür verantwortlich sind, dass die Sandsteine so
gut als Werksteine geeignet sind. Der Rest der im Gestein vorhandenen Minerale
sind Kaolinit (als Verwitterungsprodukt von Feldspäten), Illit, Chlorit, Glimmer,
Gesteinbruchstückchen und Schwerminerale. Der Sandstein ist besonders fest
und resistent gegen Umwelteinflüsse, weil sein Bindemittel kieselig ist.
25
Sandsteine mit tonigem Bindemittel dagegen nehmen viel Wasser auf, dieser
Sandstein ist besonders frostempfindlich, und kalkig gebundener Sandstein
reagiert besonders auf verschmutzte Luft. Die in der Luft enthaltenen
Schwefelverbindungen reagieren
mit Sauerstoff und im Gestein enthaltenem
Kalk, es bildet sich Gips, der dann durch Regen gelöst wird und so das Gestein
zerstört. Dies kann bei dem Obernkirchener Sandstein mit dem kieselig
gebundenen Quarzsandstein nicht vorkommen.
In der Rohstoffsicherungskarte RSK- Nr.: 3721 des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung (Abb. 6) wird die gesamte Lagerstätte mit einer
Flächengröße von 360 ha ausgewiesen, davon enthält eine Fläche von 154 ha
Lagerstätten I. Ordnung und eine Fläche von 206 ha Lagerstätten II. Ordnung.
Zur wirtschaftlichen Verwertung als Naturwerkstein sind ausschließlich die
Sandsteine aus dem Lagerstättenteil I. Ordnung geeignet. Aus diesem Teil
werden Schollen zur Herstellung qualitativ hochwertiger Naturwerksteine
gewonnen. Aus der Lagerstätte II. Ordnung können höchstens Naturwerksteine
geringerer
Qualität
abgebaut
werden
(z.
B.
Bossen,
Gartenplatten,
Rasenkantensteine usw.). Etwa 80 % der Lagerstätte I. Ordnung steht im
Eigentum des Landkreises Schaumburg und 20 % im Eigentum der
Obernkirchener Sandsteinbrüche.
9. Die Dinosaurier der Kreidezeit
( FREISE & KLASSEN, 1979 ; Probst, 1986)
Die hohe Zeit der Dinosaurier war von der Trias bis zum Ende der Kreide, von
250 Mio bis 65 Mio Jahre, über eine Zeitdauer von ca. 175 Mio Jahre. In der Trias
gab es auch schon Säugetiere, die zu dieser Zeit aber nur eine untergeordnete
Rolle spielten. Die Blütezeit der Säugetiere begann erst mit dem Aussterben der
Saurier am Ende der Kreidezeit ab 65 Mio Jahre vor heute. Erst vor 1,6 Mio
Jahren tauchen die ersten menschenähnlichen Geschöpfe auf.
In der Kreidezeit änderte sich die Lage der Kontinente zueinander tiefgreifend,
weil der Urkontinent Pangäa sich teilte. Laurasia blieb weitgehend erhalten.
26
Gotwanaland brach auseinander, Südamerika und Afrika trennten sich und der
Südatlantik bildete sich neu. Indien löste sich von Afrika und begann nach Norden
zu driften. Antartika und Australien entfernten sich ebenfalls und auf der Nordhalbkugel öffnete sich der Nordatlantik (Abb. 4).
In der Unterkreide- bis weit in die Oberkreidezeit hinein bestimmten farnartige
Pflanzen, Schachtelhalme und Koniferen das Vegetationsbild. Mit Beginn der
Oberkreide begannen langsam die Blütenpflanzen sich durchzusetzen und das
Pflanzenreich zu erobern. Pflanzen, die als Futterpflanzen den
Dinosauriern
völlig unbekannt waren (Fischer, R. & Thies, D. 1993).
Dinosaurier sind Reptilien, die eine schuppige Haut haben und Eier legen. Die
meisten Dinosaurier konnten schneller laufen als sämtliche heute lebenden
Reptilien. Dies lag an den Veränderungen in der Form der Knochen von Hüfte,
Knie und Sprungbein, ähnlich denen unserer heutigen Vögel. Seit der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts unterteilt man die Dinosaurier deshalb auch in zwei
verschiedene Gruppen:
-
Die Echsenbecken- Dinosaurier (Saurischier), bei denen die Beckenknochen ähnlich angeordnet sind wie bei den meisten Reptilien heute und
-
Die Vogelbecken- Dinosaurier (Ornithischier), bei denen die Hüftknochen
ähnlich angeordnet sind wie bei den Vögeln.
Die meisten bekannten Dinosaurierfährten und –funde aus unserer Region
stammen aus der Unterkreide. Hauptsächlich aus der tiefen Unterkreide
(Wealden, heute Bückeberg- Folge) des Bückeberges, des Harrls und der
Rehburger Berge. Schon ab 1879 fanden Geologen und interessierte Laien in
den Steinbrüchen des Bückeberges und des Wölpinghäuser Berges (Rehburger
Berge) Fährten von Sauriern.
Der größte Kenner der Dinosaurierfährten in den Bückebergen und dem Harrl war
der Oberlehrer Prof. Max Ballerstedt aus Bückeburg.
27
Max Ballerstedt wurde am 20. Juni 1857 in Bückeburg geboren. Er studierte in
Marburg und Berlin Mathematik und Naturwissenschaften und war danach
vierzehn Jahre Oberlehrer am Gymnasium „Adolfinum“ in Bückeburg. Fürst
Georg Adolf von Schaumburg- Lippe verlieh ihm 1907 den Professorentitel.
Ballerstedt mußte 1912, mit 55 Jahren, aus Gesundheitsgründen vorzeitig in den
Ruhestand gehen.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sammelte Ballerstedt aus den Bückebergen
und dem Harrl in seiner Privatwohnung in Bückeburg eine große Zahl fossiler
Spuren von Krokodilen, Schildkröten und Sauriern. Als seine Wohnung in
Bückeburg zu klein wurde, deponierte er die oft zentnerschweren Artefakte im
Gymnasium „Adolfinum“. Unter diesen Fossilien waren auch Blöcke mit dem
Skelett eines „Vogelbecken- Dinosauriers“, was Ballerstedt
schon
erkannte,
obwohl es erst viele Jahre später offizielle Lehrmeinung wurde. Er wusste schon,
daß Dinosaurier weit agilere Tiere waren, mit einer Organisationsstufe zwischen
Reptilien, Vögeln und Säugetieren.
Kurz vor seinem Tod im Jahre 1940 schenkte er seine Sammlung dem
„Adolfinum“. Die wertvollen Fossilien überdauerten auf alten Tischen, die auf dem
Schul- Dachboden standen, den „Zweiten Weltkrieg“.
Nach dem Ende des Krieges kippten englische Soldaten die für sie nutzlosen
„Steine“ auf den Fußboden, weil sie die Tische zum Pokern brauchten. Dort blieb
die wertvolle Sammlung lange Jahre unbeachtet liegen, weil weder einer der
Schulleiter noch die Stadtverwaltung von Bückeburg begriffen hatten, welch
naturwissenschaftlicher Schatz in ihrem Gebäude langsam vergammelte. Erst in
den Jahren um 1960 erinnerte man sich wieder daran, als das Staatliche
Hochbauamt beanstandet hatte, daß die „Steine“ zu schwer für die Deckenbalken
des Gymnasiums wären. Es ist dem Biologielehrer Dr. Hillrich Bernhardts zu
verdanken, dass die Sammlung gerettet wurde. Er hat sie unter ganz
persönlichem Einsatz im Mopedkeller der Schule gesichert. Hier blieb sie dann
unter der Betreuung von Dr. Bernhardts liegen. Nach seinem Tod 1971 fand sich
niemand mehr, um die Sammlung zu betreuen.
28
Da weder die Schulleitung, noch die kommunalen Vertreter der Stadt die
Bedeutung der zweitgrößten Privatsammlung von Sauropoden und anderen
Reptilien der Unterkreidezeit erkannten, wurden viele der Artefakte als
Dauerleihgabe an die Universität Göttingen abgegeben.
