Elektrostatik 1. Ladungen Phänomenologie 2. Eigenschaften von Ladungen 3. Kräfte zwischen Ladungen, quantitativ 4. Elektrisches Feld 5. Der Satz von Gauß 6. Das elektrische Potenzial und Potenzialdifferenz 7. Feldberechnungen 8. Materie im elektrischen Feld i) Ladungen ii) Dipole iii) Leiter Metalle iv) Sonderfall Leiter: Kondensator v) Isolatoren - Elektrischer Leiter Elektrischer Leiter: frei bewegliche Ladungsträger (Elektronen oder Ionen) Unterscheidung spez. Widerstand ρ [Ωm] (20 Größenordnungen) Leiter 10-8 - 10-6 Halbleiter 1 Nichtleiter (Isolator, Dielektrika) > 1012 Beispiele Leiter: Metalle Supraleiter astrophysikalische Plasmen 1 Ladungstrennung Influenz - + + + + + + - + + - + + - Anlegen eines externen Feldes Frei bewegliche Elektronen werden von Feld verschoben: Elektronenüberschuss auf einer Seite Atome bleiben zurück: Elektronenmangel + + + + Platten unterschiedlich geladen nach Trennung im Feld Influenz: Ladungstrennung (Verschiebung oder lokale Anhäufung) im elektrischen Feld Wie viele Ladungen werden verschoben? Externes Feld ⇒Verschiebung von Ladungen ⇒ internes Feld Eext - Eges = 0 Eint + + + + Es werden so viele Ladungen verschoben, dass im statischen Fall das Innere eines Leiters feldfrei ist (Eges = Eext +Eint) Wäre irgendwo E≠ 0, würde auf die dort lokalisierten freien Ladungsträger q die Kraft F = q E wirken ⇒ Ladungsverschiebung ⇒ Widerspruch zur Annahme einer statischen Situation. 2 Beliebig geformter Leiter im Feld Eext - + + - - + + + + + + + + Ein = 0 Wie ändert sich Feld, wenn eine Kugel zwischen Platten gebracht wird? Ladungen an Oberfläche verschoben, dass Feld im Inneren null wird Leiter im elektrischen Feld 1.) Feld im Inneren des Leiter E = 0 da E = 0 und wegen div E = ρ/ε0 ⇒ ρ = 0 d.h es gibt keine Ladungen im Inneren eines Leiters Wo sitzen dann die Ladungen? ⇒ Ladungen nur an der Leiteroberfläche E 2.) Feldverteilung and Oberfläche Statischer Fall: E ⊥ Oberfläche Beweis: Annahme E ∠ Oberfläche E zerlegen in E⊥ und E ⎜⎜ E ⎜⎜ bewirkt Verschiebung von Ladungen Widerspruch zu statischen Fall E⊥ E ⎜⎜ ( ⇒ F⎜⎜ = q E⎜⎜) -q ⇒ Oberfläche = Äquipotenziallinie 3 Leiter im elektrischen Feld (II) 3.) In zusammenhängenden Leitern gilt Potenzial ϕ = konst Einnen = 0 = -grad(ϕ) ⇒ ϕ = konst 4. Feldfreiheit in einem leeren Hohlraum im Inneren eines Leiters: Potenzial im Innenraum: Randbedingung (Innenwand): Lösung: Folgerung: ∆ϕ = 0 ϕ Wand = ϕ0 = const. ϕ ≡ ϕ0 = const. r r EInnen = 0 Gilt für beliebig geformte Hohlräume (nicht nur Kugel) Erklärung Hohlkugel Die leitende Kugelschale umschließt die Ladung +Q im Innenraum. Durch Influenz entsteht eine Oberflächenladung –Q auf der Innenfläche der Kugelschale. Da die äußere Kugel elektrisch neutral ist wird eine entgegengesetzte Ladung +Q auf der äußeren Kugeloberfläche influenziert. Dies führt zu einem Ausschlag des Elektroskops. Durch Berühren mit der Hand kann die äußere Ladung +Q abfließen. Wird die innere Kugel anschließend wieder entfernt, bleibt am Ende nur noch die Ladung –Q auf der Kugel und es zeigt sich wieder ein Ausschlag. 