Fragen und Antworten

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Ö1 macht Schule.
Ein Projekt von
Die Gretchenfrage.
"Nun sag', wie hast du's mit der Religion?"
Ein Bericht vom 11. Philosophicum Lech 2007
Ö1 Salzburger Nachtstudio
Gestaltung: Elisabeth J. Nöstlinger
Sendedatum: 21.03.2012 (Erstausstrahlung 26.09.2007)
Länge: ca. 55 min.
Fragen und Antworten
1. Geben Sie den Inhalt des Zitats von Voltaire mit eigenen Worten wieder?
Stichworte: Was einem Menschen entgegenhalten, der sagt: „Er wolle lieber Gott als den Menschen
gehorchen“? Der überzeugt ist in den Himmel zu kommen, wenn er einem den Hals abschneidet!
2. Welche Ereignisse nähren den Verdacht, das europäische Zeitalter der Aufklärung
hätte es nie gegeben?
Aktuelle Ereignisse in Zusammenhang mit Fundamentalismus, die öffentlichen Diskussionen über
Toleranz, Christentum, Spielarten des Islam und der Spiritualität.
3. Geben sie den Inhalt des Zitats aus Faust – Gretchenszene – Gretchens Frage wieder?
"Nun sag wie hast Du´s mit der Religion? ... Allein ich glaub Du hältst nicht viel davon."
4. Welche Argumente führt Heinrich für seine Ausflüchte an?
Heinrich will niemandes Gefühl und Kirche rauben. Er ehrt die Sakramente, doch ohne Verlangen …. Wer
darf sagen, ich glaub an Gott? Die Frage an Priester oder Weise scheint nur Spott über den Frager zu
bringen. … Gefühl ist alles. Name ist Schall und Rauch, umnebelt Himmelsglut. …
5. Welche Ergebnisse präsentiert Paul Zulehner, Dekan der theologischen Fakultät,
bezüglich der Religiosität jugendlicher Österreicher?
Die Jugend Österreichs wendet sich im Vergleich stärker von Religion und Kirche ab wie in anderen
europäischen Ländern.
6. Wie sieht Paul Zulehner die Änderungen im Verhältnis der Menschen zur Religion?
Findet die sogenannte Säkularisierung statt? Welches Beispiel erwähnt er?
Säkularisierung moderner Kulturen findet statt, aber nicht wie angekündigt. Je moderner eine Kultur,
desto säkularer ist sie, wird vermutet. Es gibt immer mehr Menschen, die „ohne die Wohltat der Religion“
oder ein Verhältnis zur Kirche ihr Leben zu meistern in der Lage sind. Anekdote: „Bei einer Hochzeit fragt
Zulehner ein junges Paar – sind sie spirituell? Antwort: Nein überhaupt nicht. Uns interessiert, ob die
Liebe hält, ob wir Arbeit haben, sonst wünschen wir uns ein leidfreies Glück.“
© Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Franz Reichel
Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt.
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7. Welche Unterscheidung trifft M. Seel bezüglich der Säkularisierung?
Seel unterscheidet zwischen säkularer Gesellschaft und säkularem Staat, den es in unterschiedlicher
Ausprägung gibt. Säkulare Gesellschaft gibt es keine, es müssten deren Teilnehmer, Zitat Habermas
„religiös unmusikalisch“ sein, also alle ohne jegliche religiöse Erfahrung sein.
8. Was versteht man unter „säkular“ bzw. Säkularisierung?
Eine Einstellung in Gefühlen, Erfahrungen und Gedanken sowie sozialen Praktiken, dass es in normativer
Hinsicht nichts darüber hinaus gibt und nichts zählt, was die Menschen einander schulden. Säkular ist
somit eine individuelle und kollektive Lebensführung in der der Mensch das Maß aller Dinge ist.
9. M. Seel unterscheidet zwischen säkularer Gesellschaft und säkularem Staat. Was
existiert real?
Säkulare Staaten gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen, eine säkularen Gesellschaft hingegen nicht.
10. Welches Zitat von Habermas bringt M. Seel zur säkularen Gesellschaft?
Wir sind alle religiös unmusikalisch geworden.
11. Was ist das Charakteristikum der säkularen Gesellschaft nach M. Seel?
In dieser Gesellschaft gibt es keine Teilnehmer mehr mit religiöser Erfahrung. Soziale Praktiken sind in
normativer Hinsicht ausschließlich durch die Menschen bestimmt. Eine individuelle und kollektive
Lebensgestaltung in der der Mensch das „Maß aller Dinge“ darstellt.
