v 245 MJ MILLIONEN JAHREN PERMO-TRIASSISCHES AUSSTERBEN Am Ende der Permformation ereignet sich das bei weitem grösste der ingesamt fünf Massenaussterben in der Zeitspanne von vor 440 Millionen Jahren bis heute. Mehr als 95 % der Arten und 50 % der Familien verschwinden, ungefähr doppelt so viele, wie in jeder der vorangegangenen vier: im Ordovizium (vor 438 MJ), im Devon (vor 367 MJ), im Trias-Jura (vor 208 MJ) und im Kreidezeit-Tertiär (vor 65 MJ). Nach jedem Massenaussterben treten gewaltige Wellen der Lebensexpansion und der Artendiversifikation auf. Die ersten vier Massenaussterben sind mit dramatischen Rückgängen verbunden, für welche die Wissenschaft keine ausreichenden Erklärungen gefunden hat. Das jüngste Massensterben im KreidezeitTertiär wurde wahrscheinlich von einem kataklysischen Asteroideneinschlag verursacht. Es vergehen 10 bis 100 Millionen Jahre, bis die ursprüngliche Lebensvielfalt nach einem Massenaussterben wieder vollständig hergestellt ist. Wenn der nicht wieder gutzumachende Verlust ganzer Arten von Lebewesen durch die Auswirkung der menschlichen Bevölkerungszahlen auf die Natur im jetzigen Ausmass auch während des 21. Jahrhunderts anhält, riskieren wir den Verlust von einem Drittel aller heute auf der Erde lebenden Arten bis Ende des Jahrhunderts. Werden wir diese Beleidigung der nicht menschlichen Welt zulassen? © Foundation for Global Community 1997 Tiefseebohrungen, Eisbohrungen und Computer-Modeling-Technologien ermöglichen uns profunde Einblicke in die Lebensbedingungen der Urzeit. Globale klimatische Veränderungen spielen in praktisch allen Massensterben eine Rolle. Die Schwankung des Meeresspiegels ändert sowohl die globale Abkühlung als auch die globale Erwärmung und damit die Lebensräume auf dem Land und im Meer. Photo freundlicherweise vom Ocean Drilling Program v 230 MJ MILLIONEN JAHREN EMILIANIA HUXLEYI DIE SCHÖNSTE IM GANZEN LAND «Emily» ist eine planktische Protoktistin; diese photosynthesierende Alge verbringt ihre Zeit damit, nahe der Meeresoberfläche frei herumzuschwimmen und dabei Sonnenenergie aufzunehmen. Obwohl sie nur einen Durchmesser von 0,01 mm hat, spielt sie doch aufgrund ihrer Kokkolithen und ihrer Gasemission eine wichtige und immer grösser werdende Rolle im Klimagefüge der Erde. Diese Alge entnimmt der Luft Kohlendioxid und macht diesen wuchernden, Kalziumkarbonat herstellenden Organismus zu einem wichtigen geologischen Faktor. Die wunderschönen, biologisch erzeugten Kokkolither bilden einen Teppich auf dem Meeresboden und bedecken eine Fläche, die grösser ist als alle Kontinente zusammen. Dieses Rasterelektronenmikroskop-Bild rückt Emiliys fast barock anmutende «Kokkosphären» (Knöpfe) ins rechte Licht. Diese Umwelt-Aktivistin entwirft und erzeugt alle zwei Stunden eine Platte und fügt sie an die richtige Stelle der Zellausenseite. Photo, Peter Westbroek In ihrer «Blüte» sind Emiliys Gasemissionen von ebenso grosser Wirkung. Wenn ihr schwefelhaltiges Gas in die Athmosphäre entschwebt, wird es durch die Sonneneinstrahlung in Schwefelsäure umgewandelt. Diese so gebildeten Säuretröpfchen fungieren als Keime für die Kondensation von Wasser und bedingen die Bildung der Wolkendecke über den Ozeanen. © Foundation for Global Community 1997 Die mikrobielle, 50 km breite Blüte erstreckt sich 200 km entlang der Küste von Schottland. Als Satelliten diese Bilder das erste Mal aufnahmen, wurden sofort Schiffe an die Stelle entsandt, um genauere Untersuchungen durchzuführen. Die Blüte war jedoch für das unbewehrte Auge nicht sichtbar. Erst