Schritte durch die Zeit 08 - Stiftung Drittes Millennium

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MILLIONEN JAHREN
PERMO-TRIASSISCHES
AUSSTERBEN
Am Ende der Permformation ereignet sich das bei weitem grösste der
ingesamt fünf Massenaussterben in der Zeitspanne von vor 440 Millionen Jahren bis heute. Mehr als 95 % der Arten und 50 % der Familien verschwinden, ungefähr doppelt so viele, wie in jeder der vorangegangenen vier: im Ordovizium (vor 438 MJ), im Devon (vor
367 MJ), im Trias-Jura (vor 208 MJ) und im Kreidezeit-Tertiär (vor
65 MJ). Nach jedem Massenaussterben treten gewaltige Wellen der
Lebensexpansion und der Artendiversifikation auf.
Die ersten vier Massenaussterben sind mit dramatischen Rückgängen
verbunden, für welche die Wissenschaft keine ausreichenden Erklärungen gefunden hat. Das jüngste Massensterben im KreidezeitTertiär wurde wahrscheinlich von einem kataklysischen Asteroideneinschlag verursacht.
Es vergehen 10 bis 100 Millionen Jahre, bis die ursprüngliche Lebensvielfalt nach einem Massenaussterben wieder vollständig hergestellt ist. Wenn der nicht wieder gutzumachende Verlust ganzer
Arten von Lebewesen durch die Auswirkung der menschlichen Bevölkerungszahlen auf die Natur im jetzigen Ausmass auch während
des 21. Jahrhunderts anhält, riskieren wir den Verlust von einem
Drittel aller heute auf der Erde lebenden Arten bis Ende des Jahrhunderts.
Werden wir diese Beleidigung der nicht menschlichen Welt zulassen?
© Foundation for Global Community 1997
Tiefseebohrungen, Eisbohrungen und Computer-Modeling-Technologien ermöglichen uns profunde
Einblicke in die Lebensbedingungen der Urzeit. Globale klimatische Veränderungen spielen in praktisch allen Massensterben eine Rolle. Die Schwankung des Meeresspiegels ändert sowohl die globale Abkühlung als auch die globale Erwärmung und damit die Lebensräume auf dem Land und im
Meer.
Photo freundlicherweise vom Ocean Drilling Program
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230
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MILLIONEN JAHREN
EMILIANIA HUXLEYI
DIE SCHÖNSTE IM GANZEN LAND
«Emily» ist eine planktische Protoktistin; diese photosynthesierende
Alge verbringt ihre Zeit damit, nahe der Meeresoberfläche frei herumzuschwimmen und dabei Sonnenenergie aufzunehmen. Obwohl
sie nur einen Durchmesser von 0,01 mm hat, spielt sie doch aufgrund ihrer Kokkolithen und ihrer Gasemission eine wichtige und
immer grösser werdende Rolle im Klimagefüge der Erde.
Diese Alge entnimmt der Luft Kohlendioxid und macht diesen wuchernden, Kalziumkarbonat herstellenden Organismus zu einem
wichtigen geologischen Faktor. Die wunderschönen, biologisch erzeugten Kokkolither bilden einen Teppich auf dem Meeresboden
und bedecken eine Fläche, die grösser ist als alle Kontinente zusammen.
Dieses Rasterelektronenmikroskop-Bild rückt Emiliys fast barock anmutende «Kokkosphären» (Knöpfe) ins rechte Licht. Diese Umwelt-Aktivistin entwirft und erzeugt alle zwei Stunden eine Platte und fügt sie an die richtige
Stelle der Zellausenseite.
Photo, Peter Westbroek
In ihrer «Blüte» sind Emiliys Gasemissionen von ebenso grosser Wirkung. Wenn ihr schwefelhaltiges Gas in die Athmosphäre entschwebt, wird es durch die Sonneneinstrahlung in Schwefelsäure
umgewandelt. Diese so gebildeten Säuretröpfchen fungieren als
Keime für die Kondensation von Wasser und bedingen die Bildung
der Wolkendecke über den Ozeanen.
© Foundation for Global Community 1997
Die mikrobielle, 50 km breite Blüte erstreckt sich 200 km entlang der
Küste von Schottland. Als Satelliten diese Bilder das erste Mal aufnahmen, wurden sofort Schiffe an die Stelle entsandt, um genauere Untersuchungen durchzuführen. Die Blüte war jedoch für das unbewehrte
Auge nicht sichtbar. Erst unter dem Labormikroskop offenbarte sich
Emiliy und Kohorten in ihrer reichen Fülle.
