Dr. med. Katrin Raess Fachärztin FMH für Urologie Dr. med. Stephan Jenzer Facharzt FMH für Urologie Chirurgie Die TransUrethrale Resektion von Blase und Prostata Foto: Die weltweit größte begehbare Prostata – hier in Salzburg Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 1 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P Inhaltsverzeichnis: 1 2 3 4 5 6 Die TransUrethraleResektion (TUR) ................................................................................................ 3 1.1 Definitionen und Übersicht ......................................................................................................... 3 1.2 Die Transurethrale Resektion – Blase........................................................................................ 3 1.2.1 Ursachen............................................................................................................................ 3 1.2.2 Symptome.......................................................................................................................... 3 1.2.3 Differenzialdiagnose .......................................................................................................... 3 1.2.4 Therapie............................................................................................................................. 4 1.3 Die Transurethrale Resektion – Prostata ................................................................................... 5 1.3.1 Anatomie............................................................................................................................ 5 1.3.2 Technik .............................................................................................................................. 5 1.3.3 Spülverfahren..................................................................................................................... 6 1.3.4 Spätkomplikationen ........................................................................................................... 6 1.3.5 Frühkomplikationen ........................................................................................................... 6 Das TUR-Syndrom ........................................................................................................................... 7 2.1 Ursache ...................................................................................................................................... 7 2.2 Einflußfaktoren für die Entstehung ............................................................................................. 7 2.3 Indikatoren.................................................................................................................................. 7 2.4 Alternative „TURIS“ .................................................................................................................... 8 Konsequenzen für die post-operative Pflege ................................................................................... 9 3.1 Überwachung ............................................................................................................................. 9 3.2 Limitierende Faktoren bei der Überwachung ............................................................................. 9 3.3 Die Spülbilanz........................................................................................................................... 10 3.3.1 Ursachen für eine negative Spülbilanz ............................................................................ 10 3.3.2 Anzeichen für eine Flüssigkeitsretention / Anstieg des intravesikalen Drucks................ 10 3.3.3 Die Volumenbilanz ........................................................................................................... 11 Prinzip und Funktion der Mannitol-Diurese .................................................................................... 12 4.1 Indikation für osmotische Diurese ............................................................................................ 12 4.2 Funktion des Tubulus-Systems ................................................................................................ 13 4.3 Funktionsweise der Mannit-Diurese ......................................................................................... 14 4.4 Einfluß von Mannitol auf die renale Ausscheidung .................................................................. 14 4.5 Einfluß von Mannitol auf Serumkonzentrationen ..................................................................... 14 4.6 Auswirkungen von Mannitol ..................................................................................................... 