Genetik (mit CD-ROM) Allgemeine Genetik, Molekulare Genetik, Entwicklungsgenetik von Wilfried Janning, Elisabeth Knust 1. Auflage Genetik (mit CD-ROM) – Janning / Knust schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Thieme 2004 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 13 128771 7 Inhaltsverzeichnis: Genetik (mit CD-ROM) – Janning / Knust 70 7 Analyse von Erbgngen Abb. 7.14 Translokationstrisomie 21. An den beiden Chromosomen 14 und 21 sind an den kurzen p-Armen Knoten eingezeichnet, die die Lage von Genen anzeigen, die fr die großen ribosomalen RNAs kodieren (s. Kap.15.1.1) Bei dem Translokationschromosom t(14q 21q) ist 14p durch 21q (q = langer Chromosomenarm) ersetzt. q p 14 P t (14q 21q) 14 14 ´ 21 balancierte Translokation 21 21 normal F1 Gameten Spermien Genotypen Meiose a (0,5) Eier 0,25 Meiose b (0,5) 0,25 0,25 0,25 0,33 0,33 normaler Genotyp balancierte Translokation = Überträger Monosomie 21 letal 0,25 0,25 0,25 0,25 0,33 Translokationstrisomie 21 = Down-Syndrom mosomen 21 und dem zustzlichen 21q des Translokationschromosoms. Die Hufigkeit dieses Genotyps ist jedoch weitaus geringer als die theoretischen 33 %. Ist der Vater der bertrger, sind es 1–2 %, ist es die Mutter, sind es 10–15 %. Eine Erklrung steht noch aus. Bei Drosophila gibt es Weibchen, in deren Nachkommenschaft Nondisjunction zu 100 % auftritt. Sie besitzen ein sog. attached-X-Chromosom, das aus zwei X-Chromosomen mit einem gemeinsamen Zentromer besteht (Abb. 7.15 a). In der Meiose I gelangt das attached-X-Chromosom in einen Zellkern, der andere erhlt kein X-Chromosom. In der Nachkommenschaft gibt es sterile X0-Shne, die sonst phnotypisch dem Vater und XXY-Tchter, die phnotypisch der Mutter gleichen. In der Kreuzungsgenetik werden attached-X-Weibchen mit einem zustzlichen Y-Chromosom gerne benutzt, um z. B. das X-Chromosom eines einzelnen Mnnchens schnell zu vermehren (Abb. 7.15 b). Da nun diese Weibchen Eier mit einem Y-Chromosom produzieren, sind die Shne XY und damit fertil. Bei diesem Erbgang ist auffllig, dass die X-Chromosomen der Mtter an die Tchter und die der Vter an die Shne weitergegeben werden, die Y-Chromosomen hingegen von einer Generation zur nchsten zwischen den Geschlechtern wandern. Beim normalen X-chromosomalen Erbgang wandern die X-Chromosomen und das Y-Chromosom bleibt immer in der mnnlichen Linie (s. Abb. 7.6 B 1 und B 2). Janning, Knust, Genetik (ISBN 3131287713), 2004 Georg Thieme Verlag 7.3 a b w+ w+ w ´ w P ´ + w + w w+ F1 Gameten Eier Spermien w w+ w w+ w+ + w w+ w w+ + + w w w w w w+ w w+ w XXX meist letal X0 steril XXX meist letal XY fertil w+ w+ + + w w w+ letal w+ letal XXY Y0 XXY YY 71 Abb. 7.15 In der Kreuzungsgenetik spielt das attached-X-Chromosom eine wichtige Rolle. a Zwei X-Chromosomen mit einem gemeinsamen Zentromer ergeben ein attached-X-Chromosom. Der Erbgang dieses Chromosoms entspricht 100 % Nondisjunction: es gibt nur XX- und Nullo-X-Eizellen. b Die Shne von XXY-Mttern sind nicht steril, sondern fertil. Dadurch lsst sich die Allelkombination des X-Chromosoms eines einzelnen Mnnchens in nur einer Generation in Form vieler Shne vermehren. 0 + w 7.3 w Multiple Allelie Multiple Allelie Auch wenn ein diploider Organismus fr jedes seiner Gene hchstens zwei verschiedene Allele tragen kann, knnen in einer Population sehr viel mehr Allele vorhanden sein. Multiple Allelie ist weit verbreitet in pflanzlichen, tierischen und menschlichen Populationen. Die rote Wildtypaugenfarbe von Drosophila ist nicht ein einzelnes Pigment, das in bestimmte Ommatidienzellen eingelagert wird, sondern sie besteht aus einer Vielzahl von Pigmenten, die zwei Hauptgruppen zuzuordnen sind: den braunen Ommochromen und den hellroten Pteridinen. Wenn das white+-Gen zu w mutiert, haben die Fliegen weiße Augen, aber nicht, weil keine Pigmente mehr gebildet werden, sondern weil ihr Transport und ihre Verteilung nicht mehr funktionieren. Das White-Protein ist daran beteiligt, auch wenn die genaue Funktion noch nicht bekannt ist. Man kann sich vorstellen, dass das white-Gen nicht nur zur Funktionslosigkeit mutieren kann, sondern dass z. B. bestimmte Transportfunktionen von White noch erhalten bleiben knnten und so andere Augenfarbphnotypen gebildet werden. Dies ist in der Tat so. Die Au- Janning, Knust, Genetik (ISBN 3131287713), 2004 Georg Thieme Verlag