4. Chemische Bindung 4.1.1. Valenzbindungs-Modell: Oktettregel • Die Bildung energetisch begünstigter Elektronenkonfigurationen (die besonders stabil sind) wird angestrebt • Eine besonders stabile Konfiguration ist die „Edelgaskonfiguration“ (Oktett). Als Oktett wird eine Elektronenkonfiguration bezeichnet, in der die äußere Elektronenschale eines Atoms mit 8 Elektronen besetzt ist. Edelgase besitzen diese s2p6-Konfiguration. • Atome eingehen Verbindungen (also Elektronen abgeben oder aufnehmen), um die stabile Edelgaskonfiguration zu erreichen. ⇒ Ionische (heteropolare) Bindung Bildung von Kationen •Abgabe von Elektronen •Ziel: Auflösung der wenig stabilen Schale •Atome von Metallen Bildung von Anionen •Aufnahme von Elektronen •Ziel: Bildung einer stabilen Schale •Atome von Nichtmetallen 4.1.2. Kovalente (homöopolare, Atom-) Bindung •Bei kovalenter Bindung werden die Aufenthaltsgebiete der Elektronen nicht durch atomare Orbitale sondern durch Molekülorbitale beschrieben. •Molekülorbitale sind Orbitale die zu zwei oder mehr Atomen gehören. •Kovalent gebundene Atome teilen sich die Orbitale der Valenzelektronen. 4.1.3. Kovalente (homöopolare, Atom-) Bindung σ-Bindung • Zwei Orbitale überlappen sich und bilden ein bindendes Molekülorbital. • Gemeinsames Orbital umgibt die Verbindungslinie der gebundenen Atome. • Es können s- oder Hybridorbitale beteiligt sein. π-Bindung • Zwei benachbarte p-Orbitale verschmieren und bilden ein bindendes Molekülorbital. • Orbital besteht aus zwei elliptischen Halborbitalen parallel zur Verbindungslinie der gebundenen Atome. • Normalerweise nur p-Orbitale beteiligt 4.1.4. Metallische Bindung Ionenbildung • M → Mn+ + n Elektronen Aufbau • Kationen in dichtester Kugelpackung • Dazwischen Elektronengas Besondere Eigenschaften von Metallen • Hohe elektrische Leitfähigkeit • Hohe Wärmeleitfähigkeit • Leichte Verformbarkeit • Undurchsichtigkeit 4.1.5. van-der-Waals Bindung Die momentane Polarisierung eines Atoms verschiebt die Elektronendichte und erzeugt einen momentanen Dipol. Der momentane Dipol kann ein anderes Atom polarisieren, wodurch ein induzierter Dipol erzeugt wird. 4.1.6. Wasserstoffbrücken-Bindung 4.1.2. Kovalente (homöopolare, Atom-) Bindung •Bei kovalenter Bindung werden die Aufenthaltsgebiete der Elektronen nicht durch atomare Orbitale sondern durch Molekülorbitale beschrieben. •Molekülorbitale sind Orbitale, die zu zwei oder mehr Atomen gehören. •Kovalent gebundene Atome teilen sich die Orbitale der Valenzelektronen. 