Felines Immunschwächevirus-Infektion, Katzen-AIDS Definition Das feline erworbene Immunschwächesyndrom (felines AIDS, F-AIDS, feline acquired immunodeficiency syndrom) ist eine weltweit unter Feliden verbreitete, unheilbare Infektionskrankheit. Wie bei der erworbenen Immunschwäche des Menschen (AIDS, „acquired immmune deficieny syndrome“) werden die klinischen Symptome meist nicht durch das Virus selbst, sondern durch Sekundärinfektionen verursacht. Ätiologie und Pathogenese Welches Virus ruft das feline erworbene Immunschwächesyndrom hervor? Das feline erworbene Immunschwächesyndrom wird durch eine Infektion mit dem felinen Immunschwächevirus (FIV, feline immunodeficiency virus) hervorgerufen. FIV gehört zur Familie der Retroviridae, Genus Lentivirinae, und kommt weltweit in verschiedenen Serotypen (A, B, C, D, E) vor. In Deutschland werden verschiedene Serotypen nachgewiesen, vor allem aber die Serotypen A, B und C. Erstmals isoliert wurde FIV 1986 von Pedersen und Mitarbeitern in Kalifornien, USA. FIV ging vermutlich vor mehr als drei Millionen Jahren von Katzenvorfahren auf Katzen über. FIV ist ein sphärisches bis ellipsoides Virus mit einem Durchmesser von 100 bis 125 nm. Wie vermehrt sich FIV? Wie alle Retroviren folgt FIV einem Replikationszyklus, der dem klassischer zytolytischer RNA-Viren ähnelt. Wie weit ist FIV verbreitet? FIV ist weltweit verbreitet. In Deutschland liegen die Prävalenzen bei 2bis3 %. Dabei tritt die Infektion häufiger in Norddeutschland als in Süddeutschland auf. In USA liegen die Infektionsraten zwischen 1 und 26 %. Japan weist Prävalenzen bis 44 % auf. Die Unterschiede in den Infektionsraten zwischen den verschiedenen Ländern beruhen auf der untersuchten Population und dem unterschiedlichen Gesundheitsstatus der untersuchten Katzen. Die Prävalenz in einer Population mit einem hohen Anteil an kranken Katzen ist höher als bei gesunden Katzen. Die Prävalenz steigt mit dem Anteil an freilaufenden, streunenden Katzen. Extrem hohe Prävalenzen finden sich so beispielsweise in Italien; so sind z. B. auf dem Forum Romanum in Rom oder in Katzenpopulationen in Venedig bis zu 100 % der Katzen infiziert). Ist FIV in einer Population verbreitet, stellt sich ein relativ stabiler Zustand zwischen der Anzahl der empfänglichen und infizierten Katzen ein, d. h., die Prävalenz bleibt über Jahre konstant. Eine FIV-Infektion dezimiert die Bestandsdichte einer Population nicht. Wie infizieren sich Katzen? Wie fast alle Lentiviren tritt auch FIV vorwiegend zellassoziiert auf und ist nur extrem kurz (Sekunden) in der Außenwelt infektiös. Eine fast 100-%ige Übertragung findet durch den Biss eines infizierten Tiers statt. Allein die gemeinsame Benutzung von © Dr. Jürgen Becker, KitznKatz Europa e.V. Schlaf- und Futterplätzen durch infizierte und nichtinfizierte Katzen führt nicht zu einer Übertragung. Eine Infektion über die Mukosa der Scheide und des Rektums wurde experimentell bewiesen. Der Deckakt kann somit zu einer Übertragung führen. Dabei stellt jedoch der Nackenbiss eines infizierten Katers wahrscheinlich das größere Risiko dar. Die transplazentare, die perinatale Übertragung und die Infektion neugeborener Katzenwelpen durch die Muttermilch infizierter Kätzinen ist möglich, ist aber