3 Grundlagen der allergischen Reaktion Allergien Grundlagen der allergischen Reaktion Der Frühling ist wieder da! Die Sonne scheint, es wird wärmer und die Wiesen und Wälder sind bunt, weil alles blüht. Die meisten Menschen können das genießen und freuen sich immer auf diese Jahreszeit. Linda nicht. Sie leidet nämlich an einer Pollenallergie. Jeder Schritt im Freien ist eine Qual für sie, weil überall Birken stehen. Ständig jucken und tränen ihre Augen, sie bekommt Niesanfälle und kann ihre laufende Nase kaum unter Kontrolle bringen. Früher war das nicht so. Bis vor ein paar Jahren konnte sich Linda genauso über den Frühling freuen, wie jeder andere auch. Irgendwann hat sich das geändert. Mittlerweile hat Linda sich damit abgefunden. Aber trotzdem würde sie gerne wissen, was bei ihr im Körper eigentlich falsch läuft! Was ist eine Allergie und was spielt sich dabei im Körper ab? Der Duden definiert den Begriff der Allergie folgendermaßen: krankhafte Reaktion des Organismus auf bestimmte körperfremde Stoffe (Allergene); Überempfindlichkeit Ein Schulbuch beschreibt den Begriff auf diese Art: Unter einer Allergie versteht man eine Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte, normalerweise harmlose Umweltstoffe (Allergene). Für einen gesunden Menschen sind Allergene harmlos. Die Allergie ist also eine Überempfindlichkeitsreaktion auf bestimmte Stoffe, die normalerweise harmlos sind. Diese Stoffe werden als Allergene bezeichnet. Das Wort ist eine Mischung aus Allergie und Antigen. Menschen kommen nicht als Allergiker zur Welt. Auch Linda leidet erst seit ein paar Jahren an ihrer Pollenallergie. Die so genannte Sensibilisierung für eine Allergie findet bei einem ersten Kontakt mit dem Allergen plötzlich und unvorhergesehen statt. Manche Menschen neigen eher dazu, auf Stoffe sensibilisiert zu werden, als andere. Was ist damals mit Linda passiert? © 2014 Didaktik der Naturwissenschaften, School of Education, Universität Salzburg Bildernachweis: www.biologiedidaktik.at/Humanbiologie/Allergien/Bildernachweis.pdf 3 Grundlagen der allergischen Reaktion Allergien Ein Allergen, in Lindas Fall ein Pollenkorn der Birke, ist über die Schleimhäute in ihren Körper eingedrungen. Bisher ist das kein Problem gewesen, aber plötzlich wurde das Pollenkorn als Fremdstoff erkannt und es kam zur Immunreaktion, deren Ziel die Produktion von Antikörpern gegen das Allergen war. (Erinnere dich an Station 2!) Die gebildeten Antikörper lagerten sich dann an Mastzellen an, die sich in Schleimhäuten befinden und für Entzündungsreaktionen wichtig sind. In den Mastzellen befinden sich kleine Bläschen, die mit Histamin gefüllt sind. Durch die Anlagerung der Antikörper an die Mastzellen wurde Linda sensibilisiert. Wiederholung: Wozu braucht man Mastzellen normalerweise und was bewirkt der Botenstoff Histamin, den sie ausschütten? Beschreibe den Ablauf der Reaktion, an der die Mastzellen beteiligt sind! Mastzellen wirken bei der Entzündungsreaktion. Ausgelöst durch bestimmte Signalstoffe, schütten sie Histamin aus, das die Blutgefäße erweitert. Dadurch können mehrere Fresszellen und andere Abwehrzellen zum Infektionsort gelangen. Nebeneffekt: Hautrötung, Anschwellung, Schmerzen Nach der Sensibilisierung können die allergischen Symptome theoretisch bei jedem Kontakt mit dem Allergen auftreten. In Lindas Fall passiert das jeden Tag im Frühling, wenn sie das Haus verlässt und die Bäume blühen. Bei erneutem Kontakt nach der Sensibilisierung bindet das Allergen an die Antikörper, die sich an die