WAS IST FRUKTOSE­MALABSORPTION? Fruktosemalabsorption vs. Fruktoseintoleranz Zunächst muss mit einem allgemeinen Missver­ ständnis aufgeräumt werden: Vielfach wird im Volks­ mund von Fruktoseintoleranz gesprochen, wenn man über Fruchtzuckerunverträglichkeit redet. In den meisten Fällen handelt es sich dabei aber um Fruktosemalabsorption, auch intestinale Fruktose­ intoleranz genannt. Dies ist eine Stoffwechselstö­ rung, bei der es zu einer ungenügenden Aufnahme des Fruchtzuckers aus dem Darm kommt. Das führt zu Bauchbeschwerden, Schmerzen und Durchfällen. Die hereditäre oder auch an­ geborene Fruktoseintoleranz ist dagegen eine sehr selte­ ne Genmutation, bei der ein wichtiges Leberenzym fehlt und somit Fruchtzucker nicht abgebaut werden kann. Gesundheitsorganisationen, Zeitungen oder Fernseh­ magazine geben immer wieder allgemeine Empfehlungen ab, was den Verzehr von frischem Obst und Gemüse angeht. Da heißt es meist: je mehr, desto besser. Dass es auch eine Obergrenze gibt, die tole­ riert werden kann, dazu wird meistens keine nähere Angabe gemacht. Etwa 30–40 % der Mitteleuropäe­ rInnen vertragen allerdings nicht mehr als 25 g Fruk­ tose am Tag (ein Apfel mit einem Gewicht von 200 g enthält etwa 12 g Fruktose). Bei Kleinkindern liegt die maximale Grenze bei etwa 4 g. 8 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 8 19.08.14 15:51 Was ist Fruktose? Fruktose, im Volksmund auch als Fruchtzucker be­ kannt, ist ein Einfachzucker, auch Monosaccharid genannt, und gehört zu den Kohlenhydraten. Zucker wird von Menschen als Energieträger aufgenommen und muss somit im Verdauungsprozess den Zellen zur Verfügung gestellt werden. Wie gelangt der Zucker von der Nahrung über die Blutbahn in die Zellen? Normalerweise beginnt die Verdauung von Kohlen­ hydraten bereits im Mund. Dort werden diese mithil­ fe von Enzymen – das sind Stoffe, die im Körper Re­ aktionen beschleunigen können – in ihre Einzelteile aufgespalten und können so über die Dünndarm­ schleimhaut leicht in die Blutbahn aufgenommen werden. Dieser Transport funktioniert über bestimm­ te Transportproteine, die in die Darmwand eingebaut sind. Da es verschiedene Sorten von Zuckern gibt, gibt es auch verschiedene Transportproteine. Der Weg eines Fruktose-Moleküls vom Dünndarm in die Blutbahn Dünndarm FRU GLUT5 GLUT5= ˆ der Fruktosetransporter Blut FRU Darmzellen GLUT2 FRU 9 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 9 19.08.14 15:51 Was passiert bei Fruktose­unverträglichkeit im Körper? Für den Transport von Fruktose ist GLUT5 verantwort­ lich, ein Zuckertransporter („GLUkose-Transporter“) in der Zellmembran der Darmschleimhaut, der dafür sorgt, dass Fruktose in die Zellen geschleust wird. Da der Zucker nicht von allein aus dem Darm in die Blut­ bahn und zu den Zellen wandern kann, braucht er die­ se kleinen Helfer. In der Darmschleimhaut befinden sich mehrere solcher Helfer, sodass der Zucker dorthin gelangt, wo er als Energiestoff gebraucht wird. GLUT5 kann dauerhaft oder nur zeitweise, ganz oder nur teilweise funktionslos sein. Was daraus folgt, ist, dass Fruktose nur unzureichend in die Blutbahn und somit in die Zellen aufgenommen werden kann. Die gesamte Fruktose sammelt sich im Dünndarm an und wird mit dem Nahrungsbrei weiter in den Dickdarm befördert. Die Dickdarmflora besteht aus anaeroben Bakterien, die den zusätzlichen Zucker sofort vergä­ ren. Dies führt dann zu einer Ansammlung der Abfall­ stoffe dieser