1987 kehrte ein Teil der Sammlung in das „Adolfinum“ zurück. Farbig
rekonstruierte Lebensbilder von Sauriern und Landschaftsbilder der Unterkreidezeit zeigen nun Schülern und anderen Besuchern einen kleinen Teil der
Ballerstedt`schen Sammlung. Ein weiterer Teil der Sammlung wird im
Freilichtmuseum „Dino- Park Münchehagen“ in Münchehagen ausgestellt.
Nach dem „Zweiten Weltkrieg“ fand man in der Gegend von Münchehagen
zwischen 1952 und 1958 mehrfach fossile Fährten in Steinbrüchen. Neben den
Fährten soll 1952 auch ein ganzes Skelett aufgetaucht sein. Nach den Angaben
eines ehemaligen Steinbrucharbeiters soll der Schädel 0,7 bis 0,8 m groß, die
Schulter 0,8 m breit und die Körperlänge 7 bis 8 m betragen haben. Dazu kam
noch ein langer Schwanz. Trotz mehrerer Aufrufe an die Bevölkerung in und um
Münchehagen ist nie wieder ein Knochen aufgetaucht.
In einem weiteren Steinbruch in Münchehagen, der in der älteren Literatur als
„Steinbruch Wessling an der alten Poststraße“ bezeichnet wird, baute man bis in
die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts Sandsteine der „Bückeberg- Folge“ (früher
Wealden) ab. Die Sohlfläche der bauwürdigen Sandsteine ist etwa 0,2 bis 0,4 m
dick. Sie war als Sohle für den Steinbruch besser geeignet als die darunter
liegenden
dunklen,
weichen,
sandigen
Tonsteine.
Schon
lange
waren
schüsselförmige Eindrücke in der Sohlfläche als Saurierspuren erkannt. Den
gesamten Überblick über die Fährten der Dinosaurier erhielt man aber erst 1980,
als die Feuerwehr während einer Übung die gesamte Fläche freispritzte. Seit
1991 ist das Naturdenkmal „Saurierfährten“ in ein Freilichtmuseum eingebunden.
Auch in den Obernkirchener Sandsteinbrüchen werden bis in die jüngste
Vergangenheit Fährtenspuren, meistens von Iguanodonten sowie versteinerte
Pflanzenreste und Schildkröten gefunden.
29
Die Funde wurden an verschiedene Museen abgegeben oder werden bei den
Obernkirchener Sandsteinbrüchen aufbewahrt.
Dinosaurier und Säugetiere lebten von der Trias bis zur Oberkreide gemeinsam
über einen Zeitraum von ca. 175 Mio Jahren. Dabei dominierten immer die viel
größeren Saurier vor den Säugetieren, die ein Schattendasein führten. Dies wäre
auch so geblieben, wenn die Saurier nicht an der Grenze Kreide / Tertiär
ausgestorben wären. Massensterben gab es in verschiedenen Erdzeitaltern, so z.
B. im Oberdevon und im Oberperm. Während man dies auf Eiszeiten
zurückführen kann, wird das Massensterben am Ende der Oberkreide heute noch
vielfach diskutiert.
10. Geschichte der Obernkirchener Sandsteine
(POESTGES, M. 1979 & KRUMSIEK, Dr. R. 1963)
In einer Veröffentlichung der Niedersächsischen Archivverwaltung, Beiheft 23,
aus dem Jahr 1979 „Zwischen London und Byzanz“ und der Dissertation „Das
Schaumburgische Bergrecht“ von Dr. Rolf Krumsiek aus dem Jahre 1963 wird
über die Geschichte und die Zünfte der Steinhauer berichtet.
Neben den von Kaufleuten getragenen Handelsbeziehungen zum europäischen
Ausland spielte auch der Rohstoffexport eine gewisse, wenn auch nie eine
entscheidende Rolle.
Begehrt für Repräsentativbauten war seit Jahrhunderten der in Obernkirchen in
der Grafschaft Schaumburg abgebaute Sandstein, der vor allem in die
Niederlande, nach Dänemark, nach Rußland und in die USA geliefert wurde
(siehe auch Kap. 20).
Im nordwestdeutschen Raum, zwischen Hannover und der Weser, befinden sich
mehrere Erhebungen, die aus Schichten der untersten Abteilung der Kreide, dem
Wealden, aufgebaut werden: aus Sandsteinen und Schiefertonen, denen
Kohlenflöze eingelagert sind.
30
Diese Ablagerungen sind im damaligen Küstenbereich entstanden. Unter den
Sandsteinvorkommen sind die des Bückeberges bei Obernkirchen die bei weitem
wertvollsten. Der Stein enthält nur einen vergleichsweise geringen Anteil an
Karbonaten und Sulfaten. Dagegen ist der Gehalt dieses quarzitischen
Sandsteins aus feinem Korn an Kieselsäure außerordentlich hoch, aufgrund
dessen besitzt er ein hohes Maß an Witterungsbeständigkeit. Hervorzuheben ist
auch seine überdurchschnittliche Druckfestigkeit. Seine Lager sind bis zu 20 m
mächtig. Das beim Abbau gewonnene Material besteht zu 30 % aus feinem
Werkstein und Abfall; 20 % werden ganz in Trümmer geschlagen. Ein Nachteil
dieses Steins liegt darin, dass seine anfänglich gelblich, graue oder rein weiße
Farbe sich durch Witterungseinflüsse schnell in ein schmutziges Grau
verwandelt.
Bereits im Hochmittelalter, 300 Jahre bevor auf dem Bückeberg die ersten
Kohlenbergwerke entstanden, wurde dort Sandstein abgebaut. Die Sandsteine
wurden anfangs für den einheimischen Bedarf gebrochen, wie z. B. für den Bau
der Stiftskirche in Obernkirchen und des Klosters Möllenbeck. Später, gegen
Ende des Mittelalters, werden die Sandsteine in zunehmende Masse auch über
die Grenzen Schaumburgs hinaus geliefert.
In den Baurechnungen für das Rathaus in Bremen aus dem Jahre 1407 sind
größere Geldsummen für Reisen von Baufachleuten aus Bremen zu den
Steinbrüchen in der Grafschaft Schaumburg ausgewiesen.
Anders als beim Steinkohlenbergbau bieten sich keine Anhaltspunkte dafür, dass
die Sandsteinvorkommen schon in frühester Zeit von dem Verfügungsrecht des
Grundeigentümers ausgeschlossen waren. Die Grafen Erich (1474 - 1492) und
Anton (1510 - 1526) von Schaumburg haben nach einer Urkunde vom 20. Januar
1485 dem Kloster Möllenbeck den Abbau von Sandsteinen auf den dem Grafen
gehörenden Bückebergen gestattet. Dieses, dem Stift Möllenbeck gewährte
Privileg, dürfte von den Grafen von Schaumburg in ihrer Eigenschaft als
Grundeigentümer gewährt sein, zumal von „unserem“ Bückeberg in dem Vertrag
die Rede ist.
31
Eigentümer der Brüche waren die Landesherren, die Grafen zu HolsteinSchaumburg. Abgebaut wurde der Sandstein anfangs von Hörigen des Stifts
Obernkirchen, die sich unter dem Schutz des Klosters zu Bruderschaften
zusammenschlossen. Dies änderte sich erst, nachdem die Obernkirchener 1565
aus der Leibeigenschaft entlassen wurden, Steinbrüche pachten konnten und
Zünfte bilden durften.
Die Bergordnung von 1562 regelte die Höhe der an die Landesherren zu
entrichtenden „Bergware“ (Förderzins), einer
Abgabe, die proportional zur
abgebauten Menge zu entrichten war:
für jeden Bauwagen mit Steinen sechs Groschen
für Flachtenwagen
mit Steinen vier Groschen
für Karren
mit Steinen zwei Groschen
Zur Kontrolle wurde ein Schreiber eingestellt, der die Namen der Käufer und
Verkäufer sowie die gelieferte Menge festhielt.