Photo, Patrick Hooligan
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225
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MILLIONEN JAHREN
NÄCHTLICHE REISEN
DIE ERSTEN SÄUGETIERE
Die ersten Säugetiere – kleine Nachttiere – springen, klettern,
schwimmen und schwingen sich durch die Dinosaurierwelt. Da
ihnen nichts anderes übrigbleibt, als in kleinen Nischen in einer
Welt von Riesen zu leben, entdecken diese Säugetiere bald, dass ihre
Kleinheit sprichwörtlich ein Fenster auf neue Aussichten öffnet.
Während der ersten Wellen der Säugetierdiversifikation entwickeln
manche dieser Insektenfresser, von der Grösse kleiner Nagetiere, die
Milchabsonderung. Die Mütter können jetzt im Nest ihrer Jungen
füttern und warm halten. Manche Säugetiere entwickeln noch kleinere Körper.
Diese «grösseren», insektenfressenden Säugetiere, die zu den ältesten uns
bekannten gehören, wurden ungefähr 10 cm lang.
Gemälde, Zdeněk Burian © Jiri Hochman und Martin Hochman
© Foundation for Global Community 1997
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208
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MILLIONEN JAHREN
SYMMETRIE
DES
SILIZIUMS
TRIASSISCH-JURASSISCHES MASSENAUSSTERBEN
Nur 37 Millionen Jahre nach dem perm-triassischen Massenaussterben endet die Trias abermals mit einem Massenaussterben. Es wird
100 Millionen Jahre dauern, bis sich die Vielfalt der Lebewesen nach
den zwei so kurz aufeinanderfolgenden Katastrophen erholt hat.
Neue Arten entstehen. Kieselalgen mit wunderschönen aus Kieselsäure aufgebauten Mikroschalen tauchen auf und bevölkern in kurzer Zeit die Weltmeere. Diese Mikromineralien-Zauberer entnehmen
dem Wasser Kieselsäure und wichtige Spurenelemente und bringen
sie in den Meeren in Umlauf.
Vor der Entwicklung dieser Lebewesen waren die Ozeane mit wasserlöslicher Kieselsäure übersättigt. Mit der Entwicklung von Arten, die
Kieselsäure verwenden, geht die Übersättigung zurück. Grosse Ansammlungen von biogenetischem Opal breiten sich über dem Meeresgrund aus.
Jeder Stachel in dieser Kieselalgenkolonie
kommt von einer individuellen Kieselalgenzelle.
Ein Ende dieser Kolonialstruktur dient als verlässlicher Greifapparat, während die übrigen
Zellen in der Strömung schwimmen und Nahrung für ihre Brüder sammeln.
Photo, R. George Rowland freundlicherweise vom Marine Biological Laboratory
Diese Kieselalgen paaren sich. Die Gameten (Geschlechtszellen)
haben ihre kieselhaltigen Gehäuse (die wie fliegende Untertassen
aussehenden Schalen im Hintergrund) verlassen und sind daran,
zu verschmelzen.
Photo, Jeremy Pickett-Heaps
© Foundation for Global Community 1997
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MILLIONEN JAHREN
«… Die Dimensionen der bakteriellen Bioübertragungsprozesse sind mit der Entwicklung von Tieren und Pflanzen beträchtlich grösser geworden; sie dienen ihrerseits
den Bakterien als Energiequellen und schaffen mehr fraktalen Raum.»
Wolfgang Krumbein
DINOSAURIER
AUSWÄRTS UND ZU HAUSE DINIEREN
In modernen amerikanischen Unterhaltungsfilmen sind die Dinosaurier meist als schrecklich-grausame Fleischfresser dargestellt. In
Wirklichkeit fressen die meisten gigantischen Dinos trotz ihrer
furchterregenden Hörner, Stacheln und Klauen nur Pflanzen. Sie
ernähren sich von harten Koniferennadeln, Zweigen, Samen und
Früchten von Bäumen in Busch- und Waldlandschaften. Versteinerter Dinosaurierkot zeigt, dass manche Pflanzenfresser über eine breite
Geschmackspalette verfügten, andere jedoch heikle Esser waren.
Milliarden von anaerobischen Verdauungsbakterien helfen den
pflanzenfressenden Dinosauriern, diese täglichen Tonnen von Zellulose zu verdauen (ein ähnlicher Vorgang wie heute bei Kühen, Elefanten und Termiten). Als Gegenwert für ihre Nahrungsverarbeitungsdienste erhalten die Mikroben einen grossen Lebensraum.
