Gemeinsames Giftinformationszentrum Der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Arzneimittel: Lorazepam Lorazepam: Arzneistoff, der zur Behandlung von akuten und chronischen Spannungs-, Erregungs- u. Angstzuständen, vor chirurgischen oder diagnostischen Eingriffen, bei Zuständen mit erhöhtem Muskeltonus und zur Unterbrechung von Krampfanfällen (Status epilepticus) eingesetzt wird. Symptome Müdigkeit, verminderte Muskelspannung, Gangunsicherheit, Übelkeit, Erbrechen, niedriger Blutdruck, Schwindel, Sehstörungen, Erinnerungslücken. Bei Kindern u. älteren Patienten kann es auch zu „paradoxen“ Symptomen kommen (Reizbarkeit, Unruhe, Wutausbrüche, Alpträume). Sofort-/Laienhilfe: Bei jeder Überdosierung Kontakt aufnehmen zu einem Arzt oder Giftinformationszentrum, um über die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zu entscheiden. Bei lebensbedrohlichen Zuständen (Atem- oder Herzstillstand, Bewusstlosigkeit) „Erste Hilfe“ nach den ABC Regeln sowie Notruf 112. Fallbeispiel (200614436): Ein 35-jähriger Mann nahm in selbstmörderischer Absicht eine unbekannte Menge Lorazepam und Alkohol ein. Er war schläfrig und nicht orientiert. Seine Herz-Kreislauf-Parameter waren jedoch stabil. Vom Giftnotruf Erfurt wurde geraten, den Patienten unter Kontrolle von Atmung, Blutdruck, Blutzucker und SäureBasen-Haushalt ausschlafen zu lassen. Das Gegenmittel (Flumazenil) sollte nur bei drohender Gefährdung der Atemtätigkeit eingesetzt werden, wobei dessen kurze Wirkdauer zu beachten sei. Über den Fallausgang ist nichts bekannt. KOMMENATR: Benzodiazepine, zu denen auch das Lorazepam gehört, gelten als relativ sichere „Schlafmittel“. Trotzdem kann es bei Einnahme hoher Dosen besonders in Verbindung mit Alkohol zu Bewusstseinsverlust und Beeinträchtigung der Atemtätigkeit kommen, so dass lebensrettende Maßnahmen nötig werden. Eine klinische Überwachung ist daher bei jeder Form der Überdosierung gerechtfertigt. Literatur 1. Schneider D, Richling F (Hrsg.). Checkliste Arzneimittel A - Z. 4. Aufl., G. ThiemeVerlag: Stuttgart, New York 2006 2. Benkert O, Hippius H. Kompendium der psychiatrischen Pharmakotherapie. 6. Aufl., Springer-Verlag: Heidelberg 20 c/o HELIOS Klinikum Erfurt • Nordhäuser Str. 74 • 99089 Erfurt Telefon: 0361 / 730 730 • Fax: 0361 / 7307317 Internet: www.ggiz-erfurt.de E-Mail: ggiz#ggiz-erfurt.de Leiter: Dr. med. Helmut Hentschel © Giftnotruf Erfurt (2013) Das GGIZ Erfurt weist darauf hin, dass trotz aller Sorgfalt bei der Erstellung der Datenblätter (Merkblätter) die Nutzung dieser merkblätter auf eigene gefahr des Anwenders erfolgt und insbesondere keine gewähr für Aktualität, Vollständigkeit, Richtigkeit oder Fehlerfreiheit der übermittelten Merkblätter übernommen wird. Das GGIZ Erfurt haftet nicht für unmittelbare und mittelbare Schäden, die durch Nutzung der Merkblätter entstehen. Seite 1