die tigermücke - Landesagentur für Umwelt

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DIE TIGERMÜCKE
Filippo Cassina, Christian Valorzi, Romano Kohlmayer, Edith Bucher
Biologisches Labor, Landesagentur für Umwelt 2014
1
Stechmücken…
• Insekten der Familie Culicidae, Ordnung Diptera (Zweiflügler)
- 2 Paar Flügel, eines davon ist zu Halteren (Schwingkölbchen)
umgewandelt;
- 3 Beinpaare;
- Körper besteht aus Kopf, Brust und Hinterleib
• weltweit 3.540 Arten
• Ernährung:
- Männliche Tiere ernähren sich ausschließlich von zuckerhaltigen
Säften (z.B. Nektar und Honigtau)
- Weibliche Tiere können sich zwar auch von zuckerhaltigen Säften
ernähren, für die Produktion und Entwicklung der Eiern benötigen
sie aber eine Blutmahlzeit.
Je nach bevorzugtem Wirt unterscheidet man
- ornitophile (Vögel)
- batracophile (Frösche)
- mammophile/antropophile (Säugetiere/Menschen) Arten sowie
- Generalisten (nicht wirtsspezifisch)
Die Stechmücken (=Culicidae) sind Insekten der Ordnung Diptera (Zweiflügler).
Sie besitzen zwei Paar Flügel, das zweite Paar ist zu Schwingkölbchen
(=Halteren) reduziert, die der Flugstabilisation dienen.
Die Familie der Culiciden umfasst weltweit 3540 Arten.
Die Männchen ernähren sich ausschließlich von zuckerhaltigen Säften wie Nektar
oder Honigtau. Die Weibchen können sich auch von zuckerhaltigen Säften
ernähren, für die Produktion und Entwicklung der Eiern benötigen sie aber eine
Blutmahlzeit.
Je nach Wirtsspezialisierung unterscheidet man ornitophile (auf Vögel
spezialisierte), batracophile (auf Frösche spezialisierte) und
mammophile/antropophile (auf Säugetiere/auf Menschen spezialisierte) Arten
sowie Generalisten (nicht wirtsspezifisch).
2
Häufige Stechmücken in Italien
• Gattung Anopheles
•
•
•
•
Anopheles
sticht nachts
kann den Erreger der Malaria (Plasmodium) übertragen
Körperhaltung schief zur Unterlage
auf Vögel und Säugetiere spezialisiert
• Gattung Culex
Culex/Aedes
• sticht nachts
• Überträger viraler Krankheiten (West-Nil-Fieber,
Enzephalitis)
• Körperhaltung +/- parallel zur Unterlage
• auf Vögel und Säugetiere spezialisiert
• Gattung Aedes
• Tigermücke (Aedes albopictus)
• sticht auch tagsüber
• Überträger zahlreicher viraler Krankheiten (Dengue,
Chikungunya)
• Körperhaltung +/- parallel zur Unterlage
• bevorzugt Säugetiere/Mensch, auch Generalisten
Aedes albopictus
In Italien kommen 65 Stechmückenarten vor, die vorwiegend den folgenden drei
Gattungen angehören:
- Die Gattung Anopheles, bekannt als Überträger der Malaria, eine in Afrika,
Südamerika und Südostasien häufig verbreitete Krankheit. Die Arten der Gattung
Anopheles stechen nachts. Sie nehmen auf einer Unterlage eine schiefe
Körperhaltung ein.
- Auch die Stechmücken der Gattung Culex sind nachtaktiv. Sie sind Vektoren für
eine Reihe von exotischen Krankheiten, wie zum Beispiel Enzephalitis oder
West-Nil-Fieber. Die Körperhaltung ist parallel zur Unterlage.
- Die Gattung Aedes umfasst unter anderen die Tigermücke (Aedes albopictus).
Die Arten dieser Gattung sind tagaktiv und können ebenfalls Viruskrankheiten
übertragen, wie zum Beispiel das Dengue-Fieber (übertragen vor allem durch
Aedes aegypti) und Chikungunya (endemische, virale Erkrankung mit Fieber,
übertragen von Aedes albopictus).
3
Entwicklungszyklus
1.
2.
3.
4.
Die Eier werden in der
Nähe kleiner Wasseransammlungen abgelegt.
