Christoph Gahl Hipp hipp hurra mein Attika RIAS 1992, 85 Minuten Regie: Manfred Marchfelder Komposition: Helge Jörns "In 'Hipp hipp hurra mein Attika' wird der zeitgenössische Brauch, Olympiaden (und manchmal auch Gegenolympiaden) zu veranstalten, in sein Ursprungsland zurückverlegt. Schauplatz des olympischen Geschehens ist jedoch nicht jene historisch verbürgte Kultstätte des Zeus und der Hera in der altgriechischen Landschaft Elis, sondern die mächtige Polis Athen (und Schauplatz der Gegenolympiade folglich Sparta). Eingedenk seiner ganz und gar nicht historisierenden Absichten empfand es der Autor als angenehm, auf die Treue zur Überlieferung die geringste Sorgfalt verwenden zu müssen. Das Stück spielt etwa zu der Zeit, als Sophokles in die Darbietungen zu Ehren des Dionysos den dritten Schauspieler einführte. Eine Anlehnung an die Formkunst des attischen Theaters wird im Sinne des vorab Gesagten freilich nur in dem Maße angestrebt, wie der freie erfinderische Umgang mit überlieferten Materialien auch wieder davon entbindet. Dennoch: der Rahmen ist abgesteckt. Ort und Zeit wollen gekennzeichnet sein. Der Griff in die Überlieferung ist auch ohne Treue zu dieser kein Akt der Willkür. Was das für den Umgang mit Sprache bedeutet, läßt sich so wenig festlegen wie die Verwendung anderer theatralischer Elemente. Bei dem Versuch, antikes Griechenland auf die Bühne zu heben, war es für den Zeitgenossen Pflicht, ist es für den Nachfahren eine unwiderstehliche Verlockung, metrische Sprachgebung, chorischen Sprechgesang für die geeigneten Mittel zu halten. Ort und Handlung ist eine Arena in Athen vor und während des mit Spannung erwarteten Wettkampfes der berühmten Läufer-Rivalen Kastor und Dafnis. Da es sich hier um ein Hörstück handelt, drängt sich die Frage auf: Wie ist eine Wettkampfstätte im antiken Griechenland akustisch abzubilden? Volksgemurmel hat es sicher auch damals gegeben. Und ebenso darf angenommen werden, daß die alten Griechen, wenn sie sich in Athen versammelten, nicht anders als heutige Sportenthusiasten durch gellende Pfiffe, respektlose Zurufe, Beifallsstürme oder Mißfallenskundgebungen am Sportgeschehen beteiligt waren. Aber sportlicher Enthusiasmus artikuliert sich nicht nur über die Stimmbänder. Manch zünftiger Sportsfreund von heute kommt mit Tröte oder Kofferradio ins Stadion. Womit kamen die alten Griechen? http://www.hoerdat.de Und die Musik? Es geht ja nicht um irgendeinen Wettkampf, sondern um olympisches Spektakel. Da dürfen die hehren Klänge nicht fehlen. Aber Fanfaren und anderes Schmettergerät gab es im alten Griechenland noch nicht, wohl aber Chorgesang, der von Lyra und einer Schalmei mit doppeltem Rohrblatt - Aulos genannt - begleitet wurde, wobei die Instrumente die gesungene Melodie einstimmig mitspielten oder auch auszierten. Möglich, daß auch schon Schlagtrommeln und Flöten verwendet wurden. Wie also trifft man den richtigen Ton? Schließlich die Stimmen der Händler: Timokrates, Drakon, Pisistratus, Lysanders Frau treten nicht als fliegende Verkäufer auf, sondern als vollmundig tönende Werbeträger. In unseren Stadien gibt es die Banden-Werbung. In Hellas Arenen - so will es der Autor - wurde aus voller Krämerseele geschrien gebührenpflichtig, versteht sich. " (Christoph Gahl, Auszüge aus Arbeitsnotizen) Göttervater, Regisseur: Bruno Ganz Herodot, Chronist: Otto Sander Pyrrhos: Peter Fitz Proteus: Werner Rehm Aglaia: Susanna Bonasewicz Thalia: Monika Hansen Kastor: Max Volkert Martens Dafnis: Thomas Hollaender Oberpriester, ein Demagoge: Gerd Wameling Tempelknabe, ein Aufrührer: Steffen Wink http://www.hoerdat.de