Bakterien und in weiterer Folge auch zu einer Bakterienvermehrung. Die Abfallstoffe aus dem Bakterienstoffwechsel sind Wasserstoff, Kohlenstoff­ dioxid, Methan und kurzkettige Fettsäuren. Was daraus folgt, sind die typischen Symptome und Beschwerden des Reizdarmsyndroms: →Blähungen → Druck- und Völlegefühl →Bauchschmerzen, die vor allem im Unterbauch auftreten →Krämpfe →Durchfall →Verstopfungen Studien einer österreichischen Arbeitsgruppe (vgl. Ledochowski 2001) haben einen Zusammenhang zwischen Fruktosemalabsorption und Depressionen 10 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 10 19.08.14 15:51 bei Frauen beschrieben. Für die Testung wurden den PatientInnen allerdings 50 g Fruktose verabreicht – und nicht wie üblich 25 g. Da sind verstärkte Sympto­ me nicht verwunderlich. Da die Ergebnisse auch noch nicht von anderen Gruppen bestätigt wurden, sollte diese Theorie nicht allzu ernst genommen werden. Wegen der ständigen Belastungen durch die Verdau­ ungsbeschwerden kann es allerdings sein, dass die Betroffenen zusätzlich zeitweise Erscheinungen von Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Stimmungs­ schwankungen haben. Der Schweregrad der Beschwerden hängt also auch ab von: →→der Menge der verzehrten Fruktose, →→der Beschaffenheit der Darmflora, →→dem gleichzeitigen Verzehr von anderen Lebens­ mitteln, die die Symptome entweder verbessern oder verschlechtern können, z. B. verschlechtert Sorbit die Symptome, Glukose verbessert sie. Da Fruktose nicht zu einer Blutzuckererhöhung führt, wird sie häufig in diätetischen Lebensmitteln einge­ setzt. Vorsicht also vor versteckten Fruktosequellen! Wie kann man Fruktosemalabsorption diagnostizieren? Meist haben die Betroffenen bereits über einen ge­ raumen Zeitraum die typischen Beschwerden eines Reizdarmsyndroms. Nicht selten haben sie schon einige Ärztinnen oder Ärzte aufgesucht, bis entwe­ der die Ärztin bzw. der Arzt oder auch Familienan­ gehörige, Freundinnen bzw. Freunde oder Bekannte eine Vermutung hinsichtlich einer Fruktoseunver­ träglichkeit abgeben. Die Diagnose erfolgt anfangs meist über einen Selbsttest. Dieser besteht aus ei­ ner mehrtägigen streng fruktosearmen Ernährung, also ohne Produkte, die Fruchtzucker enthalten 11 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 11 19.08.14 15:51 (Achtung vor versteckten Quellen!). Verschwinden in dieser Zeit die typischen Beschwerden, spricht das für eine Fruktosemalabsorption. Ein Selbsttest kann aber auch bedeuten, dass die oder der Betroffene verschiedene Lebensmittel mit enthaltenem Frucht­ zucker zu sich nimmt und dann beobachtet, welche Symptome und in welcher Stärke diese auftreten. Die sichere Variante aber ist, einen Fruktosebelastungstest durchführen zu lassen. Wie funktioniert ein Fruktosebelastungstest? Für die Diagnose wird ein H2-Atemtest durchgeführt, bei dem ein Gerät – ähnlich der Alkoholtestung durch die Polizei – die Menge an abgeatmeten Wasserstoff in der Ausatemluft misst. Die Testperson muss nüch­ tern zum Test kommen, wo zu Beginn gleich die erste Messung erfolgt. Danach trinkt sie 25 g Fruchtzucker, in Tee oder warmem Wasser aufgelöst. Anschließend wird in Abständen von einer halben Stunde gemes­ sen. Steigen die Gase nach drei Stunden über einen Wert von 20 ppm an, folgt daraus die Diagnose Frukto­ semalabsorption bzw. Fruchtzuckerunverträglichkeit. „ppm“ bedeutet „parts per million“ und ist die Ein­ heit, in der der Wasserstoffgehalt