Erst wenn die Eier von
Wasser überflutet
werden, können die Larven
ausschlüpfen.
Nach vier Häutungen
verpuppen sich die Larven.
Metamorphose
Aus den Puppen schlüpfen
die erwachsenen Mücken.
4
1
1
3
2
Dauer eines Entwicklungszyklus von der Eiablage bis zur erwachsenen
Tigermücke: im Frühjahr etwa 15 -20, im Hochsommer jedoch nur 6-8 Tage!
Der Entwicklungszyklus ist holometabol und umfasst vier Stadien: EI LARVE
PUPPE ERWACHSENE MÜCKE. Die Entwicklung der Larven und Puppen
erfolgt im Wasser.
1 - Die Eiablage erfolgt in der Nähe einer Wasseransammlung. Die Art der
Eiablage variiert je nach Art. Einige Mücken legen ihre Eier unmittelbar auf der
Wasseroberfläche ab (entweder einzeln (Gattung Anopheles) oder in Form eines
Floßes (Gattung Culex), andere nützen feuchte Oberflächen in unmittelbarer
Nähe von - auch kleinsten - Wasseransammlungen (z.B. die Tigermücke).
2 - die schlüpfenden Larven sind Filtrierer, sie ernähren sich von tierischem und
pflanzlichem Detritus. Die Larven durchlaufen bis zum Puppenstadium vier
Häutungen des Chitinaußenskeletts.
3 - Im Puppenstadium wandelt sich die Larve in die erwachsene Mücke um
(Metamorphose). Das Puppenstadium dauert etwa 2-3 Tage. In dieser Zeit nimmt
das Tier keine Nahrung auf.
Die Entwicklung vom Ei bis zur Mücke verläuft in Abhängigkeit von der
Temperatur in etwa 6 bis 30 Tagen. Je nach Art und Umweltbedingungen wird
der Entwicklungszyklus einmal (univoltin = eine Generation pro Jahr) oder
mehrmals (multivoltin = mehrere Generationen pro Jahr; zum Beispiel
Tigermücke) durchlaufen.
4
Unterschiede zwischen Larve und Puppe
Larve
•
•
•
ernährt sich von tierischem und
pflanzlichem Detritus
Brust (Thorax) ohne Gliedmaßen
jedes Körpersegment trägt
Borstenbüschel
Hinterleib (Abdomen) endet mit
einem Atemrohr, ist mit Borstenbüscheln und 4 Analpapillen zur
Fortbewegung ausgestattet
Puppe
•
•
•
Kopf und Brust verschmelzen
zum Cephalothorax mit zwei
Fortsätzen für die Atmung
schlanker, gekrümmter
Hinterleib endet in eine
flossenähnliche Struktur
nimmt keine Nahrung auf
Unterschiede zwischen Larve und Puppe:
LARVE
-Mundapparat mit Bürsten zum Filtrieren der Detrituspartikel
-Brust ohne Gliedmaßen, jedes Körpersegment trägt lediglich Borstenbüschel
-Hinterleib endet mit einem Atemrohr, ist mit Borstenbüscheln und 4 Analpapillen
zur Fortbewegung ausgestattet
PUPPE
-Im Puppenstadium erfolgt die letzte Häutung. Während der Metamorphose
vereinen sich Kopf und Brust zum Cephalothorax. Dieser ist mit zwei Fortsätzen
ausgestattet, die der Atmung dienen.
-Der Hinterleib ist schlank und gekrümmt, besitzt eine Art kleiner Flosse zur
Fortbewegung.
5
ökologische Bedeutung der Mücken
“…sie dienen zum Blutsaugen, sind sehr lästig und verderben einem den Sommer …”
• Die Larven sind Nahrung für viele
Fische und Amphibien.
• Die erwachsenen Mücken (vor
allem die männlichen) ernähren sich
von Blütennektar und werden so zu
Bestäubern.
Sie sind wichtige Nahrungsquellen
für Vögel und Fledermäuse.
• Insbesondere in den arktischen
Ökosystemen sind die Stechmücken
ein wichtiges Glied in der
Nahrungskette.
Die Mücken sind sowohl im Lebensraum Wasser als auch in der Luft von
ökologischer Bedeutung.
Larven und Puppen sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele Fische.
