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Duale Reihe Anatomie
Bearbeitet von
Laurenz J Wurzinger, Andreas Doll, Gabriela Aust, Gerhard Aumüller
2., überarbeitete Auflage 2010. Buch. 1300 S. Kartoniert
ISBN 978 3 13 136042 7
Format (B x L): 19 x 27 cm
Weitere Fachgebiete > Medizin > Vorklinische Medizin: Grundlagenfächer > Anatomie
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936
M
▶ Klinik.
▶ Klinik. Eine zu schwache Ausbildung des Tuberculum articulare kann der
Grund für eine sog. habituelle Kiefergelenksluxation mit auftretender „Maulsperre“ sein (Überspringen beider Gelenkköpfchen über das Tuberculum articulare
und Einrasten in dieser Stellung). Durch einen einfachen Handgriff (Umfassen der
Mandibula mit beiden Händen, Druck mit dem Daumen auf die Molarenregion
nach hinten unten) kann der luxierte Kiefer wieder reponiert werden.
3.2.2 Kaumuskulatur
(Musculi masticatorii)
Von den vier Kaumuskeln (Abb. M-3.21,
Tab. M-3.8) sind die Mm. masseter, temporalis und pterygoideus Adduktoren
(Schließer des Gelenks). Nur der M. pterygoideus lateralis ist im funktionellen Zusammenspiel mit der suprahyoidalen Muskulatur (S. 808) ein Abduktor (Öffner des
Gelenks).
Die komplizierte Binnenstruktur der Muskeln
ermöglicht eine große Kraftentfaltung und
sehr unterschiedliche Zugrichtungen.
▶ Merke.
M-3.8
3 Mundhöhle und Kauapparat
3.2.2 Kaumuskulatur (Musculi masticatorii)
Der Mensch besitzt vier Kaumuskeln (Abb. M-3.21, Tab. M-3.8):
Der fächerförmig verlaufende Musculus temporalis hat einen kräftigen retroorbitalen Faserzug, der nahezu senkrecht orientiert ist und teilweise in das Ansatzgebiet des M. masseter einstrahlt. Der breitflächige Ursprung des Muskels gibt ihm
einen besonders großen physiologischen Querschnitt (S. 201).
Der Musculus masseter besitzt eine oberflächliche schräge und eine tiefe vertikale
Portion und ist durch Binnensehnen kompliziert aufgebaut.
Der Musculus pterygoideus medialis setzt innen am Ramus mandibulae an und
bildet mit dem M. masseter eine Muskelschlinge, die bei den Seitwärtsbewegungen
der Mandibula wirksam wird.
Der Musculus pterygoideus lateralis wird aufgrund seiner versteckten Lage oft bezüglich seine Größe unterschätzt. Es ist im funktionellen Zusammenspiel mit der
suprahyoidalen Muskulatur (S. 808) der einzige Kaumuskel für die Öffnungsbewegung in den Kiefergelenken (Abduktion) und muss schon deshalb besonders kräftig sein. Sein oberer Kopf setzt am Diskus an, der untere in der Fossa pterygoidea.
Beide Anteile haben daher etwas unterschiedliche Funktionen. Nervale Fehlsteuerungen in der Kaumuskulatur können zu schmerzhaften Kontrakturen dieses Muskels führen.
▶ Merke. Bis auf den M. pterygoideus lateralis dienen alle Kaumuskeln dem
Kieferschluss.
Kaumuskulatur
Muskel
Ursprung
Ansatz
Innervation
Funktion
M. temporalis
Linea temporalis der
Squama ossis temporalis
u. des Os parietale
Proc. coronoideus
mandibulae
Nn. temporales profundi
(aus V3)
Kieferschluss (Heben des Unterkiefers, Adduktion) Zug der
Mandibula nach dorsal (durch
hintere Fasern)
M. masseter
Arcus zygomaticus
Tuberositas masseterica
des Angulus mandibulae
N. massetericus (aus V3)
M. pterygoideus
medialis
Fossa pterygoidea
Tuberositas pterygoidea
am Angulus mandibulae
N. pterygoideus
medialis (aus V3)
Kieferschluss (Heben des Unterkiefers, Adduktion); beide Muskeln sind Synergisten u. bilden
eine Muskelschlinge für die Seitwärtsbewegung der Mandibula.