in der Atemluft ge­ messen wird. 10 ppm beispielsweise bezeichnet eine Menge von 0,001 % Wasserstoffgehalt im Atem. Bei der Testung sollten Sie sich am besten einen Tag freinehmen und sicherstellen, dass eine Toilette in Reichweite liegt, denn es kann zu schlagartigen Durchfällen kommen. Wie kann man Fruktosemalabsorption behandeln? Heilen kann man die Fruktosemalabsorption derzeit noch nicht. Somit bleibt den Betroffenen nur die Vermeidung der fruktosehältigen Produkte. Besondere Vorsicht ist bei den versteckten Quellen geboten. 12 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 12 19.08.14 15:51 Nicht nur Fruktose, sondern auch Sorbit (E 420), Mannit (E 421), Isomalt (E 953) und Maltit (E 965) sollten ver­ mieden werden. Glukose, Dextrose und Traubenzucker erleichtern die Aufnahme von Fruktose aus der Nahrung. So können beispielsweise Äpfel in Kompottform, mit Traubenzu­ cker gesüßt, besser verdaut werden als im Rohzustand. Vorsicht: Für Diabe­ tikerInnen ist Trau­ benzucker nicht ge­ eignet! In Apotheken werden Präparate verkauft, die den Fruchtzucker durch das Enzym Xylose-Isomerase in Traubenzucker umwandeln sollen. Zur Wirksamkeit dieser Produkte stehen allerdings noch Studien aus. Sollte eine Diät keine Besserung der Symptome zei­ gen, steckt dahinter vermutlich noch eine andere Un­ verträglichkeit, die es abzuklären gilt. Bei der Aufnahme von Fruktose gilt generell: „Do­ sis venenum facit.“ Das ist lateinisch und bedeutet: „Die Dosis macht das Gift.“ Das wusste schon Para­ celsus (1538). Was damit gemeint ist: Oft vertragen die Betroffenen kleine Mengen an Fruchtzucker und entwickeln erst ab einer bestimmten Schwellendosis die Unterverträglichkeitssymptome. Es ist deshalb ratsam, im Selbsttest die maximal tolerierbare Grenze herauszufinden. Hilfreich ist ebenfalls, kleine Mengen über den Tag verteilt zu verzehren und nicht alles auf einmal. Keine Angst! Fruktosemalabsorption ist keine schwerwiegende Erkrankung. Auch wenn Sie einmal Ihre Diät nicht ein­ halten können oder wollen, wird das keine nachhaltigen Schäden verur­ sachen. Die Blähungen sind durch­ aus unangenehm, haben aber keine gesundheitlichen Konsequenzen für den Organismus. 13 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 13 19.08.14 15:51 Fruktosemalabsorption im Überblick Nicht zu verwechseln ist die Fruktosemalabsorption mit → angeborener Fruktoseintoleranz →Laktoseintoleranz →Histaminintoleranz (Unverträglichkeit von stark gereiften Lebensmitteln, wie etwa Käse, Salami, Wein etc.) →Nahrungsmittelallergien Symptome →Krämpfe →Durchfall →Verstopfung →Blähungen → Druck- und Völlegefühl →Bauchschmerzen →Müdigkeit →Abgeschlagenheit →Stimmungsschwankungen Diagnosemöglichkeiten →Selbsttest → Fruktosebelastungstest = Wasserstoff-Atemtest (H2-Atemtest) Therapiemöglichkeiten → fruktosearme Ernährung → individuelle Austestung, was und wie viel man ohne Beschwerden verträgt →Erleichterung der Verdauung durch die gemeinsame Aufnahme mit Trauben­ zucker (Glukose) →Meiden von Zuckeraustauschstoffen wie Sorbit (E 420), Mannit (E 421), Isomalt (E 953) und Maltit (E 965) →gleichzeitige Einnahme von Enzymkapseln mit dem Enzym Xylose-Isomerase (Achtung: keine absolute Garantie für Wirkung!) →falls keine Therapie anschlägt: andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten/ -allergien ausschließen! 