Erwähnenswert ist auch die Bestäuber-Funktion der erwachsenen Mücken,
insbesondere der Männchen. Die erwachsene Mücke dient außerdem als
Nahrung für Vögel und Fledermäuse.
6
Morphologie der Mücke
Mundapparat
KOPF
Antenne
Taster
Bein
BRUST
Vorderflügel
HINTERLEIB
• Körper gegliedert in
– Kopf
– Brust
– Hinterleib
• 3 Beinpaare
• nur Vorderflügel vorhanden
• Hinterflügel sind in
Schwingkölbchen (Halteren)
umgewandelt Flugstabilisation
• Geschlechtsdimorphismus
Schwingkölbchen
Wie bei allen Insekten ist der Körper der Mücken in Kopf, Brust und Hinterleib
gegliedert und mit drei Beinpaaren ausgestattet. Mücken besitzen zwei Paar
Flügel, das zweite Paar ist zu Schwingkölbchen (=Halteren) reduziert, die der
Flugstabilisation dienen.
Geschlechtsdimorphismus: Männliche und weibliche Individuen können nicht nur
aufgrund ihrer Geschlechtsorgane unterschieden werden.
7
Geschlechtsdimorphismus
• Männchen:
Taster
– auffallend stark
gefiederte Antennen
– saugender Mundapparat
– lange Labialtaster
Antenne
• Weibchen
– kaum gefiederte
Antennen
– stechend-saugender
Mundapparat
– kurze Labialtaster
Antenne
MÄNNCHEN WEIBCHEN
Das Weibchen besitzt kaum gefiederte Antennen, einen stechend-saugenden
Mundapparat und sehr kurze Labialtaster.
Im Gegensatz dazu sind die Antennen des Männchens stark gefiedert. Mit ihnen
nehmen sie die vom Weibchen im Flug produzierten Geräusche wahr (wichtig für
die Paarung). Der Mundapparat ist saugend und weist zwei gut entwickelte
Labialtatster auf.
Die Begattung erfolgt im Flug. Das Weibchen speichert das empfangene
Sperma, so dass ohne weitere Begattung zahlreiche Eier befruchtet werden.
Die Begattung erfolgt im Allgemeinen bald nach dem Schlüpfen der Adulttiere.
Kurz nach der Begattung braucht das Weibchen eine Blutmahlzeit, damit sich die
Eier entwickeln können.
8
Der weibliche Mundapparat
• wird von 6 Stiletten
gebildet:
•
•
•
•
•
1 Oberlippe
2 Mandibeln
1 Hypopharinx
2 Maxillen
eingebettet in einer
verlängerten Unterlippe
Oberlippe
Mandibeln
Hypopharinx
Maxillen
Unterlippe
• gerinnungshemmender
Speichel
Der stechend-saugende weibliche Mundapparat wird von folgenden Stiletten
gebildet:
1 Oberlippe
2 Mandibeln
1 Hypopharinx
2 Maxillen
Die Unterlippe dient als eine Art Schaft, der die anderen Mundelemente
umschließt.
Vor dem eigentlichen Blutsaugen spritzt die Mücke eine gewisse Menge Speichel
mit einer Mischung aus gerinnungshemmender Substanz und
Verdauungsenzymen. Dadurch wird die Haut des Wirtes gereizt, und es sammelt
sich mehr Blut an der Stelle des Stiches.
9
Die Tigermücke
(Aedes albopictus)
Identikit
• schwarzer Körper mit
weißen Streifen auf
Kopf, Brust, Hinterleib
und Beinen
• Körpergröße: 4-10 mm
• dorsale weiße Linie auf
Kopf und Brust
Die Tigermücke gehört zur Gattung Aedes. Sie besitzt eine charakteristische
schwarzweiße Körperzeichnung. Die Körpergröße variiert zwischen 4 und 10
mm. Ein typisches Merkmal der Tigermücke ist die dorsale, weiße Linie auf Kopf
und Brust (roter Pfeil).
