Abstract zur Diplomarbeit Polyneuropathie - Eine Nebendiagnose wird zur Hauptdiagnose Verfasserin: Sibylle Klotzbücher, Physiotherapieschule am Stadtspital Triemli, Kurs 32, Februar 2006 Einleitung: Warum wird Polyneuropathie als Nebendiagnose oftmals zur Hauptdiagnose? Diese Arbeit behandelt die Problematik von Patienten in Akutspitälern, welche als Nebendiagnose Polyneuropathie haben. Diese systemisch entzündliche und degenerative Erkrankung der peripheren Nerven führt zu Funktionsstörungen der sensiblen, motorischen und autonomen Nerven. Die Therapie der Hauptdiagnose wird durch die starken Schmerzen, die Sensibilitätsstörungen und die Ataxie aufgrund der Polyneuropathie stark beeinflusst. Fragestellung: So beschäftigt sich die Arbeit mit den Fragen der Schmerztherapie, der taktilen Reizsetzung bei Sensibilitätsstörungen und der Behandlung der vorhandenen Ataxie bei Vorliegen einer Polyneuropathie. Die Arbeit zeigt, inwieweit die Diagnose Polyneuropathie in der physiotherapeutischen Behandlung zur Hauptdiagnose werden kann. Diese Thematik wird von zwei Fallbeispielen begleitet. Resultate: Zur Schmerzbehandlung stehen Medikamente, kalte Wickel, Bäder, elektrotherapeutische Massnahmen und neurodynamische Mobilisationen zur Verfügung. Die taktile Reizsetzung wird in der Physiotherapie oft diskutiert, da die Meinungen zum Thema „hands on“ oder „hands off“ weit auseinander gehen. Um taktile Reize besser erträglich zu machen, kann man über ein weiches Tuch oder eng anliegende Kleider arbeiten. Damit aber die Oberflächensensibilität gefördert wird und taktile Reize weniger schmerzhaft sind, wird die betroffene Hautpartie mit verschiedenen Stoffen in Kontakt gebracht. Die gestörte Tiefensensibilität wird mittels bewussten Einübens von Gelenkstellungen verbessert. Somit ist der erste Schritt in der Ataxiebehandlung getan. Die verminderte Sensibilität und die erschwerte motorische Ansteuerung manifestieren sich oftmals in einer Ataxie, welche die Gangunsicherheit und somit die Sturzgefahr dieser Patienten erhöht. Eine optimale Fuss- und Beinachsenvorbereitung bilden eine gute Basis für die Therapie. Die Stabilität des Rumpfes bedeutet eine wichtige Voraussetzung für Mobilität und Stabilität der Beine. PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation) ist z.B. eine ausgezeichnete Technik. Sie hilft, eine effektive motorische Aktivität zu erlangen. So wird sowohl Mobilität als auch Stabilität einzelner Körperabschnitte gefördert. Schlussfolgerung: Es ist enorm wichtig, individuell auf jeden Patienten abzustimmen, ob die Schmerzbehandlung vor der Sensibilitäts- oder der Ataxiebehandlung sein sollte. Bei jeder einzelnen Massnahme muss dem Therapeuten bewusst sein, inwiefern nun die Nervenleitfähigkeit, der Muskeltonus, die Sensibilität oder die Koordination beeinflusst wird. Ohne dieses Wissen können grobe Fehler in der Behandlung passieren, welche den Therapieverlauf unnötig verlängern. Besonders wichtig sind auch der genaue Befund und die stetige Dokumentation des Krankheitsverlaufes. So kann man stets evaluieren, welche Massnahme individuell für welchen Patienten geeignet ist. Natürlich beeinflusst eine erfolgreiche physiotherapeutische Polyneuropathie-Behandlung die chirurgischen Problematiken. Die vollständige Diplomarbeit kann an der Physiotherapieschule am Stadtspital Triemli eingesehen werden.