Dynamik 2 Lösung zu Übungsbeispiel: Sphärisches Pendel Ein sphärisches Pendel besteht aus einem Massenpunkt, der an einem masselosen dehnstarren Faden hängt. Der Massenpunkt kann sich auf einer Kugelfläche bewegen, die den Aufhängepunkt als Mittelpunkt hat. Koordinaten Der Ursprung des kartesischen Koordinatensystems wird in den Aufhängepunkt des Pendels gelegt. Die z-Achse zeigt nach unten. Die kinematische Zwangsbedingung für das sphärische Pendel verlangt, dass der Abstand des Massenpunktes vom Aufhängepunkt des Pendels den konstanten Wert R hat, wenn R die Länge des Fadens ist. y φ θ x R In kartesischen Koordinaten lautet die Zwangsbedingung: 2 2 2 m 2 F x , y , z =x y z −R =0 Die Zwangsbedingung lässt sich leicht erfüllen, wenn als verallgemeinerte Koordinaten sphärische Koordinaten gewählt werden. z Zwischen den kartesischen und den sphärischen Koordinaten besteht der Zusammenhang: x r , ,=r sin cos y r , , =r sin sin z r , , =r cos In sphärischen Koordinaten lautet die Zwangsbedingung: 2 2 F r , ,=r −R = r −R r R =0 Daraus folgt für den Radius: r =R Für die Anzahl der Freiheitsgrade gilt: f =3−1=2 Als verallgemeinerte Koordinaten werden die beiden Winkel θ und φ gewählt. Kinetische Energie Zur Berechnung der kinetischen Energie werden die Geschwindigkeiten benötigt. Sie berechnen sich zu Dynamik 2 5-1 Prof. Dr. Wandinger ẋ , , ̇ , ̇= R ̇cos cos− ̇sin sin ẏ , , ̇ , ̇=R ̇cos sin ̇ sin cos ż , , ̇ , ̇=−R ̇sin Damit berechnet sich die kinetische Energie zu 1 2 2 2 T , , ̇ , ̇= m ẋ ẏ ż 2 2 2 1 2 = m R [ ̇ cos cos −̇ sin sin ̇cos sin ̇ sin cos 2 2 ̇ sin ] 1 2 2 2 2 = m R ̇ ̇ sin 2 Potenzielle Energie Die einzige auf den Massenpunkt wirkende äußere Kraft ist die Gewichtskraft. Der Nullpunkt für das Potenzial der Gewichtskraft wird in den Ursprung des Koordinatensystems gelegt. Dann gilt für das Potenzial der Gewichtskraft: V x , y , z =−mg z V ,=−mg R cos Lagrange-Funktion Die Lagrange-Funktion lautet: 1 2 2 2 2 L , , ̇ , ̇=T −V = m R ̇ ̇ sin mg R cos 2 Ableitungen der Lagrange-Funktion: ∂L 2 =m R ̇ ∂ ̇ d ∂L 2 =m R ̈ dt ∂ ̇ ∂L 2 2 =m R ̇ sin cos −mg R sin ∂ ∂L 2 2 =m R ̇ sin ∂ ̇ d ∂L 2 2 =m R ̈ sin 2 ̇ ̇ sin cos dt ∂ ̇ Dynamik 2 5-2 Prof. Dr. Wandinger ∂L =0 ∂ Bewegungsgleichungen d ∂L ∂L − =0 : dt ∂ ̇ ∂ 2 2 2 m R ̈−m R ̇ sin cosmg R sin =0 2 ̈ ̇ sin cos g sin =0 R d ∂L ∂L − =0 : dt ∂ ̇ ∂ d m R 2 ̇ sin 2 =0 dt 2 ̇ sin =C=const. Die Größe 2 Lz =m R sin ̇ ist der Drall des Massenpunktes um die z-Achse. Da die Gewichtskraft kein Moment um die z-Achse verursacht, ist der Drall um die z-Achse konstant. Daraus folgt insbesondere, dass für ̇≠0 die Winkel =0 und = nicht angenommen werden können. Dynamik 2 5-3 Prof. Dr. Wandinger