Der Transport war in früheren Zeiten ziemlich mühsam. Mit Wagen und Karren
wurden die Steine zum Verladeplatz an die Weser gebracht, bis zur Mitte des 17.
Jahrhunderts nach Minden und Petershagen. Von dort wurden die Steine mit
besonderen Lastkähnen, den „Eken“ zumeist nach Bremen befördert. Dadurch
wurde der Obernkirchener Sandstein als „Bremer Sandstein“ bekannt.
Im Jahre 1564 wurde mit Antwerpen erstmals eine Stadt im Ausland beliefert; für
den Bau des Rathauses war Graf Otto IV. (1544 – 1576) um jährliche Lieferungen
von 500 Fudern Blocksteinen gebeten worden. Drei Jahre später forderte die
Königin von Dänemark Sandsteine aus Obernkirchen an. Die Steinbrüche hatten
sich zu einer bedeutenden Einnahmequelle entwickelt.
Graf Otto IV. hat am 10. Februar 1565 Obernkirchen die Fleckenrechte verliehen
und die Einwohner aus der Leibeigenschaft entlassen. Einige Steinhauer konnten
nun Steinbrüche zur Pacht erhalten.
32
Graf Otto IV. beauftragte 1569 den Drosten Johann von Langen, den Steinhauern
zu verbieten, außer Landes auf Arbeit zu gehen, wer dagegen verstoße, solle
seine ganze Habe verlieren.
1597 regelten erstmals 27 Steinhauer ihr gesamtes Zunftleben in einer
Zunftordnung.
Graf Ernst (1601 – 1622) erließ den Steinhauern die Bergware gegen eine
jährliche Zahlung von 250 Talern auf fünf Jahre.
Als 1647 die alte Grafschaft Schaumburg zwischen Phillipp zur Lippe (Grafschaft
Schaumburg- Lippe) und Wilhelm von Hessen (Grafschaft Schaumburg) geteilt
wurde, kamen beide überein, die Steinkohlenvorkommen in dem gesamten
Gebiet der alten Grafschaft gemeinsam abzubauen. Die Obernkirchener
Sandsteine sollten ausschließlich im Gebiet der
hessischen Grafschaft
Schaumburg gewonnen werden. Zum Abbau der Steinkohlen waren nunmehr in
Schaumburg- Lippe und in der Grafschaft Schaumburg gemeinsam der
kurhessische Staat und das Fürstenhaus Schaumburg- Lippe als Regalherren
berechtigt. Für den Abbau der Sandsteine war ausschließlich der kurhessische
Staat
zuständig.
Obwohl
die
Sandsteingewinnung
zunächst
auch
als
Grundeigentümerbergbau betrieben wurde, entzog die hessische Verordnung
vom
10.
März
1767
die
Sandsteine
der
Verfügungsbefugnis
des
Grundeigentümers und erklärte sie für bergfrei. Das Edikt von 1767 ist durch
Geheimratsbeschluss vom 6. Februar 1798 erneut bestätigt worden.
Im 30- jährigen Krieg und in der Nachkriegszeit war den geltenden
Rechtsvorschriften wenig Beachtung geschenkt worden. Um hier wieder
geordnete Verhältnisse zu schaffen, erließ Landgraf Karl 1680 eine neue
Zunftordnng, die in den meisten Punkten derjenigen glich, die sich die Steinhauer
1597 selbst gegeben hatten, darüber hinaus aber genaue Bestimmungen über
den Erwerb von Steinbrüchen enthielt. Von großer Bedeutung war auch die
Verpflichtung des Landesherren, die Abfuhrwege zur Weser „in gutem Zustand zu
erhalten“.
33
Um 1730 gingen die Geschäfte wieder besser, es wurden wieder mehr Steine
verkauft. Diese günstige Entwicklung hielt bis etwa 1780 an. Danach ging der
Absatz wieder erheblich zurück.
Die unbefugte Anlage von Steinbrüchen hatte zu Auseinandersetzungen mit
Schaumburg-
Lippe
geführt,
da
einige
Steinhauer
auch
jenseits
der
Schaumburger Grenze tätig geworden waren. Dies Vorgehen wurde 1733 durch
einen Rezeß legalisiert. Zu dieser Zeit hatte der Fernhandel bereits wieder die
gleiche Bedeutung erlangt wie am Anfang des 17. Jahrhunderts.
Im Jahre 1782 mußte der Betrieb vorübergehend eingestellt werden, weil die
Steinbrüche unter Wasser standen. Der Zunft wurde ein Darlehen von 2 923
Thaler gewährt, mit dem der Bau von Stollen finanziert werden konnte (Kap. 18).
Nach einem Bericht des Bergrates Fröhlich an die kurhessische Oberrentkammer
aus dem Jahre 1817 war der Handel „wieder in Schwung“ gekommen. Der größte
Teil der Lieferungen ging nach Bremen, Oldenburg und Ostfriesland.
Als die Steinhauer um Erneuerung des Zunftbriefes von 1787 baten, riet die
Regierung zum Zusammenschluss der einzelnen Unternehmen. Für die
Zunftmitglieder wurde 1830 ein Regulativ erlassen, das den Steinhauern
Verpflichtungen wie gegenseitige Hilfeleistungen und die Instandhaltung der
Entwässerungsstollen auferlegte.
Durch die Einführung des „Allgemeinen Berggesetzes für die Preußischen
Staaten“ (ABG) in der Grafschaft Schaumburg waren in besonderer Weise die
Obernkirchener Sandsteinvorkommen betroffen. Während unter der Herrschaft
Hessens die Sandsteinvorkommen bergfrei gewesen waren, überließ das ABG
die Sandsteinvorkommen wieder der Verfügungsbefugnis des Grundeigentümers.
Der
Preußische
Staat
gestattete
aber
den
vielen
bisherigen
Einzelunternehmern, auf dem Bückeberg weiterhin auf fiskalischem Grund und
Boden
Sandsteine
zu
gewinnen.
Die
verschiedenen
Steinbruchbesitzer
gründeten daraufhin am 16. Januar 1872 die „Aktiengesellschaft der Vereinigten
Obernkirchener Sandsteinbrüche“.
34
Nachdem die Aktiengesellschaft gescheitert war, gingen die Steinbrüche 1909 in
den Besitz mehrerer Banken über, es kam zu der Gründung der „Obernkirchener
Sandstein GmbH“.
Infolge des 1. Weltkrieges und der Weltwirtschaftskrise ging die Konjunktur sehr
schlecht. Die Dresdner Bank übernahm deshalb im Jahr 1932 die Aktien der
Obernkirchener Sandsteinbrüche.
Im Jahr 1938 hatte der Privatmann PAUL EBELING
DIE
„OBERNKIRCHENER
SANDSTEINBRÜCHE AG“ übernommen und als Kommanditgesellschaft weitergeführt.
Im 2. Weltkrieg ging die Produktion wieder zurück, es wurden hauptsächlich
Schleifsteine und Bausteine für Monumentalbauten hergestellt.
Im Jahr 1938 waren mehr als 350 Mitarbeiter beschäftigt, heute arbeiten noch ca.
50 Angestellte und Arbeiter die Fassadenplatten, Bodenplatten, Mauer- und
Pflastersteine, Verblender, Krustenplatten und Landschaftssteine herstellen,
sowie Steinmetz- und Massivarbeiten ausführen.
Die Leitung des Unternehmens hat seit 1970 der Enkel des Gründers der
„Obernkirchener Sandsteinbrüche“, HERR KLAUS KÖSTER.
Die Obernkirchener Sandsteinbrüche arbeiten heute mit einem hohen Stand der
Technologie, mit einer Vielzahl moderner Betriebsmittel und wurden im April nach
DIN EN ISO 9002 zertifiziert.
11. Die Steinmetzen
Sie haben einst Europa gebaut. Von der Antike über das Mittelalter bis in die
Neuzeit errichteten die Steinmetzen Burgen und Tempel, Schlösser und Kirchen.
Sie schlugen die Quader für Mauern und Gewölbe aus Naturstein, schufen
Pfeiler, Bögen, Portale und Fenstergewänder.