Caput superius
Crista infratemporalis
des Os sphenoidale
Discus articularis
N. pterygoideus lateralis
(aus V3)
Einleitung der Kieferöffnung
durch Zug des Discus articularis
nach vorn
Caput inferius
Lamina lateralis des
Processus pterygoideus
Proc. condylaris
mandibulae
N. pterygoideus lateralis
(aus V3)
Einseitig: Verschieben des
Unterkiefers zur Gegenseite
Doppelseitig: Vorschieben
(Protrusion) des Unterkiefers
M. pterygoideus
lateralis
aus: Wurzinger u.a., Duale Reihe, Anatomie (ISBN 9783131360427), © 2010 Georg Thieme Verlag KG
M
M-3.21
937
3.2 Kiefergelenk und Kaumuskulatur
Kaumuskulatur
Schematischer Verlauf des M. temporalis (a) und M. masseter (b) in der Ansicht von links-lateral. In der Darstellung von dorsal (c) sieht man
die Mm. pterygoidei, von denen der mediale mit dem M. masseter eine Muskelschlinge für die Mandibula bildet (hier nur rechtsseitig eingezeichnet). Zur Ausdehnung der Kaumuskeln vgl. auch Abb. M-3.22, Abb. M-3.23 und Abb. M-3.25, S. 941.
3.2.3 Gefäßversorgung und Innervation von Kiefergelenk
und Kaumuskulatur
3.2.3 Gefäßversorgung und Innervation
von Kiefergelenk und Kaumuskulatur
Arterielle Versorgung: Kiefergelenk und Kaumuskulatur werden durch Äste
der Arteria maxillaris versorgt (Tab. M-2.1, S. 884): Die zum Kiefergelenk ziehende
Arteria auricularis profunda geht als erster Ast aus ihr hervor, die nach den Kaumuskeln benannten Muskeläste (A. masseterica, Aa. temporales profundae, Rr. pterygoidei) entstammen der Pars pterygoidea der A. maxillaris.
Arterien: Die nach den zu versorgenden
Muskeln benannten Arterien und kleine
Zweige zum Kiefergelenk sind Äste der
A. maxillaris (Tab. M-2.1, S. 884).
Venöser Abfluss: Gleichnamige Begleitvenen zu den Muskelarterien ziehen zur Vena
retromandibularis und weiter zur Vena jugularis interna.
Venen: Abfluss der Begleitvenen über die
V. retromandibularis.
Lymphabfluss: Die benachbarten Lymphknoten (Nodi lymphoidei parotidei superficiales und profundi, buccales sowie jugulodigastricus) drainieren in die Nodi lymphoidei submandibulares bzw. cervicales profundi.
Lymphabfluss: Regionale Nll. parotidei,
buccales und jugulodigastricus mit Abfluss
in Richtung Nll. cervicales profundi.
M-3.22
Innervation von Kaumuskulatur und Kiefergelenk
Sowohl die Kaumuskulatur (a) als auch das Kiefergelenk (b) werden durch Äste des N. mandibularis (V3) versorgt.
In a sind einige rein sensible Äste des N. mandibularis mit dargestellt: Nn. auriculotemporalis, lingualis und buccalis, von denen Letzterer den
zur mimischen Muskulatur zählenden und somit vom N. facialis innervierten M. buccinator lediglich durchzieht, um zur Schleimhaut der
Wange und bukkalem Zahnfleisch zu gelangen.
aus: Wurzinger u.a., Duale Reihe, Anatomie (ISBN 9783131360427), © 2010 Georg Thieme Verlag KG
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