14 Stichworte:...................................................................................................................................... 15 Literatur: ......................................................................................................................................... 15 Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 2 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 1 Die TransUrethraleResektion (TUR) 1.1 Definitionen und Übersicht Durch ein transurethral eingeführtes Resektoskop können zweierlei Eingriffe vorgenommen werden: - Resektion an der Blase → bei Blasenkrebs ⇒ TUR-B - Resektion an der Prostata → Goldstandard-Therapie bei Benigner Prostatahyperplasie ⇒ TUR-P 1.2 Die Transurethrale Resektion – Blase Tumore der Harnblase können gutartig oder bösartig sein. Eine Entfernung ist in der Regel angezeigt, häufig kann dieser Eingriff über die Harnröhre erfolgen (transurethrale Resektion). 1.2.1 Ursachen Die Ursache von Tumoren kann in der Regel nicht festgestellt werden. Risikofaktoren für die Entstehung von Harnblasentumoren sind eine Belastung mit krebsauslösenden Stoffen wie z. B. aromatischen Aminen (oft eine Berufskrankheit) oder Nikotin sowie eine langdauernde Entzündung der Blase. 1.2.2 Symptome Die häufigsten Tumore der Harnblase sind das gutartige Blasenpapillom und vor allem das bösartige Blasenkarzinom, die beide von den oberflächlichen Gewebeschichten ausgehen, die die Harnblase auskleiden (Urothel). Andere Arten von Blasentumoren sind möglich (z. B. Fibrom, Myom, Plattenepithelkarzinom), treten aber wesentlich seltener auf. Tumore der Harnblase werden oft über längere Zeit nicht vom Patienten bemerkt. Es kann zu Blutungen kommen. Bisweilen sind diese so stark, dass die Harnröhre verstopft und die Harnblase von Blut ausgefüllt wird. Manchmal kommt es zu Schmerzen. Durch den Tumor können Harnwegsentzündungen verursacht werden. Es kann zu Unregelmäßigkeiten beim Wasserlassen kommen, z. B. zu häufigem Harndrang mit jeweils nur geringen Urin-Portionen oder zu einem Aufstau von Harn. Bösartige Tumore (z. B. Harnblasenkarzinom) können in Nachbarorgane einwachsen und dort Gewebe zerstören. Ebenso können sie Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden, die sich in anderen Körperbereichen absiedeln und auch dort schwerwiegende Probleme verursachen können. Diagnose Der Patient wird zu Symptomen und Vorgeschichte befragt (Anamnese) und körperlich untersucht. Es erfolgt eine Harnuntersuchung auf Tumorzellen. Bisweilen können die Befunde in bildgebenden Verfahren, z. B. Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie (CT), gesehen werden. 1.2.3 Differenzialdiagnose Unterschieden werden müssen die Tumorarten der Harnblase sowie Tumore der umgebenden Organe, z. B. der Vorsteherdrüse (Prostata). Ebenso können Harnsteine (Blasensteine) zu ähnlichen Symptomen führen. Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 3 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 1.2.4 Therapie 1.2.4.1 Konservative Therapie Zusätzlich zu einer Operation kann auch eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie durchgeführt werden. Beide Verfahren können auch miteinander kombiniert werden. 1.2.4.2 Operation Die meisten Tumore der Blase können in einer Operation durch die Harnröhre per Blasenspiegelung (Zystoskopie) entfernt werden (transurethrale Operation, TUR). Der Eingriff wird in Regionalanästhesie (Ausschaltung eines größeren Körperbereiches) oder in Vollnarkose durchgeführt. Zur Blasenspiegelung wird ein optisches Gerät (Resektoskop) mit einer kleinen Videokamera über die Harnröhre in die Blase eingeschoben. Auf einem Monitor sieht der Operateur dann in Echtzeit das Operationsgebiet. Manchmal muss eine Erweiterung der Harnröhre durch einen Schnitt von innen erfolgen. Der Blasentumor wird dann herausgeholt. Dies geschieht meist mit einer speziellen elektrischen Schlinge. Manchmal wird der Befund auch mit einem Laser zerstört. Nach dem Eingriff wird ein Blasenkatheter gelegt. Durch den Katheter wird sichergestellt, dass der Harn sich nicht in der operierten Blase staut. Entnommenes Gewebe wird feingeweblich untersucht (Histologie). Mögliche Erweiterungen der Operation In manchen Fällen ist die Mündung des Harnleiters in die Blase verlegt. Um dies zu behandeln, muss gegebenenfalls ein spezieller Katheter in den Harnleiter eingeführt werden. Des Weiteren kann es bei Komplikationen oder unvorhergesehenen Befunden erforderlich sein, den Eingriff abzuändern oder zu erweitern. Es kann beispielsweise notwendig sein, die Operation per Harnblasenspiegelung in eine offene Operation durch die Bauchdecke abzuändern. 