10
Herkunft und Verbreitung
Herkunftsgebiet
Verbreitung Anfang
der 90er Jahre
Quelle: http://it.wikipedia.org/wiki/Aedes_albopictus
• Herkunftgebiet Südostasien
• Ausbreitung durch den Transport von
Altreifen gefördert
• 1990 erster Nachweis in Genua
Die Tigermücke stammt ursprünglich aus Südostasien. Die Globalisierung,
insbesondere der Handel und Transport von Altreifen, hat die rasche Ausbreitung
außerhalb des ursprünglichen Verbreitungsareals gefördert. Auch die Einfuhr von
„Lucky Bamboo“ hat zur Verbreitung der Art beigetragen.
In Italien wurde die Art erstmals 1990 in Genua festgestellt. Innerhalb weniger
Jahre hat sie ganz Italien besiedelt. Bis heute hat sich die Tigermücke in vielen
europäischen Ländern ausgebreitet (Albanien, Belgien, Bosnien-Herzegowina,
Kroatien, Frankreich, Griechenland, Italien, Holland, Serbien, Montenegro,
Slowenien, Spanien und Schweiz).
11
Ausbreitung der Tigermücke in Italien
• hohe ökologische
Anpassungsfähigkeit: kommt
mit klimatischen Bedingungen
der mittleren Breiten zurecht
• Warentransport und
Tourismus als Ursache für die
weltweite Verbreitung in
kürzester Zeit
• mehrere Mückengenerationen
pro Jahr (multivoltin)
• Eiablage in unmittelbarer
Nähe von kleinsten
Wasseransammlungen
• kälteresistente, den Winter
überdauernde Eier (Diapause)
Fonte: http://www.regione.fvg.it/rafvg/cms/RAFVG/salute-sociale/zanzara-tigre/FOGLIA1/
Die erfolgreiche Ausbreitung der Tigermücke ist auf eine Reihe von Faktoren
zurückzuführen:
•hohe ökologische Anpassungsfähigkeit: Die Tigermücke kommt mit den
klimatischen Bedingungen der mittleren Breiten zurecht.
•Der Warentransport über große Distanzen sowie der Tourismus haben die
weltweite Ausbreitung der Tigermücke gefördert. Die Tigermücke fliegt im
Allgemeinen nicht sehr weit (<200m). Ihre Ausbreitung kann durch den Wind
gefördert werden (passive Verfrachtung).
•Die Tigermücke hat mehrere Generationen pro Jahr, dadurch kann die
Populationsdichte lokal rasch ansteigen.
•Im Unterschied zu anderen Mückenarten legt die Tigermücke ihre Eier in der
unmittelbaren Nähe kleinster Wassermengen ab. Die Larven wurden zum
Beispiel auch in einer Einbuchtung auf der Oberseite eines Gartenpfahls oder in
kleinsten Wasserpfützen auf liegen gelassenem Cellophan nachgewiesen.
•Im Herbst (bei abnehmender Tageslänge und sinkenden Temperaturen)
produziert die Tigermücke kälteresistente, den Winter überdauernde Eier
(Diapause-Eier). Diese können auch Trockenperioden für mehrere Monate
überstehen. Im Stadtgebiet sind die Tigermücken-Eier z.B. in Straßenabläufen
zusätzlich vor dem Winterfrost geschützt. Die Larven schlüpfen erst im folgenden
Frühjahr.
12
Eigenschaften der Tigermücke
• Sie sticht untertags, während der Sommermonate
vor allem am frühen Vormittag und am späten
Nachmittag.
• Obwohl sie den Menschen bevorzugt, saugt sie auch
Blut von Vögeln, Reptilien, Amphibien und
Haustieren.
• Für eine Blutmahlzeit kann sie
auch verschiedene Wirte stechen.
• Sie ist ein potentieller Überträger
von Arboviren.
Die Tigermücke ist tagaktiv, während der warmen Sommermonate fliegt sie vor
allem am frühen Vormittag und am späten Nachmittag. Obwohl sie den
Menschen bevorzugt, saugt sie auch Blut von Vögeln, Reptilien, Amphibien und
Haustieren. Für eine Blutmahlzeit kann sie auch verschiedene Wirte stechen.
Diese Verhaltensweise erhöht das Risiko einer eventuellen
Krankheitsübertragung.
13
Die Tigermücke als Krankheitsüberträger
• Sie kann über 20 verschiedene Arboviren übertragen, darunter Erreger
von manchmal tödlich verlaufenden Infektionskrankheiten wie DengueFieber, West-Nil-Fieber (Flavivirus) und Chikungunya (Alfavirus).
