Leberegel des Rindes Der zoologische Stamm der Plattwürmer (Plathelmintes) hat zahlreiche parasitär lebende Arten hervorgebracht. Die Mehrzahl gehört zur Kasse der Trematoda, die ausnahmslos Parasiten sind. Diese Würmer haben mehrheitlich 2 Zwischenwirte. Es ist vielmehr eine Besonderheit der Familie der Fasziolidae, nur einen Zwischenwirt zu haben. Zwei in der Leber ihrer Endwirte parasitierende Arten werden beim Rind in Mitteleuropa gefunden: Fasziola hepatica – der große Leberegel und Dicrocoelium dendriticum – der kleine Leberegel. Es ist jedoch vornehmlich Fasziola hepatica, der beim Rind auftritt. Dicrocoelium dendriticum befällt als Endwirte hauptsächlich Schafe und Ziegen, hat zwei Zwischenwirte, eine Landschnecke und eine Ameise, und kommt in Deutschland nur engräumig vor (z.B. schwäbische Alb). Die geschlechtsreifen Stadien des großen Leberegels, Fasziola hepatica, leben in den Gallengängen ihrer Endwirte. Hier legen sie bis zu 20 000 gedeckelte 120 - 180µm große Eier ab. Diese Eier werden entweder direkt mit der Gallenflüssigkeit in den Darm abgegeben, oder aber zunächst für mehrere Wochen in der Gallenblase abgelagert. Diese abgelagerten Eier sind insofern von Bedeutung, als sie noch 16 Wochen nach einer erfolgreichen Leberegelbehandlung in den Darm abgegeben werden können, und so neue Weiden kontaminieren können. Die ausgeschiedenen Eier sind in Dunghaufen ebenfalls mehrere Monate lang lebensfähig. Für die Weiterentwicklung ist es jedoch erforderlich, dass die Eier aus dem Kot ausgeschwemmt werden, und ins Oberflächenwasser (Entwässerungsgräben, Tümpel, Bäche) gelangen. Hier schlüpfen bei mindestens 10°C aus den Eiern die Wimpernlarven (Miracidien), die innerhalb von 24h bei min. 6°C einen Zwischenwirt finden müssen. Die als Zwischenwirt geeigneten Wasserschneckenarten sind eng begrenzt. In Europa fungiert v.a. die Zwergschlammschnecke (Lymnea truncatula) als Zwischenwirt. Weiterhin komBild: Wikimedia commons men die Arten Lymnea peregra, Lymnea tomentosa und Lymnea columella in Frage. In der Schnecke entwickeln sich die Wimpernlarven über Sporozysten zu Redien, Tochterredien und schließlich zu Zerkarien, welche die Schnecke verlassen, und sich an ufernahen Gräsern zu den infektionsfähigen Metazerkarien enzystieren. Die gesamte Entwicklung vom Ei zur Metazerkarie dauert bei mitteleuropäischen Sommertemperaturen durchschnittlich 10 - 12 Wochen. Leberegeleier sind gegen Austrocknung sehr empfindlich. Sie sterben daher bei der Heugewinnung normalerweise ab. Die Metazerkarien bleiben dagegen im kontaminierten Heu 4 - 6 Monate infektionstüchtig. Die Silierung wird weit schlechter vertragen. Die Metazerkarien sterben hierbei in längstens 12 Tagen ab. Auch Temperaturen unter -19°C und über +43°C werden maximal 24h überlebt. Eine Überwinterung der Parasiten ist also in Form von Metazerkarien auf der Weide möglich, das Hauptgewicht der Überdauerung der Parasiten während der Wintermonate liegt aber auf den infizierten Zwischenwirten und den adulten Leberegeln und deren Eiern in der Gallenblase der Endwirte. Nach Aufnahme der Metazerkarien durch einen Endwirt werden die Zerkarien im Duodenum frei. Sie bohren sich innerhalb von 24h durch die Darmwand, und wandern durch die Bauchhöhle in die Leber ein. Dort wandern sie schmarotzend 6-8 Wochen durch das Parenchym des Organes. Mit etwa 61Tagen, nach der Infektion des Endwirtes, werden die zwittrigen Würmer geschlechtsreif und wandern in die Gallengänge, wo es erneut zur Ablage von Eiern kommt. Die Schadwirkung der Leberegel im Endwirt besteht in einer interstitiellen Hepatitis, verursacht durch die im Lebergewebe wandernden jungen Leberegel. Die geschlechtsreifen Würmer reizen durch ihre „stachelige“ Oberfläche die Epithelien der Gallengänge, und rufen hier chronische Entzündungen hervor. Insgesamt ist die Fasziolose eine Erkrankung, die eher durch erhebliche Leistungseinbußen in infizierten Beständen auffällt, als durch größere Zahlen von Todesfällen. Während die gesamte Klasse der Trematoden sehr spezifisch ist, in Bezug auf den oder die Zwischenwirte, so ist der Endwirt nahezu beliebig. Naturgemäß sind vor allem solche Tiere betroffen, die größere Mengen mit Metazerkarien kontaminierter Futtergräser aufnehmen, doch können auch Hund, Katze und Mensch nach Aufnahme von Metazerkarien an Fasziolose erkranken. Eier, ab dem 61.Tag nach der Infektion ausgeschieden Metazerkarien auf Futterpflanzen Zerkarien verlassen die Schnecke 5-7 Wochen p.i. und wandern aktiv auf Futterpflanzen Unter Verwendung von Bildmaterial aus Wikimedia commons Miracidien,nach 10-12 Tagen geschlüpft Zwergschlammschnecke Nach J. Boch u. R. Supperer, Veterinärmedizinische Parasitologie, Verlag P. Parey, Berlin u. Hamburg 1983.