D-CHAB, D-BIOL Grundlagen der Mathematik II Lineare Algebra und Statistik Frühlingssemester 2012 Prof. Künsch Serie 8 1) Berechne alle Eigenwerte und die zugehörigen Eigenvektoren −1 4 −1 A= , B= 3 6 −1 3 der folgenden Matrizen 0 0 2 −1 . 3 −2 2) Gegeben ist das lineare Differentialgleichungssystem ẏ1 (t) = −2y1 (t) + y2 (t), 1 ẏ2 (t) = y1 (t) − y2 (t). 2 (a) Bestimme die allgemeine Lösung. (b) Bestimme die Lösung zur Anfangswertbedingung y1 (0) = y2 (0) = 1 und skizziere die Lösungskurve. (c) Skzziere die Lösungskurven zu einigen anderen Anfangswerten. 3) Welche der folgenden Aussagen sind richtig für beliebige (n × n)-Matrizen A und B? Ist x ein Eigenvektor von A, dann ist x auch ein Eigenvektor von A2 . Ist λ ein Eigenwert von A, dann ist λ auch ein Eigenwert von A2 . Ist x ein Eigenvektor von A und auch ein Eigenvektor von B, dann ist x ein Eigenvektor von A + B. Ist λ ein Eigenwert von A und auch ein Eigenwert von B, dann ist λ ein Eigenwert von A + B. Ist λ ein Eigenwert von A, so ist λ + 1 ein Eigenwert von A + I. Ist u ∈ Rn , u 6= 0, dann hat A = uuT den Eigenvektor u. Die Eigenwerte von A ändern sich nicht, wenn man zwei Zeilen von A vertauscht D-CHAB, D-BIOL Grundlagen der Mathematik II Lineare Algebra und Statistik Frühlingssemester 2012 Prof. Künsch Lösungen 8 1) Allgemein ergeben sich die Eigenwerte λi einer (n×n)-Matrix M als Lösungen der charakteristischen Gleichung det(A − λIn ) = 0 und die zugehörigen Eigenräume aus den Lösungen des homogenen Gleichungssystems (A − λi In )x = 0. Für die Matrix A ergibt sich 4−λ det(A − λI2 ) = 6 −1 ! = (4 − λ)(−1 − λ) + 6 = (λ − 1)(λ − 2) = 0. −λ − 1 Damit erhalten wir als Eigenwerte λ1 = 1 und λ2 = 2, beide mit algebraischer Vielfachheit 1. Nun berechnen wir den Eigenvektor zu λ1 , indem wir die Lösungsmenge von (A−λ1 )v1 = 0 berechnen: 3 −1 0 3 −1 0 1 ⇒ v1 = t . 6 −2 0 0 0 0 3 Den Eigenvektor zu λ2 berechnen wir auf die gleiche Art, indem wir die Lösungsmenge von (A − λ2 )v2 = 0 bestimmen: 2 −1 0 2 −1 0 1 . ⇒ v2 = t 6 −3 0 0 0 0 2 Also haben λ1 und λ2 jeweils geometrische Vielfachheit 1. Für B ergibt sich −1 − λ 3 det(B − λI3 ) = 3 0 2−λ 3 2−λ = (−1 − λ) 3 −1 −2 − λ 0 −1 −2 − λ = (−1 − λ)((2 − λ)(−2 − λ) − (−1) · 3) = (−1 − λ)(λ2 − 1) ! = −(λ + 1)2 (λ − 1) = 0. Daher hat B die Eigenwerte λ1 = −1 mit algebraischer Vielfachheit 2 und λ2 = 1 mit algebraischer Vielfachheit 1. Nun berechnen wir die Eigenvektoren zu λ1 , indem wir (A − λ1 )v1 = 0 lösen: 0 0 3 3 3 3 0 0 −1 0 −1 0 =⇒ (1) v1 3 3 −1 0 3 3 −1 0 3 3 −1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1/3 −1 (2) = t 0 , v1 = s 1 1 0 Also hat der Eigenwert λ1 die geometrische Vielfachheit 2. Wir berechnen die Eigenvektoren zu λ2 , indem wir die Lösungsmenge von (A − λ2 )v2 = 0 berechnen: 0 −2 0 0 0 −2 0 0 0 −2 0 0 0 3 1 −1 0 0 1 −1 0 0 1 −1 0 =⇒ v2 = t 1 . 