4 Ladungsverteilung auf Leitern Geladener leitender Körper Ablöffeln der Ladung an verschiedenen Stellen Ladungsmenge ist abhängig von der abgenommenen Stelle Maximale Ladung an der Spitze Keine Ladung vom Inneren Spitzeneffekte Wie groß ist die Ladungsdichte σ auf einer beliebigen Fläche? r2 r1 ri lokaler Krümmungsradius Ist gezeigt werden: Auf einer leitenden Oberfläche ist ϕ konstant ϕ = konst . ⇒ σ = ε 0 σ 1 r2 = σ 2 r1 r →0⇒σ →∞ ϕ r E≈ ϕ r (lokale) Ladungsdichte hängt vom Krümmungsradius ab An Spitzen (r →0) treten sehr hohe Ladungsdichten auf: Elektronen treten aus Oberfläche aus 5 Leitender Hohlraum Faradayscher Käfig Im Inneren des Zylinders ist ein feldfreier Raum! Anwendung: Abschirmung von externen elektrischen Feldern für empfindliche Messungen Blitzschutz Van de Graaff Generator 4. Ladungen sofort auf Außenfläche, daher Inneres feldfrei 3. Ladungen werden abgestreift 2. Ladungen werden transportiert 1. Ladungen werden auf Band gebracht (Spitzenentladung) Kombination von Spitzentladung und Faradaykäfig Spannungen bis einigen 100kV in Luft einige MV in Schutzgas 6 Prinzip der Spiegelladung Wie groß ist die Kraft auf eine Ladung q die sich vor einer leitenden Metallplatte im Abstand a befindet? Kraft gleich, als ob sich Ladung mit gleichem Betrag aber unterschiedlichem Vorzeichen im selben Abstand hinter der Platte 1 q2 befindet F= 4πε 0 (2 a )2 Spiegelladung Eq Enorm -q Eq Etang Enorm E-q a a +q Metall (Leiter) Ladung q erzeugt Feld Eq Feld an Metall in Normal- und Tangentialkomponente zerlegt Forderung: Feld nur Normalkomponente Enorm Lösung: -q im gleichen Abstand a hinter Wand Superposition: Eq + E-q = Enorm Tangentialkomponenten heben sich auf Feldverlauf wie bei Doppelladung 7 Kondensator Definition: Ein Kondensator ist eine Anordnung von zwei geladenen Leitern, deren Ladung den gleichen Betrag Q aber unterschiedliches Vorzeichen hat. Parallele Platten Feldstärke prop. zu Ladung: E = σ/ε0 = Q/(Aε0) Potenzialdifferenz U = ϕ1 –ϕ2 = E d +Q -Q ⇒ U = (d/Aε0 )Q = k Q Potenzialdifferenz U direkt proportional zu Ladung Q Proportionalitätskonstante k hängt nur von Geometrie ab r E Q -Q ϕ2 U Gilt das auch für beliebige Anordnungen ? Gilt auch hier U = k Q ? ϕ1 Kapazität Die Proportionalität gilt für beliebige Leiteranordnungen U = k ⋅Q bzw. Q = C ⋅U Proportionalitätsfaktor C heißt Kapazität und ist definiert C= Q Ladung = U Spannung Einheit: [C ] = AsV -1 = CV −1 = F = Farad Farad sehr große Einheit, typischerweise pF (10-12F), nF (10-9F) bzw. µF (10-6F) Schaltzeichen: 8 Wozu Kondensatoren? Speicherung von Ladungen: Durch Anlegen einer Spannung Ladungstrennung, Ladungen bleiben gespeichert wenn Spannungsquelle getrennt wird Speicherung von Energie: Arbeit zur Ladungstrennung kann wieder abgegeben werden Blitzlampe Elektronik: Abstimmung von Fernseh und Radioempfängern (Senderwahl), Entstörung…. Computer: Speicher (RAM) Nachrichtenübertragung: Kapazität von Leitungen setzt maximaler Datenrate Grenzen Wie berechnet man die Kapazität? 