• Emilia-Romagna, August 2007: fast 250 Fälle von Chikungunya, einer
akuten fiebrigen Erkrankung
Quelle: http://zanzara-tigre.clickstore.it/zanzara-tigre-impariamo-a-conoscerla
Die Tigermücke kann verschiedene Arboviren (= Viren, die von Arthropoden
übertragen werden) übertragen und dadurch, manchmal auch tödlich verlaufende
Krankheiten verursachen, zum Beispiel:
- Dengue-Fieber (bei schwerem Krankeitsverlauf: Hämorrhagisches
Denguefieber)
-West-Nil-Fieber (kann von neurologischen Komplikationen wie Enzephalitis oder
Meningitis begleitet sein)
-Chikungunya (Fieber, Kopfschmerzen, Gelenksbeschwerden, Hautausschlag)
Im August 2007 kam es in der Emilia Romagna zum Ausbruch einer
Chikungunya-Epidemie mit über 200 registrierten Fällen. Die Abbildung erklärt
schematisch die Übertragung des Chikungunya-Virus von Individuum zu
Individuum: Die Tigermücke sticht eine infizierte Person und kann das Virus dann
auf eine gesunde Person übertragen.
14
Biologie/Ökologie der Tigermücke
• Wirtsfindung mit Hilfe der Sinnesorgane (Antennen) durch
Wahrnehmung von Körperwärme und Körperausdünstung
(ausgeatmetes Kohlendioxid sowie organische Moleküle, die über die
Haut abgegeben werden) sowie von Bewegungen
• nimmt Gerüche bis zu einer Entfernung von 70 m,
CO2 bis zu einer Entfernung von 20 m wahr
• fliegt meistens nicht höher als 1-2 m über dem Boden und legt
keine großen Entfernungen zurück (max. 200 m)
• hält sich im Freien bevorzugt an geschützten, kühlen, schattigen
Orten mit Hecken und Sträuchern oder hohem Graswuchs auf
• bevorzugt für die Eiablage – im Unterschied zu anderen heimischen
Stechmückenarten - kleine Wasseransammlungen im städtischen
Siedlungsgebiet
Bei der Wirtsfindung sind neben der visuellen Wahrnehmung auch Geruch und
Körperwärme des Wirtes von Bedeutung. Die Tigermücke wird durch
ausgeatmetes Kohlendioxid und ausgedünstete Geruchsstoffe (wie Milchsäure
oder Aceton) angelockt, die sie mit ihren Antennen wahrnimmt.
Tigermücken-Weibchen registrieren außer Schweiß auch die Bewegungen des
Wirtes. Sie nehmen Gerüche bis 70 m, Kohlendioxid bis 20 m entfernt wahr.
Sie fliegen im Allgemeinen nicht höher als 1-2 m über dem Boden und nicht
weiter als 200 m. Sie suchen Unterschlupf an geschützten, windstillen Standorten
in kühlen, schattigen Habitaten (Hecken, Sträucher, hohes Gras). Im Unterschied
zu anderen heimischen Stechmückenarten bevorzugt die Tigermücke kleinste
Wasseransammlungen für die Eiablage, die sie vor allem im städtischen
Siedlungsgebiet reichlich vorfindet.
15
Geeignete Standorte für die Eiablage
• Brutstätten im natürlichen
Lebensraum
•
– Baumhöhlen
– Blattachseln
– Felseinbuchtungen
• Bruststätten im städtischen
Siedlungsraum
– Straßenabläufe, Rinnsteine und
Gossen
– Behälter: Flaschen, Dosen, Gläser,…
– Gießkannen, Eimer, Schüsseln
– Blumenuntersetzer, Tränken,
Regentonnen, Plastikplanen
– verstopfte Regenrinnen
– Altreifen
– dekorative Gartensteine mit
Vertiefungen
Quelle:
http://www.zanzaratigreonline.it/Lineeguidaperglioperatori.aspx
In natürlichen Lebensräumen nützt die Tigermücke Baumhöhlen oder
Felseinbuchtungen für die Eiablage. Der städtische Siedlungsraum bietet ihr eine
große Auswahl an geeigneten Standorten für die Eiablage.