35
Die besonderen Könner formten aus den Steinen schneckenförmige Voluten,
fischblasenartiges Maßwerk, Blätter und Blüten. Ihre Werke überdauerten
Jahrtausende, besonders wenn es sich um qualitativ so wertvolle Ausgangsgesteine handelt wie den Obernkirchener Sandstein.
Allerdings erfordert auch die Bearbeitung der Obernkirchener Sandsteine
besonderes Geschick. Früher haben Hilfsarbeiter die Blöcke grob vorgeschlagen,
ehe Meister und Gesellen mit dem Klöpfel die Feinarbeit übernahmen. Heute
werden die groben Blöcke maschinell ausgesägt. Die Steinmetze machen dann,
mit von Druckluft angetriebenen Hämmern, die Feinarbeit.
Gebrochen werden die Steine auf dem Kamm der Bückeberge, ca 5 km südlich
von Obernkirchen. Während in vergangener Zeit die grobe Bearbeitung am
Steinhauerplatz auf dem Bückeberg von vielen Arbeitern ausgeführt wurde, die in
einer eigenen Siedlung auf dem „Berg“ wohnten , werden heute die Rohblöcke
maschinell, von wenigen Mitarbeitern, aus Schollen ausgesägt. Die Siedlung
wurde vom Landkreis Schaumburg übernommen.
Die Weiterverarbeitung geschieht nun ausschließlich auf dem Steinhauerplatz in
Obernkirchen, gegenüber dem Bahnhof der Rinteln- Stadthäger Eisenbahn, der
im Jahre 1900 gebaut wurde. Um den sich weiter vergrößernden Betrieb
aufrechterhalten zu können, mußten italienische Arbeiter verpflichtet werden, weil
die einheimischen die gesündere Arbeit im Bergbau und in der Glasindustrie
vorzogen.
Die häufigste Ursache für das frühzeitige Ausscheiden von Betriebsangehörigen
waren Unfälle und Erkrankungen an Silikose (Steinstaublunge), die nach siebenbis achtjähriger Tätigkeit im Betrieb auftrat und an Schwindsucht.
Eine Untersuchung eines Sterberegisters aus den Jahren 1842 bis 1874 aus
Gildehaus bei Bad Bentheim ergab:
Lebenserwartung der Steinhauer :
37 Jahre
Lebenserwartung der Handwerker:
51 Jahre
Lebenserwartung der Bauern:
64 Jahre
36
Der Abtransport der Rohblöcke vom Bückeberg zum Steinhauerplatz in Obernkirchen wurde erst mit Pferdefuhrwerken, dann mit einer Schmalspurbahn und
heute mit LKW`s durchgeführt.
Die Obernkirchener Steinbrüche bilden auch heute noch Lehrlinge aus.
12. Die Steinhauerzunft
(KRUMSIEK, Dr. R. 1981 & POESTGES, M. 1979)
Die Einwohner Obernkirchens waren bis zur Verleihung der Fleckenrechte am
10.02.1565 „Leibeigene“ des Klosters Obernkirchen. Daher konnten sie sich auch
erst nach dieser Zeit zu Zünften zusammenschließen.
1597 regelten erstmals 27 Steinhauer ihr gesamtes Zunftleben in einer Zunftordnung. Diese Handwerksordnung mutet heute sehr perfektionistisch an.
Zunächst wird den Meistern untersagt, einander Gesellen abzuwerben. Meister
kann nur werden, wer entweder in den Obernkirchener Steinbrüchen gelernt hat
oder hier fünf Jahre als Geselle arbeitete.
Die Ordnung der Obernkirchener Steinhauerzunft stellte nicht nur eine
Handwerksordnung dar, sie enthielt zugleich strafrechtliche Bestimmungen und
soziale Vorschriften zugunsten der Zunftangehörigen.
Auch trifft die Zunftordnung eine Aussage darüber, wie die Zunftangehörigen sich
untereinander oder gegenüber ihren Mitbürgern zu verhalten haben. Wer noch
nicht ausgelernt hat, darf sich nicht „beim Bier oder Zächen“ oder sonst an
verdächtigen Örtern finden lassen, auch nicht über Nacht aus dem Hause
bleiben. Beleidigungen werden von der Zunft geahndet. Wer des Diebstahls
überführt wird, wird aus der Zunft ausgeschlossen und darf keine weitere
Gemeinschaft mit Zunftangehörigen haben. Die gebrochenen Sandsteine dürfen
nicht zu einem geringen Preis veräußert werden.
37
Bei geringfügigen Verstößen gegen die Zunftordnung bestand die Strafe im
Wesentlichen darin, dass bis zu drei Tonnen Bier an die Zunft bezahlt werden
mussten. In einigen Fällen wurde ein bestimmter Betrag in eine Büchsenkasse
gezahlt.
1615 erhielten die Steinhauer von Graf Ernst auch die eigene Gerichtsbarkeit
zugesprochen. Er war es auch, der ihnen 1607 die Bergware (Förderzins) gegen
eine jährliche Zahlung von 250 Thalern erließ.
Während des 30- jährigen Krieges muß die Zunftordnung aus dem Jahre 1597
weitgehend aus dem Bewusstsein der Zunftangehörigen verschwunden sein;
denn mit dieser Begründung werden 1680 durch den LANDGRAFEN KARL
VON
HESSEN die Rechte und Privilegien der Steinhauerzunft erneut bestimmt.
Während die Zunftordnung von 1597 noch ein zwischen den Steinhauern ohne
landesherrliche Zustimmung abgeschlossener Vertrag war, ist die Ordnung von
1680 ein obrigkeitliches Dekret, in dem z.B. die Voraussetzungen für eine
Aufnahme in die Steinhauerzunft verschärft werden. Zunftmitglied kann nur
werden, wer ehelich geboren ist oder aus ehelichem Haus stammt. Die Zunft
erhält einen auf Lebenszeit gewählten Altmeister, der auch darüber zu wachen
hat, daß die Zunftordnung eingehalten wird. Das Lehrverhältnis wird als
gegenseitiges Treueverhältnis zwischen Lehrling und Lehrherren eingehend
beschrieben.
Im Gefolge einer Generalzunftordnung von 1693, die allen Zünften die soziale
Fürsorge zur Pflicht machte, gaben sich die Steinhauer im Jahre 1729 ein Statut
über die Unterstützung von bedürftigen Zunftmitgliedern und deren Familienangehörigen. Der neu eingerichtete Fonds war besonders angebracht in einem
Beruf, dessen Ausübung in vielen Fällen schon nach wenigen Jahren Tätigkeit zu
Invalidität oder Tod führte.
Die Zunftordnungen der Obernkirchener Steinhauer haben modifiziert bis in das
19. Jahrhundert bestanden und das Zusammenleben dieser Berufsgruppe in
Obernkirchen bestimmt.
38
Die Steinhauer selbst haben in ihren eigenen Brüchen je nach ihren
handwerklichen und kaufmännischen Fähigkeiten jahrhundertlang ihren Erwerb
erzielt. Mit der industriellen Revolution um 1850 stellte sich der Zunft jedoch das
Problem, ob es noch zeitgemäß und wirtschaftlich war, dass eine Vielzahl von
Zunftangehörigen häufig in kleinsten Brüchen Steine brachen und dann auf
eigene Rechnung oftmals risikoreich verkauften. Der preußische Staat hatte
nach Annexion Hessens den vielen bisherigen Einzelunternehmen gestattet, auf
den Bückebergen weiterhin auf fiskalischem Grund und Boden Sandsteine zu
gewinnen. Die verschiedenen Steinbruchbesitzer gründeten dann aber am 16.
Januar
1872
die
Sandsteinbrüche“,
„Aktiengesellschaft
deren
der
Rechtsnachfolgerin,
Vereinigten
die
Firma
Obernkirchener
„Obernkirchener
Sandsteinbrüche, Paul Ebeling KG“, heute noch die Sandsteinvorkommen auf
den Bückebergen abbaut.
13. Eigentums- und Verfügungsrecht
Dr.
