11/2013 Laborinformation Hepatitis E Allgemeines Hepatitis E findet in Deutschland noch wenig Beachtung. Bis vor einigen Jahren wurde angenommen, dass es sich um eine reiseassoziierte, akute, selbstlimitierte entzündliche Lebererkrankung handelt, die nur in bestimmten Risikogruppen (Schwangere und Personen mit chronischen Lebererkrankungen) ein fulminantes Leberversagen verursachen kann. Heutzutage ist jedoch bekannt, dass das Hepatitis-E-Virus (HEV) auch in den Industrienationen vorkommt und somit auch bei uns zu autochthonen, also im Inland erworbenen Infektionen führen kann. Daher ist es notwendig HEV bei Verdacht auf eine klassische Virushepatitis in die Differentialdiagnostik mit einzubeziehen. Neue Erkenntnisse zeigen, dass die autochthone HEV-Infektion bei immunsupprimierten Patienten chronisch verlaufen und mitunter schwere Langzeitfolgen nach sich ziehen kann. In Deutschland sind die meisten Virusisolate von Patienten mit Hepatitis E dem Genotyp 3 zuzuordnen. 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Deutschland als genanntes Infektionsland Diagnostik Nachweis spezifischer Antikörper im Serum (IgG, IgM) mittels ELISA, ggf. Immunoblot. Direkter Erregernachweis (HEVRNA) mittels Real-time PCR in Stuhl, EDTA-Blut und Serum. Sequenzierung der HEV-RNA zur Genotyp-Bestimmung. Untersuchungsmaterial Stuhl, EDTA-Blut und Serum Indikation Verdacht auf akute Infektion: IgM und IgG-Antikörper, HEV-RNA. Verdacht auf persistierende/chronische Infektion: (bei Immunsupprimierten) HEV-RNA Befundinterpretation Jahr Jahr Jahr Jahr Jahr Jahr Jahr Jahr Jahr Jahr Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Graphik: Übermittelte Hepatitis E-Erkrankung nach Meldejahr, Deutschland, 2002 - 2012. Quelle: Robert-Koch-Institut Erreger Unbehülltes, sehr stabiles kleines RNA-Virus aus der Familie der Hepeviridae. Derzeit werden 5 verschiedene Genotypen beschrieben: Genotyp 1 und 2 kommen nur beim Menschen vor (in Asien, Afrika und Mittelamerika) Genotyp 3 ist eine Zoonose und kommt weltweit vor (auch in Deutschland) Genotyp 4 ist wahrscheinlich auch eine Zoonose Genotyp 5 bislang nur bei Hühnern nachgewiesen. Übertragung Übertragung fäkal-oral aber auch kontaminierte Lebensmittel oder Blutkonserven. ! Klinik Hepatitis E zählt zu den klassischen Hepatitiden und ist im Verlauf ähnlich wie die Hepatitis A. Es treten grippeähnliche Symptome, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Gelenkund Kopfschmerzen auf, die meist mit einem Anstieg der Leberenzymwerte einhergehen. Im Krankheitsverlauf entwickelt sich oft ein Ikterus. Inapparente Verläufe sind häufig. Die EBM Budgetbefreiungsziffer 32006 kann verwendet werden bei Erkrankungen oder Verdacht auf Erkrankungen mit gesetzlicher Meldepflicht Nachweis von spezifischem IgM und spezifischem IgG sind beweisend für eine akute Infektion, bei Immunsupprimierten eventuell auch für chronische Infektionen. Der Nachweis der Virusaktivität erfolgt mittels PCR. In unklaren Fällen spricht eine niedrige Avidität des spezifischen IgG für eine akute Infektion. Isoliertes IgM ohne klinische Symptomatik ist in den meisten Fällen unspezifisch! Therapie Eine Therapie der akuten HE ist bei immunkompetenten Patienten in der Regel nicht notwendig. In einzelnen schweren Erkrankungsfällen oder bei signifikanten Komorbiditäten hat sich jedoch die Gabe von Ribavirin als hilfreich und gut verträglich erwiesen. Immunsupprimierte/-defiziente Personen müssen darüber aufgeklärt werden, dass der Verzehr von unzureichend erhitzten Wildgerichten und Schweinefleisch bzw. von Rohfleischprodukten das Risiko einer HEV-Infektion in sich birgt, die zu chronischen Leberschäden führen kann. Zudem sollten Kolleginnen und Kollegen, die Immunsupprimierte betreuen, darauf achten, bei Vorliegen der beschriebenen Symptome an eine mögliche Hepatitis E zu denken, und eine Untersuchung auf HEV mittels PCR aus Serum und Stuhl veranlassen, denn eine chronische Hepatitis E ist keine harmlose Erkrankung. Rechtzeitig erkannt und behandelt ist sie in den meisten Fällen jedoch heilbar. Literatur: 1 11. MIKROGEN FRÜHJAHRSSYMPOSIUM Infektiologie – Update 2013 Epidemiologie, Diagnostik und Management wichtiger Infektionserkrankungen, 24. Juni 2013, Hotel City Hilton München http://infektiologie-hygiene.universimed.com/artikel/hepatitis-e%E2%80%9Eimmer-harmlos%E2%80%9C. MVZ Dr. Engelschalk, Dr. Schubach, Dr. Wiegel und Kollegen | Wörth 15 | 94034 Passau | Tel: 0851 95 93 00