September 2012

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Informationen für Handelsvertreter
in Hessen und Thüringen
September 2012
Besichtigung des Wetterparks Offenbach
Im Rahmen unseres Jahresprogramms
trafen sich interessierte Mitglieder zu
einer Exkursion, diesmal im Wetterpark
Offenbach.
Wir alle erleben tagein tagaus unser
Wetter, aber warum sich Gewitter bilden, ein Blitz einschlägt, sich der Luftdruck ändert usw., dass wissen wir
eigentlich nicht. Um diesen Geheimnissen auf die Spur zu kommen, veranstaltete der CDH Hessen-Thüringen
unter fachkundiger Leitung bei einer
Gruppenstärke von 10 Personen pro
Gruppe, 4 Führungen durch den Wetterpark Offenbach.
Der Wetterpark Offenbach besteht seit
2005, Träger ist die Stadt Offenbach.
Der Park besteht aus 12 Stationen, die
wir zwar nicht intensiv durchsprechen
konnten, jedoch die wichtigsten Stationen zum Thema Wetter wurden abgehandelt.
Nachdem unsere Wetterparkführer
Herr Goesch, Herr Seidel, Herr Dr.
Horst und Herr Hess, alles ehemalige
langjährige Mitarbeiter im Wetterzentrum Offenbach, und daher bestens
qualifiziert für diese Führungen, sich
jeder seiner Gruppe vorgestellt hatte,
ging es sofort los.
Thema Gewitter:
Unsere erste Station führte uns zu
einem vom Blitz getroffenen Baum.
Ein Gewitter mit Blitz und Donner ist für
die einen erschreckend, für die anderen faszinierend, aber wodurch entsteht
ein Gewitter? Die Zutaten für Gewitterwolken sind Hitze und Wasserdampf.
Aber wodurch entstehen dann die
Gewitterblitze und wie finden Sie ihren
Weg zur Erde? Gewitter entstehen,
wenn feuchte, warme Luftmassen
zusammenströmen und aufsteigen.
Dann kondensiert der Wasserdampf in
der Luft und es entwickeln sich zunächst
Cumuluswolken
(Cumulus
=Haufen). Bei bestimmten Bedingungen steigt die schwüle, warme Luft
weiter in die Höhe und die
Cumuluswolke
wird
zum
Cumulonimbus – zum Gewitter. Meist
wächst diesen Wolken dann ein sogenanntes ambossförmiges Dach, welches aus winzigen Eiskristallen besteht.
Wenn sich die Wolke auftürmt passiert
folgendes in ihrem Inneren: Durch
Reibung der Teilchen aneinander entsteht durch sog. Ladungstrennung eine
Statische Aufladung; (Beispiel: Wenn
man sich mit dem Kamm durch die
Haare fährt und es anfängt zu knistern)
trennen sich die Wasserteilchen. Die
entstandenen Eiskristalle laden sich
dabei positiv auf, die Tropfen negativ.
Dadurch ist im oberen Teil der Wolke
ein Gebiet mit positiver Ladung, im
unteren Teil der Wolke ein Gebiet mit
negativer Ladung. Dieses elektrische
Feld wächst solange weiter bis die
Spannung mehrere Zehntausend Volt
beträgt. Irgendwann wird dann die
kritische Grenze von 170.000 Volt pro
Meter überschritten und es entsteht ein
Kurzschluss: Das ist der Blitz. Dieser
kann sich innerhalb der Wolke oder
zwischen Wolke und Boden entladen.
Diese negativen Ladungsträger im
Leitblitz wandern ruckartig Richtung
Boden und bereiten einen ionisierten
Kanal vor. Der Boden, der währenddessen positiv aufgeladen ist, sendet
eine positive Ladung diesem Leitbiltz
entgegen. So schließt sich der Blitzkanal. Die Hauptentladung, die aus mehreren Einzelentladungen bestehen und
eine Temperatur von bis zu 30.000
Grad erreichen kann, dehnt die Luft im
Blitzkanal innerhalb von 10 bis 100
Millionstel
Sekunden
aus,
was
Schockwellen verursacht. Das ist der
Donner den wir hören.