unter natürlichen Bedingungen selten. Welche Katzen sind besonders gefährdet? Katzen, die in Gebieten mit hoher Katzenpopulationsdichte freien Auslauf haben, sind dem größten Risiko ausgesetzt. Da Bisswunden als wichtigste Übertragungsart gelten, wird die Infektionsrate durch das Verhalten der Katzen beeinflusst. Zur „Risikogruppen“ gehören vor allem unkastrierte, freilaufende Kater mit ausgeprägtem Territorialverhalten. FIV tritt bei männlichen Tieren (73 – 90 % aller FIV-infizierten Katzen) signifikant häufiger auf als bei weiblichen. Dieses deutlich häufigere Auftreten der Infektion bei männlichen Tieren ist auf das unterschiedliche Kampfverhalten und auf Unterschiede in der Aggressivität zurückzuführen. FIV ist unter reinen Wohnungskatzen sehr selten. Wie verläuft die FIV-Infektion? Klinische Symptome Wie bei der erworbenen Immunschwäche des Menschen werden die klinischen Symptome meist nicht durch das Virus selbst, sondern durch Sekundärinfektionen verursacht. In welche Stadien lässt sich die Infektion einteilen? Trotz ähnlichem Verlauf ist eine klare Trennung in fünf Stadien, wie bei der HIVInfektion, bei der FIV-Infektion kaum möglich. Auch die FIV-Infektion beginnt mit einer Initialphase, die bei natürlich infizierten Katzen meist nicht bemerkt wird. Diesem Stadium folgt eine meist Jahre andauernde Phase (Latenzphase), in der die Katzen keine Symptome zeigen. Die Phase der unspezifischen Krankheitssymptome kann Monate oder Jahre dauern und mit Lymphadenopathien, rezidivierendem Fieber, Leukopenie, Anämie, Anorexie, Gewichtsverlust, Kümmern und Verhaltensänderungen einhergehen. Beim letztendlichen „Zusammenbruch“ des Immunsystems, spricht man von der terminale oder AIDS-ähnliche Phase. Sie ist gekennzeichnet durch Immunschwäche mit besonderer Anfälligkeit für opportunistische Infektionen. Die Katzen leiden an chronischen, persistierenden oder rezidivierenden Infektionen, Knochenmarksveränderungen, Tumoren und/oder neurologischen Symptomen. Die meisten Katzen wird dem Tierarzt in den letzten beiden Phasen vorgestellt. Viele FIV-infizierte Katzen sind gesund; andere werden mit rezidivierenden Krankheitssymptomen vorgestellt. In einer Studie über den Verlauf der FIV-Infektion bei natürlich infizierten Katzen starben 18 % der Katzen innerhalb von zwei Jahren nach Erstvorstellung (5 Jahre nach dem geschätzten Infektionszeitpunkt). Weitere 18 % entwickelten innerhalb dieser Zeit zunehmende Krankheitssymptome. Mehr als 50 % blieben jedoch asymptomatisch. Welche klinischen Symptome können auftreten? © Dr. Jürgen Becker, KitznKatz Europa e.V. In einer Studie über 826 natürlich FIV-infizierte Katzen in USA, waren die häufigsten Probleme Stomatitis, Tumoren (, entzündliche Augenveränderungen, Anämie und Leukopenie, opportunistische Infektionen, Niereninsuffizienz, Krankheiten der harnableitenden Wege und Endokrinopathien, wie Hyperthyreose und Diabetes mellitus. Manche dieser Probleme sind wahrscheinlich eher auf das höhere Alter der Katzen (Niereninsuffizienz, Endokrinopathie) als auf eine FIV-Infektion zurückzuführen. Die natürlich infizierten Katzen entwickelten ein AIDS-ähnliches Syndrom mit Stomatitis, rezidivierenden Atemwegserkrankungen, Durchfall und Gewichtsverlust. Chronisch ulzero-proliferative