14 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 14 19.08.14 15:51 ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNGEN BEI FRUKTOSEMALABSORPTION Fruktosemalabsorption, auch intestinale Fruktoseinto­ leranz genannt, ist keine Krankheit oder Allergie, son­ dern eine Verdauungsstörung. Medizinisch gilt die Fruktosemalabsorption als harmlos. Fruktose oder Fruchtzucker kann bei dieser Verdauungsstörung im Dünndarm nicht in größeren Mengen aufgenommen werden. Fruktose gelangt dabei vermehrt in den Dickdarm und verursacht dort Verdauungsstörungen. Sekundäre Ursache für eine Fruktosemalabsorption können auch Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt, wie z. B. chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder eine unbehandelte Zöliakie (Glutenunverträg­ lichkeit), sein. Zöliakie ist eine Überempfindlichkeit gegen Gluten, das Klebereiweiß in vielen Getreide­ sorten. Ursachen Die genauen Ursachen einer Fruktosemalabsorption sind weitgehend unklar. Diese Verdauungsstörung nach einer größeren Auf­ nahme von fruktosehältigen Nahrungsmitteln, wie z. B. Apfelsaft, war aber schon immer bekannt. Es scheint so, als würden immer mehr Menschen fruktosehältige Lebensmittel nicht vertragen. Ein Grund dafür könnte sein, dass in den letzten Jahren Fruktose in isolierter Form oder als Fruktosesirup immer mehr Lebensmitteln zugesetzt wird. Dadurch wird vermehrt Fruktose aufgenommen und es kann zu Unverträglichkeiten kommen. 15 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 15 19.08.14 15:51 Auch wurde beobachtet, dass eine Fruktosemalab­ sorption vermehrt nach akuten Darminfekten oder Helicobacter-Infektionen auftritt. Helicobacter py­ lori ist ein Bakterium, das den Darm besiedeln und dort zu einer chronischen Magenschleimhautinfek­ tion (= Gastritis) führen kann. Auch die Zusammen­ setzung der Darmflora, Einnahme von Antibiotika, Stress und hormonelle Schwankungen können eine Rolle spielen. Fruktosemalabsorption versus angeborene hereditäre Fruktoseintoleranz Eine Fruktosemalabsorption darf nicht mit einer hereditären (erblichen) Fruktoseintoleranz verwechselt werden, die auf einem angeborenen Enzymdefekt be­ ruht, fast immer bereits im Säuglingsalter diagnosti­ ziert wird und sehr selten vorkommt. Symptome Die Hauptsymptome der Fruktosemalabsorption sind starke Blähungen, Bauchschmerzen, Darmkrämpfe und manchmal auch Durchfall. Die Intensität der Beschwerden hängt in erster Linie von der Menge des verzehrten Fruchtzuckers ab. Auch die Kombination mit anderen Lebensmitteln oder Nahrungsbestandteilen (z. B. Zuckeraus­ tauschstoffe, blähende Lebensmittel) kann die Be­ schwerden verstärken. Die Beschwerden treten nicht sofort nach Nahrungsaufnahme, sondern erst ca. 30–90 Min. danach auf. Diagnose Die Diagnose einer Fruktosemalabsorption wird in der Regel durch einen H2-Atemtest gestellt. Wenn zu große Mengen an Fruktose bei diesem Test verab­ reicht werden, kann das Testergebnis verfälscht sein. 16 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 16 19.08.14 15:51 In der Regel wird der Test bei Erwachsenen mit 25 g Fruktose und bei Kindern mit 1 g Fruktose/kg Körper­ gewicht durchgeführt. Wichtig ist auch, dass 1–2 Tage vor dem Test keine fruktosehältigen Nahrungsmittel oder stark blähen­ den Lebensmittel gegessen werden sollten, um ein verwertbares Testergebnis zu erhalten. Alle anderen Untersuchungen oder alternative Aus­ testungen zur Ermittlung einer Fruktosemalabsorpti­ on sind nicht aussagekräftig. Individuelle Ernährungstherapie Wenn ein positives