20. Licht Für den Rest meines Lebens will ich nachdenken, was Licht ist. Albert Einstein 1916 Die ganzen 50 Jahre bewusster Grübelei haben mich der Antwort der Frage „was sind Lichtquanten“ nicht näher gebracht. Heute glaubt zwar jeder Lump, er wisse es, aber er täuscht sich. Albert Einstein 1951 Nobelpreis für Physik 2005: R. Glauber, J. Hall, T. Hänsch für ihre Beiträge zum Verständnis von Licht. 20.1 Die Lichtgeschwindigkeit Licht breitet sich mit einer endlichen, aber für unser alltägliches Empfinden sehr hohen Geschwindigkeit aus. Die erste historische Messung der Lichtgeschwindigkeit, die einen brauchbaren Wert lieferte, geht zurück auf den dänischen Astronomen Ole Roemer (1675). Er versuchte, die Umlaufdauer des Jupitermondes Io zu bestimmen, indem er die Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden Eintritten von Io in den Schatten des Jupiter beobachtete. Dabei machte Roemer folgende Entdeckung: Er erhielt einen größeren Wert für die Umlaufdauer, wenn sich die Erde während ihrer Drehung um die Sonne von Jupiter weg bewegt, als wenn sich die Erde zu Jupiter hin bewegt. Er führte dies auf die endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes zurück. Jupiter Sonne B A Erde Io Um die Lichtgeschwindigkeit zu bestimmen, ging er folgendermaßen vor: In der Nähe der Position A bestimmte er die Umlaufdauer von Io mit möglichst hoher Genauigkeit (ca. 42,5 h). Dann berechnete er den Zeitpunkt eines Schatteneintritts von Io ein halbes Jahr später voraus, also wenn die Erde in Position B ist. Tatsächlich erfolgte der Schatteneintritt 996 s später als berechnet. Dieser akkumulierte Effekt entsprach der Zeit, die das Licht benötigt, um einmal den Erdbahndurchmesser (3 x 1011 m) zu durchqueren. Daraus ergibt sich für die Lichtgeschwindigkeit c: c = Δx/Δt = 3 x 1011 m / 996 s = 3 x 108 m/s Der offizielle Wert wurde 1983 festgelegt: c = 2,99792458 ⋅10 8 m/s Nicht nur Licht, sondern alle elektromagnetische Wellen breiten sich im Vakuum mit dieser Geschwindigkeit aus. Elektromagnetische Wellen Sichtbares Licht ist nur ein Beispiel elektromagnetischer Wellen. Andere Formen elektromagnetischer Strahlung sind z.B. Radiowellen, UV-, Röntgen- oder Gammastrahlung, die sich voneinander durch ihre Wellenlänge λ bzw. Frequenz ν unterscheiden. Im Vakuum gilt: c =ν ⋅λ c ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Strahlung (Lichtgeschwindigkeit): c = 299 792 km/s 20.2 Lichtausbreitung – Das Huygenssche Prinzip Wir betrachten eine punktförmige Lichtquelle, von der aus sich eine kugelförmige Wellenfront ausbreitet. Nach der Zeit t hat die Wellenfront den Abstand r = ct erreicht. Die Wellenfront zu einem späteren Zeitpunkt t+Δt ergibt sich aus dem Huygensschen Prinzip, das besagt: Jeder Punkt einer bestehenden Wellenfront ist Ausgangspunkt einer neuen kugelförmigen Elementarwelle, die die gleiche Ausbreitungsgeschwindigkeit hat, wie die ursprüngliche Wellenfront. Die Einhüllende aller Elementarwellen ergibt die Wellenfront zu einem späteren Zeitpunkt. cΔ t r Einhüllende kugelförmige Elementarwellen Das Huygenssche Prinzip gilt natürlich auch für die Ausbreitung einer ebenen Welle. Lichtstrahlen Als Lichtstrahl bezeichnet man eine Linie, die senkrecht auf der Wellenfront steht und in Richtung der Wellenausbreitung zeigt. 