Aus der Zeit, die zwischen Blitz und
Donner verstreicht, lässt sich berechnen, wie weit der Blitz entfernt war, da
sich Schall mit ca. 330 Meter pro Sekunde in der Luft bewegt, der Blitz
jedoch
mit
(Lichtgeschwindigkeit)
300.000 Kilometern pro Sekunden.
Wenn man jetzt die Zahl der Sekunden
durch drei dividiert, ergibt dies die
Distanz in Kilometern.
Entgegen der verbreiteten Meinung,
dass man sofort bei Gewitter aus einem Wald heraus soll, oder sich im
freien Feld auf den Boden legen soll,
sind diese Hinweise veraltet. In einem
dichten Wald ist man sicherer als im
freien Feld, da die Blitze durch die viel
höheren Bäume von einzelnen Personen am Boden abgelenkt werden.
Wenn man sich im freien Feld befindet
gilt: Füße zusammenstellen und in die
Hocke gehen.
Thema Atmosphäre:
Der nächste Punkt im Wetterpark behandelte die Atmosphäre. Unter Atmosphäre versteht man die Lufthülle der
Erde, also der Ort, in dem sich Klima
und Wetter abspielen. Die Atmosphäre
sorgt auch für den Temperaturausgleich zwischen Äquator und Polen,
was heißt, dass sie dafür sorgt, dass es
nicht unerträglich heiß oder kalt wird
und sie schützt uns auch vor dem Einfall von ultravioletter Strahlung.
Die Atmosphäre besteht aus verschiedenen Schichten. Die äußeren Hüllen
werden als Thermosphäre und Mesosphäre bezeichnet. In diesen Schichten
herrschen Temperaturen von bis zu
1000° Celsius. Die Mesosphäre liegt
zwischen 50 und 80 km Höhe. Die
Thermosphäre beginnt bei ca. 80 km
Höhe.
Dann gibt es die sogenannte Stratosphäre. Diese befindet sich zwischen
ca. 12 km (Tropopause) und 50 km
Höhe. In dieser Sphäre liegt auch die
Ozonschicht, die die ultraviolette Strahlung absorbiert. Die Ozonschicht macht
Leben auf der Erde erst möglich. Außerdem schützt uns diese Ozonschicht
vor Hautkrebs.
Die wohl für Meteorologen interessanteste Schicht ist die Troposphäre, weil
sich hier das gesamte Wettergeschehen abspielt. Durch aufsteigende
Warmluft wird die unterste Schicht
erwärmt und kühlt sich an andere Stelle
wieder ab. Dadurch entstehen nicht nur
Temperatur- sondern auch Luftdruckunterschiede, die wiederum Winde und
Wolken entstehen lassen. Die Troposphäre ist in den Tropen höher als an
den Polen, da sich die warme Tropenluft gegenüber der kalten Polarluft
stärker ausdehnt.
Die chemische Zusammensetzung der
Atmosphäre besteht aus 78% Stickstoff, 21% Sauerstoff und 1% anderen
Gasen, so auch den Edelgasen, die
jedoch meteorologisch unbedeutend
sind.
Einige dieser Gase sind so genannte
Treibhausgase, d.h. sie absorbieren
Wärmestrahlung und halten somit die
15° C Durchschnittstemperatur auf der
Erde konstant. Zu den anderen Gasen
gehört aber auch der Wasserdampf,
dessen Phasenänderungen beim Wetter eine wichtige Rolle spielen, obwohl
sein volumenmäßiger Anteil, winzig ist.
Thema Luftdruck:
Der dritte Anlaufpunkt unserer Besichtigung widmete sich dem Thema Luftdruck.
Unter Luftdruck versteht man den
Druck der zwischen der Masse der Luft
und der Erdanziehung entsteht. Er
definiert das Gewicht einer Luftsäule
pro Flächeneinheit vom Erdboden bis
zur äußeren Grenze der Atmosphäre.
Gemessen wird der Luftdruck in
Hektopascal (hPa). 1 hPa entspricht
dabei 1mbar, einer früher verwendeten
Einheit für Luftdruck.
Auf Meereshöhe beträgt der Luftdruck
1013.25 hPa. Je höher man kommt,
umso mehr verringert sich der Luftdruck. Bei 5,6 km Höhe beträgt der
Luftdruck nur noch 500 hPa. Damit der
Luftdruck auch kartenmäßig erfasst
werden kann, muss er sich bei verschiedenen Punkten immer auf das
gleiche Referenzniveau, also auf die
Meeresspiegelhöhe berufen.