Den Paläontologen stehen Hightech-Methoden
zur Untersuchung der Ernährungsgewohnheiten
der Dinosaurier zur Verfügung. Die Erforschung
von versteinerten Knochen und Zähnen dürfte
uns einiges über die bevorzugte Nahrung der
Dinosaurier verraten.
Gemälde,
© Foundation for Global Community 1997
©
Jan Sovak
Diese sporenbildende, faserige Bakterie (arthromitus) lebt in
einem anoxischen (äusserst sauerstoffarmen) geschlossenen Lebensraum im Körperinnern von Termiten und Küchenschaben.
Mit ihrer Kette von Zellen haften sie sich an die Darmwand an.
Freie Darmmikroben müssen dauernd gegen den Strom schwimmen, um nicht ausgeschieden zu werden.
Photo, Lynn Margulis
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MILLIONEN JAHREN
ALLE GESCHÖPFE
GROSS
UND KLEIN
Riesige Dinosaurier streifen über die Erde der mittleren Juraperiode.
Grösser ist nicht unbedingt besser: Grössere Lebewesen brauchen
mehr Platz, mehr Nahrung, haben weniger Nachkommen und geringere Überlebenschancen in Umbruchszeiten. Mikroskopische «Bärtierchen» tauchen 200 Millionen Jahre vor den Dinosauriern auf
und überleben bis zum heutigen Tag. Das kalifornische Bärtierchen
klammert sich mit seinen winzigen Klauen an Moose und Flechten.
Der Dinosaurier und das Bärtierchen sind Archetypen von Mega-/
Mikroschwankungen im Tierreich. Kleinerwerden ist durchaus keine
ungewöhnliche Erscheinung in der Evolution. Laut Fossiliendaten
haben Lebewesen, die sich «miniaturisieren», bei einer Massenvernichtung eine deutlich grössere Überlebenschance.
Dieser 40 m lange Sauropode ist ein Vertreter der riesigen Saurier der jurassischen Periode.
Gemälde,
©
Jan Sovak
Das Bärtierchen – Tardigrada («langsam Schreitender») – erträgt extreme Verhältnisse. Bärtierchen können trotz beinahe völligem Wassermangel überleben:
Sie rollen sich in fassartiger Form zusammen und
können so bis zu hundert Jahre ohne Wasser auskommen. Sie ertragen Temperaturschwankungen von
151 °C bis –270 °C (fast absoluter Nullpunkt). Sie tolerieren Röntgenbestrahlung: Die tödliche Dosis für
den Menschen ist ungefähr 5 Gray (Gy), für Bärtierchen 5700 Gy, was die Bärtierchen für Wissenschaftler, die sich mit zukünftigen Reisen in den Weltraum
beschäftigen, sehr interessant macht. Sie sind sehr
widerstandsfähig und viele Arten reproduzieren sich
parthenogenetisch, d.h., Weibchen gebären weibliche Nachkommen.
© Foundation for Global Community 1997
Photo, Jerome Paulin
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150
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MILLIONEN JAHREN
WÄRMEREGULIERUNG
DINOS ALS WARMBLÜTER?
Die globale Biosphäre
Fossiliendaten deuten darauf hin, dass säugetierähnliche Reptilien
und einige Dinosaurier ihre Körpertemperatur regeln konnten. Reptilien unserer Zeit, Amphibien und die meisten Fische (den begabten Thunfisch ausgenommen) können dies nicht. Vögel, Säugetiere,
Stinkmorcheln und Lotusblumen können es. In kälteren Gebieten
halten Schlangen einen Winterschlaf. Sie schrauben ihren Stoffwechsel so stark zurück, dass selbst Experten nicht feststellen können, ob sie tot oder lebendig sind. Wie hat sich diese Fähigkeit zur
Regulierung entwickelt?
Viele Säugetiere mit Temperaturregelung halten trotzdem einen
Winterschlaf – warum soll man sich herumtreiben, wenn es in der
Hitze der Sonne oder in grausamer Kälte nichts zu tun gibt? Ist es
vielleicht eine Vorstufe dieser Fähigkeit, wenn wir Menschen in der
Nacht in tiefe Bewusstlosigkeit fallen?