unter dem Labormikroskop offenbarte sich Emiliy und Kohorten in ihrer reichen Fülle. Photo, Patrick Hooligan v 225 MJ MILLIONEN JAHREN NÄCHTLICHE REISEN DIE ERSTEN SÄUGETIERE Die ersten Säugetiere – kleine Nachttiere – springen, klettern, schwimmen und schwingen sich durch die Dinosaurierwelt. Da ihnen nichts anderes übrigbleibt, als in kleinen Nischen in einer Welt von Riesen zu leben, entdecken diese Säugetiere bald, dass ihre Kleinheit sprichwörtlich ein Fenster auf neue Aussichten öffnet. Während der ersten Wellen der Säugetierdiversifikation entwickeln manche dieser Insektenfresser, von der Grösse kleiner Nagetiere, die Milchabsonderung. Die Mütter können jetzt im Nest ihrer Jungen füttern und warm halten. Manche Säugetiere entwickeln noch kleinere Körper. Diese «grösseren», insektenfressenden Säugetiere, die zu den ältesten uns bekannten gehören, wurden ungefähr 10 cm lang. Gemälde, Zdeněk Burian © Jiri Hochman und Martin Hochman © Foundation for Global Community 1997 v 208 MJ MILLIONEN JAHREN SYMMETRIE DES SILIZIUMS TRIASSISCH-JURASSISCHES MASSENAUSSTERBEN Nur 37 Millionen Jahre nach dem perm-triassischen Massenaussterben endet die Trias abermals mit einem Massenaussterben. Es wird 100 Millionen Jahre dauern, bis sich die Vielfalt der Lebewesen nach den zwei so kurz aufeinanderfolgenden Katastrophen erholt hat. Neue Arten entstehen. Kieselalgen mit wunderschönen aus Kieselsäure aufgebauten Mikroschalen tauchen auf und bevölkern in kurzer Zeit die Weltmeere. Diese Mikromineralien-Zauberer entnehmen dem Wasser Kieselsäure und wichtige Spurenelemente und bringen sie in den Meeren in Umlauf. Vor der Entwicklung dieser Lebewesen waren die Ozeane mit wasserlöslicher Kieselsäure übersättigt. Mit der Entwicklung von Arten, die Kieselsäure verwenden, geht die Übersättigung zurück. Grosse Ansammlungen von biogenetischem Opal breiten sich über dem Meeresgrund aus. Jeder Stachel in dieser Kieselalgenkolonie kommt von einer individuellen Kieselalgenzelle. Ein Ende dieser Kolonialstruktur dient als verlässlicher Greifapparat, während die übrigen Zellen in der Strömung schwimmen und Nahrung für ihre Brüder sammeln. Photo, R. George Rowland freundlicherweise vom Marine Biological Laboratory Diese Kieselalgen paaren sich. Die Gameten (Geschlechtszellen) haben ihre kieselhaltigen Gehäuse (die wie fliegende Untertassen aussehenden Schalen im Hintergrund) verlassen und sind daran, zu verschmelzen. Photo, Jeremy Pickett-Heaps © Foundation for Global Community 1997 v 190 MJ MILLIONEN JAHREN «… Die Dimensionen der bakteriellen Bioübertragungsprozesse sind mit der Entwicklung von Tieren und Pflanzen beträchtlich grösser geworden; sie dienen ihrerseits den Bakterien als Energiequellen und schaffen mehr fraktalen Raum.» Wolfgang Krumbein DINOSAURIER AUSWÄRTS UND ZU HAUSE DINIEREN In modernen amerikanischen Unterhaltungsfilmen sind die Dinosaurier meist als schrecklich-grausame Fleischfresser dargestellt. In Wirklichkeit fressen die meisten gigantischen Dinos trotz ihrer furchterregenden Hörner, Stacheln und Klauen nur Pflanzen. Sie ernähren sich von harten Koniferennadeln, Zweigen, Samen und Früchten von Bäumen in Busch- und Waldlandschaften. Versteinerter Dinosaurierkot zeigt, dass manche Pflanzenfresser über eine breite Geschmackspalette verfügten, andere jedoch heikle Esser waren. Milliarden von anaerobischen Verdauungsbakterien helfen den pflanzenfressenden Dinosauriern, diese täglichen Tonnen von Zellulose zu verdauen (ein ähnlicher Vorgang wie heute bei Kühen, Elefanten und