12. Welches Gedankenexperiment schlägt M. Seel vor?
Das Experiment besteht darin zu überlegen, ob es eine „halbwegs funktionierende“ Gesellschaft auf
dieser Grundlage geben könnte, also eine Gesellschaft in der religiöse Überzeugungen, Organisationen
und Riten keinerlei Rolle mehr spielen.
13. Womit soll die reale, nicht utopische, säkulare Gesellschaft verglichen werden?
Mit den stabileren demokratischen Gesellschaften, die im Weltmaßstab einigermaßen funktionieren.
14. Weiters stellt sich die Frage, ob eine Gesellschaft „frei von Religiosität“ wünschbar
sein könnte?
Für M. Seel stellt sich die Frage nicht. Ein solcher Zustand ist alles andere als wünschbar. Der Wegfall
spiritueller Praxis wäre abgesehen von den Religionen ein Verlust von historischer Tiefe und kultureller
Differenz. Auch in normativer Hinsicht sieht Seel einen Verlust.
15. Was versteht man unter Transzendenz, innerweltlicher Transzendenz?
Unter innerweltlicher Transzendenz meint Seel ein über sich hinausgehen, ohne die irdische kulturelle
Welt zu verlassen. Transzendenz kann auch als Übergang in eine andere Welt verstanden werden.
16. Wie charakterisiert M. Seel Selbsttranszendenz schärfer?
Die Fähigkeit sich aus freien Stücken bestimmen zu lassen, durch etwas, das das bloß subjektive Wollen
und Wünschen übersteigt, mit sich etwas geschehen zu lassen, was einem auf unabsehbare Weise
bereichert und also aus sich etwas zu machen, das man alleine nicht machen kann. Wer so lebt, vermag
sich auf Verhältnisse und Verständnisse einzulassen, die nicht nur eine Funktion der eigenen Interessen
sind.
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17. Was erlaubt diese Orientierung dem Einzelnen?
Sie erlaubt im endlichen Leben, ein unendliches Leben zu führen, das sich in unausschöpfbaren
Möglichkeiten der Variation der eigenen Möglichkeiten vollzieht.
18. Worin unterscheidet sich die religiöse Haltung von der profanen?
Sie vollzieht sich aus der Erfahrung der Teilhabe an einem Sinn, den die Menschen und die Menschheit
allein nicht gewähren und garantieren können. Für jene Menschen religiöser Haltung eröffnen sich
Bereiche und Bezüge des Göttlichen oder Heiligen, an denen sie ihre Lebensführung ausrichten, Kraft
und Zuversicht gewinnen können.
19. Worin resultiert zusammengefasst diese religiöse Transzendenz?
Im Grundvertrauen in Gottes Hand zu sein. Der Mensch, der dies fühlt, muss sich nicht fürchten, darf auf
Erlösung hoffen.
20. Welche Art der Transzendenz bleibt dem Atheisten?
Er müsste sich mit der innerweltlichen Transzendenz, einer schwächeren Form der Transzendenz
bescheiden.
21. Worin besteht die Gefahr des Verlusts der Transzendenz? Weshalb wird dieser
Verlust als gravierend betrachtet?
In der Verarmung der Kultur der Gesellschaft; in der Frage, ob ohne starke Transzendenzerfahrung die
sozialen Bindungskräfte für ein einigermaßen friedliches Zusammenleben erbracht werden können.
22. Was ergibt die Analyse der Grundstruktur der Selbsttranszendierung!
Das religiöse Bedürfnis hat seine Wurzeln im Wunsch sich durch Faktoren, die nicht in der Hand einiger
oder aller liegen, bestimmen zu lassen. Ergebnis der Analyse: Dieser Wunsch ist nicht das religiöse
Bedürfnis. Er kann auf andere Art und Weise befriedigt werden: Etwas zu finden auf das ich vertrauen
kann, das Autorität über mich hat, das über mich hinausgeht, das nicht in meiner Macht liegt, dergleichen
findet sich überall.
23. Welche Formen der Teilhabe bleiben einem profanen Bewusstsein?
Durch unsere Wahrnehmung der Lebensführung, Ideen anderer Personen, Lehrer, Personen des
öffentlichen Lebens, Institutionen können Daseinsformen gezeigt werden, Solidarität mit Gleichgesinnten
entstehen, die wie der Einzelne vor einem unverfügbarem Schicksal stehen.