Thema Hochdruckgebiete und Tiefdruckgebiete:
Ein weiterer Punkt auf dieser hochinteressanten Führung beschäftigte sich
mit dem Thema Hochdruck- und Tiefdruckgebiete.
Ein „Hochdruckgebiet“ entsteht, wenn
in großer Höhe Luft in ein Hochdruckgebiet strömt. Am Boden fließt Luft aus
diesem Hochdruckgebiet ab, was bedeutet, dass der Zufluss von oben
stärker ist als der Abfluss unten.
Die Luft sinkt also langsam zu Boden.
Beim Absinken kommen die Wolken in
wärmere
Luftschichten
und
die
Wassertröpfchen dieser Wolken verdunsten.
Hochdruckgebiete bleiben in der Regel
am Ort ihres Entstehens, während
Tiefdruckgebiete weiterziehen.
Dies bedeutet meistens, dass ein beständig hoher Luftdruck eine anhaltende Schönwetterlage hervorruft.
Ein Tiefdruckgebiet entsteht, wenn in
großer Höhe Luft aus dem Tiefdruckgebiet fließt, also am Boden Luft in das
Tiefdruckgebiet einfließt.
Dies bedeutet, dass die Luft langsam
emporsteigt. Beim Aufsteigen kommt
die Luft in kältere Luftschichten und der
entstehende Wasserdampf kondensiert
zu Wolken.
Der Abfluss ist also größer als der
Zufluss. Dies bedeutet, dass beständig
tiefer Luftdruck mit bewölktem Himmel
und Niederschlag einhergeht.
Thema Föhn:
Föhn entsteht, wenn Luft vor dem Gebirge zum Aufsteigen gezwungen wird.
Dabei kühlt sich die Luft ab und die
maximale Luftfeuchte sinkt. Da die
absolute Luftfeuchte aber konstant
bleibt, kondensiert das Wasser und es
bilden sich Wolken. Je weiter die Luft
nun aufsteigt, desto mehr kühlt sie sich
ab und wenn die Tropfen zu schwer
werden, gibt es Niederschläge, der
größte Teil des Wassers regnet aus.
Wenn die Luft nach dem höchsten
Punkt wieder sinkt, erwärmt sie sich
und die Wolken lösen sich auf, das
Wasser in den Wolken verdunstet also
und die Luft erwärmt sich beim Absingen stärker als sie sich beim Aufsteigen abgekühlt hat. Diese abströmende
warme Luft wird als Föhn bezeichnet.
Der Föhn ist ein warmer trockener
Wind.
Charakteristische Erscheinungen beim
Föhn sind sturmartige Windgeschwindigkeiten, warme Temperaturen, geringe Luftfeuchtigkeit, klare Luft und lin-
senförmige Wolken. Die Temperaturen
bei Entstehung von Föhn lassen sich
wie folgt erklären: Beim Aufstieg kühlt
sich die Luft um ½° C je 100m ab, aber
beim Absinken erwärmt sich die Luft
um 1° C je 100m. Die Erwärmung ist
also doppelt so hoch wie die Abkühlung. Die Luftfeuchtigkeit bleibt niedrig,
da sich die Luft beim Aufstieg (im Luv)
des Gebirges abregnet.
Thema Wolken:
Bei dieser Station sind die einzelnen
Wolken dargestellt und es wurde erklärt, wie Wolken entstehen.
Wolken sind das Produkt der Kondensation oder die Resublimation von
Wasserdampf in bestimmten Schichten
der Erdatmosphäre. Wolken bestehen
also aus Wassertröpfchen.
Resublimation bedeutet, dass ein Stoff
wie z.B. Wasser direkt von seinem
gasförmigen Zustand in einen festen
Zustand übergeht ohne dazwischen
flüssig zu werden. Wolken, die durch
Resublimation entstehen, bestehen aus
Eiskristallen und kommen nur in sehr
hohen Schichten der Atmosphäre oder
bei extrem niedrigen Temperaturen vor.
Voraussetzung zur Entstehung von
Wolken sind sogenannte Aerosole in
der Atmosphäre. Diese Aerosole dienen als Kondensationskerne, also um
sie herum kondensiert oder resublimiert
Wasserdampf und eine Wolke entsteht.
Aerosole können Staubkörner, Salzkristalle oder sonstige winzige Teilchen
sein.