Termiten). Als Gegenwert für ihre Nahrungsverarbeitungsdienste erhalten die Mikroben einen grossen Lebensraum. Den Paläontologen stehen Hightech-Methoden zur Untersuchung der Ernährungsgewohnheiten der Dinosaurier zur Verfügung. Die Erforschung von versteinerten Knochen und Zähnen dürfte uns einiges über die bevorzugte Nahrung der Dinosaurier verraten. Gemälde, © Foundation for Global Community 1997 © Jan Sovak Diese sporenbildende, faserige Bakterie (arthromitus) lebt in einem anoxischen (äusserst sauerstoffarmen) geschlossenen Lebensraum im Körperinnern von Termiten und Küchenschaben. Mit ihrer Kette von Zellen haften sie sich an die Darmwand an. Freie Darmmikroben müssen dauernd gegen den Strom schwimmen, um nicht ausgeschieden zu werden. Photo, Lynn Margulis v 175 MJ MILLIONEN JAHREN ALLE GESCHÖPFE GROSS UND KLEIN Riesige Dinosaurier streifen über die Erde der mittleren Juraperiode. Grösser ist nicht unbedingt besser: Grössere Lebewesen brauchen mehr Platz, mehr Nahrung, haben weniger Nachkommen und geringere Überlebenschancen in Umbruchszeiten. Mikroskopische «Bärtierchen» tauchen 200 Millionen Jahre vor den Dinosauriern auf und überleben bis zum heutigen Tag. Das kalifornische Bärtierchen klammert sich mit seinen winzigen Klauen an Moose und Flechten. Der Dinosaurier und das Bärtierchen sind Archetypen von Mega-/ Mikroschwankungen im Tierreich. Kleinerwerden ist durchaus keine ungewöhnliche Erscheinung in der Evolution. Laut Fossiliendaten haben Lebewesen, die sich «miniaturisieren», bei einer Massenvernichtung eine deutlich grössere Überlebenschance. Dieser 40 m lange Sauropode ist ein Vertreter der riesigen Saurier der jurassischen Periode. Gemälde, © Jan Sovak Das Bärtierchen – Tardigrada («langsam Schreitender») – erträgt extreme Verhältnisse. Bärtierchen können trotz beinahe völligem Wassermangel überleben: Sie rollen sich in fassartiger Form zusammen und können so bis zu hundert Jahre ohne Wasser auskommen. Sie ertragen Temperaturschwankungen von 151 °C bis –270 °C (fast absoluter Nullpunkt). Sie tolerieren Röntgenbestrahlung: Die tödliche Dosis für den Menschen ist ungefähr 5 Gray (Gy), für Bärtierchen 5700 Gy, was die Bärtierchen für Wissenschaftler, die sich mit zukünftigen Reisen in den Weltraum beschäftigen, sehr interessant macht. Sie sind sehr widerstandsfähig und viele Arten reproduzieren sich parthenogenetisch, d.h., Weibchen gebären weibliche Nachkommen. © Foundation for Global Community 1997 Photo, Jerome Paulin v 150 MJ MILLIONEN JAHREN WÄRMEREGULIERUNG DINOS ALS WARMBLÜTER? Die globale Biosphäre Fossiliendaten deuten darauf hin, dass säugetierähnliche Reptilien und einige Dinosaurier ihre Körpertemperatur regeln konnten. Reptilien unserer Zeit, Amphibien und die meisten Fische (den begabten Thunfisch ausgenommen) können dies nicht. Vögel, Säugetiere, Stinkmorcheln und Lotusblumen können es. In kälteren Gebieten halten Schlangen einen Winterschlaf. Sie schrauben ihren Stoffwechsel so stark zurück, dass selbst Experten nicht feststellen können, ob sie tot oder lebendig sind. Wie hat sich diese Fähigkeit zur Regulierung entwickelt? Viele Säugetiere mit Temperaturregelung halten trotzdem einen Winterschlaf – warum soll man sich herumtreiben, wenn es in der Hitze der Sonne oder in grausamer Kälte nichts zu tun gibt? Ist es vielleicht eine Vorstufe dieser Fähigkeit, wenn wir Menschen in der Nacht in tiefe Bewusstlosigkeit fallen? © Foundation for Global Community 1997 Die Biosphäre ist eine Einheit; Fauna, Flora und Umwelt sind unzertrennlich. Das Leben