3 3 −3 0 0 3 −3 0 0 0 0 0 1 Also hat der Eigenwert λ2 die geometrische Vielfachheit 1. −2 1 2) (a) Die Systemmatrix lautet 1 − 12 . Mit Hilfe der Eigenwerte und Eigenvektoren von M bestimmt man die Fundamentalmatrix des Differentialgleichungssystems, bei der die Linearkombinatonen der Spalten die allgemeine Lösung darstellen. Das bestimmen der Eigenwerte und Eigenvektoren erfolgt wie gewohnt, es werden nur angegeben: Ergebnisse 1 −2 5 5 2 2 , v2 = . χM (λ) = λ + 2 λ ⇒ λ1 = 0, λ2 = − 2 , v1 = 1 1 Damit erhalten wir die allgemeine Lösung: y(t) = c1 v1 eλ1 t + c2 v2 eλ2 t 1 5 −2e− 2 t = c1 2 + c2 5 1 e− 2 t y (0) (b) Setzt man im vorherigen Ausdruck t = 0 und y(0) = y12 (0) = ( 11 ), erhält man: 1 1 −2 2 = c1 + c2 . 1 1 1 Dieses lineare Gleichungssystem hat die (eindeutige) Lösung c1 = 56 , c2 = − 15 , also 1 −5t 6 1 −2e 2 2 y(t) = 5 −5 5 1 e− 2 t 3 2 − 5 t + e 2 = 65 51 − 5 t . 2 5 − 5e Wir sehen, dass die Punkte der Lösungskurve auf der Geraden 3/5 2/5 g(s) = +s . 6/5 −1/5 liegen. Weil 0 < e −5 2 t ≤ 1 für alle t ≥ 0 können wir die Lösungskurve beschreiben als L = {g(s) | 0 < s ≤ 1} Das heisst L ist ein (halboffenes) Geradensegment: 1.20 1.15 1.10 1.05 1.00 0.95 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 (c) Der allgemeinen Lösung können wir ablesen, dass die Lösungskurven allesamt (halboffene) Geradensegmente der Form Lc1 ,c2 = {gc1 ,c2 (s) | 0 < s ≤ 1} sind. Dabei ist gc1 ,c2 (s) = c1 T 1 2 1 + c2 s −2 1 Der Richtungsvektor (−2, 1) all dieser Geraden steht senkrecht auf (1, 2)T . Wir sehen also, dass die Lösungskurven des Systems (halboffene) Geradensegmente sind, welche senkrecht auf die Gerade 1 h(s) = s 2 stehen: 10 5 -10 5 -5 10 -5 -10 3) Welche der folgenden Aussagen sind richtig für beliebige (n × n)-Matrizen A und B? √ Ist x ein Eigenvektor von A, dann ist x auch ein Eigenvektor von A2 . Ja, es ist A2 x = A(Ax) = A(λx) = λ(Ax) = λ2 x. Ist λ ein Eigenwert von A, dann ist λ auch ein Eigenwert von A2 . Nein, betrachte z.B. A = −I2 . Diese Matrix hat als einzigen Eigenwert λ = −1 und A2 = I2 hat als einzigen Eigenwert λ = 1. √ Ist x ein Eigenvektor von A und auch ein Eigenvektor von B, dann ist x ein Eigenvektor von A + B. Ja, es ist (A + B)x = Ax + Bx = λx + µx = (λ + µ)x Ist λ ein Eigenwert von A und auch ein Eigenwert von B, dann ist λ ein Eigenwert von A + B. Nein, Betrachte z.B. A = 1 0 0 −1 und B = −A. Dann ist λ = 1 ein Eigenwert für A und für B, aber nicht für die Nullmatrix A + B. √ Ist λ ein Eigenwert von A, so ist λ + 1 ein Eigenwert von A + I. Ja, denn det((A + I) − (λ + 1)I) = det(A − λI). √ Ist u ∈ Rn , u 6= 0, dann hat A = uuT den Eigenvektor u. Ja, denn es ist (uuT )u = u(uT u) = (uT u)u = λu. Dabei haben wir verwendet, dass λ = uT u ein Skalar, d.h. eine (1 × 1)-Matrix ist. Die Eigenwerte von A ändern sich nicht, wenn man zwei Zeilen von A vertauscht 1 0 . Diese Matrix hat den einzigen Eigenwert λ = 1, während die Matrix Nein, betrachte z.B. A = I2 = 0 1 0 1 mit vertauschten Zeilen die Eigenwerte λ = ±1 hat. A′ = 1 0