REISEN JATROS Vaccines 2/2005 Kombinationsimpfung Typhus und Hepatitis A Intervall für Hepatitis-AAuffrischung verlängert U. Hollenstein, Wien Die Endemiegebiete von Hepatitis-A-Viren und Salmonellatyphi-Bakterien sind zu 80 Prozent identisch. Daher profitieren viele Reisende von einer Kombinationsimpfung. Bei Hepatitis-A-naiven Patienten war bisher jedoch nach 6–12 Monaten eine monovalente Hepatitis-A-Auffrischungsimpfung notwendig. Diese kann bei der Wahl von Viatim® nun gleichzeitig mit der folgenden Typhus-Wiederimpfung nach 3 Jahren erfolgen. Über die Rationale für diese Kombinationsimpfung Typhus und Hepatitis A sprachen wir mit Frau Univ.-Doz. Dr. U. Hollenstein von „Traveldoc“ in Wien. Was spricht für eine Kombinationsimpfung Typhus und Hepatitis A? U. Hollenstein: Die Idee, diese beiden Impfungen in einem Kombinationsimpfstoff zu verbinden, ist vor allem durch die sehr ähnlichen Verbreitungsmuster der Erreger beider Krankheiten, Hepatitis-A-Viren und Salmonella-typhi-Bakterien, in den Endemiegebieten in Asien, Afrika, Lateinamerika und Südeuropa, bedingt. Das heißt, in den meisten Ländern, in denen es ein hohes Risiko gibt, sich mit Hepatitis A anzustecken, besteht auch ein hohes Typhusrisiko. Zudem ist die Art der Ansteckung dieselbe, es sind fäko-orale Infektionen, die Erreger werden also über kontaminierte Nahrung oder Trinkwasser bei inadäquaten sanitären Verhältnissen aufgenommen. Hat Hepatitis B als typische Reiseerkrankung gegenüber Hepatitis A an Bedeutung verloren? U. Hollenstein: Die Hepatitis B hat keineswegs an Bedeutung verloren, www.universimed.com ich würde sie allerdings nicht als typische Reisekrankheit bezeichnen. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Infektion weltweit – auch in Österreich – vorkommt. Wie in den österreichischen Impfempfehlungen immer wieder betont wird, sollte unser Hauptaugenmerk weiterhin darauf liegen, eine bessere Durchimpfungsrate gegen Hepatitis B, unabhängig von den Reiseplänen unserer Patienten, zu erzielen. Im österreichischen Impfplan ist diese Impfung daher bereits für alle Kinder empfohlen. So wächst nun eine Generation von Reisenden heran, die bereits gegen Hepatitis B geschützt ist, gegen die klassischen Reiseinfektionen Hepatitis A und Typhus aber vor der Reise geimpft werden muss. Ab welchem Alter kann der Kombinationsimpfstoff verwendet werden und welche Patienten profitieren von dieser Kombinationsimpfung? U. Hollenstein: Beide erhältlichen Kombinationsimpfstoffe sind nicht für Kinder zugelassen, sie können ab 15 bzw. 16 Jahren verwendet werden. Die ideale Indikation ist ein Reisender, der durch früher erfolgte Tropenmedizin, Public Health und Parasitologie 17.–19. November 2005 Josephinum – Medizinische Universität Wien Eine gemeinsame Veranstaltung der Österreichischen Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie (39. Jahrestagung) und des Zentrums für Public Health, Medizinische Universität Wien Themenschwerpunkte International Health • Malaria • Qualitätssicherung in der Labordiagnostik • Genomik und Proteomik • Fortschritte in der Reise- und Tropenmedizin (Fortbildung) • Tropenepidemiologie • Von der Milbe zur Immuntherapie • Fallberichte / Freie Themen Tagungssekretariat Mag. Christoph Hörweg Tel.: +43/1 52 177-329 Fax: +43/1 52 177-327 e-mail: [email protected] Anmeldung und Programm www.oegtp.at Fachausstellung e-mail: [email protected] www.media.co.at 13 JATROS REISEN Vaccines 2/2005 Impfung (oder nach natürlicher Infektion) gegen Hepatitis B immun