1. Annahme: Ladung Q befindet sich auf Leiter 2. Berechnung des elektrischen Feldes 3. Bestimmung der Potenzialdifferenz U zwischen den Leitern 4. Kapazität C aus Definition C = Q/U berechnen 9 +Q r E −Q Plattenkondensator A Zwei parallele Platten mit Fläche A im Abstand d Wenn A → ∞ (bzw. in Praxis A >> d2), dann ist Feld homogen Es gilt für (angenommene) Ladung Q E= σ Q = ε0 ε0 A U = ϕ 1 − ϕ 2 = ∫ Edr = E d ϕ2 ϕ1 d ⇒ U= Q Q ⋅d = ε0 A C C = ε0 ⋅ A d Beispiel: Plattenkondensator A=1m2, d=1 mm C= 8.854 10-9F = 8,8nF Änderung des Plattenabstandes Kondensator wird aufgeladen Ladung Q auf Platten Spannungsquelle abgetrennt Was passiert wenn der Plattenabstand verändert wird? 10 Änderung des Plattenabstandes Die Kapazität eines Plattenkondensators nimmt wegen C = ε0 A d beim Auseinanderziehen der Platten ab. Da die Ladung unverändert ist, muss wegen U=Q/C die Spannung steigen. Ladung bleibt erhalten Ladung ändert sich nicht mit Geometrie Wenn die Spannung angelegt bleibt, dann ändert sich die Ladung Kapazität einer Kugel Wie groß ist die Kapazität einer Kugel mit Radius r? U = ϕi − ϕa = Q 4π ε0 ⎛1 1 ⎞ ⋅ ⎜⎜ − ⎟⎟ ⎝ ri ra ⎠ ra → ∞ C = 4 πε 0 r Potenzial des Kugelkondensators Äußere Kugel wird ∞ groß Kapazität einer Kugel Beispiele für Kapazitäten: Stecknadelkopf: 0.11pF Fußball: 16pF Erde: 700µF 11 Kapazität einer Kugel Wie groß ist die Kapazität einer Kugel mit Radius r? ϕ kugel = Q 1 ⋅ 4π ε 0 r Potenzial einer Kugel ϕ∞ ≡ 0 Feld endet im ∞ U = ϕ kugel − ϕ ∞ = ϕ kugel = Q C C = 4π ε 0 r Kapazität einer Kugel Beispiele für Kapazitäten: Stecknadelkopf: 0.11pF Fußball: 16pF Erde: 700µF Kapazität eines Kugelkondensators r r E =0 r E +Q −Q r r E =0 ϕi Leitende leitender Kugel mit ri und Ladung Q: r > ri radiales Feld E∝r-2 bzw. ϕ∝r-1 Auf leitender Kugel ra Ladung – Q influenziert Kugel ra ist Äquipotenzialfläche 2 ri 2 ra ϕi = Q 1 ⋅ 4π ε 0 ri U = ϕi − ϕa = ϕa ϕa = Q 1 ⋅ 4π ε 0 ra Q ra − ri ⋅ 4π ε 0 ra ri C = 4π ε 0 ⋅ ra ri ra − ri 12 Zylinderkondensator a Geladener Leiter: E∝ r-1 bzw. ϕ ∝ ln(r) b C = 2π ε 0 L L b ln a Innenleiter Außenleiter (Abschirmung) Anwendung: Koaxialkabel (Antennenkabel) Typischer Wert 50pf/m Reihen bzw. Serienschaltung von Kondensatoren: Ladung q1 aus Quelle ⇒ Influenz Ladung - q1 Ladung – q1 fehlen auf verbundener Platte ⇒ +q2 = -q1 Ladung +q2 ⇒ Influenz von –q2 q = q1 = q2 U ges = U 1 + U 2 C C1 2 -q1 +q2 -q2 U1 U2 U +q1 Cges = q q = U ges U 1 +U 2 1 1 1 U U C1C2 = 1+ 2 = + bzw . Cges = Cges q q C1 C2 C1 + C2 Gesamtkapa zität immer kleiner als kleinste Teilkapazi tät bzw. für n - Kondensatoren in Reihe (Serie) n 1 1 =∑ Cges i =1 Ci n - gleiche Kondensatoren in Reihe 1 Cges = Ci < Ci n 13 Parallelschaltung von Kondensatoren: +q1 und +q2 bzw. –q1 und –q2 leitend verbunden ⇒ gleiches Potenzial U = U1 = U 2 C1 -q1 q ges = q1 + q2 +q1 U1 C2 -q2 Potenzialdifferenzen auch gleich +q2 U2 q ges q1 q 2 + = C1 + C2 U U U bzw. für n - Kondensatoren parallel Cges = = n Cges = ∑ Ci i =1 n - gleiche Kondensatoren parallel Cges = nCi U Arbeit beim Laden eines Kondensators q ∆q r 1. Ladung ∆q wird von ∞ auf den Kugelkondensator gebracht: Arbeit δW um Ladung ∆q gegen die bereits vorhandenen Ladungen q auf den Kondensator zu bringen δW = ∆q (ϕkugel – ϕ∞) 2. ϕkugel = q/(4πε0r) ϕ∞ = 0 3. Kugelkondensator Kapazität C = 4πε0r 1&2&3 ⇒ δW = ∆q q/C 14 Anfang q = 0 Ende der Aufladung q = Q0 Gesamte Energie W = Q0 ∫ δW = 0 W el = 1 C Q0 ∫ q dq = 0 1 1 2 Q 0 Q 02 q 0 = C2 2C 1Q2 1 bzw. mit Q = C U ⇒ W el = CU 2 2 C 2 Im geladenen Kondensator gespeicherte Energie Vorstellung: Energie ist in dem aufgebauten Feld gespeichert Energiedichte w = W/V Energie/Volumen w= 1 ε 0E 2 2 Gilt im ganzen Raum 15