Rolf
Krumsiek
aus
Obernkirchen hat
in
seiner
Dissertation
„Das
Schaumburgische Bergrecht“, auch die Steinbrüche behandelt:
„Die Sandsteingewinnung auf dem Bückeberg bei Obernkirchen dürfte wesentlich
älter als der Steinkohlenbergbau sein. Spätestens im 11. Jahrhundert sind dort
Steine für den einheimischen Bedarf gebrochen worden.
Aber anders als beim Steinkohlenbergbau bieten sich keine Anhaltspunkte dafür,
dass die Sandsteinvorkommen schon in frühester Zeit von dem Verfügungsrecht
des Grundeigentümers ausgeschlossen waren. So haben die Grafen Erich und
Anton von Schaumburg nach einer Urkunde vom 20. Januar 1485 dem Kloster
Möllenbeck den Abbau von Sandsteinen auf dem den Grafen gehörenden
Bückeberg gestattet. Dieses dem Stift gewährte Privileg dürfte von den Grafen
von Schaumburg in ihrer Eigenschaft als Grundeigentümer gewährt worden sein.
39
Während in Schaumburg- Lippe die Sandsteinvorkommen in geringem Umfang
für den Bedarf in der dortigen Gegend ausgebeutet wurden und das
Gewinnungsrecht dem Grundeigentümer zustand, ist im Gegensatz dazu die
Entwicklung in der Grafschaft Schaumburg recht eigenartig verlaufen .
Obwohl die Sandsteingewinnung zunächst auch als Grundeigentümerbergbau
betrieben wurde, entzog die hessische Verordnung vom 10. März 1767 die
Sandsteine der Verfügungsbefugnis des Grundeigentümers und erklärte sie für
bergfrei. Das Edikt von 1767 ist durch Geheimratsbeschluß vom 6. Februar 1798
erneut bestätigt worden. In welchem Umfang Abbauberechtigungen verliehen
wurden, lässt sich nicht mehr feststellen. Jedenfalls stand den Besitzern der
Steinbrüche bei Obernkirchen nach dem Zunftbrief vom 8. Mai 1787 ein
vererbliches Recht zum Steinbruchbetrieb zu. Aus der Erhebung einer
„sogenannten Bergware“ als Bergwerksabgabe folgt ebenfalls, dass die
Sandsteinvorkommen in der hessischen Grafschaft Schaumburg bergfrei waren.
Durch die Einführung des „Allgemeinen Berggesetzes für die Preußischen
Staaten vom 24.Juni 1865“ (ABG) in der Grafschaft Schaumburg wurden in
besonderer Weise die Obernkirchener Sandsteinbrüche betroffen. Während unter
der Herrschaft Hessens die Sandsteinvorkommen bergfrei gewesen waren,
überließ das ABG die Sandsteinvorkommen wieder der Verfügungsbefugnis des
Grundeigentümers.
Heute sind Eigentümer der Obernkirchener Sandsteinlagerstätte zu wesentlichen
Teilen:
der Landkreis Schaumburg und
die Obernkirchener Sandsteinbrüche & Co. KG
als Grundeigentümer.
Der Landkreis Schaumburg bzw. dessen Rechtsvorgänger haben das in ihrem
Eigentum stehende Vorkommen ausschließlich einem Dritten gegen Zahlung
einer Jahresvergütung zur Ausbeute überlassen. Am 20.11.1871 wurde ein erster
Vertrag mit Nachtragsvertrag vom 17.05.1872 mit den „Obernkirchener
Sandsteinbrüchen,
Paul
Ebeling
KG“
zwischenzeitlich durch neue Verträge ergänzt.
abgeschlossen.
Diese
wurden
40
14. Die Gewinnung von Schollen und Sandstein- Rohblöcken
(Steinbruchs- Berufsgenossenschaft, 1999)
In der Zeitschrift „Die Industrie der Steine und Erden“, Ausgabe 2/99, dem
Mitteilungsblatt der Steinbruch- Berufsgenossenschaft, wird berichtet:
Die Gewinnung von Sandstein und das Zurichten der gewonnenen Blöcke war im
„Steinbruch
Bückeberg“
der
Obernkirchener
Sandsteinbrüche
bisher
mit
außerordentlich großen Belastungen und erheblichen Gefährdungen für die
Mitarbeiter verbunden. Wie der geschäftsführende Gesellschafter KÖSTER
erklärte, war es in diesem Betrieb üblich – und wahrscheinlich ist es heute noch
in vielen Werksteinbrüchen so -, mit einer seit mehr als 30 Jahren bewährten
Verfahrenstechnik die notwendigen Arbeiten durchzuführen. In diesem Zeitraum
wurden lediglich Mechanisierungsmöglichkeiten für die verschiedenen Arbeiten
genutzt; eine grundsätzliche Änderung der Verfahrenstechnik unterblieb jedoch.
Um die Existenz eines Unternehmens dauerhaft zu sichern, müssen aber die
Mitarbeiter Arbeitsbedingungen vorfinden, wie sie an modernen Arbeitsplätzen
heute üblich sind. Hierzu war eine völlige Abkehr von den bisherigen Verfahren
zur Gewinnung und zum Zurichten der Rohblöcke erforderlich. Die schwere
körperlich Arbeit mußte durch Maschinenarbeit ersetzt werden, Maßnahmen zur
Vermeidung der Einwirkung von Staub und Lärm auf die Beschäftigten waren zu
treffen.
Die Qualität der Obernkichener Naturwerksteine hängt im wesentlichen von der
Qualität der im Steinbruch gewonnenen Schollen ab, aus denen Rohblöcke
hergestellt werden.
Zur Rohblockherstellung eignen sich nur ungestörte, farblich einwandfreie und
massive Schollen, aus denen dann Rohblöcke in möglichst rechtwinkligen
Formen gewonnen werden können.
41
Der Werkstein, der einen sehr hohen Anteil an freier kristalliner Kieselsäure hat
und dessen Farbsprektum von einem hellen Grau bis zu einem dunklen Braun
reicht, dient bereits seit dem 10. Jahrhundert als wichtiger Baustein bei der
Errichtung großer Sakral- und Profanbauten.
Das Material ist wegen seiner großen Festigkeit und außerordentlich großen
Witterungsbeständigkeit auch heute noch sehr gefragt und wird von Architekten
wegen dieser Eigenschaften gern für Fassadenverkleidungen an Repräsentativbauten eingesetzt (Tab. 4; Abb. 8 & Abb. 9).
Die Größe der Schollen hängt von der Ausbildung der Lagerstätte ab und
unterliegt Begrenzungen durch die Bankdicken und das unregelmäßige
Kluftsystem. Die in geometrisch unregelmäßigen Abmessungen im Tagebau
gewonnenen Schollen werden zu Rohblöcken verarbeitet, bis 1991 größtenteils
manuell, heute weitgehend maschinell.
Die Stärke eines Rohblocks muß mindestens 0,30 m betragen, damit die
Weiterverarbeitung maschinell möglich ist. Schollen dieser Stärke stellen im
Steinbruch aber nur etwa 50 % der anstehenden bauwürdigen Sandsteine dar.
14.1 Die Beseitigung des Abraums
Das Beseitigen des Abraums erfolgt, wie in den meisten Steinbrüchen, durch
Lösen und Verladen des Materials mit einem Radlader. Vom Lader wird das
Material an knickgelenkte Dumper übergeben, mit denen es zur Abraumhalde
transportiert wird. Nach dem Abkippen, was in einem Abstand von mindestens 10
m von Bruchkante erfolgt, wird es von einer Raupe auseinander geschoben.
Zusammen mit den Reststoffen aus der Steinbearbeitung wird der Abraum zur
Auffüllung der durch den Abbau entstandenen morphologischen Unterschiede im
Steinbruch verwandt.