Stomatitis ist das häufigste Syndrom (über 50 %), das bei natürlich FIV-infizierten Katzen auftritt.. Die Folge können Anorexie und Abmagerung sein. Neurologische Krankheiten. Bei HIV-Infektionen des Menschen ebenso wie bei FIV-Infektionen können zentrale und periphere neurologische Symptome auftreten. Demenz bei AIDS-Patienten ist häufig durch Abnahme kognitiver Fähigkeiten und Verhaltensweisen gekennzeichnet, Veränderungen die zu subtil sind, um bei Katzen bemerkt zu werden. Bei mehr als 5 % der klinisch kranken Katzen sind neurologische Veränderungen das vorherrschende klinische Symptom. Die Mehrzahl der FIVinfizierten Katzen weist keine klinisch sichtbaren neurologischen Zeichen auf. , Natürlich infizierte Katzen zeigen eher Verhaltensänderungen als motorische Störungen. Zuckende Bewegungen des Gesichts und der Zunge, psychotisches Verhalten, Unruhe, Demenz, Verlust der Blasen- und Analkontrolle und unruhige Schlafphasen wurden beobachtet. Ebenfalls beschrieben sind Nystagmus, Ataxie, Anfälle und Tremor. Wie häufig sind Tumoren? FIV-infizierte Katzen haben eine höhere Inzidenz für verschiedene Tumorarten. FIVinfizierte Katzen entwickeln fünfmal häufiger Lymphome und Leukämie, als nichtinfizierte Katzen, verglichen mit der 62-mal häufigeren Wahrscheinlichkeit bei FeLVinfizierten Katzen. Andere neoplastische Krankheiten bei FIV-infizierten Katzen beinhalten squamöse Zellkarzinome, Fibrosarkome, Mastzelltumore, myeloische Tumore und Leukämie. Es ist nicht genau bekannt, wie FIV mit diesen Tumoren assoziiert ist. Lentiviren sind nicht direkt onkogen. Ausgehend von der Tatsache, dass mit zunehmendem Alter das Risiko für eine FIV-Infektion und die Entwicklung von Neoplasien steigt, ist es schwer die tatsächliche Rolle von FIV in der Canzerogenese zu bestimmen. Welche opportunistischen Infektionen sind beschrieben? Störung der zellulären Immunität, begünstigen Virusinfektionen, parasitäre Infektionen und Pilzinfektionen. Diagnose Allein anhand klinischer Merkmale kann die FIV-Infektion nicht diagnostiziert werden. Für den indirekten Erregernachweis, der routinemäßig durchgeführt wird, stehen verschiedene Tests zur Verfügung. Der direkte Erregernachweis von FIV ist schwierig. Wie aussagekräftig ist der indirekte Erregernachweis? Die meisten FIV-infizierten Katzen bilden hohe Konzentrationen an spezifischen, gegen das FIV gerichteten Antikörpern. Bei etwa 95 % der FIV-infizierten Katzen © Dr. Jürgen Becker, KitznKatz Europa e.V. kommt es nach zwei bis vier Wochen zur Antikörper-Bildung; bei den die restlichen 5 % der Katzen kann ein Jahr bis zur Antikörper-Bildung vergehen oder sie bilden gar keine Antikörper. Da es bisher keine Heilung gibt und bislang in Deutschland kein Impfstoff kommerziell erhältlich ist, der die Bildung von anti-FIV-Antikörper induziert und so eine Infektion vortäuscht, kann eine FIV-Infektion bei einer erwachsenen Katze routinemäßig mittels Antikörpertest nachgewiesen werden. Bei Jungtieren unter sechs Monaten muss der Antikörpertest vorsichtig interpretiert werden, da sie FIV-Antikörper auch passiv über das Kolostrum von infizierten oder geimpften Muttertieren bekommen können. Es ist sehr selten, dass Jungtiere auf natürlichem Weg von ihren Müttern infiziert