Die World Meteorlogical Organization
(WMO) hat eine Klassifikation aller
Wolken herausgegeben. Dabei unterscheidet man 10 verschiedene Wolkengattungen, 14 Wolkenarten mit 9
Unterarten sowie 9 Begleitwolken und
Sonderarten.
Der Satellit tastet die Erde wie ein
Scanner ab und liefert die so gewonnenen Bilder und Daten an die ESA.
Dadurch ist es möglich komplexe Wetterabläufe und Klima- und Umweltveränderungen zu analysieren und Unwetter frühzeitig zu erkennen.
Gemessen werden die Erdbodentemperatur, der Luftdruck, Luftfeuchte,
Lufttemperatur, Niederschlagsart, Niederschlagsdauer, Niederschlagsmenge, Windrichtung und Windgeschwindigkeit, Horizontalsicht und Wolkenuntergrenze. Sogar die Lufthygiene wird
ermittelt. Die aktuellen Werte zeigt eine
elektronische Anzeigentafel.
Grob lassen sich 3 Wolkenformen
bestimmen, die den einzelnen Wolkengattungen ihren Namen geben: Cirrus
(Federwolke), Cumulus (Haufenwolke)
und Stratus (Schichtwolke).
Die Wolken treten in verschiedenen
Höhen auf, die der Einfachheit halber in
3 Ebenen unterteilt werden. (Wie bei
einem Hochhaus die einzelnen Etagen).
Ganz Oben:
Eiswolken treten ausschließlich ganz
oben auf in ca. 7-13 km Höhe.
Hier finden wir die Cirruswolken, bei
denen es sich um reine Eiswolken
handelt und die die Form von weißen
Federn oder Fasern haben.
In der Mitte
In der Mitte, ungefähr zwischen 2-7 km
Höhe befinden sich die sogenannten
Mischwolken aus Wasser und Eis.
Altocumuluswolken oder NimbostratusWolken sind die weißen oder grauen
Schichtwolken, die oft auch grobe
Schäfchenwolken genannt werden.
Unten:
Und im untersten Stockwerk, in ca. 2
km Höhe sind die reinen Wasserwolken
anzutreffen.
Hier findet man die sogenannten
Cumulus oder Schönwetterwolken an.
Wer mehr über die einzelnen Wolken
wissen will, sollte sich im Internet einmal
die
Seite
http://www.wolkenatlas.de/wolken/ghoc
h01.htm ansehen.
Thema Satellit:
Das Modell eines Wetter-Satelliten vom
Typ Meteosat 9 ist hier aufgebaut.
Natürlich ist dies nur die Nachbildung
und diese ist auch stark verkleinert, im
Verhältnis 1:4. Der Satellit wurde 2005
von der ESA ins All gesendet und befindet sich seit dieser Zeit in einer Höhe
von 36.000 km über dem Äquator. Die
Bilder, die von diesem Satelliten übermittelt werden, liefern Aufschluss über
den Feuchtigkeitsgehalt, die Temperatur und andere Parameter der Atmosphäre und die Verteilung von Eis und
Schnee sowie den Anteil an Staub.
lischen Zustand der Atmosphäre für
einen bestimmten Ort (Klima hingegen
in einer Region und in einem längeren
Zeitraum) zusammen. Dazu wird natürlich eine Vielzahl von Daten benötigt
und gemessen. Die Station ist mit der
Zentrale über ein Netzwerk verbunden.
So werden die gemessenen Werte
weitergeleitet.
Thema Phänologische Jahreszeiten
Ein weiterer Punkt und die vorletzte
Station auf unserer Führung führte uns
zu den Phänologischen Jahreszeiten.
Das Wort Phänologie ist aus dem Griechischen entlehnt und bedeutet in
wörtlicher Übersetzung „Lehre von den
Erscheinungen“. Man kann es auch als
„die Lehre vom Einfluss des Wetters,
der Witterung und des Klimas auf den
jahreszeitlichen Entwicklungsgang und
die Wachstumsphasen der Pflanzen
und Tiere“ beschreiben.