1.2.4.3 Komplikationen Organe und Strukturen in der Nähe können verletzt werden. So kann es zu Schäden an Blase, Blasenschließmuskel und Harnröhre kommen. Unkontrollierter Harnabgang (Inkontinenz) oder Harnröhrenverengungen können die Folge sein. Blutungen und Nachblutungen sind möglich. Bei einem seltenen Durchstoßen der Harnblasenwand kann es auch an inneren Organen wie Darm oder Gebärmutter zu Verletzungen kommen, eine schwerwiegende Bauchfellentzündung kann auftreten. Tumorzellen können in die Bauchhöhle streuen. Entzündungen, vermehrte Narbenbildung und Wundheilungsstörungen können vorkommen. Manchmal entsteht eine Nebenhodenentzündung, die zum Absterben von Hoden- oder Nebenhodengewebe und somit zur verminderten Zeugungsfähigkeit führen kann. Nur sehr selten muss so viel Blasengewebe entfernt werden, dass das Fassungsvermögen merklich abnimmt. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden. Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden. 1.2.4.4 Prognose Die Prognose ist abhängig vom Stadium des Tumors. Kleine, oberflächliche Tumore können in der Regel komplett entfernt werden. Es kommt allerdings nicht selten (auch an anderer Stelle innerhalb der Blase) zu einem Wiederauftreten der Geschwulst (Rezidiv). Ebenfalls ist es möglich, dass zum Zeitpunkt der Entfernung bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) vorhanden sind. Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 4 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 1.3 Die Transurethrale Resektion – Prostata 1.3.1 Anatomie Die Prostata gehört zu den männlichen Geschlechtsorganen und hat in den jungen Jahren (20-30 jährige) die Größe eine Kastanie. Die Prostata umschlingt den Harnleiter knapp unter der Harnblase. Ihr Gewicht liegt bei ca.20 Gramm, und besteht hauptsächlich aus Drüsengewebe und Bindegewebe. Sie produziert eine weißliche, trübe Flüssigkeit, die bei der Ejukalation dem Samen beigemengt ist. Außerdem münden in die Prostata die Samenstränge von den Samenblasen im Hoden. Die Prostata ist ein Organ, das im gesunden Zustand nicht wahrgenommen wird. Erst bei Erkrankungen des Drüsenorgans kommt es zum Auftreten unangenehmer Symptome. Eine Erkrankung, die in jedem Alter auftreten kann, ist die Prostatitis. Diese akute Entzündung äußert sich im häufigen Harndrang, etwas Brennen beim Harnlassen und Schmerzen, die bis in den Hoden ausstrahlen können. Eine schnell eingeleitete Therapie kann helfen. Versäumt man jedoch die Behandlung führt dies zu einer chronischen Prostatitis, an der man Monate leiden kann. Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente und Wärmetherapie können zum Heilerfolg führen. Die Prostata bleibt jedoch nicht gleich groß. Ab dem 40. Lebensjahr beginnt sie unter Einfluß des Hormons Testosteron gutartig zu wachsen. Durch das Wachstum kommt es zu einer Komprimierung des Harnleiters, dadurch zu häufigen Harndrang, nächtlichen Harnlassens und Unterbrechung des Harnstrahles. Leider nehmen viele Männer diese Symptome jahrelang in Kauf und suchen keinen Arzt (oder Urologen) auf. Mit gezielten Medikamenten wäre es möglich das Wachstum der Prostata zu verzögern oder rückgängig zu machen, und die Lebensqualität zu verbessern. Ohne Medikamente kann das Wachstum fortschreiten und der Harnweg weiter verengen, so dass meistens eine Operation durchgeführt werden muss. Die häufigste Methode ist das „Hobeln“, das Abtragen von Prostatagewebe in Schichten mittels einer unter Hochfrequenzstrom stehende Schlinge. Ist sie stark vergrößert wird die Operation über einen Bauchschnitt durchgeführt. Bei diesen Methoden wird die Drüse nicht entfernt, dadurch bleibt die Potenz erhalten und der Patient bleibt kontinent (verliert keinen Harn). Die beim Geschlechtsverkehr erfolgte Ejukalation erfolgt aber nach dieser Art der Operation in die Harnblase. 1.3.2 Technik Im Resektoskop befindet sich eine Drahtschlinge, über die ein elektrischer Strom fließt. Damit wird erkranktes Gewebe in der Harnblase oder Prostata schichtweise abgetragen. Auftretende Blutungen werden elektrisch verödet (Kauterisierung). Das physikalische Prinzip entspricht dem in der HF-Chirurgie angewandten. Während dieser Operation wird permanent eine Spülflüssigkeit über das Resektoskop eingebracht. Sie dient zum einen der Blasenfüllung und zum anderen der Ausschwemmung von reseziertem Gewebe und Blut. Diese Lösung ist hypoton, das heißt sie hat eine geringere Elektrolytkonzentration als das Blut. Die geringe Elektrolytkonzentration ist in der Notwendigkeit einer geringen Leitfähigkeit begründet. Am Ende der Operation wird das resezierte Gewebe ausgespült und nach ausreichender Blutstillung ein Spülkatheter eingelegt. Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 5 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 1.3.3 Spülverfahren Es wird das Hochdruck- vom Niederdruckverfahren unterschieden. Beim HochdruckVerfahren entstehen Maximalwerte von mehr als 75 cmH2O. Dabei kommt es zu starken Druckschwankungen. Beim Niederdruckverfahren ist für eine kontinuierliche Ableitung der Spülflüssigkeit gesorgt. Der intravesikale Druck weist dabei Werte von 20 – 30 cmH2O auf. Im Salemspital wird die Spülflüssigkeit mit einer Wassersäule von ca 100cm eingespült. Dies entspricht ca 75 mmHg. Über das Resektoskop fließt die Spülflüssigkeit kontinuierlich ab. 1.3.4 Spätkomplikationen Zu den Spätkomplikationen zählen: ¾ chronische Harnwegsinfekte ¾ Risiko für Herzinfarkt steigt ¾ Späte Perforation im Resektionsgebiet ¾ Inkonktinenz ¾ Striktur der Urethra ¾ Impotenz 1.3.5 Frühkomplikationen Mannit-Diurese mit Gefahr des hypovolämischen Schocks Lungenembolie Klotten des postoperativ eingelegten Spülkatheters durch Blutkoagel Ausprägung einer Spannungsblase durch Klotten des Spülkatheters Perforation (Durchschneiden der Prostata-Kapsel) Blutverlust (Nachbluten durch verletzen venöser Gefäße) Gefahr der Stimulation des nervus obturatorius, dadurch Kontraktion der Adduktorenmuskulatur ¾ Beeinflussung von Herzschrittmachern mit Defi-Einheit ¾ Verbrennungen an Aufliegeflächen ¾ TUR-Syndrom ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 6 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 2 Das TUR-Syndrom WdeG: Klinisches Wörterbuch Pschyrembel, 261. Auflage: Gruppe von Krankheitszeichen, die für ein best. Krankheitsbild (Phänotypus) mit meist einheitl. Ätiologie, aber unbekannter Pathogenese charakterist. sind; 2.1 Ursache Ursache für das TUR-Syndrom ist das Einschwemmen von Spülflüssigkeit in den Körperkreislauf. Dies geschieht, wenn als Spüllösung eine anionische Sorbit-Mannit-Lösung verwendet wird. Hierfür gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: a) Beim Abtragen des Adenoms werden auch venöse Gefäße eröffnet. Der Blutdruck in diesen Gefäßen ist niedriger, als der hydrostatische Druck der Spülflüssigkeit. So kann die Spülflüssigkeit in den Körperkreislauf aufgenommen werden b) Es kann auch zu Perforation der Prostata-Kapsel kommen, wodurch Spülflüssigkeit in die Bauchhöhle gelangt. Über das Peritoneum gelangt diese dann ind en Körperkreislauf. 2.2 Einflußfaktoren für die Entstehung In der Fachpresse ist dokumentiert, daß bei allen deutlichen Einschwemmungen eine Sinusblutung und/oder Kapselläsion vorlag. Bei mäßigen Einschwemmungen lagen noch immer bei 45% eine Sinusblutung bzw. Kapselläsion vor. In gleichen Arbeiten konnte nachgewiesen werden, daß die Adenomgröße keinen und die OPDauer einen relativen Einfluß auf die Entstehung eines Syndroms haben. Die OP-Dauer hatte lediglich einen Einfluß auf das Ausmaß, denn: ist die OP-Dauer bei eröffneten Sinus länger, kann natürlich auch mehr Spülflüssigkeit übertreten. Einen deutlichen Einfluß hatte das Spülverfahren, da hiervon der intravesikuläre Druck abhängig ist. In einer 2003 veröffentlichten Originalie1 kam es bei 42% zu einer nachweisbaren Einschwemmung. Eine Differenzierung nach Hoch- und Niederdruck zeigte, daß bei den Hochdruck-TUR es in 55,5% und bei den Niederdruck-TUR in 35,3% der durchgeführten Eingriffe zu einer nachweisbaren Einschwemmung. 2.3 Indikatoren Das Syndrom besteht aus neurologischen, kardiovaskulären und pulmonalen Symptomen: ¾ onkotischer Druck sinkt ¾ Haemolyse ¾ Entgleisende Elektrolyte, insbesondere Natrium und Kalium (Verdünnungseffekt) ¾ Blutdruckentgleisung ¾ ZVD-Anstieg ¾ Herzrhythmusstörungen (→ Elektrolyte) ¾ Lungenoedem ¾ Unruhe ¾ Verwirrtheit Maximalausprägung ist: Schock und Koma 1 Der Urologe 2003*42: S. 1477-1484, Bliem, Lamche, Jande, Ilias, Schramek „Blutverlust und Einschwemmung bei TURP vs. TUVRP unter Niederdruck- bzw. Hochdruckbedingungen“ Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 7 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 2.4 Alternative „TURIS“ Als Alternative besteht die Möglichkeit, anstatt einer anionischen Sorbit-Mannit-Lösung NaCl 0,9% zu verwenden. Hier muß dann ein anderes Resektoskop verwendet werden. Der Patient ist nicht mehr Teil des Stromkreises, da der Strom über den Resektoskop-Schaft abgeleitet wird. Die aufgeführten Risiken „Stimulation des n. obturatorius“, „Beeinflussung von Herzschrittmachern mit Defi-Einheit“, „Verbrennungen an Auflageflächen sind nicht mehr gegeben. Auch ein TUR-Einschwemm-Syndrom ist nicht mehr möglich. Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 8 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 3 Konsequenzen für die post-operative Pflege Das TUR-Syndrom ist eine ernst zu nehmende Komplikation, da es im Rahmen von Flüssigkeits- und Elektorlytverschiebungen zu kardiovaskulären und pulmonalen lebensbedrohlichen Störungen kommt. Ohne intensivmedizinische Überwachung und situativem kompetenten Eingreifen kann es zu Asystolie und Tod kommen. 3.1 Überwachung Unumgänglich sind daher engmaschige Überwachung von : † Blutdruck † Puls † SpO2 (Stichworte: Lungenembolie und Lungenoedem) † Spülbilanz † Volumenbilanz † Neurologischen Störungen 3.2 Limitierende Faktoren bei der Überwachung Dabei besteht die Gefahr, daß Symptome maskiert werden durch z.B.: ⇒ Dauertherapie mit Beta-Blockern Beta-Blocker wirken sympathikolytisch und hemmen kompetitiv so die sympathomimetisch wirkenden Neurotransmitter Noradrenalin und Adrenalin an den zellulären Beta-Rezeptoren des jeweiligen Erfolgsorgans. Wirkungen sind insbesondere: o am Herzen (v.a. Beta-1-Rezeptoren): Verminderung der Kontraktilität (negative Inotropie), Abnahme der Herzfrequenz (Hemmung der Reizbildung, negative Chronotropie), Verlangsamung von Sinusknotenrhythmus u. Überleitungsgeschwindigkeit im AV-Knoten (negative Dromotropie) sowie Abnahme der Erregbarkeit des Myokards (negative Bathmotropie); o an der Niere (Beta-1-Rezeptoren): Verminderung der Freisetzung von Renin aus dem juxtaglomerulären Apparat; o an der glatten Muskulatur (überwiegend Beta-2-Rezeptoren): Erhöhung des Muskeltonus (z. B. als Konstriktion von Bronchien, peripheren Gefäßen u. Uteruskontraktion); o an Leber u. Skelettmuskel (Beta-2-Rezeptoren): Verminderung der Glykogenolyse, o am Fettgewebe: Hemmung der katecholaminabhängigen Lipolyse ⇒ Dauertherapie mit Antidepressiva / Neuroleptika maskieren neurologischer Symptome ⇒ Ausdauer-/Leistungssport infolge chronischer körperlicher Beanspruchung durch allgemeines aerobes dynamisches Ausdauertraining kommt es zu einer reversiblen, adaptativen, asymptomatischen Herzvergrößerung ohne Krankheitswert mit Hypertrophie und Dilatation des gesamten Herzens. Folge ist eine adaptative Zunahme des Schlagvolumens und des Herzminutenvolumens bei Abnahme der Herzfrequenz in Ruhe. So zeigen diese Personen durch Vagotonie und Verringerung der Katecholaminfreisetzung in Ruhe extreme Sinusbradykardien bis ca. 30/min. Submaximale Belastungsstufen führen zu konsekutiver Verlängerung der Diastolendauer zur Verbesserung der myokardialen Perfusion, sowie der Zunahme von Herzmuskelkapillaren und ggf. Kollateralenentwicklung mit Ökonomisierung der Herzarbeit. Eine Erhöhung der kardialen Leistungsfähigkeit ist bei untrainiertem Herzen auf ein HMV von 20 l/min, bei Hochausdauertrainierten auf über 40 l/min möglich. Sportler können so eine Hypovolaemie sehr lange kompensieren, bevor sie in ein Loch der Dekompensation abstürzen! Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 9 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 3.3 Die Spülbilanz Es klingt zwar lapidar, aber dennoch ist es wichtig: Im Rahmen der Katheter-Spülung muß stets darauf geachtet werden, daß mindestens das auch wieder heraus kommt, was rein geht. Es besteht sonst die Gefahr einer ungewollten Blasenfüllung mit Anstieg des intravesikalen Drucks. Im Lumbal- und Sakralmark des Rückenmarks findes sich das Centrum vesicospinalis, welches reflektorisch die Füllung und Entleerung der Harnblase regelt. Die Harnblase wird sowohl durch den Sympathikus, als auch durch den Parasympathikus innerviert. Dabei konnte festgestellt werden, daß - eine Reizung des (sympathischen) nervus hypogastricus in der Regel zu einer Erschlaffung der Blasenmuskulatur, sowie zu einer Kontraktion des glatten musculus sphincter inernus führt. Deshalb wird dieser auch als Retentionsnerv bezeichnet - eine Aktivierung des (parasympathischen) nervus pelvicus zu einer Kontraktion des Detrusors, sowie zu einer Erschlaffung des musculus sphincter internus führt. Daher die Bezeichnung „Miktionsnerv“. - eine Durchtrennung des nervus hypogastricus keinen wesentlichen Einfluß auf Füllung und Entleerung der Blase hat. Er beeinflußt also hauptsächlich den Grundtonus der Blasenmuskulatur. - der intravesikale Druck Rezeptoren an der Blasenwand aktiviert, deren Erregung im Rückenmark teils zu übergeordneten Hirnstrukturen aufsteigt, teils auf effektorische Neurone des Parasympathikus übertragen werden. Eine Überfüllung der Blase führt daher zu: o Blutdrucksenkung durch Vasodilatation, o Bronchokonstriktion, o Tonussteigerung des Darms, o Zunahme der Drüsensekretion (→ Schwitzen), o Abfall der Herzfrequenz (negativ chronotrop) und Cave: Herzglykoside o Abnahme der Schlagstärke oder