werden, so dass die meisten Jungtiere, die in Wirklichkeit nicht infiziert sind, eingangs positiv getestet werden und nach Abfall der maternalen Antikörper negativ. Auf Grund der niedrigen Prävalenz der FIV-Infektion ist der positive prädiktive Wert (PPW) eines einmaligen Schnelltests nicht ausreichend (PPW: 80 – 90 %). Ein positives Ergebnis sollte daher immer mit Western Blot oder zumindest durch einem weiteren Schnelltest verifiziert werden. Ein positiver anti-FIV-Antikörpertest kann 1. aktuellen Infektion und 2. von einer nichtinfizierten Katze unter sechs Monaten mit maternalen Antikörpern stammen. Ein negativer Antikörpertest schließt eine FIV-Infektion weitgehend aus, da der negative prädiktive Wert (NPW: 94 – 97 %) der FIV-Tests in Deutschland sehr hoch liegt. Ein negativer anti-FIV-Antikörpertest kann 1. von einer nichtinfizierten Katze 2. von einer infizierten Katze in der Endphase der Infektion (Antikörperkonzentration unter der Nachweisgrenze; kommt sehr selten vor) und 3. von einer infizierten Katze, die nur Antikörper gegen bestimmte FIV-Antigene bildet und so nicht im Schnelltest erfasst werden kann (Identifizierung durch Western Blot möglich), stammen. Welche Katzen sollten getestet werden? Ein FIV-Antikörper-Test sollte bei allen kranken Katzen, durchgeführt werden, da das Vorhandensein einer FIV-Infektion die Therapiemaßnahmen beeinflusst. Bei allen Katzen mit unklaren oder therapieresistenten Krankheitssymptomen, wie z. B. mit Lymphadenopathien, chronische oder rezidivierende Entzündungen, Stomatitis, Fieber, Anämie, Durchfall oder Multimorbidität, ist ein FIV-Test unbedingt zu empfehlen. Therapie und Prognose Schwerpunkt der Therapie ist die Behandlung der Sekundärinfektionen. Zur Therapie der FIV-Infektion können zusätzlich antivirale Chemotherapeutika eingesetzt werden. © Dr. Jürgen Becker, KitznKatz Europa e.V. Gibt es eine Heilung? Es gibt keine Heilung einer FIV-Infektion. In keim- und stressarmer Umgebung leben viele FIV-infizierte Katzen jedoch jahrelang ohne Einschränkung der Lebensqualität. Werden sie ausschließlich im Haus ohne Kontakt zu anderen Katzen gehalten, können sie viele Jahre ohne Symptome leben. Die wichtigste lebensverlängernde Maßnahme ist FIV-infizierte Katzen strikt im Haus zu halten, nicht nur um eine Übertragung auf andere Katzen zu vermeiden, sondern auch um die immunsupprimierte Katze vor Infektionen durch andere Tiere zu schützen. Sekundäre Infektionen können klinische Symptome bei FIV-infizierten Katzen verursachen und zudem die FIV-Infektion selbst fördern. Was ist bei der Behandlung von Sekundärinfektionen zu beachten? Glukokortikoide und andere immunsuppressive Medikamente sollten vermieden werden. Wie sieht das Management bei einer FIV-infizierten Katze aus? Bei entsprechendem Management können FIV-infizierte Katzen noch viele Jahre leben. Sie sterben teilweise erst im hohen Alter durch Ursachen, die nichts mit ihrer FIV-Infektion zu tun haben. Die Entscheidung zwischen Behandlung und Euthanasie sollte daher nicht von einem positiven FIV-Ergebnis abhängig gemacht werden. FIVinfizierte Katzen sollten ausschließlich im Haus gehalten werden, um eine Übertragung auf andere Katzen zu vermeiden, und um die immunsupprimierte Katze vor Infektionen durch