Diese Station muss man sich als Kreis
vorstellen, der in 10 physiologischbiologisch begründete „phänologische
Jahreszeiten“ eingeteilt ist und zwar
Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling,
Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst, Spätherbst
und Winter. Genutzt wird die phänologische Jahreszeitenvorausschau vor
allen Dingen zur Beratung der Landwirtschaft beim gezielten und sparsamen Anwenden von Schädlingsbekämpfungsmitteln, um Pilzbefall beim
Zusammenwirken von verschiedenen
Konstellationen zu vermeiden, rechtzeitig zu ernten bzw. im Vorfeld bereits
Maßnahmen zu ergreifen, um eine gute
Ernte einzufahren und Misswirtschaft
durch Insektenbefall und dergleichen
zu vermeiden. Auch hat man festgestellt, dass sich die verschiedenen
Zeiten in denen Blumen, Bäume usw.
austreiben, nach vorne verschieben,
was besonders im Frühjahr sehr deutlich wird.
Thema Wetterstation:
Die letzte Station unserer Führung war
die Wetterstation im Wetterpark Offenbach. Hier stellte sich die Frage, was
misst eigentlich so eine Wetterstation?
Allgemein gesprochen fasst der Begriff
Wetter zunächst den aktuellen physika-
Abschließend waren sich alle Teilnehmer darüber einig, dass diese Führung
hochinformativ und interessant war und
dass, sollte man Zeit erübrigen können,
dies auch ein schöner Familienausflug
wäre, bei dem Kinder wie Erwachsene
jederzeit etwas lernen können.
Sylvia Schönefeldt
Landesfachgemeinschaft Technik in
Mannheim
im
John
Deere
Traktorenwerk
Gleich in zwei „fremden“ Bundesländern war die Landesfachgemeinschaft
Technik im Frühsommer unterwegs: In
dem Winzerort Maikammer an der
Pfälzer Weinstraße und in Mannheim,
der zweitgrößten Stadt von BadenWürttemberg, wo sich in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts aus einem
kleinen Importeur landwirtschaftlicher
Maschinen die größte Landmaschinenfabrik auf dem europäischen Kontinent
mit mehr als tausend Arbeitern entwi-
Der Glühkopfmotor ist ein
selbstzündender Verbrennungsmotor mit innerer
Gemischbildung und niedriger Verdichtung. Er arbeitet nach dem ZweitaktVerfahren mit Kurbelgehäuse-Aufladung.
WIKIPEDIA
ckelte. Die Rede ist von der Heinrich
Lanz AG, deren 1921 vorgestellte 12
PS Zugmaschine mit Glühkopfmotor
unter der Bezeichnung Bulldog auch
heute noch der in vielen deutschen
Landen üblichen Begriff für Ackerschlepper ist. 1956 erwarb die 1837
gegründete amerikanische Firma John
Deere die Aktienmehrheit der Heinrich
Lanz AG. Nach der Umfirmierung der
John Deere Lanz AG in John Deere
Werke Mannheim, Zweigniederlassung
der Deere & Company" im Jahr 1967
war der traditionsreiche Name „Lanz“
nur noch Geschichte. Bis heute findet
man Dreschmaschinen, Bulldogs und
Lokomobilen im Einsatz, und zwar nicht
nur bei Nostalgievereinen, sondern
Auszeichnungen erhalten habe, wie
zum Beispiel die eines „Winzer des
Jahres“.
Über 30 Teilnehmer fanden sich dann
am folgenden Morgen um 9:00 Uhr im
futuristischen „John Deere Forum“ in
Mannheim ein. Zunächst ging es zur
Kantine, wo nicht nur eine Power-PointPräsentation über die Geschichte des
Werkes Mannheim und des Unterneh-
auch noch im Alltag. Die neuen Eigentümer gaben die Produktion von
Bulldog-Produkten im Jahr 1960 auf
und der Standort „Mannheim“ entwickelte sich zur inzwischen größten
außeramerikanischen Produktionsstätte von John Deere und ist Schwerpunkt
für die Fertigung kompakter bis mittelgroßer Traktoren. 3.760 Mitarbeiter
montieren aber nicht nur Traktoren,
sondern bauen dafür auch modernste
Doppelkupplungsgetriebe.
Es gab also Gründe genug, wegen
eines Werksbesuchs bei der „Zweigniederlassung der Deere & Company“
anzufragen, dem auch ohne Komplikationen entsprochen wurde. Da sich die
Vermutung, dass auch die BadenWürttemberger Handelsvertreterkollegen Interesse an der Veranstaltung
hatten, war die Teilnehmerliste rasch
voll. Das sehr kompetente Serviceteam
ermöglichte es aber dann doch noch
allen Interessenten, an dem rund vierstündigen Besuchsprogramm teilzunehmen.
