Mythologie KASSANDRA Kassandra war die Tochter des trojanischen Königs Priamos und seiner Frau Hekabe. Schon früh bemerkten sie, dass Kassandra etwas besonderes war und mit den Göttern in Verbindung stand, weshalb sie auch später zur Priesterin berufen werden sollte. Ihr Bruder war Paris, der mit der Entführung der schönen und göttlichen Helena den Trojanischen Krieg auslöste. Kassandra warnte auch ihren neuen Herrscher Agamemnon, dem sie nach der Aufteilung der Beute zugesprochen wurde, vor dem Tode. Er jedoch, wie all die anderen auch, glaubte ihr nicht und wurde bei seiner Heimkehr nach Mykene hinterrücks von seiner Frau Klytämnestra und ihrem Geliebten getötet. Kassandra fiel den beiden ebenso zum Opfer. Kassandra wuchs bei ihrer Tante Penthesilea auf, die sowohl mutige Anführerin als auch Königin eines Amazonenstammes war. Amazonen waren kämpferische und selbstständige Frauen, die gänzlich ohne Männer auskamen. Im Trojanischen Krieg kämpften sie gegen die Griechen. Bei ihnen wurde Kassandra im Bogenschießen, Reiten und Schwertkampf ausgebildet, was bei den Trojanern nicht Sitte war und bei ihnen nur von Männern erlernt und ausgeübt wurde. Ein tragischer Mythos, der hier zwar endet, aber doch in den Menschen weiterlebt, die um ihn wissen. Später kehrte sie dann nach Troja zu ihren Eltern zurück, um dort Priesterin zu werden oder in den Stand der Ehe zu treten. Doch der Gott Apollon, neben Athene einer der Schutzgötter der Trojaner, verliebte sich in die Heimgekehrte und beanspruchte ihre Liebe für sich. Als Beweis seiner Liebe schenkte er Kassandra die Gabe der Weissagung. Kassandra aber wies dessen göttliche Liebe zurück und wurde dafür fürchterlich von Apollon bestraft. Er spuckte ihr in den Mund und machte so jede Weissagung unglaubwürdig. Immer wenn Kassandra jetzt Visionen hatte und diese mitteilte, wurde ihr nicht geglaubt. Kassandra sagte den Trojanischen Krieg, einschließlich des hölzernen Pferdes, voraus, aber sie wurde nur ausgelacht (Kassandra-Rufe). Nach dem Fall Trojas suchte sie Schutz im Tempel der Athene, aus dem sie von Ajax dem Kleinen herausgezerrt und nach Athen verschleppt wurde. Neben dem hier geschilderten Verlauf gibt es noch weitere Versionen dieser Mythologie, eine von ihnen möchten wir Ihnen nicht vorenthalten. Bei Marion Zimmer Bradleys „Die Feuer von Troja“ wird das Ende völlig neu erzählt. Dort nämlich wird Kassandra von der wütenden Klytämnestra verschont und freigelassen. Nun zieht es sie nach Kolchis, zu ihrer letzten noch lebenden verwandten Königin Imandra, um dort Priesterin zu werden. Aber es kommt anders. Auf ihrer langen und beschwerlichen Reise trifft sie auf einen als Frau verkleideten Mann. Ohne dies zu wissen, reist Kassandra mit ihm nach Kolchis. Dort offenbart ihr der Mitreisende sein Geschlecht und seine Bestimmung. Er wurde von den Göttern auf den Weg geschickt, mit der Aufgabe, eine neue Stadt, die nach den „alten Regeln“ lebt, zu gründen. „Es ist der Traum von einer Stadt, in der die Frauen keine Sklavinnen sind und in der Männer nicht ein Leben lang Krieg führen und kämpfen müssen.“ (Epilog: S. 641) Einzige Bedingung dafür ist, dass er die Stadt mit Hilfe einer Amazone gründet. Die letzte überlebende Amazone ist Kassandra, die auch diese Chance erkennt, und dem Bau von „Utopia“ zustimmt. Nun ist Kassandra wirklich frei, frei von dem Fluch Apollons, frei von der Bedrohung der Archaier und frei von den Sittenzwängen der Trojaner.