16
Tigermückenerhebung in Südtirol
• Zielsetzung: Kenntnisse über die TigermückenVerbreitung und Erfassung der saisonalen
Populationsdynamik
• Zweck: Vorraussetzung für das Ergreifen von
Maßnahmen im Falle des Auftretens einer
epidemischen Erkrankung, die durch die Tigermücke
verbreitet wird
• Methode: Verwendung von Eiablagefallen, indirekte
Methode zur quantitativen Abschätzung der
Populationsdichte
Auf Grund der potentiellen Gesundheitsgefahr der Tigermücke investieren die
öffentlichen Ämter (Department für Gesundheitsvorsorge, Umweltagenturen,
usw.) seit längerem Zeit und Geld für die Erhebung der Tigermücke mit dem Ziel,
die Verbreitung und die saisonale Populationsdynamik zu erfassen. Der Vergleich
der ökologischen Ansprüche der Tigermücke mit meteorologischen Daten
(Temperatur, Niederschlag, relative Luftfeuchtigkeit) ermöglicht die Entwicklung
von Modellen zur Vorhersage der zukünftigen Verbreitung der Tigermücke [zum
Beispiel das vom Istituto Agrario di S.Michele all‘Adige 2011 entwickelte Modell
Roitz et al (2011) - Climatic Factors Driving Invasion of the Tiger Mosquito
(Aedes albopictus) into New Areas of Trentino, Northern Italy. PLoS ONE 6(4):
e14800].
Die Kenntnis der Verbreitung und der Populationsdynamik der Tigermücke in
einem bestimmten Gebiet ist eine wichtige Voraussetzung, um bei eventuellem
Ausbruch einer epidemischen Viruserkrankung, die durch die Tigermücke
übertragen wird, rasch und gezielt Maßnahmen zur Abtötung der erwachsenen
Mücken zu planen und umzusetzen.
Die Erhebung der Verbreitung der Tigermücke basiert auf der Verwendung von
Eiablagefallen. Diese Methode erlaubt eine indirekte, quantitative Abschätzung
der Populationsdichte durch Auszählen der abgelegten Eier.
17
Eiablagefalle (Ovitrap)
• besteht aus einem schwarzen,
mit Wasser gefüllten
Plastikbecher mit
eingetauchtem Holzfaserstab
= idealer Standort für Eiablage
• Beprobung erfolgt in
regelmäßigen Zeitabständen
(wöchentlich oder alle zwei
Wochen)
• Die auf dem Holzfaserstab
abgelegten Eier werden am
Stereomikroskop ausgezählt.
Eiablagefallen bestehen aus einem schwarzen, mit Wasser gefüllten
Plastikbehälter. Im Innern befindet sich ein Holzfaserstab, auf den die
Tigermücke ihre Eier (knapp oberhalb der Wasseroberfläche) ablegt. Die
Eiablagefallen sind für die Tigermücke ein attraktiver Standort für die Eiablage.
Die Beprobung erfolgt in regelmäßigen Zeitabständen (wöchentlich oder alle zwei
Wochen). Nach der Beprobung werden die abgelegten Eier im Labor am
Stereomikroskop ausgezählt (siehe Abbildung).
18
70
Bozen 2013
Woche 32: 1.-8.8.2013
Bozen
60
50
18.7.-31.10.2013
durchschnittliche Anzahl
an Eiern pro Falle
40
30
20
10
0
30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44
Woche Nr.
Populationsdynamik wird
beeinflusst von:
• Temperatur
• Niederschlag
• relativer Luftfeuchtigkeit
Anzahl Eier
0
1-10
11-50
51-100
101-300
>300
keine Daten
2013 wurden in Bozen 50 Eiablagefallen ausgebracht und wöchentlich beprobt.
Die Untersuchungsergebnisse bestätigten die starke Präsenz der Tigermücke im
Bozner Stadtgebiet.
Die Graphik rechts oben stellt die durchschnittliche Anzahl nachgewiesener Eier
im Zeitraum vom 18. Juli bis 31. Oktober 2013 dar. Die höchste Eiablagerate
wurde in der ersten Augustwoche (Woche 32: 1.-8.8.2013) festgestellt. Danach
nahm die durchschnittliche Eiablagezahl kontinuierlich ab mit Ausnahme eines
vorübergehenden zweiten Anstiegs in den ersten beiden Septemberwochen (in
den Wochen 36-37: 29.8.-12.9.2013). Im Oktober wurden kaum mehr Eier
nachgewiesen.