Zahlreiche Kollegen waren bereits am
Vorabend angereist. In Maikammer an
der Weinstraße, nahe dem geschichtsträchtigen Hambacher Schloss gelegen, präsentierte Harald Ziegler, der
gemeinsam mit seinem Bruder Uwe
Inhaber des traditionsreichen Weinguts
August Ziegler ist und 20 Hektar
Rebfläche umtreibt, eine Auswahl von
Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder,
Chardonnay,
Spätburgunder,
Dornfelder usw., für die er zahlreiche
mens John Deere & Company wartete,
sondern auch reichlich belegte Brötchen. Die Teilnehmer erfuhren, dass
die Entwicklung des ersten selbstreinigenden Stahlpfluges durch John Deere
im Jahre 1837, also vor genau 175
Jahren als das Gründungsdatum des
Unternehmens gilt. Heute betreibe man
weltweit 65 Fabriken in 18 Ländern, mit
62.000 Mitarbeitern. Von 30 Mrd. US
Dollar Umsatz im Jahr 2011 seien 2,8
Mrd. Dollar Gewinn verblieben, 1,3
Mrd. US Dollar habe man in Forschung
und Entwicklung investiert.
Gästeführer Ali Haddou und seine
Kollegin wiesen darauf hin, dass sich
die Traktoren nur auf den ersten Blick
sehr ähnlich sehen. Tatsächlich sei
jeder ein Unikat, weshalb die Produktion auch nicht auf Lager erfolge, sondern individuell nach Kundenwunsch.
„Jeder Traktor, den Sie hier heute in
der Produktion sehen, ist bereits verkauft“. Es erfolgte die Aufteilung in zwei
Gruppen und es begann ein Fußmarsch, vor dem bereits in der Einladung gewarnt worden war: „Festes
Schuhwerk ist dringend erforderlich.
Der Rundgang durch das Mannheimer
Werk ist gut 4 km lang“.
Nachdem ohne gezeigte Hast einige
Probleme mit den drahtlosen Tonübertragungsanlagen behoben waren, ging
es dann hinüber in die große Werkshalle. Im Vergleich zu PKW-Werken war
der große Anteil von Handarbeit an der
Produktion auffällig. Während die
Höchstgeschwindigkeit der produzier-
ten Traktoren relativ leicht zu erkennen
war, weil sämtliche für den Weitertransport aufgestellten Traktoren weiße
Schilder mit den Zahlen 40 oder 50
trugen, war die Frage nach der Mindestgeschwindigkeit deutlich schwerer.
Sie beträgt 50 Meter in der Stunde. Bei
dem Tempo kann man während der
Fahrt Blumen pflücken, aber zum Beispiel auch Pflanzen setzen. Bei einem
Traktor auf einem Rollenprüfstand, der
auf diese Mindestgeschwindigkeit eingestellt war, musste man schon sehr
genau hinsehen, um die Rotation der
Antriebsräder zu erkennen.
Viele Fragen galten auch den modernen GPS-Steuerungen, die für die
meisten Traktoren lieferbar sind, aber
im Straßenverkehr ausgeschaltet bleiben müssen. Auf großen Flächen hingegen ist der Einsatz mit einer Abweichung von 2 cm nicht nur Arbeitskräftesparend sondern führt auch zu einer
viel größeren Genauigkeit, zum Beispiel beim Düngemitteleinsatz.
Mit einer Einladung zu einem deftigen
Mittagessen in der Kantine endete der
Besuch in einem Werk, in dem seit
1921 über 70 Mio. Traktoren gebaut
wurden und dessen Kapazität zwei
Drittel der deutschen Traktorenproduktion umfasst. Nur 13% davon
verbleiben allerdings in Deutschland,
der Rest geht ins Ausland, davon 56%
ins übrige Westeuropa, der Rest nach
Asien, Afrika und Australien. Nach
einem Abstecher ins Oldtimermuseum
ging es noch in den Shop. Es wurden
dort auch einige Traktoren verkauft,
selbstverständlich in den Unternehmensfarben grün und gelb, aber in
handlichen Größen, nämlich als Mitbringsel für diverse Enkel. Der Vertrieb
„echter“ Traktoren erfolgt hingegen
ausschließlich über den Landmaschinenhandel.
Zugehörige Unterlagen
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