entwickelt sich im Zusammenhang mit jahreszeitlichen und urzeitlichen Veränderungen. Der Gaiazyklus ist eine harmonische, gegenseitige Beeinflussung und Modulation. Bild freundlicherweise von NASA v 145 MJ MILLIONEN JAHREN LUFTIGE NACHKOMMEN Der Archäopterix entwickelt die Fähigkeit zu fliegen; auf der Suche nach Insekten macht er grosse Sprünge von einem Baumwipfel zum anderen. Vögel sind die einzigen Dinosaurier, die das kommende Kreidezeit/Tertiär-Massenaussterben überleben werden. Fliegen hilft den Vögeln auf die Beine: Sie entwickeln die Fähigkeit der jahreszeitlich bedingten Migration über grosse Entfernungen, eine Adaption an die harten Zeiten auf der Erde. Wie alle anderen Wandertiere haben auch Zugvögel eine Reihe von bevorzugten und alternativen Navigationssystemen. Sie orientieren sich an den Sternen, sie «lesen» die Landschaft mittels Geräusche fliessender Gewässer und des Infraschalls der Bergspitzen und Pässe und sie folgen Magnetfeldern mit internen Kompassen. Der erste bekannte Vogel erinnert an seine Saurierabstammung. Gemälde, © Foundation for Global Community 1997 © Jan Sovak v 110 MJ MILLIONEN JAHREN NACHKOMMENSCHAFT MIT GEGENSEITIGER BEEINFLUSSUNG Die Erde ist weit mehr als ein dreidimensionales Diorama oder eine Kulisse, dem sich die Lebewesen entweder anpassen oder zugrunde gehen. Auf lokaler, regionaler und globaler Ebene modifiziert das Leben die Umwelt im selben Masse wie die Umwelt das Leben beeinflusst. Wenig Entwicklungen haben die Zukunft, das Ökosystem und globale zyklische Prozesse so stark beeinflusst, wie die Evolution der Angiospermen (blütentragende Pflanzen). In den üppigen Kreidezeitwäldern aus Farnen und Cycadophyta entstehen neue Farben und Düfte. Ein dichtes Gewebe visueller und chemischer Kommunikationssysteme gibt den passenden Rahmen für eine Unzahl von kreativen, von einander beeinflussenden Evolutionsprozessen zwischen Pflanzen und Bestäubern. Photo, Lois Brynes © Foundation for Global Community 1997 v 65 MJ MILLIONEN JAHREN MEGAFAUNA MEGAZERSTÖRUNG Die Kreidezeit endet mit einem Massenaussterben. Man nimmt an, dass ein Asteroid mit einem Durchmesser von 10 km in die Halbinsel von Yukatan eingeschlagen hat. Schockwellen gehen über die ganze Erde. Schutt fliegt hoch über die Atmosphäre hinaus und regnet mit versengender Hitze auf die Erde herab. Schliesslich blockieren Staubschichten und Aerosol das Sonnenlicht und die Temperatur sinkt dramatisch. Die Photosynthese kommt zum Stillstand. Alle Tiere über 25 Kilogramm verschwinden, darunter auch die Dinos. Viele Pflanzenarten verschwinden und die Vielfalt von Plankton und Schwämmen nimmt stark ab. Ungefähr 85 % aller Meeresprotoktisten und Meerestiere gehen zugrunde. Es werden 20 Millionen Jahre vergehen, bis die Vielfalt der Lebenformen mit grösserer Vielfalt wieder hergestellt ist. © Foundation for Global Community 1997 Gemälde, © 1991 William K. Hartmann und Ron Miller v 55 MJ MILLIONEN JAHREN SÄUGETIERE SEID FRUCHTBAR UND MEHRET EUCH Die Dinosaurier waren so riesigengross und so weit verbreitet, dass die Auswirkung ihrer Vernichtung ebenso gross ist wie die des Meteoriten-Einschlags, der ihre Vernichtung verursacht hat. Bis auf die fraktalen Bereiche, die von Bakterien, Protoktisten und Insekten bewohnt waren, hatten Dinos die Erde dominiert. Mit der Ausrottung der Dinosaurier kommen die vorher unbeachteten und im verborgenen lebenden Säugetiere zum Zug. Rasch machen sie Anstalten, die verfügbaren ökologischen Nischen zu besetzen. Zu ihnen gehören Primaten, die sich vor 30 Millionen