Die Abbildung unten links vermittelt eine Übersicht der Verteilung der
Probenstellen in Bozen und verdeutlicht die Belastung in der ersten Augustwoche
(Woche 32: 1.-8.8.2013). Die höchsten Werte mit über 300 Eiern pro Falle
wurden in den Wohnvierteln Gries, Quirein, Europa, Neustift, Don Bosco und
Haslach sowie in den öffentlichen Grünanlagen (zum Beispiel Herzog-Park,
Mignone-Park) festgestellt. Im Stadtzentrum, am Bozner Boden und in Rentsch
war die Belastung geringer (bis 100 Eier pro Falle). In der Industriezone wurden
fast keine Eier nachgewiesen.
19
Meran 2013
70
60
50
40
30
20
10
0
Meran
27.7.-22.10.2013
durchschnittliche Anzahl
an Eiern pro Falle
31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43
Woche Nr.
Populationsdynamik wird
beeinflusst von:
• Temperatur
• Niederschlag
• relativer Luftfeuchtigkeit
Anzahl Eier
0
1-10
11-50
51-100
101-300
>300
Woche 37: 3.-10.9.2013
keine Daten
In der Gemeinde Meran wurden 10 Eiablagefallen betreut.
Die Graphik rechts oben stellt den Verlauf der mittleren wöchentlichen Eieranzahl
im Untersuchungszeitraum von Ende Juli bis Ende Oktober 2013 dar. Die mittlere
Anzahl an Tigermückeneiern stieg ab Ende Juli an und erreichte Anfang
September (Woche 37: 3.-10.9.) den höchsten Mittelwert (40 Eier pro
Eiablagefalle). Ab Mitte September (Woche 38: 10-17.9.) ging die Anzahl an
Eiern beträchtlich zurück. In den Wochen 39 (17.-24.9.), 42 (8.-15.10.) und 43
(15.-22.10.) wurden keine Eier mehr nachgewiesen.
Die Abbildung unten links vermittelt eine Übersicht der Verteilung der
Probenstellen in Meran und stellt die nachgewiesene Eieranzahl Anfang
September (Woche 37: 3.-10.9.) dar: Die höchste Belastung wurde in Untermais
(Zuegg-Park, Kasernen und nahe Interspar/Romstraße) festgestellt, der höchste
Wert erreichte über 100 Eier pro Falle. Im nördlichen Stadtbereich stiegen die
Werte nicht über 50 Eier pro Falle, im Thermenpark und längs der Passer wurden
keine Eier festgestellt.
20
Bekämpfung der Tigermücke
• Bekämpfung der Larven (Larvizide)
– Bacillus thuringensis israelensis (Bti)
• Dieses Bakterium produziert ein Toxin, das selektiv auf den
Verdauungstrakt von Mückenlarven einwirkt und diese abtötet.
– Diflubenzuron
• Diese organische Verbindung hemmt die Chitinsynthese, in der Folge
kann das Außenskelett der Larven nicht gebildet werden.
• Bekämpfung der erwachsenen Mücken (Adultizide)
– Man rät vom Einsatz dieser Art von Insektiziden ab!
• Sie wirken nur kurze Zeit und können das Problem nicht lösen.
• Sie schädigen viele andere Insektenarten u.a. Bienen.
• Der Einsatz von Adultiziden birgt das Risiko von Resistenzbildung, sie
sollten ausschließlich bei Ausbruch einer Epidemie verwendet werden.
• Vorbeugung!
Im Kampf gegen die Tigermücke kommen sowohl Mittel gegen die Larven
(Larvizide) als auch gegen die erwachsenen Mücken (Adultizide) zum Einsatz.
Larvizide sind im Vergleich zu Adultiziden wirkungsvoller, ihre Wirkung hält länger
an. Adultizide sind giftig für die Umwelt, sie schädigen viele Insekten (u.a. die
Bienen) und sollten daher ausschließlich bei Ausbruch einer Epidemie verwendet
werden.