24. Woran glauben Menschen, die mit einer profanen Lebenseinstellung auszukommen
glauben, nicht?
Sie glauben nicht an die Erlösung, nicht an die Befreiung von Nöten und Ungewissheiten ihres endlichen
Lebens. Es genügt ihnen, durch Denken und Aufklärung zur Erkenntnis zu gelangen.
25. Welche Haltung vertrat die Bildungsministerin Claudia Schmied?
Bekenntnis zur Aufklärung und zu ihren Ideen. Lässt die „Gretchenfrage“ für sich unbeantwortet. Plädiert
für Toleranz gegenüber Menschen, die sich der inneren Ruhe und Kontemplation zuwenden. Warnt vor
Heilsverkündern, die Orientierungssuchende ausnutzen und verführen. Als Politikerin steht sie für den
Weg der Aufklärung, für die Trennung von Staat und Religion, in dem beide ihre Rollen und Aufgaben
haben.
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26. Ist eine gerecht säkulare Gesellschaft denkbar?
M. Seel beantwortet die Frage mit „Ja“, womit er aber nicht sagt, dass eine solche Gesellschaft besser
wäre, seiner Ansicht nach ist sie das eher nicht.
27. Welchen Vergleich bringt M. Seel zur Denkbarkeit einer säkularen Gesellschaft?
Er vergleicht es mit der Kultur des Hörens und Machens von Musik, wenn in einer Gesellschaft an Klassik
oder an Jazz niemand mehr gefallen fände. Der Verlust einer Stilrichtung bedeutet aber nicht den Verlust
der Musik. Er gibt hier eine Analogie zu Stilen der Selbsttranszendierung.
28. Worin besteht Fausts Dilemma nach K. P. Liessmann?
Sein Dilemma besteht darin: er kann nicht mehr in dem naiven Sinn glauben, wie es Gretchen tut. Er ist
noch kein kämpferischer Atheist. Seine pantheistische Gefühlsreligion kann Gretchen nicht überzeugen –
ihr Befund: Du hast kein Christentum! Diese Einsicht hält sie aber nicht davon ab, Fausts Drängen
nachzugeben. Ihr sinnliches Verlangen wird größer sein als ihr Glaube. Dafür wird sie büßen und erst
durch Goethe in einem zweiten Anlauf halbherzig erlöst werden.
28. Welche Facetten der Gretchenfrage finden sich heute?
Als Testfrage für angehende Liebesbeziehungen hat sie außer in orthodoxen Kreisen ihre Bedeutung
weitgehend verloren. Hingegen ist die Frage nach der Existenz Gottes höchst aktuell. Debatten, ob aus
der Organisation des Universums, dem Prinzip der Evolution auf die Spur eines Schöpfers geschlossen
werden kann oder seine Nichtexistenz bewiesen werden könne, erscheinen nach 200 Jahren Aufklärung
anachronistisch, entbehren jedoch nicht eines gewissen Reizes.
29. Was bedeuten Vernunftargumente für oder gegen die Existenz Gottes?
Seit Kant tragen Vernunftargumente nichts mehr zur Klärung dieser Existenzfrage bei, sie fungieren laut
Liessmann als Schleifstein an denen sich die Vernunft schärfen kann.
30. Was leitet Liessmann aus der Maxime des Preußenkönigs Friedrich des II. – „Jeder
soll nach seiner Fasson selig werden“ – für die heutige Zeit ab? Welche Unterscheidung
trifft er zwischen streben nach Seligkeit und Leben?
Der Weg zur Seligkeit bleibt dem Einzelnen überlassen, jedoch folgt daraus nicht, jeder soll nach seiner
Fasson leben. Seligkeitspraktiken haben im privaten Raum Platz, im öffentlichen Raum gelten meist
andere Normen.
31. Worin besteht in einer säkularisierten Gesellschaft das Wesen der Toleranz, wie weit
darf sie gehen?
Die Möglichkeit der Vielfalt diverser religiöser Lebensentwürfe, sofern deren Praxis nicht mit den
herrschenden Rechtsnormen kollidiert. Schwierigkeiten sind vorprogrammiert, wenn
Religionsgemeinschaften mit eigenen Rechtsvorstellungen in Teilgesellschaften agieren. Moderne
Gesellschaften sind gerade dadurch gekennzeichnet, dass sie eine säkulare Verrechtlichung des Lebens
vorantreiben bei gleichzeitiger Entschärfung der Frage nach dem rechten Glauben. Wesentlich war die
Entkoppelung von Moral, Recht und Religion. Einen zivilisatorischen Rückschritt stellt die Engführung von
Moral, Kultur, Recht, Identität, Lebensführung etc. dar.