andere Tiere zu schützen. Es hat sich gezeigt, dass das konsequente im Haus halten und Isolieren von Katzen die Lebenserwartung signifikant verlängert. Sekundäre Infektionen können nicht nur klinische Symptome bei FIV-infizierten Katzen, sondern können auch eine wesentliche Rolle bei der Progression der FIV-Infektion spielen, da Kofaktoren einen wesentlichen Einfluss auf den klinischen Verlauf der FIV-Infektion haben können. Die Ernährung sollte ausgewogen sein. Auf rohes Fleisch, rohe Eier und rohe Milch sollte verzichtet werden. Eine Kastration der Katzen vermindert Aggressivität und Territorialverhalten sowie den Stress, der mit Östrus und Paarungsverhalten einhergeht. Unter perioperativer Antibiose verläuft dieser Eingriff auch bei FIV-infizierten Tieren meist unproblematisch. Das Virus selbst ist in der Außenwelt nur Sekunden überlebensfähig und wird durch alle üblichen Desinfektionsmittel abgetötet. „Gesundheitschecks“ mit klinischer Untersuchung sollten bei FIV-infizierten Katzen halbjährlich durchgeführt werden, um Veränderungen im Gesundheitsstatus rechtzeitig zu erkennen. Besondere Aufmerksamkeit sollte auf Lymphknoten, Maulhöhle (Stomatitiden), Augen (Entzündungen) und Haut (Parasiten und Pilze) gelegt werden. Kotuntersuchungen sind bei Katzen mit möglicher Infektionsquelle indiziert. Ein komplettes Blutbild, ein klinisch-chemisches Profil und eine Urinuntersuchung sollten jährlich erfolgen. Sind FIV-infizierte Katzen krank, ist eine frühzeitige Diagnose der Sekundärinfektionen essentiell für eine erfolgreiche Therapie. Viele FIV-infizierte Katzen reagieren genauso gut auf Medikation wie nichtinfizierte, möglicherweise ist aber eine längere und/oder aggressivere Therapie erforderlich. © Dr. Jürgen Becker, KitznKatz Europa e.V. Sollte eine FIV-infizierte Katze gegen andere Infektionen geimpft werden? Die Meinungen über eine Impfung FIV-infizierter Katzen variieren. FIV-infizierte Katzen sind empfänglicher für Sekundärinfektionen, so dass eine Impfung gegen andere Infektionen indiziert scheint. Studien haben gezeigt, dass FIV-infizierte Katzen in der Lage sind, nach Impfungen Antikörper zu bilden, die gegen die Infektionen schützen. Auf der anderen Seite scheint nicht nur eine Immunsuppression sondern auch eine Immunstimulation, wie bei der HIV-Infektion, zu einer Progression der Infektion zu führen. Können potentielle Expositionen (beispielsweise wegen anderer Tiere im Haushalt) mit Parvo-, Herpes- oder Caliciviren nicht ausgeschlossen werden, sollte gegen diese Infektionen geimpft werden, aber nur mit inaktivierten Core-Vakzinen. Prophylaxe und Bedeutung für den Menschen und andere Tiere Infektionen mit FIV wurden bislang nur bei Feliden nachgewiesen. Besteht eine Gefahr für den Mensch oder andere Spezies? Lentiviren, die mit FIV kreuzreagieren, wurden auch bei Großkatzen, wie Geparden, Löwen, Leoparden und Jaguaren, nachgewiesen. Also ist die Infektion auch bei diesen Großkatzen mittels FIV-Routinetest nachweisbar. Diese FIV-verwandten Lentiviren scheinen jedoch weniger pathogen zu sein als FIV bei Hauskatzen. Für eine mögliche Übertragung des FIV auf Nichtfeliden gibt es keine Hinweise. Bei Menschen, die engen Kontakt zu FIV-infizierten Katzen hatten, wurden vereinzelt Antikörper