LARVIZIDE:
•Bacillus thuringensis israelensis (Bti), ein Bakterium, das im Boden natürlich
vorkommt. Das von diesem Bakterium produzierte Toxin wirkt selektiv auf den
Verdauungstrakt der Mückenlarven (Stechmücken, Kriebelmücken) und tötet
diese ab; kurze Wirkungsdauer (bis max 10 Tage)
•Diflubenzuron: Diese organische Verbindung hemmt die Chitinsynthese, in der
Folge kann das Außenskelett der Larven nicht gebildet werden. Wirkungsdauer
etwa 3-4 Wochen
Diese Produkte werden seit geraumer Zeit mit Erfolg im städtischen
Siedlungsraum sowohl von Gemeinden als auch von den Bürgern verwendet. Im
Handel werden die Produkte als Tabletten angeboten. Sie sollen nur dort
verwendet werden, wo Wasseransammlungen nicht vermieden werden können
(Straßenabläufe, Gullys, usw.).
Die Vorbeugung spielt eine äußerst wichtige Rolle im Kampf gegen die
Tigermücke. Die folgende Abbildung gibt Ratschläge, wie man die Entwicklung
von eventuellen Brutstätten vermeiden kann. Für den Erfolg im Kampf gegen die
Tigermücke braucht es die aktive Beteiligung der Bevölkerung.
21
Was können wir Bürger tun?
22
•Periodische Reinigung der Regenwasserrinnen, Regenwassertonnen/Zisternen
mit Mückennetzen abdecken
•Verwendung von Larviziden in Gullys, vermeiden von Wasseransammlungen in
Blumenuntersetzern, Futternäpfen usw.
•Wasseransammlungen auf Abdeckplanen vermeiden
•Planschbecken und Ähnliches nach der Verwendung ausleeren
•Wasser von Blumenuntersetzern nicht in den Gully schütten sondern auf der
Wiese ausleeren
•In Teichen: Fische einsetzen, sie ernähren sich von Mückenlarven
•Kein Material im Freien anhäufen, in dem sich kleine Wassermengen sammeln
können (Altreifen, Vasen, Plastikspielzeug usw.)
Für die wirkungsvolle Bekämpfung der Tigermücke reicht der Einsatz von
Larviziden durch die öffentliche Hand nicht aus, die aktive Mithilfe der
Bevölkerung ist unerlässlich!
Hinweis: Die Tigermücke reagiert sensibel auf Luftströmungen (wird verfrachtet).
Im Haushalt kann die Verwendung eines Ventilators Abhilfe schaffen. Vor dem
Gebrauch von Insektensprays wird abgeraten!
22
Fazit
• Die Tigermücke,
ein großes, nicht zu unterschätzendes sanitäres Problem
• Ausbreitung
gefördert durch Globalisierung und Klimawandel
• Vorsorge/Bekämpfung
• Aktive Beteiligung jedes Bürgers bei der Beseitigung von
- auch kleinsten - Wasseransammlungen rund um Haus und
Hof (belebte Teiche ausgenommen)
• Dort wo Wasseransammlungen nicht vermieden werden
können (z.B. Gullys) Präventivbehandlung mittels
Larviziden
Die Tigermücke stellt ein großes, nicht zu unterschätzendes sanitäres Problem
dar, da sie nicht heimische Viruskrankheiten übertragen kann. Globalisierung von
Warenverkehr und Tourismus spielten eine große Rolle bei der Ausbreitung der
Tigermücke. Die in den nächsten Jahrzehnten vorausgesagte Klimaerwärmung
(Intergovernmental Panel on Climate Change) wird die Ausbreitung der
Tigermücke in höhere Lagen (bisher auf Gebiete unterhalb von 600 m
Meereshöhe beschränkt) und weiter nordwärts (Großbritannien, Deutschland, …)
begünstigen.
Verbreitungskarte der Tigermücke in Europa
http://www.ecdc.europa.eu/en/healthtopics/vectors/vectormaps/Pages/VBORNET_maps.aspx)
Vorbeugung ist das Schlüsselwort im Kampf gegen die Tigermücke; korrektes
Verhalten ist weitaus wirkungsvoller als die Verwendung von Insektiziden gegen
die erwachsenen Mücken.
23
Filippo Cassina, Christian Valorzi, Romano Kohlmayer, Edith Bucher
Biologisches Labor, Landesagentur für Umwelt 2014
© Wikipedia:CDC-Gathany-Aedes-albopictus-1.jpg
24
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