Mastzellen gehaftet haben. Die Mastzellen schütten daraufhin den Botenstoff Histamin aus, der die allergische Reaktion verursacht: Die Blutgefäße erweitern sich und werden durchlässiger. Flüssigkeit aus dem Blut dringt in das umliegende Gewebe ein, was zu Hautrötungen, Juckreiz und zum Anschwellen der Schleimhäute führt. Sieh dir die Zeichnung der Schülerin Lisa auf der nächsten Seite an, die das eben Beschriebene darstellt. Leider hat sie wieder einmal vergessen, eine Erklärung zur Abbildung zu schreiben. Hilf ihr, indem du dich daran erinnerst, wie eine Immunantwort generell abläuft und die Zeichnung mit einer Erklärung mit eigenen Worten ergänzt! © 2014 Didaktik der Naturwissenschaften, School of Education, Universität Salzburg Bildernachweis: www.biologiedidaktik.at/Humanbiologie/Allergien/Bildernachweis.pdf 3 Grundlagen der allergischen Reaktion Allergien Sensibilisierung: Tritt ein Antigen zum ersten Mal in den Körper ein und wird als fremd erkannt, versuchen Fresszellen den Erreger zu fressen. Sie nehmen ihn auf und präsentieren die Antigene (antigenpräsentierende Zelle). T-Helferzellen werden von Signalstoffen angelockt und docken mit ihren Rezeptoren an die Antigene an. Daraufhin schütten sie ihrerseits Signalstoffe auf, die B-Lymphozyten zur Teilung anregen. Die Plasmazelle produziert daraufhin Antikörper, die spezifisch zum Allergen passen. Diese Antikörper binden an Mastzellen, die in den Schleimhäuten sitzen. Allergische Reaktion: Bei weiterem Kontakt mit Allergenen kann eine allergische Reaktion eintreten. Die Allergene binden an Antikörper, die auf Mastzellen sitzen. Dadurch wird die Mastzelle angeregt, Histamin abzugeben. Das sorgt für eine Erweiterung der Blutgefäße und damit einem Anschwellen des Gewebes sowie den allergischen Symptomen. Wenn man von einer Allergie spricht, ist oft der oben beschriebene Ablauf gemeint. In Wahrheit ist der Begriff aber viel weitreichender, insgesamt gibt es vier Allergietypen. Die Einteilung einer allergischen Krankheit in diese vier Typen ist nicht immer eindeutig, oft überschneiden sich die Ursachen sogar. Um die vier Typen eindeutig unterscheiden zu können, brauchst du zunächst noch ein paar Informationen über das Immunsystem. Lies dir diese gut durch! Exkurs: Verschiedene Klassen von Antikörpern Antikörper werden bei der spezifischen Immunantwort von Plasmazellen gebildet, um durch die Bindung an Antigene deren giftige Wirkung zu neutralisieren. Fresszellen können den riesigen Komplex anschließend entfernen. Antikörper werden jeweils spezifisch zu einem Antigen gebildet. © 2014 Didaktik der Naturwissenschaften, School of Education, Universität Salzburg Bildernachweis: www.biologiedidaktik.at/Humanbiologie/Allergien/Bildernachweis.pdf 3 Grundlagen der allergischen Reaktion Allergien Grundsätzlich haben Antikörper immer eine Y-ähnliche Form. Sie können sich allerdings im Aufbau unterscheiden und werden deshalb beim Menschen in fünf verschiedene Klassen eingeteilt, die unterschiedliche Aufgaben haben. Antikörper werden auch als Immunglobuline bezeichnet. Immunglobulin A (IgA) wird auf allen Schleimhäuten der Atemwege, der Augen und des Magen-Darm-Trakts gebildet und schützt dort vor Krankheitserregern. Immunglobulin D (IgD) kommt frei im Blut selten vor. Es ist vor allem als Rezeptor an BZellen gebunden. Dadurch können manche B-Zellen Antigene erkennen und mit der Immunantwort beginnen, ohne die Hilfe von T-Zellen in Anspruch zu nehmen. Immunglobulin E (IgE) ist für den Schutz vor Parasiten, wie z.B. Würmern wichtig und