© Foundation for Global Community 1997
Die Biosphäre ist eine Einheit; Fauna, Flora und Umwelt sind unzertrennlich. Das Leben entwickelt
sich im Zusammenhang mit jahreszeitlichen und urzeitlichen Veränderungen. Der Gaiazyklus ist
eine harmonische, gegenseitige Beeinflussung und Modulation.
Bild freundlicherweise von NASA
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145
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MILLIONEN JAHREN
LUFTIGE NACHKOMMEN
Der Archäopterix entwickelt die Fähigkeit zu fliegen; auf der Suche
nach Insekten macht er grosse Sprünge von einem Baumwipfel zum
anderen. Vögel sind die einzigen Dinosaurier, die das kommende
Kreidezeit/Tertiär-Massenaussterben überleben werden. Fliegen hilft
den Vögeln auf die Beine: Sie entwickeln die Fähigkeit der jahreszeitlich bedingten Migration über grosse Entfernungen, eine Adaption an die harten Zeiten auf der Erde.
Wie alle anderen Wandertiere haben auch Zugvögel eine Reihe von
bevorzugten und alternativen Navigationssystemen. Sie orientieren
sich an den Sternen, sie «lesen» die Landschaft mittels Geräusche
fliessender Gewässer und des Infraschalls der Bergspitzen und Pässe
und sie folgen Magnetfeldern mit internen Kompassen.
Der erste bekannte Vogel erinnert an seine Saurierabstammung.
Gemälde,
© Foundation for Global Community 1997
©
Jan Sovak
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110
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MILLIONEN JAHREN
NACHKOMMENSCHAFT
MIT
GEGENSEITIGER
BEEINFLUSSUNG
Die Erde ist weit mehr als ein dreidimensionales Diorama oder eine
Kulisse, dem sich die Lebewesen entweder anpassen oder zugrunde
gehen. Auf lokaler, regionaler und globaler Ebene modifiziert das
Leben die Umwelt im selben Masse wie die Umwelt das Leben beeinflusst.
Wenig Entwicklungen haben die Zukunft, das Ökosystem und globale zyklische Prozesse so stark beeinflusst, wie die Evolution der Angiospermen (blütentragende Pflanzen). In den üppigen Kreidezeitwäldern aus Farnen und Cycadophyta entstehen neue Farben und
Düfte. Ein dichtes Gewebe visueller und chemischer Kommunikationssysteme gibt den passenden Rahmen für eine Unzahl von kreativen, von einander beeinflussenden Evolutionsprozessen zwischen
Pflanzen und Bestäubern.
Photo, Lois Brynes
© Foundation for Global Community 1997
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65
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MILLIONEN JAHREN
MEGAFAUNA
MEGAZERSTÖRUNG
Die Kreidezeit endet mit einem Massenaussterben. Man nimmt an,
dass ein Asteroid mit einem Durchmesser von 10 km in die Halbinsel von Yukatan eingeschlagen hat. Schockwellen gehen über die
ganze Erde. Schutt fliegt hoch über die Atmosphäre hinaus und regnet mit versengender Hitze auf die Erde herab. Schliesslich blockieren Staubschichten und Aerosol das Sonnenlicht und die Temperatur sinkt dramatisch. Die Photosynthese kommt zum Stillstand. Alle
Tiere über 25 Kilogramm verschwinden, darunter auch die Dinos.
Viele Pflanzenarten verschwinden und die Vielfalt von Plankton
und Schwämmen nimmt stark ab. Ungefähr 85 % aller Meeresprotoktisten und Meerestiere gehen zugrunde. Es werden 20 Millionen
Jahre vergehen, bis die Vielfalt der Lebenformen mit grösserer Vielfalt wieder hergestellt ist.
© Foundation for Global Community 1997
Gemälde,
©
1991 William K. Hartmann und Ron Miller
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55
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MILLIONEN JAHREN
SÄUGETIERE
SEID FRUCHTBAR UND MEHRET EUCH
Die Dinosaurier waren so riesigengross und so weit verbreitet, dass
die Auswirkung ihrer Vernichtung ebenso gross ist wie die des Meteoriten-Einschlags, der ihre Vernichtung verursacht hat. Bis auf die
fraktalen Bereiche, die von Bakterien, Protoktisten und Insekten bewohnt waren, hatten Dinos die Erde dominiert.