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32. Wie interpretiert Jan Philipp Reemtsma die Maxime Friedrichs des II.?
Am Beispiel der Kleidung bringen religiös motivierte Menschen ihren Glauben zum Ausdruck – am
Beispiel der Kopftuchdebatte wird vor allem klar, dass wir uns einer Zwangsvergemeinschaftung
widersetzen müssen. Was in öffentlichen Schulen bezüglich der Religion vermittelt wird, sollte in den
Fächern, so sie als Religionsunterricht angeboten, thematisiert werden. Ein Kopftuchverbot verstößt
gegen die Freiheit der Religionsausübung, verstößt gegen freie Berufswahl etc.
33. Wem gilt der Respekt bezüglich religiöser Entscheidungen?
Dem Menschen, der diese Entscheidung getroffen hat so zu leben. Nicht aber seinen Überzeugungen,
nicht seinen Vorstellungen, was „heilig“ ist. Der Respekt gilt dem Menschen, solange die
gesellschaftlichen Regeln respektiert werden.
34. Wie sieht Reemtsma das Kopftuchproblem für die Schule?
Kopftücher sollten Modefragen sein. Der Dissens zwischen innerem und äußerem Sinn des
Kopftuchtragens hat für die Gesellschaft wesentliche Bedeutung. Gesetze gegen das Kopftuchtragen
sind eigentlich Gesetze, die gegen die Selbstachtung einer säkularen Gesellschaft verstoßen.
35. Wie beurteilt Reemtsma die Position der Päpste zur säkularen Gesellschaft? Welche
Aussagen scheinen ihm besonders problematisch?
Das Problem ist, dass der Sinn von außerhalb kommen soll und nicht von innen, vom Individuum. Der
gegenwärtige Papst nennt es: „Diktatur des Relativismus“. Für ihn ist die Idee „Religion sei Privatsache“
eine Aggression gegen die Religion. Sein Vorgänger, ein bekennender Feind der säkularen Gesellschaft,
nannte es „Sünde wider den heiligen Geist“, die nicht vergeben werden kann.
36. Ednan Aslan betrachte Säkularismus als Herausforderung für den Islam. Worin
besteht diese Herausforderung?
Der Islam und seine Glaubensinhalte haben sich auch historisch in den verschiedenen Glaubensschulen
entwickelt. Der Islam stellt kein geschlossenes Gebilde dar. Die sechs Glaubensgrundsätze stammen
nicht direkt aus dem Koran. Es gibt also verschiedene Textinterpretationen. Offenbarung ist das Wort
Gottes, aber der Text erfordert Verständnis des Menschen. Gleich nach Mohammed gab es
Auslegungsdifferenzen. Die Entwicklung des Menschen und die Religion sind in der Gesellschaft
miteinander verbunden. Religion muss sich neu definieren.
37. Welchen Einfluss hat der Islam auf die Politik? Auf die Gesellschaft?
Islam schreibt kein politisches System vor. Kein Theologe kann die Politisierung des Islam mit Koran und
Sunna eindeutig belegen. Der Islam regelt die ethischen Grundlagen, historisch als Folge des
Zusammenlebens verschiedener Kulturen in Medina. Er schreibt keine politische Ordnung vor, die
Entstehung des politischen Islam ist eine späte Entwicklung gegen den Kolonialismus, das Zurückbleiben
der islamischen Welt. Erst im 20 Jhdt. wird der Begriff islamischer Staat geprägt.
38. Welche Beispiele erläutert Ednan Aslan für den politischen Islam in der Shia-Welt?
Die Entwicklungen in Ägypten, Pakistan, Libanon, Iran. Das Khomeini-Regime ist die Herrschaft der
Schriftgelehrten.
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39. Wie sieht der Generalsekretär der Muslime, Aiman Mazyek, die Situation des Islam in
unserer Gesellschaft?
Religion erfährt eine Renaissance, auch mit atheistischen Aktivitäten aggressiver Form. Man muss alle
Religionsgemeinschaften betrachten, man kann nicht alles am Islam festmachen. Es besteht die Gefahr
der Delegitimierung gewisser Verfassungsgüter.