Jahren zu Waldbewohnern entwickelt hatten. Primaten besitzen einige oder alle der folgenden Merkmale: die Fähigkeit, etwas mit ihren Händen und unter Umständen mit ihren Füssen festzuhalten zu können; den Zeigefingern entgegengesetzte Daumen; flache Nägel statt Krallen; besondere Zähne, Schädel und andere Knochen; eine längere Schwangerschaftsperiode; ein grosses Gehirn; scharfe, binokulare Sicht (mit beiden Augen dreidimensional sehen). Die bisherige Entwicklung und Ausbreitung der blütentragenden Pflanzen – Gräser, Früchte und hülsentragende Pfanzen – schaffen eine paradiesische Welt, in der neue Arten von Säugetieren fruchtbar sind und sich mehren. © Foundation for Global Community 1997 Frühe Primaten tummeln sich auf einem Baumstamm. Gemälde, © Jan Sovak v 40 MJ MILLIONEN JAHREN MAN KANN WIEDER HAUSE GEHEN NACH Änderungen in den Meeresströmungen und die Entwicklung der antarktischen Meerestiefe lassen die Meerestemperatur um fünf Grad Celsius fallen. Das Leben gedeiht und breitet sich im kühlen, nährstoffreichen Wasser der Ozeane aus. Vielleicht hat eine Kombination von gesteigerter Meeresproduktivität, sich verschiebenden Meeresufern, den komplexen Bewegungen der Megafauna auf dem Land und einer Nostalgie und Logik, die wir noch nicht verstehen können, die auf dem Land sich herumtreibenden Säugetier-Vorfahren der Wale nach bedächtigem Verweilen an der Küste dazu bewegt, ins Meer zurückzukehren. Sie gehen wieder nach Hause. © Foundation for Global Community 1997 Photo freundlicherweise vom British Columbia Museum v 30 MJ MILLIONEN JAHREN FRÜCHTE DER ERDE Wiesen und Früchte tragende Bäume breiten sich aus. Säugetiere helfen bei der Bestäubung und, wenn sie grasen, beim Düngen, und lassen sich die köstlichen Früchte schmecken. Die Erde kühlt sich ab und Jahreszeiten beginnen sich auszuprägen. Obwohl jene Tiere, die ein schwüles, tropisches Klima brauchen, nicht überleben, ist diese Zeit im grossen und ganzen eine Periode evolutionärer Stabilität – eine Ruhepause der Evolution. Stickstoff, ein wichtiges Element für DNS, RNS und Proteinsynthese, ist entscheidend für alle Lebensformen. Wiesen und weidende Tiere breiten sich aus, ohne sich ihrer Abhängigkeit vom Mikrokosmos in Bezug auf den Gaiakreislauf des Stickstoffs bewusst zu werden. Gemälde, © Jan Sovak Bakterielle metabolische Meisterklasse wird wieder einmal durch die ausgeprägte Fähigkeit bewiesen, mit der Zyanobakterien Stickstoff herstellen. Obwohl reichlich in der Erdatmosphäre vorhanden, teilen sich miteinander verbundene Stickstoffatome ungern. Das Aufbrechen dieser Verbindung zur Transformation in eine nutzbare Form gelingt nur durch Blitzschlag und Bakterien. Photo, Susan E. Campbell © Foundation for Global Community 1997 v 20 MJ MILLIONEN JAHREN DER DRUCK STEIGT Tektonischer Druck nimmt zu und Gebirgsketten entstehen – die Kordillieren, die Anden, das grosse Himalaya-Massiv. Durch schrumpfen der Binnenmeere schwankt das Klima zwischen extremer Hitze und Kälte hin und her. Meeresströmungen ändern sich und Nährstoffe quellen aus der Tiefe und fördern einen enormen Zuwachs an Photoplankton. Diese Grundlage der Nahrungskette im Meer gedeiht und ermöglicht die Entwicklung von Arten, die weiter oben in der Nahrungskette stehen. Seehunde und Seelöwen entwickeln sich prächtig. Schwimmvögel machen grosse Veränderungen durch. Der Meeresspiegel fällt und Landbrücken verbinden Sibirien mit Nordarmerika und England mit dem Kontinent. Interkontinentale Wanderungen erfolgen nun im grossen Stil. Kormorane gehören zu den