Mit der Ausrottung der Dinosaurier kommen die vorher unbeachteten und im verborgenen lebenden Säugetiere zum Zug. Rasch machen sie Anstalten, die verfügbaren ökologischen Nischen zu besetzen. Zu ihnen gehören Primaten, die sich vor 30 Millionen Jahren zu
Waldbewohnern entwickelt hatten. Primaten besitzen einige oder
alle der folgenden Merkmale: die Fähigkeit, etwas mit ihren Händen
und unter Umständen mit ihren Füssen festzuhalten zu können; den
Zeigefingern entgegengesetzte Daumen; flache Nägel statt Krallen;
besondere Zähne, Schädel und andere Knochen; eine längere
Schwangerschaftsperiode; ein grosses Gehirn; scharfe, binokulare
Sicht (mit beiden Augen dreidimensional sehen). Die bisherige Entwicklung und Ausbreitung der blütentragenden Pflanzen – Gräser,
Früchte und hülsentragende Pfanzen – schaffen eine paradiesische
Welt, in der neue Arten von Säugetieren fruchtbar sind und sich
mehren.
© Foundation for Global Community 1997
Frühe Primaten tummeln sich auf einem Baumstamm.
Gemälde,
©
Jan Sovak
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40
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MILLIONEN JAHREN
MAN KANN WIEDER
HAUSE GEHEN
NACH
Änderungen in den Meeresströmungen und die Entwicklung der antarktischen Meerestiefe lassen die Meerestemperatur um fünf Grad
Celsius fallen. Das Leben gedeiht und breitet sich im kühlen, nährstoffreichen Wasser der Ozeane aus.
Vielleicht hat eine Kombination von gesteigerter Meeresproduktivität, sich verschiebenden Meeresufern, den komplexen Bewegungen
der Megafauna auf dem Land und einer Nostalgie und Logik, die wir
noch nicht verstehen können, die auf dem Land sich herumtreibenden Säugetier-Vorfahren der Wale nach bedächtigem Verweilen an
der Küste dazu bewegt, ins Meer zurückzukehren. Sie gehen wieder
nach Hause.
© Foundation for Global Community 1997
Photo freundlicherweise vom British Columbia Museum
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30
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MILLIONEN JAHREN
FRÜCHTE
DER
ERDE
Wiesen und Früchte tragende Bäume breiten sich aus. Säugetiere helfen bei der Bestäubung und, wenn sie grasen, beim Düngen, und lassen sich die köstlichen Früchte
schmecken.
Die Erde kühlt sich ab und Jahreszeiten beginnen sich auszuprägen. Obwohl jene
Tiere, die ein schwüles, tropisches Klima brauchen, nicht überleben, ist diese Zeit im
grossen und ganzen eine Periode evolutionärer Stabilität – eine Ruhepause der Evolution.
Stickstoff, ein wichtiges Element für DNS, RNS und Proteinsynthese, ist entscheidend für alle Lebensformen. Wiesen und weidende Tiere breiten sich aus, ohne sich ihrer Abhängigkeit vom Mikrokosmos in Bezug auf den Gaiakreislauf des Stickstoffs bewusst zu werden.
Gemälde,
©
Jan Sovak
Bakterielle metabolische Meisterklasse wird wieder einmal durch die ausgeprägte
Fähigkeit bewiesen, mit der Zyanobakterien Stickstoff herstellen. Obwohl reichlich in
der Erdatmosphäre vorhanden, teilen sich miteinander verbundene Stickstoffatome ungern. Das Aufbrechen dieser Verbindung zur Transformation in eine nutzbare Form gelingt nur durch Blitzschlag und Bakterien.
Photo, Susan E. Campbell
© Foundation for Global Community 1997
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20
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MILLIONEN JAHREN
DER DRUCK
STEIGT
Tektonischer Druck nimmt zu und Gebirgsketten entstehen – die Kordillieren, die Anden, das grosse Himalaya-Massiv. Durch schrumpfen
der Binnenmeere schwankt das Klima zwischen extremer Hitze und
Kälte hin und her. Meeresströmungen ändern sich und Nährstoffe
quellen aus der Tiefe und fördern einen enormen Zuwachs an Photoplankton. Diese Grundlage der Nahrungskette im Meer gedeiht und ermöglicht die Entwicklung von Arten, die weiter oben in der Nahrungskette stehen. Seehunde und Seelöwen entwickeln sich prächtig.
Schwimmvögel machen grosse Veränderungen durch. Der Meeresspiegel fällt und Landbrücken verbinden Sibirien mit Nordarmerika und
England mit dem Kontinent. Interkontinentale Wanderungen erfolgen
nun im grossen Stil.
Kormorane gehören zu den ältesten der jetzt lebenden
Schwimmvögel. Mit Hilfe ihrer
speziell einziehbaren Linsen ist
ihre Sehkraft unter Wasser unübertroffen.