gegen FIV nachgewiesen, eine Virusisolierung war nicht möglich. Klinische Symptome oder Immunsuppression traten in keinem der Fälle auf. Wie lange ist eine FIV-infizierte Katze infektiös? Ist eine Katze mit FIV infiziert, kann sie etwa ab der dritten Woche post infectionem das Virus übertragen. Eine Übertragung ist in jeder Phase der Infektion möglich. Kranke Katzen übertragen quantitativ mehr Viren als gesunde, da der Virusgehalt im Blut im späteren Stadium der Infektion steigt. Ulzeröse Stomatitiden können die Virusmenge im Speichel erhöhen. Blutungen in der Maulhöhle erleichtern die Übertragung virushaltiger Zellen. Sollte eine Katze mit einer FIV-Infektion von anderen getrennt werden? Ob eine Katze mit einer FIV-Infektion von den anderen Katzen getrennt werden muss, ist umstritten. Wird beispielsweise ein kastrierter FIV-infizierter Kater seit längerer Zeit mit gesunden Katzen gemeinsam gehalten, scheint eine Trennung nicht unbedingt erforderlich, da Rangkämpfe nicht zu erwarten sind. Viele Mehrkatzenbestände mit ein oder zwei FIV-infizierten Katzen bestehen jahrelang ohne dass eine weitere Katze infiziert wird, wenn ein stabiles soziales Gefüge vorhanden ist und keine Rangkämpfe auftreten. Problematisch wird die Haltung von mehreren Katzen dann, wenn die anderen Katzen Freiläufer sind und so möglicherweise für die FIV-infizierte Katze tödliche Infektion einschleppen können. Idealerweise wird eine FIV-infizierte Katze allein oder gemeinsam mit einer anderen FIVinfizierten Katze zusammen ausschließlich im Haus gehalten. Gibt es eine Impfung? In Deutschland ist zurzeit noch kein Impfstoff kommerziell erhältlich © Dr. Jürgen Becker, KitznKatz Europa e.V. Wie kann die Infektion verhindert werden? Die einzige sichere Vorbeugung ist die Vermeidung von Freilauf und Kontakt zu anderen Katzen. Da vor allem sogenannte „Kampfkater“ als Überträger in Frage kommen, sollten freilaufende Katzen kastriert werden. Vor dem Einsetzen neuer Katzen in FIV-freie Bestände sollten diese getestet werden. © Dr. Jürgen Becker, KitznKatz Europa e.V. FIV-Infektion Erreger Wirte Ausscheidung Ausscheidungsdauer Überleben in der Außenwelt Infektion Inkubationszeit Betroffene Organe Klinik felines Immunschwächevirus (FIV), Familie Retroviridae, Genus Lentiviridae Feliden zellreiche Körperflüssigkeiten lebenslang Sekunden Biss variabel, meist viele Jahre Zellen des Immunsystems - Stomatitiden - neurologische Symptome - Tumore - opportunistische Infektionen © Dr. Jürgen Becker, KitznKatz Europa e.V. Verlauf der FIV-Infektion dium 1 akute Phase Initialstadium 2 3 4 asymptomatische Phase Phase der unspezifischen Krankheitssymptome AIDS-ähnliche Phase Symptome Fieber, Lymphadenopathie, Blutbildveränderungen AC (Stadium der keine asymptomatischen Carrier) PLG/LAS generalisierte (Stadium der persistierenden Lymphadenopathie, Fieber, generalisierten Apathie, Anorexie, GewichtsLymphadenopathie/ verlust, Verhaltensänderungen, Lymphadenopathiesyndrom) chronische Stomatitis + ARC (AIDS-RelatedLeukopenie, Anämie Complex) AIDS Phase 3-Symptome (terminale, + opportunistische Infektionen, AIDS-ähnliche Phase) Tumore, neurologische Symptome © Dr. Jürgen Becker, KitznKatz Europa e.V. Dauer Wochen bis Monate Jahre Monate bis ein Jahr Monate