Kontraktionskraft des Herzmuskels (negativ inotrop) Cave: Calzium-Antagonisten (Nifedipin, Verapamil, Benzothiazepine) verstärken inotrope Folgen 3.3.1 Ursachen für eine negative Spülbilanz Hier gibt es nicht viele Möglichkeiten: ¾ Abfluß von Flüssigkeit ins Abdomen → Ruptur der Blase, → Verletzung der Prosata-Kapsel, → Verletzung der Urethra durch Resektoskop oder bei Einlage des Spülkatheters ⇒ Absolute Indikation für Notfall-OP!!! ¾ Partielle / subtotale Verlegung des Spülkatheters durch Koagel ⇒ unverzügliche manuelle Spülung mit NaCl 0,9% via Blasenspritze und Aspiration des / der Koagel 3.3.2 Anzeichen für eine Flüssigkeitsretention / Anstieg des intravesikalen Drucks Die Anzeichen rekrutieren sich aus der Blasenautonomie, wie bereits oben beschrieben. Der Patient ¾ zeigt zunehmende Unruhe ¾ gibt zunehmenden Harndrang an ¾ beginnt oft zu schwitzen ¾ Veränderung der Überwachungsparameter, insbesondere o primär Anstieg des Blutdrucks und Herzfrequenz o sekundär Abfall von Blutdruck und Herzfrequenz durch Vagusreiz Merke: Engmaschige Kontrolle der Spülbilanz, auch während des Einlaufens der Spülflüssigkeit! Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 10 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 3.3.3 Die Volumenbilanz Wie bereits unter 1.3.2 Die TransUrethraleResektion – Technik dargestellt wurde, ist es bei der TUR (im Gegensatz zur TURIS) notwendig, eine stromleitfähige Spülflüssigkeit zu haben. Dabei kommt es unumgänglich zu mehr oder weniger ausgeprägtem Einspülen von Spülflüssigkeit in den Körperkreislauf. Da nun Mannitol im tubulären System der Niere nicht rückresorbiert wird, kommt es zur renalen Ausscheidung. Dabei wird das osmotisch gebundene Wasser mit ausgeschieden. Nun führt diese Mannitol-Diurese zu einem Flüssigkeitsverlust, der locker einige Liter ausmachen kann. Somit besteht bei nicht ausreichender Überwachung die Gefahr eines Hypovolämischen Schock Dies kann sehr leicht letalen Ausgang finden! Zu Beachten: ¾ Zum Ausgleich der Bilanz muß daher auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (I.v./ oral) geachtet werden. ¾ Bei entsprechender Diurese ist es erforderlich, einem übermäßen Elektrolyt-Verlust vorzubeugen, daher → BGA-Kontrolle (Na, K, Cl, Osmolarität) Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 11 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 4 Prinzip und Funktion der Mannitol-Diurese Diuretika wird in Wirkstoffe unterschieden: ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ Thiazide verhindern die Rückresorption von Natrium- u. Chloridionen in den distalen Tubulus. Die Ausscheidung von Kaliumionen nimmt zu, die von Calciumionen dagegen ab; Gefahr von Hypokaliämie u. Hämokonzentration z.B. Hydrochlorthiazid. Wird oft als Zusatz bei Antihypertonika verwendet wie bei Atacand Plus®, Blopress Plus®, Capozide®, CoAprovel®, Co-Enatec®, Co-Epril®, Co-Ramipril®, Cosaar Plus®, Enalapril HCT®, Epril Plus®, Fosicomp®, Lisinopril HCT®, Micardis Plus®, Moduretic® Schleifendiuretika wirken durch Hemmung der Natrium- u. Chloridionen-Rückresorption im aufsteigenden Teil der Henle-Schleife; sehr stark wirksam (bis zu 60 L Flüssigkeit in 24 h) z.B. Furosemid, Torasemid Aldosteronantagonisten blockieren reversibel die Aldosteronrezeptoren in der spätdistalen Tubuluszelle, dadurch kommt es zu einer geringfügigen Erhöhung der Natrium- und Wasserausscheidung und zu einer Verminderung der Kaliumausscheidung. Der pH-Wert des Urins steigt durch erhöhte Ausscheidung von Hydrogencarbonat-Ionen; geringer diuretischer Effekt; daher nur bei Ödemen infolge Hyperaldosteronismus (z. B. Leberzirrhose mit Bauchwassersucht) angezeigt z.B. Spironolacton Carboanhydratasehemmer wirken durch Hemmung des Austausches von Wasserstoff- und Natriumionen in den Tubuluszellen, die Ammoniumausscheidung wird vermindert. Infolge der Mehrausscheidung von Natrium- und Kaliumionen, Hydrogencarbonat-Ionen und Wasser kommt es zum diuretischen Effekt; Dauer jedoch nur einige Stunden. Problem: durch Basenverlust wird Acidose hervorgerufen, wodurch die Wirk. dieser Pharmaka gehemmt wird, daher finden sie kaum mehr Verwendung als Diuretika. z.B. Acetazolamid (Diamox®) Kaliumsparende Diuretika verhindern die Natriumresorption in die Tubuluszelle u. dadurch die Kaliumsekretion aus der Tubuluszelle, auch die Wasserstoffionenkonz. im Urin nimmt ab z.B. Triamteren, Amilorid (Moduretic®, Ecodurex®) Pflanzliche z.B. Liebstöckelkraut, Petersilienwurzel, Petersilienfrucht, Petersiliensamen, Wacholder, Harnkraut/Haudorn, Birkenblätter Osmotisch wirksame wirken bei i. v.