42
15. Gewinnen und Zurichten der Schollen und Sandstein - Rohblöcke
(Steinbruch- Berufsgenossenschaft,1999)
15.1 Alte Verfahrenstechnik
Das Gewinnen und Zurichten der Rohblöcke erfolgte früher weitgehend in einem
Arbeitsgang. Mit Handbohrhämmern oder Keillochhämmern wurden zahlreiche
Bohrlöcher oder Keillöcher so in das Gestein getrieben, dass die Konturen des
Blockes bereits vorgegeben waren. Diese Bohrreihen schwächten das Gestein
so, dass es durch Einschlagen von Keilen, durch Arbeiten mit der Brechstange
oder durch vorsichtige Schwarzpulver- Sprengungen getrennt werden konnte.
Nachdem die Rohblöcke so aus dem Gebirgsverband gelöst waren, wurden sie
mit Ketten umschlungen und von einem Derrickkran aus der hohen Wand
gehoben und zur Weiterverarbeitung zum Steinhauerplatz nach Obernkirchen
transportiert. Während dieser Transport für die 5 km - 7 km lange Strecke früher
mit einer Lorenbahn durchgeführt wurde, werden diese Arbeiten heute von
LKW`s ausgeführt.
15.2 Neue Verfahrenstechnik
Die Entwicklung der hydraulischen Großgeräte, welche über außergewöhnlich
große Losbrechkräfte verfügen, ermöglichten es
schließlich, eine neue
Verfahrenstechnik zu konzipieren, mit der die hohen Belastungen und
Gefährdungen der Mitarbeiter im Steinbruch deutlich verringert werden konnten.
Nach umfangreichen Probeeinsätzen und Modifizierungen, wurden Werkzeuge
(Dorn-, Ladegabel und –schaufel) entwickelt, die mit einer Schnellwechselkupplung an einen Großlader angeschlagen werden können. Ein Großlader, der
auch mit einer Klimaanlage ausgestattet ist, kann mit diesen Werkzeugen die
dickbankigen Schichten an natürlichen Schwachstellen brechen. Der Nachteil ist,
dass die so gewonnenen Schollen bizarre Konturen und Abmessungen haben.
Dadurch wird ein zweiter Bearbeitungsvorgang – das Zurichten der Rohblöcke erforderlich.
43
Vorteilhaft ist, dass bei dieser Art der Gewinnung keine Haarrisse im Gestein
entstehen können. Dies konnte bei den Sprengungen mit Schwarzpulver oft nicht
vermieden werden.
Der Steinbruch erhielt durch die Einführung der neuen Verfahrenstechnik eine
vollständig veränderte Struktur. Während er früher von einer steilen Wand
geprägt wurde, hat der Steinbruch heute eine weitgehend flächenhafte
Dimension. Um die Schollen, welche vom Radlader über die Bruchwandkante
hinweg geschoben werden, auf transportfähige und zur Verarbeitung einsetzbare
Abmessungen zu bringen, mußte eine neue Sägehalle errichtet und eine neue
Großkreissäge entwickelt werden. Mit einem Großlader werden die gelösten
Schollen in der Halle aufgebänkt und dann vollautomatisch mit einer Großkreissäge auf die eingestellten Größen geschnitten.
Von kleineren Schollen und Restblöcken werden Pflastersteine hergestellt. Die
Herstellung der Pflastersteine ist notwendig, um das gelöste Gestein möglichst
umfangreich einer Verwendung als Werkstein zuzuführen. Diese Arbeiten, die
früher von Hand ausgeführt wurden, erledigen heute Steinspaltmaschinen für
Fein- und Grobpflaster. Da die manuelle Arbeit sehr schwer ist, haben diese
Maschinen Manipulatoren, die hydraulisch gesteuert werden.
Bei der maschinellen Herstellung der Rohblöcke können Schollen mit Abmessungen von 1,75 m x 0,80 m x 0,30 m (ca. 1,00 t Gewicht) bis max. 5,0 m x
3,0 m x 0,8 m (ca. 29 t Gewicht) zu Rohblöcken verarbeitet werden.
Die Abfälle bei der Formatierung der Rohblöcke sind beträchtlich, sie werden im
Durchschnitt mit 40 – 50 % angegeben. Dieses Restmaterial wird, soweit möglich
weiter verarbeitet zu Pflastersteinen, Bruch- und Mauersteinmauern, Maßsteinen
u. ä.
Auch für die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter wurde in jüngster Zeit sehr
viel getan.
44
An allen Maschinen, die Staub emittieren, sind Entstaubungseinrichtungen
installiert. Die Handarbeit bei der Gewinnung
und Zurichtung der Rohblöcke
sowie der Herstellung von Grob- und Kleinpflaster wird
Maschinen erledigt. Die Radladerfahrer, die den Großteil
vollständig von
aller notwendigen
Arbeiten ausführen, haben einen sicheren Arbeitsplatz in einer klimatisierten
Kabine.
Die Unfallhäufigkeit ist ebenfalls stark zurückgegangen. Der Absturz von
Menschen und Kabinen aus den steilen Wänden ist durch die flächenhafte
Ausbildung des Steinbruchs weitgehend ausgeschlossen. Der Derrickkran wird
nicht mehr benötigt, der Transport der Rohblöcke erfolgt ebenerdig, so daß die
Unfallgefahr durch Zerbrechen eines Rohblocks im Kran vollständig vermieden
wird.
16. Verluste in der Lagerstätte und beim Zurichten
Neben Verlusten, die durch die Ausweisung von Sicherheitsstreifen und
Böschungen entstehen, wird sehr häufig übersehen, dass bei der Verarbeitung
der Schollen zu Rohblöcken und der Rohblöcke zu Fertigprodukten zusätzlich
auch Schnittverluste auftreten. Der Verlust durch Sägemehl oder durch „Abfall“
bei den Steinmetz- Arbeiten, ist auch erheblich. So verbleiben von dem
ursprünglichem
Rohblockvolumen
nach
der
Verarbeitung
zu
Naturwerk-
steinplatten 75 %. Das entspricht einem Volumenverlust von 25 % des
Ausgangsvolumens.
Die Gesamtverluste betragen nach einer Untersuchung von FREBOLD (1940)
72%, also zu einer Zeit, wo alle Arbeiten manuell ausgeführt wurden. Neuere
Untersuchungen kommen zu ähnlichen Werten.
45
16.1 Verwertung der Restmaterialien
Es ist vielfach diskutiert, wie die „Lagerstättenreste“ in Höhe von etwa 70 % der
Gesamtvorräte noch wirtschaftlich genutzt werden könnten.
Straßen- und Tiefbau (DIN 52100)
Verschiedene Untersuchungen von Durchschnittsproben des Restmaterials
haben ergeben, dass die Sandsteine die Anforderungen für den qualifizierten
Straßenbau nur sehr eingeschränkt erfüllen. Es ist davon auszugehen, dass eine
Verwendung nur im Straßen- und Wegebau gegeben ist. Dazu muß das Material
aber noch gebrochen und klassiert werden. Außerdem wird der Transport vom
Bückeberg durch den Wald zum Markt problematisch.
Unter den gegebenen Umständen ist eine wirtschaftliche Vermarktung derzeit
nicht möglich.
Betonzuschlagstoffe (DIN 4226)
Für eine Verwertung bei der Herstellung von Beton, als Betonzuschlagstoff,
liegen die ermittelten Werte von Durchschnittsproben außerhalb der gültigen
Normen (DIN 4226). Die Sandsteine sind auch nach einer fachgerechten
Aufbereitung, als Betonzuschlag nicht geeignet.
Glassand
Die
Verwendung
des
Obernkirchener
Sandsteins
zur
Herstellung
von
Weißhohlglas scheidet schon wegen des hohen Anteils an Fe2 O3 aus. Eine
Verwendung zur Herstellung von Buntglas ist nur möglich, wenn der Sandstein
bis in den µ- Bereich (von ca. 0,6 mm) aufgemahlen wird. Die Mahlkosten sind
sehr hoch. Dazu kommt, dass heute das Rohmaterial für die Herstellung von
Bunthohlglas bis zu 70 % aus Altglas besteht.
46
17. Der Steinkohlenbergbau und die Auswirkung auf den Sandsteinabbau
Um 1770 traten im Bereich der Sandsteinbrüche Wasserhaltungsprobleme auf.
Da an vielen Stellen die Abbausohlen zur Steinbruchswand hin einfielen, konnten
die Steinhauer die zusitzenden Wasser nicht loswerden. Die Schwierigkeiten
führten 1780 zur Stillegung der Steinbruchbetriebe.
Durch das fürstlich hessische Bergamt in Obernkirchen wurden im Bereich der
Steinbrüche die beiden Wasserlösungsstollen „Friedrich- Stolln“ und „PhilippinenStolln“, benannt nach dem Landgrafen und der Landgräfin von Hessen, durch
Bergleute aus Obernkirchen aufgefahren. Sie hatten den Zweck, die auf den
Bückebergen liegenden Sandsteinbrüche, welche damals von verschiedenen
Steinmetzen betrieben wurden, zu entwässern (Kap.18).
Zu den Auswirkungen des untertägig geführten Bergbaus auf die überlagernden
Sandsteinhorizonte ist folgendes festzustellen:
Der Steinkohlenbergbau in Obernkirchen wurde als Bruchbau mit teilweisem
Versatz betrieben. Die über den ausgekohlten Flözen liegenden Schichten
verbrachen nach der Auskohlung. Die Schichten brechen dabei unregelmäßig
und unkontrolliert herein und verfüllen so die durch die Auskohlung entstandenen
Hohlräume. Dabei treten im Deckgebirge Spannungen und Entspannungen auf,
die naturgemäß die überlagernden Schichten und nicht nur diese so
beanspruchen,
dass
Bruchzonen
entstehen,
wodurch
die
bauwürdigen
Sandsteinpartien beeinträchtigt werden. Dabei wird die Qualität des Gesteins
zwar nicht verschlechtert, aber der Gesteinsverband so gestört, dass die großen
Schollen zerbrechen.
In mehreren Gutachten durch das Reichsamt für Bodenforschung und das
Oberbergamt Clausthal wurden die Auswirkungen
untersucht
und
bestätigt.
Dies
führte
dazu,
des Steinkohlenbergbaus
dass
die
Obernkirchener
Sandsteinbrüche der Bergwerksbetreiberin (Preußag) Teilflächen abkaufte, um
damit den Kohlenabbau unter diesen Schutzpfeilern zu verhindern.
47
Der erste Vertrag hierzu wurde zwischen den Obernkirchener Sandsteinbrüchen
Paul Ebeling und der Preußag am 20.02.1929 mit einem Nachtrag vom 9.4.1933
und ein zweiter Vertrag am 31.12.1944 abgeschlossen (Abb. 5).
18. Der Stollenbau in den Obernkirchener Sandsteinbrüchen
(SCHUNKE & BREYER, 2006)
Den „Obernkirchener Steinbruchs– Stollen– Bau“ haben Bergrat Schunke und
Grubensteiger Breyer in ihrer Arbeit „Die Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerke von 1386 – 1920“, wie folgt beschrieben :
Um 1770 traten im Bereich der Sandsteinbrüche Wasserhaltungsprobleme auf.
Da an vielen Stellen die Abbausohlen zur Steinbruchswand hin einfielen, konnten
die Steinhauer die zusitzenden Wasser nicht loswerden. Die Schwierigkeiten
führten 1780 zur Stillegung der Steinbruchbetriebe.
Durch das Fürstlich- Hessische Bergamt in Obernkirchen wurden im Bereich der
Steinbrüche die Wasserlösungsstollen „Friedrich- Stolln“ und Philippinen- Stolln“,
benannt nach dem Landgrafen und der Landgräfin von Hessen, durch Bergleute
aus Obernkirchen aufgefahren. Die Stollen hatten den Zweck, die auf dem
Bückeberg liegenden Sandsteinbrüche, welche damals von vielen Steinbruchmeistern betrieben wurden, zu entwässern.
Von der Renterei Schaumburg sind in den Jahren 1782 bis 1786 = 2931 Thaler
27 Groschen und 6 Pfennig vorgeschossen und bezahlt worden.
Die beiden Stollen „Friedrich- Stolln“ und „Philippinen- Stolln“, wurden unter der
Leitung des Fürstlich- Hessischen Bergamtes zu Obernkirchen durch hiesige
Bergarbeiter aufgefahren. Mit der Auffahrung wurde im Jahre 1782 begonnen.
Von den eigentlichen Stollen aus sind noch Flügelörter im Hauptflöz durch die
einzelnen Steinbrüche getrieben, welche auch noch in Jahren mit dem
Fortschreiten des Steinbruchbetriebes allmählich verlängert wurden.
48
Der Berginspektor LÜDERS hatte die Rechnungsführung und die Oberaufsicht.
Hierfür waren ihm von der Steinhauergilde wöchentlich (wo gearbeitet wurde) 18
Groschen zugestanden. Von 1782 bis 1784 = 60 Thaler. Der Berggeschworene
NICKEL hatte die Gedinge (Akkordlohn) zu machen und die Arbeiter zu
beaufsichtigen. Derselbe erhielt pro Woche 1 Thaler. In den Jahren bis
einschließlich 1784 = 124 Thaler.
19. Die Bremer
(Weidinger, U.)
Im Verlauf des 12. und 13. Jahrhunderts entstand mit der sogenannten
Hansekogge an der südlichen Nord- und Ostseeküste erstmals ein uneingeschränkt hochseetauglicher Lastschifftyp. Dies war die Geburtsstunde der
Binnenschiffahrt als eines gegenüber der Seeschiffahrt eigenständigen, von
dieser strikt zu scheidenden, Gewerbes.
Es ist ohne weiteres einsichtig, dass durch diese neu entstandene Situation den
an den Endpunkten des Gezeiteneinflusses gelegenen Hafenplätzen die Rolle
eines vermittelnden Umschlagplatzes zwischen See- und Flußschiffahrt zukam.
An der Weser übernahm naturgemäß Bremen die Rolle.
Kaufleute aus Braunschweig, Hannover oder Minden, die Güter über die See
ausführen wollten, waren nunmehr genötigt, diese in bremische Seeschiffe
umzuladen. Die Stadt Bremen hat diesen allgemeinen Umladezwang in der
Folgezeit dann zu einem umfassenden System von Stapelrechten ausgeweitet,
das für eine Vielzahl von Handelsgütern einen mehrtägigen Feilhaltungszwang
vorschrieb, und hat so aus ihrer Lage am Schnittpunkt von Binnen- und
Seeschiffahrt reichlich Kapital geschlagen.
In den zum Teil recht ausführlichen Bestimmungen, die das mittelalterliche
Stadtrecht
der
Binnenschifffahrt
widmet,
fand
dieses
Interesse
seinen
unmittelbaren Niederschlag. So enthalten bereits die Statuten von 1303/08
detaillierte Bauvorschriften für die Anfertigung der „Eken“ (Eichen), wie die im
Mittelalter und in der frühen Neuzeit im Flussgebiet der Weser beheimateten
Binnenfahrzeuge zusammengefasst bezeichnet wurden.
49
Dem zu folge gab es damals in Bremen zwei unterschiedlich große Ekentypen.
Eine kleinere Eke mit einer Bodenbreite von max. 2 Ellen und einer
Bordwandhöhe von max. 1 Fuß über der Wasserlinie und eine große Eke von
mindestens 5 Ellen Bodenbreite und 2 Plankengängen über der Wasserlinie.
In Bremen gebaute Eken durften grundsätzlich nicht an Fremde weiterverkauft
werden, für auswärtige Eken, die den Bremer Maßangaben nicht entsprachen,
bestand ein generelles Einfuhrverbot
Durch die Erhebung eines Weserzolls partizipierte Bremen bereits seit
mittelalterlicher Zeit an der Binnenschiffahrt. Die Zollstelle für die Binnenschiffahrt
befand sich an der „Kundigen Rolle“ von 1489 an der Weserbrücke beim sog.
„Fährgatt“, dem einzigen Durchlaß für die Binnenschiffe; oberhalb der
Weserbrücke war das Be- und Entladen der Eken damals unter keinen
Umständen erlaubt.