Photo, Lois Brynes
Die meisten Säugetierarten gleichen im Wesentlichen den heutigen
Tieren. Fossilien aus dem amerikanischen Staat Nebraska umfassen Kamele, rehähnliche Tiere, Bären, Hunde, Füchse, Nabelschweine, kleine
Biber, Backenhörnchen und Pferde. Die Entwicklung des Pferdes vollzieht sich hauptsächlich in Nordamerika. Frühe elefantenähnliche Geschöpfe breiten sich von Afrika über den eurasischen Kontinent aus.
Man weiss nichts Genaues über die Vorfahren der heutigen Menschenaffen. Prokonsul, ein frühes Glied in der Hominidenfamilie, ist wahrscheinlich in mancher
Beziehung zu primitiv, um als Verbindungsglied in der Evolution zu heutigen
Formen angesehen zu werden.
Gemälde, Zdeněk Burian © Jiri Hochman und Martin Hochman
© Foundation for Global Community 1997
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10
MJ
MILLIONEN JAHREN
ES
WIRD
FAMILIÄR
Fundamentale Fortschritte in der Molekularbiologie vertiefen unser
Verständnis der Geschichte der hominiden Primaten und deren Verhältnis zueinander. Orangutans zweigen vor 13 Millionen Jahren von
der gemeinsamen Entwicklungsreihe des afrikanischen grossen Affen
(oder Gorilla) und des Menschen ab. Die Familie der grossen Affen
trennt sich vor ungefähr acht Millionen Jahren von der gemeinsamen Entwicklungsreihe der Schimpansen und Menschen. Über 99 %
des DNS haben wir mit den Gorillas gemeinsam. Das heisst nicht,
dass wir von den Gorillas «abstammen», sondern nur, dass wir vor
acht Millionen Jahren die gleichen Vorfahren besassen.
Die indische Spezies ramopithecus punjabicus, ein Affe, den man hier aus
Fossilien zu rekonstruieren versucht hat, gehört zur Familie der Hominiden.
Gemälde, Zdeněk Burian © Jiri Hochman und Martin Hochman
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5–0
MJ
MILLIONEN JAHREN
ES
HÄNGT VON UNS AB
Die Linie des Schimpansen
und des Menschen trennt sich
v 5 MJ. Menschen und Schimpansen haben fast 99 % identische Gene.
Ein Cro-Magnon Mensch
kehrt von der Jagd im Gebiet
der Dordogne in Frankreich
zurück.
Menschen bauen Unterkünfte
und verwenden immer weiter
verfeinertere Werkzeuge, Waffen, Feuerstellen, Fettlampen
und zusammengenähte Felle.
Ein Künstler aus der jüngeren Steinzeit in Europa fertigt eine Statue. Vertreter des
homo sapiens sapiens verbreiten sich über die ganze
Welt und kommen über die
Bering-Strasse nach Nordamerika.
Viele grosse Tiere in Nordamerika,
wie z.B. dieses wollige Rhinozeros, sterben aus, weil sie von
den Menschen im Übermass gejagt werden.
6
4
Homo erectus kommt
aus Afrika.
Australopithecus demonstriert
die Fähigkeit der Hominiden,
auf zwei Beinen zu gehen.
Archaic sapiens ist eines der ältesten menschlichen Fossilienfunde in Europa.
Der Neandertaler koexistiert mit
dem Cro-Magnon Menschen im
Westen Europas
Eine Gruppe des frühen europäischen homo
sapiens sapiens erlegt ein Mammut. Drei verschiedene Arten von Menschen existieren
zur gleichen Zeit: der Neandertaler (homo
sapiens neanderthalensis) in Asien und Osteuropa, homo erectus in Asien und der unaufhaltsam sich verbreitende homo sapiens
sapiens.
3
2
Heute glauben viele Wissenschaftler, dass
wir mitten in einem neuen Massensterben
sind, das durch Menschen verursacht, die
Biodiversität der Erde gefährdet.
Menschen verwenden
Äxte und Hackmesser
aus Stein.
Photo, Lois Brynes
1
0
v 4 MJ
v 3 MJ
v 2 MJ
v 1 MJ
Gegenwart
© Foundation for Global Community 1997
v x MJ = vor x Millionen Jahren
Gemälde, Zdeněk Burian © Jiri Hochman und Martin Hochman
Menschliche Bevölkerungszahl (in Milliarden)
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