4 A 1 Physikalische und technische Grundlagen A-1.3 A-1.3 Skizze einer Transversal- und einer Longitudinalwelle Transversalwelle Bei Transversalwellen (z. B. Meereswellen) schwingen die Teilchen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung, bei Longitudinalwellen (z. B. Ultraschallwellen) parallel zur Ausbreitungsrichtung. Teilchenschwingung transversal Longitudinalwelle (z. B. Ultraschall) Teilchenschwingung longitudinal 1.2.2 Kenngrößen einer Schallwelle 1.2.2 Kenngrößen einer Schallwelle Dies sind: Die Amplitude (A, „Höhe der Welle“). Die Frequenz (f, Anzahl der Schwingungen pro Sekunde). Die Kenngrößen einer Schallwelle sind: Die Amplitude (A), d. h. der maximale Druck („Höhe der Welle“). Die Frequenz (f), d. h. die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde, mit der Einheit Hertz (Hz). Für die diagnostische Ultraschallanwendung kommen in der Medizin Frequenzen zwischen 1 und 50 Megahertz (1 MHz = 106 Hz) zum Einsatz, am häufigsten 2,5–15 MHz. Die Wellenlänge (l), d. h. der Abstand zweier benachbarter Wellenberge (genauer: der minimale Abstand der Punkte gleicher Phase). Die Ausbreitungs-, d. h. die Schallgeschwindigkeit (c). Sie hängt vom Medium ab, in dem sich die Schallwelle ausbreitet (Tab. A-1.1), nicht von der Frequenz. Einen starken Einfluss haben zusätzlich Druck und Temperatur. Im physiologischen Körpertemperaturbereich kann dieser Effekt jedoch in der Regel vernachlässigt werden. Als eine einfache Merkhilfe für den täglichen Gebrauch kann dienen, dass die Schallgeschwindigkeit mit der „Festigkeit“ eines Mediums ansteigt. Die Wellenlänge (l, Abstand zweier benachbarter Wellenberge). Die Schallgeschwindigkeit (c), die abhängig vom Medium ist (Tab. A-1.1). n Merke A-1.1 n Merke: Die Schallgeschwindigkeit in Weichteilgewebe liegt bei ca. 1500 m/s und steigt mit der „Festigkeit“ des Gewebes an. A-1.1 Gewebe c (m/s) Schallgeschwindigkeiten in verschiedenen Geweben Luft 331 Wasser 1496 Muskel 1568 Fett 1476 Leber 1570 Niere 1560 Milz 1565 Gas Flüssigkeit Festkörper Luft Weichteilgewebe Knochen Delorme/Debus, Duale Reihe: Sonographie (ISBN 3-13-136952-3), c 2005 Georg Thieme Verlag Knochen 3360 5 A 1.3 Wie wird Ultraschall erzeugt? A-1.2 Sonographisch relevante Frequenzen und die zugehörigen Wellenlängen Frequenz (MHz) 1 2 3,5 5 7 Wellenlänge (mm) 1,5 0,75 0,43 0,3 0,21 10 0,15 A-1.2 20 0,075 Die drei Größen Frequenz f, Wellenlänge l und Schallgeschwindigkeit c stehen in einem einfachen physikalischen Zusammenhang: Frequenz q Wellenlänge = Schallgeschwindigkeit fql=c Diese Formel ist von zentraler Bedeutung für die medizinische Sonographie. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Wellenlänge l der Ultraschallwelle ausrechnen, die der Abschätzung der minimalen Größe gerade noch darstellbarer Strukturen dient. Strukturen, die kleiner sind als die verwendete Wellenlänge, sind nicht mehr darstellbar. n Merke: Die Wellenlänge ist ein grobes Maß für die Detailerkennbarkeit. Je höher die Frequenz, desto kleiner die Wellenlänge, desto geringer die Größe gerade noch differenzierbarer Strukturen. Die Detailerkennbarkeit nimmt mit steigender Frequenz der Schallwellen zu. Gleichzeitig nimmt mit steigender Frequenz auch die Schwächung der Schallwellen durch das Gewebe (s. S. 11 zu, so dass die erreichbare Untersuchungstiefe mit steigender Frequenz abnimmt. n Merke: Die Wellenlänge für die Sonographie liegt in der Größenordnung von 0,1 mm bis 1 mm (Tab. A-1.2). Kleinere Strukturen können nicht einzeln dargestellt werden. Der physikalische Zusammenhang zwischen Frequenz f, Wellenlänge l und Schallgeschwindigkeit c lautet fql=c Diese Formel ist sehr wichtig für die medizinische Sonographie, denn mit ihrer Hilfe lässt sich die Wellenlänge bestimmen. m Merke Mit steigender Frequenz nimmt die Schwächung der Schallwellen durch das Gewebe zu und die erreichbare Untersuchungstiefe ab. m Merke 1.3 Wie wird Ultraschall erzeugt? 1.3 1.3.1 Piezoelektrischer Effekt 1.3.1 Piezoelektrischer Effekt Zur Erzeugung von Ultraschall für die medizinische Diagnostik wird in der Regel der piezoelektrische Effekt genutzt: Piezoelektrische Kristalle und Keramiken verformen sich beim Anlegen einer elektrischen Spannung (Abb. A-1.4). Bei Anlegen von Wechselspannung verformen sie sich periodisch, so dass mechanische Schwingungen, also Schallwellen entstehen. Der piezoelektrische Effekt ist umkehrbar: Schallwellen verformen die piezoelektrische Substanz, wodurch eine messbare elektrische Spannung entsteht. Piezoelektrische Substanzen dienen also sowohl als Ultraschallsender als auch als -empfänger. Eine Ultraschallwelle entsteht, indem sich eine mechanische Schwingung in einem angekoppelten Medium ausbreitet. „Angekoppelt“ bedeutet, dass zwischen dem Ultraschallsender und dem Medium, in dem sich der Ultraschall ausbreitet, eine sehr gute Schallleitung besteht. Hierzu verwendet man meist handelsübliches Ultraschall-Gel. Eine speziell gefertigte Schicht auf dem Ultraschallsender (Anpassungsschicht) erleichtert den Übergang der Schallwellen vom Sender ins Gewebe zusätzlich. Piezoelektrische Kristalle und Keramiken verformen sich beim Anlegen einer elektrischen Spannung (Abb. A-1.4). Bei Anlegen von Wechselspannung entstehen Schallwellen. Durch Umkehr des Effektes wird also die piezoelektrische Substanz zum Schallempfänger. n Praktischer Tipp: Seien Sie beim Reinigen der Schallköpfe (= des Ultraschallsenders) vorsichtig! Die Anpassungsschicht geht bei den meisten Schallköpfen kaputt, wenn diese aus „Hygienegründen“ des Öfteren mit alkoholischen Desinfektionsmitteln besprüht werden. Befolgen Sie deshalb die Reinigungsempfehlungen des Herstellers. Wie wird Ultraschall erzeugt? Eine Ultraschallwelle ist eine mechanische Schwingung, die sich in einem angekoppelten Medium ausbreitet. Die Anpassungsschicht erleichtert den Übertritt des Schalls in das Medium. m Praktischer Tipp Delorme/Debus, Duale Reihe: Sonographie (ISBN 3-13-136952-3), c 2005 Georg Thieme Verlag