VIELFALT BEISPIELE DER AUS DEM PROKARYOTEN MIMIKRY-SPIEL Prokaryoten haben trotz (oder gerade wegen) ihrer einfachen Bauweise die unterschiedlichsten Lebensräume besiedelt. 4 LACTOBACILLUS BULGARICUS Eigenschaften von Prokaryoten werden von den Menschen häufig genutzt. So ernähren sich gewisse Bakterien von Milchzucker und bauen ihn zu Milchsäure ab. Die Milch wird dabei fest und säuerlich: Yoghurt (Abb. 4). Eine kurze Einführung in die Welt der Prokaryoten finden Sie im LINDER23 auf S. 45. 1 RHIZOBIUM-BAKTERIEN Nur einige Prokaryoten wie die Rhizobia sind in der Lage, Luftstickstoff (N2), der 80% unserer Luft ausmacht, so zu fixieren (NH3), dass er für den Bau von Proteinen gebraucht werden kann. Dazu leben die Rhizobia symbiotisch in den Wurzeln von Klee und anderen Fabacea (Abb. 1). So können der Klee und alle weiteren Lebewesen in der Nahrungskette von diesem Stickstoff profitieren und eigene Proteine damit aufbauen. Da diese Bakterien keine Toxine herstellen, gibt man sie absichtlich in die Milch, auf dass sie sich vermehren, gefährliche Bakterien verdrängen und die Milch so sauer machen, dass andere Bakterien darin nur schlecht überleben. Abb. 2: Hochlandrind mit einem Darm voller methanogener Prokaryoten Abb. 1: Wurzelknöllchen der Rhizobium-Bakterien 2 METHANOGENE ARCHAE Andere Prokaryoten wie die methanogenen Archae stellen ihr ATP nicht mit Hilfe der Zellatmung bereit. Sie nutzen stattdessen energiereiches Wasserstoffgas, das in den Därmen von Wiederkäuern beim Abbau von PflanzenZellwänden entsteht: H2 + CO2 = CH4 + H2O Das Methan, das dabei entweicht, ist ein starkes Treibhausgas (Abb. 2). 6 AGROBACTERIUM TUMEFACIENS 3 NEISSERIA GHONNORHEA Die Ghonnorhöe ist eine Infektionskrankheit, welche durch Bakterien ausgelöst wird. Die Bakterien können sexuell übertragen werden und haften sich an die Schleimhäute des Urogenitaltrakts, wo sie auch durch Endocytose in die Wirtszellen aufgenommen werden können (Abb. 3). Die Krankheit wird auch Tripper genannt, weil der Urin durch Entzündungen der Harnwege nur noch tröpfchenweise unter Schmerzen ausgeschieden werden kann. Da die Bakterien auch den Genitaltrakt befallen, kann die Krankheit auch zu Unfruchtbarkeit führen. Abb. 3: Ghonnorhöe Bakterien, eingefärbtes Foto eines Rasterelektronenmikroskops Abb. 5: Geysir Abb. 4: Yoghurt, eine Bakterienkultur in saurem Milieu 5 THERMOPHILUS AQUATICUS Andere Bakterien haben sich darauf spezialisiert, im kochend heissen Wasser von Geysiren zu leben (Abb. 5). Die meisten Lebewesen könnten das nicht, da ihre Proteine schon bei viel tieferen Temperaturen zerstört würden. Für menschliche Proteine kann schon hohes Fieber zu viel sein. Gereinigte Proteine von T. aquaticus werden in der Molekularbiologie bei Techniken eingesetzt, bei denen hohe Temperaturen herrschen. Zum Beispiel beim Vervielfältigen von DNA in Reagenzgläsern. Einige Bakterien befallen Pflanzenzellen. A. tumefaciens sendet dabei einen kleinen ExtraDNA-Ring in den Zellkern der Pflanzenzelle, wo diese Extra-DNA sich in das Genom der Pflanze einbaut und die Zelle dabei so umprogrammiert, dass sie beginnt Tumore zu bilden (Abb. 6). Molekularbiologen machen sich diese Eigenschaft zu nutze. Sie fügen ein Gen, das sie in der Pflanze haben wollen in einen solchen DNA-Ring ein und lassen ihn durch das Bakterium in die Pflanze bringen. So wird das ausgesuchte Gen ins Genom der Wirtspflanze eingebaut. Solche Pflanzen nennt man transgene Pflanzen. Abb. 6: Wurzelhalsgalle, ausgelöst durch das Agrobacterium tumefaciens BIO 1 – MIKROBIOLOGIE 121 - I