20.3 Reflexion Treffen Lichtwellen auf eine ebene Fläche, dann entstehen neue Wellen, die von der Ebene weglaufen. Betrachtet man die Lichtstrahlen, so gilt für Einfalls- und Ausfallswinkel: α =β also Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel. Man spricht in diesem Fall auch von regulärer Reflexion oder Spiegelreflexion. An rauhen Oberflächen kommt es im Gegensatz dazu zur diffusen Reflexion, ein Beobachter sieht dann kein Spiegelbild. α β 20.4 Brechung An der Grenzfläche zweier Medien (z.B. Luft und Glas) wird ein Teil des Lichts reflektiert, ein anderer dringt in das Medium ein. Dabei ändert sich die Richtung des Strahls. Man bezeichnet dies als Brechung. β α1 reflektierter Strahl gebrochener α2 Strahl Grund für die Brechung sind die unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeiten des Lichtes in den beiden Medien. Für die Lichtgeschwindigkeit im Medium gilt: cM = c n Der Brechungsindex n hängt vom jeweiligen Medium ab. Im Vakuum gilt natürlich n = 1, in Luft ist der Brechungsindex ebenfalls sehr nahe an eins. In Glas ist der Brechungsindex etwa n = 1,5 , in Wasser n = 1,33. Für die Brechung gilt das Snelliussche Brechungsgesetz: n1 sin α1 = n2 sin α 2 Dies lässt sich aus dem Huygensschen Prinzip herleiten. Beim Übergang von einem optisch dünneren Medium in ein optisch dichteres Medium (n2 > n1, z.B. von Luft nach Glas) wird der Lichtstrahl also zum Lot hin gebrochen. Totalreflexion Beim Übergang vom optisch dichteren zum optisch dünneren Medium gilt natürlich das umgekehrte: der Lichtstrahl wird vom Lot weg gebrochen. Vergrößert man den Einfallswinkel, beträgt der Brechungswinkel irgendwann genau 90°. Dies ist der Fall, wenn für den Einfallswinkel gilt: sin α1K = n2 n1 Für Einfallswinkel größer als α1K wird kein Licht mehr gebrochen, das gesamte Licht wird an der Grenzfläche reflektiert. Man nennt α1K deshalb auch den Grenzwinkel der Totalreflexion. Für den Übergang von Glas nach Luft beträgt der Grenzwinkel der Totalreflexion etwa 42°. Prisma Beim Prisma wird die Totalreflexion zur verlustfreien Ablenkung von Lichtstrahlen benutzt. Trifft der Lichtstrahl unter einem Winkel von 45° auf die Grenzfläche zwischen Glas und Luft, wird er totalreflektiert und somit um 90° abgelenkt. 45° 45° 90° 90° 45° 45° Lichtleiter Beim Lichtleiter wird die Totalreflexion zur Übertragung von Licht benutzt. Wenn die Krümmung nicht zu groß ist, kann kein Licht an der Seite austreten. Lichtleiterbündel können zur Übertragung von Bildern benutzt werden, etwa in der Medizin (Endoskopie). Auch in der Kommunikationstechnik gewinnen Glasfasern zunehmend an Bedeutung, da durch sie sehr hohe Datenmengen übertragen werden können. Fata Morgana Eine Fata Morgana entsteht an heißen Tagen, wenn die Luft sich in Bodennähe so stark erwärmt, dass der Brechungsindex sich verringert. Dies führt dazu, dass zum Boden gerichtete Lichtstrahlen nach oben zurück gebogen werden. Dadurch sieht der Beobachter ein scheinbares Spiegelbild auf dem Boden. 20.5 Dispersion Der Brechungsindex jeder Substanz ist geringfügig von der Wellenlänge des Lichts abhängig. Für die Wellenlänge charakteristisch ist die Farbe des Lichtes, so hat blaues Licht Wellenlängen von etwa 400 nm, rotes Licht von etwa 700 nm. Die Wellenlängenabhängigkeit des Brechungsindex führt dazu, dass blaues Licht in Gläsern etwas stärker gebrochen wird als rotes Licht. Diesen Effekt nennt man Dispersion. Regenbogen Ein Regenbogen entsteht, wenn schräg einfallendes Sonnenlicht an kleinen Wassertröpfchen in der Luft gebrochen wird. Dabei spielen zwei Effekte eine Rolle: • Brechung und Totalreflektion an runden Wassertropfen führt dazu, dass die Lichtstrahlen bevorzugt unter einem Winkel von 42° zum einfallenden Sonnenlicht austreten. • Die Dispersion führt dazu, dass dieser Winkel etwas von der Wellenlänge, also der Farbe des Lichtes abhängt. Beide Effekte zusammen führen dazu, dass ein Beobachter einen farbigen Bogen am Himmel wahrnimmt. Zur Entstehung des Regenbogens