4.1.7. Hybridisierung 4.1.7.1. sp-Hybridisierung Beispiel: Kohlenstoff (1s2)(2s2)(2px)(2py) • • • Anhebung eines 2s-Elektrons aus dem Grundzustand in das 2p-Niveau Hybridisierung des einen 2s mit einem 2p-Elektron auf das Energieniveau 2sp unter Absenkung der Energie. Zwei einfach besetzte p-Orbitale beteiligen sich nicht an der Hybridisierung. Sie bilden zwei π-Bindungen (jeweils eine Hälfte einer Doppelbindung oder 2/3 einer Dreifachbindung). sp-Hybridisierung und Bildung von Moleküle Beispiel: Ethin πx-Bindung sp-Hybridisierung und die Wellenfunktion Beispiel: Kohlenstoff (1s2)(2s2)(2px)(2py) sp-Hybridorbitale: lineare Kombination von s- und p- Atomorbitalen φ1 (s, p z ) = c1φ (s ) + c 2φ ( p z ) φ 2 (s, p z ) = c3φ (s ) + c 4φ ( p z ) Normierungsbedingung: Orthogonalität: ∫ φi dτ = 1 φ1 (s, p z ) = ∫ φ φ dτ = 0 φ 2 (s, p z ) = 2 1 2 1 2 1 2 [φ (s ) + φ ( p z )] [φ (s ) − φ ( p z )] Winkelanteil der Wellenfunktionen: φ1, 2 (θ ) = [ 1± 2π 1 2 3 cosθ φ1 (θ ) 2 wird maximal für θ=0°, definiert mit Bezug zur z-Achse φ 2 (θ ) 2 wird maximal für θ=180° ] 4.1.7.2. sp2-Hybridisierung Beispiel: Kohlenstoff (1s2)(2s2)(2px)(2py) • • • Anhebung eines 2s-Elektrons aus dem Grundzustand in das 2p-Niveau Hybridisierung des einen 2s mit zwei 2p-Elektronen auf das Energieniveau 2 sp2 unter Absenkung und Vereinheitlichung der Energie. Ein einfach besetztes p-Orbital beteiligt sich nicht an der Hybridisierung. Es bildet eine π-Bindung (eine Hälfte einer Doppelbindung) sp2-Hybridisierung und Bildung von Moleküle: Ethen 4.1.7.3. sp3-Hybridisierung Beispiel: CH4 • • Anhebung eines 2s-Elektrons aus dem Grundzustand in das 2p-Niveau Hybridisierung des einen 2s mit den drei 2p-Elektronen auf das Energieniveau 2 sp3 unter Absenkung und Vereinheitlichung der Energie: Ethan: sp3 Ethen: sp2 Ethin: sp πx-Bindung EBindung(C-C)=348 kJ mol-1 Bindungslänge(C-C)=153 pm EBindung(C=C)=611 kJ mol-1 Bindungslänge(C=C)=133 pm EBindung(C ≡C)=837 kJ mol-1 Bindungslänge(C ≡C)=120 pm 4.2. Chemische Bindung II - Elektronische Zustände 4.2.1. Das Wasserstoff-Molekülion H2+ ⎛ h2 e2 ⎜⎜ − ∆− 4πε 0 ra ⎝ 2m0 Ha ⎞ ⎟⎟ϕ a (ra ) = E a0ϕ a (ra ) Schrödinger-Gleichung für den Wasserstoffgrundzustand des Kerns a ⎠ E a0 = Eb0 = E 0 Bindungsenergie des Elektrons im Feld eines einzelnen Kerns zunächst wird vernachlässigt ⎛ h2 e2 e2 e2 ∆− − + ⎜− 4πε 0 ra 4πε 0 rb 4πε 0 Rab ⎝ 2m0 ⎞ ⎟ψ = Eψ ⎠ Schrödinger-Gleichung für das Wasserstoff-Molekülion Wellenfunktion des H2+: Linearkombination der Wellenfunktionen ϕa und ϕb ψ = c1ϕ a +c 2ϕ b c1 und c2 sind ortsunabhängig: enthalten den Effekt des entgegenstehenden Kerns und der Überlappung der Wellenfunktionen ϕa und ϕb ⎛ 0 ⎛ 0 e2 e2 ⎞ ⎜⎜ E − E − ⎟⎟c1ϕ a + ⎜⎜ E − E − 4πε 0 rb ⎠ 4πε 0 ra ⎝ ⎝ ⎞ ⎟⎟c 2ϕ b = 0 ⎠ ⋅ϕ a* ; ⋅ϕb* ; ∫ dV ϕ a* = ϕ a ;ϕb* = ϕb ∫ ϕ a ϕ b dτ = S ⎛ e2 ∫ ϕ a (ra )⎜⎜⎝ − 4πε 0 rb ϕa und ϕb sind nicht zueinander orthogonal ⎞ ⎟⎟ϕ a (ra )dτ = C ⎠ C = Coulombsche Wechselwirkungsenergie zwischen der Elektronenladungsdichte und der Kernladung e ⎛ e2 ∫ ϕ a (ra )⎜⎜⎝ − 4πε 0 ra ⎞ ⎟⎟ϕ b (rb )dτ = D ⎠ D = Austauschintegrale Symmetrische Wellenfunktion ψ = c(ϕ a +ϕ b ) C+D E=E + 1+ S 0 Antisymmetrische Wellenfunktion ψ = c(ϕ a −ϕ b ) C−D E=E + 1− S 0 E Bindung C±D e2 = + 1 ± S 4πε 0 Rab Zustand mit symmetrischer Wellenfunktion: bindend Zustand mit antisymmetrischer Wellenfunktion: lockernd (antibindend) Dissoziationsenergie: Berechnete EBindung = 1.7eV Gemessene EBindung = 2.6 eV Modell-Verbesserung: r −α b ⎛ −α ra a0 a0 ⎞ ⎟⎟ +e ψ = c⎜⎜ e ⎝ ⎠ a0: Bohr-Radius; α: konst. Param. 4.2.2. Das Wasserstoff-Molekül H2 h2 h2 e2 e2 ∆1 − − ∆2 − H =− 2m0 4πε 0 ra1 2m0 4πε 0 ra 2 − e2 4πε 0 rb1 − e2 4πε 0 ra 2 e2 e2 + + 4πε 0 Rab 4πε 0 r12 Hψ (r1 , r2 ) = Eψ (r1 , r2 ) ⎛ h ⎞ e ⎜⎜ − ⎟⎟ϕ a (r1 ) = E 0ϕ a (r1 ) ∆1 − 4πε 0 ra1 ⎠ ⎝ 2m0 2 2 ⎛ h2 e2 ⎞ ⎜⎜ − ⎟⎟ϕ b (r2 ) = E 0ϕ b (r2 ) ∆2 − 4πε 0 rb 2 ⎠ ⎝ 2m0 Pauli-Prinzip → Spinfunktion Kerne unendlich weit voneinander entfernt Die Methode von Heitler-London Dissoziationsenergie: Berechnete EBindung = 3.14 eV Gemessene EBindung = 4.48 eV ψ= 1 ⎡⎣α (1) β ( 2 ) + α ( 2 ) β (1) ⎤⎦ψ u 2 S=0 ψ = α (1) α ( 2 ) ⎡⎣ϕ a ( r1 )ϕb ( r2 ) − ϕ a ( r2 )ϕb ( r1 )⎤⎦ = α (1) α ( 2 )ψ u Spins nach oben ψ = β (1) β ( 2 )ψ u Spins nach unten ψ = ⎡⎣α (1) β ( 2 ) − α ( 2 ) β (1)⎤⎦ ⎡⎣ϕ a ( r1 )ϕb ( r2 ) + ϕ a ( r2 )ϕb ( r1 )⎤⎦ = ⎡⎣α (1) β ( 2 ) − α ( 2 ) β (1) ⎤⎦ψ g Spins antiparallel bindend Kovalent-ionische Resonanz ψ kov = N [ϕ a (r1 )ϕ b (r2 ) + ϕ a (r2 )ϕ b (r1 )] „Kovalente“ Wellenfunktion ψ ion = N ' [ϕ a (r1 )ϕ a (r2 ) + ϕ b (r2 )ϕ b (r1 )] „Ionische“ Wellenfunktion N, N‘ Normierungsfaktoren ψ = ψ kov + cψ ion Hund-Mulliken-Bloch ψ g = N [ϕ a (r ) + ϕ b (r )] ψ = ψ g (r1 )ψ g (r2 ) ⋅ 1 [α (1)β (2) − α (2)β (1)] 2 Molekülorbital (MO) Gesamtwellenfunktion Antisymmetrische Spinfunktion: antiparallele Spins Linearkombination von atomaren Wellenfunktionen Linear combination of atomic orbitals (LCAO) Vergleich der Wellenfunktionen für antiparallele Spinkonfiguration ψ g = ϕ a (1)ϕ b (2 ) + ϕ a (2 )ϕ b (1) Heitler-London d=0 ψ g = ϕ a (1)ϕ b (2 ) + ϕ a (2 )ϕ b (1) + c[ϕ a (1)ϕ a (2 ) + ϕ b (1)ϕ b (2 )] Heitler-London + ionisch ψ g = [ϕ a (1) + ϕ b (1)][ϕ a (2) + ϕ b (2)] Hund-Mulliken-Bloch d=1 Allgemeine Wellenfunktion ϕ a → ϕ a + dϕ b , ϕ b → ϕ b + dϕ a ψ g = [ϕ a (1) + dϕ b (1)][ϕ b (2 ) + dϕ a (2 )] + [ϕ a (2 ) + dϕ b (2 )][ϕ b (1) + dϕ a (1)] d ≤ 1 konstanter Koeffizient