ältesten der jetzt lebenden Schwimmvögel. Mit Hilfe ihrer speziell einziehbaren Linsen ist ihre Sehkraft unter Wasser unübertroffen. Photo, Lois Brynes Die meisten Säugetierarten gleichen im Wesentlichen den heutigen Tieren. Fossilien aus dem amerikanischen Staat Nebraska umfassen Kamele, rehähnliche Tiere, Bären, Hunde, Füchse, Nabelschweine, kleine Biber, Backenhörnchen und Pferde. Die Entwicklung des Pferdes vollzieht sich hauptsächlich in Nordamerika. Frühe elefantenähnliche Geschöpfe breiten sich von Afrika über den eurasischen Kontinent aus. Man weiss nichts Genaues über die Vorfahren der heutigen Menschenaffen. Prokonsul, ein frühes Glied in der Hominidenfamilie, ist wahrscheinlich in mancher Beziehung zu primitiv, um als Verbindungsglied in der Evolution zu heutigen Formen angesehen zu werden. Gemälde, Zdeněk Burian © Jiri Hochman und Martin Hochman © Foundation for Global Community 1997 v 10 MJ MILLIONEN JAHREN ES WIRD FAMILIÄR Fundamentale Fortschritte in der Molekularbiologie vertiefen unser Verständnis der Geschichte der hominiden Primaten und deren Verhältnis zueinander. Orangutans zweigen vor 13 Millionen Jahren von der gemeinsamen Entwicklungsreihe des afrikanischen grossen Affen (oder Gorilla) und des Menschen ab. Die Familie der grossen Affen trennt sich vor ungefähr acht Millionen Jahren von der gemeinsamen Entwicklungsreihe der Schimpansen und Menschen. Über 99 % des DNS haben wir mit den Gorillas gemeinsam. Das heisst nicht, dass wir von den Gorillas «abstammen», sondern nur, dass wir vor acht Millionen Jahren die gleichen Vorfahren besassen. Die indische Spezies ramopithecus punjabicus, ein Affe, den man hier aus Fossilien zu rekonstruieren versucht hat, gehört zur Familie der Hominiden. Gemälde, Zdeněk Burian © Jiri Hochman und Martin Hochman v 5–0 MJ MILLIONEN JAHREN ES HÄNGT VON UNS AB Die Linie des Schimpansen und des Menschen trennt sich v 5 MJ. Menschen und Schimpansen haben fast 99 % identische Gene. Ein Cro-Magnon Mensch kehrt von der Jagd im Gebiet der Dordogne in Frankreich zurück. Menschen bauen Unterkünfte und verwenden immer weiter verfeinertere Werkzeuge, Waffen, Feuerstellen, Fettlampen und zusammengenähte Felle. Ein Künstler aus der jüngeren Steinzeit in Europa fertigt eine Statue. Vertreter des homo sapiens sapiens verbreiten sich über die ganze Welt und kommen über die Bering-Strasse nach Nordamerika. Viele grosse Tiere in Nordamerika, wie z.B. dieses wollige Rhinozeros, sterben aus, weil sie von den Menschen im Übermass gejagt werden. 6 4 Homo erectus kommt aus Afrika. Australopithecus demonstriert die Fähigkeit der Hominiden, auf zwei Beinen zu gehen. Archaic sapiens ist eines der ältesten menschlichen Fossilienfunde in Europa. Der Neandertaler koexistiert mit dem Cro-Magnon Menschen im Westen Europas Eine Gruppe des frühen europäischen homo sapiens sapiens erlegt ein Mammut. Drei verschiedene Arten von Menschen existieren zur gleichen Zeit: der Neandertaler (homo sapiens neanderthalensis) in Asien und Osteuropa, homo erectus in Asien und der unaufhaltsam sich verbreitende homo sapiens sapiens. 3 2 Heute glauben viele Wissenschaftler, dass wir mitten in einem neuen Massensterben sind, das durch Menschen verursacht, die Biodiversität der Erde gefährdet. Menschen verwenden Äxte und Hackmesser aus Stein. Photo, Lois Brynes 1 0 v 4 MJ v 3 MJ v 2 MJ v 1 MJ Gegenwart © Foundation for Global Community 1997 v x MJ = vor x Millionen Jahren Gemälde, Zdeněk Burian © Jiri Hochman und Martin Hochman Menschliche Bevölkerungszahl (in Milliarden) 5