an Allergien beteiligt. Es ist das IgE, das, wie oben beschrieben, an Mastzellen bindet und für Lindas Heuschnupfen verantwortlich ist. Immunglobulin G (IgG) wird erst relativ spät in der Abwehrphase gebildet, bleibt dafür aber lange erhalten. Findet man IgG im Blut, lässt sich eine durchgemachte Infektion oder Impfung nachweisen. Immunglobulin M (IgM) wird bei Erst-Kontakt mit Antigenen gebildet. Bei Nachweis von IgM im Blut kann eine akute, frische Infektionsphase einer Krankheit angezeigt werden. Hast du alles gelesen? Dann fülle die folgende Tabelle aus! 1: Immunglobulin, das zu Beginn einer Infektion im Blut nachweisbar ist. 2: Immunglobulin, das die Augen vor Krankheitserregern schützt. 3: Immunglobulin, das noch lange nach einer Infektion im Blut nachweisbar ist. 4: Immunglobulin, das B-Zellen ermöglicht, ohne T-Zellen zu arbeiten. 5: Immunglobulin, das bei Heuschnupfen zum Tragen kommt 1 Immunglobulin 2 3 4 5 M A G D E Wichtig ist, noch eins zu verstehen: Es gibt nicht nur fünf verschiedene Antikörper im menschlichen Organismus, sondern unbeschreiblich viele, da sie jeweils spezifisch für ein Antigen gebildet werden. Manche ähneln sich aber in ihrem Aufgabenbereich und in ihrem Aufbau, weshalb sie in die obigen fünf Klassen eingeteilt werden. © 2014 Didaktik der Naturwissenschaften, School of Education, Universität Salzburg Bildernachweis: www.biologiedidaktik.at/Humanbiologie/Allergien/Bildernachweis.pdf Grundlagen der allergischen Reaktion 3 Allergien Du findest ausliegend bei Station 3 eine Übersicht über die verschiedenen Allergietypen. Lies dir diese gut durch und kreuze dann jeweils an, um welchen Allergietyp es sich bei den folgenden Situationen handeln könnte! 1 2 3 4 5 6 7 8 Seit ein paar Tagen bekommt Mary von ihrem Lieblingsgürtel immer einen juckenden Ausschlag unter der Gürtelschnalle, der komischer-weise immer in der Früh auftritt, obwohl sie den Gürtel nachts nicht trägt. Beim Essen von Erdbeeren bekommt Jenny immer geschwollene Lippen und ihr ganzer Gaumen juckt. In der Nähe von Katzen muss Thomas immer niesen. Berührt er sie, fängt seine Haut extrem an zu jucken und er bekommt leichten Ausschlag. Laura leidet an einer chronischen Entzündung ihrer Schilddrüse. In ihrem Blut sind Antikörper gegen schilddrüsenspezifische Antigene nachweisbar. Seit kurzem juckt Christians Haut extrem, wenn er frische Kleidung trägt. Seine Mutter teilt ihm mit, dass sie ein neues Waschmittel benutzt. Wenn ihre Freunde Selina einen Schokoriegel anbieten, muss sie immer ablehnen, weil sie Spuren von Nüssen enthalten. Sebastian führt immer ein Notfallset mit sich, wenn er das Haus verlässt. Ein Wespenstich kann bei ihm nämlich tödlich enden, wenn er nicht sofort reagiert. An welchem Allergietyp leidet Linda? Typ I Typ II Typ III Typ IV ○ ○ ○ √ √ ○ ○ ○ √ ○ ○ ○ ○ √ ○ ○ √ ○ ○ ○ √ ○ ○ ○ √ ○ ○ ○ √ ○ ○ ○ In obigen Situationen sind verschiedene Allergene Auslöser der allergischen Reaktion. Gib jeweils an, welches Allergen Schuld an den Beschwerden der einzelnen Personen ist! Nummer Person Allergen 1 Mary 2 Jenny 3 Thomas 4 Laura 5 Christian 6 Selina 7 Sebastian 8 Linda Nickel in der Gürtelschnalle Erdbeeren Katzenhautschuppen schilddrüsenspezifische Antigene Waschmittel Nüsse Wespengift Birkenpollen Lebensnotwendige Stoffe, wie beispielsweise Wasser, Zucker, Vitamine oder Fette, sind definitiv keine Allergene. © 2014 Didaktik der Naturwissenschaften, School of Education, Universität Salzburg Bildernachweis: www.biologiedidaktik.at/Humanbiologie/Allergien/Bildernachweis.pdf