40. Welche Antworten werden in der Diskussion auf die Frage nach Vers 2:56 „Es soll
kein Zwang sein im Glauben, denn das Wahre ist deutlich vom Irrtum zu unterscheiden“
gegeben und warum wird dies in vielen Staaten nicht umgesetzt?
Die Muslime in Deutschland (Zentralrat der Muslime) haben sich mit Fragen der Religionsfreiheit, des
Austritts und Übertritts sowie der Ablehnung einer Religion auseinandergesetzt. Das ist eine kulturell
bedingte Ausprägung des Islam in Deutschland und Österreich. Theologisch äußern sich Muslime im
Einverständnis damit, dass Apostasie möglich ist und kein Zwang in der Religion herrscht. Als Beispiel
wird der Übertritt eines Muslim zum Christentum vor einiger Zeit in Afghanistan genannt, der mit dem Tod
bedroht war. Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht! Dies ist in der „Islamischen Charta“ verankert.
41. Worin unterscheidet sich der sogenannte „Euro-Islam“ oder Islam deutscher oder
europäischer Prägung, der von den Religionsvertretern propagiert wird?
Zusammenfassend kann man sagen, er bemüht sich um Toleranz und respektiert die Freiheit des
Einzelnen. Dies ist in islamischen Staaten wie Saudi Arabien oder dem Iran nicht der Fall.
42. Was versteht Robert Menasse humorvoll unter „Heiliger Schrift“? Welche
Erfahrungen machte er, die ihn meinen ließen, Faust verstanden zu haben?
Das ist die österreichische Presse, wenn der Papst zu Besuch kommt. Ein Aspekt von Faust II kann zum
Verständnis des Kapitalismus II beitragen. Kapitalismus II ist der landnehmende, ein Land nach dem
anderen in Besitz nehmende globale Kapitalismus. Ein starkes Anwachsen von Bedeutung der Religion
in der Gesellschaft ist auf zweierlei Art zu beobachten: als Trost und als Bedrohung. Ist Religion ein
immanenter Widerspruch zur Säkularisierungsdynamik von Moderne, Aufklärung und Kapital und
verschiebt sich das Kräfteverhältnis zwischen Religion und Säkularisierung zu Gunsten der Religionen?
Wenn ja warum?
43. Welche These würde auch gleich die Frage nach dem Warum beantworten?
Ist Religion nicht selbst ein Säkularisierungsinstrument im Kapitalismus geworden? Ein Mittel, das
Heilige, Mystische, schließlich Gott zu verweltlichen? Auch das, was durch Vernunft nicht begründet
werden kann, der Kapitallogik dienstbar zu machen. Religion wäre der Grund dafür, dass der
Kapitalismus das Sakrale aufnimmt, um selbst zur Religion zu werden. Goethes Faust ist daher für die
moderne Welt die exemplarische Auseinandersetzung mit Gott. Gretchen fragt nicht nach Gott, sondern
nach der Religion.
44. Welche Ausgangsbedingungen sieht Menasse in Bezug auf Gott und Religion?
Man kann Gott weder beweisen noch widerlegen, dies ist „vormodern“. Erst die Frage nach der Religion,
nicht nach Gott, also die Frage woran die Menschen glauben und wie sich Menschen auf Grund ihres
Glaubens verhalten? Wir können nicht davon ausgehen, dass es einen Gott gibt, müssen aber davon
ausgehen, dass die Mehrzahl der Menschen an einen Gott glaubt. Dieser Glaube bestimmt das Verhalten
und Handeln der Menschen mit. Die Idee "Gott" (unterschiedlich) lenkt die Praxis der Menschen.
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45. Welche paradoxe Antwort resultiert selbst aus der Überzeugung, dass es keinen Gott
gibt!
Wir müssen die Frage, ob es einen Gott gibt, mit „JA“ beantworten, denn die diversen
Gottesvorstellungen bestimmen die Handlungen der Menschen.
46. Welche Aussage trifft Liessmann bezüglich religiöser Gefühle?
Er zitiert den Satz, dass der moderne Mensch nicht religiös ist, sondern die Religiosität durch das
Interesse an Religionen ersetzt wird. Ihm persönlich ist ein religiöses Gefühl sehr fremd. Als Phänomen
der Gesellschaft erscheint es absurd, erfordert Interpretation – ist Religion etwas das
Auseinandersetzung provoziert. Er, für sich selbst, steht diesen Dingen distanziert gegenüber.
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