-Gabe durch das von ihnen osmot. gebundene Wasser, da sie wohl glomerulär filtriert, im Tubulus aber nicht rückresorbiert werden; die Ausscheidung von Elektrolyten wird nur wenig erhöht; Anw bei Hirnödemen, verhindern Nierenversagen bei Schock; kontraindiziert bei Anurie Mannitol, Sorbitol, Harnstoff 4.1 Indikation für osmotische Diurese Bereits 1945 wurde durch Selkurt ein protektiver Effekt auf die ischämische Niere beschrieben. In der Klinik wurden osmotische Diuretika vor allem verwendet ¾ Zur Ascitesausschwemmung ¾ Zur Verminderung des intraocularen bzw. intrakraniellen Druck ¾ Zur Prophylaxe eines Hirnödems nach Gehirnoperationen ¾ Prophylaxe der Oligurie bei traumatischen oder hypovolämischen Schock (auch bei Transusionszwischenfällen, haemolytischen Krisen und Verbrennungen) ¾ Differentialdiagnostische Abgrenzung des funktionellen vom organisch bedingten Nierenversagen 1960 wurde dann erstmals über die günstige therapeutische Wirkung einer prophylaktischen Mannitol-Infusion bei den Eingriffen an der abdominalen Aorta berichtet, da es hier häufig postoperativ zu einem Nierenversagen kam. Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 12 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 4.2 Funktion des Tubulus-Systems Das Blut, das durch die Kapillarschlingen des Nierenkörperchens fließt, "tropft" ein wässriges Filtrat ab. Als Filtratmembran dienen Kapillarendothel, die Basalmembran und das sog. innere Blatt der Bowmanschen Kapsel. Diese Kapsel besteht aus zwei Blättern. Das Äußere umschließt das gesamte Nierenkörperchen kapselartig. Am Gefäßpol des Nierenkörperchens geht das Äußere in das Innere Blatt über, welches das Kapillarendothel umhüllt. Durch die Porenöffnungen von Basalmembran und Bowmanscher kapsel können nur Wasser und kleinste Plasmabestandteile hindurchtreten. Die meisten Eiweiße des Blutes können nicht durch den Filter hindurch. Der proximale Tubulus verläuft anfangs noch stark gewunden im Rindenbereich. Ein gerade verlaufender Teil schließt sich an und zieht bis zum Nierenmarkraum. Dieser Teil des Tubuls wird vom Kapillarnetz der efferenten Arteriolen umschlungen. Hier findet ein Flüssigkeitsaustausch statt. Der gerade Teil macht einen Bogen (Henlesche Schleife) und zieht im aufsteigenden Ast des distalen Tubuls zurück in die Nähe des Glomerulum. Dort berührt der gewundene Ast die zuleitende Arteriole (Vas afferens) des Nierenkörperchens (juxtaglomeruläre Apparat). Dort wird das Hormon Renin gebildet. Der gewundene Ast des distalen Tubulus geht schließlich in ein Sammelrohr über und vereinigt sich mit den Tubuli anderer Nephrone. In den Sammelrohren kann durch Adiuretin Wasser resorbiert werden, ebenso wie in den distalen Tubuli. Der Sekundärharn erreicht über die Sammelrohre das Nierenbecken. In den Glomerulumschlingen herrscht ein glomerulärer Blutdruck von etwa 50 mmHg. Diesem wirken zwei Kräfte entgegen: • kolloidosmotische Druck des Blutes ( etwa 25mmHg ) • hydrostatische Druck in der Bowmanschen Kapsel ( etwa 17 mmHg ) Der eigentliche Filtrationsdruck ist also etwa 8 mmHg. Die glomeruläre Filtrationsrate beträgt beim jungen Erwachsenen etwa 120 ml pro Minute. Dies ist eine Menge von ca. 180 l pro Tag Das Glomerulumfiltrat gelangt aus dem Kapselraum des Nierenkörperchens in das Tubulussystem und wird dort in der Zusammensetzung verändert und konzentriert. ¾ Der größte Teil der darin gelösten Stoffe wird wieder in den Blutkreislauf rückresorbiert. ¾ Clor, Bikarbonat, Natrium Kalzium und Kalium werden im proximalen und distalen Tubulus akitv rückresobiert. Kalium kann dabei je nach Kaliumkonzentration im Blutplasma auch vom distalen Tubulus abgegeben ( sezerniert ) werden. Die Elektrolyte werden teils aktiv, teils passiv rückresorbiert. ¾ Im proximalen Tubuls werden auch Aminosäuren und Glukose aktiv ins Blut rückresorbiert. Dies funktioniert allerdings nur bis zu einem bestimmten Schwellenwert. Ist die Konzentration zu hoch, wird der Überfluß mit dem Harn ausgeschieden. ¾ 99% des Wasseranteils des Glomerulumfiltrats fliessen passiv mit diesen Stofftransporten mit. Die Wasserrückresorbtion findet v.a. im distalen Tubuls und in den Sammelrohren statt. ¾ Aus dem Tubulssystem werden auch Stoffe in den Tubuls abgegeben. dadurch beschleunigt der Körper v.a. die Ausscheidung von körperfremden Substanzen (z.B. Arzneistoffe oder auch Harnsäure) Ist der arterielle Blutdruck höher als 190 mmHg, erhöht sich auch die glomeruläre Fltrationsrate. So werden die vielfältigen Resorbtions- und Sekretionsvorgänge gestört. Folge ist,daß eine Übermenge an wenig konzentriertem Harn ausgeschieden wird. Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 13 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 4.3 Funktionsweise der Mannit-Diurese Mannit ist ein pflanzlicher 6-wertiger, geruchloser, weißer, kristalliner Zuckeralkohol mit dem Molekulargewicht 182,17. Er besitzt keine toxischen Wirkungen und wird im menschlichen Organismus nur geringfügig metabolisiert. ⇒ Die intravenöse Infusion einer hypertonen Mannitol-Lösung führt zu einem Anstieg der Osmolarität des Extrazellulärraumes und somit zu einem osmotischen Wasserentzug aus den Zellen. ⇒ Die renale Elimination führt aufgrund der osmotischen Wasserbindung zu einem Anstieg des Harnzeitvolumens. Werden normalerweise 90% des Glomerulumfiltrates im TubulusSystem rückresorbiert, sind es unter Mannitol nur noch 50%. ⇒ Weiterhin kommt es zu einer vermehrten Nierenmark-Durchblutung. Dies führt zu einem Abbau des osmotischen Gradienten im Haarnade-Gegenstrom-System und somit zu einer verminderten Wasser-Rückresorbtion. ⇒ Das vollständig glomerulär filtrierte Mannitol wird in den Tubuli zu 90% nicht rückresorbiert und somit im Harn ausgeschieden. 4.4 Einfluß von Mannitol auf die renale Ausscheidung Anstieg der Ausscheidung von ⇒ Urin um das ca. 6- bis 8-fache innerhalb 60 Minuten nach Aufnahme in den Blutkreislauf. ⇒ Natrium auf das 3-fache. Dabei verhält sich die Mehrausscheidung von Natrium linear zur Mehrausscheidung von Urin ⇒ Chlorid: analog zu Natrium ⇒ Kalium um ca 75% in der ersten Stunde, im Zeitverlauf jedoch degredient. Dies bedeutet, daß zu Beginn am meisten Kalium ausgeschieden wird (in der zweiten noch +50%, später dann +22%). ⇒ Osmolarität um das fünffache, ebenfalls degredient. 4.5 Einfluß von Mannitol auf Serumkonzentrationen ⇒ Die Plasmaeinweiß-Konzentration nimmt um ca. 15% ab ⇒ Die Albumin-Konzentration (als Index für den kollid-osmotischen Druck) nimmt um bis zu 18% ab ⇒ Auch ein Haematokritabfall (bis ca 10%) ist möglich 4.6 Auswirkungen von Mannitol Zusammengefaßt führt Mannitol zu ⇒ Einer etwa 30% höheren Nierendurchblutung ⇒ Verminderung der präglomerulären Vasokonstriktion bis präglomeruläre Vasodilatation (besonders interessant bei der schockbedingten Oligurie) ⇒ Geringerem intratubulärem Strömungswiderstand ⇒ Anstieg der Glomerulumfiltration um bis zu 15% ⇒ Einer mglichen geringgradigen Erhöhung der endogenen Kreatinin-Clearance ⇒ Glomerulumfiltration auch unter wesentlich erniedrigtem Filtrationsdruck ⇒ Mäßige Erweiterung der proximalen und beträchtliche Erweiterung der distalen Tubuli mit sinkendem Filtrationsdruck. Dadurch kein Tubuluskollaps. ⇒ einer selbst bei kleinsten Filtratmengen möglichen Aufrechterhaltung der Diurese. Dadurch kommt es zweifellos in vielen Fällen zu einem protektiven bis therapeutischen Effekt auf die Nierenfunktion ⇒ einer ausreichenden Urinausscheidung beim funktionellen Nierenversagen, wenn es rechtzeitig infundiert wird Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 14 von 15 Die Transurethrale Resektion TUR-B / TUR-P 5 Stichworte: Benigne Prostatahyperplasie gutartige Vergrößerung der Prostata durch Proliferation 3 kompetitiv = Konkurrierend, auf Wettbewerb beruhend 9 lapidar = in unangemessener Weise beiläufig, die Wichtigkeit des Gegenstandes verkennend oder missachtend 10 nervus obturatorius.= Nerv des Lendengeflechts (Plexus lumbalis). Er hat seinen Ursprung im 2. bis 4. Lendensegment des Rückenmarks (L2-L4), Er zieht innen am knöchernen Becken und dann durch das „verstopfte Loch“ (Foramen obturatum) auf die Innenseite des Oberschenkels. 6 onkotischer Druck = Der kolloidosmotische Druck (Syn. onkotischer Druck) ist der osmotische Druck, der in einer kolloidalen Lösung herrscht. Ausschlaggebend für den kolloidosmotischen Druck sind die Anzahl der in der Lösung vorhandenen Makromoleküle. 7 Osmolarität = molare Menge von gelösten, osmotisch wirksamen Teilchen pro Liter Lösung 14 6 Literatur: Der Urologe [2004*43]; Brunken, Qiu, Tauber: Transurethrale Resektion von Blasentumoren in Kochsalzlösung Der Urologe [2003*42]; Bliem, Lamche, Janda, Ilias, Schramek: Blutverlust und Einschwemmung bei TURP vs. TURVP unter Niederdruck- bzw. Hochdruckbedingungen Rechtsmedizin [2005*15]; Tsokos, Schulz: Tödliche Harnblasenruptur bei Blasentamponade nach transurethraler Resektion der Prostata Rechtsmedizin [1999*10]; Dettmeyer, Schmidt, Grellner, Madea: „Einschwemmungs-Syndrom“ (TURSyndrom) mit letalem Verlauf – morphologische und arztrechtliche Aspekte Pschyrembel – Klinisches Wörterbuch, WdeG; 261. Auflage Thieme-Verlag; Keidel: Kurzgefaßtes Lehrbuch der Physiologie Klinische Wochenschrift, Jg. 43, Heft 10, Mai 1965; O. Hallwachs: „Untersuchungen über die MannitolDiurese an Gesunden und postoperativen Patienten Skript erstellt von Uwe Hofmann, Salem-Spital, IMC in Absprache mit Dr. Katrin Raess Seite 15 von 15