Testergebnis samt Symptomen vorliegt, sollten alle Nahrungsmittel, die große Men­ gen an Fruktose und Zuckeraustauschstoffen ent­ halten, in kleineren Mengen gegessen bzw., wenn notwendig, gemieden werden. Es kann erst zu Beschwerden kommen, wenn die per­ sönliche Obergrenze überschritten ist. Deshalb gibt es bei einer Fruktosemalabsorption keine allgemei­ nen Ernährungsempfehlungen. Für Personen, die trotz positiven Testergebnisses keine Beschwerden haben, ist keine Einschränkung von bestimmten Lebensmitteln notwendig. Welche Lebensmittel in welchen Mengen gut vertragen werden, muss jede bzw. jeder individuell ­aus­testen. Es wird empfohlen, die Ernährungstherapie in zwei Schritten durchzuführen: Zeitlich begrenzte, streng fruktosearme Kost: In dieser Phase sollten für zwei Wochen alle frukto­ sehältigen Lebensmittel und Zuckeraustauschstoffe gemieden werden. Falls sich die Verdauungsstörungen in dieser Zeit nicht bessern, könnte auch eine andere Erkrankung die Ur­ sache sein. Eine weitere ärztliche Abklärung ist dann empfehlenswert. 17 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 17 19.08.14 15:51 Fruktosearme Langzeiternährung: Nach den ersten zwei Wochen sollte man individuell austesten, welche Lebensmittel ohne große Be­ schwerden vertragen werden. Dazu sollten die ein­ zelnen Lebensmittel in kleiner Menge der Reihe nach wieder eingeführt werden. Bei den meisten Personen genügt bereits das Redu­ zieren der Menge von Fruchtsäften und Obst im tägli­ chen Speiseplan. Im Laufe der Zeit kann sich die Verträglichkeit von be­ stimmten Lebensmitteln auch wieder verbessern. Pro­ bieren Sie es einfach aus. Übersichten zum Fruktosegehalt von Lebensmitteln im Internet Es kursieren unzählige unterschiedliche Tabellen von Fruktosegehalten im Internet. Doch es gibt keine Lebensmittel, die generell weggelassen werden soll­ ten. Die Verträglichkeit der einzelnen Lebensmittel muss vielmehr individuell ausgetestet werden. Die verschiedensten Tabellen, die man vor allem im In­ ternet findet, sind daher nicht aussagekräftig. Der Fruktosegehalt von Lebensmitteln hängt von un­ terschiedlichen Faktoren ab: →→Herkunft oder Anbaugebiet →→Reifegrad →→Sorte bzw. Züchtung →→Verarbeitung →→Zubereitung Bei den Angaben in den verschiedenen Listen han­ delt es sich daher nur um Richtwerte und nicht um den tatsächlichen Fruktosegehalt des Lebensmit­ tels, das Sie gerade essen möchten. Deshalb finden Sie in diesem Buch keine Tabelle mit den Fruktose­ gehalten der einzelnen Lebensmittel und auch keine Glukose- und Sorbittabellen. 18 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 18 19.08.14 15:51 Eine streng fruktosefreie Dauer­ ernährung und einseitige Diäten wer­ den nicht empfohlen, da es dadurch zu verschiedenen Nährstoffmängeln kommen kann. Es sollten alle Lebensmittel gegessen werden, die gut vertragen werden. Leider gibt es für Fruktosemalabsorp­ tion sehr viele falsche Ernährungsund Diätempfehlungen, die beson­ ders im Internet verbreitet werden. Es ist sehr empfehlenswert, nach einem positiven Testergebnis eine professionelle Ernährungsberatung durch eine Diätologin bzw. einen Diätologen in Anspruch zu nehmen. Außerdem kommt es nach derzeitigem Stand der Wissenschaft zu keinen Folgeschäden, wenn die fruktosearme Ernährung nicht eingehalten wird. Auch Menschen ohne Fruktosemalabsorption, die eine intakte Dünndarmfunktion haben, können Fruchtzu­ cker und auch Zuckeraustauschstoffe nur in begrenz­ ten Mengen aufnehmen. Was ist Fruchtzucker bzw. Fruktose? Fruchtzucker ist ein Einfachzucker und gehört zur Nährstoffgruppe der Kohlenhydrate. Fruchtzucker kommt in natürlicher Form, wie sein Name schon aussagt, in erster Linie in Früchten, Obst, im Honig und im Haushaltszucker vor. Fruchtzucker wird aber auch als Zuckeraustauschstoff in Fertigprodukten und Getränken verwendet. 