ist und nun für die geplante Reise einen Schutz gegen Hepatitis A und Typhus benötigt. Wie oft muss dieser Impfstoff vor einer Reise verabreicht werden, um einen Schutz zu gewährleisten? U. Hollenstein: Eine einzige Impfung 14 Tage vor der Reise schützt zuverlässig. Gibt es Kontraindikationen? U. Hollenstein: Wie bei allen Impfstoffen sind Allergien gegen einen der Bestandteile ein Ausschlussgrund. Ebenso darf nicht bei einer akuten fieberhaften Erkrankung geimpft werden. Schwangerschaft gilt zwar nicht als absolute Kontraindikation, die Indikationsstellung muss jedoch äußerst streng und individuell erfolgen. Welche Unterschiede bestehen zwischen den beiden zugelassenen Kombinationsimpfstoffen? U. Hollenstein: Die Unterschiede sind gering. In direkten Vergleichsstudien zeigte sich, dass Viatim für beide Impfstoffkomponenten eine etwas bessere Schutzwirkung erziel- te. Die Serokonversion erfolgte etwas rascher. Die Langzeitergebnisse waren dann für beide Präparate identisch. Hepatyrix verursachte etwas geringere Nebenwirkungen, wobei praktisch ausschließlich lokale Nebenwirkungen beobachtet werden. Überspitzt gesagt, wer nur mehr wenig Zeit bis zu Abreise hat und einen möglichst früh einsetzenden Schutz braucht, verwendet Viatim, wer sich sehr vor einem vielleicht etwas schmerzhaften Oberarm fürchtet, Hepatyrix. Wie ist nach der einmaligen Impfung mit dieser Kombination weiter vorzugehen, wann sind Auffrischungsimpfungen für die beiden Komponenten notwendig? U. Hollenstein: Beginnt man bei einem Hepatitis-A-naiven Patienten mit einem Kombinationsimpfstoff Hepatitis A+Typhus, ist für die weitere Vorgangsweise die Wahl des Impfstoffes entscheidend. Bei Hepatyrix darf man nicht vergessen, dass 6-12 Monate nach dieser ersten Impfung noch eine 2. Teilimpfung gegen Hepatitis A nötig ist, um die Grundimmunisierung abzuschließen und den Langzeitschutz von 10 Jahren zu erzielen. Diese 2. Teil- impfung muss mit einem Hepatitis-A-Monoimpfstoff erfolgen, die Typhuskomponente muss zu diesem Zeitpunkt nicht aufgefrischt werden. Die Typhuskomponente im Kombinationsimpfstoff schützt mit einer einmaligen Gabe für etwa 3 Jahre. Ist danach ein weiterer Schutz erforderlich, so muss mit einem Monoimpfstoff gegen Typhus neu geimpft werden. Bei der Wahl von Viatim kann die 2. Teilimpfung gegen Hepatitis A etwas verzögert werden und nach 3 Jahren zeitgleich mit der TyphusWiederimpfung erfolgen. Kommt ein vor 10 Jahren zuletzt gegen Hepatitis A geimpfter Patient zur Auffrischung und braucht auch einen Typhus-Schutz, so bietet sich ebenfalls ein Kombinationsimpfstoff an. Wir danken für das Gespräch. ● Dieses Interview führte Dr. Friederike Hörandl Unsere Interviewpartnerin: Univ.-Doz. Dr. Ursula Hollenstein Favoritenstraße 32, 1040 Wien va020513 BUCHTIPP Impfkompendium Das übersichtliche Standardwerk hat sich bereits in den Vorauflagen durch die umfassende Beantwortung aller Fragen zum Thema „Impfpraxis“ als Standardwerk zur Immunisierung etabliert. Alle impfrelevanten Grundlagen sind auf den aktuellen Stand der Forschung gebracht, neue Immunisierungen wie die Expositions- und Riegelungsimpfungen und die Anthraxschutzimpfung sind hinzugekommen. Durch schnellen und sicheren Informationszugriff ist das Kompendium als Lern- und Nachschlagewerk zu verwenden. Impfkompendium Heinz Spiess, Ulrich Heininger (Hrsg.) 2005. 6. überarb. und erw. Aufl. kartoniert, 384 S. 25 Abb. h 29,95 ISBN 3134989069 Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York 14 www.universimed.com