Nachdem den großen Hansekoggen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts am
Weserufer an der sogenannten Schlachte neue, seeschifftiefe Landeplätze
zugewiesen worden waren, stand den Binnenschiffen in der das Stadtgebiet
durchfließenden Balge, einem Seitenarm der Weser sogar ein eigener, nur noch
den Fahrzeugen des Fluß- und Leichtverkehrs zugänglicher Hafen zur Verfügung. Eine Ratsverordnung aus dem Jahre 1399 schrieb vor, daß die „Eken“ ihre
Liegeplätze in der Balge nur in begründeten Ausnahmefällen länger als drei Tage
und Nächte einnehmen durften. Dies war ein Hinweis auf die oft drangvolle Enge
in diesem Hafen. Offensichtlich stand das Binnenschifffahrts- Gewerbe in Bremen
damals in hoher Blüte.
Die wichtigsten, am häufigsten genannten Handelsartikel waren auf der Talfahrt
Getreide, Rohstoff Holz, Stein, der in Steinbrüchen im schaumburgischen
Obernkirchen gewonnene Sandstein wurde geradezu als „Bremer Stein“
gehandelt, Kalk und Eisenerz, während auf der Bergfahrt die Schiffe vor allem
Fisch, Erzeugnisse der Viehwirtschaft wie Butter, Käse und Talg sowie Tuch
geladen hatten.
50
Im 14. und 15. Jahrhundert hatte die Stadt Bremen durch territoriale
Erwerbspolitik sowie durch eine mit diplomatischen Geschick betriebene
Vertragspolitik eine beherrschende Stellung an der Unterweser erworben.
An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert wurden nun auch in Bremen
mehrere Gebäude aus Obernkirchener Sandstein gebaut. Entgegen der
Zunftordnung kauften jedoch die Bremer Kaufleute den Stein „auf dem Berg“ und
verkauften ihn dann auf eigene Rechnung weiter. Hierdurch wurden die Preise in
die Höhe getrieben und Bremen erhielt so eine monopolartige Stellung im
Steinhandel. Zusätzlich erhielt Bremen auch das Stapelrecht für Obernkirchener
Sandstein. Nun durften mit Sandstein beladene Schiffe Bremen nicht mehr
passieren. Alle Steine mußten am Bremer Stapelplatz entladen und von hier
verkauft werden.
Die aus diesen Auflagen resultierenden Verteuerungen der Steine und die
Ereignisse des 30- jährigen Krieges ließen den Abbau des Obernkirchener
Sandsteins auf den Bückebergen bald zurückgehen. Als selbst ein Einspruch an
den Rat der Stadt Bremen 1623 keine Änderung herbeiführen konnte, kam die
Arbeit in den Steinbrüchen ganz zum Erliegen. Erst 1638 änderte der Rat der
Stadt Bremen seine Einstellung; die Gesteinsfrachten durften wieder an Bremen
vorbeifahren. Bereits 1640 wurden die Lieferungen nach Dänemark wieder
aufgenommen.
Durch den verstärkten Export von Bremen aus, unter anderem nach Petersburg
zum Bau des Zarenschlosses Zarskoje Selo, wurde um 1750 erneut das
kaufmännische Interesse der Bremer geweckt. Sie führten wieder verschärfte
Handelsbedingungen ein, die den Stein aufs Neue verteuerten.
So kam der Außenhandel nach 1770 fast völlig zum Erliegen. Die Obernkirchener
mußten bei den Bremern sogar Kredite aufnehmen, so war die Monopolstellung
der Bremer Steinhauer wiederhergestellt.
Erst in der Neuzeit wurden die Handelsbeschränkungen auf allen Gebieten
aufgehoben, damit auch die einseitigen Privilegien der Bremer Kaufherren.
51
20. Liste einiger markanter Gebäude aus Obernkirchener Sandstein
Deutschland
BERLIN:
Siegessäule, Reichsmünze, Schleusenhäuser
BIELEFELD:
Stufenanlage der Oetker - Halle
BOCHUM:
Bergbau-Museum
BREMEN:
Gewerbehaus, Sparkasse am Markt, Stadtwaage, Stephaniebrücke,
Dom, Dresdner Bank, Bremer Nachrichten, Rolandhaus
COTTBUS:
Hochschule für Lehrerbildung
DUISBURG:
Salvatorkirche
FRANKFURT/Oder: Finanzamt
HAMELN:
Müllerschule
HANNOVER:
Leibnizhaus, Industrie- und Handelskammer, Bauten am Maschsee
HILDESHEIM: Dom, Michaeliskirche
HAMBURG:
Dresdner Bank, Bürgerhäuser, Justizpalast, Börse
KIEL:
Kaufhäuser Mieslahn, Hettlage & Lampe
KÖLN:
Dom (Turm und Hauptschiff)
KÖNIGSBERG: Börse
KÜSTRIN:
Amtsgericht
LÜBECK:
Rathaus
MINDEN:
Stadtsparkasse
OBERNKIRCHEN: Stiftskirche
POTSDAM:
Schloß Sanssouci ,Stadtschloß
SCHWERIN:
Stadtsparkasse
STETTIN:
Provinzial Hauptverwaltung
ULM:
Münster
VERDEN:
Dom
WESEL:
Willibrord Kirche
Schweiz
BERN:
Münster
BASEL:
Elisabethkirche
LAUSANNE:
Kathedrale
52
Niederlande
AMSTERDAM: Krönungskirche, Bahnhof, Handelsbank, Königl. Palast,
DEN HAAG:
Friedenspalast, Innenministerium, Kath. Krankenhaus
ROTTERDAM: Archivgebäude, Königinkirche, Prinzenkirche, Polizeiamt
Belgien
ANTWERPEN: Rathaus
HAARLEM:
Fleischerhalle
Dänemark
KOPENHAGEN: Schloß Amalienborg, Schloß Frederiksborg, Schloß Kronsborg,
Eremitage
Norwegen
BERGEN:
Börse
OSLO:
Nationaltheater
USA
BALTIMORE: Kathedrale
Belem de Para: Nationaldenkmal
Niederländisch - Indien
Batavia:
Denkmal der Könige der Niederlande
Russland
St. Petersburg: Schloß Zarskoje Selo
Lettland
Riga:
Kommerzschule
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AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Tab. 2 (Kemper E. 1973)
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Produktion von hochwertigen Naturstein- Produkten
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Tab. 3 (Niedersächsisches Landesamt für
Bodenforschung, Hannover)
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AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Tab. 4 (Fa. Calsilab, Dr. Frebold )
60
Übersichtskarte Schaumburg (Teilansicht)
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 1
61
Das Niedersächsische Becken im Wealden
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 2 (Kemper E. 1973)
62
Die Gesteine
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 3 (Archiv Knickrehm)
63
Lage der Kontinente in der Kreidezeit
In der Kreidezeit änderte sich die Lage der Kontinente tiefgreifend. Laurasia blieb
weitgehend erhalten. Gotwanaland brach auseinander. Südamerika und Afrika
trennten sich, wie Indien von Afrika und wanderten nach Norden. Auch Antartika
und Australien trennten sich und wanderten auseinander.
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 4 (Fischer, R. & Thies, D. 1993)
64
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 5 (Archiv Obernkirchner Sandsteinbrüche)
65
Ausschnitt aus der Rohstoffsicherungskarte 3721
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein; Abb. 6 (Archiv Obernkirchner Sandsteinbrüche)
66
Wichtige Handwerkszeuge der Steinmetze
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 7 (Archiv Obernkirchner Sandsteinbrüche)
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Attest Baumeister Cöln 1885
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 8 (Archiv Obernkirchner Sandsteinbrüche)
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Zeugniß Ulmer Münster 1891
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 9 (Archiv Obernkirchner Sandsteinbrüche)
69
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 10 (Das Buch der Dinosaurier S.34)
70
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 11 („Stern 2002“, dpa)
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Frau Annette Richter mit Raptor
AK Bergbau: Obernkirchner Sandstein, Abb. 12 (HAZ Nr.216, 2008)
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