19 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 19 19.08.14 15:51 Fruktosehaltige Lebensmittel Folgende Lebensmittel enthalten Fruchtzucker bzw. Fruktose: →→Obst- und Fruchtsäfte, z. B. Apfelsaft, Birnensaft, Orangensaft, Multivitaminsäfte, Obst-Smoothies, Fruchtmolkegetränke, Eistee, Getränke mit Frucht­ zuckerzusatz, Diätlimonaden. In den USA wird fast allen Fruchtsaftgetränken und Limonaden ein sogenannter „High Fructose Corn Syrup“ zugesetzt, der einen sehr hohen Fruchtzu­ ckergehalt aufweist. →→Dicksäfte, wie Apfel- und Birnendicksaft, Apfel­ kraut oder Traubensüße, können je nach Herstel­ lung auch größere Mengen an Fruktose enthalten und sollten daher nur in kleinen Mengen verwen­ det werden. →→Frisches Obst: Äpfel, Birnen oder Zwetschken/ Pflaumen werden von vielen Personen am schlech­ testen vertragen. Es gibt aber auch gut verträgliche Obstsorten, z. B. Bananen, Beerenfrüchte oder Zi­ trusfrüchte. Das sollte man individuell austesten. →→ Dörrobst oder Trockenfrüchte wie Dörr­zwetschken/ -pflaumen, Feigen, Datteln, Marillen/Aprikosen, getrocknete Äpfel usw. enthalten eine größere Menge an Fruchtzucker. Früchtetee aus getrocknetem Obst ist ebenfalls schlechter verträglich. →→Honig enthält mehr Fruchtzucker als Traubenzu­ cker, wird aber in kleinen Mengen meistens ver­ tragen, z. B. 1 TL Honig auf ein Butterbrot. →→Agavensirup besteht aus Fruchtzucker und Trau­ benzucker, wobei der Fruchtzuckeranteil überwiegt. 20 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 20 19.08.14 15:51 →→Topinambursirup hat einen sehr hohen Anteil an Fruchtzucker und Inulin. →→Haushaltszucker oder Saccharose: Haushaltszu­ cker ist ein Zweifachzucker, der aus einem Teil Traubenzucker und einem Teil Fruchtzucker be­ steht. Da der Traubenzucker die Verträglichkeit von Fruchtzucker verbessern kann, wird auch der Haushaltszucker gut vertragen. Fertigprodukte und Diätprodukte Fruktose bzw. Fruchtzucker wird auch als Zuckeraus­ tauschstoff eingesetzt. Einige Fertigprodukte wie Süßigkeiten, Speiseeis, Marmeladen/Konfitüren etc. und auch spezielle Pro­ dukte für DiabetikerInnen können ebenfalls Fruktose enthalten. Auch Getränken, z. B. Mineralwasser mit Geschmack, Erfrischungsgetränken oder Eistee, wird öfters iso­ lierter Fruchtzucker oder Fruktosesirup zugesetzt. Sie erkennen das an den Zutatenlisten der Lebens­ mittel- und Getränkeverpackungen. Zutaten, die in der Zutatenliste zum Schluss aufschei­ nen, sind nur in geringen Mengen enthalten und wer­ den fast immer vertragen. Beachten Sie auch die Hinweise wie „zuckerfrei“, „zu­ ckerreduziert“ oder „ohne Zuckerzusatz“ auf den Le­ bensmittelverpackungen. Das bezieht sich nur auf den Haushaltszucker. Hier kann trotzdem Fruchtzucker enthalten sein. Lesen Sie die Zutatenlisten. Hinter folgenden Begriffen kann sich auch Fruchtzucker oder Fruktose verstecken: „High fructose corn syrup“, Fruktosesirup, FruktoseGlukose-Sirup (enthält mehr Fruktose als GlukoseFruktose-Sirup), Oligofruktose, Inulin 21 Fruktosemalabsorption_Kern_145x205_korr.indd 21 19.08.14 15:51